Zusammenfassung
Die Erneuerung der marxistisch-ideologisch belasteten Universität Leipzig nach der Wiedervereinigung 1990 berührte auch ihre Bibliothek. Deren Hauptbibliothek, die Bibliotheca Albertina, war seit 1945 eine Teilruine geblieben. Ihr Wiederaufbau bei laufendem Bibliotheksbetrieb dauerte zehn Jahre und beanspruchte die Kräfte der MitarbeiterInnen stark. Auch dank umfangreicher finanzieller Mittel und mehrerer bibliothekarisch-technischer Reformen gelang es, die Beschaffung von Literatur und Medien für die neuen Professoren zu beschleunigen und zugleich das stark zersplitterte Bibliothekssystem zu modernisieren.
Abstract
After German reunification in 1990 the reform of Leipzig University, which up until then had been dominated by Marxist-Leninism, also touched its library. The central library, the Bibliotheca Albertina, had been mostly in ruins since 1945. During the ten years of reconstruction the library remained open which meant a great deal of extra work for the librarians. Due to a big influx of funds and thanks to a reorganisation of their workflow the librarians succeeded in quickly providing printed and other sources for the new professors. They also succeeded in modernizing many of the branch libraries.
1 Aktuelle Vorbemerkungen
Die Menschen in Deutschland, darunter die WissenschaftlerInnen und BibliothekarInnen im Osten und im Westen, haben seit der Friedlichen Revolution von 1989/90 viel zum „Zusammenwachsen“ im wiedervereinigten Deutschland getan und erlebt. Es ist jedoch einiges an Defiziten geblieben. Dazu gehören sowohl Elemente der materiellen wie der immateriellen Asymmetrie, zu gut Deutsch: die immer noch geringere Bezahlung von ostdeutschen ArbeitnehmerInnen, die wesentlich niedrigeren Vermögensausstattung Ostdeutscher und die geringere Repräsentanz Ostdeutscher in Leitungspositionen. Wer hören und lesen will, kann auch häufig deren Forderung nach Anerkennung von Lebens- und Berufsleistungen in dem anderen politischen und wirtschaftlichen System der DDR erleben. Darauf hat in jüngster Zeit besonders der Leipziger Germanistik-Professor Dirk Oschmann in seiner Streitschrift „Der Osten: eine westdeutsche Erfindung“ (Berlin 2023) hingewiesen. Er hat zu Recht den Finger in eine (gesamt-)deutsche Wunde gelegt und die Öffentlichkeit – allerdings mehr die ost- als die westdeutsche – aufgescheucht.[1] Dabei kann er sich auf eine solide statistische Untersuchung stützen, die u. a. resümiert hat: „Auch 30 Jahre nach der Wiedervereinigung, als westdeutsche Eliten für den Verwaltungsaufbau in Ostdeutschland gebraucht wurden, ist es heute offenbar immer noch der Westen Deutschlands, der die Elitenauswahl dominiert.“[2] Damit spricht Oschmann auch die Frage nach den HochschullehrerInnen an.
Wer heute Fragen zum Prozess der Wiedervereinigung und den nachfolgenden Reformen in den neuen Bundesländern stellt, muss im Hinterkopf behalten, unter welch enormem Zeitdruck die Akteure und betroffenen Institutionen standen. Er wird auch nicht vergessen dürfen, welche riesigen finanziellen Mittel von West nach Ost geflossen sind, welche neuen Partnerschaften zwischen den alten und neuen Bundesländern sowie zwischen den Bibliotheken, z. B. zwischen Heidelberg und Leipzig, entstanden sind und letztlich zu einem befriedigenden Ergebnis beitrugen. Die Universitätsbibliothek Leipzig (UBL) und ihre BibliothekarInnen haben dies alles erlebt und – zumindest ist dies mein heutiger Erkenntnisstand – trotz aller widrigen Arbeitsbedingungen auch wertgeschätzt. Ihnen, den Menschen, wird deshalb im Folgenden besondere Beachtung und meine persönliche Anerkennung geschenkt.
Im Jahre 2024 sind es mehr als 30 Jahre her, dass ich von der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart zur Universitätsbibliothek Leipzig wechselte und dort vom 02. Mai 1992 bis zum 31. März 2005 als Direktor tätig war. Aus jener Zeit stammen viele Zeugnisse, darunter das beiliegende Egozeugnis von 1992. Deren Einordnung und Bewertung bedürfen ebenso wie die der autobiografischen Werke der jüngsten Zeit einer empathischen Betrachtungsweise.[3] Unter den Autobiografien, die als historische Quellen von Bedeutung sind, befinden sich die umfangreichen Werke des damaligen sächsischen Wissenschaftsministers Prof. Hans-Joachim Meyer und des Leipziger Universitätskanzlers Dr. Peter Gutjahr-Löser.[4]
2 Am Ende der DDR – menschliche und bibliothekarische Aspekte
Ebenso wie der aus Bayern stammende Kanzler, der wenige Monate vor mir seinen Dienst als oberster Verwaltungschef der alten Leipziger Universität (1953–1990 Karl-Marx-Universität) angetreten hatte, gehörte ich zu den vielen „Gutwilligen“, die der Universität beim inneren und äußeren Wiederaufbau helfen wollten. Die unterschiedliche persönliche und berufliche Sozialisation Beider hat allerdings zur unterschiedlichen Betrachtung und Behandlung der Situation in Leipzig beigetragen.
Dies war die historische Ausgangslage, deren ganzen Umfang ich erst nach und nach erfuhr: Mit der Dritten Hochschulreform der DDR in der Mitte der 1960er-Jahre waren bewusst traditionelle Strukturen wie Institute und Fakultäten zugunsten von Sektionen aufgelöst worden.[5] Der Leipziger Hochschullehrer und Chronist Konrad Krause hat notiert, dass sie [die 3. Hochschulreform] „im Hochschulwesen eine frühzeitige, berufsbezogene Spezialisierung der Studierenden“ bewirkt und „zu den seit 1949 radikalsten Veränderungen im Hochschulwesen der DDR“ geführt hätten. Das Prinzip des „demokratischen Zentralismus“ mit straffen Leitungsstrukturen im Sinne des SED-Regimes hatte u. a. eine bibliothekarische Langzeitwirkung: Dieses Prinzip führte zu der neuen Bibliotheksordnung von 1968, zur Auflösung von Universitätsinstituten in Leipzig, und diese wiederum führte zur Abgabe großer Büchermengen an die zentrale Universitätsbibliothek. Die Raumsituation in der vom Krieg gezeichneten Bibliotheca Albertina verschlimmerte sich weiter. Sogar die parteinahe Presse hatte dies im Jahre 1954 bereits kritisiert und den Wiederaufbau des ruinösen Gebäudes gefordert.[6]
Die führende Sozialistische Einheitspartei Deutschlands drängte in den beiden Jahrzehnten vor dem Ende der DDR auf die verstärkte Ideologisierung auch des Studienbetriebes in Leipzig. Die Schulungen in Marxismus-Leninismus gingen an den MitarbeiterInnen der Universitätsbibliothek Leipzig nicht spurlos vorbei. Einer von ihnen, Dr. Wolfgang Orf, der als „Nomenklaturkader“ zur Führungsebene gehörte, hat dies mit der ihm eigenen Ironie und Selbstironie festgehalten. Er hielt für die Nachwelt fest, unter welchen Bedingungen die Bibliothekare jahrzehntelang gearbeitet und welche Spuren diese bei ihnen hinterlassen haben:
Vor mir liegt das am Anfang vorliegenden Buches erwähnte Protokollbuch über die zweihundertundsechzig Leitungssitzungen, an denen ich im Zeitraum von Oktober 1979 bis Januar 1985 teilnahm. Neben dienstlichen Festlegungen finden sich hin und wieder auch persönliche Kommentare. Die abzuarbeitenden Themen waren vielseitig: Jahrespläne, Wettbewerbe, Kollektive der sozialistischen Arbeit, Jugendbrigade, Leistungssteigerungen, Ideenkonferenzen, Kaderfragen, Prämienausschüttungen, allgemeine Informationen und vieles mehr. Erster Punkt der Tagesordnung lautete stets ‚Verbesserung der politisch-ideologischen Arbeit‘! Es fand keine Leitungssitzung statt, auf der nicht diese Forderung gebetsmühlenartig heruntergeleiert wurde. Daraus ist unschwer zu erkennen, dass die Parteileitung von der nonkonformistischen Einstellung ihrer Mitarbeiter nicht begeistert war. Auch an höherer Stelle wusste man längst, dass die Belegschaft der UBL zum größten Teil aus ‚bürgerlichen Elementen‘ besteht, von dem wohl kaum einer Lust verspürte, in die Partei, die ‚immer recht hat‘, einzutreten. Das taten nur ein paar Emporkömmlinge, die sich mit den sieben Gramm Blech auf dem Revers oder an der Bluse geheftet, ein einträgliches Pöstchen zu verschaffen gedachten. Ob sie auch alle von der politisch-ideologischen Orientierung ihrer Partei überzeugt waren, wage ich zu bezweifeln. […] Während die gleichgültige politisch-ideologische Haltung der Kollegen und Kolleginnen des Bereichs WI [Wissenschaftliche Information, Anm. des Verf.] immerzu gerügt wurde, gab es für die fachliche Arbeit nur Lob. Das beweisen die Vermerke im Protokollbuch, wo über Prämien, Auszeichnungen und sonstige Ehrungen befunden wurde. Ein Beispiel für diese zweigleisige Beurteilung bietet das Protokoll der Leitungssitzung vom 29.08.1983 über die Auswertung des Halbjahresplanes 1983 durch den Genossen Mewes, damals amtierender Direktor der UBL. Im Visier hat er den Bericht des Bereichs WI, insonderheit den Abschnitt über die Abt. Auskunft:
In Auskunft fachlich sehr guter Abschluß. Jedoch undifferenzierte Darbietung des Stoffes – gerade in dieser Abteilung scheinen doch Schwierigkeiten zu bestehen in Bezug auf die ideologisch-politische Darstellung.
Fazit und Beschluss:
Politisch-ideologische Arbeit differenzierter darstellen;
Vergleiche zum Vorjahr beim fachlichen Bericht bringen.
Wertende Einschätzung:
Neu aufzunehmen sind
Fördernde Faktoren und Schwierigkeiten, hemmende Faktoren.
Schlussfolgerungen für die Verbesserung der politisch-ideologischen Arbeit des Arbeitskollektivs.[7]
Seit Anfang der 1980er verstärkt sich nicht nur der ideologische Drill, auch der Zwang unbeliebten gesellschaftlichen Einrichtungen beizutreten wie dem Katastrophenschutz, der NVA oder der Zivilverteidigung. Der Beitritt erfolgte natürlich nur unter dem Banner der „Freiwilligkeit“, wie der Eintrag vom 05.05.1981 hervorhebt:
Zivilverteidigung. 15 Mitarbeiter der UBL (mit Führungsaufgaben) festlegen. Bereitschaftserklärung auf der Basis der Freiwilligkeit. Überzeugungsarbeit in Einzelgesprächen bis 07.05.1981. Einsatz: 1 bis 2 Mal pro Jahr Ausbildung. Bis Fr., 10:00 Uhr bei Scholz abgeben; entweder Bereitschaftserklärung oder Ablehnung mit Begründung. Am 11.05., 7:15 Uhr, haben sich die Kollegen, von denen Bereitschaftserklärungen vorliegen und diejenigen, die abgelehnt haben, im Vorlesungsraum einzufinden.
Nur wenige hatten den Mut, sich der Aufforderung zu widersetzen.
Der damals noch junge Bibliothekar, Kollege Frieder Netsch, der sich anläßlich einer Belegschaftsversammlung der UBL bei der über die Friedensbewegung und den Aufnäher „Schwerter zu Pflugscharen“ auf Weisung der Parteileitung diskutiert worden war, aus Frust Notizen auf einem Zettel gemacht hatte, musste dafür schwerbüßen. Eine[r] seiner Kolleginnen, eine treue Genossin, war dieser Zettel in die Hände geraten und an die Parteileitung weitergegeben worden. Als „Machwerk“ bezeichnete die Parteileitung die Notizen.
Netsch wurde lt. Protokoll vom 09.02.1982 sofort all seiner Ämter enthoben.[8]
Neben der desolaten Situation des Bibliotheksgebäudes dokumentierte Orf den bibliothekarischen Alltag und kritische sowie selbstkritische Äußerungen von MitarbeiterInnen, die keineswegs nur auf systemkonformes Verhalten und Einstellungen der Belegschaft schließen lassen.
3 Wiedervereinigung und die Folgen für die Hochschulen
Leipzig und die Menschen dieser Stadt hatten einen wesentlichen Anteil am Zusammenbruch des sozialistischen Regimes in der DDR. Als Stichworte mögen nur die „Montagsdemonstrationen“ und die „Nikolaikirche“ und ein besonderer Tag im Oktober genannt werden, der der sozialistischen Obrigkeit klarmachte: „Wir sind das Volk!“[9] Auch BibliothekarInnen beteiligten sich.[10] Die eigentlich revolutionäre Phase des politischen Umbruchs in der DDR kann zeitlich ziemlich genau bestimmt werden: Wie der Chronist Krause ausgeführt hat, begann sie am 09. Oktober 1989 mit dem „Tag der Entscheidung“ in Leipzig, wo sich eine riesige Menschenmasse in einer unblutigen Demonstration mit ihrem Willen gegen die Staatsgewalt durchsetzte. Sie endete mit dem Zusammenbruch des SED-Regimes und am 18.03.1990 mit den ersten freien und demokratischen Wahlen zur Volkskammer.[11] Nach dem Abschluss der Verträge, die zur Wiedervereinigung beider Teile Deutschlands am 03.10.1990 führten,[12] fand sich auch das bisher planwirtschaftlich orientierte Sachsen plötzlich im Kreise der nun marktwirtschaftlich orientierten Länder der Bundesrepublik Deutschland wieder.
Im Freistaat Sachsen standen nun der aus Westdeutschland stammende Prof. Kurt Biedenkopf als Ministerpräsident und der aus [Ost-]Berlin kommende Prof. Hans-Joachim Meyer als Wissenschaftsminister zwischen dem 08.11.[13] und dem 31.12.1990[14] unter enormem Zeitdruck, wichtige Entscheidungen für den neuen Freistaat zu treffen. Zehn Jahre später konnte Biedenkopf in der weitgehend wieder funktionstüchtigen Bibliotheca Albertina darauf hinweisen:
Wir hatten damals durch den Einigungsvertrag den Auftrag, innerhalb von sechs Wochen zu entscheiden, welche staatlichen Einrichtungen erhalten bleiben sollten und welche nicht. Das bezog sich nicht nur auf die Verwaltung, sondern auf alle staatlichen Aktivitäten einschließlich der Universitäten. Und bei den Universitäten war uns die Aufgabe gestellt, die eigentlich fast unlösbar war, wenn man länger darüber nachdachte, bis zum 31. Dezember 1990 zu entscheiden, welche Fakultäten bestehen bleiben sollen und welche aufgelöst werden müssen.[15]
Am 11.12.1990 hatte die sächsische Landesregierung auf der Grundlage des Artikels 13 des Einigungsvertrages die Reform der Hochschulen beschlossen. Dies bedeutete, auch bestimmte Einrichtungen der Universität Leipzig mit Wirkung vom 01.01.1991 abzuwickeln, d. h. aufzulösen.[16] In Leipzig gab es mehr als zwei Dutzend Sektionen und Institute, die sich bisher besonders stark am Marxismus-Leninismus orientiert hatten. Die betroffenen WissenschaftlerInnen und ArbeitnehmerInnen sollten in den Wartestand versetzt und über ihre Weiterverwendung befunden werden. Die Verbindung der Lehrenden mit der Ideologie war deutlich: Noch Mitte 1990 hatte die Universität 4 081 wissenschaftliche MitarbeiterInnen gezählt, von denen 51,2 % Mitglieder der SED waren. Von den 374 Professoren waren 302, d. h. 80,7 %, in der SED gewesen.[17] Der Vollzug der angeordneten Strukturänderungen und die Entlassung der „Stützen der SED-Diktatur“ im Zusammengehen mit dem Wissenschaftsministerium war für die neue Universitätsverwaltung, die selbst – wie die gesamte Universität – einen starken Personalabbau zu verkraften hatte, ein schwieriges Geschäft.[18]
Im Ergebnis zeigte sich im Jahre 2002, dass in den neuen Leipziger Fakultäten und Instituten nicht nur die kritisierten Verhältnisse der westdeutschen Hochschulen importiert worden waren, sondern dass auch ein überwiegend westdeutscher personeller Einfluss sich langfristig etabliert hatte.[19] Dabei gab es von Fakultät zu Fakultät große Unterschiede: War die Juristenfakultät zu 100 %, die Fakultät für Sozialwissenschaften zu 84 % sowie die Fakultäten für Wirtschaftswissenschaft und die für Pädagogik zu jeweils 67 % mit westdeutschen Hochschullehrern besetzt, so war dies in den naturwissenschaftlichen Fakultäten sowie in der Theologie durch die Besetzung mit Ostdeutschen eher genau umgekehrt.[20]
Schwierig hatte sich der Reformprozess der Universität von innen heraus gestaltet. Im Mai 1990 hatte sich eine „Initiative zur demokratischen Erneuerung der Universität“ gebildet, der überwiegend Naturwissenschaftler mit dem Chemie-Professor Cornelius Weiß[21] als Sprecher angehörten. Sie erzwang im Juni den Rücktritt des bisherigen regimetreuen Rektorats und die Einsetzung eines Interims-Rektorats unter der Leitung des Medizin-Professors Gerald Leutert.[22] Mit Unterstützung des Noch-DDR-Wissenschaftsministers Hans-Joachim Meyer und des im Juli zustimmenden Konzils der Universität konnten in den Folgewochen erste wichtige personelle Maßnahmen erfolgen. Belastete Leiter von Einrichtungen, denen das Vertrauen von den MitarbeiterInnen entzogen worden war, mussten zurücktreten. Aber erst mit den sächsischen Landtagswahlen vom 14.10.1990 – elf Tage nach der Wiedervereinigung – bekam die Landesregierung Biedenkopf mit dem neuen sächsischen Wissenschaftsminister Meyer den legitimierten Auftrag, die Hochschullandschaft des Freistaats neu zu ordnen.[23] Die heftigen Proteste der Studierenden im Dezember gipfelten in einem deutschlandweit beachteten Hungerstreik.[24] Sie forderten Mitsprache bei den Strukturmaßnahmen der Dresdener Regierung, handelten aber auch aus Sorge um den Fortgang ihres Studiums in einer Hochschule im Umbruch. Minister Meyer und der Leipziger Stadtpräsident Friedrich Magirius[25] halfen als Vermittler und konnten die Proteste im Januar 1991 gütlich beilegen.[26] Für das Weiterstudium sollten Studienprogramme sorgen. Meyer, der sogar am Heiligabend 1990 mit den Leipziger Studenten verhandelt hatte:
Wogegen ich die Studenten damals mehrfach verteidigt habe, war der Vorwurf westlicher Medien, aber auch von Engstirnigen in Sachsen, diese jungen Leute wollten den Sozialisten retten. Natürlich standen viele von ihnen links, wenn auch wahrscheinlich weniger als zur gleichen Zeit viele ihrer Kommilitonen an bundesdeutschen Universitäten. Worum es ihnen ging, war vielmehr, die gerade erst wieder gewonnene Demokratie ernst zu nehmen. Und hätten wir ein Jahr oder auch nur ein halbes Jahr Zeit gehabt, wären vielleicht auch viele von der Richtigkeit dieses Schrittes [der Abwicklungen im Rahmen der Erneuerung, Anm. des Verf.] überzeugt worden. Aber diese Zeit hatten wir nicht.[27]
Die von oben angestoßene Reform führte in den Folgemonaten zur Einsetzung von Gründungskommissionen mit Gründungsdirektoren, die vom Wissenschaftsminister ernannt wurden und fast ausschließlich aus Westdeutschland kamen.[28] Auf der Grundlage des Sächsischen Hochschulerneuerungsgesetzes vom 25.07.1991 wurden detailliert die inhaltliche und personelle Erneuerung in den neuen Fakultäten und Instituten nach den Prinzipien der Freiheit von Forschung, Lehre und Studium geregelt. Personalkommissionen sollten für die personelle Erneuerung unter Entfernung von Stasi-MitarbeiterInnen sorgen.[29] Auch die Universitätsbibliothek mit ihren MitarbeiterInnen war davon betroffen. Am 11. März 1991 hatte bereits die Amtszeit eines vom Konzil der Universität frei gewählten Rektorats begonnen. Rektor war seitdem der schon erwähnte Chemie-Professor Cornelius Weiß. Für die Bibliothek zuständig war der Theologie-Professor Günther Wartenberg[30]. Der direkte Vorgesetzte des Bibliotheksdirektors war der aus Bayern gekommene Jurist Peter Gutjahr-Löser.
4 Die Universitätsbibliothek inmitten des Erneuerungsprozesses
Mein Dienst als Direktor der UBL begann im Mai 1992 mit der Aushändigung der Ernennungsurkunde in Dresden und mit der feierlichen Einführung im alten Senatssaal der Leipziger Universität. Der als Interims-Direktor vom Rektorat eingesetzte Leiter der Handschriftenabteilung, Dr. Dietmar Debes, wurde verabschiedet. Er wurde noch im November 1992 mit der Ehrenpromotion für seine wissenschaftlichen Leistungen geehrt. In der DDR-Zeit hatte Debes erfolgreiche Versuche abgewehrt, aus den Sammlungen Stücke für die Erwirtschaftung von Devisen zu verkaufen. Er unterstützte mich in der ersten Zeit und nahm bis Juni 1992 an den Leitungssitzungen teil, in denen vorerst die AbteilungsleiterInnen weiteramtierten.[31]
Was ich also vorfand, war Leipzig, eine geschichtsträchtige Stadt mit verfallenden alten Gebäuden, eine Universität im vollen Erneuerungsprozess und eine stark verunsicherte Belegschaft in der Universitätsbibliothek mit der Bibliotheca Albertina als Teilruine (Abb. 1). Deshalb ergaben sich gleich vom ersten Diensttag an vier Hauptaufgaben für mich, wobei die ersten drei Punkte gleichzeitig angegangen werden mussten:
Sicherung der Arbeitsplätze der MitarbeiterInnen
Wiederaufbau des Hauptgebäudes der Universitätsbibliothek
Verbesserung der Literaturversorgung der Wissenschaftler und Studierenden
Schutz und Restaurierung der Bestände
Das eigentliche Problemjahr war 1993. Im Frühjahr 1993 wurde eine große Zahl von Professoren berufen, die umfangreiche Forderungen an die Literaturversorgung stellte. Zu dem Zweck richtete die UBL eine Koordinierungsstelle „Berufungen“ ein. Diese nahm die Literaturwünsche – meist in maschinenschriftlicher Listenform – entgegen und steuerte deren Bearbeitung im Bibliothekssystem.[32] Die Universitätsleitung hatte im Juli 1992 insgesamt 138 Professorenstellen der Vergütungsgruppen C2 bis C4 ausgeschrieben, deren Fächer von der Ethnologie über die Historischen Hilfswissenschaften bis zur Veterinär- und Humanmedizin reichten.[33]

Bibliotheca Albertina: Ruine, 1953. Foto: Deutsche Fotothek/Roger u. Renate Rössing
Aber auch noch andere Faktoren beeinflussten stark das bibliothekarische Geschehen: Als ich im Jahre 1992 angekommen war, hatte die Universität 13 000 Studenten. Als ich sie 2005 verließ, waren es 31 000 Studenten an 14 reformierten Fakultäten und 15 zentralen Einrichtungen. Hatte der Zugang im DDR-Jahr 1988 noch rund 37 000 (Buchbinder-)Bände ausgemacht, so schnellte er auf rund 87 000 Bände (1992) und erreichte im Jahre 1995 mit rund 117 000 Bänden den absoluten Höhepunkt.[34] In diesem letztgenannten Haushaltsjahr wurden etwas mehr als 10 Millionen DM für die Erwerbung zur Verfügung gestellt. Daran waren die sogenannten Büchergrundbestandsmittel, die den ostdeutschen Hochschulen von 1991 bis 2002 vom Bund und Freistaat Sachsen zusätzlich zu den Haushaltsmitteln zur Verfügung gestellt wurden, mit rund 50 % beteiligt.[35] Auch diesen – unerwarteten – „Geldsegen“ meisterten die MitarbeiterInnen, von denen es zu der Zeit, d. h. Ende 1993 nach den Überprüfungen, insgesamt 210 Voll- und Teilzeitkräfte plus 14 Infrastrukturstellen in den Zweigstellen (ohne medizinischen Bereich, dessen Bibliotheksstellen nicht bei der UBL etatisiert waren) und der Hauptbibliothek gab.[36]
Die Zahlen lassen nur z. T. die dahintersteckenden Probleme sichtbar werden, mit denen die BibliothekarInnen zusätzlich zu kämpfen hatten. Dazu gehörten die seit Anfang der 1990er-Jahre unregelmäßig und in ungleicher Höhe zugewiesenen ordentlichen und außerordentlichen Haushaltsmittel.[37] Es gab zahlreiche Geschenke. Und es gab eben den unter schwierigen räumlichen Verhältnissen ablaufenden zu langsamen, alten Geschäftsgang. All dies geschah, als die z. T. „besonderen“ Forderungen der massenweise neuberufenen Professoren einliefen,[38] die die ohnehin problematische Koordinierung eines vorgegebenen einschichtigen Bibliothekssystems aus anfangs 50 Zweigstellen auf die Probe stellten. Zu diesen gehörten seit 1991/1992 die Bibliotheken der aufgelösten Pädagogischen Hochschule (mit der 1846 gegründeten Comenius-Bücherei[39]), der Handelshochschule, der Deutschen Hochschule für Körperkultur, des ehemaligen Johannes-R.-Becher-Instituts für Literatur (neu gegründet als Deutsches Literaturinstitut Leipzig) und ein Teil der Bibliothek der Hochschule für Musik und Theater. Allein diese Bibliotheken erweiterten den Gesamtbestand des UBL-Systems um rund 740 000 Bände. Sie zählten denn auch zu den 13 selbständig erwerbenden Zweigstellen in der Nähe von Instituten und Fakultäten, die mit der Hauptbibliothek, der Bibliotheca Albertina, koordiniert werden mussten. Mehrere Jahre später wurden noch die Bestände der ehemaligen Kirchlichen Hochschule Leipzig in die Hauptbibliothek als Dauerleihgabe überführt.
Schließlich der definitive Zahlenvergleich: Waren im vorletzten DDR-Jahr 1988 noch 3,4 Millionen Bände in der gesamten UBL gezählt worden, so wuchs sie bis Ende 1992 zunächst auf 4,1 Millionen und bis Ende 2005 auf 5,1 Millionen. In meinem letzten Dienstjahr wurden zusätzlich 209 eingespeiste Datenbanken plus Zugriffsmöglichkeit auf 17 600 elektronische Zeitschriften und 7 000 Zeitschriften in gedruckter Form angeboten. Darin zeigte sich unsere Teilhabe an der Digitalen Revolution, die erst am Anfang stand.
Meine Aufnahme durch die Menschen in der Bibliotheca Albertina war von großer Erwartung, aber auch von einer gewissen Zurückhaltung geprägt. Von den Zusagen des Ministeriums und des Kanzlers wusste niemand. In dem ersten halben Jahr fühlte ich mich angesichts des Berges von Aufgaben menschlich etwas orientierungslos.[40] Ich hatte mir vor Dienstbeginn vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst schriftlich zusagen lassen, dass der Wiederaufbau des weitgehend im Kriege zerstörten Gebäudes der Bibliotheca Albertina höchste Priorität hatte. Und ich ließ mir vom Kanzler der Universität – in dunkler Vorahnung künftiger Stellenstreichungen – die Zahl der damals 163 Personalstellen der UBL vor Dienstantritt ebenfalls schriftlich garantieren. Beides und die Versetzung als Beamter – statt der vom Universitätskanzler gewünschten Einstellung als Angestellter – waren wichtige Voraussetzungen für die Arbeit in den folgenden Jahren.
Das zeitlich drängendste Problem bestand 1992 darin, dass alle Personalstellen der UBL neu ausgeschrieben wurden und sich alle bisherigen Stelleninhaber sowie die MitarbeiterInnen der zu integrierenden Hochschulbibliotheken neu bewerben mussten. Dieser Prozess, der sich bis 1993 hinzog, vollzog sich bei laufendem Bibliotheksbetrieb. Die BibliothekarInnen waren verständlicherweise tief beunruhigt. Bis auf einen Fall, der psychologisch-soziale Aspekte hatte, konnten alle MitarbeiterInnen übernommen werden, einige allerdings nur auf Zeitstellen, den sogenannten Infrastrukturstellen. Die beiden Fälle, in denen von Seiten der MitarbeiterInnen ein starker Verdacht auf Stasi-Mitarbeit geäußert worden war, konnte ich sozial befriedigend lösen.[41] Nach dieser personalpolitischen Radikalkur, die im guten Einvernehmen mit der Universitätsverwaltung gelang,[42] konnten wichtige bibliotheksinterne Reformen angepackt werden. Auch diese gingen nicht ohne eine weitere Belastung der MitarbeiterInnen durch Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen vonstatten. Waren es im Jahre 1991 noch weitgehend technisch orientierte 114 Fortbildungen, so wuchs ihre Zahl weiter auf 133 (1992) bis auf 173 (1995). Die einst ideologischen Schulungen wurden nun durch meist technische Fortbildungen am Beginn der Digitalen Revolution ersetzt. Nachdem zwischen 1994 und 2002 die kleine, gedruckte UBL-Zeitschrift „Leipziger Aviso“ der internen MitarbeiterInnen-Information gedient hatte, wurde ab 1996 dafür zunehmend der E-Mail-Verkehr genutzt. Anfangs etablierte sich eine Mitarbeitervertretung der UBL,[43] die 1996 sogar einen Frauenförderplan mit der Direktion vereinbarte. Er sah vor, den Anteil der Frauen, die rund 80 % der Beschäftigten ausmachten, in Führungspositionen zu verbessern. Als ich im Frühjahr 2005 ausschied, gab es unter den 10 Führungskräften (Bereichsleiter und Stellvertreter) 6 Frauen.[44]
Ab 1993 gab es unterhalb der Direktion das Kollegium der LeiterInnen von vier Bereichen „Buchbearbeitung“, „Benutzung und Information“, „Koordinierung des Bibliothekssystems“ (der Zweigstellen) und „Sondersammlungen“ sowie vier Stabsstellen (für EDV-Anwendung, Fort- und Weiterbildung, Organisation und Planung sowie Öffentlichkeitsarbeit) und eine kleine Verwaltung.[45] Zur Direktion gehörten zwei Westdeutsche: neben mir mein Stellvertreter, der in diesem Jahr aus Augsburg gekommen war und nach fünf Jahren wieder dorthin zurückkehrte. Danach kam 1999 mit Charlotte Bauer eine Stellvertreterin,[46] die vor der Wende die Deutsche Hochschule für Körperkultur in Leipzig geleitet und dann die Zweigstellen der UBL koordiniert hatte. Sie stellte ein starkes Element der Kontinuität auch unter meinen Nachfolgern dar. Alle anderen Leitungspositionen waren 1993 mit ostdeutschen BibliothekarInnen besetzt. Das änderte sich bald, als für den Bereich Sondersammlungen ein westdeutscher Kollege gewonnen wurde. Als Kollegium fungierte anfangs die wöchentliche „Kaufsitzung“ der wissenschaftlichen Bibliothekare, die der Auswahl von Literatur diente. Sie wurde im Zuge der kleinen Organisationsreform noch 1993 umgewandelt in das Kollegium der Fachreferenten[47] unter Beteiligung des Personalrats, das sich aufgrund einer Tagesordnung mit diversen bibliothekarischen Fragen befasste. Geleitet vom Direktor, wurden Meinungsbilder eingeholt, aber keine formellen Abstimmungen durchgeführt.
Viele Probleme mussten 1992/1993 zur gleichen Zeit angepackt werden. Dies hatte bereits der vorletzte Direktor der UBL erleben müssen, der in dem stürmischen Jahr 1990 allerdings nach einer verlorenen Mitarbeiterabstimmung zurückgetreten war.[48] Nach dem Interimsdirektor Debes war ich – ähnlich wie andere DirektorInnen im Freistaat – mit gleichzeitigen Forderungen konfrontiert: In Leipzig musste der Wiederaufbau der Hauptbibliothek mit Architekten und Verwaltungsfachleuten entsprechend den Auflagen des Wissenschaftsrates geplant und realisiert, mussten bisher selbständige Hochschulbibliotheken in das System der Universitätsbibliothek Leipzig integriert, die fehlenden Bücher und Zeitschriften mit wechselnd hohen finanziellen Mitteln erworben, die Arbeitsabläufe überprüft und verbessert, Bestände zwischen Hauptbibliothek und Zweigstellen bzw. Außenmagazinen hin und her bewegt und die bisher unzureichend untergebrachten Bestände von Schimmelschäden sukzessive befreit werden. Das UBL-System und seine – endlich fest angestellten – MitarbeiterInnen hatten sich auf viele neue WissenschaftlerInnen und eine stark wachsende Zahl von Studierenden mit ebenfalls wachsenden Ansprüchen einzustellen, besser: umzustellen, denn die Kritik der neu berufenen Professoren und der Bibliothekskommission war massiv und zum Teil berechtigt. Und zwischendurch, im Jahre 1993, galt es, das 450-jährige Jubiläum der Gründung der Universitätsbibliothek zu feiern.[49]
All diese Aktivitäten wurden im Rahmen von Projektgruppen und MitarbeiterInnen-Versammlungen intensiv beraten und verbindlich gemacht. So konnte ich 1994 berichten, dass die Buchbearbeitung von der Bestellung bis zur Inventarisierung mithilfe der angepassten Allegro-Software wenigstens in der Hauptbibliothek realisiert war und den Geschäftsgang verbessert hatte. In der Bibliotheca Albertina wurde allerdings nur etwa die Hälfte des Zugangs im System bewältigt. Die andere Hälfte wurde in mehreren Zweigstellen in der Nähe der jeweiligen Fakultät bearbeitet. Als Instrument der Sacherschließung zur systematischen Freihandaufstellung führte die UBL 1994 die Regensburger Verbundklassifikation ein, an deren Weiterentwicklung auch BibliothekarInnen der UBL mitwirkten. Ab 1995 wurde die Allegro-gestützte Erwerbung in den selbst erwerbenden Zweigstellen eingeführt und ab Ende des Jahres stand auch der Online-Benutzerkatalog OPAC sowohl im universitären Netz als auch im Internet zur Verfügung. Eine zentral gesteuerte Erwerbung war zu dem Zeitpunkt technisch noch nicht zu realisieren. Damit verbunden konnte ich erst relativ spät eine zuverlässige Erwerbungsstatistik nach einem Fächerschema der universitären Bibliothekskommission vorlegen, der ich regelmäßig zu berichten hatte.
Einerseits waren die BibliothekarInnen bemüht, die benötigte Fachliteratur zügig zu erwerben und damit auch die großen Lücken aus der DDR-Zeit zu stopfen, die dem Devisenmangel der DDR geschuldet waren. Die Belastung der BibliothekarInnen der Leipziger Universitätsbibliothek wurde in den Zahlen des wachsenden Zugangs deutlich.[50] Andererseits wirkten in den 1990er-Jahren die vielfältigen Anstrengungen von neuen und alten Professoren, die noch die Auflösung ihrer Institutsbibliotheken in den 1960er-Jahren erlebt hatten, störend, die Erwerbung von Literatur weiter zu dezentralisieren und eigene Bibliotheken wiederaufleben zu lassen. Die Bemühungen, das gesetzlich verankerte einschichtige Bibliothekssystem auszuhöhlen, fanden in den Diskussionen des akademischen Konzils um eine neue Grundordnung der Universität im Jahre 2000 ihren Höhepunkt.[51] Ein entsprechender Passus wurde allerdings vom Wissenschaftsministerium auf meine Intervention hin kassiert.
Im Auftrag dieses Ministeriums war ich 1993 nebenbei in einer Arbeitsgruppe aus Bibliotheksdirektoren tätig, die die Konzeption für die Fusion der „Sächsischen Landesbibliothek. Staats- und Universitätsbibliothek“ in Dresden (1996) erstellte. Diese und andere Aktivitäten, zu denen auch die für die Bestandserhaltung in sächsischen Bibliotheken gehörten, wurden vom Kanzler allerdings kritisch wahrgenommen. Das war nicht der Fall, als 1993 das 450-jährige Jubiläum der Universitätsbibliothek zu feiern war und ich einbezogen wurde in die deutsch-russischen Verhandlungen, die – leider vergeblich – die Rückgabe von wertvollen Beutestücken aus den Sondersammlungen erreichen sollten.[52]
Aufwendig und folgenschwer verlief die große Organisationsreform der UBL, die – nach innen und außen gerichtet – die bibliothekarischen Leistungen verbessern sollte. Sie begann im Sommer 1999 und wurde von der Akademie für öffentliche Verwaltung des Freistaates Sachsen sowie der privaten Beratungsfirma BST personell und finanziell unterstützt. Dabei lag die praktische Durchführung mit Coaching in den Händen des erfahrenen Leipziger Psychologen Joachim Kallenberg. Hierbei ging es um die systematische Schulung der Führungskräfte der UBL, um die Erarbeitung eines Leitbildes für die MitarbeiterInnen insgesamt und schließlich um die weitere Optimierung der Aufbau- und Ablauforganisation der UBL. Dahinter standen sowohl die Frage nach der besseren Nutzung der IT-Technik als auch die Frage, wie den Vorwürfen mangelnder Service-Freundlichkeit offensiv begegnet werden konnte.[53] Nach einer Vielzahl von Einzelschulungen und mit Unterstützung der Projektgruppen „Leitbild“ und „Aufbau- und Ablauforganisation“ konnten die Ergebnisse im Jahre 2000 auf dem Bibliothekskongress in Leipzig vorgestellt werden. Das Leitbild machte Aussagen zu „Gestaltung der Zusammenarbeit“, „Umgang mit Konflikten“, „Anerkennung und Kritik“ sowie „Entscheidungsfindung“. Es fand bei den MitarbeiterInnen leider nur eine relativ knappe Zustimmung.[54] Die Reform hatte einen starken Abbau von Hierarchie-Ebenen und die Einrichtung von Arbeitsgruppen unterhalb der Ebene der inzwischen fünf[55] BereichsleiterInnen zur Folge. Und sie waren die wesentlichen Voraussetzungen für die Arbeit der Projektgruppe „Migration zur neuen integrierten lokalen Bibliothekssoftware (LIBERO)“, die von Charlotte Bauer, der stellvertretenden Direktorin, geleitet wurde. Diese Software wurde von allen sächsischen Hochschulbibliotheken übernommen und den lokalen Gegebenheiten angepasst. Nach intensiven Schulungen der MitarbeiterInnen wurde sie im Sommer 2002 in der UBL eingeführt. Dies alles geschah parallel zu den letzten Umzügen für den Abschluss der Bauarbeiten in der Bibliotheca Albertina. In der Hauptbibliothek erfolgte ab Juli 2002 die Beschaffung und Erschließung in weitgehend selbst gewählten Arbeitsgruppen anstelle von bisher streng arbeitsteilig tätigen Dienststellen. Die Insellösungen mit der „selbstgestrickten“ Allegro-Software[56] wurden von einem System abgelöst, das nicht nur alle wesentlichen bibliothekarischen Arbeiten integrierte, sondern auch die Bereitstellung von Büchern und anderen Medien in allen Teilen des Bibliothekssystems stark beschleunigte.
Für die Benutzung gab es schon seit längerer Zeit ein stabiles technisches Instrument. Bereits im Jahre 1976 (!) war in Zusammenarbeit mit dem Universitätsrechenzentrum ein EDV-gestütztes Ausleihsystem in der Hauptbibliothek und zwei Jahre später in der Zweigstelle am Augustusplatz installiert worden. Es überdauerte die Wende lange Jahre, wenn auch die Hardware erneuert werden musste.[57] Zeitweise, d. h. ab Frühjahr 1994, ersetzte eine Laser-Link-Verbindung zwischen der Hauptbibliothek in der Beethovenstraße und der Zweigstelle am Augustusplatz das noch nicht funktionsfähige Netz der Universität. Diese technische Leistung war nur eine von vielen, bei denen sich die Pfiffigkeit der an DDR-Notlösungen gewohnten MitarbeiterInnen zeigte.
5 Wiederaufbau der Bibliotheca Albertina
Wie in jeder Organisation, die Dienstleistungen erbringt, sind die MitarbeiterInnen der entscheidende Faktor. Im Fall der Universitätsbibliothek Leipzig war die Verbesserung der Arbeitsmöglichkeiten in den Zweigstellen wichtig, aber der Wiederaufbau des 1891 errichteten Gebäudes der Bibliotheca Albertina sehr wichtig. Während der zehnjährigen Arbeiten daran war die eine oder der andere BibliothekarIn sicherlich manches Mal dabei zu verzweifeln, wenn Bestände um- oder ausgelagert, Arbeitsräume umgezogen und der Ausfall der Strom- und Wasserversorgung erduldet werden mussten. Mit wachsendem, sichtbarem Baufortschritt, der in drei Phasen von 1992 bis 2002 verlief, wuchs die Motivation aller in diesem Haus. Ich habe dies persönlich beim großen Abschiedsfest in einem der drei restaurierten Flügel am 23. März 2005 gespürt, das mir die MitarbeiterInnen mit selbst Gebackenem, Getränken und vielen, vielen Blumen bei launiger Musik als Geschenk brachten.
Der Blick zurück war nur selten heiter, wenn beispielsweise die Sprache auf den Dachs im Magazin kam. Wolfgang Orfs Aufzeichnungen enthalten dagegen viele Notizen aus jener Zeit, die den Zustand der Bibliotheca Albertina dramatisch schilderten:
Von dem ehemaligen UB-Gebäude, das am 27. Februar 1945 bei Luftangriffen bombardiert wurde, blieb nur ein Drittel erhalten. Selbst dies Drittel blieb von Schäden nicht verschont, die zwar mit Notreparaturen beseitigt werden konnten, doch der fortschreitende Zerfall war überall sicht- und spürbar. Zahlreiche Bemühungen um einen Wiederaufbau blieben ergebnislos. Und so nahmen die Katastrophen, ob Wassereinbrüche, Sperrung von Räumen wegen Einsturzgefahr oder Heizungsprobleme von Jahr zu Jahr zu. Beim Durchlesen meines Protokollbuches fand ich manchen Eintrag aus den Jahren 1979 bis 1985 zu dieser Thematik.[58]
So hatte Orf inmitten detaillierter Katastrophenmeldungen im Protokollbuch am 22.11.1982 beispielsweise notiert, dass Dietmar Debes ein Papier „Umbau der UBL“ verfasst hatte. Diesem Eintrag folgte am 02.05.1983 die Meldung: „Ab 09.05.1983 keine Heizung in der UB (warm anziehen)“ und die Erfolgsmeldung am 21.10.1984: „Neue Restaurierungswerkstatt wird eingeweiht“.[59]
Die Situation der Bibliotheca Albertina und ihrer Bücher wurde bereits im Jahre 1954 öffentlich angeprangert. In der Leipziger Ausgabe der Tageszeitung „Die Union“ der regierungstreuen Ost-CDU schilderte die Germanistin Edith Mannack am 06.02.1954:
In der Beethovenstraße tropft es. Manchmal läuft es sogar an den Wänden herunter. An den schlimmsten Stellen wird das beim Durchdringen dünner Notdächer und -decken nicht sauberer gewordene Regenwasser in Badewannen und Eimern aufgefangen. Wissen Sie, wo diese Badewannen stehen? In einer behelfsmäßig eingedeckten Ruine, gewiß, aber nicht etwa in unbenutzten Räumen! Sie stehen neben langen Reihen von Bücherregalen, in denen die Schätze der Wissenschaft, alte und neue Bände, kostbares Material, sinnvoll geordnet sind. In diesen feuchten, kalten Magazinräumen arbeiten die Angestellten der Universitätsbibliothek Leipzig […] Es wird höchste Zeit, eine öffentliche Anfrage an die verantwortlichen Stellen zu richten, die von Jahr zu Jahr die Mittel zum Wiederaufbau der Universitätsbibliothek genehmigen und – sie von Jahr zu Jahr wieder zu streichen […] Seit Jahren schreitet die Vernichtung unaufhaltsam fort, aber es geschieht nichts […] Dabei haben wir das Schlimmste noch nicht geschildert. […] Der größte Teil des Gebäudes der UB liegt in Trümmern und ein großer Teil des Buchbestandes im Keller. Während des Krieges wurden die Bestände ausgelagert.[60] 1945 kamen Bücher zurück, aber nicht in der Ordnung, in der sie „ausgezogen“ waren. Soweit der Platz reichte, wurde aufgestellt und geordnet. Über 200 000 Bücher aber, darunter Kirchenbibliotheken und Parlamentsverhandlungen, die die Leipziger UB als einzige Bibliothek vollständig besitzt, liegen in Kisten oder gestapelt in den Kellern.[61]
In der Teilruine der Bibliotheca Albertina gab es nur das kümmerliche Angebot von 56 Benutzerplätzen. Die MitarbeiterInnen wurden mehrmals von der Berliner „Obrigkeit“ frustriert, wenn Wiederaufbaupläne dem Rotstift zum Opfer fielen. Die große Zweigstelle 1 für Geistes- und Gesellschaftswissenschaften am Karl-Marx-/Augustus-Platz[62] am Fuße des Universitätshochhauses hatte fast das Zehnfache an Benutzerplätzen und galt in den Augen der WissenschaftlerInnen und Studierenden jahrzehntelang als „die“ Universitätsbibliothek. Der erste Hoffnungsschimmer war noch am Ende der DDR entstanden, als am 18. Februar 1990 die frei gewählte Volkskammer beschloss, 46 Millionen Mark für den Wiederaufbau dieser Bibliothek zur Verfügung zu stellen.[63] Damit konnten die ersten Bausicherungsmaßnahmen angepackt werden. Und Interims-Bibliotheksdirektor Dietmar Debes „tingelte über die westdeutschen Dörfer“, um zusätzliche Spendenmittel für seine Bibliotheca Albertina einzuwerben. Aber erst als sich der Wissenschaftsrat, der über Bauprojekte nach dem (bundesdeutschen) Hochschulbauförderungsgesetz zu beraten hatte, mit seinem modernen Konzept durchgesetzt hatte, gab es grünes Licht für eine moderne wissenschaftliche Gebrauchsbibliothek mit großen Freihandbereichen für die Geistes- und Sozialwissenschaften. Das war eine deutliche Distanzierung vom vormaligen Prinzip der Forschungsbibliothek. Die ursprünglichen Kapazitätsgrenzen des alten Gebäudes, das aus einem erhaltenen West-Flügel sowie einem ruinösen Mitteltrakt und einem ebenso ruinösen Ostflügel bestand, hatten Raum für etwa 800 000 Bände in den Magazinen, dafür aber eine prächtige Eingangshalle mit dem Aufgang zur Benutzungsebene im zweiten Geschoss aufgewiesen. Diese alten Grenzen wurden nun in der neuen, dreiphasigen Planung gesprengt, an der seitens der UBL die Benutzungschefin Claudia-Leonore Täschner und ich beteiligt waren. Die beauftragten Architekten bezogen die Innenhöfe des Ost- und des Westflügels in die Planung mit ein und sahen im abzutragenden Ostflügel ein zusätzliches Untergeschoss für die Kompaktmagazine vor. Hinzu kam die Auflage des Wissenschaftsrates, in der Nähe dieser Bibliothek auch die Lehr- und Forschungseinrichtungen der Geistes- und Sozialwissenschaften anzusiedeln. Der Universitätsleitung gelang es, im Wege des Grundstückstausches mit der Stadt Leipzig diese Voraussetzung zu schaffen, so dass fast gleichzeitig mit der Beendigung des Wiederaufbaus der Bibliothek im Jahre 2002 der gegenüberliegende geistes- und sozialwissenschaftliche Gebäudekomplex eingeweiht werden konnte.[64]
Damit waren zwei Wunden geheilt: Die eine war entstanden, als 1891 das Hauptgebäude der UBL nicht im universitären Zentrum am Augustus-Platz sondern südlich des sogenannten Leipziger Ringes errichtet worden war, was später zur Errichtung der Zweigstelle am Augustus-Platz führte. Die andere Wunde war eine des Krieges und der Nachkriegspolitik geblieben, da gegenüber der Bibliotheca Albertina zunächst das „alte“ Gewandhaus bis 1968 stand. 1884 war es errichtet worden und im Zweiten Weltkrieg ebenso wie das Bibliotheksgebäude stark zerstört worden. 1968 war die Ruine – wie die Pauliner-Kirche im Zentrum – abgerissen und seitdem als Parkplatz „mißbraucht“ worden.
Während der zehnjährigen Bauzeit mussten sich Bauleitung und Bibliotheksleitung permanent absprechen, da der bibliothekarisch-organisatorische und der Benutzerbetrieb weiter funktionieren sollten. Und dazu waren zahlreiche Büchertransporte innerhalb und außerhalb des Gebäudes erforderlich, um Baufreiheit zu erreichen, die Rückführungen aus den Außenmagazinen, die Umzüge der Arbeitsplätze der MitarbeiterInnen innerhalb des Hauses. Ich selbst brauchte nur zwei Mal umzuziehen. In dieser Zeit wurden insgesamt 100 laufende Kilometer Bücher und Zeitschriften, d. h. etwa 3 Millionen Bände, bewegt. Baubedingte Strom- und Wasserunterbrechungen würzten den Alltag ebenso wie die Staubwolken, die beim Abriss von Gebäudeteilen entstanden. Sie legten sich auch in den Magazinen „sanft“ auf die Bände und mussten immer wieder entfernt werden. Ebenfalls in der Wiederaufbauzeit lagen die Einzel- und vor allem die Massenrestaurierungen von solchen Beständen, die durch Feuchtigkeit Schimmel angesetzt hatten. Am Ende der DDR-Zeit war die Zahl der so geschädigten Bände der Universitätsbibliothek auf rund 700 000 geschätzt worden. Davon konnten aus Kapazitätsgründen nur etwa zehn Prozent die am stärksten geschädigten Bücher und Zeitschriftenbände, restauriert werden. Nach Diskussionen mit einem Professor für Mikrobiologie entschieden sich die Restauratoren und die Direktion der UBL für die Keimabtötung mittels Bestrahlung. Die Schimmelbestände wurden bis zum Bezug sauberer Magazine der Bibliotheca Albertina in einer Leipziger Firma mit Gamma-Strahlen erst behandelt, dann von ABM-Kräften gereinigt und in einem Außenmagazin zwischengelagert.
Nach den dringenden Sicherungsarbeiten für den von der Witterung gezeichneten Bibliotheksbau konnte im Jahre 1994 die feierliche Grundsteinlegung erfolgen und 1998 der erste Bauabschnitt vollendet werden. Er umfasste den Wiederaufbau des zerstörten, vollständig abgetragenen, innerlich modernisierten und äußerlich mit Original-Fassadensteinen versehenen Ostflügels. Im Jahre 2000 wurde dann der zweite Bauabschnitt mit der Eingangshalle und dem vollständig wiedererrichteten großen Lesesaal beendet. Die Mitglieder des Wissenschaftsrates folgten im November 2000 der Einladung des sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf und konnten sich an Ort und Stelle von dem wieder hergestellten Mitteltrakt mit der großzügigen Eingangshalle und dem großen Lesesaal von der Schönheit des Gebäudes überzeugen. Als am 24. Oktober 2002 die Fertigstellung der gesamten Bibliotheca Albertina im dritten Bauabschnitt gefeiert wurde, geschah dies auf den Tag genau 111 Jahre nach der feierlichen Eröffnung dieser Bibliothek.

Bibliotheca Albertina: Fassade zur Beethovenstraße, 2004. Foto: Ekkehard Henschke

Bibliotheca Albertina: Wieder aufgebauter Mitteltrakt: Eingangshalle mit Treppe, 2004. Foto: Ekkehard Henschke

Bibliotheca Albertina, wiedererrichtete Ostflügel: Überbauter Innenhof mit Lesesaal und Ausleihtheke, 2004. Foto: Ekkehard Henschke
Damals wie heute gehörte die Bibliotheca Albertina zu einem baulichen Ensemble der Gründerzeit, das aus dem Reichsgerichtsgebäude (heute Sitz des Bundesverwaltungsgerichts), den beiden Hochschulen für Grafik und Buchkunst und für Musik und Theater „Felix Mendelssohn-Bartholdy“ und einer Reihe von sogenannten Stadtvillen bestand. Die Bibliothek, ein Werk des Architekten Arved Rossbach, ist mit ihrer Struktur sowie ihrer Fassade im Stile der Neo-Renaissance[65] erhalten geblieben und stellt mit der prächtigen Eingangshalle ein schönes Beispiel deutscher Herrschaftsarchitektur dar. Der alte Katalogsaal mit den Stehpulten und Schränken, die erhalten geblieben waren und sorgfältig restauriert wurden, der vollständig nach alten Plänen wiedererrichtete große halbrunde Lesesaal mit der Galerie, ja sogar die nachgebauten Lesestühle halfen, eine Atmosphäre des Lernens und Forschens wieder herzustellen. Moderne Transportanlagen, unterschiedliche Klimazonen für unterschiedliche Magazinbereiche und sukzessiv eingeführte Kommunikationsmöglichkeiten für die BenutzerInnen brachten das Gebäude auf den neuesten technischen Bibliotheksstandard. Die Auflagen des Denkmalschutzes wurden ebenso erfüllt wie die bibliothekarischen Anforderungen an die Funktionalität, die durch einen Clou der Architekten erhöht wurde: Durch die Bebauung und gläserne Überdachung der beiden großen Innenhöfe erreichten die Architekten von HJW + Partner, Hannover/Leipzig, eine erhebliche Erweiterung der Kapazität dieses Gebäudes: Statt der ursprünglichen rund 800 000 Bände und 167 Leseplätze im Jahre 1891 (für damals 3 300 Studenten) erreichte die Bibliotheca Albertina im Jahre 2002 eine Kapazität für rund 3,6 Millionen Bände, davon für 400 000 Bände in Freihandaufstellung nach der Regensburger Verbundklassifikation, und über 750 Leseplätze.[66] Die Baukosten beliefen sich auf 128 Millionen DM. Die Mittel dafür mussten für jeden der drei Bauabschnitte einzeln beantragt, zuvor mit der Universitätsverwaltung, dem Wissenschaftsministerium und der Baubehörde abgestimmt werden, bevor die Anträge, die „Haushaltsunterlage Bau“, endlich beim Finanzministerium landeten.
Mit der Fertigstellung der Bibliotheca Albertina, die mit einer Festschrift gewürdigt wurde,[67] verstummte die Kritik und schlug um in eine Bewunderung für das Äußere und das Innere eines Gebäudes, das einst dem sächsischen König Albert und heute allen wissenschaftlich Interessierten gewidmet ist. Mit Ausstellungen und Veranstaltungen, auch während der Leipziger Buchmesse, zeigt es sich von seiner schönsten Seite. Aber noch wichtiger scheint mir und vielen anderen zu sein, dass die Bibliotheca Albertina endlich für die MitarbeiterInnen ein adäquater Arbeitsort geworden ist. Die Digitale Revolution ist hier in vielen Bereichen weiter fortgeschritten. Was aber bleibt, das ist der oft beschriebene Schatz an alten und neuen Büchern, an Handschriften, Frühdrucken, Papyri und Münzen, der auch in meiner Dienstzeit vergrößert, weiter erschlossen und geschützt werden konnte.[68] Und all das in der wieder schönen alten Universitäts- und Messestadt Leipzig.
Da alles im Fluss bleibt, empfehle ich die Informationen über die UBL heute im Internet.[69]
Dokumentarischer Anhang
Die Universitätsbibliothek Leipzig im Umbruch – ein Bericht zur Jahreswende 1992/1993[70]
Brief von Ekkehard Henschke, Direktor der Universitätsbibliothek, vom 30.12.1992 an Freunde und Verwandte:
[1] Der Wandel vom theoretisch funktionierenden Sozialismus zum praktisch ausgeübten Kapitalismus lässt sich optisch im bunten Straßenbild und an den renovierten Fassaden mit den vielen unterschiedlich gekleideten und wirkenden Menschen erleben; im Leipziger Zentrum gehen die ärmlichen Rentner und versoffenen Penner allerdings unter in dem bunten Meer der glitzernden Geschäfte. Akustisch muss ich mich immer wieder nach meinen Besuchen in Waldenbuch [dem schwäbischen Heimatort] einstellen auf die Geräusche der Großstadt, die ein umfangreiches Straßenbahnnetz neben den stark befahrenen, aber oft holprigen Straßen unterhält. Was die Nase anbelangt, so kann ich mich im Zentrum immer dann gut bewegen, wenn ein Wind geht, der die Auto-Düfte mit sich und ins rhinologische Nirwana (oder in das benachbarte Erzgebirge) führt. Die Luftverunreinigung ist erheblich; binnen Stunden nach dem – gelegentlich nicht zu vermeidenden – Staubwischen liegt wieder eine leicht muffig riechende, dunkelgraue Staubschicht auf dem Fensterbrett.
Die allgemeine politische Lage und Stimmung hat sich inzwischen [seit Mai 1992, Anm. des Verf.] gebessert: Nach dem starken anti-westdeutschen Affekt, den ich im Oktober in der Nikolaikirche erlebte, und den Ausschreitungen gegenüber Ausländern hat sich inzwischen die bisher schweigende Mehrheit zur – vernunftgeborenen – Solidarität mit den Ausländern bequemt. Allerdings weiß ich nicht, wie sich die Stimmung bei wirtschaftlicher Depression und weiterer Arbeitslosigkeit entwickeln wird. Die De-Industrialisierung Ostdeutschdeutschlands und die Vernichtung von Arbeitsplätzen sowie die anhaltende Wanderungsbewegung von Ost- nach Westdeutschland bieten genügend Zündstoff in der Zukunft.
Ein weiteres Problem ist wirklich das der Sicherheit: Allein in Leipzig fehlen etwa 1 000 Polizisten. Was früher zu viel war, fehlt heute! Und umgekehrt! – Das leidige Wohnungsproblem lässt sich auch nur mittelfristig lösen, d. h., erst um die Jahrtausendwende werden neue und renovierte Wohnungen im ausreichenden Maße zur Verfügung stehen. Erst dann wird auch ein wirklicher Wohnungsmarkt da sein. Gegenwärtig gibt es einen derartigen Nachfrageüberhang nach Wohnraum, dass völlig überzogene Mieten gefordert werden (ich selbst habe sogar selbst 23 DM pro Quadratmeter Kaltmiete angeboten bekommen, im Durchschnitt liegt der Preis zwischen 15 und 20 DM). Kein normaler Ostdeutscher kann so etwas bezahlen. Auch die Mieterhöhungen bei den bewirtschafteten Wohnungen, die sich in der Regel im Besitz von Genossenschaften befinden, sorgen für Unruhe. Wohngeld des Staates soll soziale Ungerechtigkeiten mildern.
Hirn und Herz erfreuen sich hin und wieder an einem der drei professionellen (Nummern-)Kabaretts (am besten immer noch die Akademixer und die Funzel), an den Kunst-Kinos, der engagierten Oper mit Ballett (u. a. eine großartige „Werther“-Premiere) und dem Gewandhaus mit seinem riesigen, klar als Musik-Arena definierten großen Saal. Daneben ein bisschen Off-Szene: z. B. Max Goldt in einer ehemaligen Fabrik. Ansonsten wird mein Grips im zeitraubenden bibliothekarischen Sonn- und Alltag dringend benötigt. […]
[2] Acht Monate Reformarbeit für die zweitälteste UB Deutschlands, die im kommenden Jahr ihren 450. Geburtstag feiern muss und wird. Das bedeutete, vieles gleichzeitig zu machen, was bekanntlich nicht geht. Zum einen nahm ich sofort die Reform des Geschäftsganges (Ablauforganisation für die Literaturerwerbung) in Angriff: Eine Projektgruppe schloss im Spätherbst ihre Arbeit ab, die Ergebnisse wurden in verschiedenen Abschnitten im Fachreferentenkreise diskutiert und auf den zwei Mitarbeiterversammlungen vorgestellt. Ab Januar 1993 tritt diese Reform in Kraft; sie soll die schnelle und sicherere Literaturerwerbung, -erschließung und -bereitstellung ermöglichen. Allerdings wird davon nur etwa ein Drittel des Zugangs berührt, d. h. jener, der über die Hauptbibliothek, die Bibliotheca Albertina, läuft. Es gibt daneben rund 50 Zweigstellen, darunter 28 aus dem Bereich Medizin, die aufgrund der Mittelzuweisung der UB z. T. selbständig erwerben und erschließen. Deshalb ist das Wort „Koordinierung des (einschichtigen) Bibliothekssystems“ mit Ausrufungszeichen zu versehen.
Gleichzeitig musste die Struktur des Bibliothekssystems (Aufbauorganisation) reformiert werden. Die Aufsplitterung von Kompetenzen musste zugunsten von mehr Transparenz beseitigt werden. Die UB gliedert sich künftig in die großen Bereiche „Buchbearbeitung“, „Benutzung und Information“, „Koordinierung des Bibliothekssystems“ und „Sondersammlungen“. Vier Stabsstellen (EDV-Anwendung, Aus- und Fortbildung, Öffentlichkeitsarbeit und Organisation und Planung) wurden eingerichtet. Gleichzeitig musste der Einsatz der EDV als technologische Ergänzung der Geschäftsgangsreform vorangetrieben werden, und zwar auf der Basis vernetzter Personalcomputer, bibliografischer Online- und CD-ROM-Datenbanken und der Allegro-C-Software. Im Hinterkopf habe ich natürlich den integrierten Geschäftsgang, der mit EDV-Unterstützung von der Erwerbung über die Erschließung bis hin zur Ausleihe reicht. Das ist die Theorie. Angesichts einer längst noch nicht vernetzten Universität bleibt vieles bruchstückhaft. Aber immerhin. Eine automatisierte Bestellkartei, in der die Referenten aufgrund von CD-ROM-Bibliografien oder per Hand ihre Bestellungen eingeben, wird gerade aufgebaut. Die Online-Katalogisierung der Bestände ab 1990 funktioniert ebenso wie die der Altbestände von 1501 bis 1850 (retrospektive Konversion), die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützt wird. Das EDV-gestützte Ausleihverbuchungssystem muss dringend abgelöst werden, da der zentrale Rechner im Universitätsrechenzentrum im Januar/Februar 1993 (!) abgebaut wird. Auf die Schnelle wird deshalb ein einfaches Verbuchungssystem auf Siemens-Geräten installiert; es soll ab Januar in der Hauptbibliothek parallel zum alten System getestet werden.
Gleichzeitig musste ein Erwerbungsetat von 5,6 Mio. DM sinnvoll bewirtschaftet werden. Ob alles plan- und sinnvoll abgelaufen ist, wage ich ehrlicherweise zu bestreiten. Denn – obgleich die zentrale Bibliothekskommission ein vorläufiges Kontingentierungssystem im Juni (!) beschlossen und Ende September (!) revidiert hatte – mussten erhebliche Korrekturen zugunsten der neuen Wissenschaftsdisziplinen erfolgen. Hier waren und sind in erster Linie die neu berufenen Jura- und Wirtschafts-Professoren zu berücksichtigen.
Gleichzeitig wurden alle 163 Planstellen und 14 Zeitstellen der UB ab Juli ausgeschrieben, nachdem die Strukturreform akzeptiert worden war. Arbeitsplatzbeschreibungen für rund 200 Mitarbeiter mussten jeweils für die Zeit vor und nach der Strukturreform angefertigt werden. Die neuesten Beschreibungen sind bis zum 6. Januar anzufertigen und dienen dem zentralen Personaldezernat zur Eingruppierung nach dem Bundesangestelltentarifvertrag (BAT-O).[71] Arbeitsrechtliche Probleme tun sich deshalb auf, weil etwa 20 Mitarbeiter nicht adäquat eingruppiert werden können. Deshalb stellen die neuen Arbeitsverträge mit unterwertigen Eingruppierungen auch nur ein Angebot dar; wer nicht annimmt, muss eine Kündigung erhalten. Der Freistaat Sachsen muss personell stark reduzieren. Die Bundeszuschüsse bei Land und Gemeinden sind sowieso schon zu hoch. – Mit Stolz kann ich sagen, dass insgesamt von dem alten UB-Personal nur eine Mitarbeiterin – noch dazu einvernehmlich – nach einer sogenannten Bedarfskündigung ausgeschieden ist. Die ursprünglich schwierige Situation für die Informationsvermittlungsstelle der UB ist am Jahresende personell stabilisiert worden. Der direkte Weg zur Universitätsleitung und zu reformfreudigen Professoren ist bisher hilfreich gewesen.
Gleichzeitig war die Bauplanung für die Bibliotheca Albertina, die vom Wissenschaftsrat kritisch begutachtet worden war, zu verbessern. Der Abriss des ruinösen Ostflügels und die Wiederaufbauarbeiten im Mitteltrakt des alten Gebäudes (1891 erbaut, 1945 zu 60 % zerstört) begannen im September dieses Jahres.[72] Damit wurde ein Zeichen gesetzt, sachsen- und bundesweit! Die Bauarbeiten schränken allerdings die Benutzbarkeit der Hauptbibliothek zum Teil erheblich ein. Vor allem aber gibt es keine Raumreserven für die Neuzugänge – wohl aber 450 000 Bände, die in die Deutsche Bücherei ausgelagert wurden und nur durch unser Bücherauto, eine sehr notwendige Stiftung des Landes Baden-Württemberg, herbeigeschafft werden können. Die Planung für große UB-Zweigstellen, die die Literaturversorgung neuer Fakultäten vor Ort zu organisieren haben, läuft mit teilweise erheblichen Reibungsverlusten. Die für ein Ausweichmagazin ist angelaufen.
Gleichzeitig war die Integration von vier großen Fachbibliotheken zu planen und zu realisieren: Die Eingliederung der Bibliotheken der ehemaligen Deutschen Hochschule für Körperkultur, der ehemaligen Pädagogischen Hochschule, der ehemaligen Handelshochschule sowie die Eingliederung der Comenius-Bücherei, einer traditionsreichen Lehrerbibliothek. Diese Bibliotheken, die zwischen 80 000 und 300 000 Bänden enthalten, fungieren seit Oktober 1992 als Zweigstellen der UB. Deren gewachsene Strukturen und Arbeitsabläufe müssen sukzessive auf die der steuernden Hauptbibliothek abgestimmt werden.
Gleichzeitig war auch das 450-Jahr-Jubiläum (mit Ausstellung, Katalog und Symposium) und die Mitwirkung im Rahmen des Bibliothekskongresses 1993 zu planen. Vielleicht gelingt es uns noch, rechtzeitig zum Jubiläum – die Ausstellungseröffnung soll am 18. Mai stattfinden – die wertvollen Stücke der UB Leipzig aus Moskau zurückzubekommen. Die Reise mit einer deutschen Delegation, die vom 10. bis 13. Dezember mit russischen Bibliothekaren verhandelte, endete mit einer grundsätzlichen Übereinkunft: Beginn der Rückführung wertvoller deutscher Bibliotheksbestände im Januar 1993 bei gleichzeitiger verstärkter Unterstützung der russischen wissenschaftlichen Bibliotheken durch deutsche Bibliotheken.[73]
Das waren die wichtigsten Gleichzeitigkeiten. Die genannten Reformen an der UB Leipzig treten im Januar 1993 in Kraft.
Bei all der Arbeit unter z. T. enormem Zeitdruck bemühte ich mich, dass ich als Zugereister auf die andere Mentalität, andere Lebens- und Arbeitsgewohnheiten, ja sogar auf andere rechtliche Regelungen zu achten hatte und immer noch zu achten habe. […]
[3] Und dies alles im Rahmen einer Hochschulreform, die die Auflösung ganzer Hochschulen oder Fakultäten, die Neugründung von Fachbereichen und Fakultäten, die starken inhaltlichen und – nicht zuletzt – die personellen Veränderungen mit sich brachte. Von den 160 auszuschreibenden Professorenstellen der Universität Leipzig (ohne Medizin) waren im November [1992, Anm. des Verf.] etwas mehr als die Hälfte ausgeschrieben oder sogar besetzt. Viele Fächer müssen mit dem alten Lehrpersonal und/oder westdeutschen Gastprofessoren arbeiten. Und das bei 16 000 Studenten. Für die Jahrtausendwende werden 30 000 Studenten erwartet.[74] Entsprechend hoch sind die Erwartungen der Wissenschaftler und Studenten gegenüber der UB.
Was ich befürchte und an manchen Dingen ausmachen kann, ist eine Tendenz zur Restaurierung, d. h. zur konservativ strukturierten und arbeitenden Hochschule. Die starke Personalreduzierung führt dazu, dass zwangsläufig das schlechte Zahlenverhältnis Dozent-Student aus Westdeutschland importiert wird. Die Betreuung der Studenten durch Tutoren, die ich den neuen Professoren – meist jünger als ich – schmackhaft zu machen versuche, ist erst gar nicht vorgesehen.
Anmerkung
Henschke (2011). Teile dieser Arbeit wurden mit Genehmigung der Verlegerin von BibSpider verwendet. Für die ganze Geschichte der Bibliothek siehe Schneider (2009), für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg die UBL-Darstellung: https://www.ub.uni-leipzig.de/ueber-uns/geschichte/vierte-periode-1946-1991/. Der folgende Text ist all jenen MitarbeiterInnen gewidmet, die sich mit mir von 1992 bis 2005 für die UBL eingesetzt haben.
Über den Autor / die Autorin

Dr. Ekkehard Henschke
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Zwahr, Hartmut (1993): Ende einer Selbstzerstörung. Leipzig und die Revolution in der DDR. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.Suche in Google Scholar
© 2024 bei den Autorinnen und Autoren, publiziert von Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
Dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.
Artikel in diesem Heft
- Titelseiten
- Editorial
- Von der Wende zur Zeitenwende – A Turning Point to the Turning of the Times
- Europe
- Die politische Wende 1989–1991 und die Zusammenarbeit der Bibliotheken in Ostmitteleuropa mit LIBER
- Thirty Years of Change in the UK and in Europe After 1989: A Personal Perspective
- Europas Nationalbibliotheken – das Gedächtnis des Kontinents
- Around the 1990s: A “Wende” for Research Libraries
- Germany
- Glück gehabt! – Die deutschen Bibliotheken nach der Wende – mit einem Ausblick auf die Entwicklung in Europa
- Die Rückkehr in die Zukunft
- „Wind of Change“ – von den zwei Königskindern, die nicht zueinander kommen konnten
- Die wissenschaftlichen Bibliotheken der DDR nach der Wiedervereinigung
- Die Universitätsbibliothek Leipzig in der Nachwendezeit
- Die altehrwürdige Universitätsbibliothek Rostock erwacht zu neuem Leben
- Die Etablierung der Bibliothek der Fachhochschule Anhalt
- Von der Wissenschaftlichen Allgemeinbibliothek zur Stadt- und Landesbibliothek
- Von der Wende zur Zeitenwende (1990–2020) in Dresden, Sachsen und beim Deutschen Bibliotheksverband
- Stadtbibliothek Magdeburg im Umbruch
- Stadtbibliothek Magdeburg ab 2014: Profilschärfung als Bildungshaus und städtisches Veranstaltungszentrum
- Die Bibliotheken der Goethe-Institute in Russland und den sowjetischen Nachfolgestaaten
- Auf dem Weg zum gemeinsamen europäischen Kulturraum
- Central and Eastern Europe
- A Paradigmatic Shift for Estonian Research Libraries: Thirty Years of Rapid Travel on the Digital Highway
- Latvian Research Libraries from the 1980s to the Present
- Research Libraries in Russia: The Past Revisited – Leading to the Future
- Between the East and the West. Regional Transformations and the Development of Polish Research Libraries 1989–2023
- From “Difficult to Find” to “Picking from the Flood”: A Turning Point to the Turning of the Times
- Das ungarische Bibliothekssystem und die Veränderungen der Situation der Bibliothekare nach 1990
- The Vernadsky National Library of Ukraine in Times of Independence and Martial Law: Development Strategy, Preservation, and International Co-operation
- Turning Points in the Croatian Information Environment: From the 1980s to 2023
- Armenian Libraries from Afar and Up Close
- Southern Europe
- Turkish University Libraries on the Centenary of the Republic
- The Tenses of the Greek Metamorphoses
- Academic and Research Libraries in Italy from Past to Future
- “Alone You Are Nothing. Together We Will Build a Better World”
- Western Europe
- The Experience of the Bibliothèque nationale de France
- A Portrayal of French University Libraries 1989–2024
- University Library Collaboration in Belgium: Successes and Obstacles
- Futures
- Danish Libraries between ‘Wende’ and ‘Zeitenwende’
- Research Libraries’ Diverse Orientations to an Algorithmic Future
- The Turning Point in Time from the Serbian Perspective: How to Turn the Digital Tide
- List of Contributors
Artikel in diesem Heft
- Titelseiten
- Editorial
- Von der Wende zur Zeitenwende – A Turning Point to the Turning of the Times
- Europe
- Die politische Wende 1989–1991 und die Zusammenarbeit der Bibliotheken in Ostmitteleuropa mit LIBER
- Thirty Years of Change in the UK and in Europe After 1989: A Personal Perspective
- Europas Nationalbibliotheken – das Gedächtnis des Kontinents
- Around the 1990s: A “Wende” for Research Libraries
- Germany
- Glück gehabt! – Die deutschen Bibliotheken nach der Wende – mit einem Ausblick auf die Entwicklung in Europa
- Die Rückkehr in die Zukunft
- „Wind of Change“ – von den zwei Königskindern, die nicht zueinander kommen konnten
- Die wissenschaftlichen Bibliotheken der DDR nach der Wiedervereinigung
- Die Universitätsbibliothek Leipzig in der Nachwendezeit
- Die altehrwürdige Universitätsbibliothek Rostock erwacht zu neuem Leben
- Die Etablierung der Bibliothek der Fachhochschule Anhalt
- Von der Wissenschaftlichen Allgemeinbibliothek zur Stadt- und Landesbibliothek
- Von der Wende zur Zeitenwende (1990–2020) in Dresden, Sachsen und beim Deutschen Bibliotheksverband
- Stadtbibliothek Magdeburg im Umbruch
- Stadtbibliothek Magdeburg ab 2014: Profilschärfung als Bildungshaus und städtisches Veranstaltungszentrum
- Die Bibliotheken der Goethe-Institute in Russland und den sowjetischen Nachfolgestaaten
- Auf dem Weg zum gemeinsamen europäischen Kulturraum
- Central and Eastern Europe
- A Paradigmatic Shift for Estonian Research Libraries: Thirty Years of Rapid Travel on the Digital Highway
- Latvian Research Libraries from the 1980s to the Present
- Research Libraries in Russia: The Past Revisited – Leading to the Future
- Between the East and the West. Regional Transformations and the Development of Polish Research Libraries 1989–2023
- From “Difficult to Find” to “Picking from the Flood”: A Turning Point to the Turning of the Times
- Das ungarische Bibliothekssystem und die Veränderungen der Situation der Bibliothekare nach 1990
- The Vernadsky National Library of Ukraine in Times of Independence and Martial Law: Development Strategy, Preservation, and International Co-operation
- Turning Points in the Croatian Information Environment: From the 1980s to 2023
- Armenian Libraries from Afar and Up Close
- Southern Europe
- Turkish University Libraries on the Centenary of the Republic
- The Tenses of the Greek Metamorphoses
- Academic and Research Libraries in Italy from Past to Future
- “Alone You Are Nothing. Together We Will Build a Better World”
- Western Europe
- The Experience of the Bibliothèque nationale de France
- A Portrayal of French University Libraries 1989–2024
- University Library Collaboration in Belgium: Successes and Obstacles
- Futures
- Danish Libraries between ‘Wende’ and ‘Zeitenwende’
- Research Libraries’ Diverse Orientations to an Algorithmic Future
- The Turning Point in Time from the Serbian Perspective: How to Turn the Digital Tide
- List of Contributors