Zusammenfassung
Die Etablierung einer wissenschaftlichen Bibliothek an der Hochschule Anhalt war, wie die anderer Hochschulbibliotheken der neuen Bundesländer, zur Wendezeit und viele Jahre danach von vielfältigsten Herausforderungen und Veränderungen geprägt. Vor der Wiedervereinigung Deutschlands waren die Hochschulen im Osten der Republik und damit auch die Bibliotheken Teil eines von sozialistischen Ideologien dominierten Bildungssystems. Die politische Zensur beeinflusste die Auswahl und Verfügbarkeit von Ressourcen, so dass die Bibliotheksbestände eine begrenzte Ausrichtung hatten und der Anteil wissenschaftlicher Literatur der westlichen Länder stark unterrepräsentiert und an kleineren Standorten nicht vorhanden war. Im Zuge der Wiedervereinigung wurden die Hochschulbibliotheken der einstigen DDR in das Bildungssystem der Bundesrepublik Deutschland integriert und standen damit unter immensem Modernisierungs- und zugleich Transformationsdruck. Durch Hochschulneugründungen versuchten die Landesregierungen, die neuen Bundesländer voranzubringen. Viele Anforderungen auf verschiedenen Ebenen mussten erfüllt werden. Diese reichten von umfangreichen administrativen Umstellungen über die Bestandsprüfung und -erweiterung, die Internationalisierung, die Erneuerung der technologischen Infrastruktur bis hin zu gravierenden personellen Umstrukturierungen. Die Veränderungskompetenz von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich mit neuen und zusätzlichen Bibliotheksstandards und Arbeitsweisen vertraut machen mussten, war gefragt. Im Folgenden sollen die Gründung und die Entwicklungsdynamiken der Hochschule Anhalt und ihrer Hochschulbibliothek mit drei Standorten im Fokus stehen.
Abstract
The development of the library at Anhalt University, as in other university libraries in the new federal states, was characterised by a wide variety of challenges and changes at the time of reunification and for several years afterwards. Before the reunification of Germany in 1990, universities and thus also academic libraries were part of an education system shaped by socialist ideologies. Political censorship had strongly influenced the selection and availability of resources, so that the library collections had a limited focus and the share of scientific literature from Western countries was severely underrepresented. During reunification, the former GDR university libraries were integrated into the education system of the Federal Republic of Germany and were therefore under great pressure to transform. The state governments wanted to advance the newly founded federal states and this included establishing new universities. New requirements at different levels had to be met. These ranged from extensive bureaucratic changes to inventory review and expansion, internationalisation, modernisation of the technological infrastructure, and far-reaching personnel restructuring. The employees were required to be able to adapt to new and additional library standards and practices. The following article will focus on the development of the Anhalt University of Applied Sciences and its university library with three locations.
1 Die Gründung der Fachhochschule Anhalt
Mit der Wende gehörte die Umgestaltung der Hochschullandschaft zu einer der wichtigsten Aufgaben der neuen Landesregierung Sachsen-Anhalts. Ausgehend vom westdeutschen Hochschul- und Universitätssystem wurde nach kompatiblen Strukturen gesucht.[1] Zu Beginn lag der Fokus vor allem auf der Abwicklung der ideologisch geprägten Bereiche des Wissenschaftsbetriebes. Schon zum Ende des Jahres 1990 verfügten die neu gebildeten Landesregierungen die Abwicklung der Sektionen Sozialistische Betriebswirtschaftslehre, Staats- und Rechtswissenschaften sowie anderer Teilbereiche der Hochschulen.[2] Angesichts des treuhandgeführten Rückbaus der Großkombinate bestand im Bereich Wissenschaft und Bildung das Potenzial, einen Neuanfang im wirtschaftlich-technologischen Bereich rechtzeitig durch die Verbindung von Wissenschaft, Forschung und Praxis zu generieren.
Im Frühjahr 1991 waren die Vorbereitungen zur Errichtung neuer Fachhochschulen im Land Sachsen-Anhalt, nach Empfehlung der Landeshochschulstrukturkommission, weitestgehend abgeschlossen. Damit rückte die Standortfrage, bei der das Regionalprinzip eine entscheidende Rolle spielte, ins Zentrum der Planungen. Die neuen Fachhochschulen sollten zur regionalen (Weiter-)Entwicklung im Land beitragen und als Motor der wirtschaftlichen Diversifikation fungieren. Vor allem die Regionen Harz, Altmark und Anhalt fanden dabei Berücksichtigung.[3] Der Gründung der Fachhochschule Anhalt mit ihren drei Standorten in Bernburg, Dessau und Köthen im Jahr 1991 kam eine besondere Bedeutung zu: Mit dem Kernauftrag, die innovativen Potenziale der Region Anhalt zu steigern und dabei anwendungsorientiert und wirtschaftsnah zu agieren, sollte ihr Profil sein, Forschung und Technologietransfer, ausgerichtet auf die regionale Wirtschaftsstruktur, zu verzahnen.[4] Sitz der Hochschule und des Rektorats wurde der Standort Köthen, an dem sich die Ingenieurwissenschaften unter Einschluss der Elektrotechnik und Biotechnologie konzentrierten. Bernburg bildete den zweiten Standort. Bereits seit 1880 befand sich hier die Ausbildungsstätte für Wirtschaft und Landwirtschaft und sollte nun zum Ort der grünen Fachbereiche mit der Spezialisierung Ökotrophologie und Landschaftspflege werden. Der dritte Sitz in Dessau hingegen wurde als Hochschulstandort neu gegründet. In unmittelbarer Nähe zum Bauhaus, das Dessau bereits von 1926 bis 1932 zu einem Hochschulstandort machte, entstand der Campus. An diesem Standort etablierten sich daher die Fachbereiche Architektur, Design, Bauingenieurwesen und Vermessungswesen. Die Kooperation mit dem Bauhaus zeigte sich zudem in der gemeinsamen Nutzung von Gebäuderessourcen, wie der Bibliothek.
Die Technische Hochschule Köthen und die Hochschule „Thomas Müntzer“ in Bernburg existierten entsprechend eines Beschlusses der Landesregierung noch bis zum 30.09.1993,[5] wobei der Landtag Sachsen-Anhalts am 10.03.1992 das „Hochschulgesetz über die Einrichtung von Fachhochschulen, Aufhebung von Hochschulen“ verabschiedete. Durch die Räumlichkeiten der beiden Hochschulstandorte sowie deren Ausstattung und dem Personal wurde an beiden Standorten unverzüglich ein neues Angebot von Studiengängen konzipiert. In Dessau war ein Rückgriff auf solche Ressourcen jedoch nicht möglich. Im Gegensatz zu Bernburg und Köthen wurde der Aufbau auch nicht von teils schmerzlichen und emotionalen personellen Veränderungen begleitet.
Im Zuge der Neueinstellungen konnte nur ein Teil des Personals der Vorgängereinrichtungen berücksichtigt werden, da die Stellenanzahl an der Fachhochschule Anhalt deutlich reduziert wurde.[6]
Trotz einiger Anfangsschwierigkeiten beim Austarieren der Gewichte zwischen den Standorten[7] entwickelte sich die neue Hochschule zu einer interdisziplinären Bildungseinrichtung. Die Finanzierung erfolgte vorwiegend über bauliche Strukturhilfemittel der Europäischen Union. Der Zusammenschluss der verschiedenen Vorgängereinrichtungen zur Fachhochschule Anhalt ermöglichte es, Synergien zu nutzen, interdisziplinäre Ansätze zu fördern und eine progressive akademische Umgebung für Studierende und Forschende zu schaffen.
Bereits im Oktober 1991, kurz nachdem die Hochschulgründung beschlossen war, begannen die ersten Studierenden ihre Ausbildung an den Hochschulstandorten in Bernburg und Köthen. Ein halbes Jahr später startete der Studienbetrieb auch in Dessau. Professor Dr. Klaus Hertwig, Verfahrenstechniker der Technischen Hochschule Köthen, wurde zum Gründungsdirektor der neuen Hochschule berufen. Die Abteilungssprecher Professor Dr. Helmut Strehl für den Standort Dessau und Professor Dr. Franz Kobold für Bernburg begleiteten die Gründung und prägten die Hochschulentwicklung in den Folgejahren.
Nachdem die ersten Semester der Gründungsphase vergangen waren, zeigten sich Entwicklungsfortschritte. Zehn Fachbereiche boten 18 Studiengänge an und 1 800 Studierende waren eingeschrieben. 46 Professorinnen und Professoren und eine ähnlich große Anzahl von Mitarbeitenden waren in Forschung und Lehre tätig. Die Studiengänge Betriebswirtschaft, Maschinenbau und Elektrotechnik waren am stärksten nachgefragt.
Seit 1998 trägt die akademische Bildungseinrichtung mit den drei Standorten den Namen „Hochschule Anhalt“. Diese bietet heute eine breite Palette von Studiengängen in den Bereichen Architektur, Ingenieurwesen, Design, Informatik, Landwirtschaft, Naturwissenschaften, Wirtschaft und vielem mehr an. Sie trägt als renommierte und zahlenmäßig größte Hochschule in Sachsen-Anhalt maßgeblich zu einer modernen Ausbildung qualifizierter Fachkräfte und zur angewandten wissenschaftlichen Forschung bei. Aktuell zählt die Bildungseinrichtung in sieben Fachbereichen mehr als 80 Bachelor- und Masterstudiengänge und hat rund 7 500 Studierende, von denen über 2 000 aus dem Ausland kommen und die Hochschule Anhalt so zu einem international ausgerichteten Studienstandort machen.
2 Ausgangssituation und Entwicklung einer FH-Bibliothek an drei Standorten
Genauso wie die Hochschulen standen deren Bibliotheken allesamt vor gravierenden Herausforderungen, aber auch Entwicklungschancen. Sie erhielten die Möglichkeit, ihr Angebot zu diversifizieren und ihre Infrastruktur zu modernisieren. Dadurch verbesserte sich der Zugang zu Informationen und Literatur für die Studierenden und Forschenden. Ein wichtiger Aspekt der Veränderungen war die Integration der ostdeutschen Hochschulbibliotheken in das westdeutsche Bibliothekssystem mit dem Ziel, die Strukturen und Arbeitsweisen der Bibliotheken in Ost und West zu vereinheitlichen. Von Beginn an ermöglichte die Hochschule ihren Studierenden an allen Standorten den Zugang zur Fachliteratur.
Zum Gründungstermin existierten an den Vorgängereinrichtungen der Technischen Hochschule in Köthen und der Hochschule „Thomas Müntzer“ in Bernburg gut ausgebaute Hochschulbibliotheken mit einem – gemessen an den bis dato vorhandenen Möglichkeiten – umfangreichen Literaturbestand und einer vorteilhaften Gebäudestruktur. Die Aufgabe bestand nun darin, beide Bibliotheken zu einer Fachhochschulbibliothek zusammenzuführen und den Standort Dessau neu aufzubauen. Die Literaturbestände orientierten sich an den angebotenen Ausbildungsrichtungen. Die Hochschulbibliotheken waren zu Beginn personell sehr gut ausgestattet. Im Vergleich zu heute gab es eine große wissenschaftliche Informationsabteilung, die Fernleihe sowie den Bereich Sondersammlungen und die angegliederte zentrale Vervielfältigung.
Der Entwicklung der FH-Bibliotheken wurden folgende Empfehlungen zugrunde gelegt, welche natürlich auch für die Fachhochschule Anhalt maßgeblich waren:
Empfehlungen der Bund-Länder-AG Bibliothekswesen/AG 3 „Büchergrundbestand für die Fachhochschulbibliotheken in den neuen Bundesländern“ (Düsseldorf, 30.4.1991)[8]
Empfehlungen zur Entwicklung der staatlichen niedersächsischen Fachhochschulbibliotheken in den 1990er-Jahren, erarbeitet von der Arbeitsgruppe Fachhochschulbibliotheken im Auftrag des Niedersächsischen Ministers für Wissenschaft und Kunst (Hannover 20.1.1989)
Vorgesehen war eine einschichtige Bibliotheksstruktur ohne Fachbereichsbibliotheken, aber mit Bibliotheksstandorten in Bernburg, Dessau und Köthen. In Köthen waren die Bibliotheksleitung, Erwerbung, Katalogisierung, Bibliotheksrechnereinrichtung und die Informationsvermittlungsstelle zentralisiert. An allen Standorten gab es neben den Ausleihmöglichkeiten auch Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für Fernleihbestellungen, Erwerbsvorschläge und Informationsdienste. Nach den Empfehlungen der Bund-Länder-Arbeitsgruppe wurden die notwendigen Buchbestände für die vorgesehenen Fachbereiche ermittelt. Der daraus resultierende Finanzbedarf wurde zur Zuweisung aus Fördermitteln nach dem Hochschulbauförderungsgesetz (HBFG-Mitteln) beim Ministerium für Wissenschaft und Forschung des Landes beantragt. Auf dieser Grundlage wurden Gelder für die Literaturerwerbung zur Verfügung gestellt, so dass der Bestand um die weitestgehend nicht vorhandene Fachliteratur, vor allem im Bereich Wirtschaft, aus der Bundesrepublik Deutschland ergänzt werden konnte. Die HBFG-Fördersumme betrug 1 Mio. DM und die Förderung erstreckte sich über insgesamt 12 Jahre. Die folgende Übersicht zeigt die geplante Entwicklung des Buch- und Zeitschriftenbestandes, mit Stand August 1991.
Entwicklung des Buch- und Zeitschriftenbestandes, Stand: August 1991
|
1990 |
1993 |
Zugang*12 Jahren |
Endausbau** |
Bücher Bernburg |
131 000 |
133 800 |
30 500 |
120 000 |
Bücher Dessau |
0 |
2 000 |
41 700 |
50 000 |
Bücher Köthen |
113 000 |
115 000 |
56 000 |
120 000 |
Zeitschriften Bernburg |
397 |
210 |
132 |
|
Zeitschriften Dessau |
0 |
12 |
160 |
|
Zeitschriften Köthen |
385 |
270 |
258 |
|
* Entsprechen dem Berechnungsmodell
** Unter Einbeziehung von Zeitschriftenbänden, Zugang aus Lehr- und Lernmittel sowie Aussonderungen
Auch der Flächenbedarf der Bibliotheken an den Standorten wurde entsprechend den o. g. Empfehlungen ermittelt und mit den bisher genutzten Flächen verglichen: Für Bernburg (1 053 m²)[9] und Köthen (1 221 m²) entsprachen die vorhandenen Kapazitäten weitestgehend dem Bedarf. In Dessau hingegen mussten die parallel zum Bestandszuwachs benötigten Flächen erst zur Verfügung gestellt werden. Die ursprünglich genutzten Räumlichkeiten der Bibliothek der Hochschule „Thomas Müntzer“[10] in Bernburg-Strenzfeld waren vom Grundriss her für eine Bibliothek ungeeignet. Die Magazinbestände befanden sich in Kellerräumen, die durch Grund- bzw. Regenwassereinbrüche sowie durch Versorgungsleitungen stark gefährdet waren. Dies galt ebenso für die Räume der Bibliothek des ehemaligen Institutes für Getreideforschung, deren Medien in den Besitz der Fachhochschule übergegangen waren. Die Bestände, ausgerichtet auf die Bereiche Landwirtschaft und Wirtschaft, verteilten sich auf mehrere kleine Räume, was einen uneingeschränkten Zugang zu den Freihandbereichen fast unmöglich machte.
Am Hochschulstandort Dessau wurde 1993, ein Jahr nach Eröffnung, eine Hochschulbibliothek am Campus eingerichtet. Hier waren die Bestände, die nach den Bedürfnissen der in Dessau bestehenden Fachbereiche aufgebaut sind, anfangs in einem 62 m² großen Raum der Bibliothek des Bauhauses untergebracht – allerdings nur vorübergehend. Da der Bestandsaufbau und vor allem die Benutzungsbedingungen beider Institutionen so unterschiedlich waren, wurde bald eine räumliche Trennung notwendig. Der wachsende Medienbestand zog als Interimslösung am 1. August 1997 in die Dessauer Jahnstraße um. Trotz einer Fläche von rund 4 000 m² waren die Räumlichkeiten der neuen Lokalität, die vorwiegend aus Büroräumen bestand, für eine Bibliothek ungeeignet. Lesesäle waren nicht vorhanden. Der Bestand wurde kontinuierlich erweitert und immer mehr Räume kamen hinzu.
Im Jahr 2005 wurde eine erneute Zusammenarbeit der Bauhausbibliothek mit der Hochschulbibliothek beschlossen und die seit 2003 leerstehende ehemalige Kaufhalle mit dem „Tanzcafé am Bauhaus“ als neuer Standort ins Auge gefasst. Nach fünfjähriger Umbauphase erfolgte im Jahr 2012 schließlich der Umzug der Dessauer Hochschulbibliothek in die Gropiusallee, dem neuen Sitz der „Bibliotheken am Bauhaus“. Seitdem ergeben sich trotz unterschiedlicher Trägerschaft und verschiedener Aufgaben und Ziele vielfältige Schnittmengen. Die Studierenden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hochschule Anhalt und des Bauhauses können auf die Bestände und Leistungen beider Institutionen zugreifen.
Die Einrichtung der Bibliothek in Köthen fällt mit der Eröffnung des Roten Gebäudes, damals noch Sitz der privaten „Akademie für Handel, Landwirtschaft und Industrie“, im Jahr 1897 zusammen. Die ursprünglichen Räume werden bis heute von der Bibliothek genutzt. In Köthen wechselten die Vorgängerinstitutionen der Fachhochschule mehrfach ihre Namen und auch den Status der Einrichtung. Dennoch zog sich die ingenieurwissenschaftliche Ausrichtung wie ein roter Faden durch die Zeit und ist bis heute ein elementarer Bestandteil. In den 1950er-Jahren wurde die Bibliothek in der Fachschule für Chemie und in den 1970er-Jahren in der Ingenieurhochschule räumlich erweitert. Mit Gründung der Fachhochschule Anhalt waren in der Köthener Bibliothek neben der Benutzungsabteilung die zentralisierten Bereiche untergebracht. Die vorhandenen Räume waren jedoch nicht vollumfänglich geeignet. Vor allem die Magazine konnten durch die geringe Fußbodenbelastbarkeit nicht effektiv genutzt werden. Durch Umbaumaßnahmen wurden neue Nutzerarbeitsplätze geschaffen. Die Bestände der Bibliothek entsprachen zum Teil den vorhandenen Fachbereichen und mussten für die Elektrotechnik und den Maschinenbau zum großen Teil neu aufgebaut werden. Insgesamt waren, wie auch in Bernburg, umfangreiche Aussonderungen notwendig.
Nach und nach bekamen die Bibliotheken eine modernere Ausstattung. Der Aufwand bestand vor allem darin, alles für insgesamt drei Standorte zu planen und umzusetzen – übrigens nicht nur in den Bibliotheken, sondern auch in allen Abteilungen der Fachhochschule. Wie bereits angeklungen, führte die Wende auch zu einer Neuausrichtung der Sammelschwerpunkte und -strategien. Es wurde verstärkt Wert auf die Bereitstellung aktueller wissenschaftlicher Literatur gelegt, die zuvor oft sehr schwer zugänglich gewesen war. Allein im ersten Jahr 1993 wurden circa 11 000 Bände neu erworben. Im Jahr 1995 beherbergten die Bibliotheken in Köthen, Bernburg und Dessau ca. 250 000 Bücher, Zeitschriften und Normen, von denen laut des ehemaligen Leiters Siegfried Schlenter[11] mehrere Zehntausend jährlich verliehen oder zur Ansicht ausgegeben wurden. Im Jahr 1998 wurden die Räumlichkeiten in Köthen dann öffentlich zugänglich gemacht und somit auch der Magazinbestand den Studierenden in Freihandaufstellung zur Verfügung gestellt. Die „alte“ Aufstellung nach Numerus Currens war nun nicht mehr möglich. Es wurde eine eigene Systematik erarbeitet und alle Bücher einer Sachgruppe zugeordnet.
Die Anfangszeit war vor allem für das Personal von Unsicherheit geprägt. Eine große Anzahl von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Köthener und Bernburger Vorgängereinrichtungen erhielten keine Möglichkeit, ihre Beschäftigung an der neuen Fachhochschule Anhalt fortzusetzen.[12] Noch vor der Wende waren in der Köthener Bibliothek 32 Angestellte in den Abteilungen Benutzung, Geschäftsgang, Information und Dokumentation sowie der Druckerei beschäftigt. In Bernburg arbeiteten insgesamt 20 Personen in der Abteilung „Wissenschaftliche Information und Dokumentation (wida)“ und der Nachfolgeabteilung „Information, Bibliothek und Lehrtechnik (IBL)“ unter eigener Leitung. Diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhielten zunächst im Frühjahr 1992 die schriftliche Kündigung und konnten sich dann auf die wenigeren neuen Stellen bewerben. Da die Ausschreibung gestaffelt erfolgte, erhielten die ersten Bewerberinnen und Bewerber nach zwei bangen Monaten ihre Zu- oder Absagen. Die Aussicht, dass nicht einmal die Hälfte der bisherigen Angestellten eine Stelle bekommen würden, sorgte intern für eine angespannte Atmosphäre. Das ganze Leben schien auf den Kopf gestellt und diese durch gesellschaftliche und politische Umbrüche geprägte unruhige Zeit spiegelte sich auch im dienstlichen Kontext wider. Obwohl nur einige wenige Personen eine zeitnahe Zusage erhalten hatten und die Zukunft für die meisten Kolleginnen und Kollegen weiterhin ungewiss war, bemühten sich alle ihre Tätigkeiten bis zum letzten Tag in alter Konstellation und in gewohnter Weise mit viel Engagement für die Nutzerinnen und Nutzer fortzuführen. Bibliotheksleiter Siegfried Schlenter war an der Auswahl des „neuen alten“ Kollegiums beteiligt und hatte somit weder fachlich noch emotional eine leichte Aufgabe. Auch finanzielle Veränderungen brachten die neuen Anstellungen mit sich, da die Eingruppierung nach dem Tarifvertrag für Angestellte (BAT) und Arbeiter (MTArb) erfolgte. Unterschieden wurde nach Bibliotheksassistenten mit bibliothekarischer Fachausbildung und Diplombibliothekaren mit Studienabschluss.
Ende 1993 waren dann alle unbefristeten Haushaltsstellen besetzt und im Ergebnis in Köthen elf, in Bernburg vier und der neuen Bibliothek am Standort Dessau drei Personen beschäftigt. Von vormals über 50 Kolleginnen und Kollegen blieben also weniger als zwanzig übrig, so dass viele Aufgaben von Ehemaligen auf weniger Schultern verteilt werden mussten. Aber auch das nur vorläufig, denn es stand bereits fest, dass in den nächsten Jahren noch weitere Stellen abgebaut werden sollten. Das kollegiale Verhältnis überstand trotz schwerer Rahmenbedingungen die turbulenten Jahre und ermöglichte dem Team, die neue Situation gut zu bewältigen. Die Aufgaben wurden so verteilt, dass eine Funktionsfähigkeit der Beschaffung und Ausleihe gegeben war. Beratungs- und Auskunftstätigkeiten waren hingegen vorerst nur minimal möglich. Die Priorität lag im Bestandsaufbau und der Versorgung der Hochschulangehörigen mit Fachliteratur. Die Öffnungszeiten mussten mit studentischen Hilfskräften abgesichert werden.
Auch die technologische Entwicklung und der Einzug der Computertechnik Mitte der 1990er-Jahre stellte eine weitere Zäsur für das Bibliothekspersonal dar. Mit der Einführung neuer Informationstechnologien konnten die Bibliotheken nach und nach effizientere Katalogsysteme sowie elektronische Zeitschriften und Datenbanken nutzen. Diese erleichterten den Zugang zu digitalen Ressourcen und ermöglichten eine bessere Informationsversorgung der Hochschulangehörigen. Der erste Laptop wurde dem Bibliotheksleiter zur Verfügung gestellt, konnte für die Bearbeitung von Fernleihanfragen oder zu Recherchezwecken aber auch von seinen Mitarbeiterinnen genutzt werden. Oft mangelte es an einer stabilen Netzverbindung, die über das Telefonkabel aufgebaut wurde. In den 1990er-Jahren stieg der Arbeitsaufwand durch höhere Ausleihzahlen und Erwerbsvolumina. Die Bibliotheksmitarbeiterinnen und -mitarbeiter standen nun vor der Herausforderung, dies durch technische Mittel wie einem elektronischen Ausleihsystem und später auch der elektronischen Buchsicherung zu kompensieren. Dies gelang zum Großteil durch die Unterstützung des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes (GBV) und dessen Verbundzentrale (VZG) in Göttingen. Im Rahmen der Regelungen zur Wiedervereinigung wurde Niedersachsen das Partnerland für Sachsen-Anhalt. Dies wirkte sich positiv auf die Entwicklung der wissenschaftlichen Hochschulbibliotheken vor Ort aus. Die Vertragsunterzeichnung über die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Bibliotheksautomation zwischen dem Land Niedersachsen und der niederländischen Pica-Stiftung im Juli 1991 hatte auch für die Bibliothek der Fachhochschule Anhalt, welche wie auch die anderen wissenschaftlichen Hochschulbibliotheken des Landes Sachsen-Anhalts, in die Planung zum Umstieg auf das bibliothekarische Pica-System (OCLC) einbezogen wurde, eine große Bedeutung.[13] Nach der Freigabe des Pica-Verbundsystems (CBS) für die Katalogisierung nutzte bald auch die Hochschulbibliothek diese Möglichkeit sowie weitere Services der VZG. Mit der elektronischen Erfassung der Lesesaalbestände und Neuerwerbungen wurde die technische Verbuchung ermöglicht. Das neue Onlineverbuchungssystem brachte dem Personal viel Erleichterung. Nach und nach erhielten alle Kolleginnen und Kollegen einen eigenen Rechner. Schulungen vor allem von der Universitäts- und Landesbibliothek Halle ermöglichten es, die Kenntnisse zu erweitern und die neuen Systeme routiniert anzuwenden. Nichtsdestotrotz war die Eingabe der Daten der vorhandenen Literatur in den lokalen Benutzerkatalog (Online Public Access Catalogue, OPAC) aufwendig und verdichtete die Aufgaben, die von einem kleinen Team zu leisten waren. Jede und jeder der Mitarbeitenden mit minimalen freien Kapazitäten wurde mit herangezogen.
3 Resümee
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Gründung der Fachhochschule Anhalt und damit auch die der Hochschulbibliothek ein komplexer Prozess war, der viele Aspekte berührte und eine umfassende und kraftvolle Aufgabe für alle Beteiligten darstellte. Ein Prozess, geprägt von immensen Erwartungshaltungen, aber auch von retardierenden Momenten. Dem Geist der Aufbruchstimmung und dem Optimismus der ersten Nachwendejahre folgte in vielen Bereichen auch Ernüchterung, Resignation und schließlich Normalität.
Ausschlaggebende Faktoren für die Bewältigung der Transformationsphase lagen vor allem in der gelungenen politischen und gesellschaftlichen Unterstützung zur Integration der ehemaligen wissenschaftlichen Hochschulbibliotheken der DDR in das westdeutsche Gesamtgefüge. Neben finanziellen Mitteln zur Modernisierung der Bibliotheken und Erweiterung der Bestände war das unermüdliche Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort dafür verantwortlich, dass für Studierende und Lehrende gute Bedingungen geschaffen wurden. Das Personal stellte eine wichtige Säule dar, indem es sich auf die Veränderungen einließ und teilweise unter großem (Zeit-)Druck den Neuaufbau mitgestaltete. Auch wenn die Stimmung in der Übergangszeit durchaus von Unsicherheit geprägt war und es in den ersten Jahren nach der Wende viele Hürden und auch Anpassungsschwierigkeiten gab, konnte die Bibliothek der Fachhochschule Anhalt ihre Dienstleistungen erfolgreich erweitern, die technologische Infrastruktur sowie den Bestand modernisieren und sich in die Verbundstruktur des deutschen Bibliothekssystems integrieren.
Für die Nutzerinnen und Nutzer und die zunehmend diverseren Zielgruppen verbesserte sich natürlich das Literaturangebot, für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, durch die Vernetzung mit anderen (Verbund-)Bibliotheken, die Möglichkeit, sich weiterzubilden und Unterstützung zu erhalten.
Nach der Jahrtausendwende erfolgten an allen Bibliotheksstandorten umfangreiche Umbaumaßnahmen und stellten das Personal, welches weiter reduziert werden musste, wieder vor große und teilweise belastende Herausforderungen. Doch es gelang durch die engagierte Zusammenarbeit aller Akteurinnen und Akteure, insbesondere jedoch zwischen Hochschul- und Bibliotheksleitung, dass jede der Bibliotheken an den drei Standorten der Hochschule Anhalt heute in modernen Räumlichkeiten untergebracht ist und über eine gute Ausstattung verfügt.
Über den Autor / die Autorin

Carolin Paoli
Literaturverzeichnis
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