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Glück gehabt! – Die deutschen Bibliotheken nach der Wende – mit einem Ausblick auf die Entwicklung in Europa

  • Elmar Mittler

    Prof. em. Dr. Drs. h.c. Elmar Mittler

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Published/Copyright: November 6, 2024

Zusammenfassung

Nach dem Fall der Mauer 1989 und der Wiedervereinigung mussten zwei völlig unterschiedliche Systeme zusammengeführt werden. Die Transformation ist gelungen, weil die in der DDR-Zeit vernachlässigten Universitätsbibliotheken durch eine zwölfjährige gemeinsame Förderung von Bund und Ländern auf das Niveau westdeutscher Bibliotheken gebracht wurden; darüber hinaus wurden sie mit neuen Bauten leistungsfähig gemacht. Die Umstellung des zentralen Systems der Öffentlichen Bibliotheken der DDR in die Verantwortung der Gemeinden wurde durch Bundesmittel erleichtert. Der Wandel wurde durch die partnerschaftliche Kooperation aller Beteiligten in Ost und West zu einem Erfolg. Abschließend wird ein Blick auf die europäische Entwicklung geworfen. Der Text ist aus der Sicht einer Person geschrieben, die in verschiedenen Positionen aktiv an der Transformation mitgewirkt hat.

Abstract

After the Fall of the Berlin Wall in 1989 and reunification, two completely different systems had to be brought together. The transformation was successful because the university libraries, which had been neglected during the GDR era, were brought up to the level of West German libraries through twelve years of joint funding from the federal and state governments; in addition, they were made more efficient with new buildings. The transition of the centralized system of public libraries in the GDR to the responsibility of the municipalities was facilitated by federal funding. The change was a success thanks to the cooperative partnership of all those involved in East and West. Finally, a look is taken at European developments. The text is written on the basis of the author’s active involvement in the transformation in various library positions.

„Wissenschaftliche Bibliotheken in den neuen Ländern 1990 – Glück gehabt!“[1] lautete die Überschrift einer Pressemitteilung, die der Verfasser als erster Sprecher der ein Jahr zuvor in Heidelberg gegründeten Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheksverbände (BDB) im September 1990 – kurz vor der Wiedervereinigung am 3.10. des Jahres – in Wolfenbüttel vorstellen konnte. Nicht ohne Stolz konnte mitgeteilt werden: „Ein Kontrastprogramm zur sonstigen Entwicklung in der alten DDR und daran anschließend in den neuen Ländern ist in den wissenschaftlichen Bibliotheken gelaufen“, wobei Franz Georg Kaltwasser gleich Zweifel an der Dauerhaftigkeit der positiven Meldung äußerte.[2] Hintergrund war der Beschluss des Deutschen Bundestags im August 1990 insgesamt 18,5 Mio. DM für den Aufbau von Lehrbuchsammlungen in den Hochschulbibliotheken bereitzustellen. Er ging auf meinen Vorschlag an das Bundesministerium für Forschung und Technologie zurück, für drei Jahre je 5 Mio. (20 DM/Student) bereitzustellen, die aber dann auf einen Schlag mit der Maßgabe bewilligt wurden, sie noch 1990 auszugeben (was dann in Anbetracht der Unmöglichkeit der Durchführung entgegen den geltenden Haushaltsregeln auf den 30. März 1991 verschoben wurde). Mit „Öffentliche Bibliotheken in den neuen Ländern: Die Erosion in vollem Gange“ bzw. „Öffentliche Bibliotheken in Ostdeutschland – am Ende?“ klangen die Meldungen der BDB für die andere Bibliothekssparte ganz anders. Die Umstellung von den zentral gelenkten, relativ gut geförderten Öffentlichen Bibliotheken auf die Trägerschaft der finanziell und organisatorisch überforderten Gemeinden brachte bald chaotische Zustände – aber es musste weitergehen.[3]

Doch zunächst einmal zur Ausgangssituation. Der schleppende Wiederaufbau der Bibliotheken nach dem Zweiten Weltkrieg war in der Bundesrepublik durch die Empfehlungen des Wissenschaftsrates „Wissenschaftliche Bibliotheken 1964“[4] deutlich beschleunigt worden. Die Gründung neuer Universitäten im Zuge der Bildungsreform der 1960er-Jahre brachte einen Finanzierungsschub für das Bibliothekswesen durch den Aufbau von Büchergrundbeständen, die gemeinsam von Bund und Ländern im Rahmen des Hochschulbauförderungsgesetzes HBFG jeweils über 5 Jahre finanziert wurden. Auf Länderebene wurden Bibliotheksplanungen vorangetrieben, bei denen Bibliothekare und Ministerien oft eng zusammenarbeiteten. In Baden-Württemberg führte das z. B. dazu, dass viele Empfehlungen bereits in der Planungsphase umgesetzt und die dabei gemachten Erfahrungen in den endgültigen Fassungen berücksichtigt werden konnten.[5]

Eine ähnlich positive Entwicklung hatten die Öffentlichen Bibliotheken genommen, wobei es allerdings lokale und regionale Unterschiede gab, weil die Unterstützung der Bibliotheken keine Pflichtaufgabe der Städte und Gemeinden ist und für die Länder nur subsidiäre Aktivitäten möglich sind. Trotzdem gab es in guten Zeiten des „Wirtschaftswunders“ den Willen vieler Städte, die Literaturversorgung als wichtigen Bildungs-, aber auch Wirtschaftsfaktor zu fördern. Man bediente sich dazu der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsvereinfachung KGSt (heute: für Verwaltungsmanagement) die 1973 ihr mit führenden Bibliothekaren erarbeitetes Gutachten „Öffentliche Bibliothek“[6] veröffentlichte. Seine Ergebnisse konnten mit der Autorität der KGSt versehen weitgehend in den Bibliotheksplan 1973 übernommen werden.

Gab es in der westdeutschen Konsensgesellschaft der 1960er- und 1970er-Jahre so gute Beispiele enger Zusammenarbeit von Unterhaltsträgern und Bibliotheken, sozusagen eine Kombination von Bottom-up und Top-down, so vertraute die marxistisch-leninistische Kaderpolitik in der DDR auf die parteiliche Gestaltung der Gesellschaft. Der chancengleiche Zugang der Bevölkerung zu unterschiedlichen Kunst- und Kulturformen einschließlich klassischer Hochkultur war aber als staatlicher Auftrag in der Verfassung verankert.[7] Mit dem Ziel engagierte „sozialistische Persönlichkeiten“ heranzubilden, gab es ein engmaschiges Netz der Kulturarbeit, zu dem auch die flächendeckende Infrastruktur zentral organisierter und finanzierter Öffentlicher Bibliotheken gehörte.

Die Lage der Universitätsbibliotheken war demgegenüber eher schlecht. Die Forschung war weitgehend in den Akademien angesiedelt. Bei der Devisenbereitstellung für westliche Literatur oder der Zuteilung westdeutscher Publikationen, die nach der Leipziger Buchmesse in der DDR verblieben, wurden die Staatsbibliothek und die Akademiebibliotheken bevorzugt berücksichtigt. Von grundlegender Bedeutung für die Organisation auch der Universitätsbibliotheken war die vom Ministerrat erlassene Bibliotheksverordnung vom 31. Mai 1968 auf der fußend die Anweisung 22/1969 die Einschichtigkeit des Bibliothekswesens der Universitäten unter zentraler Leitung anordnete[8] – eine Regelung, die an manchen älteren Universitäten im Westen bis heute noch nicht vollständig durchgesetzt ist.

Es gab eine wichtige Klammer zwischen den wissenschaftlichen Bibliotheken in Ost und West: die Fernleihe, mit der auch im Westen – hier gestützt auf das Sondersammelgebietsprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) – die Literaturversorgung für die Forschung insbesondere auch mit wissenschaftsrelevanter internationaler Literatur gesichert werden konnte. Sie wurde durch den Aufbau von regionalen Gesamtkatalogen beschleunigt, die seit den 1990er-Jahren in die Verbundsysteme überführt wurden, die mit der Zeit (zunächst beim Niedersächsischen Verbund) auch Fernleihkomponenten anboten. Die Verbindung über den Deutschen, den „roten“, Leihverkehr zwischen den westlichen und den östlichen Bibliotheken blieb auch in Krisenzeiten zwischen den beiden Staaten erhalten. Diese Entwicklung wurde nur minimal durch die in der DDR 1971 verordnete Einführung internationaler, „weißer“ Leihscheine auch für den deutsch-deutschen Leihverkehr reduziert: Manche Bibliotheken weigerten sich, mit weißen Leihscheinen bestellte Fernleihen an Bibliotheken in der DDR zu senden oder machten sie einem Beschluss der Sektion 4 des Deutschen Bibliotheksverbands folgend kostenpflichtig, wenn es sich um ausländische Literatur handelte. In der Regel wurde die Möglichkeit, westliche Literatur in der DDR kostenfrei zugänglich zu machen, aber weitergeführt. Selbst der Austausch von Fernleihen zwischen den beiden Nachfolgeeinrichtungen der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek erfolgte penibel korrekt – trotz der Eigentumsansprüche der Deutschen Staatsbibliothek in Berlin (Ost). Es gab eine stille Einheit im deutschen Bibliothekswesen.[9]

Was es dabei immer wieder weltweit, aber kaum in Deutschland an Hin und Her zwischen privaten, offiziösen und nicht erlaubten Begegnungen gab, hat u. a. Jürgen Hering anschaulich geschildert.[10] Die Internationalität des deutschen Sprachraums ermöglichte es aber, einen wichtigen bibliothekarischen Standardisierungsprozess erfolgreich durchzuführen: die Entwicklung der Regeln für die alphabetische Katalogisierung RAK, die gemeinschaftlich von Vertretern aus der Bundesrepublik, der DDR, Luxemburg, Österreich und der Schweiz entwickelt worden sind.[11] Es gab aber von westdeutscher Seite Tendenzen, die Trennung zu akzeptieren oder zu verstärken. Das Jahrbuch der deutschen Bibliotheken z. B. verzeichnete bis zum Band 43 (1969) in Auswahl auch wissenschaftliche Bibliotheken der DDR. Hermann Havekost beschränkte als Herausgeber die Berichterstattung trotz mancher Proteste seit 1971 auf westdeutsche Einrichtungen. Man war dabei, sich mit der deutschen Teilung abzufinden. In der Zeit des „Tauwetter“, für die das deutsch-deutsche Kulturabkommen vom 6.5.1986 ein deutliches Zeichen setzte, nahm der Kontakt zwischen den Bibliotheken und Bibliothekaren wieder zu. So konnte Karl-Heinz Jügelt (Rostock) schon an der Jahrestagung des DBV 1986 in Heidelberg teilnehmen.[12] Gelegentlich kam es dabei auch zu dem Besuch eines erkennbaren Stasimanns wie Hans-Joachim Meister von der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität.[13] Insbesondere die Tauschaktivitäten zwischen den Bibliotheken verdichteten sich. Ein schönes Beispiel dafür ist der Besuch von Burghard Burgemeister, dem Direktor der Sächsischen Landesbibliothek Dresden, 1987 in Heidelberg. Sein Ziel war es, eine Kooperation bei der Erwerbung kunsthistorischer Literatur aufzubauen. Die Dresdener Bibliothek hatte in der DDR die Aufgabe, schwerpunktmäßig die Kunstgeschichte zu erwerben, ein Fachgebiet, das für die Bundesrepublik Deutschland die Heidelberger Universitätsbibliothek als DFG-Sondersammelgebiet betreute. Burgemeister schlug das schon mit anderen Bibliotheken erprobte Verfahren vor, dass die einschlägigen DDR-Publikationen von der Sächsischen Landesbibliothek der Heidelberger Bibliothek zur Verfügung gestellt würden, damit im Gegenzug in entsprechendem Umfang westliche Literatur nach Dresden gesandt werden konnte.[14] Der Gedankenaustausch, der sich bei diesem Besuch ergab, führte dazu, dass auch die Thematik einer nach dem Zweiten Weltkrieg in Dresden verbliebenen Paracelsus-Handschrift aus Heidelberg angesprochen werden konnte, die 1941 nach Dresden ausgeliehen worden war. Zur Sicherung vor den Bombenangriffen war sie mit anderen kostbaren Beständen der Bibliothek in das trockene Kellergeschoss des Japanischen Palais evakuiert worden, in das aber (durch die Bombenerschütterungen verursacht) Wasser eingedrungen war. Sie sollte nach einer Restaurierung zurückgegeben werden, was aber wegen der Auseinandersetzungen um die nach dem Krieg in Westdeutschland verbliebenen und dann nach Westberlin verbrachten Bestände der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin nicht erfolgt war. Burgemeister, dem der Fall nicht bekannt war, versprach, sich um die Thematik zu kümmern und mir bei einem Gegenbesuch, zu dem er mich offiziell einladen wolle, die Handschrift zu zeigen.

So war es mir möglich, im Herbst 1988 zum ersten Mal die DDR zu besuchen – als Westdeutscher ohne verwandtschaftliche Beziehungen in den Osten war mir ja nur die mit unangenehmen Kontrollen verbundene Durchreise durch DDR-Gebiet nach Berlin möglich. Ich lernte die schwierigen Umstände kennen, unter denen die Kollegen in Dresden arbeiten mussten, beginnend mit den räumlichen Verhältnissen in einer ehemaligen Kaserne, die aber hervorragend geführt wurde (ein so sauberes Magazin hatte ich im Westen noch nicht gesehen). Allerdings gab es vor dem Gebäude eine „Quelle“ durch einen Rohrbruch, der nicht instandgesetzt worden war. Ich lernte die Professionalität der Kolleginnen und Kollegen schätzen. Besonders beeindruckt hat mich die Leistung von Thomas Haida, der mit großem persönlichem Einsatz trotz der unzureichenden technischen Möglichkeiten, die ihm aus westlicher Sicht zur Verfügung standen, ein voll funktionsfähiges Audiozentrum in Teilbereichen einer ehemaligen Kirche aufgebaut hatte.[15] Burgemeister gab mir freimütig Einblicke in das Bibliothekswesen der DDR, nicht zuletzt auch in die personelle Zusammensetzung des Kreises der Direktoren der wissenschaftlichen Bibliotheken. Keiner von uns beiden ahnte, dass derartige Informationen für mich bald von praktischer Bedeutung werden könnten. So erklärte er mir in aller Offenheit, dass alle Direktoren SED-Mitglieder seien, aber keinerlei Hemmungen hätten, die Politik der Partei offen zu kritisieren. Nur einer, so erfuhr ich, sei kein Parteimitglied, aber der fühle sich in besonderer Weise verpflichtet, den Vorstellungen und Wünschen der Regierenden entgegenzukommen. Es war der Kollege Dietze, der die Universitätsbibliothek Halle leitete. Bezeichnenderweise erzählte dieser mir später, wie er 1989 mit seinen Kollegen schon darüber nachgedacht hatte, aus Anlass des 40. Jubiläums der Gründung der DDR besondere Leistungen vorzubereiten, wie dies normalerweise bei herausragenden Ereignissen von der Regierung gewünscht wurde – und sich zunächst darüber wunderte, dass es zu der erwarteten Aufforderung nicht kam.

1989 wurde auf der Grundlage des deutsch-deutschen Abkommens von 1986 vereinbart, dass bestimmte Kunstgegenstände aus Westdeutschland, die sich nicht kriegsbedingt in der DDR befanden, gegen entsprechende Finanzierung aus dem Bundesetat rückgeführt werden konnten. Dazu gehörte auch die Heidelberger Paracelsus-Handschrift Cod. Pal. Germ 51. Ich hätte sie seit August 1989 aus Dresden zurückholen können, was mir aber wegen anderer dringender Verpflichtungen nicht möglich war. Erst im November 1989 sollte es dazu kommen, dass ich mit meinem Kollegen Gunther Franz von der wissenschaftlichen Stadtbibliothek Trier die Heimführungsaktion durchführen konnte.[16] In offizieller Mission fuhren wir begleitet von einem Stuttgarter Ministerialbeamten nach Dresden, wo man uns die Handschriften am Morgen des 8. November übergab. Wir diskutierten bei dieser Gelegenheit in kleiner Runde die aktuellen Ereignisse. Burgemeister fragte seine Kollegen, ob sie an der Demonstration am vergangenen Abend teilgenommen hätten, was bei allen der Fall war. Er erwähnte dabei das Auftreten von nazistischen Gruppen mit der hellsichtigen Bemerkung: Das wird das Problem der Zukunft. Der Kollege Frühauf, der (SED-Mitglied) als Nachfolger Burgemeisters designiert war, erwähnte voll Stolz, dass die DDR als einziges Land vom Mond aus erkennbar sei (begründet durch die großen Felder der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften gegenüber den kleinräumigen westlichen). Auch das Thema einer möglichen Wiedervereinigung wurde angesprochen. Dazu hatte Frühauf die dezidierte Meinung, dass die SED bereit sei, die Herrschaft mit den Bürgern zu teilen, aber eine mögliche Wiedervereinigung habe bei keiner der vielen Demonstrationen eine Rolle gespielt.[17] Er halte sie für völlig undenkbar. Burgemeister war anderer Meinung. Er zitierte Bertolt Brecht „Erst kommt das Fressen, dann die Moral“ und sagte voraus, dass die Bürger der DDR nach den „Fleischtöpfen“ der Bundesrepublik „gieren“ würden. Auch ich hielt die Wiedervereinigung für unumgänglich. In Anbetracht der teilweise stark zerstörten Infrastruktur würden die Bürger der DDR, sobald sich Reisemöglichkeiten böten, in einem Umfang davon Gebrauch machen, dass es zu einer Art Wiedervereinigung auf westdeutschem Boden führen müsste. Das aber sei wirtschaftlich für keinen der beiden Staaten tragbar. Umgekehrt wäre es dem Westen unmöglich, die erforderlichen Investitionen zu erbringen, ohne dass es zu einem gemeinsamen Land komme. Weder Burgemeister noch ich hatten irgendeine Vorstellung davon, wie eine Wiedervereinigung vor sich gehen könnte – aber die Entwicklung in diese Richtung lag in der Luft. Bei der Heimfahrt in der Nacht vor der Öffnung der Mauer wurden wir noch genauso scharf und unangenehm kontrolliert (obwohl wir eigentlich Diplomatenstatus hatten), wie dies auch sonst üblich war. Aber die Grenzer waren bei ihrer Tätigkeit sichtbar nervös.

Bekanntlich überschlugen sich die Ereignisse dann in unvorhersehbarem Tempo. Die schon bestehenden persönlichen Kontakte, insbesondere zu Karl Heinz Jügelt, machten es leicht, nach der Öffnung der Mauer und der Einführung freier Reisemöglichkeiten Treffen mit Kolleginnen und Kollegen des Bibliotheksverbandes der DDR zu vereinbaren. So gab es ein informelles Treffen am 20. Januar 1990 in Heidelberg: Meine Stellvertreterin Birgit Dankert und ich als Sprecher der im September 1989 gegründeten Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheksverbände BDB trafen sich mit Jügelt und Norbert Stroscher (Vizepräsident des Bibliotheksverbandes der DDR). Schon da zeichneten sich die Konturen der weiteren Arbeit klar ab: Zusammenführen der Verbandsarbeit in Ost und West, Unterstützungsmaßnahmen für den Bestandsaufbau der wissenschaftlichen Bibliotheken und zur Sicherung des Bestands Öffentlicher Bibliotheken, EDV-Ausstattung. Sie konnten auf dem ersten offiziellen Arbeitstreffen am 30.3. und 1.4.1990 in Rostock-Warnemünde vertieft werden. Für 1993 wurde ein erster gesamtdeutscher Bibliothekskongress in Leipzig ins Auge gefasst. Es wurde vereinbart, dass Vertreter des Bibliotheksverbandes der DDR als Gäste an den Sitzungen des BDB-Koordinierungsgremiums eingeladen werden.[18] So konnte am 24. April das Berliner Memorandum mit Karl-Heinz Jügelt und Klaus Plötz als gemeinsames Papier verabschiedet werden.[19] Das Zusammenwachsen der Verbände wurde bekräftigt, die Koordinierung der vielfach angelaufenen Hilfsmaßnahmen mithilfe der BDB, des Deutschen Bibliotheksinstituts (DBI) und der entsprechenden Einrichtungen der DDR (Zentralinstitut für Bibliothekswesen der DDR; Methodisches Zentrum für wissenschaftliche Bibliotheken) angeboten, Schritte zur Information über Methoden und Hilfsmittel bibliothekarischer Arbeit (Seminare, Studienaufenthalte usw.) empfohlen. Die Grundstruktur des Bibliothekswesen der DDR sollte erhalten bleiben und durch den Aufbau von Lehrbuchsammlungen, Grundbeständen westlicher Literatur und Verbesserung der technischen Ausstattung gestärkt und auch bei den Öffentlichen Bibliotheken Grundbestände und aktuelle Medien an Sach-, Fach- und Weltliteratur ergänzend aufgebaut werden. Die freie Information sollte durch die Bereitstellung von Zeitungen unterstützt werden. Angesprochen wurde aber auch, dass die westlichen Bibliotheken durch zusätzliche Nutzung aus dem Osten teilweise stark überlastet waren und Unterstützung benötigten.

Es kam nun darauf an, den Wünschen Taten folgen zu lassen.[20] Als Sprecher der BDB konnte ich erreichen, dass mit Unterstützung des Zeitungsverlegerverbandes kostenfrei zentrale Bibliotheken der DDR mit Zeitungen beliefert wurden; die Städte und Gemeinden wurden angeschrieben, bei den vielen Hilfsaktivitäten, die landauf landab begannen, die Bibliotheken einzubeziehen; mit Minister Möllemann vom Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft begann ein erfolgreicher Briefwechsel mit dem Ziel des Einbeziehens der Bibliotheken in das universitäre Überlastprogramm; der Vorschlag zum Aufbau von Lehrbuchsammlungen in der DDR drei Jahre je 5 bzw. 6,5 Mio. DM zur Verfügung zu stellen, führte – wie schon erwähnt – im Sommer 1990 zum Beschluss des Bundestags auf Antrag des BMBW schon 1990 insgesamt 18,5 Mio. zur Verfügung zu stellen.[21] Als Ministerialrat Hirsch vom BMBF mir den Vorschlag machte, westdeutsche Bibliotheken sollten die Lehrbücher für die Bibliotheken im Osten kaufen und bearbeitet dorthin schicken, habe ich ihn in Absprache mit meinen ostdeutschen Kolleginnen und Kollegen schnell davon abbringen können. Sie wollten sie selbstständig erwerben – und es war wichtig, ihnen in dieser Situation zu zeigen, dass wir volles Vertrauen in ihre Professionalität setzten. Natürlich nahmen sie die Unterstützung bei der Titelauswahl durch Literaturlisten vielgebrauchter Titel gern an.

Mein Angebot an Bundesminister Möllemann, dass die BDB bereit sei, beratend bei weiteren Förderaktivitäten mitzuwirken, führte im Juni zur meiner und Birgit Dankerts Berufung in die „Deutsch-deutsche Expertengruppe Bibliothekswesen“ im Rahmen der Gemeinsamen Bildungskommission der BRD und der DDR. In 6 Untergruppen war es möglich, „detaillierte und handlungsbezogene Empfehlungen“ zu erarbeiten. Anders als bei den anderen Untergruppen (z. B. für Museen und Theater) wurde beschlossen, diese nach der Wiedervereinigung als Bund-Länder-Arbeitsgruppe Bibliothekswesen fortzusetzen. Damit konnte die ideale Zusammenarbeit zwischen Bibliothekaren und Vertretern von Bund und Ländern fortgesetzt werden. „Noch nie hatte es ein überregionales Gremium gegeben, das aus seiner Mitte heraus Zielvorstellungen entwickeln, Lösungsmöglichkeiten aufzeigen und unmittelbar ins Werk setzen konnte“, konstatierte Staatssekretär Lammert auf dem Bibliothekartag 1991 in Kassel.[22] In den Abschlussbericht konnte ich als Vorsitzender der Arbeitsgruppe 3 z. B. Empfehlungen für die Literaturversorgung wissenschaftlicher Bibliotheken einbringen,[23] die dann vom Wissenschaftsrat aufgegriffen wurden und für die folgenden 12 Jahre zur Finanzierung von Grundbeständen an den Bibliotheken der Hochschulen der neuen Länder verwendet werden konnten, wenn die Länder ihren 50 %-Anteil bereitstellten. Die Empfehlungen wurden für einzelne Fachgebiete detailliert[24] und in der praktischen Umsetzung den lokalen Verhältnissen angepasst.[25] Damit konnten die ostdeutschen Hochschulbibliotheken auf das Niveau der westdeutschen Einrichtungen gebracht werden, ja für die neuere Literatur diese teilweise übertreffen, weil die Mittel – insbesondere auf Druck der Fachbereiche – auch für den Kauf aktueller Titel verwendet worden sind.[26] Die Hoffnung, dass die Länder nach Auslaufen der Hochschulbauförderung die laufenden Bibliotheksetats in der Höhe der Landesanteile der Grundbestandsmittel aufstocken würden, hat sich teilweise erfüllt – die Unterdotierung der Hochschulbibliotheken in der Zeit der DDR wurde jedenfalls erfolgreich überwunden.

Für die Öffentlichen Bibliotheken sahen dagegen die Aussichten zunächst düster aus. Nicht nur Klein(st)bibliotheken wurden geschlossen, in vielen Städten und Gemeinden wurde die Zahl der Zweigstellen massiv reduziert. Die BDB veröffentlichte eine Presseerklärung nach der anderen, um die Gefahr des Reißens des Netzes der Öffentlichen Bibliotheken in der DDR zu bannen. Höhepunkt war die Pressekonferenz der BDB fast genau ein Jahr nach deren Gründung am 12. September 1990 in Wolfenbüttel.[27] Dabei zeigten vergleichende Statistiken, dass die Zahl und der Bestand der Öffentlichen Bibliotheken im Osten scheinbar noch höher lagen als im Westen, aber die Erosion war in vollem Gange, wie insbesondere das Abschmelzen der ostdeutschen Mitgliederzahlen im Bibliotheksverband von 2 227 im Juni 1990 auf geschätzte Beitragszahler von 1 400 im Februar 1991 zeigte.[28] Bei den Beständen rechnete man mit einer Ausscheidungsrate von 30–40 %. Das Presseecho war weit über Wolfenbüttel hinaus groß: Der wichtigste Beitrag stammte von Rolf Michaelis in der ZEIT, der den Bundeskanzler aufrief, nicht nur den Sport, sondern auch die Bibliotheken zu fördern.[29] Und das Unwahrscheinliche geschah. Der Bund setzte sich über alle verfassungsrechtlichen Bedenken hinweg und förderte auch die Öffentlichen Bibliotheken mit Millionenbeträgen über mehrere Jahre, wobei – wie ich weiß – Helmut Kohl sich auch persönlich dafür eingesetzt hat. So konnten nicht nur die wissenschaftlichen Bibliotheken von Glück reden. Auch für die Öffentlichen gab es mehrere Jahre erhebliche Zuschüsse aus dem Bundeshaushalt, die kombiniert mit Landesmitteln bis zum Ende des Jahrzehnts zu einer Phase des Aufbruchs und der Erneuerung führten.[30] Nicht unerwähnt lassen darf man die Bravourleistung von Karl Wilhelm Neubauer (Untergruppe 5 EDV-Einsatz) und seinen Bielefelder Kollegen, denen es 1991 gelang, innerhalb weniger Monate schlüsselfertige PC-Netze zusammenstellen, zu erproben und an 19 Hochschulbibliotheken zu installieren. Der Bund stellte dafür 3,5 Mio. DM zur Verfügung.

Für die Gesamtentwicklung des deutschen Bibliothekswesens war wichtig, die Empfehlung an die neuen Bundesländer, nicht eigene Verbundsysteme zu entwickeln, sondern sich bestehenden Verbünden anzuschließen. Zwar entschlossen sich zunächst die Länder Bremen Hamburg und Schleswig-Holstein gemeinsam mit Mecklenburg-Vorpommern einen eigenen Verbund zu gründen, schlossen sich aber dann 1996 mit Niedersachsen, Sachsen-Anhalt (1994) und Thüringen (1994) dem Göttinger Gemeinsamen Bibliotheksverbund (GBV) an, zu dem 1999 auch die Staatsbibliothek zu Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz, stieß.[31] In Zusammenarbeit mit Der Deutschen Bibliothek hatte Niedersachsen das niederländische Pica-System erfolgreich für Deutschland adaptiert.[32] Sachsen hat sich 1990 dem Südwestverbund angeschlossen. Dieser ist inzwischen auch Pica-Anwender und führt unter dem Namen K10 plus seit 2019 seine Daten in eine gemeinsame Datenbank mit dem GBV. Insgesamt gesehen hat die Wiedervereinigung den Anstoß zu einer deutlich veränderten großräumigeren Verbundlandschaft gegeben.

Die DFG legte schon 1990 ein Förderprogramm für Literaturspenden auf und begann mit der Integration ostdeutscher Bibliotheken in das Verzeichnis der Drucke des 16. Jahrhunderts.[33] Das Retrokatalogisierungsprogramm wurde auf der Grundlage einer Studie von Otwin Vinzent für die Bibliotheken Ostdeutschlands geöffnet[34] (was – nebenbei bemerkt – zu einer (schmerzlichen) Verzögerung der Teilnahme der SUB Göttingen führte). Auch die Anpassung des Programms der Sammelschwerpunkte der DFG wurde in Angriff genommen. Die UB Heidelberg z. B. war gern bereit, die Betreuung des Teilgebiets 9,11 „Zeitgenössische Kunst ab 1945“ an die LB Dresden abzugeben. Tübingen verzichtete zugunsten der ULB Halle auf das SSG 6,23 „Vorderer Orient einschl. Nordafrika“. Die SUB Göttingen gab das SSG 13 „Geologie. Mineralogie. Petrologie u. Bodenkunde“ an die Bibliothek der TU Bergakademie Freiberg ab – und baute mit ihr die „Virtuelle Fachbibliothek Geowissenschaften/Bergbau/Geographie/Thematische Karten GEO-LEO“ auf.[35]

Wurde noch auf dem Bibliothekartag 1991 in Kassel bemängelt, dass es kaum Teilnehmende und Vorträge aus den neuen Ländern gab, so konnten ein Jahr später in Bochum schon Erfahrungsberichte aus Ostdeutschland u. a. über die Landesplanung in Brandenburg (allerdings vom Düsseldorfer Gattermann), Umbau und Neuaufbau bei der TU Cottbus (Warnatz) und das integrierte System der Universität Jena (Marwinski) vorgetragen werden.[36] Der Durchbruch kam bei dem sehr erfolgreichen Bibliothekskongress in Leipzig 1993, bei dem erstmals die „Schallmauer“ von 3 000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer durchbrochen worden ist. Rund ein Drittel der Beiträge des Programms kamen aus den neuen Ländern. Mit dem Ziel maximaler Beteiligung am Entstehungsprozess wurde die Entwurfsfassung des erneuerten Planungs- und Strukturpapiers Bibliotheken 93 diskutiert und verabschiedet. Die ostdeutschen Kolleginnen und Kollegen fühlten sich akzeptiert, man fühlte sich als Einheit, wie die Berichterstattung von Teilnehmenden z. B. aus Jena zeigen.[37] Dabei spielte manchmal auch Atmosphärisches eine Rolle, wenn z. B. ein Gewitter am Eröffnungsabend eine größere Gruppe unter dem Vordach eines Universitätsgebäudes in engeren Kontakt brachte. In diesem Zusammenhang sei auch eine andere Situation erwähnt, die für den Aufbau persönlicher Vertrauensverhältnisse untereinander wichtig war: Als ostdeutsche Kolleginnen und Kollegen nach der Vereinigung der Bibliotheksverbände 1991 erstmals als neue Mitglieder am Koordinationsgremium der BDB mitwirkten, habe ich als Gesprächsleiter darum gebeten, dass wir uns alle untereinander duzen, nicht nur – wie gewohnt – die Westdeutschen. Später hat man mir gestanden, wie schwer das den Ostdeutschen zunächst gefallen ist – und wie dankbar sie im Nachhinein waren, dass ein Fremdeln untereinander auf diese Weise verhindert werden konnte. Die vorurteilsfreie Zusammenarbeit wurde im DBV wie in der BDB auch wesentlich dadurch gefördert, dass im August 1992 Elke Dämpfert, die als frühere Leiterin der Bibliothek der Bauakademie in Berlin Ost einschlägige DDR-Erfahrung hatte, die Leitung der Geschäftsstelle für beide Verbände mit großem Engagement übernahm.

In meiner Eröffnungsansprache beim Leipziger Kongress habe ich aus heutiger Sicht sehr mutig und in großer Offenheit die politische Situation angesprochen:

Nach allem, was man inzwischen weiß, muss man es fast als die größte Errungenschaft der SED bezeichnen, dass sie sich so friedlich verabschiedet hat. Es hat auch Diktatoren in Deutschland gegeben, die das nach dem Prinzip der verbrannten Erde getan haben. Das sarkastische Motto „Ruinen schaffen ohne Waffen“ aber hat die SED – wohl nolens volens – allzu erfolgreich realisiert.[38]

Danach war es mir ein Herzensanliegen, in aller Form die Leistung der ostdeutschen Kolleginnen und Kollegen vor und nach der Wende zu würdigen. Es war für diese vielleicht auch wichtig zu erfahren, dass parallel zu den Fördermitteln im Osten die westdeutschen Öffentlichen Bibliotheken große Probleme durch Schließungen von Zweigstellen hatten und sich ebenso wie die wissenschaftlichen Bibliotheken für die Literaturversorgung bedrohlichen Etatkürzungen konfrontiert sahen.[39] Der Vorsteher des Börsenvereins versprach daraufhin, die Bibliotheken nicht im Stich zu lassen.[40] Es war zu einer engen Kooperation Börsenverein – BDB gekommen. Die außergewöhnliche Situation der Wiedervereinigung hatte in Leipzig 1993 zu einer einmaligen Konstellation geführt. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels hatte große Probleme mit der Fortführung der Leipziger Buchmesse, die jeweils im Frühjahr stattfindet, und nach der Wende nur mühsam ihr eigenes Profil fand. Schon 1991 wurde dort eine gemeinsame Veranstaltung „Bibliotheken und Buchhandel in den neuen Ländern“ durchgeführt. Es entwickelte sich daraus eine von der Buchmesse über mehrere Jahre gesponserte Veranstaltungsreihe für osteuropäische Bibliothekarinnen und Bibliothekare, die von der BDB organisiert wurde.[41] Höhepunkt des Schulterschlusses Börsenverein – Bibliotheken aber war die Leipziger Buchmesse 1993, die ausnahmsweise auf die Woche nach Pfingsten verlegt wurde – direkt im Anschluss an den Bibliothekskongress, der – wie traditionell auch die Bibliothekartage – in dieser Zeit stattfand: Die Bibliothekarinnen und Bibliothekare sollten für die Teilnahme an der Buchmesse gewonnen werden.[42] Das Börsenblatt berichtete auf 15 Sonderseiten über den Bibliothekskongress und den Stand der Kooperation („Die Gemeinsamkeiten mussten nicht beschworen werden“).[43] Diese zeigte sich auch bei den Aktivitäten des Börsenvereins, den Zugang zu deutschen Publikationen in dem Bereich des sich auflösenden Ostblocks in einem Moment zu sichern, wo die Freiheit dafür gegeben war, die Mittel aber fehlten. Klaus Saur war dabei die treibende Kraft.[44] Dabei war auch die Gründung des Goethe-Instituts in Moskau hilfreich, das von Kathinka Dittrich van Weringh mit großer Resonanz im Lande aufgebaut wurde. Sie schildert aber auch, wie die Restriktionen zunahmen. Vielleicht war das politische Scheitern des bibliothekarischen Petersburger Gesprächs, das Lehmann in seinem Beitrag beschreibt, schon ein Vorbote späterer Ereignisse.

Ein großes Problem in den neuen Bundesländern war natürlich, dass bei Neubesetzungen von Führungspositionen auch in den Bibliotheken meistens westliche Bewerberinnen oder Bewerber ausgewählt wurden.[45] Dabei folgten sie in der Regel auf Ostdeutsche, die vom Personal abgewählt oder nicht bestätigt worden waren. Auf dem Bibliothekskongress wurde 1993 die Thematik bei einer Podiumsdiskussion direkt angesprochen. Folke Stimmel, Diplombibliothekarin und nach der Wende Leiterin des Referates für wissenschaftliche Bibliotheken im sächsischen Kultusministerium, machte aber deutlich: „Wir brauchen Management- und fachliche Kenntnisse, die hier erst entwickelt werden müssen.“[46] Wenn man sieht, mit welcher Behutsamkeit z. B. Michael Knoche bei seinem Dienstantritt bei der Frage der zukünftigen Benennung der Bibliothek vorgegangen ist, bis schließlich der aus der Versammlung vorgeschlagene Namen Herzogin Anna Amalia Bibliothek breite Zustimmung erhielt, versteht man, dass es ihm gelungen ist, beim Personal Aufbruchstimmung zu entfachen.[47] Ähnliches lässt sich in gewissem Umfang bei Ekkehard Henschke in Leipzig in der Bibliotheca Albertina oder auch bei Peter Petsch in der Stadtbibliothek Magdeburg beobachten.[48] Auf dem Hintergrund der schon in der Vorwendezeit aufgenommenen Kontakte zu Rötzsch in Leipzig konnte Klaus-Dieter Lehmann die Vereinigung der Deutschen Bücherei mit der Deutschen Bibliothek in Frankfurt in perfektem Szenario durchführen.[49] Dabei spielte natürlich auch eine wesentliche Rolle, dass diese leitenden Bibliothekare akzeptable Lösungen für die Arbeitsplatzproblematik fanden. Wie einschneidend an vielen anderen Stellen die unumgängliche Personalreduzierung im Rahmen völliger Neuorganisationen gewesen ist, lässt sich am Beispiel der Fachhochschule Anhalt erkennen, die aber letztlich zu einem guten Ergebnis geführt hat.[50]

Besonders große Personal- wie Sachprobleme gab es bei der Vereinigung der Staatsbibliothek zu Berlin. Hier gelang es nicht, eine vom Personal breit akzeptierte Arbeitsteilung zu finden; die vom Stiftungsrat beschlossene Vereinigung[51] wurde zum 1.1.1991 mit vorläufigen Regelungen für die personelle Besetzung der Führungspositionen der auch organisatorisch umgestalteten neuen Einheit „Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz“ bürokratisch angeordnet. Günter Baron hat als unmittelbar damit befasster Stellvertreter des Generaldirektors Richard Landwehrmeyer über die unterschiedlichen Reaktionen auf die grundsätzliche Anciennitätsregelung bei der Besetzung zusammengeführter Dienststellen berichtet.[52] Sie sind die Spitze des Eisbergs der Personalprobleme der Bibliothek. Die unglückliche Regelung unterschiedlicher Bezahlung von Mitarbeitern aus Ost und West tat ein Übriges, um die internen Verhältnisse zu erschweren. Das Umsetzen nachhaltiger Konzeptionen kombiniert mit hoch komplizierten Baumaßnahmen hat mehrere Generationen nicht nur der leitenden Persönlichkeiten in einem Ausmaß beschäftigt, das hier nicht dargestellt werden kann.[53] Hingewiesen aber sei auf die zukunftsorientierte Standortbestimmung des derzeitigen Generaldirektors Achim Bonte.[54]

Über dem gegenüber geradezu harmlose Ost-West-Konflikte beim Personal und deren Überwindung in der Zentral- und Landesbibliothek Berlin, der Vereinigung der Berliner Stadtbibliothek und der Amerika-Gedenkbibliothek, hat Claudia Lux anschaulich berichtet.[55]

Wie gut gelungene Vereinigungsaktivitäten an den Realitäten der komplizierten bundesdeutschen Kulturpolitik zerbrechen können, zeigt sich am Schicksal des Deutschen Bibliotheksinstituts (DBI). Auf und Abstieg dieser zentralen Einrichtung für das deutsche Bibliothekswesen sind von Helga Schwarz minutiös beschrieben worden.[56] Das 1978 gegründete Deutsche Bibliotheksinstitut kam dem Wunsch der Bibliotheksverbände entgegen, die bisher von den Verbänden getragene Sacharbeit in einer zentralen Institution zu verankern – ein Ziel, das den Unterhaltsträgern die erwünschte Gelegenheit bot, stärkeren Einfluss auf die Bibliotheksentwicklung zu erhalten (und damit indirekt die Rolle des Deutschen Bibliotheksverband zurückzudrängen, wie Ministerialrat Dr. Bläsi vor den Baden-Württembergischen Bibliotheksdirektoren offen aussprach). Der Direktor des Instituts war den Beschlüssen des Kuratoriums unterworfen, in dem Bund, Länder, Städtetag und Gemeindebund vertreten waren, die Bibliotheken aber nur eine Stimme hatten. Die inhaltliche Arbeit wurde aber de facto durch den Fachbeirat gestaltet. Höhepunkt der Entwicklung des Institutes war die erfolgreiche Vereinigung mit dem Methodischen Zentrum und dem Zentralinstitut für Bibliothekswesen der DDR. Ein breites Spektrum von Dienstleistungen, insbesondere auch für die Öffentlichen Bibliotheken machte es zu einer unverzichtbaren Einrichtung – die dann doch von der „Blauen Liste“ der von Bund und Ländern Forschungsinstitute gestrichen wurde. Das nur noch von den Ländern finanzierte kooperative Kompetenznetzwerk für Bibliotheken, bei dessen Errichtung sich Friedrich Geißelmann große Verdienste erworben hat, organisiert seit 2004 wenigstens einen Kern überregionaler Aufgaben.[57]

Im Falle des Instituts für Bibliotheks- und Informationswissenschaft (IBI) der Humboldt-Universität konnte eine Schließung verhindert werden. Es war 1994 aus der Zusammenlegung mit der entsprechenden Vorläufereinrichtung der Freien Universität Berlin geschaffen worden. 2003/04 konnte ich daran mitwirken, dass es im Sinne der internationalen Library and Information Science internationalen Standards neu profiliert wurde,[58] Michael Seadle hat dieses Konzept in seiner Zeit als Direktor des Instituts erfolgreich umgesetzt.

Es gab auch – das darf nicht vergessen werden – bibliothekarische Verluste beim Transformationsprozess. Dazu gehört die Zentrale Fachbibliothek Bauwesen, die nach der Auflösung der Bauakademie in einer Universität angesiedelt werden sollte. Die Technische Universität Berlin hatte Interesse gezeigt, der Wissenschaftsrat die Übernahme durch Universitätsbibliothek Cottbus empfohlen. In aus heutiger Sicht sicher kurzsichtigerweise konnte die Technische Universität damals aber keine Räumlichkeiten dafür zur Verfügung stellen. Nur Teilbestände gelangten an das Institut für die Erhaltung und Modernisierung von Bauwerken (IEMB e. V.), das seit 2009 in das neu gegründete Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen (BBR) integriert worden ist.[59] Auch im Bereich der Industrie hat es Verluste gegeben, wie Kultusminister Hans Joachim Meyer konstatiert hat:

Es kann leider kein Zweifel daran bestehen, dass zusammen mit nicht überlebensfähigen oder auch aus Konkurrenzgründen unerwünschten Betrieben nicht wenige Bibliotheken verschwanden und dass in der Verantwortung der Treuhand auch Kulturgut vernichtet wurde.[60]

Es gab durchaus auch eine ganze Reihe von Erfolgskarrieren von Persönlichkeiten aus dem Osten wie Peter Hoffmann in Rostock, der Karl-Heinz Jügelt nachfolgte,[61] oder Konrad Marwinski, der schon in der Modrow-Zeit die Leitung der (späteren Landes- und) Universitätsbibliothek Jena übernahm. Beide wurden Mitglieder des höchsten überregionalen Gremiums für die wissenschaftlichen Bibliotheken, des Bibliotheksausschusses der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Marwinski 1996 sogar sein Vorsitzender. Der flexible und kommunikative Kollege war bereits 1991 in den Vorstand des DBV gewählt und in das Koordinierungsgremium der BDB entsandt worden.[62] In besonders erfolgreicher Weise hat sich Arend Flemming neben seiner Tätigkeit an der Stadtbibliothek Dresden als Vorsitzender und Geschäftsführer DBV auf Bundesebene und Sachsen mit großem Engagement in die Verbandsarbeit eingebracht.

Ein Mann von bedeutenden wissenschaftlichen und bibliothekarischen Fähigkeiten und Vorsitzender des Deutschen Bibliotheksverbandes Ost 1990–1991 wie Joachim Dietze aus Halle hatte demgegenüber keine Chance, im Westen eine führende Position zu übernehmen. Er hat die Universitätsbibliothek (später Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt) Halle mit großem Erfolg und „das universitäre Bibliothekssystem mit seinen 180 Zweigbibliotheken mit strenger Hand“ geführt, scheiterte aber bei seinem Versuch, 1991 mein Nachfolger in Heidelberg zu werden. Seine Vorstellung von der Art, wie er die Bibliothek durchgreifend führen wollte, über die er mir berichtete, brachten ihm bei der Auswahlkommission zu seiner Erschütterung keinen Erfolg.[63] Anders erging es der jüngeren Generation. So leitete Gabriele Beger, nach ihrer Tätigkeit an der Zentral- und Landesbibliothek Berlin von 2006–2018 mit großem Erfolg die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg. Sie hat sich darüber hinaus als Urheberrechtsexpertin große Verdienste erworben hat.[64] Arend Flemming ist ein anderes Beispiel dafür, dass – anders als sonst oft festgestellt – durchaus eine junge Generation an Führungskräften in den neuen Bundesländern herangewachsen ist, von der die Gestaltungsmöglichkeiten der zunächst offenen Situation vor Ort so genutzt worden sind, dass teilweise sogar ein Transfer neuer Ideen von Ost nach West erfolgen konnte.[65] Dabei sollte man nicht übersehen, dass in der Wendezeit eine – wie Knoche in seinem Beitrag feststellt – erstaunlich große Zahl leitender Bibliothekare im Westen aus dem Osten stammten – die DDR hatte viele qualifizierte Köpfe verloren.[66]

Auch ein ehemaliges SED-Mitglied wie Dieter Schmidmaier, Generaldirektor der Deutschen Staatsbibliothek 1989–1991, der schon in seiner Zeit als Direktor der Bibliothek der Bergbauakademie Freiberg ein weltweit bekannter und anerkannter Bibliothekar war, hätte weiter in führender Position an der vereinigten Staatsbibliothek weiterwirken können. Allerdings hatte er in seiner Zeit als Direktor der Bibliothek der Universität Freiberg Mitarbeitende belastet, was zu seinem vorzeitigen Ruhestand führte.[67] Ich habe selbst erlebt, wie er sich auf einem internationalen Bibliothekskongress über kontroverse Diskussionen mit der Bemerkung äußerte, in der DDR werde dieses durch entsprechende Verordnungen für alle geklärt. Hatte er sich bei seinem Amtsantritt in Berlin 1989 noch ganz hinter die sozialistische Doktrin gestellt, so lobte er 1990 zwar die Leistungen der Bibliotheken, kritisierte aber die dirigistischen Prinzipien und warf der Parteiführung Ignoranz und Versagen vor, die zu eklatanten Mängeln des Bibliothekswesens geführt hätten – Erkenntnisse, die er natürlich auch schon lange vorher hatte. In perfekter Wendehalsmanier spricht er sich dann für Integration in das föderalistische Bibliothekswesen der Bundesrepublik aus.[68] Es gab auch durchaus „Wossis“ wie Jürgen Hering, der in den Westen flüchten musste, und seinen dort gesammelten Erfahrungsschatz bei Aufbau der SLUB Dresden erfolgreich einsetzen konnte.[69]

Die massive Kritik, wie sie Schmidmaier hier noch als Generaldirektor der Staatsbibliothek der DDR sozusagen ex cathedra äußerte, gab sicher die Meinung der großen Mehrheit der Beschäftigten in den ostdeutschen Bibliotheken wieder. Wenn man feststellen kann, dass die Zusammenführung des Bibliothekswesens der beiden deutschen Staaten ein bleibender Erfolg ist, war diese kritische Grundstimmung dafür sicher eine wichtige Grundlage. In vielen Industriebetrieben und anderen Einrichtungen der ehemaligen DDR wurde das ganz anders wahrgenommen. Bei einer DDR-Schätzung wurden im Juni 1990 etwa 39 % der Betriebe als konkursgefährdet eingestuft, was in einer westlichen Marktwirtschaft zum Wegfall von wirtschaftlich nicht tragfähigen Arbeitsplätzen führen musste. Von den Betroffenen, die den wahren Grund dafür meist nicht erkennen konnten, wurde das oft als (mehr oder weniger böswillige) Vernichtung von Arbeitsmöglichkeiten wahrgenommen – eine radikale Veränderung des in der DDR-Verfassung garantierten Rechts auf Arbeit.[70] Der Stasimitarbeiter, dem meine Familie und ich bei unserem Besuch 1988 in Dresden von der Unzufriedenheit der Bevölkerung mit den DDR berichteten, hatte aus heutiger Sicht in gewisser Hinsicht Recht, wenn er darauf antwortete, „dass die Menschen keinen Grund dafür hätten – sie sähen nur den Wohlstand des Westens, sähen aber nicht, wie bequem sie in der DDR arbeiten und leben könnten“ – eine Aussage, die wir auf dem Hintergrund unserer Beobachtungen der Mühen des Alltags allein bei der Beschaffung vieler Lebensmittel und Waren damals nicht nachvollziehen konnten.[71]

Anders als in vielen Bereichen der Wirtschaft hatten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Bibliotheken die Chance, relativ schnell den ihnen bewussten „Nachholbedarf“ bei der technischen Ausstattung, beim Literaturbestand und den baulichen Voraussetzungen für effektives Arbeiten zu schließen. Weil die mit ihnen abgesprochenen Fördermaßnahmen konkrete Möglichkeiten boten, mit neuer Ausstattung längst gewünschte Ziele zu erreichen, waren sie nicht wirklich darüber enttäuscht, dass viele (aus westlicher Sicht Not-)Lösungen (von selbstgebauten Regalen bis zur Ausstattung eines Medienzentrums), die oft nur durch hohen persönlichen Einsatz geschaffen werden konnten, sozusagen über Nacht obsolet geworden waren. Der in vielen Bereichen von der Industrie bis zur Landwirtschaft weit verbreitete Frust, dass die eigene Arbeit nichts mehr wert war, weil sie unter technischen, baulichen und organisatorischen Randbedingungen erbracht wurde, die nicht mehr konkurrenzfähig waren, konnte so im Bibliothekswesen weitgehend vermieden werden. Natürlich blieb es trotzdem nicht aus, dass selbst eine so hoch angesehene Person wie Dietmar Dewes, der nach der Wende einige Zeit die schwierige Aufgabe, die Universitätsbibliothek Leipzig zu führen, mit großer (auch im Westen bewunderter) Sachkompetenz gemeistert hatte, sich „out of law“ fühlte, seit mit Ekkehard Henschke ein „Wessi“ die Leitung übernommen hatte.[72]

Wesentlich für das Klima der Gemeinsamkeit war auch, dass die westdeutschen ihren ostdeutschen Kollegen in der Regel offen zeigten, wie sehr sie ihren Einsatz in der Zeit der DDR und danach anerkannten. Alle waren davon überzeugt, dass man gemeinsam fachlich auf einer Ebene zu denken, zu arbeiten und zu entwickeln fähig war. Von westdeutscher Seite tat man alles, um den Bibliotheken aller Sparten neben direkter Hilfe im komplexen System der Finanzierungsregelungen der Bundesrepublik Deutschland und der Länder die richtigen Kanäle zu öffnen, um dauerhaft bessere Bibliotheken zu schaffen. Dabei gelang es – wie schon angesprochen – sogar, über den Bundeshaushalt zusätzliche Quellen auch für die Öffentlichen Bibliotheken zu erschließen. Und die in Ostdeutschland Beteiligten haben die Chancen wahrgenommen. Das zeigt auch der seit 2000 jährlich vergebene Preis Bibliothek des Jahres, den in den Jahren von 2000–2024 nicht weniger als acht Bibliotheken aus den neuen Bundesländern erhalten haben.[73] So wurde z. B. die SLUB (Staats-, Landes- und Universitätsbibliothek) Dresden 2017 und 2020 mit dem Preis „Zukunftsgestalter in Bibliotheken“ für die Entwicklung des MakerSpace und des TextLab ausgezeichnet.[74]

Dabei war die SLUB Dresden bei ihrer Genese eine der umstrittensten Zusammenlegungen von Vorgängerbibliotheken. Burghard Burgemeister, der schon mehrfach erwähnte Direktor der Sächsischen Landesbibliothek Dresden, konnte sich nach der Wende nicht damit abfinden, dass sein lange gehegter Plan, der Bibliothek im Erlwein-Speicher (nach der Wende in nächster Nähe des Landtags) ein neues Quartier zu verschaffen, nicht realisiert werden sollte, weil das Land Sachsen eine Fusion mit der Universitätsbibliothek der TU Dresden anstrebte.

Von Lehmann stammte der Vorschlag, diese neue Einrichtung von der Universität unabhängig, aber eng mit ihr verbunden zu schaffen, ein Vorschlag, mit dem sich zur Verblüffung selbst von Minister Meyer die Universität einverstanden erklärte. Dass Burgemeisters mit großer Bitterkeit geführter Kampf dagegen nicht nur dem Altersstarrsinn eines Mannes zuzuschreiben war, der seine durch die DDR gerettete Landesbibliothek verloren gehen sah, mag man daran erkennen, dass Paul Raabe sich ebenfalls klar gegen eine Zusammenlegung ausgesprochen hat.[75] Beide konnten sich nicht vorstellen, dass die spezifischen Aufgaben einer Landesbibliothek von einer Technischen Universität mitgetragen werden könnten, auch wenn diese zur Volluniversität ausgebaut wird, und sie bevorzugten ein Kooperationsmodell, das wiederum die Universität ablehnte, weil der Standort Erlwein-Speicher für die Studierenden der Geisteswissenschaften schlecht erreichbar gewesen wäre. Lehmanns Vorschlag wurde schließlich auch aus finanziellen Gründen (50 % Zuschuss des Bundes für die Baukosten der Universitätsbibliothek) auf einem ehemaligen Sportplatzgelände der Universität realisiert.[76] Bei seiner Eröffnung nannte Meyer 2002 das Gebäude ein Symbol für erfolgreiche Wissenschaftspolitik des Landes Sachsen und ein Versprechen auf die Zukunft[77] – er sollte Recht behalten. Ein Beispiel dafür ist auch ist das beispielhaft zukunftsorientierte Konzept einer lebendigen Interaktion der Bibliothek mit ihrer Community und deren Ideen im Strategiepapier SLUB 2025.[78]

Gelungene Transformation ist in diesem Heft in den Beiträgen von Peter Hoffmann (Rostock), Carolin Paoli (Fachhochschule Anhalt), Peter Petsch sowie Cornelia Poenicke (Stadtbibliothek Magdeburg) und Sybille Weber (Stadt- und Landesbibliothek Potsdam) zu finden. Erwähnt sei auch die Stadtbibliothek Chemnitz in DAStietz.[79] Michael Knoche bezeichnet in seinem Beitrag mit Recht die von Marks vertretene These der „Übernahme“ der ostdeutschen Bibliotheken durch westdeutsche Akteure schlicht als Legende.[80] Vergleicht man die Entwicklung der Bibliotheken mit der allgemeinen Situation in Ostdeutschland, wie sie gegenwärtig insbesondere auf dem Hintergrund der politischen Entwicklung in den neuen Ländern intensiv diskutiert wird, so kann man gegenüber den von Mau herausgearbeiteten Tendenzen[81] deutlich erkennen, dass „der Aufbau Ost“ keineswegs nur als „Nachbau West“ realisiert wurde, auch wenn grundlegende Strukturen transferiert werden mussten. Die Kulturhoheit der neuen Länder sowie der Städte und Gemeinden hat dabei sicher wesentlich dazu beigetragen, dass ein Gefühl der „Verohnmächtigung“ wegen der Einbuße der Handlungsmacht nicht aufkommen konnte. Zwar gab es eine gewisse Überschichtung durch westdeutsches Führungspersonal, daneben aber entwickelte sich – ähnlich wie in den ehemaligen Ostblockstaaten – eine junge Nachwuchselite. Von Anfang an gab es ein Agieren auf Augenhöhe, kein vormundschaftliches Verhältnis mit dem daraus resultierenden Unmutspotenzial.

Es entstanden durch die Wiedervereinigung auch neue Strukturen. Ein Beispiel dafür ist die Neuorganisation der Transporte des Leihverkehrs der Deutschen Bibliotheken. War es zunächst eine regionale Aktivität von Niedersachsen für Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie von Bayern für Sachsen Bücherautos bereitzustellen, so ergab sich auf Dauer der Bedarf einer systematischen Neuordnung. In zwei Projekten des Deutschen Bibliotheksinstituts wurde eine Optimierung des Büchertransportdienstes unter den veränderten technischen und verkehrsgeographischen Randbedingungen untersucht.[82] Daraufhin ist der Büchertransportdienst Deutschland mit zentraler HUB (Hauptumschlagbasis) an der SUB Göttingen gegründet worden, der die schnelle und kostengünstige Abwicklung des Leihverkehrs in der Kombination von Containerdiensten und regionalen Büchertransportfahrzeugen organisiert.[83]

Die Wende und die sich anschließende Transformation ist eine gesamteuropäische Entwicklung. Das hat sich auch am Erfolg der LIBER architecture group (LAG) gezeigt,[84] die ich im Zusammenhang mit der baulichen Sanierung des Gebäudes der Universitätsbibliothek Heidelberg neu aktiviert habe. Besonders seit der Pariser Tagung 1996, die mit ihrem Thema „The Post-modern Library“[85] eine Landmarke in der baulichen Entwicklung von Bibliotheken bedeutete, wurde sie auch von Bibliothekarinnen und Bibliothekaren aus Mittel- und Osteuropa regelmäßig aufgesucht. Wichtige Trends wie die Propagierung der Teaching Library wurden hier schon bei der Tagung 1998 in London (The Multi-Functional Library) propagiert. Schon die Nachfolgetagung 2000 konnte in einem der mitteleuropäischen Länder, in den Räumen des herausragenden Neubaus der Universität Warschau, stattfinden (The Open Library – Financial and Human Aspects). 2002 standen bei der Tagung in Leipzig (The Effective Library – Vision, Planning Process, and Evaluation) der sanierte Bau der Bibliotheca Albertina und Neubauten in den östlichen Bundesländern im Mittelpunkt. Die Tagungen haben nicht nur die internationale Kommunikation verbessert, sondern auch den Austausch mit Architekten erleichtert und so daran mitgewirkt, dass europaweit Bauten in nie dagewesener Anzahl errichtet wurden, die architektonische Qualität mit hoher Funktionalität verbinden und neue Angebote für die sich wandelnden Bedürfnisse der Benutzerinnen und Benutzer ermöglichen.

Die neue Chance freier Kommunikation für die bibliothekarische Kooperation zu nutzen, war auch ein wesentliches Element der LIBER-Jahrestagungen. Besonders wichtig war die Konferenz 1999 in Prag, an der nicht weniger als 36 der insgesamt 146 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Ländern Mittel- und Osteuropas kamen, wobei die Finanzierung der Soros Foundation es ermöglichte, dass sogar ein Vertreter der Mongolei anwesend war. Es war die Zeit, in der die Bereitschaft, ja der Enthusiasmus für gemeinsame Projekte und partnerschaftliche Zusammenarbeit einen Höhepunkt erlebten, wie sich auch in vielen Beiträgen dieses Heftes zeigt. Sie blieb nicht auf Europa beschränkt: Als Präsident von LIBER habe ich auch eine engere Zusammenarbeit mit der amerikanischen Schwesterorganisation ARL (Association of Research Libraries) in die Wege geleitet.[86] 2002 wurde mit ARL außerdem die Gründung von SPARC Europe als Schwestereinrichtung zu SPARC (Scholarly Publishing and Academic Resources Coalition) in den USA vereinbart.[87] Der neue Geist der Kommunikationsbereitschaft zeigte sich auch in kleinen Gesten wie dem Entschluss von Jacqueline Sanson, als Vertreterin der Bibliothèque Nationale de France erstmals einen Vortrag in englischer statt in der von Staats wegen von ihr geforderten französischen Sprache vorzutragen. Auch russische Bibliothekarinnen und Bibliothekare brachten sich intensiv in die paneuropäischen Aktivitäten ein.[88] In der Dienstzeit des Direktors der Russischen Nationalbibliothek Wladimir Zaizev war es 2004 sogar möglich, in St. Petersburg eine LIBER-Jahrestagung mit dem Motto „Integrating Europe! New Partnerships Across Old Borders“ zu organisieren, an der 206 Personen teilnahmen.[89] Auch an der Arbeit von CERL (Consortium of Research Libraries),[90] das sich die Aufgabe gestellt hat, das schriftliche und gedruckte Kulturerbe Europas in seiner internationalen Verbreitung zugänglich zu machen, hat sich die Bibliothek in St. Petersburg jahrzehntelang aktiv beteiligt.

Die Wendezeit war für die Bibliotheken in Deutschland wie in Europa insgesamt eine glückliche Zeit, ja für viele ein Goldenes Zeitalter. Sie konnten wesentliche Beiträge für das kulturelle und wissenschaftliche Zusammenwachsen des Kontinents leisten, von denen man hoffen kann, dass diese sich trotz mancher gegenteiliger Entwicklungen dauerhaft fortsetzen lassen.

Über den Autor / die Autorin

Prof. em. Dr. Drs. h.c. Elmar Mittler

Prof. em. Dr. Drs. h.c. Elmar Mittler

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Online erschienen: 2024-11-06
Erschienen im Druck: 2024-11-22

© 2024 bei den Autoren, publiziert von Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

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Articles in the same Issue

  1. Titelseiten
  2. Editorial
  3. Von der Wende zur Zeitenwende – A Turning Point to the Turning of the Times
  4. Europe
  5. Die politische Wende 1989–1991 und die Zusammenarbeit der Bibliotheken in Ostmitteleuropa mit LIBER
  6. Thirty Years of Change in the UK and in Europe After 1989: A Personal Perspective
  7. Europas Nationalbibliotheken – das Gedächtnis des Kontinents
  8. Around the 1990s: A “Wende” for Research Libraries
  9. Germany
  10. Glück gehabt! – Die deutschen Bibliotheken nach der Wende – mit einem Ausblick auf die Entwicklung in Europa
  11. Die Rückkehr in die Zukunft
  12. „Wind of Change“ – von den zwei Königskindern, die nicht zueinander kommen konnten
  13. Die wissenschaftlichen Bibliotheken der DDR nach der Wiedervereinigung
  14. Die Universitätsbibliothek Leipzig in der Nachwendezeit
  15. Die altehrwürdige Universitätsbibliothek Rostock erwacht zu neuem Leben
  16. Die Etablierung der Bibliothek der Fachhochschule Anhalt
  17. Von der Wissenschaftlichen Allgemeinbibliothek zur Stadt- und Landesbibliothek
  18. Von der Wende zur Zeitenwende (1990–2020) in Dresden, Sachsen und beim Deutschen Bibliotheksverband
  19. Stadtbibliothek Magdeburg im Umbruch
  20. Stadtbibliothek Magdeburg ab 2014: Profilschärfung als Bildungshaus und städtisches Veranstaltungszentrum
  21. Die Bibliotheken der Goethe-Institute in Russland und den sowjetischen Nachfolgestaaten
  22. Auf dem Weg zum gemeinsamen europäischen Kulturraum
  23. Central and Eastern Europe
  24. A Paradigmatic Shift for Estonian Research Libraries: Thirty Years of Rapid Travel on the Digital Highway
  25. Latvian Research Libraries from the 1980s to the Present
  26. Research Libraries in Russia: The Past Revisited – Leading to the Future
  27. Between the East and the West. Regional Transformations and the Development of Polish Research Libraries 1989–2023
  28. From “Difficult to Find” to “Picking from the Flood”: A Turning Point to the Turning of the Times
  29. Das ungarische Bibliothekssystem und die Veränderungen der Situation der Bibliothekare nach 1990
  30. The Vernadsky National Library of Ukraine in Times of Independence and Martial Law: Development Strategy, Preservation, and International Co-operation
  31. Turning Points in the Croatian Information Environment: From the 1980s to 2023
  32. Armenian Libraries from Afar and Up Close
  33. Southern Europe
  34. Turkish University Libraries on the Centenary of the Republic
  35. The Tenses of the Greek Metamorphoses
  36. Academic and Research Libraries in Italy from Past to Future
  37. “Alone You Are Nothing. Together We Will Build a Better World”
  38. Western Europe
  39. The Experience of the Bibliothèque nationale de France
  40. A Portrayal of French University Libraries 1989–2024
  41. University Library Collaboration in Belgium: Successes and Obstacles
  42. Futures
  43. Danish Libraries between ‘Wende’ and ‘Zeitenwende’
  44. Research Libraries’ Diverse Orientations to an Algorithmic Future
  45. The Turning Point in Time from the Serbian Perspective: How to Turn the Digital Tide
  46. List of Contributors
Downloaded on 11.9.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/bfp-2024-0071/html
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