Startseite Linguistik & Semiotik Bedeutungsvarianz und sozialer Stil
Kapitel
Lizenziert
Nicht lizenziert Erfordert eine Authentifizierung

Bedeutungsvarianz und sozialer Stil

  • Britt-Marie Schuster und Nicole M. Wilk
Veröffentlichen auch Sie bei De Gruyter Brill

Abstract

Im Mittelpunkt des Beitrags stehen Sprachgebrauchsmuster, die sich mit dem Basismorphem {blut} bzw. {blüt} verbinden lassen. Die Sprachgebrauchsmuster werden auf der Grundlage von drei umfangreichen Korpora ermittelt, die die heterogene Akteursstruktur im Nationalsozialismus zeigen. Es werden darin Texte aus dem NS-Apparat ebenso berücksichtigt wie Texte der integrierten Gesellschaft und des Widerstands gegen den Nationalsozialismus. Die Wortfamilie Blut wurde deshalb ausgewählt, weil sie einerseits eine zentrale Bedeutung für die Konzeptualisierung von Tod und Sterben besitzt und andererseits einige ihrer Vertreter zu den Schlüsselwörtern des NS-Apparates zählen. Die erhobenen korpuslinguistischen Befunde werden sozialstilistisch interpretiert und mit stilistischen Verfahren in Verbindung gebracht. Der Beitrag kann zeigen, dass eine nach Akteuren differenzierte Betrachtung des nationalsozialistischen Sprachgebrauchs unabdingbar ist, denn es werden zum einen unterschiedliche Verwendungspräferenzen sichtbar, zum zweiten Bedeutungskonkurrenzen (illustriert an den Beispielen Blutopfer) und zum dritten lassen sich unterschiedliche stilistische Verfahren dokumentieren. Der unterschiedliche Umgang mit Tod und Sterben wird im Kontrast von NS-Apparat und Widerstand etwa dadurch erkennbar, dass eine anonymisierte Sichtweise auf Tod und Sterben, wie sie für die Texte des NS-Apparates charakteristisch ist und sich etwa an Mustern wie Blutzoll entrichten zeigt, im Widerstand zugunsten einer stärker personalisierenden Sichtweise vermieden wird. Dies wird neben dem Rekontextualisieren und dem sprachlichen Umperspektivieren als ein zentrales Verfahren der Gegenwehr gedeutet.

Abstract

Im Mittelpunkt des Beitrags stehen Sprachgebrauchsmuster, die sich mit dem Basismorphem {blut} bzw. {blüt} verbinden lassen. Die Sprachgebrauchsmuster werden auf der Grundlage von drei umfangreichen Korpora ermittelt, die die heterogene Akteursstruktur im Nationalsozialismus zeigen. Es werden darin Texte aus dem NS-Apparat ebenso berücksichtigt wie Texte der integrierten Gesellschaft und des Widerstands gegen den Nationalsozialismus. Die Wortfamilie Blut wurde deshalb ausgewählt, weil sie einerseits eine zentrale Bedeutung für die Konzeptualisierung von Tod und Sterben besitzt und andererseits einige ihrer Vertreter zu den Schlüsselwörtern des NS-Apparates zählen. Die erhobenen korpuslinguistischen Befunde werden sozialstilistisch interpretiert und mit stilistischen Verfahren in Verbindung gebracht. Der Beitrag kann zeigen, dass eine nach Akteuren differenzierte Betrachtung des nationalsozialistischen Sprachgebrauchs unabdingbar ist, denn es werden zum einen unterschiedliche Verwendungspräferenzen sichtbar, zum zweiten Bedeutungskonkurrenzen (illustriert an den Beispielen Blutopfer) und zum dritten lassen sich unterschiedliche stilistische Verfahren dokumentieren. Der unterschiedliche Umgang mit Tod und Sterben wird im Kontrast von NS-Apparat und Widerstand etwa dadurch erkennbar, dass eine anonymisierte Sichtweise auf Tod und Sterben, wie sie für die Texte des NS-Apparates charakteristisch ist und sich etwa an Mustern wie Blutzoll entrichten zeigt, im Widerstand zugunsten einer stärker personalisierenden Sichtweise vermieden wird. Dies wird neben dem Rekontextualisieren und dem sprachlichen Umperspektivieren als ein zentrales Verfahren der Gegenwehr gedeutet.

Heruntergeladen am 15.10.2025 von https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/9783110694734-010/html
Button zum nach oben scrollen