22. Normenkonflikte
-
Thomas Niehr
Abstract
In diesem Artikel stehen das Sprachnormverständnis der deskriptiven Sprachwissenschaft und das der laienlinguistischen Sprachkritik im Fokus, denn das jeweils geltende Sprachnormverständnis hat Auswirkungen auf die Vorstellungen von einem ,guten‘ Text bzw. Gespräch. Einem kurzen Überblick über das Verhältnis von laienlinguistischer Sprachkritik und Sprachwissenschaft seit dem späten 19. Jahrhundert folgt eine Darstellung und Charakterisierung laienlinguistischer Positionen. Die Unterschiede zwischen Laienlinguistik und deskriptiver Sprachwissenschaft werden anhand der unterschiedlichen Sprachnormverständnisse herausgearbeitet. Bei Normen in Bezug auf die Wortwahl, in Bezug auf Texte wie in Bezug auf Grammatik zeigt sich, dass laienlinguistische Autoren ein statisches Normverständnis vertreten. Dieses ist außer durch eine konservative, Sprach(norm)wandel nicht in Betracht ziehenden Perspektive insbesondere dadurch gekennzeichnet, dass die propagierten Normen scheinbar für alle sprachlichen Situationen Gültigkeit besitzen. Insbesondere fällt auf, dass die von der Laienlinguistik aufgestellten Normen sich vorwiegend auf den schriftlichen Sprachgebrauch beziehen, möglicherweise aber gleichermaßen für mündliche Kommunikation gelten sollen. Die deskriptive Sprachwissenschaft betrachtet Sprachnormen dagegen als Einschränkung des in einem Sprachsystem prinzipiell Möglichen auf das in einer Sprachgemeinschaft zur Lösung unterschiedlicher kommunikativer Aufgaben Akzeptierte. So verstandene Sprachnormen können empirisch ermittelt werden und unterliegen einem beständigen Wandel. Dieses unterschiedliche Normverständnis führt zu grundsätzlich verschiedenen Auffassungen darüber, in welcher Weise Sprachkritik möglich und nützlich sein könnte.
Abstract
In diesem Artikel stehen das Sprachnormverständnis der deskriptiven Sprachwissenschaft und das der laienlinguistischen Sprachkritik im Fokus, denn das jeweils geltende Sprachnormverständnis hat Auswirkungen auf die Vorstellungen von einem ,guten‘ Text bzw. Gespräch. Einem kurzen Überblick über das Verhältnis von laienlinguistischer Sprachkritik und Sprachwissenschaft seit dem späten 19. Jahrhundert folgt eine Darstellung und Charakterisierung laienlinguistischer Positionen. Die Unterschiede zwischen Laienlinguistik und deskriptiver Sprachwissenschaft werden anhand der unterschiedlichen Sprachnormverständnisse herausgearbeitet. Bei Normen in Bezug auf die Wortwahl, in Bezug auf Texte wie in Bezug auf Grammatik zeigt sich, dass laienlinguistische Autoren ein statisches Normverständnis vertreten. Dieses ist außer durch eine konservative, Sprach(norm)wandel nicht in Betracht ziehenden Perspektive insbesondere dadurch gekennzeichnet, dass die propagierten Normen scheinbar für alle sprachlichen Situationen Gültigkeit besitzen. Insbesondere fällt auf, dass die von der Laienlinguistik aufgestellten Normen sich vorwiegend auf den schriftlichen Sprachgebrauch beziehen, möglicherweise aber gleichermaßen für mündliche Kommunikation gelten sollen. Die deskriptive Sprachwissenschaft betrachtet Sprachnormen dagegen als Einschränkung des in einem Sprachsystem prinzipiell Möglichen auf das in einer Sprachgemeinschaft zur Lösung unterschiedlicher kommunikativer Aufgaben Akzeptierte. So verstandene Sprachnormen können empirisch ermittelt werden und unterliegen einem beständigen Wandel. Dieses unterschiedliche Normverständnis führt zu grundsätzlich verschiedenen Auffassungen darüber, in welcher Weise Sprachkritik möglich und nützlich sein könnte.
Kapitel in diesem Buch
- Frontmatter I
- Inhalt V
- Einleitung in den Band IX
-
I. Text und Gespräch – Grundlegendes
- 1. Oralität und Literalität 3
- 2. Was ist ein Text? 26
- 3. Wissenskonstitution im Text 52
- 4. Was ist ein Gespräch? 80
- 5. Wissen im Gespräch 104
- 6. Wissenskonstitution im Diskurs 143
-
II. Wissen in Sprachproduktion und -rezeption
- 7. Schreiben und Lesen 171
- 8. Sprechen und Hören 200
- 9. Textverständlichkeit 229
- 10. Visualisierung in Text und Gespräch 249
-
III. Wissen in Text und Gespräch – domänenspezifische Perspektiven
- 11. Text und Gespräch in der Schule 279
- 12. Wissen(-svermittlung) in der Ausbildung 298
- 13. Wissenskommunikation in der Hochschule 323
- 14. Wissensorganisation und Kommunikation in den Wissenschaften 344
- 15. Dialogizität im Wissenschaftsjournalismus 372
- 16. Web 2.0 – das Beispiel Wikipedia 398
- 17. Helfende Berufe – helfende Interaktionen 419
- 18. Wissen in Organisationen und Unternehmen 444
- 19. Technische Kommunikation 467
- 20. Didaktisierung von Wissen in der politischen Kommunikation 486
-
IV. Wissenskonflikte in Texten, Gesprächen und Diskursen
- 21. Streit und Dissens 509
- 22. Normenkonflikte 533
- 23. Nichtwissen und Unsicherheit 555
- Register 585
Kapitel in diesem Buch
- Frontmatter I
- Inhalt V
- Einleitung in den Band IX
-
I. Text und Gespräch – Grundlegendes
- 1. Oralität und Literalität 3
- 2. Was ist ein Text? 26
- 3. Wissenskonstitution im Text 52
- 4. Was ist ein Gespräch? 80
- 5. Wissen im Gespräch 104
- 6. Wissenskonstitution im Diskurs 143
-
II. Wissen in Sprachproduktion und -rezeption
- 7. Schreiben und Lesen 171
- 8. Sprechen und Hören 200
- 9. Textverständlichkeit 229
- 10. Visualisierung in Text und Gespräch 249
-
III. Wissen in Text und Gespräch – domänenspezifische Perspektiven
- 11. Text und Gespräch in der Schule 279
- 12. Wissen(-svermittlung) in der Ausbildung 298
- 13. Wissenskommunikation in der Hochschule 323
- 14. Wissensorganisation und Kommunikation in den Wissenschaften 344
- 15. Dialogizität im Wissenschaftsjournalismus 372
- 16. Web 2.0 – das Beispiel Wikipedia 398
- 17. Helfende Berufe – helfende Interaktionen 419
- 18. Wissen in Organisationen und Unternehmen 444
- 19. Technische Kommunikation 467
- 20. Didaktisierung von Wissen in der politischen Kommunikation 486
-
IV. Wissenskonflikte in Texten, Gesprächen und Diskursen
- 21. Streit und Dissens 509
- 22. Normenkonflikte 533
- 23. Nichtwissen und Unsicherheit 555
- Register 585