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Editorial

  • Ingo Schulz-Schaeffer
Published/Copyright: May 23, 2025
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Mittels welcher Praktiken werden „Soundalikes“ hergestellt, Musik, die so klingt wie Musik, die es bereits gibt? Wie wird die Ähnlichkeit zu bestehender Musik hergestellt, ohne dass die neue Musik als Plagiat gilt? Und wie bedeutsam ist die „liminale Kreativität“, die in diesen Praktiken zum Ausdruck kommt, angesichts eines gesellschaftlichen Diskurses, der den Wert der Einzigartigkeit in den Vordergrund stellt? Wie verarbeiten Personen es in ihren biografischen Selbstdeutungen, wenn sie auf das Lebensmittelangebot von Tafeln angewiesen sind? Wie gehen sie damit um, von der Mildtätigkeit anderer abhängig zu sein? Und was bedeutet Ernährungsunsicherheit mit Blick auf Fragen der gesellschaftlichen Teilhabe? Wie kommt es, dass die Rechtssoziologie im deutschsprachigen Raum institutionell so schwach aufgestellt ist? Weshalb ist es ein Problem, dass sich Rechtssoziologie und Rechtswissenschaft wechselseitig so wenig zur Kenntnis nehmen? Und wie könnte die wechselseitige Responsivität beider Disziplinen verbessert werden? Warum gelingt es einer kleinen Gruppe multinationaler Tech-Unternehmen vorwiegend aus den USA und zunehmend auch aus China die Innovationsprozesse im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) so stark zu dominieren? Wie sehen die globalen Wertschöpfungsketten für KI-Technologien aus? Und wodurch unterscheidet sich das globale KI-Innovationssystem von dem eher traditionellen Innovationssystem in Deutschland? Wie ist die Lage von Jugendlichen im Nahen Osten und in Nordafrika? Was bedeutet es, dass viele von ihnen zwar über eine höhere Schulbildung verfügen als ihre Eltern, davon aber nicht mehr in annähernd ähnlicher Weise profitieren wie es in der Generation ihrer Eltern der Fall war? Und wie sinnvoll ist es, gemeinsame Aussagen über die Lage von Jugendlichen aus den doch recht unterschiedlichen Ländern dieser Region zu treffen? Wie könnte eine allgemeine Theorie sozialer Medien-Plattformen aussehen? Lässt sich die Anerkennungstheorie von Axel Honneth fruchtbar machen, um die Kommunikation auf den Plattformen sozialer Medien zu analysieren? Und lassen sich Honneths Prinzipien der Anerkennung auch auf technische Objekte ausdehnen? Aus welchen Gründen engagieren sich Personen in der nachberuflichen Lebensphase sozial bzw. ehrenamtlich? Inwieweit ist ihr Engagement in milieuspezifischen Formen der Vergemeinschaftung verankert? Und tendieren Personen mit niedrigem sozialem Status stärker zu informellem Engagement? Wie kommt die übergeordnete Migrationspolitik in den lokalen Vorgängen in einem Geflüchtetenlager wie dem Lager Moria auf der griechischen Insel Lesvos zum Ausdruck? Lassen sich die dortigen Praktiken der Registrierung, Asylantragstellung, Unterbringung, Versorgung und Beratung der Geflüchteten als Machttechniken der übergeordneten Migrationspolitik im lokalen Raum verstehen? Und welche Rolle spielen Machtungleichgewichte innerhalb der verschiedenen Gruppen von Geflüchteten? Wie wird das individuelle Verhalten der Nutzer:innen digitaler Plattformen in digitale Daten umgewandelt und in der digitalen Ökonomie nutzbar gemacht? Wie weit beruht die digitale Datafizierung auf digitalen Plattformen darauf, dass Daten nicht nur passiv gesammelt, sondern aktiv produziert werden? Und was charakterisiert die „algorithmische Sozialität“ zwischen Nutzer:innen, die indirekt über ihre Verhaltensdaten miteinander in Kontakt treten?

Das Soziale kennt eine unüberschaubare Vielzahl und Vielfalt von Erscheinungsformen. Und die Soziologie – zumindest so wie sie im deutschsprachigen Raum gegenwärtig akademisch betrieben werden kann und wird – ist eine Wissenschaft, die es ihren Wissenschaftler:innen ermöglicht, eine große Zahl unterschiedlicher Erscheinungsformen des Sozialen mit einem breiten Spektrum theoretischer und methodischer Zugänge zu erforschen. Die Soziologische Revue macht es sich zur Aufgabe, dieser Vielfalt in ihren Rezensionen soziologischer Neuerscheinungen Rechnung zu tragen. Alle der zuvor aufgelisteten Fragen und viele weitere Fragen werden in den Neuerscheinungen behandelt und bearbeitet (und selbstredend zumeist nicht endgültig beantwortet), die in den Rezensionen dieses Heftes (ein Symposium, ein Essay, ein Themenessay, eine Sammelbesprechung, eine Doppelbesprechung und acht Einzelbesprechungen) besprochen werden. Ich hoffe, Ihr Interesse ist geweckt. Doch lesen Sie selbst!

Online erschienen: 2025-05-23
Erschienen im Druck: 2025-05-23

© 2025 bei den Autorinnen und Autoren, publiziert von Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.

Articles in the same Issue

  1. Frontmatter
  2. Frontmatter
  3. Editorial
  4. Symposium
  5. Theorie oder Therapie? Wie die prekäre Beziehung von Rechtssoziologie und Rechtstheorie zu verbessern ist
  6. Recht als Gegenstand, Disziplin oder Praxis?
  7. Zukunftsfähigkeit der Rechtssoziologie
  8. Essay
  9. Alles schlecht von Marrakesch bis Bagdad? Über den Sinn von Jugendstudien über eine ganze „Region“
  10. Themenessay
  11. Künstliche Intelligenz und gesellschaftliche Machtverhältnisse
  12. Sammelbesprechung
  13. Aktuelle Fragestellungen der Mediensoziologie
  14. Doppelbesprechung
  15. Tafelläden gegen Ernährungsunsicherheit?
  16. Einzelbesprechung Alter(n) und Gesellschaft
  17. Vera Miesen, Engagement und Habitus im Alter: Milieuspezifische Engagementtätigkeit im sozialen Nahraum. Bielefeld: transcript 2022, 270 S., kt., 44,00 €
  18. Einzelbesprechung Daten, Algorithmen und Digitaler Kapitalismus
  19. Markus Unternährer, Momente der Datafizierung: Zur Produktionsweise von Personendaten in der Datenökonomie. Bielefeld: transcript 2024, 258 S., kt., 39,00 €
  20. Einzelbesprechung Kreativitätsforschung
  21. Konstantin Hondros, Liminale Kreativität: Praktiken kleinster Transformationen in der Produktion von Soundalikes. Marburg: Büchner-Verlag 2023, 402 S., br., 37,00 €
  22. Einzelbesprechung Mediensoziologie
  23. Christian Schulz, Infrastrukturen der Anerkennung: Eine Theorie sozialer Medienplattformen. Frankfurt am Main: Campus 2023, 453 S., br., 45,00 €
  24. Einzelbesprechung Normative Soziologie
  25. Max Haller, Die revolutionäre Kraft der Ideen: Gesellschaftliche Grundwerte zwischen Interessen und Macht, Recht und Moral. Wiesbaden: Springer VS 2022, 961 S., eBook, 64,99 €
  26. Einzelbesprechung Politikwissenschaft
  27. Tobias Breuckmann, Die Regierung von Migration in Lagern: Geographien der Macht am Beispiel Lesvos. Münster: Westfälisches Dampfboot 2024, 418 S., kt., 40,00 €
  28. Einzelbesprechung Wertlose Wahrheit
  29. Felix Keller, Anonymität und Gesellschaft Bd. I: Die Beschreibung der Anarchie. Weilerswist: Velbrück Wissenschaft 2021, 600 S., br., 59,90 € Felix Keller, Anonymität und Gesellschaft Bd. II: Wissenschaft, Utopie, Mythos. Weilerswist: Velbrück Wissenschaft 2022, 600 S., br., 59,90 €
  30. Rezensentinnen und Rezensenten des 2. Heftes 2025
  31. Eingegangene Bücher (Ausführliche Besprechung vorbehalten)
Downloaded on 15.11.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/srsr-2025-2016/html
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