Startseite Todd C. Helmus/Elizabeth Bodine-Baron/Andrew Radin/Madeline Magnuson/Joshua Mendelsohn/William Marcellino/Andriy Bega/Zev Winkelman: Russian Social Media Influence. Understanding Russian Propaganda in Eastern Europe. St. Monica: RAND Corporation, April 2018
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Todd C. Helmus/Elizabeth Bodine-Baron/Andrew Radin/Madeline Magnuson/Joshua Mendelsohn/William Marcellino/Andriy Bega/Zev Winkelman: Russian Social Media Influence. Understanding Russian Propaganda in Eastern Europe. St. Monica: RAND Corporation, April 2018

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Veröffentlicht/Copyright: 14. Dezember 2018

Reviewed Publication:

Helmus Todd C. Bodine-Baron Elizabeth Radin Andrew Magnuson Madeline Mendelsohn Joshua Marcellino William Bega Andriy Winkelman Zev Russian Social Media Influence. Understanding Russian Propaganda in Eastern Europe St. Monica RAND Corporation April 2018


Russische Strategien und Instrumente zur Einflussnahme im Ausland sind eines der dominierenden Themen, nicht nur in der sicherheitspolitischen, auch in der öffentlichen Debatte. Die Möglichkeiten einer Instrumentalisierung sozialer Netzwerke rückten spätestens mit russischen Einflusskampagnen auf Facebook in den US-Präsidentschaftswahlen 2016 in den Fokus. Nach wie vor ist jedoch nur unzureichend erforscht, wie Einflussnahme über soziale Netzwerke funktioniert und wie groß ihr Einfluss letztlich ist.

Die Staaten des postsowjetischen Raums sind auf Grund ihrer historischen und vor allem sprachlichen Nähe zu Russland nicht nur im besonderen Maße anfällig für russische Propagandakampagnen, sondern auch wesentliches Ziel russischer Einflussnahme. Angesichts der zunehmenden Integrationskonkurrenz in den postsowjetischen Staaten zwischen Russland und der EU/NATO sowie den Destabilisationsstrategien Russlands in den baltischen Staaten, ist die Analyse der Funktionsweisen pro-russischer Aktivitäten essentiell für Politik und Forschung. Todd C. Helmus, Elizabeth Bodine-Baron, Andrew Radin, Madeline Magnuson, Joshua Mendelsohn, William Marcellino, Andriy Bega und Zev Winkelman vom US-Think Tank Rand Corporation widmen diesen Zusammenhängen eine aktuelle Studie. Mittels einer Analyse russisch-sprachiger Twitteraccounts in Estland, Litauen, Lettland, der Ukraine sowie Moldau und Belarus ergründen die Autoren und Autorinnen die Funktionsweise russischer Propaganda auf Twitter und identifizieren einflussreiche Accounts. Die Studie lässt zudem Schlüsse darauf zu, inwiefern Narrative russischer Propaganda in der russisch-sprechenden Bevölkerung übernommen werden. Die Studie nutzt dazu einen Mix aus quantitativen Ansätzen zur Identifikation relevanter Twittercommunities und –accounts sowie qualitative Methoden zur Auswertung der Inhalte. In einem zweiten Teil der Analyse werden mittels Interviews mit Experten und Expertinnen wesentliche Herausforderungen in der Bekämpfung russischer Propaganda für die USA, die EU und die NATO identifiziert und darauf aufbauend Handlungsempfehlungen gegeben.

Die Verfasser bauen ihre Analyse auf einer Darstellung der allgemeinen Funktionsweise russischer Propaganda auf. Unterschieden wird in offizielle staatliche „white“ Propaganda, „grey“ Propaganda mit unklarer Herkunft und verdeckter „black“ Propaganda. Dabei unterscheiden sich die Zusammensetzung aus diesen Kanälen sowie die generellen Ziele von Propaganda, wie Verunsicherung oder Überzeugung, nach den jeweiligen Zielgruppen. Die Autoren identifizieren russischsprechende Bevölkerungsteile als wichtigste Zielgruppe und arbeiten heraus, wie sich Propaganda in diesen zielgerichtet verbreiten lässt.

Die anschließende Analyse von mehr als 500.000 russisch-sprachigen Twitteraccounts und über 22 Mio. Tweets identifiziert zwei Schlüsselcommunities, jeweils eine pro-russische und eine pro-ukrainische, die besonders einflussreich sind. Die Analyse ergab, dass beide Gruppen nur begrenzt Verbindungen zueinander haben, dafür aber exklusiven Kontakt zu einer Vielzahl kleinerer Twittercommunities unterhalten und damit zentrale Punkte einer Art Parallelöffentlichkeit bilden. Die Autoren und Autorinnen identifizieren in beiden Communities nur einen geringen Anteil an möglichen „Bot-Accounts“.

In einem weiteren Schritt schätzt die Studie den Einfluss der Tweets auf die Meinungsstruktur der Bevölkerung, indem nach Tweets anderer Nutzer und Nutzerinnen mit ähnlicher Sprach- und Argumentationsstruktur gesucht wird. Die Autoren und Autorinnen konzentrieren sich auf die Ukraine, Belarus und Lettland. Dabei stellen sich die Regionen Donezk und die Krim als Beispiele für erfolgreiche Verbreitung pro-russischer Sichtweisen heraus, während Riga und Kiew sich als besonders immun erweisen. Die hier angewandte Methode könnte ein sinnvoller Ansatz für die Messung des Erfolgs russischer Propaganda darstellen – eine Aufgabe, die die Forschung nach wie vor nicht abschließend klären konnte.

Aus dieser Analyse sowie den Experteninterviews ergeben sich für die USA, die EU und die NATO neue Herausforderungen bei der Bekämpfung russischer Propaganda. Diese liegen vor allem in der politischen und rechtlichen Lage russischsprachiger Minderheiten in den baltischen Staaten, in der engen historischen, kulturellen und sprachlichen Anbindung dieser an Russland, aber auch in der mangelnden Koordination der USA, der EU und der NATO. Darauf aufbauend gibt die Studie diesen Akteuren Handlungsempfehlungen: das Markieren bzw. Blocken russische Propaganda, den Resilienzaufbau in den Zielgruppen russischer Propaganda, den qualitativen und quantitativen Ausbau lokaler Nachrichteninhalte, das Verbreiten eines stringenten und überzeugenden Narrativs für die Annäherung an den Westen und die Analyse russischer Einfluss- und Medienkampagnen.

https://www.rand.org/pubs/research_reports/RR2237.html

Published Online: 2018-12-14
Published in Print: 2018-12-19

© 2018 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Artikel in diesem Heft

  1. Titelseiten
  2. Editorial
  3. Editorial
  4. Aufsätze
  5. Russlands Nuklearstrategie gegenüber Europa – wie organisiert man Abschreckung gegen Deeskalation mit nuklearen Schlägen?
  6. Aktuelle nukleare Gefahren und die Probleme der Rüstungskontrolle
  7. Die ökonomischen Kosten der fortbestehenden russischen Aggression gegen die Ukraine
  8. Nach dem Helsinki Gipfel – trübe Aussichten für eine Verbesserung der russisch-amerikanischen Beziehungen
  9. Analysen und Berichte
  10. Erfolg und Desaster zugleich. Der NATO-Gipfel in Brüssel und seine Konsequenzen
  11. Krieg der Narrative – Das Jahr 1990 und die NATO-Osterweiterung
  12. Russland modernisiert Kernwaffendepot im Bezirk Kaliningrad
  13. Russland erweitert im großem Umfang seine Kernwaffenlager auf der Kola-Halbinsel
  14. Wie geht es weiter mit den kurdischen Gebieten im Nordosten Syriens? Bericht von einer Erkundungsreise im Sommer 2018
  15. Ergebnisse strategischer Studien
  16. Politische Kriegführung und Hybride Bedrohungen Seitens Russlands und anderer Akteure
  17. Gregory F. Treverton/Andrew Thvedt/Alicia Chen/Kathy Lee/Madeline McCue: Addressing Hybrid Threats. Stockholm: Swedisch Defence University und Center for Asymmetric Threat Studies, 2018
  18. Linda Robinson/Todd C. Helmus/Raphael S. Cohen/Alireza Nader/Andrew Radin/Madeline Magnuson/Katya Migacheva: Modern Political Warfare. Current Practices and Possible Responses. St. Monica: RAND Corporation, Mai 2018
  19. Todd C. Helmus/Elizabeth Bodine-Baron/Andrew Radin/Madeline Magnuson/Joshua Mendelsohn/William Marcellino/Andriy Bega/Zev Winkelman: Russian Social Media Influence. Understanding Russian Propaganda in Eastern Europe. St. Monica: RAND Corporation, April 2018
  20. Julia Gurganus: Russia: Playing a Geopolitical Game in Latin America, Washington, D.C.: Carnegie Endowment for International Peace, 2018.
  21. Sergey Sukhankin: „Continuing War by Other Means“: The Case of Wagner, Russia’s Premier Private Military Company in the Middle East. Washington, D.C.: The Jamestown Foundation, Juli 2018.
  22. International Crisis Group: Patriotic Mobilisation in Russia. Brüssel: ICG, Juli 2018
  23. Transatlantische Beziehungen
  24. Patricia Lewis/Jacob Parakilas/Marianne Schneider-Petsinger/Christopher Smart/Jeffrey Rathke/Donatienne Ruy: The Future of the United States and Europe. An Irreplaceable Partnership. London: The Royal Institute of International Affairs, April 2018
  25. Sylvie Matelly/Christian Mölling/Trevor Taylor: The Future Of Transatlantic Strategic Superiority. British, German and French Perspectives. Washington D.C.: GMF 2018/No.19
  26. Die Volksrepublik China als internationaler Akteur
  27. Thorsten Benner/Jan Gaspers/Mareike Ohlberg/Lucrezia Pogetti/Kristin Shi-Kupfer: Authoritarian Advance. Responding to China’s Growing Political Influence in Europe. Berlin: Global Public Policy Institute (GPPI) und Mercator Institute for China Studies (MERICS), Februar 2018.
  28. Mikko Huotari/Jan Gaspers/Thomas Eder/Helena Lagarda/Sabine Mokry: China’s Emergence as a Global Security Actor. Strategies for Europe. Berlin: Mercator Institute for China Studies (MERICS), Juli 2017.
  29. Mittlerer Osten
  30. Carina Schlüsing/Katja Mielke: Deutsches Engagement im Irak: Wie weniger mehr sein kann. Bonn: Bonn International Conversion Center (bicc Policy Brief 4), April 2018.
  31. Buchbesprechungen
  32. Margareta Mommsen: Das Putin-Syndikat. Russland im Griff der Geheimdienstler. München, C. H. Beck 2017
  33. Christian Deubner: Security and Defence Cooperation in the EU. A Matter of Utility and Choice. Baden Baden: Nomos Verlag 2017
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