Reviewed Publication:
Treverton Gregory F. Thvedt Andrew Chen Alicia Lee Kathy McCue Madeline Addressing Hybrid Threats. Stockholm: Swedisch Defence University und Center for Asymmetric Threat Studies 2018
Die Studie widmet sich hybriden Bedrohungen im 21. Jahrhundert. Dabei konzentrieren sich die Autoren vornehmlich auf die Aktivitäten der Russischen Föderation und Chinas, da diese Staaten in diesem Bereich sehr aktiv sind und in gewissem Maße als Trendsetter agieren. Von hybriden Ansätzen im Ukraine-Konflikt, Wahlbeeinflussung in westlichen Ländern, der planmäßigen Distribution von Fake News und Propaganda bis hin zu konkreten Cyberaktivitäten wird ein breites Feld an russischen und chinesischen Aktivitäten untersucht. Auch Angriffe auf privatwirtschaftliche Akteure, um etwa kritische Infrastrukturen zu stören, wirtschaftlichen Schaden anzurichten oder die öffentliche Meinung zu beeinflussen, werden thematisiert. Neben den Tätigkeitsfeldern werden zudem die Mittel, beispielsweise der Einsatz von Social Media Influencern, strategischen Informationsenthüllungen oder staatlich finanzierten Medienanstalten, genauer betrachtet. Stark hervorgehoben wird der immerwährende Verweis auf die Verwundbarkeit der angegriffenen Gesellschaften sowie die Ganzheitlichkeit des hybriden Vorgehens Russlands und Chinas.
Die Autoren legen die Annahme zugrunde, dass russische Propaganda grundsätzlich immer zuerst auf die russische Minderheit in einem Zielland abzielt und sich von dort dann weiter entwickelt. Das folgt der Logik der 4th Generation Warfare, bei der nicht Kombattanten das Ziel militärisch organisierter Maßnahmen sind, sondern gesamte Gesellschaften samt ihrer Entscheidungsträger. Russland verfolgt mit dem Einsatz hybrider Maßnahmen das Ziel eine strategische Wirkung zu erzielen, da es eine direkte Konfrontation mit der NATO nur schwer gewinnen und einen ökonomischen Wettlauf mit den USA oder der EU wohl eindeutig verlieren würde. China hingegen nutzt hybride Maßnahmen – vor allem im Cyber-Bereich – um von eigenen strategischen Initiativen, wie beispielsweise die Schaffung künstlicher Inseln in der südchinesischen See oder die schleichende Militarisierung wirtschaftlicher Stützpunkte entlang der Seidenstraßen, abzulenken.
Als ersten Abwehrschritt mahnen die Autoren zunächst die kompromiss- und lückenlose Analyse und Bewertung der eigenen Verwundbarkeiten an. Gegenmaßnahmen sollten einem vernetzten, gesamtstaatlichen Ansatz folgen, während eine Resilienz gegen hybride Angriffe durch Stärkung der freien Presse, die Organisation von Wahlen, kritischer Infrastruktur und eine Vertiefung der Kooperation zwischen staatlichem und privatem Sektor erhöht werden sollte. Letztlich schlagen die Autoren vor, dass Staaten die hybriden Herausforderungen gegenüberstehen, enger kooperieren sollten, um beispielsweise ein gemeinsames Frühwarnsystem zur Erkennung von organisierter Desinformation der Öffentlichkeit entgegenwirken zu können.
https://www.hybridcoe.fi/wp-content/uploads/2018/05/Treverton-AddressingHybridThreats.pdf
© 2018 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
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