Reviewed Publication:
Sukhankin Sergey „Continuing War by Other Means“: The Case of Wagner, Russia’s Premier Private Military Company in the Middle East. Washington, D.C.: The Jamestown Foundation, Juli 2018
Private Militärdienstleister (PMCs) erleben derzeit eine Konjunktur in Russland. Sergey Sukhankin, Fellow an der Jamestown Foundation beschäftigt sich mit diesem Phänomen und untersucht an Hand der prominentesten russischen Söldnerfirma Wagner die modi operandi nicht-linearer Kriegsführung Moskaus.
In den letzten zehn Jahren gewannen Söldnerfirmen immer mehr an Bedeutung für die russische Außenpolitik. Die Zahl der Firmen wuchs daher schnell an. Sukhankin hebt dabei besonders hervor, dass die siloviki, also Repräsentanten der russischen Geheimdienste, eine immer gewichtigere Rolle bei der Aufstellung und Koordination dieser Söldnerheere spielen. Das Ausbildungs- und Trainingslager von Wagner befindet sich in Molkino auf dem Gelände der 10. Spezialkräfte Brigade des russischen Militärgeheimdienstes GRU. Daher unterscheiden sich die russischen PMCs auch von anderen Söldnern, da der russische Staat de facto der Auftraggeber und Koordinator aller Aktivitäten ist. Der Besitzer von Wagner, der Milliardär Yevgeny Prigozhin ist ein enger Freund Vladimir Putins. Firmen wie Wagner sind als Teil der staatlichen Strukturen ein Werkzeug russischer Außenpolitik.
Für Moskau gibt es zahlreiche Vorteile Söldner in Konfliktregionen einzusetzen. Durch professionelles Training und modernste Ausrüstung sind die russischen PMCs in der Lage Aufträge auszuführen, die sonst nur von der regulären Armee übernommen werden können. Söldnerheere können jedoch frei über Mittel und Wege entscheiden, wie sie ihren Auftrag erfüllen. Die Missionen gehen dabei von regulären Kampfeinsätzen bis hin zur Übernahme der gesamten Kontrolle über ein bestimmtes Gebiet.
Ein weiterer Vorteil besteht für den Kreml darin, dass Verluste bei Kampfeinsätzen der Armee in der Öffentlichkeit sehr viel schwerer als tote Söldner zu vertreten sind. Selbst nach massiven Verlusten der Wagner-Gruppe in Syrien wurde in der russischen Öffentlichkeit kaum Notiz davon genommen.
Der größte Vorteil für den Kreml beim Einsatz von PMCs ist aber die Möglichkeit jede Beteiligung an den Einsätzen glaubhaft leugnen zu können, da die regulären russischen Streitkräfte nicht zum Einsatz kommen. Ein Beispiel ist die Annexion der Krim 2014, die ebenfalls der Wagner-Gruppe zugeschrieben wird.
Das System der Söldnerheere hat sich für den Kreml bewährt. Daher ist mit einer Ausweitung dieser Form irregulärer Konfliktführung zu rechnen. Trotz Problemen bei der Soldzahlung und massiven Verlusten in Syrien wächst Wagner weiterhin. Moskau verlegt Einheiten Wagners auch in andere Konfliktregionen, wie z. B. der Zentralafrikanischen Republik, Sudan und wieder verstärkt in die Donbass-Region.
Moskau hat durch die Unterstützung und schrittweise Kontrolle der privaten Militärdienstleister ein nützliches Instrument zur nicht-linearen Kriegsführung gewonnen. Mit Hilfe der PMCs erreicht Moskau nicht nur strategische Ziele staatlicher Außenpolitik, sondern die einflussreichen Eliten können mit Hilfe der Söldnerheere auch eigene ökonomische Ziele verfolgen. Yevgeny Prigozhin erhielt nach dem Einsatz Wagners auf Seiten des Assad-Regimes im Mai 2017 das Recht zur Ausbeutung von 25 Prozent aller syrischen Öl- und Gasvorkommen.
https://jamestown.org/wp-content/uploads/2018/07/Sukhankin-Wagner.pdf?x87069
© 2018 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
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