Reviewed Publication:
Deubner Christian Security and Defence Cooperation in the EU. A Matter of Utility and Choice Nomos Verlag Baden Baden 2017

Grundlage für den vorliegenden Band sind zwei Reports, die der Autor im Rahmen seiner Forschung für die Foundation for European Progressive Studies (FEPS) 2015 und 2016 verfasst und veröffentlicht hat. Diese wurden für den vorliegenden Band aktualisiert und auf den Stand von 2017 gebracht. Die Gliederung des vorliegenden Bandes spiegelt diese zwei Reporte wieder. Dies hat jedoch mindestens zwei Vorteile: Erstens erleichtert es die Orientierung bei der Lektüre und zweitens sind die einzelnen Teile in sich sehr kohärent.
Der erste Teil befasst sich mit der Entwicklung der Kooperation zwischen den EU-Mitgliedstaaten im Rahmen der Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik. An ausgewählten Herausforderungen werden die Entscheidungen der Mitgliedstaaten analysiert. Diese Analyse zeigt, dass die Mitgliedstaaten bei der Bewältigung der ausgewählten Herausforderungen die europäischen Strukturen nur geringfügig in Anspruch nahmen: „EU-MS have not made this EU policy their legitimate nor their preferred option for dealing with security challenges“ (S. 166). Was bedeutet dies nun im Lichte der Frage nach der Europäisierung von Sicherheitspolitik? Nach Ansicht des Autors verweist dies erst einmal darauf, dass effektivere und attraktivere Institutionen existieren – u. a. die NATO –, auf die die Mitgliedstaaten bei sicherheitspolitischen Herausforderungen zurückgreifen (S. 166). Darüber hinaus gibt der Autor zu bedenken, dass die Bewertung natürlich vom jeweiligen Maßstab abhängt, der an eine Europäische Sicherheitspolitik angelegt wird (S. 167). So kann Europäische Sicherheitspolitik – überspitzt formuliert – gar nicht anders als schlecht abschneiden, wenn man als Maßstab u. a. die Vision einer Europäischen Verteidigungsunion anlegt. Zu einem etwas differenzierteren Befund kommt man, wenn man hingegen die unterschiedlichen Maßstäbe, die der Vertrag von Lissabon setzt, anlegt – dann werden auch die Bereiche sichtbar, in denen es Fortschritte gab. In diesem Lichte schneidet Europäische Sicherheitspolitik – so der Autor – dann auch etwas besser ab (S. 167).
Der zweite Teil des Bandes konzentriert sich nun auf die Verknüpfung von äußerer und innerer Sicherheitspolitik. Dabei geht es dem Autor jedoch dezidiert nicht um die Beobachtung eines einfachen „internal-external security nexus“ (S. 173), sondern um die Analyse der Strategien, die die externe und die interne Dimension von Sicherheit systematisch überbrücken und verknüpfen. Der Autor führt hierfür den Begriff des ‚operational linking‘ (S. 173) ein. Dieses bezeichnet “a practice to widen the reach or increase the effectiveness of EU internal security policy actions by involving extra-EU partners and the tools of external security or defence policy“ (S. 255). Genau dies bildet – so der Autor – letztlich auch die neue Qualität europäischer Sicherheitspolitik an diesem Nexus ab (S. 173). Empirisch geht Deubner diesem Phänomen an zahlreichen empirischen Beispielen in verschiedenen Bereichen nach und stellt unter anderem fest, dass rund um die terroristischen Anschläge 2015/2016 aber auch im Bereich der Sicherheit äußerer Grenzen (seit 2014) „EU internal security governance failures vis-à-vis challenges from outside have contributed to operational linking, in effect strengthening the external security policy“ (S. 250).
Blickt man zusammenfassend auf die zwei Teile dieses Bandes so liegt mit „Security and Defence Cooperation in the EU“ eine systematische und gleichzeitig überaus detailreiche empirische Analyse der jüngsten Entwicklungen Europäischer Sicherheits- und Verteidigungspolitik vor. Der Autor scheut erfreulicherweise nicht davor zurück, dem lesenden Publikum die ganze Komplexität der Entwicklungen und die zahlreichen unterschiedlichen Determinanten dieser Entwicklungen zuzumuten.
© 2018 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
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