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Editorial

Published/Copyright: June 3, 2023

Einem Menschen zu helfen, mag nicht die ganze Welt verändern, aber es kann die Welt für diesen einen Menschen verändern.

Dieser Sinnspruch bringt das Anliegen der Frühen Hilfen auf den Punkt: Die Fachkräfte beraten und begleiten (werdende) Eltern mit dem Ziel, deren Beziehungs- und Versorgungskompetenzen zu stärken und ihren Kindern ein chancengerechtes Aufwachsen zu ermöglichen. Gerade Familien, die einen hohen Unterstützungsbedarf haben, benötigen behutsame Begleitung, die nicht stigmatisiert, sondern Selbstwirksamkeit und Resilienz aufbaut. Die Frühen Hilfen stehen bereits während der Schwangerschaft und bis zum Ende des dritten Lebensjahres zur Verfügung. Dieser lange Zeitraum ermöglicht eine nachhaltige Begleitung, die lebenslagenorientiert und themenbezogen die Schwerpunkte in der gemeinsamen Arbeit setzt.

Das Angebot der Frühen Hilfen ist nunmehr deutschlandweit etabliert, über die Bundesstiftung Frühe Hilfen dauerhaft finanziell gesichert und steht den Familien niederschwellig sowie wohnortnah zur Verfügung. Dabei wird stets eine Vernetzung zwischen Angeboten des Gesundheitswesens, der Kinder- und Jugendhilfe und weiterer Versorgungssysteme angestrebt. Damit können über den rechtskreisübergreifenden Ansatz die komplexen Herausforderungen, vor denen junge Eltern stehen, bedarfsbezogen angegangen werden. Unterstützungen und Lösungsansätze sind in der Lebenswelt und im Lebensalltag der Familien verortet und tragen zu einem Ineinandergreifen von bestehenden Strukturen bei. Mit dem Stichwort „Präventionskette“ werden zahlreiche anerkannte kommunal verortete Strategien umschrieben, die eines gemeinsam haben: Den Familien ein koordiniertes Zusammenspiel der unterschiedlichen Geschäftsbereiche und kommunaler Pflichtaufgaben zu bieten, wie Gesundheit, Soziales und Jugendhilfe, sowie Bildung, aber auch Stadtteil- bzw. Nachbarschaftsentwicklung, ohne dass diese von den dahinterliegenden unterschiedlichsten Finanzierungswegen und Zuständigkeiten eingeschränkt werden, sondern eine alters- und bedarfsgerechte Unterstützung erfahren.

Welchen Beitrag leisten die Frühen Hilfen für Public Health? Wie verorten sich die Frühen Hilfen in der Health in all Policies-Strategie? Wie profitiert die Gesellschaft langfristig, wenn über kommunale Ressortgrenzen hinweg Unterstützung geleistet wird? Warum ist die Lotsenfunktion für die jungen Familien so unentbehrlich? Was zeichnet eine erfolgreiche Kommunikation zu den angesprochenen Zielgruppen aus? Wohin sollte sich das Angebot der Frühen Hilfen entwickeln, um zeitgemäß und bedarfsbezogen aufgestellt zu sein?

Diese und noch mehr Fragen stellte sich die Redaktion beim Zusammenstellen des vorliegenden Schwerpunktheftes. Zentrales Anliegen war es, nicht nur die Frühen Hilfen mit ihrem besonderen Angebot für die belasteten Familien ins Zentrum zu rücken, sondern die Brücke zu schlagen zum Beitrag, den diese für die Prävention und Gesundheitsförderung leisten. In der Heftplanung wurden wir von Kolleginnen und Kollegen des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen unterstützt. Die Interministerielle Arbeitsgruppe „Gesundheitliche Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche durch Corona“ stellt die Frühen Hilfen als ein zentrales Handlungsfeld in ihrem Abschlussbericht dar und zeigt zukünftige Perspektiven auf, die es thematisch zu bewältigen gilt und die letztlich eine Erhöhung der gegenwärtigen finanziellen Ausstattung benötigen, um den mit Corona verbundenen enormen Herausforderungen von Beginn an konzertiert begegnen zu können. Letztlich geht es um die Zukunft unserer Gesellschaft, und die beginnt bei den Kleinsten, die einen guten Start ins Leben brauchen.

Die Redakion

Online erschienen: 2023-06-03
Erschienen im Druck: 2023-06-27

©2023 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Articles in the same Issue

  1. Frontmatter
  2. Editorial
  3. Frühe Hilfen in Deutschland
  4. Frühe Hilfen international
  5. Der Beitrag der Frühen Hilfen zur Umsetzung von Health in all Policies
  6. Frühe Hilfen in und nach der Pandemie – Studienergebnisse aus dem Land Brandenburg
  7. Strukturelle Armutsprävention mit Hilfe kommunaler Präventionsketten
  8. Der Beitrag des Projekts „GeMuKi – Gemeinsam gesund“ für eine fachübergreifende Versorgungskette
  9. Ursachen und Prävention von Kindesvernachlässigung und Kindesmisshandlung
  10. Die Rolle von Familien-, Gesundheits- und Krankenpflegenden in den Frühen Hilfen
  11. Sicherung von Teilhabe durch Lotsendienste
  12. Elternstress und erhöhte Ansprüche in der frühen Familienphase – Ein Hindernis für die Nutzung von Unterstützungsangeboten?
  13. SAFE – Sichere Ausbildung für Eltern
  14. Elternbildung als zentraler Faktor für eine resiliente Kindesentwicklung
  15. STARK-Onlinehilfe: Unterstützungsbedarfe von Kindern getrennter Eltern
  16. Frühe Hilfen für geflüchtete Familien – neue Herausforderungen?
  17. Familien mit Fluchterfahrungen und Frühe Hilfen
  18. Perspektiven von Familienhebammen zur Versorgung geflüchteter Frauen und Familien
  19. Frühe Hilfen digital bekannt machen – Die Dormagener Familien-App
  20. Besondere Bedarfe in ländlichen Regionen am Beispiel der Frühen Hilfen
  21. Digitalisierung in den Frühen Hilfen – Erfahrungen, Chancen, Herausforderungen
  22. Frühe Hilfen als Innovation für die Fortentwicklung von Public Health
  23. Es ist nicht egal, wie wir geboren werden – Das Zukunftsforum Geburtshilfe des DHV
  24. Public Health Infos
Downloaded on 7.9.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/pubhef-2023-0033/html
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