Zusammenfassung
Die rheinischen Dialekte unterscheiden sich hinsichtlich der Pronominalmorphologie und -syntax merklich vom (übrigen) Hochdeutschen. Dies zeigt sich besonders eindrücklich im moselfränkisch-rheinfränkischen Übergangsgebiet, das in den Erhebungsbereich des Mittelrheinischen Sprachatlasses (MRhSA) fällt. Im Rahmen der Untersuchung wird das ursprüngliche Atlas-Material aus den achtziger Jahren neu ausgewertet, um eine aktuelle Nacherhebung mit den gleichen Gewährspersonen ergänzt und mit den Wenker-Daten verglichen. Dabei treten nicht nur eklatante Formunterschiede zutage, sondern auch komplexe Systeme wie die verschiedenen Reihen des rheinischen Possessivums, die sich bis in die mittelhochdeutsche Zeit zurückverfolgen lassen und erst in den letzten Jahrzehnten abgebaut werden.
5 Literatur
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© 2023 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
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- ‚Linksversetzungen‘ im Mittelhochdeutschen als Beispiel narrativer Syntax
- Die Hilfsverbselektion in den Schriften Martin Luthers
- Einflussfaktoren der Numeruskongruenz bei koordinierten Subjektsteilen in der Lutherbibel von 1545 und 2017
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- Entwicklungen in den Formulierungsmustern der Redewiedergabe in der Wiener Zeitung (1740–1835)
- Koordinationsellipsen in Patientenbriefen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts
- Erkläransätze zu Unterschieden in der Verbreitung der tun-Periphrase in extraterritorialen Varietäten des Deutschen
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- Teil 2 Grammatikographische Aspekte einer Morphosyntax des Deutschen
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- Das genus-insensitive Possessivpronomen sein in der Geschichte des Deutschen
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- Semantische Faktoren für die Stellung des hochdeutschen Genitivattributs im 17.–19. Jh.
- Die rheinisch-hochdeutsche Pronominalgrenze – vergessene Formen und Systeme
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