Zusammenfassung
Dieser Beitrag untersucht, ob sich die theoretische Verortung von Koordinationsellipsen und ihren aggregativen Formen im Nähe-Distanz-Kontinuum auch im Sprachgebrauch historischer Schreibender widerspiegelt. Dazu wird anhand eines Korpus von 202 Patientenbriefen aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert intra- und interindividuelle Variation untersucht. Dabei zeigt sich, dass entsprechend ihrer theoretischen Einordnung Koordinationsellipsen häufiger unter distanzsprachlichen und aggregative Koordinationsellipsen häufiger unter nähesprachlichen Kommunikationsbedingungen auftreten.
6 Literatur
6.1 Quellen
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