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Matthias Baxmann (1954–2021)

  • Michael Hascher
Published/Copyright: January 28, 2022
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Am 28. Juli 2021 verstarb Matthias Baxmann, der von 2010 bis 2014 als Sprecher der Arbeitsgruppe Industriedenkmalpflege in der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger (VDL) fungierte. An sein Leben als Technikhistoriker und Industriedenkmalpfleger sei hier erinnert.

Baxmann, geboren am 2. November 1954 in Quedlinburg, war Allgemeinhistoriker, was ihn von den meisten Denkmalpfleger*innen unterschied. Er war an der Universität Leipzig zum Diplom-Historiker ausgebildet und 1984 an der Universität Halle mit der Arbeit »Der parlamentarische Kampf der KPD im Hessischen Landtag während der Periode der relativen Stabilisierung des Kapitalismus in der Weimarer Republik (1924–1929)« promoviert worden. Sein weiterer Weg führte ihn an die Hochschule für Bauwesen in Cottbus, aus der nach der Wende die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg wurde. Als wissenschaftlichen Mitarbeiter des dortigen Lehrstuhls für Technikgeschichte habe ich Matthias 1995 bei einem Treffen des Gesprächskreises Technikgeschichte kennengelernt. Zwei Jahre später fand dieses Treffen in Cottbus statt, Thema war die »Kulturlandschaft im Umbruch«, und wir beide saßen im Organisationskomitee. In der Vorexkursion besichtigten wir neben den Tagebauen und dem Hüttenwerk Peitz, um die es hauptsächlich ging, auch das umgenutzte Dieselkraftwerk in Cottbus. Betrachtet man diese Themen, so verwundert es wenig, dass der Weg von Matthias Baxmann in die Denkmalpflege führte. Dort fand er, wie auch andere Weggefährt*innen bestätigen, seine Erfüllung.

Von 2002 bis 2020 war Baxmann als Fachreferent für Denkmale der Technik und Industriekultur im Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseum (BLDAM) tätig und kam als solcher auch in die Arbeitsgruppe Industriedenkmalpflege. 2009 wurde er als Nachfolger von Axel Föhl zu ihrem Sprecher gewählt. Dieses Amt übte er bis 2014 aus. Zu seinen wichtigsten Leistungen in dieser Zeit gehörte, dass er in der Amtsleiterrunde der VDL organisatorisch den »Bildband« der Arbeitsgruppe (»Denkmale der Industrie und Technik in Deutschland«) auf den Weg brachte, der dann von der AG bis zur VDL-Jahrestagung 2016 fertiggestellt wurde. Bei der Vorbereitung zu dieser Publikation kam wieder ein Thema zur Sprache, das Baxmann besonders am Herzen lag: der angemessene Umgang mit der DDR-Geschichte, die in manchen Feldern der deutschen Geschichte im Rückblick gerne vergessen wird. Hinsichtlich der Industriedenkmalpflege wäre eine solche Sicht, die Wurzeln dieses Aspektes der Geschichte der heutigen Bundesrepublik allein in der alten, »Bonner Republik« zu suchen, sicher verfehlt: Durch die Aktivitäten des Kulturbundes der DDR, die Ausstellungen zu Technischen Kulturdenkmalen oder die Aktivitäten von Otfried Wagenbreth und Eberhard Wächtler, besonders ihren Band »Technische Denkmale in der Deutschen Demokratischen Republik« (1983), erhielt die gesamtdeutsche Industriedenkmalpflege wichtige Impulse.

 
Matthias Baxmann in Gera, 2011

Matthias Baxmann in Gera, 2011

In den letzten 20 Jahren publizierte Baxmann viel, was ihn schon während seiner Zeit am Lehrstuhl Technikgeschichte beschäftigte, zudem noch Weiteres zu neuen Themen, und ich habe mich oft gefragt, wie ihm das neben seiner Referententätigkeit gelang. Zu seinen Werken gehörten Überblicke zu den Industriedenkmalen in der Lausitz (»Vom Pfützenland zum Energiebezirk: die Geschichte der Industrialisierung in der Lausitz«, 2004) oder Brandenburg (»Denkmale der Technik und Industrie im Land Brandenburg«, 2008 oder »Industriekultur in Brandenburg«, 2010, jeweils zusammen mit anderen Autoren), aber auch zu einzelnen Themen und Objekten, so beispielsweise »Zeugnisse der Eisenbahngeschichte als denkmalpflegerische Aufgabe« (2013), »Die Heeresversuchsanstalt […] Kummersdorf« (2016) oder zuletzt »Wasserwege: Schleusen, Wehre und Kanäle in Brandenburg« ( 2021). Immer wieder ging es auch um die Abraumförderbrücken, vor allem um die F60 bei Lichterfeld, zu deren Erhalt als Besucherbergwerk er viel beigetragen hat.

Als Sprecher und Kollege ist Matthias Baxmann in der Arbeitsgruppe durch verschiedenerlei Dinge in Erinnerung geblieben: In der Sprecherfunktion war es seine preußische Disziplin, mit der er die AG durch das Exkursionsprogramm und die Tagesordnung führte. Bei den Einladungen zu den Sitzungen kam der Historiker, aber auch sein Gespür für Bildauswahl zum Vorschein: In seiner Zeit waren das kleine Exkurse zu den jeweiligen Themen mit einem passenden Bild. Er wusste zu Vielem etwas zu sagen und war gerne zu Diskussionen bereit. Auch jenseits der Arbeit konnte man gute Gespräche oder WhatsApp-Unterhaltungen führen, beispielsweise über seine Reisen, die Kulturszene der DDR oder die Digedags. Die Gemeinschaft der Industriedenkmalpfleger*innen und Technikhistoriker*innen wird Matthias vermissen und in guter Erinnerung behalten.

  1. Abbildungsnachweis: Kristin Schubert

Published Online: 2022-01-28

© 2021 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston, Germany

Downloaded on 22.9.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/dkp-2021-2015/html
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