Home Vorwort
Article Publicly Available

Vorwort

Published/Copyright: January 28, 2022
Become an author with De Gruyter Brill

Wenige Themen wurden in den vergangenen Jahren so beharrlich diskutiert wie die Zukunft des Städtebaus. Nicht nur scheinen die Nachkriegskonzepte getrennter Zonen für Wohnen, Verwaltung und Gewerbe überholt, auch die bipolare Sichtweise »Urbanisierung« versus »Landlust« hat ausgedient. Wohnen im Grünen geht neuerdings im Cityhochhaus, und auf dem Dorf wird nun auch verdichtet. Digitalisierung und Klimakrise treiben die Stadtplanung um und vor sich her, beschleunigt und fokussiert durch die Corona-Pandemie, die dafür sorgte, dass der Veränderungsdruck nun wirklich auch bei allen angekommen ist.

Aufs Engste verknüpft mit diesen Prozessen ist die Städtebauliche Denkmalpflege, die früher und umfassender als die anderen Fachrichtungen unserer Disziplin mit den daraus erwachsenden Zumutungen für unser Schutzgut konfrontiert wird. In ihrer Arbeit ist zweierlei zu beobachten: das Schärfen der Instrumente durch eine immer präzisere Argumentation und eine immer eindrücklichere Visualisierung. Und in zunehmendem Maße nicht mehr nur das abwehrende Einbringen von »erheblichen Bedenken«, sondern Initiativen, die Städtebauliche Denkmalpflege als agierende Partnerin zu installieren. Das Jahrhundertproblem Klimawandel nimmt zweifellos Einfluss auf unser Aufgabenverständnis und auf unser Handeln.

Das vorliegende Heft versammelt Beiträge aus der Städtebaulichen Denkmalpflege, die diese Entwicklungen widerspiegeln. Tobias Michael Wolf widmet sich der Frage, welchen Beitrag die Denkmalpflege zur »Innenentwicklung« leisten kann und schildert anhand von Beispielen zwischen Tabula rasa und denkmalgerechter Instandsetzung, was eine aktive Rolle der Denkmalfachbehörden auszurichten vermag und wo sie an Grenzen stößt. Anna Hitthaler beleuchtet den Begriff »Urbane Resilienz« und verweist nachdrücklich auf die Bedeutung des historischen Baubestands und der Denkmalpflege für die Umsetzung von Resilienzstrategien.

Thomas Kellmann führt uns in die wendländische Geest, in der sich eine von Rundlingsdörfern geprägte Siedlungslandschaft von ungewöhnlicher Qualität erhalten hat, und schildert ihre Gefährdung durch den Klimawandel sowie ihre Potenziale, diesem zu begegnen. Michael Kloos erläutert seine Überlegungen zur Übertragbarkeit von Welterbe-Instrumenten wie etwa der Kulturerbe-Verträglichkeitsprüfung auf Schutzobjekte der Städtebaulichen Denkmalpflege.

Zwei Aufsätze befassen sich mit der Raumwirkung von Denkmalen, so führt Gerhard Ongyerth das Netz vertikaler Höhenbezüge und Sichtachsen historistischer Kirchen in München vor und wirft einen kritischen Blick auf die aktuellen Pläne zur Errichtung von zwei Hochhaustürmen in München-Neuhausen. Lucas Bilitsch spielt im Rahmen eines Fachgutachtens zur potenziellen Beeinträchtigung der Residenzstadt Langenburg durch einen Funkmast die im Arbeitsblatt Nr. 51 definierten Kategorien der Raumwirkung durch und konkretisiert die Argumente.

Längst sind die Städtebauliche Denkmalpflege und ihre Einflussnahme auf Stadtquartiere und Ensembles Teil des baukulturellen Erbes und somit auch Anwärter auf einen Schutzstatus. Clemens Peterseim stellt das »komplexe Modernisierungsgebiet Auenstraße« in Erfurt vor, das einen Paradigmenwechsel im realsozialistischen Städtebau der DDR einläutete.

Autor*innen der LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen berichten von der erstmals digital abgehaltenen Jahrestagung der VDL in Schwerin »Welt – Stadt – Land – Erbe«, die das Spannungsfeld Welterbe und Alltagspraxis ausleuchtete.

In den Nachrufen auf Michael Baxmann, Heinrich Magirius, C. Sebastian Sommer und Marion Wohlleben verabschiedet sich Die Denkmalpflege von überaus geschätzten und liebenswürdigen Kolleg*innen, die uns fehlen werden.

Für die Redaktion

MELANIE MERTENS

Published Online: 2022-01-28

© 2021 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston, Germany

Downloaded on 29.9.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/dkp-2021-2001/html
Scroll to top button