Zusammenfassung
Im Zuge der russischen Annexion der Krim sowie einer neuen Konkurrenz der Großmächte ist das Konzept der Abschreckung als wichtiger Bestandteil westlicher Sicherheitspolitik wieder in den Blickpunkt gerückt. Allerdings krankt die Debatte an einem Alarmismus, der einer rationalen Abschreckungsdiskussion abträglich ist. Vor allem aber krankt sie an dem Widerspruch, die Zuverlässigkeit klassischer militärischer Abschreckung in Zweifel zu ziehen, das Konzept jedoch zugleich auf die Abwehr „hybrider“ Bedrohungen ausdehnen zu wollen. Insgesamt erweckt die aktuelle Abschreckungsdebatte den Eindruck, sie diene als Ersatz für eine notwendige, wesentlich breitere Auseinandersetzung über die künftige Rolle der USA sowie über den Umgang des Westens mit seinen strategischen Konkurrenten.
Abstract
Russia’s annexation of Crimea and a new era of great power competition have led to a renaissance of deterrence as an important part of Western security and defence policy. However, this renaissance is marked by serious flaws, such as a high degree of alarmism injected largely by a new obsession with hybrid threats, and the contradiction of doubting the reliability of traditional military deterrence while at the same time seeking to extend the deterrence paradigm into the “grey area” of non-kinetic threats. Overall, the current deterrence debate appears to be a substitute for what should be a much broader debate on the future role of the US and the relationship between the West and its strategic competitors.
1 Einleitung
Das Konzept der Abschreckung erlebt gegenwärtig eine Renaissance. War Abschreckung während des Kalten Krieges das zentrale Paradigma westlicher Sicherheitspolitik, geriet das Konzept nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes nahezu in Vergessenheit. Mit dem Ende der Sowjetunion sowie der Hinwendung des Westens zu Kriseninterventionen und Terrorismusbekämpfung schien Abschreckung zunehmend obsolet geworden zu sein. Erst die Annexion der Krim durch Russland im März 2014 und die Rückkehr der Konkurrenz zwischen den großen Mächten brachten Abschreckung als sicherheitspolitische Konzeption erneut auf die transatlantische Tagesordnung.[1]
Die Renaissance der Abschreckung ist bislang jedoch alles andere als überzeugend. Wie sich an der aktuellen westlichen Abschreckungsdebatte zeigt, haben zwei Jahrzehnte des Desinteresses deutliche Spuren hinterlassen. Die Diskussion krankt folglich noch immer an unpräziser Terminologie, dem Missbrauch historischer Analogien sowie dem Unwillen mancher Diskutanten, sich in die Interessenlage des Gegners zu versetzen. Vor allem aber krankt sie an dem Widerspruch, einerseits die Zuverlässigkeit klassischer militärischer Abschreckung in Zweifel zu ziehen, das Konzept zugleich aber auf die Abwehr nicht-kinetischer und nicht-existenzieller „hybrider“ Bedrohungen ausdehnen zu wollen. Wenn die transatlantische Gemeinschaft zu einer überzeugenden Neuverortung des Konzepts der Abschreckung als Bestandteil ihrer Sicherheitspolitik gelangen will, bedarf es weniger Alarmismus und dafür mehr intellektueller Disziplin.
2 Abschreckung als Strategie des Status quo
Das Konzept der Abschreckung kommt den Bedürfnissen westlicher Demokratien in vielerlei Hinsicht entgegen. Wie Lawrence Freedman treffend bemerkte, sind westliche Regierungen diesem Konzept gegenüber aufgeschlossen, weil es ihnen erlaubt, sich als defensiv, aber nicht schwach, und als entschlossen, aber nicht rücksichtslos, darstellen zu können.[2] Abschreckung impliziert, dass man unwillkommene Entwicklungen in Schach halten kann, indem man im Wesentlichen passiv bleibt: Die bloße Demonstration von Gewalt ersetzt deren Anwendung. Abschreckung ist im Wesentlichen ein militärisch-politisches Status-quo-Konzept. Es schließt weder den politischen noch den sozialen oder wirtschaftlichen Wandel aus, und auch der politische oder ideologische Wettbewerb zwischen Staaten wird durch Abschreckung nicht verhindert. Abschreckung versucht lediglich, die Anwendung von Gewalt zur Erreichung politischer Ziele auszuschließen und sicherzustellen, dass Krieg – zumindest der große Krieg – nicht länger ein Instrument der Politik ist. Natürlich hat dieses Konzept auch seine Schwächen, sei es in Bezug auf Glaubwürdigkeit, Plausibilität oder Ethik. Doch, um Lawrence Freedman noch einmal zu bemühen, auch wenn Abschreckung in der Theorie nicht gut funktioniert haben mag, in der Praxis hat sie zumeist funktioniert.
Heute ist die Strategie der Abschreckung jedoch mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Ein von strategischer Konkurrenz geprägtes Sicherheitsumfeld mit neuen staatlichen und nicht-staatlichen Akteuren sowie der rasche technologische Fortschritt in Bereichen wie künstlicher Intelligenz, Autonomie und „Big Data“ machen Abschreckung komplexer. Einige Beobachter argumentieren sogar, dass die Konzentration auf die nukleare Abschreckung, welche die Debatte der letzten 70 Jahre geprägt habe, eine (US-zentrische) Fehlentwicklung gewesen sei und dass es nun an der Zeit sei, das Verständnis von Abschreckung wieder weit über den Begriff der (nuklearen) militärischen Vergeltung hinaus zu erweitern. Dies umso mehr, als neue Technologien auch neue Instrumente zur Abschreckung böten.[3]
Diese Erweiterung des Konzepts der Abschreckung mag intellektuell faszinierend sein, sie verwirrt jedoch mehr, als dass sie erhellt. Wie hier im Folgenden noch erläutert wird, ist die Anwendung des Begriffs „Abschreckung“ auf nahezu jede sicherheitsrelevante Herausforderung äußerst problematisch, denn sie suggeriert – fälschlicherweise –, dass eine geschickte Kombination von Zwangsmitteln nahezu jede unerwünschte Handlung eines Gegners verhindern könne. Die Verwendung des Begriffs „Abschreckung“ im Kontext von „neuen“, überwiegend nicht-kinetischen Bedrohungen hat zunächst einmal etwas Beruhigendes, da sie impliziert, man könne den Status quo gegenüber seinen Gegnern oder Konkurrenten durch die Drohung mit Gegenmaßnahmen aufrechterhalten. Die Wirklichkeit zeigt jedoch, dass viele dieser „neuen“ Bedrohungen einfach nicht abgeschreckt werden können, was „Abschreckung“ zu einem ungeeigneten Paradigma für den Umgang mit diesen Herausforderungen macht.[4] Schlimmer noch: Das Beharren darauf, dass Abschreckung auf ein breites Spektrum von Bedrohungen angewandt werden könne, ist einer der Hauptgründe für die intellektuelle Verwirrung, die die derzeitige Abschreckungsdiskussion kennzeichnet. Wie ein kurzer Blick auf die Debatten über verschiedene Dimensionen der Abschreckung – konventionell, nuklear und hybrid – zeigt, variiert die Anwendung dieses Konzepts erheblich.
2.1 Konventionelle Abschreckung
In Bezug auf die konventionelle Abschreckung dreht sich die aktuelle westliche Diskussion in erster Linie um die Verteidigungsbemühungen der NATO entlang ihrer Ostflanke. Nachdem die NATO-Erweiterung die Grenzen des Bündnisses an die Russlands verschoben hat, befürchten einige Beobachter nun, dass ein schneller Einmarsch Russlands in einen baltischen Staat die NATO mit einem „fait accompli“ konfrontieren könnte, welches das Bündnis vor die Entscheidung stellte, entweder zu kämpfen und eine weitere Eskalation zu riskieren oder passiv zu bleiben und damit das Schicksal der NATO zu besiegeln. Da die geografische Lage in dieser Region Russland begünstigt und die NATO zudem gewissen politischen und militärischen Zwängen unterliegt – z. B. das fortgesetzte Festhalten der Bündnispartner an der NATO-Russland-Grundakte –, kann das Bündnis trotz seiner militärischen Überlegenheit keine massive Verteidigungsposition im Stil des Kalten Krieges aufbauen. Stattdessen muss die NATO auf eine Abschreckungsstrategie setzen, bei der eine zahlenmäßig relativ kleine multinationale Präsenz bis zum Eintreffen von Verstärkung als „Stolperdraht“ fungieren würde.
Der multinationale Charakter der „enhanced Forward Presence“ (eFP) der NATO, die starke Rolle der Vereinigten Staaten innerhalb dieser Strukturen sowie eine ausgefeilte Übungspraxis sollen Russland signalisieren, dass es nicht darauf hoffen kann, einen Konflikt zu „regionalisieren“. Moskau muss vielmehr davon ausgehen, dass jeder militärische Übergriff zu einem Krieg mit der NATO führen könnte. Angesichts der regionalen Überlegenheit Russlands, einschließlich seiner wachsenden Fähigkeiten im Bereich „Anti-Access/Area Denial“ (A2/AD), sowie der Herausforderung der NATO, rechtzeitig ausreichende Verstärkungen ins Krisengebiet zu verbringen, glauben jedoch einige Beobachter, dass ein revisionistisches Russland dennoch versucht sein könnte, die NATO-Verteidigung zu „testen“ und das Bündnis damit möglicherweise zu einem Offenbarungseid zu zwingen.[5] Kurz gesagt: Die konventionelle Abschreckungsdebatte in der NATO wird durch immer wiederkehrende Zweifel an der Glaubwürdigkeit eines Verteidigungskonzepts belastet, das einerseits hinreichend robust sein muss, um den am stärksten exponierten Bündnispartnern ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln, gleichzeitig aber Russland signalisiert, dass die NATO nicht die Absicht hat, zum Kalten Krieg zurückzukehren.

Ein gepanzertes Fahrzeug der italienischen Armee wird in Lettland von kanadischen Truppen im Rahmen der Enhanced Forward Presence aufgetankt
2.2 Nukleare Abschreckung
Die aktuelle Debatte über nukleare Abschreckung ist durch zwei gegensätzliche Tendenzen gekennzeichnet. In Bezug auf die orthodoxe Sicherheitspolitik kann man zu Recht von einer Renaissance der nuklearen Abschreckung als einem wichtigen Element der westlichen Verteidigung sprechen.[6] Doch wie bei der Herausforderung der konventionellen Abschreckung geht auch diese Renaissance mit einem gewissen Pessimismus einher. Die konventionelle Schwäche der NATO an ihrer Ostflanke, die Stationierung neuer russischer Nuklearraketen nach dem Ende des INF-Vertrages und das Zögern einiger Verbündeter, sich über symbolische Erklärungen hinaus stärker im nuklearen Dossier zu engagieren, haben Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Konzepts angesichts eines sich militärisch entschlossen gebärdenden Russlands aufkommen lassen. Hinzu kommt, dass Russland – anders als die NATO – konventionelle und nukleare Waffen vermutlich in einem integrierten Ansatz betrachtet, der nach Ansicht mancher Beobachter in Krise und Konflikt mehr Optionen bereithalten könnte.[7] An der Überzeugung, dass nuklearen Waffen eine bedeutende kriegsverhindernde Rolle zukommt, ändern diese Entwicklungen jedoch nichts. Die Tatsache, dass es seit 1945 keine großen Kriege zwischen Nuklearmächten oder ihren Verbündeten gab, spricht dieser Denkschule zufolge eine deutliche Sprache.
Entgegen dieser intuitiven Annahme eines durch die Existenz von Nuklearwaffen geschaffenen „langen Frieden[s]“ (John Lewis Gaddis) versucht eine andere Denkschule, die Irrelevanz von Atomwaffen zu belegen und nukleare Abschreckung als einen Mythos zu entlarven. Diesen Kritikern zufolge lasse sich die Wirksamkeit von Abschreckung letztlich nicht belegen. Sie verweisen zudem auf die ethischen, moralischen und nicht zuletzt auch völkerrechtlichen Dilemmata einer Strategie der latenten Drohung mit Massenmord sowie auf die Gefahr, dass ein System wechselseitiger nuklearer Abschreckung seine Protagonisten in einem Zustand des dauerhaften Antagonismus festhält.[8] Auf der Grundlage solcher Argumente versucht eine internationale NGO-geführte Kampagne, Atomwaffen völkerrechtlich zu ächten und so die Abschreckungspolitik der Nuklearmächte und ihrer Verbündeten zu de-legitimieren. Das zentrale Instrument hierfür – der Vertrag über das Verbot von Atomwaffen – stellt die etablierten Grundsätze nuklearer „governance“ grundlegend in Frage. Der Vertrag wird zwar nicht zur Abschaffung von Atomwaffen führen, könnte aber gerade in westlichen Demokratien Druck auf die etablierte Sicherheitspolitik ausüben und die nukleare Zusammenarbeit zwischen Verbündeten erschweren.[9]
2.3 Abschreckung
Die Diskussion darüber, wie gegen hybride Bedrohungen abgeschreckt werden kann, geht dagegen in eine völlig andere Richtung. Die Abschreckung von nicht-kinetischen, nicht existentiellen und manchmal nicht zurechenbaren Aktionen ist weitaus komplizierter als die Abschreckung gegnerischer militärischer Handlungen. Zum einen deshalb, weil im Gegensatz zur traditionellen militärischen Abschreckung, bei der die Gegner um Abstand voneinander bemüht sind, hybride Kampagnen längst Teil der zwischenstaatlichen Konkurrenz geworden sind, d. h. die Konkurrenten interagieren auf zahlreichen Ebenen miteinander. Mehr noch: Anders als im militärischen Bereich, wo Bündniserwägungen im Vordergrund stehen, haben hybride Aktivitäten erhebliche nationale (z. B. attribution) und zivile (z. B. resilience) Dimensionen, die kollektives Handeln erschweren. Schließlich erschwert auch die wirtschaftliche Interdependenz zwischen hybriden Akteuren eine Strategie der Abschreckung, denn wer z. B. wirtschaftlich oder finanziell von China abhängig ist, wird es sich nicht immer leisten können, chinesische hybride Kampagnen durch die Drohung mit wirtschaftlicher oder finanzieller Bestrafung abzuschrecken.
Selbst die gerade im angelsächsischen Bereich populäre Verwendung des Etiketts „moderne Abschreckung“ kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Abschreckung hybrider Aktivitäten das Konzept der Abschreckung bis zu seinem nahezu sicheren Scheitern ausdehnt. Das klassische Verständnis von Abschreckung – wenn Abschreckung funktioniert, bleibt das unwillkommene Ereignis aus – ist auf die „Grauzone“ hybrider Bedrohungen nicht anwendbar, denn dort finden unentwegt unwillkommene Ereignisse statt. Aus diesem Grund ist die Literatur zum Thema, verfasst von Wissenschaftlern, von denen sich manche einer „fünften Welle“ der Abschreckungsforschung[10] zurechnen, bislang wenig überzeugend geblieben. Derzeit bieten die meisten Studien zum Thema hybrider Abschreckung kaum mehr als lange Listen von Maßnahmen, die Regierungen ergreifen könnten (z. B. Nennung und Bestrafung des hybriden Akteurs, Sanktionen, neue Normen, spezifische Rhetorik), um mit hybriden Aggressionen fertigzuwerden. Da die abschreckende Wirkung dieser Maßnahmen jedoch unklar bleibt, besteht die Gefahr, dass diese neue Welle der Abschreckungsforschung viel mehr verspricht, als sie leisten kann.[11]
3 Ein neuer Abschreckungs-Alarmismus
Ironischerweise ist es jedoch gerade die unausgegorene Diskussion um hybride Konflikte, welche die traditionelle Abschreckungsdebatte infiziert hat – sowohl in Bezug auf die konventionelle als auch auf die nukleare Dimension. Die der gegenwärtigen Debatte über hybride Bedrohungen zugrundeliegende Vorstellung, wonach sich der Westen heute in einem permanenten Zustand des nicht-kinetischen Krieges mit besonders hinterlistigen Gegnern befinde, hat einen neuen Alarmismus in den Abschreckungsdiskurs eingeführt. Nicht nur befinden sich die Gegner, die es abzuschrecken gilt, bereits „im Krieg“ mit dem Westen, sie erscheinen auch noch rücksichtsloser und risikobereiter als die Gegner, mit denen der Westen im Kalten Krieg konfrontiert war. Da Fake news-Kampagnen, Cyberangriffe oder durchschnittene Unterseekabel auch die westliche Verteidigungsfähigkeit untergraben könnten, ist die Nutzung hybrider Mittel durch die Gegner des Westens darüber hinaus nicht etwa nur ein Zeichen dafür, dass diese Gegner ihre Konkurrenz mit dem Westen unterhalb der Schwelle einer militärischen Auseinandersetzung austragen wollen. Im Gegenteil: Der Einsatz hybrider Mittel ist zugleich ein Angriff auf die konventionelle und nukleare Abschreckung des Westens, die sich folglich als noch prekärer darstellt.
3.1 Fragwürdige Interpretationen
Zweifelhafte Interpretationen von bestimmten Krisen verstärken diesen Alarmismus noch. So interpretieren viele Analytiker Russlands Einsatz hybrider Mittel zur Destabilisierung der Ukraine im Frühjahr 2014 als Vorlage für Russlands Ansatz gegenüber der NATO, d. h. hybride Aktionen, wie Medienkampagnen oder die Unterbrechung von Gaslieferungen, werden als Vorboten eines militärischen Angriffs angesehen. Da dieser Ansatz in der Ukraine gut funktioniert habe, so die Ansicht zahlreicher Beobachter, könne er auch gegen die NATO wirken.[12] Die weitaus plausiblere Interpretation, wonach die Ukraine aufgrund ihrer internen Schwäche, ihrer historischen, kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland sowie ihres mangelnden Schutzes durch ein Bündnis einen Sui-generis-Fall darstellt, der nichts über die Bereitschaft Russlands aussagt, einen Krieg mit der NATO zu riskieren, kommt in der aktuellen Diskussion indes kaum vor.
3.2 Die Interessen des Gegners vernachlässigen
Ein weiteres, besonders besorgniserregendes Beispiel dafür, wie im Zuge der aktuellen Renaissance der Abschreckung wesentliche Elemente dieses Konzepts verloren gegangen sind, ist die Verwirrung über die Rolle der Interessen. Es gehört zu den ehernen Grundsätzen der Abschreckungsforschung, dass ein Akteur bei der Frage, ob er Gewalt anwenden solle, nicht nur die Fähigkeiten seines Gegners berücksichtigt, sondern vor allem auch dessen Interessen. Dies kann bedeuten, dass selbst dann, wenn der Angreifer deutlich schwächer als der Verteidiger ist, die Asymmetrie der Interessen die Abschreckung zum Scheitern bringen kann.[13]
In der heutigen Abschreckungsdebatte wird diese grundlegende Beobachtung jedoch weitgehend ignoriert. So wird häufig argumentiert, dass Russland es nicht gewagt hätte, die Krim zu annektieren, wenn die NATO militärisch stärker gewesen wäre.[14] Diese Ansicht verkennt völlig, dass das Interesse Russlands, die Westorientierung der Ukraine zu hintertreiben, weitaus größer war als das Interesse des Westens, für die Ukraine einen Konflikt mit Russland zu beginnen. Mit anderen Worten: Für Russland war der Einmarsch in die Ostukraine ein Unterfangen, welches das (geringe) Risiko wert war. Die Ukraine mit ihren besonderen Beziehungen zu Russland war ein „ideales“ Opfer. Die militärische Stärke des Westens war dagegen nie ein Thema, da überhaupt kein Abschreckungsverhältnis bestand. Folglich handelte es sich auch nicht um einen Fall des Versagens der Abschreckung. Dass der Fall der Ukraine immer noch regelrecht zu Tode analysiert wird, sagt weitaus mehr über die analytischen Schwächen eines Teils der westlichen strategic community aus als über Russlands nächsten hybriden Schritt.
3.3 Die Absichten des Gegners überinterpretieren
Ein weiteres Beispiel für das unvollständige comeback der Abschreckung ist die Tendenz vieler Analytiker, die Absichten eines Gegners überzuinterpretieren. Zum Beispiel verortet ein beträchtlicher Teil der westlichen (insbesondere osteuropäischen) Analytiker russische Aktionen als Teil einer umfassenden Offensivstrategie. Die Destabilisierung der Ukraine und Georgiens, die Entwicklung einer Nuklearstrategie der „Eskalation zur Deeskalation“, die Verletzung des INF-Vertrags durch die Entwicklung einer unerlaubten Raketenkategorie und eine rätselhafte, aber offensive „Gerasimov-Doktrin“ für die hybride Kriegsführung werden allesamt als Teile einer Politik interpretiert, die darauf abziele, die Sowjetunion wiederherzustellen oder zumindest den größten Teil des post-sowjetischen Raums unter Moskaus Kontrolle zu bringen.[15] Russlands Einsatz hybrider Instrumente gegen den Westen ist dabei von besonderer Bedeutung. Denn im Gegensatz zum Kalten Krieg, als beide Seiten aufgrund des nuklearen Risikos daran interessiert waren, sich weitgehend voneinander fernzuhalten, versucht Russland nun ständig, in westliche Gesellschaften und Volkswirtschaften einzudringen und sich sogar in Wahlen einzumischen. Dies lässt Russland noch gefährlicher erscheinen als während des Kalten Krieges, als die sowjetische Führung stillschweigend vereinbarte Einflussbereiche weitgehend respektierte.
Die plausiblere Interpretation – nämlich, dass Russland opportunistisch versucht, die Überreste seiner früheren „Zone privilegierter Interessen“ gegen einen weit überlegenen Westen zu verteidigen, ohne jedoch einen kinetischen Konflikt zu riskieren – geht im Alarmismus der westlichen Debatte unter.[16] Obwohl Moskaus Interventionen in Syrien, Libyen und anderswo nur möglich wurden, weil der Westen ein Vakuum hinterlassen hatte, das Russland ausnutzen konnte, sehen viele westliche Beobachter Russlands Aktionen als Beweis für den ungebrochenen Expansionismus dieses Landes. Dies führt zu analytisch zweifelhaften Worst-case-Szenarien, die die Anforderungen an die Abschreckung drastisch erhöhen. Wenn irgendwann jede mögliche bösartige Handlung eintritt, da der Gegner zu praktisch allem fähig ist, muss auch die Abschreckung so organisiert werden, dass alle denkbaren Szenarien abgedeckt werden. Die Suche nach einem politischen modus vivendi mit Russland – die eine der vorrangigen Aufgaben des Westens sein sollte – erscheint vor diesem Hintergrund als ebenso naives wie hoffnungsloses Unterfangen.
4 Der China-Faktor
In Bezug auf die Abschreckungsdebatte über China steht das Urteil darüber, ob die westliche strategic community mehr analytische Disziplin aufbringen kann, noch aus. Wenn es um die Abschreckung Chinas von militärischen Abenteuern in Asien geht, liegt die Last derzeit allein bei den Vereinigten Staaten. Die Vereinigten Staaten dominieren somit die China-Debatte unter den Verbündeten, von denen viele China nicht als unmittelbare militärische Bedrohung betrachten. Es gibt jedoch Anzeichen dafür, dass die kollektive Beschäftigung mit China systematischer betrieben werden könnte als die mit Russland. Die Sorgen des Westens über die Geschwindigkeit des wirtschaftlichen und militärischen Aufstiegs Chinas und über dessen Aggressivität in territorialen und anderen Fragen sind deutlich spürbar. Pekings Umgang mit Hongkong, seine Bedrohung Taiwans, seine Investitionen in wichtige westliche Infrastrukturprojekte und nicht zuletzt sein fahrlässiger Umgang mit der COVID-19-Pandemie haben dazu beigetragen, dass der Westen China inzwischen als systemic rival[17] wahrnimmt.
Während Chinas militärischer Fußabdruck außerhalb Asiens noch gering ist, deuten zahlreiche Schritte – von militärischen Übungen in der Ostsee bis hin zu einem stärkeren Einfluss in der Arktis – darauf hin, dass die militärischen Dimensionen des Aufstiegs Chinas letztendlich gemeinsam angegangen werden müssen.[18] Ob und wie sich dies mit den engen wirtschaftlichen Beziehungen zwischen China und dem Westen vereinbaren lässt, ist nicht vorhersehbar, da eine Umkehrung der wirtschaftlichen Globalisierung unrealistisch erscheint. Darüber hinaus haben die meisten europäischen Verbündeten weder militärische Interessen in Asien noch die militärischen Fähigkeiten, Macht in diese Region zu projizieren. Sofern die Europäer keine größere globale Rolle spielen können oder wollen, wird ein Großteil ihres Beitrags zu einer möglichen Abschreckungspolitik in Asien darin bestehen, die Vereinigten Staaten politisch zu unterstützen und sich auf den Ersatz (backfill) amerikanischer Streitkräfte vorzubereiten, falls diese in einer Krise von Europa nach Asien verlegt werden müssten. Ein transatlantischer (Abschreckungs-)Dialog über China verlangt daher zuerst und vor allem amerikanische Geduld mit den Europäern. Geführt werden aber muss ein solcher Dialog in jedem Fall. Getting China wrong könnte sich nämlich am Ende als kostspieliger erweisen als unterschiedliche transatlantische Interpretationen der Politik Russlands.

Der chinesische Flugzeuträger Liaoning vor Hongkong
5 Der US-amerikanische Faktor in der transatlantischen Abschreckungsdebatte
Jede transatlantische Debatte über Abschreckung orientiert sich zwangsläufig an der US-Debatte. Aufgrund ihrer großen internationalen Rolle, ihres entsprechend großen Militärapparats und ihrer ebenso meinungsfreudigen wie kreativen strategic community setzen die Vereinigten Staaten seit dem Beginn des Atomzeitalters Maßstäbe, wenn es um Abschreckungsfragen geht. Die Rolle der USA als militärischer Beschützer vieler Länder innerhalb und außerhalb der NATO verleiht US-amerikanischen Überlegungen zur Abschreckung und anderen Sicherheitsfragen enormes Gewicht. Wenn in der Vergangenheit das orthodoxe Abschreckungsdenken in den USA häufig alarmistische Züge trug, so zumeist deshalb, weil man sich Sorgen hinsichtlich der Glaubwürdigkeit der „erweiterten Abschreckung“ für die Verbündeten machte. Dieses Glaubwürdigkeitsdilemma war auch durch die Vornestationierung konventioneller und nuklearer Streitkräfte sowie durch spezielle nukleare Teilhabemechanismen nie völlig aufzulösen. Rückblickend kann man dennoch mit einigem Recht sagen, dass sich die Europäer weniger besorgt um das westliche Abschreckungspositiv zeigten, solange bestimmte Grundlagen – vor allem ein als stark und glaubwürdig empfundenes Engagement der USA für die europäische Sicherheit – gewährleistet blieben.
5.1 Die Rolle der USA in der europäischen Sicherheit
Die Tatsache, dass eine wachsende Zahl europäischer Beobachter inzwischen befürchtet, dass dieses Engagement in den USA nachlassen könne, gehört zu den größten Veränderungen in der Abschreckungsdebatte.[19] Die scharfe Kritik Washingtons an den europäischen Verbündeten sowie das Auftauchen Chinas als neuer strategischer Rivale der USA haben in Europa Nervosität über Washingtons anhaltendes Engagement für die Sicherheit des Kontinents ausgelöst. Obwohl die Vereinigten Staaten nach der Annexion der Krim durch Russland umgehend reagierten, um die östlichen Verbündeten der NATO zu beruhigen und damit ihr anhaltendes Interesse an der europäischen Sicherheit zu demonstrieren, haben die Befürchtungen eines amerikanischen disengagement zu einer lebhaften Diskussion über europäische Alternativen zu einer US-zentrierten Sicherheitspolitik geführt. Diese Diskussion dürfte jedoch nur wenige greifbare Ergebnisse liefern. Europa bleibt ein Konglomerat von Nationalstaaten unterschiedlicher Größe, Kultur, historischer Erfahrung und geografischer Perspektiven. Daher gibt es keine europäische „strategische Kultur“, die eine Grundlage für eine rein europäische Abschreckungspolitik und entsprechende Streitkräfte bilden könnte. Ein Rückzug der USA aus Europa könnte einige Länder dazu zwingen, neue Formen einer engeren Verteidigungszusammenarbeit zu suchen, andere dagegen würden vermutlich bilaterale Abkommen mit Washington anstreben.
In Bezug auf konventionelle militärische Fähigkeiten hat sich gezeigt, dass Europa nicht in der Lage ist, selbst kleinere militärische Interventionen entlang der Peripherie des Kontinents durchzuführen. Stattdessen verlässt man sich nach wie vor auf die Vereinigten Staaten, um beispielsweise – wie im kurzen Waffengang gegen Libyen 2011 – die gegnerische Luftverteidigung zu unterdrücken und die Europäer mit Munition zu versorgen. Im Nuklearbereich ist die Situation ebenso perspektivlos. Da Großbritannien den Brexit vollzogen hat, kann die EU nicht mehr auf Londons nukleare Unterstützung zählen. Frankreich würde niemals ein EU-Gremium über seine moderate Force de Frappe entscheiden lassen. Und einige EU-Mitglieder haben sich für ein globales Verbot von Atomwaffen ausgesprochen, das von den Atommächten und anderen NATO-Mitgliedern abgelehnt wird. Kurz gesagt, selbst wenn einige europäische Länder weiterhin entschlossen sind, in moderne Streitkräfte und High-End-Verteidigungstechnologie zu investieren, gibt es keine europäische Alternative zu einer US-zentrierten Abschreckung, da es schlicht kein „Europa“ gibt, das eine solch enorme Last tragen könnte.
5.2 Die polarisierte amerikanische Abschreckungsdebatte
All dies bedeutet, dass die Vereinigten Staaten bei der weiteren Evolution des westlichen Abschreckungsdenkens auch weiterhin die Führungsrolle einnehmen werden. Da sich jedoch die strategic community der USA (wie die amerikanische Gesellschaft insgesamt) immer stärker polarisiert, hat sich auch das Abschreckungsdenken in unversöhnliche Lager gespalten. Während die offizielle US-Politik weiterhin an der Logik festhält, die Keith Payne als „schwierige Abschreckung“[20] bezeichnet hat (z. B. starke konventionelle Kräfte, begrenzte nukleare Optionen, Raketenabwehr, wenig oder keine Rüstungskontrolle), gibt es auch eine idealistische Linie, die von der Befürwortung einer umfassenderen Rüstungskontrolle bis zur Abschaffung nuklearer Waffen reicht. Zwar ist diese Denkschule gescheitert, als Präsident Obama während seiner ersten Amtszeit versuchte, einige ihrer Elemente zu übernehmen, doch findet sie noch immer großen Anklang im linksliberalen politischen Spektrum und könnte folglich mit einer neuen demokratischen Regierung zurückkehren.
Beide Denkrichtungen können für die europäische Sicherheit Probleme heraufbeschwören. Indem die orthodoxe Abschreckungsschule Rüstungskontrolle als weitgehend irrelevant kritisiert und zugleich neue Waffensysteme befürwortet, um angebliche Lücken im westlichen Abschreckungsdispositiv gegenüber einem risikofreudigeren Russland zu schließen, neigt sie dazu, diejenigen Europäer zu irritieren, die sich über die Auswirkungen einer solchen Politik auf die öffentliche Meinung sorgen. Die Präferenz der Rüstungskontrollschule für kooperative Lösungen wiederum birgt die Gefahr, dass man bestimmte Errungenschaften der Allianz (z. B. die nukleare Teilhabe) als potenzielles Hindernis auf dem Weg zu neuen Abrüstungsverträgen beseitigen will und auch andere, manche europäischen Bündnispartner irritierende Wege (z. B. eine No-first-use-Erklärung) beschreitet. Besonders die osteuropäischen Verbündeten könnten nervös werden, wenn sich Washington im Umgang mit Russland „naiv“ zeigt.
Während beide Denkschulen diametral entgegengesetzte Ansichten vertreten, zeichnen sich beide durch einen zunehmend alarmistischen Tonfall aus. Die Abschreckungsschule postuliert, dass die Vereinigten Staaten und die NATO den umfassenden Strategien Russlands, Chinas und sogar Nordkoreas nichts entgegenzusetzen hätten. Im Gegensatz zum Westen besäßen diese Staaten eine klare Vorstellung davon, welche Mittel zur Erreichung bestimmter Ziele anzuwenden seien. Die Rüstungskontrollschule sieht den Westen und seine Gegner ebenfalls auf Kollisionskurs, doch liegt die Antwort ihrer Auffassung nach in neuen Rüstungsbegrenzungs- und Abrüstungsmaßnahmen, um die Wahrscheinlichkeit eines größeren – beabsichtigten oder unbeabsichtigten – Konflikts zu verringern. Beide Schulen bedienen sich dabei einer dramatischen Sprache, um ihrer Sicht der Dinge Nachdruck zu verleihen. Dies ist zwar nicht grundlegend neu, gewinnt aber vor dem Hintergrund der Diskussion über den angeblichen Niedergang der USA eine völlig neue Bedeutung. Denn bei genauerem Hinsehen offenbart sich, dass sich hier zwei Debatten vermischen: Die Suche nach wirksameren Abschreckungsstrategien ist inzwischen eine nur leicht verklausulierte Diskussion über die Frage geworden, ob die Vereinigten Staaten im internationalen geopolitischen Wettbewerb noch bestehen können.
Für viele Europäer, die eher auf einen Mittelweg ausgerichtet sind, der Abschreckung und Dialog verbindet, ist die aktuelle US-Abschreckungsdebatte eine Herausforderung, denn eine stabile Abschreckung in Europa erfordert weder die Dämonisierung von Gegnern noch von Atomwaffen. Allerdings darf man vermuten, dass ein intensiver transatlantischer Abschreckungsdialog – bilateral sowie innerhalb der NATO – dazu beitragen könnte, die unterschiedlichen Auffassungen der Verbündeten einander anzunähern. Dies ist umso wichtiger angesichts des Aufstiegs Chinas, der die transatlantische Gemeinschaft mit völlig neuen Abschreckungserfordernissen konfrontieren könnte. Wie in der Vergangenheit werden die Vereinigten Staaten angesichts ihrer unübertroffenen militärischen Macht bei diesen Diskussionen die Oberhand behalten. Wenn sich die Europäer Gehör verschaffen wollen, benötigen sie ein solides Verständnis der US-Debatte, auch wenn es ihnen schwerfallen dürfte, alle Verästelungen dieser Diskussion nachzuvollziehen.
6 Wie geht es weiter? Einige Anmerkungen zur Ausrichtung einer neuen Abschreckungsdebatte
Nach mehr als zwei Jahrzehnten, in denen Abschreckung im Westen kaum Beachtung fand, ist sie wieder in das strategische Lexikon zurückgekehrt. Die intellektuelle Verwirrung über dieses Konzept birgt jedoch die Gefahr, dass die Gelegenheit vertan wird, diese Debatte dazu zu nutzen, einen neuen transatlantischen Sicherheitskonsens für die Ära strategischer Konkurrenz zu finden. Wenn die Abschreckungsdebatte zielführend sein soll, wäre die westliche strategic community gut beraten, die folgenden Überlegungen in Betracht zu ziehen.
Erstens gehört das Konzept der Abschreckung wieder an seinen rechtmäßigen Platz im Gefüge westlicher Sicherheitspolitik. Dies bedeutet zuerst und vor allem viel Aufklärungsarbeit. Besonderes Augenmerk muss auf den politischen und psychologischen Kontext der Abschreckung gelegt werden, um das Abgleiten in billigen Alarmismus zu verhindern.[21] Ein westliches Abschreckungsnarrativ muss erklären, warum konventionelle und nukleare Abschreckung tragfähige Konzepte bleiben, dass sie jedoch nur unter bestimmten Bedingungen funktionieren: Der Angreifer muss überzeugt sein, dass die Kerninteressen des Verteidigers wirklich auf dem Spiel stehen; der Angreifer darf nicht völlig irrational oder selbstmörderisch veranlagt sein; beide Seiten müssen miteinander kommunizieren und beide Parteien sollten einander nicht in eine Lage manövrieren, in der als Ausweg nur noch die massive Eskalation bleibt. Was den Umgang mit nicht-kinetischen/hybriden Angriffen betrifft, so sollte sich ein plausibles Narrativ weniger auf die Abschreckung konzentrieren, sondern vielmehr auf die Entwicklung neuer Instrumente, die den Schaden begrenzen und den Preis für eine Aggression erhöhen. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass es autoritären oder Ein-Parteien-Regimen zwar leichter fallen mag, alle Dimensionen der hybriden Kriegsführung zu steuern, dass aber auch westliche Demokratien in der „Grauzone“ agieren können.[22]
Zweitens braucht die Abschreckungsdebatte viel mehr intellektuelle Disziplin und terminologische Klarheit. Argumente wie die, dass Atomwaffen nicht abschreckten, weil Japan nach Hiroshima weiter gekämpft habe, oder dass der russische Einmarsch in die Ukraine die Sinnlosigkeit der in Europa stationierten taktischen Atomwaffen der NATO demonstriert habe, sind logisch absurd und sollten in der Debatte konsequent und mit Nachdruck widerlegt werden.[23] Darüber hinaus ist, was die Terminologie betrifft, eine vernünftige Debatte über Abschreckung so gut wie unmöglich, solange jede unwillkommene Aktion zu einer „hybriden Aggression“ wird, bloße „Risiken“ zu „Bedrohungen“ werden und der Begriff „Krieg“ zur Kennzeichnung selbst nicht-militärischer Aktionen verwendet wird. Schließlich gilt es auch, Erwartungen bezüglich dessen, was Abschreckung zu leisten imstande ist, zu dämpfen. Die Hoffnung jedenfalls, man könne einem Gegner durch entsprechende umfassende Verteidigungskonzepte signalisieren, „that there’s no point trying to disrupt our lives“[24], zeugt von einem Vertrauen in Abschreckung, dem dieses Konzept niemals gerecht werden kann.
Drittens müssen Diskussionen über Abschreckung „akteursspezifisch“ geführt werden. Das ist nichts Neues – man denke nur an die Debatte über tailored deterrence – doch ist die aktuelle Debatte oft von einem diffusen Bedrohungsdenken geprägt, das den Herausforderungen nicht gerecht wird. Der Versuch die Interessen des Gegners zu berücksichtigen, indem man sich in seine Lage versetzt, mag schwierig sein, ist aber für die Entwicklung einer wirksamen Abschreckungsstrategie unerlässlich. Ebenso muss man die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass manche Handlungen des Gegners eine Reaktion auf die eigenen Handlungen sind und dass der potenzielle Aggressor die Absichten des Verteidigers nicht zwangsläufig genauso wahrnimmt, wie es der Verteidiger sich wünscht. Zu einer Abschreckungsdebatte gehört aber auch die Beantwortung der Frage nach Alternativen: Welche Rolle können andere Instrumente spielen (z. B. Rüstungskontrolle, politische Nichteinmischung), um einen politischen und militärischen Antagonismus einzuhegen? Und schließlich sollte man sich nicht der Illusion hingeben, dass man durch Hinzufügen des Attributs „modern“ vieles von dem, was in den letzten 70 Jahren über Abschreckung geschrieben wurde, getrost ignorieren könnte.
Viertens bedarf es einer weitaus stärkeren Konzentration auf das Prinzip der Resilienz. Die Stärkung der Widerstandsfähigkeit, z. B. von nationalen Cyber- oder Energienetzen, kann zwar auch als eine Art deterrence by denial verstanden werden; viel wichtiger ist jedoch die der Logik der Resilienz zugrunde liegende Annahme, dass es Angriffe geben wird, die nicht abgeschreckt werden können, und dass die betroffenen Unternehmen, Staaten oder Bündnisse folglich in der Lage sein müssen, diesen Angriffen standzuhalten.[25] Dies spricht nicht gegen den Versuch, neue Wege zur Abschreckung solcher nicht-kinetischen, nicht-militärischen Angriffe zu erforschen, insbesondere, wenn sie existenzielle Interessen bedrohen. Gleichwohl dürfte sich Resilienz am Ende als das nützlichere Paradigma für die Bewältigung der meisten nicht-militärischen Herausforderungen erweisen. Anstatt zu versuchen, das Konzept der Abschreckung in die hybride „Grauzone“ auszudehnen, geht die Resilienz-Debatte von der Möglichkeit des Scheiterns der Abschreckung aus. Dies mag einigen Beobachtern als fatalistisch erscheinen, doch bleibt es der plausiblere Ansatz, um sich in einer mit hybriden Mitteln ausgetragenen Konkurrenz von staatlichen und nicht-staatlichen Akteuren zu behaupten.
Fünftens muss Abschreckung nicht nur den Praktikern der Sicherheits- und Verteidigungspolitik vermittelt werden, sondern auch der nachrückenden jüngeren Generation. Dabei sollte es nicht nur darum gehen, angehende Sicherheitsexperten wieder mit den klassischen Werken zur Abschreckung (z. B. Brodie, Kahn oder Schelling) vertraut zu machen oder sie in die Lage zu versetzen, die einschlägige Terminologie zu beherrschen. Das Konzept der Abschreckung an eine jüngere Generation zu vermitteln, heißt vor allem, es in einen breiteren politischen und psychologischen Kontext zu stellen. Damit würde zugleich der Tendenz entgegengewirkt, dass viele Studierenden aufgrund der durch das Internet verursachten Informationsflut Publikationen unterschiedlichster Qualität das gleiche Gewicht beimessen. Da es sich beim Thema Abschreckung um ein hochspekulatives Konzept handelt, für dessen verschiedene Denkschulen kaum empirische Beweise vorliegen, muss sichergestellt werden, dass sich Neulinge auf diesem Gebiet nicht im Dickicht widerstreitender Meinungen verlieren.
Sechstens schließlich sollte der Westen versuchen, nicht nur seine Gegner besser zu verstehen, sondern auch sich selbst. Die aktuelle Abschreckungsdebatte – vom Versuch, ganz aus dem Atomzeitalter auszusteigen, bis hin zum Wunsch, hybride Bedrohungen abzuschrecken – offenbart mindestens so viel über den Westen wie über seine Gegner: Ihr Alarmismus ist lediglich ein weiterer Ausdruck der Krise des westlichen Selbstvertrauens, der wachsenden Selbstzweifel am eigenen politischen und wirtschaftlichen Modell und der Furcht vor einer schwindenden Bündnissolidarität in einem immer stärker fragmentierten Westen. Zugespitzt formuliert: Der Alarmismus der gegenwärtigen Abschreckungsdebatte ist Ausdruck der Tatsache, dass der Westen aus seiner Illusion erwacht, das internationale System weiterhin dominieren zu können. Diese Krise des westlichen Selbstvertrauens geht, so ein scharfsinniger Beobachter, mit der Tendenz einher, die Schwächen der Konkurrenten des Westens herunterzuspielen und nur Stärke im Dienste überlegener langfristiger Strategien zu sehen.[26] Infolgedessen läuft der Westen Gefahr, seine eigenen Stärken zu unterschätzen.
7 Fazit
Wenn Abschreckung ein wirksames Instrument zur Wahrung des Friedens bleiben soll, darf die westliche strategic community dieses Konzept nicht diskreditieren, indem sie es moralisch de-legitimiert. Ebenso wenig darf sie es jedoch überfordern, indem sie es bis in die „Grauzone“ des zwischenstaatlichen hybriden Wettbewerbs ausdehnt. Um derartige analytische Exzesse zu verhindern, ist eine umfassende transatlantische Debatte über Abschreckung notwendig, die weniger auf Emotionen und Worst-case-Szenarien als auf einer nüchternen Bewertung des strategischen Umfelds beruht. Diese Diskussion, die auch die Nachfolgegeneration einbeziehen muss, sollte sich nicht nur auf die militärische Abschreckung strategischer Konkurrenten wie Russland oder China konzentrieren, sondern sich auch der Frage widmen, ob und wie ein neues Verhältnis zu diesen Nationen entwickelt werden kann. Anders formuliert: Die westliche strategische Gemeinschaft muss der Versuchung widerstehen, einen Abschreckungsdialog als Ersatz für eine breitere politische Diskussion über die künftige internationale Ordnung zu führen. Selbst die beste Abschreckungsstrategie kann eine politische grand strategy nicht ersetzen.
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- Bildnachweise
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