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„Die kranke Ideologie der Gleichheit“

Von Einheitsmenschen und Ungerechtigkeiten
  • Judith Goetz

    Judith Goetz, Dr.in phil., Literatur-, Politik- und Bildungswissenschaftlerin, Gender-Forscherin und Rechtsextremismus-Expertin, lehrt und forscht an der Universität Innsbruck. Ihre Forschungsschwerpunkte sind (geschlechts- und sexualitätsbezogene) Ideologien der Ungleichheit, Rechtsextremismus und geschlechterreflektierte politische Bildung.

Published/Copyright: July 24, 2025
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Abstract

Ausgehend von einleitenden Überlegungen zur zentralen Bedeutung, die der österreichische Rechtsextremismustheoretiker Willibald I. Holzer dem Antiegalitarismus im rechtsextremen Weltbild zumisst, fokussiert der vorliegende Beitrag aktuelle rechtsextreme Diskurse, Argumentationsmuster und Erklärungsmodelle in Bezug auf Gleichheit und Ungleichheit sowie deren Modernisierungsstrategien. Unter Zuhilfenahme kritischer Diskursanalyse werden zwei Beispiele – ein Vlog des ehemaligen Chefs der österreichischen Identitären sowie das Strategiepapier „Die Wiederherstellung der natürlichen Ordnung“ des christlich-fundamentalistischen Netzwerks Agenda Europe – untersucht und dabei vier zentrale Denkfiguren und Argumentationsmuster identifiziert: 1. Gleichheit als Ungerechtigkeit, 2. Kritik an der Vereinheitlichung und der Wiederbelebung des Sozialismus, 3. der Vorwurf der Ideologie sowie 4. Gleichheit als Bedrohung der natürlichen Ordnung. Die Analyse veranschaulicht dabei, dass die rechtsextremen Denkfiguren weitgehend mit jenen übereinstimmen, die in christlich-fundamentalistischen Spektren zur Ablehnung der Idee der Gleichheit in Stellung gebracht werden. Zudem wird evident, dass sich trotz der Modernisierung diskursiver Elemente am grundlegenden Ziel, soziale Ungleichheit zu legitimieren, nichts verändert hat. Trotz des grundlegenden Antiegalitarismus beider Spektren lassen sich, so zeigt sich abschließend, aus diesen Diskursen auch rechtsextreme Vorstellungen von Gleichheit ableiten.

About the author

Dr.in phil. Judith Goetz

Judith Goetz, Dr.in phil., Literatur-, Politik- und Bildungswissenschaftlerin, Gender-Forscherin und Rechtsextremismus-Expertin, lehrt und forscht an der Universität Innsbruck. Ihre Forschungsschwerpunkte sind (geschlechts- und sexualitätsbezogene) Ideologien der Ungleichheit, Rechtsextremismus und geschlechterreflektierte politische Bildung.

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Published Online: 2025-07-24
Published in Print: 2025-07-28

© 2025 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston, Germany

Downloaded on 8.11.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/para-2025-0009/html
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