Startseite #FreiräumeSchaffen – Der 8. Bibliothekskongress in Leipzig vom 31. Mai bis zum 2. Juni 2022
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#FreiräumeSchaffen – Der 8. Bibliothekskongress in Leipzig vom 31. Mai bis zum 2. Juni 2022

  • Jelena Brand

    Jelena Brand

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    Dr. Julian Katz

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    Dr. Roman Kuhn

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    Katharina Pick

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    Jakob Schlömer

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    Lea Schneider

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    Maria Stroth

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    und Cosima Wagner

    Dr. Cosima Wagner

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Veröffentlicht/Copyright: 9. November 2022
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1 Einleitung

Welche Rolle spielen Bibliotheken dabei, gesellschaftliche Räume zu etablieren, in denen Meinungsvielfalt gelebt und Informationskompetenzen erworben werden können? Unter dem Hashtag #FreiräumeSchaffen lud der 8. Bibliothekskongress in Leipzig mit einer Vielzahl inhaltlich diverser Sessions, Podien und Labs dazu ein, aktuelle und zukünftige Entwicklungen, Themen, Trends und Herausforderungen bibliothekarischer Arbeit zu diskutieren. Die Leitfrage, welchen Beitrag Bibliotheken zu einer freiheitlichen, durch informationelle Selbstbestimmung geprägten Gesellschaft leisten, sollte hierbei eine übergreifende thematische Klammer bilden.

Nachdem der 109. Bibliothekartag in Bremen 2021 pandemiebedingt noch überwiegend online stattfand, traf dies für den diesjährigen Kongress mit seinen rund 2 500 Teilnehmenden aus 27 Ländern und Fachausstellungen von 130 Ausstellern[1] nicht mehr zu. Vom 31. Mai bis zum 2. Juni 2022 wurde Leipzig zu einem wichtigen Fixpunkt für den fachlich-beruflichen Austausch des deutschen und internationalen Bibliothekswesens (diesjähriges Partnerland war die Tschechische Republik). Durch das Streamen wesentlicher Programmteile, das die virtuelle Teilnahme ermöglichte, trugen die Veranstalterinnen und Veranstalter allerdings auch der andauernden Pandemie Rechnung und setzten das hybride Konzept des Vorjahres fort.

Trotz der Rückkehr zur Präsenz beschäftigten sich zahlreiche Vorträge und Diskussionen intensiv mit der Zäsur der Corona-Pandemie. Auch rückte der Kongress zentrale Herausforderungen der beschleunigten technologisch-digitalen Transformation, des raschen soziokulturellen Wandels, der veränderten Erwartungen Nutzender sowie der Erschließung neuer bibliothekarischer Handlungsfelder in den Fokus. Zentrale Themen waren ferner die zeitgemäße Gestaltung zielgruppenorientierter Serviceentwicklung und zukunftsfähige Entwicklung von BID-Einrichtungen bzw. des Berufsfelds. Zahlreiche Hands-On-Labs boten Möglichkeiten, Praxiswissen in Bezug auf neue bibliothekarische Aufgabenbereiche zu erwerben. Der folgende Bericht stellt eine Auswahl vor.

2 Neue Services – Freiräume für Nutzende

2.1 Von Kennzahlen bis UX: Nutzende im Fokus

Wie befragt man Nutzende, die nicht vor Ort sind? – Vor dieser Frage stand die Abteilung Benutzungsdienste des Leibniz-Informationszentrums Wirtschaft (ZBW) im letzten Jahr, denn ihre jährliche Befragung ließ sich unter Pandemiebedingungen nicht durchführen. Die Antwort lieferten in der von B. Rajski (TU Hamburg) moderierten Session N. Clasen und A. Behrens (beide ZBW Hamburg/Kiel) in ihrem Vortrag. Sie wollten wissen, wie ihre Nutzenden zu Hause lernen und führten statt einer Befragung eine Fotostudie mit 19 Teilnehmenden durch. Die Fotos spiegelten teils bekannte Nutzendenbedürfnisse wider, förderten aber auch überraschende Ergebnisse zutage. Neben wertvollen Erkenntnissen für die Weiterentwicklung der eigenen Institution als Lernort freuten sich die Vortragenden über viel positive Resonanz der Teilnehmenden zu dem Format der Studie. Eine Lesson Learned aus dem Projekt: Begleitende Gespräche mit Nutzenden können als Ergänzung zu den Fotos sinnvoll sein, denn sie geben wertvolle Hinweise für deren spätere Einordnung.

Einen zahlengestützten Blick auf die Nutzung des Freihandbestandes der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) brachten V. Feistauer und N. Frank mit. Ihnen zufolge brauche die ZLB ein Controlling-Instrument, das einen umfassenden Blick auf die Nutzung der Freihandbestände biete und sinnvolle Zielvorgaben für die Ausleihzahlen abstecke. Dabei solle aber gleichzeitig nach Sachgruppen differenziert werden, da hinsichtlich der Häufigkeit der Ausleihe mit einem großen Unterschied beispielsweise zwischen Bestsellerromanen und Fachbüchern zu rechnen sei. Vor diesem Hintergrund ermittelte Feistauer in Zusammenarbeit mit den Fachlektoraten für alle Sachgruppen Erwartungshorizonte für Kennzahlen wie Umsatz, Effizienz oder Aktivierungsgrad. Wenn eine Sachgruppe nicht im gewünschten Zielkorridor liege, könne zukünftig fächerspezifisch nachgeforscht und nachgesteuert werden – perspektivisch auch bei der Platzverteilung oder Budgetplanung. Allerdings würden dafür auch andere bestandspolitische Überlegungen einbezogen, wie Frank hervorhob.

Nutzende befänden sich auch bei der community-gesteuerten Produktentwicklung im DBIS-Projekt der Universitätsbibliothek Regensburg im Fokus, wie B. Doß und C. Lehenmeier (beide UB Regensburg) berichteten. Das Datenbank-Infosystem (DBIS), das in Regensburg technisch unterstützt und entwickelt wird, soll in ihrem Projekt im engen Austausch mit den über 354 Einrichtungen, die das DBIS als kollaborativen Service nutzen, weiterentwickelt werden. Die Anforderungen der Community seien mithilfe einer Desideratenliste im Zuge eines Workshops und durch Experten-Interviews gesammelt worden. Die aus den Interviews derivierten Bedarfe bildeten die Grundlage für die Erstellung von Anforderungsprofilen mithilfe abstrakter Personas. Hieraus leiteten sich in einem nächsten Schritt konkrete Features ab, die nun weiterentwickelt würden. Gehör finde die Community außerdem durch einen Beirat und Anwendertreffen, daneben seien „Bug Fests“ (das gemeinsame Feiern und Diskutieren von Fehlern) und „Usability Testings“ geplant. Diese Flexibilität und agile Arbeitsweise würden dem Projekt helfen, den vielen verschiedenen Herausforderungen gerecht zu werden.

2.2 Hands-On-Lab „Warum wir eine Bibliothekspädagogik brauchen!“

Im Rahmen des lebenslangen Lernens und des Erwerbs von Schlüsselkompetenzen, wie Informations- und Medienkompetenz, gerät der Themenkomplex Bibliothekspädagogik verstärkt in den Fokus. Dies spiegelt sich in der Gründung der AG Bibliothekspädagogik im dbv wider, die im Herbst 2020 die Professionalisierung und Weiterentwicklung der Bibliothekspädagogik diskutierte und in einem Diskussionspapier darlegte. Das Hands-On-Lab „Warum wir eine Bibliothekspädagogik brauchen!“ widmete sich nun der inhaltlichen und praxisorientierten Ausgestaltung des Themenkomplexes Bibliothekspädagogik im Austausch mit dem Fachpersonal. Dazu hatten die an der AG Bibliothekspädagogik beteiligten Kolleginnen und Kollegen ein World Café vorbereitet, das die Community in drei Themenbereichen einlud mitzudiskutieren.

Der erste Themenbereich befasste sich mit den Strategien der Verankerung des Komplexes Bibliothekspädagogik innerhalb der Einrichtungen mit der Fragestellung: „Welche Ziele verfolgt bibliothekspädagogisches Handeln? Für wen und warum?“ Die zweite Fokusgruppe beschäftigte sich mit der Praxis des pädagogischen Handelns in Bibliotheken und stellte die Frage, welche Unterstützung die Kolleginnen und Kollegen in der Praxis bräuchten. Im dritten Themenbereich wurden Organisationen und Voraussetzungen diskutiert. Dazu gehörte die Frage nach der Sicherung bzw. Stärkung der Bibliothekspädagogik im Berufsfeld.

Insgesamt konnte festgehalten werden, dass das pädagogische Handeln im Bibliothekswesen vor allem dem Zweck diene, mündige Bürgerinnen und Bürger heranzubilden, zu unterstützen und Teilhabe an Bildungsprozessen zu ermöglichen. Dazu müsse ein Bewusstsein geschaffen werden, wann pädagogisches Handeln in der Bibliothek anfange und wie dieses weiter professionalisiert werden könne. Hierfür sei die Vermittlung von Fachkenntnissen – z. B. entwicklungspsychologischen Kenntnissen, um Programme an bestimmte Zielgruppen anzupassen, und Grundkenntnissen der Didaktik – eine zentrale Komponente. Dies setze voraus, dass der Themenkomplex Bibliothekspädagogik stärker in den Studiengängen verankert und als ein Tätigkeitsmerkmal in bestimmten Bereichen aufgeführt werde.

Daraus ergaben sich das Fazit und der Appell an den dbv, die Sichtbarkeit der Bibliothekspädagogik gegenüber Universitäten, Kultusministerien, Fachstellen usw. durch Kooperationsverträge zu stärken. Ziel sei es, Bibliotheken als außerschulische Lernorte und Partnerinnen stärker in den Fokus zu rücken und aufzuzeigen, welchen Beitrag sie für das lebenslange Lernen und den Erwerb von Schlüsselkompetenzen aller Altersgruppen leisten können. Die Etablierung und Positionierung von Bibliotheken in systemischen Bildungsstrukturen sowie die Ausbildung von Fachkräften werde somit in den nächsten Jahren unerlässlich sein.

2.3 Lernräume schaffen

Der von B. Schmid-Ruhe (Hochschule der Medien Stuttgart) moderierten Session „Lernräume schaffen“ lag ein sehr breites Verständnis, was ein Lernraum sein könne, zugrunde, vor dessen Hintergrund die Etablierung ganz unterschiedlicher analoger und digitaler Räume gemeinsamen Lernens und kooperativer Wissensproduktion in den Blick genommen wurde.

Um digitale Lernräume ging es T. Vogel (TU Dortmund). Sie stellte eine Studie vor, die öffentliche Bibliotheken zur Entwicklung digitaler Angebote für Schülerinnen und Schüler während der Pandemie befragte. Demnach hätten Bibliotheken ihre digitalen Portfolios recht schnell erfolgreich erweitert. Nach einer Phase verminderter Kooperation mit Schulen während des Lockdowns im Frühjahr 2020 gehe es den befragten Bibliotheken inzwischen darum, ihre neuen Angebote unter Einbindung verlässlicher schulischer Bildungspartner zu verstetigen. Ziel sei der konsequente Ausbau von Digitalkompetenz der Mitarbeitenden.

K. Hermann (SLUB Dresden) stellte den Culture Hackathon „Coding da Vinci“ als Versuch vor, einen übergreifenden „Lernraum Dreiländereck Ost“ zu etablieren. Der Lernraum solle zum einen intern in der SLUB implementiert werden. Zum anderen solle er extern in der Region als Kommunikationsbasis zukünftiger Kooperation der Projektbeteiligten aus dem GLAM-Bereich (Galleries, Libraries, Archives, Museums) und der regionalen Creative-Tech-Szene dienen. Angestrebt werde ein Raum, in dem der Hackathon als eine Form dauerhafter Vermittlung digitaler Kompetenzen verstetigt werden könne und gleichzeitig als internationale Brücke diene.

Mit einem Raum für bildungs- und kompetenzorientierte Kooperation zwischen Hochschulen und kommunalen Bibliotheken beschäftigten sich E. Lang (Hochschule Darmstadt) und E. Ludwig (Stadtbücherei Frankfurt). Sie stellten die Frage, wie sich Hochschulen, kommunale Träger und Nutzende in bibliothekarische Aufgaben einbeziehen lassen, welche Kompetenzen die verschiedenen Partner einbringen können und wo sich in solchen Kooperationen Qualifizierungsmöglichkeiten für die Beteiligten ergeben. Um ein verstetigtes Lernen voneinander zu ermöglichen, schlugen sie u. a. den Ausbau der kooperativen Planung von Projekten und Studiencurricula sowie dualer Studienmodelle vor. Hierbei betonten sie den Mehrwert einer Einbeziehung externer Partner als Möglichkeit, Expertise zu erhalten, die an der eigenen Einrichtung nicht vorhanden ist.

Über das „Sprachenzimmer“ der Stadtbibliothek Leipzig als Lernraum referierte J. Braun (Stadtbibliothek Leipzig). Die Idee des Zimmers beruhe darauf, dass Sprache Menschen zusammenbringe und Teilhabe sowie Verständigung ermögliche wie kein anderes Medium. Das „Sprachenzimmer“ mit seinen analogen und digitalen Angeboten sei als Laboratorium für eine Vielzahl formeller und nicht-formeller Bildungsformate zu sehen. Vorbild sei das „Leipzig-Zimmer“, das sich durch Mitmachansätze sehr erfolgreich als Dritter Ort und Community Hub etabliert habe. In diesem Sinn solle das „Sprachenzimmer“ als Ort des Austauschs und gemeinsamen Lernens integrativ in einer immer stärker von kultureller und sprachlicher Vielfalt geprägten Stadtgesellschaft wirken.

Insgesamt eröffneten die Beiträge eine weite Perspektive auf die Idee des Lernraums. Sie zeigten, wie Bibliotheken auf verschiedenen Ebenen daran arbeiten, Räume zu etablieren, in denen sich Wissenszirkulation, Kompetenzvermittlung und gemeinsame Bildungsszenarien realisieren lassen. Die Entwicklung experimenteller Lernräume jenseits herkömmlicher Vorstellungen sollte daher als eine Kernkompetenz und -aufgabe von Bibliotheken begriffen werden.

2.4 Gemeinsame Baukommission dbv/VDB: Informelle Lern- und Arbeitsplätze in Zeiten des mobilen digitalen Alltags

Zu Beginn der von M. Mönnich (KIT Karlsruhe) und A. Rabeler (ULB Bonn) moderierten Veranstaltung bot eine Anekdote zu ihrer Planung einen ironischen Kommentar zum Thema: Einem Redner, der kurzfristig verhindert war, wurde es nicht ermöglicht, seinen Vortrag per Live-Stream zu halten. Lediglich eine Video-Aufzeichnung konnte gezeigt werden. Dies veranschaulichte vorweg eine Definition für hybride Veranstaltungen, die im ersten Beitrag ausschließlich als synchrone Formate verstanden wurden.

Der Einstieg ins Thema erfolgte aus der Perspektive der Hochschulen, die sich während der COVID-19-Pandemie kurzfristig auf einen neuen, hybriden Studienalltag einstellen mussten. P. Spier (Hochschule München) hob in ihrem Erfahrungsbericht hervor, dass sich die Probleme bei der Gestaltung innovativer Lehr- und Lernräume im analogen und digitalen Raum kaum unterschieden. Grundlegend sei zwar die Ausstattung der physischen Räume und Lehrenden mit der notwendigen, ggf. transportablen Technik. Nicht zu unterschätzen seien aber Kompetenzaufbau und Wissensmanagement bei den Lehrenden, die nicht nur den Umgang mit der Technik, sondern auch die Didaktik beträfen. Adäquate Kommunikation zwischen Lehrenden und Lernenden sowie didaktische Methoden seien diejenigen Punkte, zu denen das Umdenken bereits im physischen Raum begonnen habe und im digitalen Raum fortgesetzt werden müsse: Frontalformate in den digitalen Raum zu übertragen, sei nicht zeitgemäß und fördere kein problemlösungsorientiertes, innovationsfreudiges Lernen.

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass die Aufgaben, die sich für Bibliotheken aus diesen Anforderungen ergäben, im Verleihen der technischen Ausstattung – als Bibliothek der Dinge – und der Unterstützung im Kompetenzaufbau bei den Lehrenden – als Bibliothek der Menschen – bestehen könnten. Weiterhin sei das Anbieten von Arbeitsplätzen erforderlich, die die Teilnahme an hybriden Formaten ermöglichen.

Die Beiträge von C. Wilhelm (ULB Düsseldorf) und P. Schubert (ULB Münster) stellten unterschiedliche Nutzungsszenarien von Raum-in-Raum-Lösungen, wie dem Cube der Firma Bosse, vor. Beide betonten die notwendige Unabhängigkeit dieses Raumangebots von langfristigen Bauvorhaben sowie die flexiblen Gestaltungsmöglichkeiten zwischen Sichtbarkeit von Services und Diskretion für Nutzende bei absolutem Schallschutz. Damit eigne sich eine Raum-in-Raum-Lösung als Ort für Beratungsservices und weitere Gesprächsangebote, aber auch als Gruppenarbeitsraum und Ort für hybride Formate.

N. Kamp (Stadtbüchereien Düsseldorf) stellte die am 6. November 2021 neu eröffnete Zentralbibliothek im KAP1 am Düsseldorfer Hauptbahnhof vor. Vorbilder waren u. a. die Oodi-Bibliothek in Helsinki und die Bibliothek in der Chokoladefabriek in Gouda. Neben klassischen Bibliotheksarbeitsplätzen würden hier auch solche angeboten, die flexibel an die jeweiligen Bedürfnisse anpassbar seien. Am stärksten frequentiert seien die Lernboxen für kollaboratives Arbeiten, die Arbeitsplätze in Fensternähe und besonders an den Wochenenden das Café mit Ausblick auf die Stadt. Vielfältige Raumangebote wie das Library Lab mit 3D-Drucker und -Scanner, der Freiraum für Veranstaltungen und Ausstellungen sowie ein Zeitschriftenbereich mit Sofas, in dem es sich die Leserinnen und Leser bequem machen können, ergänzten die Nutzungsmöglichkeiten. Auch an diesem Beispiel einer öffentlichen Bibliothek wird also deutlich: Die zeitgemäße Bibliothek ist eine Bibliothek der Menschen.

2.5 Was bleibt? – New Services

Unter dem Titel „Was bleibt? – New Services“ erörterten die Diskutierenden C. Bauer (UB Leipzig), J. Johannsen (UB Siegen), S. Schwering (Zentralbibliothek Düsseldorf) und V. Heller (ZLB Berlin) in der von F. Scholze (DNB) moderierten Podiumsdiskussion die Frage, welche Zukunftsperspektiven verschiedene Services haben, die während der COVID-19-Pandemie verstärkt angeboten wurden.

Zu Beginn konstatierte das Podium, dass Bibliotheken mit der Pandemie als physische Begegnungsorte zunächst ausfielen, was zum Zwang geführt habe, resultierende Versorgungslücken digital zu schließen. Einigkeit bestand jedoch darin, dass kaum gänzlich neue Dienstleistungen entwickelt, sondern vielmehr Services vom physischen in den digitalen Raum erweitert worden seien. Geäußert habe sich dies im Ausbau digitaler Medienportfolios, verstärkter Ausleihe elektronischer Endgeräte, angepassten Schulungen und veränderter Programmarbeit. New Services wurde insgesamt als Modebegriff kritisiert: Bibliotheken hätten immer die Aufgabe wahrgenommen, ihre Dienste neuen Anforderungen anzupassen, während ihr Kernangebot die Vermittlung von Informationen und Informationskompetenz geblieben sei. Als Kernaufgabe hoben Heller und Schwering auch die analoge und digitale Vernetzung von Communities und Förderung der Kommunikation zwischen Nutzenden hervor. Gleichwohl wurde angemerkt, dass Bibliotheken nicht nur Angebote an Nutzende richteten, sondern selbst von Austausch und Zusammenarbeit mit ihnen profitierten. Skepsis bestand hinsichtlich der Frage, ob es sich für Bibliotheken lohne, mit Digitalkonzernen zu konkurrieren, um sich als „öffentlich-rechtliches Facebook“ zu positionieren.

Bauer bemerkte, die Pandemie habe gezeigt, wie wichtig physische Räume mit ihren vielfältigen Angeboten seien. Die Qualität der Begegnungen im physischen Raum bleibe ein entscheidendes Bewertungskriterium für Bibliotheken – auch wenn sie künftig durch digitale Tools (Augmented Reality) unterstützt werden könne. Die digitale Erweiterung des physischen Raums eröffne neue Teilhabemöglichkeiten und erhöhe den Wirkungsgrad von Bibliotheken, die ihre Daseinsberechtigung im Zuge des digitalen Wandels verstärkt unter Beweis stellen müssten. Die Fähigkeit, analoge wie digitale Bedarfsstrukturen kompetent zu bedienen, müsse als Potenzial kommuniziert werden, das Bibliotheken von digitalen Informationsanbietern abhebe.

Physischer und virtueller Raum müssten dabei in öffentlichen wie wissenschaftlichen Bibliotheken konsequent zusammengedacht werden. Letztere könnten z. B. den pandemiebedingten Wandel der Hochschullehre begleiten, indem sie Nutzenden die Teilnahme an hybriden Formaten ermöglichten. Johannsen betonte, dass es an der Zeit sei, neu über physische Raumangebote in Bibliotheken nachzudenken. Auf die Frage aus dem Plenum, welche pandemiebedingten Neuerungen langfristig beibehalten würden, wurde geantwortet, dass wohl vor allem ein verstärkter Fokus auf permanenter Portfolioentwicklung erhalten bleiben werde.

3 Bibliotheken als Partnerinnen – Freiräume für die Wissenschaft

3.1 Die Bibliothek(ar*innen) als Partner*in(nen) der Wissenschaft

Obwohl sie verschiedenen Themenkreisen angehörten, lässt sich eine Reihe von Sessions unter einem Thema zusammenfassen: Sie alle beleuchteten die Art und Weise, wie die Rollenverteilung und (aktuelle wie zukünftige) Zusammenarbeit von (wissenschaftlichen) Bibliotheken und Forschung gestaltet werden kann. Forschungsnahe Dienste oder Digital Scholarship Services (denn es ging in den konkreten Fällen und Aspekten fast ausschließlich um – im weitesten Sinn – digitale Dienste) waren ein zentrales Thema auch dieses Bibliothekskongresses. Welche neuen Handlungsfelder entstehen durch die digitale Transformation für Bibliotheken, welche neuen Abhängigkeiten aber auch Kooperationsmöglichkeiten ergeben sich – und wie lässt sich dies in existierende Strukturen und Kompetenzen einfügen?

Unmittelbar in den Titel geschrieben hatte sich die Auslotung dieses Verhältnisses die Session „Die Bibliothek als Partnerin der Wissenschaft“. Ausgehend von dem im ersten Vortrag (A. Berg-Weiß und M. Spenger, beide LMU München) bereits aufgerufenen und von M. Lee (UB der Freien Universität Berlin) erneut aufgegriffenen (inzwischen vermutlich kaum noch wirklich kontroversen) Leitbild, dass sich Bibliotheken von einem bibliozentrischen Modell verabschieden müssten, griff die Session einerseits konkrete Beispiele der Forschungsunterstützung und andererseits Reflexionen auf unterschiedliche Nutzendengruppen auf. Aspekte wie Open-Access-Publikationsservices und Forschungsdatenmanagement wurden dabei ebenso angesprochen wie Angebote für Promovierende und Postdocs als „Tricky Users“ (N. F. Frank, UB Hildesheim), deren Bedürfnisse häufig nicht ausreichend adressiert würden. M. Lee sowie E. Asef und S. Söring (alle UB der Freien Universität Berlin) stellten in ihren Vorträgen mögliche praktische Umsetzungen der Partnerschaft mit Nutzenden am Beispiel des partizipativen Prozesses zur Erstellung einer Forschungsdaten-Policy zusammen mit Forschenden und die organisatorische Verankerung dieser Services am Beispiel des Aufbaus einer Abteilung „Dienste für Forschung“ in der UB der Freien Universität Berlin heraus.

In der Diskussion zeigten sich als Herausforderung solcher Services insbesondere die unterschiedlichen zeitlichen Indizes von Bibliothek, technischer Entwicklung und Forschung: Forschende benötigten mitunter ad hoc Unterstützung, während Bibliotheken kaum Kapazitäten für solche spontanen Anfragen vorhalten könnten; Bibliotheken wiederum müssten nicht nur auf neue Anforderungen reagieren, sondern sich proaktiv und kollaborativ zusammen mit Forschenden auf neue Techniken, Verfahren und Use Cases vorbereiten, könnten dies mangels Kapazitäten und vorhandener Kompetenzen allerdings nur bedingt leisten.

Als Beispiele aus der Berufspraxis, bei denen die „just in time“-Unterstützung von Forschenden bereits im Mittelpunkt des Stellenprofils steht, sind die Vorträge von A. Hübner und C. Wagner (beide UB der Freien Universität Berlin) zu ihren Erfahrungen als Liaison Librarian sowie von I. Wolff (Universität Magdeburg), S. Zug (TU Bergakademie Freiberg) und V. Köppen (ZLB Berlin) zur „fachspezifischen Konzeptentwicklung eines Data Librarian“ im Bereich „Learning Analytics“ (Arbeit mit Lernendendaten) zu nennen. Besagte Vorträge waren Teil der „Data Literacy“ betitelten Session, deren Moderation R. Ball (ETH Zürich) übernahm. Hübner und Wagner schlugen einen Bogen vom theoretischen Konzept des „Liaison Librarian“ als einem „Außendienstmitarbeitenden“ einer Forschungsbibliothek im Fachbereich zu ihren eigenen Kooperationsprojekten bezüglich Open Access und Forschungsdatenmanagement mit Forschenden und Lehrenden der Geowissenschaften (Hübner) sowie Community-Building im Bereich multilingualer Digital Humanities in den Ostasienstudien (Wagner). Zug als Forschender und Köppen und Wolff als Bibliotheksmitarbeiter verdeutlichten in einer äußerst instruktiven Live-Performance, welche Schwierigkeiten in kollaborativen Prozessen beim Finden einer gemeinsamen Sprache und dem Verständnis für Arbeitsabläufe in der Wissenschaft bzw. Bibliothek bestehen und welche Erkenntnisse sie daraus für ihre Zusammenarbeit ziehen konnten.

Der Frage, wie sich aus strategischer Perspektive (und damit aus der Zukunft gedacht) auf die veränderten Ansprüche Nutzender reagieren lasse, widmete sich auch eine Podiumsdiskussion unter dem Titel „Portfolioentwicklung im Bereich forschungsnaher Dienste“. Abstrahierend von konkreten Anforderungen stellten sich die Moderierenden und Diskutierenden die Frage, welche Weichenstellungen auf Leitungs- und Führungsebenen nötig seien, damit Bibliotheken sich sichtbar und erfolgreich im Bereich forschungsnaher Dienste etablieren und dabei auch in teilweise neuer oder veränderter Position im Bezug zu anderen Infrastruktureinrichtungen (Forschungsdezernate, Rechenzentren) bestehen könnten. In dem von C. Leiß (TU München) und A. Berg-Weiß (LMU München) moderierten Gespräch zwischen A. Bonte (SBB Berlin), J. Christof (TU Berlin), B. Rajski (TU Hamburg), W. Stille (hessian.AI) und S. Gehrlein (UB Mannheim) diskutierten die Teilnehmenden ausgehend von der oben formulierten und auch im Papier der Kommission für forschungsnahe Dienste des VDB aufgeworfenen Frage, wie sich unterschiedliche Dienste in ein strategisch aufgestelltes, nachhaltig gesichertes und veränderungsfähiges Serviceportfolio einbauen ließen.[2] Zwei Aspekte stellten sich in der Diskussion als besonders relevant, aber auch besonders kontrovers oder zumindest sensibel heraus. Da wäre zum einen die Frage, wie bei im besten Fall gleichbleibenden Ressourcen immer neue Aufgaben übernommen und nachhaltig erfüllt werden sollten. Dass dies auch dazu führen müsse, dass man Zuständigkeiten aufgebe, neue Schwerpunkte setze, indem man längerfristig weniger nachgefragte Services vielleicht sogar beschleunigt aufgebe, betonte insbesondere Bonte. Er nannte dabei die intellektuelle Sacherschließung und das traditionelle Fachreferatssystem als Stellen, an denen kritischer geprüft werden müsse, ob sie in dieser Form noch dem in der Forschungsnähe zu suchenden Auftrag wissenschaftlicher Bibliotheken entsprächen. Zugleich nannten er und andere Podiumsgäste immer wieder auch Beispiele einer gelungenen Kooperation zwischen Bibliothek und Forschung (etwa im Bereich der Fachinformationsdienste): Eine Aufgabe der strategischen Personalentwicklung müsse es sein, solche Strukturen über den Einzelfall hinaus zu entwickeln. Zum anderen nahm ein weiterer zentraler Moment der Diskussion erneut das auch in der Session „Die Bibliothek als Partnerin der Wissenschaft“ aufgeworfene Problem der zeitlichen Situierung von Bedarfen in der Wissenschaft im Verhältnis zum Reaktionsvermögen der Bibliotheken auf, als es um die Frage ging, wie sich Bibliotheken überhaupt strategisch auf Bedarfe aus der Wissenschaft ausrichten könnten, wenn die Wissenschaft mitunter selbst nicht in der Lage sei, diese in die Zukunft hinein zu formulieren. Man hätte sich an dieser Stelle eine stärkere Einbeziehung der Erkenntnisse und Berichte aus „Die Bibliothek als Partnerin der Wissenschaft“ gewünscht, insbesondere hinsichtlich des Ansatzes partizipativer Prozesse der Weiterentwicklung von wissenschaftlichen Bibliotheken. So blieben am Ende der Diskussion die Fragen im Raum, ob „strategisch“ in diesem Zusammenhang lediglich heißen kann, Bedarfe abzufragen und zu aggregieren, bzw. inwiefern Bibliotheken proaktiv und aus sich selbst heraus Zukunftsszenarien entwerfen müssen, um sich auf zukünftige Anforderungen einzustellen.

3.2 „Spotlight Digital Humanities – von 0 auf 100!?“

In gewisser Hinsicht ließ sich die Podiumsdiskussion „Spotlight Digital Humanities – von 0 auf 100!?“ auch als Antwort auf die aus strategischer Sicht gestellte Frage nach zukünftiger Relevanz und Rolle des Fachreferats sehen. Organisiert wurde sie von der Kommission für Fachreferatsarbeit des VDB. Die acht Diskutierenden berichteten zunächst von ihren sehr unterschiedlichen Wegen in die Digital Humanities (DH), die allesamt immer auch von Training-on-the-Job geprägt gewesen seien, von der Aneignung von Kompetenzen, die durch konkrete Anforderungen und Fragestellungen erst herausgefordert würden. Aus der Perspektive des Fachreferats weist das auf Chancen und Probleme gleichermaßen hin: Es sei durchaus möglich (und die Erfahrung ausgewiesener DH-Expertinnen und -Experten zeige es), sich DH-Kompetenzen „nebenbei“ anzueignen, zugleich stelle sich die in der Session durchaus kontrovers diskutierte Frage, ob es lohnend sei, sich grundlegende Kompetenzen (wie etwa Programmierkenntnisse in Python) gleichsam „auf Vorrat“ und ohne Anbindung an konkrete Verwendungen anzueignen. Gravierender noch dürfte – einmal mehr – das Ressourcenproblem sein: Wenn selbst (um es mit der Formulierung des Podiumsgastes J. Calvo Tello, SUB Göttingen, zu sagen) „hardcore DHers“ in dem enorm dynamischen Bereich längst nicht mehr alle Bereiche überblicken könnten, wie sollten dann Fachreferentinnen und -referenten auf der Höhe der Entwicklung mitreden? 

In jedem Fall bemerkenswert war die aus unterschiedlicher Perspektive der Diskutierenden geäußerte Bindung der Digital Humanities an konkrete Fachkulturen. Insbesondere in kurz vorgestellten Videostatements von S. Schwandt (Universität Bielefeld) und A. Rapp (TU Darmstadt) wurde dies deutlich: Erstere insistierte explizit darauf, dass DH eben kein Fach, sondern eine „community driven initiative“ sei, die zudem im Moment eher wieder in die einzelnen geisteswissenschaftlichen Disziplinen zurückkehre und sich ausdifferenziere, während letztere ebenfalls die Anknüpfungspunkte zwischen DH und Bibliotheken gerade in der Fachnähe der Ansprechpartnerinnen und -partner an der Bibliothek sah. Auch das vor Ort anwesende Podium bestätigte die zunehmende fachliche Ausdifferenzierung der Digital Humanities und ergänzte noch die inzwischen ausgeprägte Differenz zwischen den bereits erwähnten „hardcore DHers“ und Fachwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern, die sich lediglich einzelner Methoden bedienen wollten und dabei häufig auf unterstützende Expertise angewiesen seien. Dass Bibliotheken für letztere Zielgruppe noch mehr Angebote und ‚Übersetzungen‘ entwickeln können und sollen, dürfte eine Forderung sein, der sich das gesamte Podium anschließen kann. Dass ausgerechnet (bzw. gerade!) J. Calvo Tello, der selbst im Spektrum zwischen soft- und hardcore DH eher letzterem Pol zuzuordnen ist, ein geradezu flammendes Plädoyer für die intellektuell überprüfte Inhaltserschließung hielt, zeigte einmal mehr die Bedeutung von qualitativ hochwertig kuratierten Daten als Basis für DH-Forschung und -Lehre. Ebenso machte er deutlich, dass die Rolle des Fachreferats aus strategischer Sicht zwar sicherlich veränderungsbedürftig ist, dass aber weder seine fachliche Spezialisierung noch manche seiner traditionellen Aufgaben obsolet sind.

3.3 Forschungsdaten in den Humanities

Doppelt ablesen konnte man die Schwierigkeiten, vor denen BID-Einrichtungen im Umgang mit Forschungsdaten(-management) in den Geistes- und Kulturwissenschaften stehen: 1. am gut gefüllten Saal und 2. an der breitgefächerten Zusammensetzung der Session, die M. Spenger (LMU München) moderierte. Trotz der recht bunten Mischung der Beiträge widmeten sich letztlich alle Vorträge drei prinzipiellen Fragen: Was sind Forschungsdaten (in den Humanities) überhaupt? Was ist die Rolle von BID-Einrichtungen als Dienstleister auf diesem Gebiet? Und wie werden sie dieser Rolle gerecht?

Auf die erste Frage lautet die Antwort, es sei fachabhängig! Das Sorbische Institut in Bautzen, vertreten durch W. Böhmak (u. a. Sorbische Zentralbibliothek), präsentierte seine Bemühungen, die großen Mengen digitalisierter Drucke in sorbischer Sprache per OCR-Erfassung durchsuchbar zu machen. Dabei führte er ein in die Eigenheiten sorbischer Drucke zwischen Antiqua und Fraktur sowie verschiedene historische Schreibweisen, auf die bei Erstellung der Ground Truth geachtet werden müsse.

Erkenntnisse über fachspezifische Forschungsdaten lieferte die Präsentation von F. Dührkohp (gbv) und H. Senst (DAI Berlin) zum Vorschlag für das Konsortium NFDI4Objects. Für die Archäologie seien gewinnbringende, nachnutzbare Forschungsdaten etwa Grabungsdaten sowie Objektfotos und -beschreibungen.

J. Höper (wbv Publikation Bielefeld) und D. Graf (UB Duisburg-Essen), die gemeinsam das Projekt OAdine[3] vorstellten, ging es um ein disziplinorientiertes Finanzierungsmodell für Open Access – hier galten dann die publizierten Werke selbst als Forschungsdaten.

Die fachwissenschaftliche Sicht auf Forschungsdaten schließlich stellte S. Blumesberger (UB Wien) vor. Anhand einer Studie zur Forschungsdatensensibilität der Forschung zu Kinder- und Jugendmedien wurde festgestellt, dass der oben erwähnte sehr weit gefasste Forschungsdatenbegriff, nämlich wissenschaftliche Publikationen selbst als solche zu zählen, durchaus gängig ist. Die auch der Studie zu entnehmende Unsicherheit aufseiten von Forschenden verhält sich also spiegelbildlich zur Suche der BID-Einrichtungen nach Lösungen. 

Klarer fielen die Antworten zur Rolle der BID-Einrichtungen aus. Das Sorbische Institut etwa zeigte anschaulich, was möglich ist, wenn Kooperationen zwischen Einrichtungen (hier zwischen dem Sorbischen Institut und der SLUB Dresden) Materialien und Prozesse zusammenbringen, die Forschenden den Zugang drastisch erleichtern. Auch das NFDI4Objects-Konsortium als Verbundprojekt verschiedener, bereits bestehender Institutionen und Programme entlang des archäologischen Forschungs- und Publikationsprozesses konnte auf eine vorhandene und weiter zu verknüpfende Infrastruktur verweisen.

Um Zusammenspiel ging es auch bei OAdine: Eine vereinfachte Zusammenarbeit von Forschenden, Verlagen und Bibliotheken ist Ziel des fachorientierten Publikationsfinanzierungsmodelles, das für BID-Einrichtungen eine andere Sicht auf die Finanzierung von Open Access als Teil der Erwerbung vorschlägt. Blumesberger gab zuletzt noch den Hinweis, dass BID-Einrichtungen auch die Aufgabe zukomme, mit ihren Fachkulturen in den Austausch zu gehen, um sich so gegenseitig Orientierung in der Entwicklung von Angeboten zum Forschungsdatenmanagement geben zu können.

Die ursprünglichen Fragen blieben bestehen. Gezeigt hat die Session die vielen Fortschritte, die BID-Einrichtungen in den Humanities bereits erreicht haben, indem sie Forschungsdaten identifizieren und verfügbar machen. Deutlich wurde aber auch, dass es keine Universallösung geben kann: Der Umgang mit Forschungsdaten bleibt für jede BID-Einrichtung eine spezifische Aufgabe, die den Besonderheiten der von ihr ihr betreute Fachkultur(en) entspricht.

4 Aktuelle Entwicklungen – Freiräume für Bibliotheken und Mitarbeitende

4.1 [Berufsfeld rebooting …] – Wofür stehen wir?

Die Session unter Leitung der AG Personalgewinnung im BID setzte sich im Rahmen einer hybriden Fishbowl-Diskussion mit der Frage auseinander, wie dem Fachkräftemangel im Bibliothekswesen produktiv begegnet werden könne. Das Ergebnis sollte ein Aktionsplan sein, der die Punkte Akquise (von Personal), Positionierung (im öffentlichen Raum, gegenüber Trägern und Stakeholdern) und Kooperation (tragfähige Allianzen zur Personalgewinnung) adressiert.

Unter der Rubrik „Akquirieren“ diskutierte das Plenum im Saal und Netz Ansätze zur besseren öffentlichen Kommunikation bibliothekarischer Aufgaben jenseits antiquierter Images. Hierbei kam u. a. zur Sprache, wie man das Berufsbild den Anforderungen junger Generationen an Berufs- und Privatleben anpassen und Bewerberinnen und Bewerber aus anderen Berufsfeldern gewinnen könne. Ersichtlich wurde, dass Bibliotheken zunehmend vor der Notwendigkeit stünden, sich bei potenziellen Mitarbeitenden zu bewerben, nicht umgekehrt.

Die Herausforderung, der Öffentlichkeit nachhaltig zu vermitteln, was Bibliotheken heute leisten, wo ihre Kompetenzen liegen und welche gesellschaftlichen Funktionen sie erfüllen, wurde unter dem Schlagwort „Positionieren“ thematisiert. Als besonders wichtig wurde der konstante Dialog mit Trägerinstitutionen und Stakeholdern in Politik und öffentlicher Verwaltung identifiziert. Ziel müsse sein, die eigenen Aktivitäten, Handlungsfelder, Positionen und Belange breitflächig sichtbar zu machen. Unerlässlich seien dafür nicht zuletzt Social-Media-Strategien auf der Höhe der Zeit.

Mit der Kategorie „Kooperieren“ verlagerte sich die Diskussion auf einen Aspekt, den das Plenum als zentrale Stärke von Bibliotheken ausmachte. Bezüglich der Frage, mit wem man kooperieren müsse, um Personal zu akquirieren, wurde nicht nur auf verstärkte Zusammenarbeit im GLAM-Bereich gesetzt. Vielmehr machten die Diskutierenden deutlich, dass man gezielt Schulen, Job- und Ausbildungsmessen und Arbeitsagenturen als Kooperationspartner gewinnen müsse.

All dies schlug sich im abschließenden Aktionsplan nieder, der Grundlage für ein professionelles Marketing bibliothekarischer Berufsbilder und -felder werden soll und im Plenum erhebliche Zustimmung erntete. Betont wurde darin, dass Bibliotheken zur Personalakquise aktiver kommunizieren und Zielgruppen gezielter aufsuchen müssten; es gelte, neue Wege einzuschlagen und zu neuen Orten zu gehen. BID-Einrichtungen müssten hierbei selbst zu Multiplikatoren ihrer gesellschaftlichen Positionen und Anliegen werden, nachhaltige Kooperationsnetzwerke knüpfen und dabei systematisch an bestehende Strukturen inner- und außerhalb des BID-Feldes andocken.

4.2 Kritische Praxis im Berufsalltag

Ziel der von M. Gürle (Stadtbücherei Bochum) moderierten Session war, die Relevanz kritischer Perspektiven auf aktuelle gesellschafts- und wissenschaftspolitische Probleme für den Berufsalltag an BID-Einrichtungen zu diskutieren und Handlungsfelder zu zeigen, in denen ethisch sensible Themen bibliothekarische Arbeit prägen.

F. Franke (UB Bamberg) referierte über die Bedeutung von Informationskompetenz im Kampf gegen Fake Science, vor allem Predatory Publishing. Anhand neuer Studienergebnisse zeigte er, dass ca. 60 % der befragten Bibliotheken über Fake Science aufklären. Die meisten dieser Bibliotheken bewerteten ihre Aktivitäten auf dem Gebiet positiv, befürworteten hier aber einen weiteren Kompetenzausbau ihres Personals. Um für Predatory Publishing als Risiko wissenschaftlichen Reputationsmanagements zu sensibilisieren, eigne sich die entsprechende Erweiterung von Informationskompetenzschulungen. Letztlich bleibe stets eine Grauzone: Nicht immer sei Predatory Publishing objektiv feststellbar. Und im Sinn der Wissenschaftsfreiheit dürfe man keine Publikationsplattformen vorschreiben.

S. Imeri und M. Harbeck (beide HU Berlin) vom FID Sozial- und Kulturanthropologie diskutierten ethische Herausforderungen von Open Science in der Ethnologie im Spannungsfeld von wissenschaftlicher Transparenz und dem Schutz beforschter Personen und Gruppen. Ethnologische Forschung erfordere ein tiefes Eintauchen in den Lebensvollzug von Menschen. Sie erbringe dadurch hochsensible Forschungsdaten (über Individuen, Gruppen, sakrale Riten oder Objekte), was strikte Regulationsmechanismen für deren Zugang unumgänglich mache. Hier ergebe sich ein gewisser Widerspruch zur Idee wissenschaftlicher Offenheit. Einen Ansatzpunkt, dieser Herausforderung zu begegnen, biete die Ergänzung der FAIR-Kriterien durch die CARE Principles for Indigenous Data Government.[4] Um sensible Daten möglichst offen, dabei aber geschützt und ethisch angemessen zugänglich zu machen, arbeite der FID mit dem Forschungsdatenzentrum Qualiservice[5] (Bremen) zusammen.

Um Sensibilität angesichts habitueller Unterschiede ging es W. Kaiser (UB Augsburg). Er fragte nach soziokulturellen Habitusstrukturen bei Bibliothekarinnen und Bibliothekaren und potenziellen Habituskonflikten in der Interaktion mit Nutzenden. Ein zentrales Problem sei, dass potenzielle Nutzende Bibliotheken aufgrund des Eindrucks, habituell ‚unpassend‘ zu sein, fernblieben. In sozial, kulturell und habituell heterogenen Nutzenden-Communities bestünden folglich ungleiche Zugangschancen zu Bibliotheksservices. Um darauf zu reagieren, müssten Bibliotheken dezidierte Habitus- und Diversitätssensibilität entwickeln. Dies entspreche der zunehmend relevanteren Idee des bibliothekarischen als eines helfenden Berufs.

Beiträge und Diskussionen der Session zeigten, dass BID-Einrichtungen grundsätzlich dazu aufgerufen sind, sich ethisch, gesellschafts- und wissenschaftspolitisch zu positionieren. Es wurde deutlich, dass ein kritisches Bewusstsein für aktuelle Problemfelder vorhanden ist, geeignete Lösungsstrategien aber einen Auf- und Ausbau von Kompetenzen sowie verstärkte Kooperationen mit Expertinnen und Experten und betroffenen Gruppen erfordern. Konstatieren lässt sich: Kritische Praxis im Berufsalltag dürfte Bibliothekarinnen und Bibliothekare in einer zunehmend pluralistischen Gesellschaft künftig intensiv beschäftigen.

4.3 Netzwerktreffen „Dekolonialisierung wissenschaftlicher Bibliotheken im DACH-Raum“

Dies gilt auch für den Themenkomplex „Dekolonialisierung“, der in Leipzig im Rahmen eines öffentlichen Arbeitstreffens des Netzwerks „Dekolonialisierung wissenschaftlicher Bibliotheken im DACH-Raum“ erörtert wurde. Das Netzwerk wurde im Jahr 2021 mit der Fragestellung gegründet: „Wie können wir angesichts starrer Strukturen, Geschäftsgänge und Regelwerke Dekolonialisierung in Bibliotheken sowie Wissensinfrastrukturen auf die Agenda bringen und ausgestalten?“[6] Seitdem finden monatliche virtuelle Treffen und in unregelmäßigen Abständen auch Lesezirkel-Treffen statt, ein Wiki zum Thema ist im Aufbau. Auf dem Bibliothekskongress stand für 19 Teilnehmende vor Ort und 13 digital Zugeschaltete die Frage im Mittelpunkt, welchen Bezug das Thema für die eigene bibliothekarische Arbeit hat, welche Erwartungen an das Netzwerk bestehen und wie das Netzwerk in Zukunft von seinem Selbstverständnis her sowie formal organisiert werden sollte. Die Anknüpfungspunkte reichten von der Ablehnung kolonial überfrachteter Begriffe bzw. dem Fehlen adäquater Begriffe in der Sacherschließung und seinen Folgen (abwertende Vokabulare werden mittels Verknüpfung in Discovery-Algorithmen von Bibliotheksportalen reproduziert oder Bestand bleibt „unsichtbar“ aufgrund fehlender Begriffe bzw. unzureichend adaptierter multilingualer Suchalgorithmen), über eine mangelnde geokulturelle Diversität von Bibliotheksbestand an sich (Fokussierung auf den Globalen Norden mittels anglophon-zentrierter Erwerbungsleitlinien, Zitationsdatenbanken sowie Open Access Policies) bis zur Antirassismus-Arbeit im Bibliotheksraum vor Ort. Von dem Netzwerk erhofften sich die Teilnehmenden sowohl einen Ort – ggf. zukünftig angeknüpft an einen bereits bestehenden Verband –, um Antworten auf Fragen der Dekolonialisierungsarbeit in Bibliotheken zu erhalten, als auch eine „Rückenstärkung“ als „Lobby-Netzwerk“, um das Thema in den eigenen öffentlichen wie wissenschaftlichen Bibliotheken zukünftig noch stärker in den Blick nehmen zu können.

4.4 Dumm gelaufen 2: FailCamp

Nachdem auf dem 109. Bibliothekartag in Bremen die Podiumsdiskussion „Dumm gelaufen. Beispiele des produktiven Scheiterns zum Aufbau von Fehlerkompetenz und Feedback-Kultur“ auf positive Resonanz gestoßen war, wurde das Thema Fehlerkultur ein Jahr später in Leipzig wieder aufgegriffen. Das Hands-On-Lab „Dumm gelaufen 2: FailCamp“, das auch in diesem Jahr ein großes Publikum interessierte, bot den Teilnehmenden auf interaktive und kommunikative Weise die Möglichkeit, sich über „Flops“ und „Fiaskos“ in der eigenen Institution auszutauschen. Die Devise lautete: „Feiert gemeinsam mit uns eure Fehler.“ Ziel der Veranstaltung war, ein Verständnis des produktiven Scheiterns aufzubauen und sich durch die Bewusstwerdung von Fehlern als Teil einer lernenden Organisation zu verstehen. Im Speed-Dating-Format erfolgte der wechselseitige Austausch der Teilnehmenden. Die sechs Moderierenden I. Tannous (Stiftung Wissenschaft und Politik Berlin), L. Werder (Stadtbibliothek Bremen), C. Meinel (Stadtbibliothek Chemnitz), M. Lee (UB der Freien Universität Berlin), O. Eigenbrodt (SUB Hamburg) sowie C. Gladrow (Stadtbibliothek Wuppertal) dokumentierten dabei die Resultate auf zwei Posterwänden in Form von kleinen „Take away“-Notizen und führten durch die anschließende Diskussion. Abgeschlossen wurde die Veranstaltung mit der Frage nach weiteren Schritten, wie etwa regelmäßiger Formate oder Initiativen zur Etablierung von Fehlerkompetenz und Fehlerkultur in der eigenen Institution.

4.5 Was bleibt? – New Work

Die Podiumsdiskussion „Was bleibt? – New Work“ widmete sich dem Wandlungsdruck, dem Bibliotheken vor allem seit und während der Corona-Pandemie ausgesetzt sind. Der drastische Wandel an Angebotsnachfrage, die beschleunigte Digitalisierung und der vieldiskutierte Fachkräftemangel standen hier als größte Herausforderungen im Fokus. Überlegungen zur Bewältigung dieser Situation – insbesondere aus Führungsperspektive – und die Frage nach Lösung durch Konzepte wie New Work und Agilität diskutierten A. Bonte (SBB Berlin), A. Berghaus-Sprengel (ULB Sachsen-Anhalt), L. Werder (Stadtbibliothek Bremen), D. Zechmann (DNB Frankfurt) und U. Engelkenmeier (BIB Dortmund) unter der Moderation von F. Scholze (DNB).

Der Einstieg ins Thema erfolgte mit der Leitfrage, was New Work für das Bibliothekswesen bedeutet. Während der Diskussion entwickelten sich daraus Anschlussfragen, etwa wie Bibliotheken mit einer zunehmend komplexen Welt umgehen und welche Auswirkungen diese Welt auf die berufliche Ausgestaltung und Motivation bibliothekarischer Arbeit hat. Intensiv diskutiert wurde hierbei die Verantwortung agiler Führung als Führung, die Komplexität verstehe und Haltung beziehe. Mitarbeitenden, so der Konsens, müssen sinnstiftende Freiräume eröffnet werden, etwa bei der vermehrten Übernahme von Verantwortung. Um dem Fachkräftemangel und den höheren Ansprüchen der Mitarbeitenden an die eigene Arbeit zu begegnen, wurden Antworten in Qualifikationsmaßnahmen und der Herausarbeitung individueller Stärken gesucht. Ziel moderner Führung sei, Mitarbeitende individuell und zielgenau an den passenden Stellen einzusetzen. Voraussetzung dafür, so in klarer Selbstkritik, sei zunächst jedoch ein grundlegender Wandel des Führungsverständnisses im öffentlichen Dienst.

Eine wesentliche Herausforderung für die zeitgemäße Gestaltung bibliothekarischer Arbeit stelle das Aktivieren und produktive Ausschöpfen der Potenziale Mitarbeitender dar. Einen Ausgangspunkt dafür erkannten die Diskutierenden insbesondere in der Abkehr von einengenden Organisationsstrukturen und hierarchischen Arbeitsbeziehungen. Als zentrale Bausteine einer neuen Arbeitskultur wurden systematische Weiterbildung, vielseitiger Kompetenzaufbau sowie Transparenz und Partizipation identifiziert. Dabei ließ das Podium nicht außer Acht, dass die Pandemie Mitarbeitenden bereits viel abverlange und es Aufgabe der Führungskräfte sei, Wandlungsprozesse so zu gestalten, dass sie als positiv und nicht überfordernd wahrgenommen würden.

Neben ihrem Plädoyer für neue Konzepte und Strukturen mahnten die Diskutierenden gleichwohl, dass nicht alle Aspekte von Old Work grundsätzlich negativ bewertet werden dürften. So könnten klare Hierarchien in kritischen Situationen Stabilität geben und unterstützend wirken. Auch eine aus Wissen gespeiste Autorität von Führungskräften bleibe als strukturgebender Faktor relevant. Zudem gelte es, die Organisationsunterschiede zwischen kleinen und großen Einrichtungen zu berücksichtigen, wenn man sich zum Ziel setze, neue Arbeitsmodelle zu implementieren.

New Work, so wurde betont, dürfe nicht als reines „Label“ verwendet werden. Führungskräfte und Mitarbeitende müssten gleichermaßen befähigt werden, innerhalb dynamischer Möglichkeits- und „Ermöglichungsräume“ zu agieren. Dies sei die einzige sinnvolle Reaktion auf eine sich rasant verändernde Welt, in der u. a. die Pandemie als ein „Treiber für Komplexität“ fungiere. Gelinge ein entsprechender Mentalitätswandel, könne New Work zu einem geeigneten Instrument zur Gestaltung permanenter Veränderungsprozesse in Bibliotheken werden.

5 Fazit

In der Summe wurde der 8. BID-Kongress seinem Motto – #FreiräumeSchaffen – in vielerlei Hinsicht gerecht. So schuf der Kongress insgesamt den seit 2020 schmerzlich entbehrten Raum für persönlichen kollegialen Austausch vor Ort. In den vielfältigen Hands-On-Labs boten sich Freiräume für die Aneignung von Praxiswissen, für praktisches Ausprobieren und Erproben. Die zahlreichen Podiumsdiskussionen sowie Diskussionen in einzelnen Sessions standen für den freien Meinungsaustausch auch über kontroverse Fragen und Probleme. Mit der Relevanz einer zeitgemäßen Bibliothekspädagogik, mit Dekolonialisierung und kritischen Perspektiven in der Berufspraxis kamen u. a. Themen zur Sprache, die in besonderer Weise auf eine ethische und gesellschaftspolitische Verantwortung von Bibliotheken verweisen, sich an der Schaffung vielfältiger Räume zu beteiligen, die frei von Diskriminierung sind, einen freien und nicht-kommerziellen Informations- und Wissenszugang ermöglichen sowie Teilhabe und Mündigkeit fördern. Besonders eindrücklich aber auch beklemmend bleibt hier die Podiumsdiskussion mit Bibliothekarinnen und Bibliothekaren aus der Ukraine in Erinnerung, die vor Augen führten, wie im Falle eines Krieges all dies in einem Augenblick infrage gestellt werden kann und Bibliotheken völlig neue Aufgaben und soziale Rollen übernehmen müssen.

Veranstaltungen wie „New Work“, „Berufsfeld rebooting …“ oder das „FailCamp“ adressierten überdies die wichtige Frage, wie und wo Freiräume für Mitarbeitende in Bibliotheken geschaffen werden können und müssen, etwa um neue Arbeitskulturen zu etablieren, für das Berufsfeld zu werben oder einen produktiven Umgang mit Fehlern zu erzielen.

Als nach wie vor bestimmende Frage kristallisierte sich heraus, wie es Bibliotheken gelingen kann, gerade unter von Unsicherheit, Volatilität und Veränderung geprägten Bedingungen Freiraum für Nutzende mit ihren oft sehr verschiedenen Bedarfen zu schaffen. Dabei lassen sich nicht nur die verschiedentlich thematisierten (informellen) Lernräume als Freiräume für neue Erfahrungen und Kooperationen begreifen. Auch sind Bibliotheken mit ihren forschungsnahen Diensten als Partnerinnen der Wissenschaft wesentlich daran beteiligt, Freiräume im Sinn der Freiheit von Forschung und Lehre sowie der ungehinderten Zirkulation wissenschaftlicher Erkenntnisse zu fördern und zu bewahren. In diesem Sinn darf man auf die Fortsetzung des fachlichen Austauschs im Mai 2023 in Hannover gespannt sein.

About the authors

Jelena Brand

Jelena Brand

Dr. Julian Katz

Dr. Julian Katz

Dr. Roman Kuhn

Dr. Roman Kuhn

Katharina Pick

Katharina Pick

Jakob Schlömer

Jakob Schlömer

Lea Schneider

Lea Schneider

Maria Stroth

Maria Stroth

Dr. Cosima Wagner

Dr. Cosima Wagner

Published Online: 2022-11-09
Published in Print: 2022-11-08

© 2022 bei den Autorinnen und dem Autor, publiziert von De Gruyter.

Dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.

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