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Veröffentlicht/Copyright: 29. November 2021
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Kalaš Filip Kollokationen in der Börsensprache. Eine kontrastive Fallstudie (Schriften zur Vergleichenden Sprachwissenschaft) Hamburg Verlag Dr. Kovač 2020 128 S. ISBN 978-3-339-11890-5


Gerade in der heutigen Zeit gewinnt die Wirtschaftssprache und besonders die Börsensprache angesichts der wirtschaftlichen und finanziellen Internationalisierung anzunehmende Bedeutung. Ausschlaggebend für die Auswahl dieses Forschungsgegenstandes ist die Tatsache, dass die Börsensprache als ein Spezifikum der Wirtschaftssprache an der Peripherie der linguistischen Betrachtungen liegt, und diese Tatsache spiegelt sich im Mangel an praktischen und unterrichtsbezogenen Materialien wider. Das Phänomen “Börse” hat eine eigene Sprache geschaffen, die sich durch eigenartige metaphorische Fachtermini und einen reichhaltigen Fachjargon sowie durch das Vorkommen vieler Phraseologismen, Anglizismen und Neologismen auszeichnet. Der Bedarf an wirtschaftsbezogenen Sprachkenntnissen, Materialien und ihre Anwendungsmöglichkeiten in der Ausbildung und auch in der Praxis beim Übersetzen und Dolmetschen war auch für den Autor dieser Arbeit eine große Herausforderung, und das aus folgenden Gründen: Die Börse stellt eine Welt für sich dar und die Sprache des Geldmarktes zu beherrschen bedarf eines umfassenden Fachwissens. Das Börsenwesen ist ein „enfant terrible“ im Rahmen der Wirtschaft. Deshalb ist es nicht überraschend, dass einem so wichtigen Bestandteil der Wirtschaftssprache bis heute nur wenig Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Es liegen bislang kaum relevante und komplexe wissenschaftliche Werke zu diesem Thema vor und auch die Autoren der lexikographischen Werke meiden dieses Gebiet. Trotz all dieser Umstände hat der Autor sein Wissen und sein wissenschaftliches Potential überzeugend bewiesen.

Die Untersuchung der Börsensprache kann auf verschiedenen Ebenen erfolgen. In der kontrastiven Fallstudie wurde ein erster Versuch seitens der slowakischen Linguistik gemacht, die Börsensprache auf der lexikalischen und morphologischen Ebene zu erforschen. Mit dieser Absicht hat der Autor die Spezifika der Börsensprache und die sich in dieser Textsorte befindenden Kollokationen sowohl in der deutschen als auch in der slowakischen Sprache unter die Lupe genommen. Im Weiteren werden diese einer kontrastiven Analyse im Rahmen der Börsensprache unterworfen. Das vorgelegte Werk verfolgt ein grundlegendes und relevantes Ziel und das ist, die Lücke in den lexikographischen Werken der Fachsprache „Börsensprache“ teilweise zu schließen. Die Arbeit befasst sich auf erhellende Weise mit bislang kaum bearbeiteten Aspekten der kontrastiven slowakischen Forschung und bedeutet somit einen wichtigen Schritt auch in der allgemeinen kontrastiven Sprachforschung. Der Weg zu den praktischen Ergebnissen, die der Autor in diesem Bereich gewonnen hat, war nicht leicht. Er konnte sich auf so gut wie keine Materialen stützen, die Ergebnisse beruhen auf den von ihm mühsam exzerpierten und ausgewerteten Materialien. Die kontrastive (Deutsch–Slowakisch) Untersuchung der Börsensprache, besonders die Kollokationen, kann man als eine Pionierarbeit bezeichnen. Der Autor hat sich eine anspruchsvolle Aufgabe gestellt in einer Zeit, in der auch die breite Öffentlichkeit mit Neugier und Interesse auf die brennenden Probleme der Börse reagiert. Das Vorhaben des Autors ist es, den relevanten Problemen der Börsensprache - und zwar den fachsprachlichen Kollokationen aus der kontrastiven Sicht - in der deutschen und slowakischen Sprache nachzugehen.

Moderne linguistische Forschung verläuft heutzutage in Richtung kontrastiver Untersuchungen und ihre Bemühungen richten sich auf die transdisziplinäre Erfassung der Sprachenwelt. Die Resultate dieser Arbeit entsprechen den Ansprüchen der neuesten Forschung. Die konkreten Zielsetzungen lassen sich wie folgt umreißen: Zunächst wurden die konzeptuell-theoretischen Grundlagen in dem theoretischen Teil sehr ausführlich erarbeitet (Die Börse und Börsensprache, Wortbildung in der Börsensprache, Zum Begriff der Kollokation, Phraseologische und terminologische Interferenz der Kollokationen, Methodologische Prämisse) und die relevanten Begriffe der Untersuchung erklärt. Sehr wertvoll an dieser Arbeit ist die Tatsache, dass die theoretischen Postulate fast immer durch die eigene Einstellung des Autors und durch seine tiefgreifenden Kenntnisse der Problematik aus seinen Recherchen untermauert sind. Das Hauptanliegen liegt aber im empirischen Teil und zwar erstens in der Erstellung der terminologischen Datenbank, Aufbau des zweisprachigen Kollokationsprofils und Erstellung eines zweisprachigen Kollokationsprofils. Die weiteren Unterkapitel des empirischen Teils befassen sich mit den Problemen bei der Erstellung der Kollokationsprofile und den Schwierigkeiten bei der Feststellung des terminologischen Pendants. Aufgrund der recherchierten Texte wurde ein Kollokationsglossar anhand des korpusbasierten quantitativen Ansatzes zusammengestellt. Mit der Entwicklung der Korpuslinguistik gewinnt die Forschung der Lexik einen neuen Blickwinkel und erfährt neue Dimensionen und gerade um den terminologischen Wirrwarr von Fachbegriffen der Börse im Korpus zu verhindern, wurden die Untersuchungen auf solche Fachbegriffe beschränkt, die am häufigsten auftreten und das Grundwissen über die Börsensprache oder den Börsenjargon im Allgemeinen bilden. Der Untersuchung zufolge entstand eine Liste von Grundbegriffen der Börsensprache. In der Monographie wurden nur ein paar Beispiele aus den gewonnenen Materialien angeführt. Das komplette Glossar wurde an der Fakultät der Angewandten Sprachen an der Wirtschaftsuniversität Bratislava vorgestellt.

Der Autor versucht, auf der Grundlage der ausreichenden Menge des exzerpierten Materials die große Frequenz der Kollokationen in der Börsensprache zu erklären und durch reichhaltiges Material zu untermauern. Besonders das Glossar sollte schnellstens einem breiten Publikum (z. B. Lehrern, Übersetzern, Dolmetschern, Studenten, Bank- und Börsenangestellten) zur Verfügung gestellt werden. Was diesen Aspekt angeht, dürfte diese Untersuchung für alle erwähnten Kategorien von Empfängern einen Beitrag leisten.

Zum Schluss muss eine weitere, sehr relevante Tatsache hervorgehoben werden: Die Menge des in Korpora gespeicherten empirischen Sprachmaterials ist riesig, was als große Herausforderung für den Autor angesehen werden darf. Des Weiteren wird vom Autor angestrebt, auf die kongruierenden und im größeren Maße divergierenden Eigenschaften zwischen der deutschen und der slowakischen Sprache aufmerksam zu machen. Die Ergebnisse ̶ besonders im Hinblick auf die interlinguale Sprachbetrachtung ̶ können sowohl in den Lehrbüchern des Deutschen als Fremdsprache, als auch in der Übersetzungspraxis und der Deutschlehrerausbildung Anwendung finden.

Diese besonders hervorragende, wissenschaftlich fundierte Aufarbeitung der Kollokationen bewerte ich als einen exzellenten, forschungsorientierten Beitrag zu der kontrastiven Sprachwissenschaft. Von besonderer Bedeutung sind die eigenen kreativen und kritischen Gedanken des Autors, die die ganze Arbeit durchziehen.

Doz., PhDr. Danuša Lišková, CSc. (PhD)

Correspondence address:

Published Online: 2021-11-29
Published in Print: 2021-11-25

© 2021 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

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