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Published/Copyright: November 29, 2021
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Alamany-Lenzen Aina Torrent i Fernández Lucía Uría Spanisch-deutsches Wörterbuch der Redewendungen Hamburg Helmut Buske Verlag 2 Bände: Band 1: A-M; Band 2: N-Z 2020 1630 pp. ISBN 978-3-87548-965-1


Das Spanisch-deutsche Wörterbuch der Redewendungen stellt das Endprodukt einer insgesamt über sechzehn Jahre langen, intensiven lexikografischen Bearbeitung dar und den dieser Bearbeitung zugrunde liegenden metalexikografischen Reflexionen[1], nicht nur, aber vor allem auf mikrostruktureller Ebene: „Bei der Erstellung dieses Wörterbuchs der Redewendungen wurden wir mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert; darunter befinden sich z. B. die Festlegung der Nennformen, die Struktur der Einträge, die Anordnung der Bedeutungen, die Anordnung der Beispiele, die Angaben über Ironie etc.” (S. IX).

Neben den zwei Projektleiterinnen – Frau Prof. Dr. phil. Aina Torrent i Alamany-Lenzen und die Volljuristin und Diplom-Übersetzerin Frau Lucía Uría Fernández –, waren auch die Mitglieder der DEALEE-Projektgruppe an diesem Großwörterbuch-Projekt beteiligt, nämlich Jutta Beßler, Michael Erkelenz, María-Teresa Martín Martínez, zu denen zu einem späteren Zeitpunkt weitere Mitautoren und -autorinnen dazukamen: Dr. Ulrike Becker, Anja de Werth, Christoph Döhnert, Petra Eberwein, Dr. Gerhard Edelmann, Isabel Escamilla Sáez, Sergio González Álvarez, Christian Heise, Elisabeth Henk, Silvia Ivanuschka-Gómez, Daniela Lenzen, Mario Maintz, María José Nägler, Marianne Schmidt und Sara Vicent Traver (s. hierzu S. 1628–1629: ‚Kurze Lebensläufe der Autorinnen und Autoren’).

Das Initialwort der Projektgruppe – DEALEE – entspricht übrigens dem spanischen Titel des zweibändigen phraseografischen Nachschlagewerks: Diccionario español-alemán de locuciones del español de España und weist explizit auf die diatopischen Kriterien bei der Auswahl der Stichwörter hin. Im ersten Satz des Vorworts (S. VII) wird nochmals darauf hingewiesen: „Dieses Wörterbuch verzeichnet die heute im europäischen Spanisch geläufigen Redewendungen in weitgehender Vollständigkeit.” Mit der Ausgangssprache Spanisch ist das Wörterbuch primär für deutschsprachige Adressaten konzipiert, die sich aus beruflichen oder persönlichen Gründen mit der spanischen Sprache auseinandersetzen, konkret für fortgeschrittene Spanisch als Fremdsprache-Lernende, Übersetzerinnen und Übersetzer, Dolmetscherinnen und Dolmetscher, Romanistinnen und Romanisten, Hispanistinnen und Hispanisten, Sprach- und Literaturwissenschaftlerinnen sowie Sprach- und Literaturwissenschaftler.

Das Großwörterbuch enthält insgesamt über 23.000 spanische Phraseme (inklusive Varianten), 11.600 Einträge, 13.700 Bedeutungen, 3.800 Stichwörter und 18.800 Beispiele (ebd., S. IX), die alle miteinander in die Zielsprache Deutsch übersetzt werden. Es handelt sich also um ein semasiologisches (alphabetisch angeordnetes) dekodierendes, d. h., vor allem auf die Rezeption mündlicher und schriftlicher Texte ausgerichtetes phraseologisches Spezialwörterbuch, ausschließlich in der Sprachrichtung Spanisch-Deutsch. Das Hauptziel solch eines Wörterbuchs besteht darin, die Bedeutungen der Redewendungen der Ausgangssprache Spanisch in der Zielsprache Deutsch so präzise wie möglich wiederzugeben (vgl. Torrent-Lenzen 2010: 281–283 sowie Beßler et al. 2009: 15–16). Dank aber der in ihrem prototypischen ko- und kontextuellen Gebrauch präsentierten spanischen Redewendungen, anhand ausgewählter authentischer aktueller Beispiele, können dieselben als Sprachvorbilder fungieren und dienen somit ggf. auch der aktiven Erweiterung und Vertiefung der Spanischkenntnisse (vgl. Torrent-Lenzen 2007: 279). Anhand der Belegbeispiele sollen nach Möglichkeit alle prototypischen Merkmale sowohl auf morpho-syntaktischer wie auf semantisch-pragmatischer und diskursiv-funktionaler Ebene aufgezeigt werden.

Vor dem Wörterverzeichnis enthält das Wörterbuch folgende informative Texte: das „Vorwort” (S. VII), die „Richtlinien des Wörterbuchs” (S. IX–XXI), in denen die theoretischen Grundlagen und angewandten Methoden gemeinsprachlich erklärt werden; ein „Glossar der verwendeten grammatischen, lexikographischen und sprachwissenschaftlichen Fachbegriffe” (S. XXII–XXIX), das „Abkürzungsverzeichnis” (S. XXX u. XXXI), „Verwendete Zeichen” (S. XXXII–XXXIV) sowie Informationen zum „Suchsystem in diesem Wörterbuch” (S. XXXV). Im Nachspann folgen dem Wörterverzeichnis die „Verzeichnisse der Synonyme und Teilsynonyme” (S. 1510–1627), mit den Hinweisen zu ihrer Benutzung (S. 1510) und einem Verweis zum entsprechenden Kapitel in den allgemeinen Richtlinien: „Varianten und Synonymie” (S. XVI–XVII).

Unter Redewendung wird in diesem Nachschlagewerk „eine mehr oder weniger feste Kombination von Wörtern, deren Bedeutung als Ganzes sich nicht notwendigerweise aus der Bedeutung ihrer Komponenten erschließen lässt” (S. IX), verstanden. Außerdem zeichnen sich Redewendungen dadurch aus, dass ihre Bedeutung(en) oftmals stark kontextgebunden sind (vgl. S. XIV; vgl. auch Schemann et al. 2013: XVIII–XXIII). Alle Redewendungen sind mit authentischen Beispielen versehen, die aus „Wörterbüchern, Romanen, Erzählungen, Zeitungen, Büchern verschiedenster Art, Webseiten, Filmen usw. sowie Konversationen, die wir auf der Straße oder anderswo gehört haben” (S. IX) stammen. Deshalb enthält das Wörterbuch „zahlreiche Redewendungen und Bedeutungen, die bisher in keinem anderen Wörterbuch verzeichnet sind” (ebd.). Durch den Einsatz empirischer Methoden wird gewährleistet, dass die ausgewählten Phraseme wirklich usuell sind und dem aktuellen Sprachgebrauch entsprechen. Den authentischen Beispielen kommt dabei eine ganz besondere Rolle zu, denn sie bilden nicht nur den Ausgangspunkt jedes einzelnen Wörterbucheintrags, sondern bestimmen auch dessen Inhalte bezüglich der Definition(en) und der entsprechenden Äquivalenz(en) der jeweils analysierten und lexikografisch erfassten Redewendungen (vgl. S. XI).

Die Wörterbucheinträge bestehen aus einem deklarativen und einem exemplifizierenden Teil (vgl. S. X). Im ersten Teil wird jede Wendung mit syntaktischen, semantisch-pragmatischen und textuellen Informationen versehen, ggf. mit zusätzlichen Informationen über ihren Ursprung (Etymologie), ihrer wörtlichen Bedeutung sowie möglichen Synonymen und/oder Antonymen, der als internes Verweissystem zu verstehen ist; der zweite, exemplizierende Teil besteht aus den Beispielen und deren Übersetzungen (vgl. S. X–XI).

Vor allem bei den Übersetzungen ist nicht zu übersehen, dass der funktionalen Pragmatik eine ganz besondere Bedeutung zugesprochen wird. „[Bei den Übersetzungen wurde der] Kontext, die Haltung des Sprechers, die Konnotationen sowie die impliziten Botschaften berücksichtigt” (S. XVII). In einem weiteren Schritt wurden zudem Paralleltexte zur Überprüfung der Angemessenheit und Gebräuchlichkeit der äquivalenten Einheiten herangezogen, u. a. auch um mögliche falsche Freunde zu vermeiden (ebd. u. auch bspw. Torrent-Lenzen 2012). Dabei handelt es sich um Vorgehensweisen, die sowohl von der Metatexikografie wie von der Metaphraseografie in den letzten Jahren beständig gefordert werden (vgl. Mellado Blanco 2009: 3–20; vgl. auch Iglesias Iglesias 2007: 253–261), die aber in der Sprachenrichtung Spanisch-Deutsch bisher kaum oder nur teilweise eine praktische Umsetzung gefunden hatten, zumindest was phraseografische bzw. idiomatische Wörterbücher betrifft.

Dass der Buske-Verlag[2] weiterhin auf die Veröffentlichung von phraseologischen Großwörterbüchern setzt, wie das hier rezensierte Wörterbuch oder die 2013 im gleichen Format erschienene Idiomatik Deutsch-Spanisch (vgl. hierzu u. a. Ettinger 2014), ist wirklich sehr zu begrüßen. Auch wenn sich die Konzeption jedes dieser Wörterbücher im hohen Maße unterscheidet – schon allein, was die jeweilige Ausgangssprache betrifft –, so handelt es sich doch um sich gegenseitig ergänzende, unverzichtbare phraseologische Nachschlagewerke im Sprachenpaar Spanisch-Deutsch.

Als Abschluss sollen folgende Worte aus dem Spanisch-deutschen Wörterbuch der Redewendungen (S. XX–XXI) dienen, die auf die gewichtigen Vorteile der gedruckten Fassung eines Wörterbuchs eingehen: „Ein gedrucktes Buch […] ist zugleich Einladung und Motivation zu lernen, und zwar nicht nur das, wonach man konkret sucht, sondern vieles mehr. Denn ein Buch erlaubt es zu blättern, zu stöbern und andere Redewendungen oder deren diverse Anwendungen zu entdecken – eben Dinge zu erfahren, die man zu Beginn der Suche noch gar nicht im Sinn hatte. […] Ein gedrucktes Wörterbuch erlaubt es darüber hinaus, das gesamte Material im wahrsten Sinne des Wortes umfänglich in den Händen zu halten (s. auch Husmann 2021). Dadurch ist es möglich, den lexikographischen Reichtum und die Thematik in einem Gesamtzusammenhang zu zeigen.”

Nely M. Iglesias Iglesias

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Literatur

Beßler, Jutta, Michael Erkelenz, María Teresa Marín Martínez, Aina Torrent-Lenzen & Lucía Uría Fernández. 2009. Presentación del proyecto Diccionario español-alemán de locuciones de español de España de Colonia/Hamburgo. https://epb.bibl.th-koeln.de/frontdoor/deliver/index/docId/153/file/Proyecto_diccionario_locuciones.pdf (letzter Abruf 06.03.2021).Search in Google Scholar

Ettinger, Stefan. 2014. Rezension zu Schemann, Hans, Carmen Mellado Blanco, Patricia Buján, Nely Iglesias, Juan P. Larreta & Ana Mansilla. 2013. Idiomatik Deutsch-Spanisch. Hamburg: Helmut Buske. In: PhiN 67. 95–114. http://web.fu-berlin.de/phin/phin67/p67t4.htm (letzter Abruf 13.05.2021).Search in Google Scholar

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Schemann, Hans, Carmen Mellado Blanco, Patricia Buján, Nely Iglesias, Juan P. Larreta & Ana Mansilla. 2013. Idiomatik Deutsch-Spanisch. Hamburg: Helmut Buske.Search in Google Scholar

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Published Online: 2021-11-29
Published in Print: 2021-11-25

© 2021 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Downloaded on 14.12.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/phras-2021-0016/html
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