Zusammenfassung
Im Mittelniederdeutschen bilden einige intransitive Verben das Perfekt sowohl mit wēsen als auch mit hebben. Im Beitrag wird gezeigt, dass die Hilfsverbvariation auf die Unterschiede in der Grammatikalisierung der wēsen- und hebben-Konstruktionen zurückzuführen ist. Die wēsen-Konstruktion grammatikalisiert sich langsamer, und wird v. a. in der Funktion Resultatsperfekt gebraucht, wobei der Nachzustand eines Ereignisses im Fokus steht. Die hebben-Variante ist weiter grammatikalisiert und wird häufiger zur Markierung der Vorzeitigkeit sowie in Kontexten verwendet, wo der Ereignisverlauf fokussiert wird. In diesen Kontexten wird wēsen tendenziell durch hebben ersetzt.
6 Literatur
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Artikel in diesem Heft
- Frontmatter
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- Grammatikographische Gelehrtennetzwerke im Umbruch
- Berücksichtigung regionaler Variation und historischer Sprachstufen des Deutschen in Schulgrammatiken des 19. Jahrhunderts
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- Aus der Werkstatt der Mittelhochdeutschen Grammatik: Phonologie und Graphematik. Herausforderungen und Lösungsansätze
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