Zusammenfassung
Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit Grammatiklehrwerken des 19. Jahrhunderts, die im Deutschunterricht an Gymnasien der Habsburgermonarchie verwendet wurden. Anhand ausgewählter zeitgenössischer Schulgrammatiken wird der Frage nachgegangen, inwieweit regionale Varianz thematisiert, wie sie bewertet wurde und welche Rolle historische Varietäten des Deutschen in diesen Lehrwerken spielten. Die Analyse von vier Schulgrammatiken hat gezeigt, dass die sprachdidaktischen Konzepte dieser Zeit stark von der Vorstellung einer einheitlichen, standardisierten deutschen Sprache geprägt waren. Dementsprechend wird in den untersuchten Lehrwerken das „richtige“ Hochdeutsch als bevorzugte Sprachform dargestellt, da es mit höherem Bildungsniveau assoziiert wird und allgemein verständlich ist. Im Gegensatz dazu werden Mundarten als trennend und überregional nicht verständlich betrachtet und als Abweichung von der einheitlichen deutschen Sprache angesehen. Diese Ansätze dürften in der Praxis oft an ihre Grenzen gestoßen sein, vor allem in den mehrsprachigen Regionen der Monarchie, wie z. B. Galizien.
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