Zusammenfassung
Im Laufe der frühen Phase des Neuhochdeutschen hat im Bereich der Adjektivflexion -en die ältere s-Flexion abgelöst (z.B. frohes Mutes → frohen Mutes). Untersucht wird in diesem Zusammenhang die Frage, welchen Einfluss sprachreflexive Werke des 17. und 18. Jahrhunderts auf diese Entwicklung genommen haben. Die Gegenüberstellung von korpuslinguistischen Daten aus dem historischen Korpus Deutsches Text Archiv + Erweiterungen und ausgewählten Werken aus den zwei genannten Jahrhunderten ergibt, dass sich die n-Flexion nicht nur ohne Zutun der Sprachtheoretiker, sondern gegen deren Empfehlungen bzw. normativen Setzungen durchgesetzt hat. Vor dem Hintergrund des Spannungsverhältnisses zwischen realem Sprachgebrauch und Normsetzung werden mögliche Gründe dafür diskutiert, warum sich der allgemeine, überindividuelle Sprachgebrauch und die metasprachlichen Aktivitäten der Sprachtheoretiker in entgegengesetzte Richtungen bewegten.
Anmerkung
Die Forschungsarbeiten für diese Publikation wurden gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) – SFB1646 – Projektnummer: 512393437 – Projekt <A06>.
4 Literatur
4.1 Quellen
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