Abstract
So far, the history of early Medieval glassmakers has mainly been derived from archaeological sources. Significant in this context was, more than half a century ago, the discovery of a new glass recipe, which began to spread in Europe from the ‘deepest’ early Middle Ages; the question of how this could develop is still subject of various discussions. A new contribution was published by Alexis Wilkin in 2019. According to this contribution, the early Medieval glass artisans owed the technological foundations of their new recipe to their collaboration with metal artisans. There is some clear evidence for this theory, but besides the technical innovation the social conditions of the artisans should not be forgotten. The glassmakers of the early Middle Ages were not free entrepreneurs, in the historical texts they are dependent on their landlords. This dependency, however, gives rise to a purely historical method of investigation: new finds of early Medieval glassworks manufactured according to the altered glass recipe can be assigned to the territories of specific landlords. This paper examines the extent to which family connections can be made visible in the passing on of glassmakers belonging to these families, perhaps also in the development of the new glass recipe.
1. Historische Quellenaussagen zu den Lebensumständen der Handwerker in den frühen Zeiten der Grundherrschaft
Die Pippiniden oder Arnulfinger, Vorfahren der Karolinger, leisteten sich möglicherweise schon im 7. Jahrhundert den Luxus, eigene Glashandwerker [1] zu beschäftigen, denn ihr Stammland lag in einem Gebiet an der Maas, in dem bereits während der Antike und in der Merowingerzeit Glas verarbeitet wurde [2]. Einige Glasmacher standen daher wohl bereits in ihrer Verfügungs-, Herrschafts- und Schutzgewalt, als sie die Königswürde erreichten, und waren so Angehörige ihrer familia [3]. Möglicherweise gehörten diese Spezialisten zu den mobilen Handwerkern, die Karl den Großen „immer begleiteten“ [4], und es war „die königliche Gewalt“ ( regia potestas ), die sie im späten achten Jahrhundert zu Angilbert, einem Vertrauten Karls, schickte, als dieser Abt von St. Riquier wurde [5].
Einer dieser Glasmacher wird in einem Bericht des Sankt Galler Erzählers Notker Balbulus vorgestellt: Der Glasmacher Stracholf, der offenbar vom Kloster Sankt Gallen an Kaiser Ludwig den Frommen ( 813–840 ) ausgeliehen oder übereignet worden war, erhielt eines Tages von Ludwig Kleider geschenkt. Bei einem anschließenden Überfall verteidigte er sich verzweifelt mit dem Hinweis, er sei vitrearius Caesaris, also kaiserlicher Glasmacher [6]. Da er von dem Autor der Quelle Notker Balbulus als Niederster ( infimus ) und Diener oder Sklave [7] ( servus ) bezeichnet wurde, und da er bei dem Überfall eine schlechte Figur abgab, ist seine Zugehörigkeit zum niedersten Stand, die sich in den mittelalterlichen Schriften auch im Verhalten niederschlagen musste, offensichtlich. Dieser Glasmacher war nicht in der Position, über sich selbst zu bestimmen [8], er war kein freier Handwerker [9].
Aus dem Jahr 864 stammt eine Besitzübertragung König Karls des Kahlen, in der ein Hof ( mansus ) sowie ein halber Hof samt den dazu gehörigen Glasmachern Baldrich und Ragenulf mitsamt ihren Familien übertragen werden [10]. Diese Handwerker waren an ihre Grundstücke gebunden, auch sie waren also offensichtlich keine Freie [11].
Die Auswertung der schriftlichen Quellen zeigt ein Bild, nach dem die Glashandwerker der frühen Karolingerzeit von der Familie der Karolinger oder von ihrem jeweiligen Kloster abhängig und nicht frei waren. Können Bodenfunde aus dieser Zeit weitere Hinweise auf ihre Lebensumstände liefern [12]? Hierzu ist zunächst ein Exkurs in die Archäologie notwendig.
2. Technische und Wirtschaftliche Besonderheiten des frühmittelalterlichen Glashandwerks
2.1 Besonderheiten der Glasherstellung und -verarbeitung
Bisher ist es hauptsächlich die Archäologie, vor allem die Archäometrie, die aufschlussreiche Erkenntnisse zum Material, teilweise auch zu den Herstellungstechniken von Gläsern liefert: So stellten Vertreter dieser Wissenschaftszweige fest, dass ein Großteil des in Mitteleuropa verarbeiteten Rohstoffs bis weit ins Frühmittelalter hinein aus der Levante und aus Ägypten stammte, wenn nicht einfach nur Altglas recycelt worden war [13]. Die Handwerker mussten dementsprechend einen Zugang zu importiertem Rohglas haben, wenn sie nicht selbst als Wanderhandwerker ihre Rohstoffe aus dem östlichen Mittelmeerraum mitbrachten. Die Notwendigkeit des Recyclings oder des Imports ergab sich aus dem notwendigen Gebrauch eines Flussmittels bei der Glasherstellung, also eines Rohstoffs, der die Schmelztemperatur senkt. Bei den ‚Importgläsern‘ wurde mineralische Soda verwendet, die in Mitteleuropa nicht oder nur schwer gewonnen werden konnte; das so erzeugte Glas nennt man Soda-Kalk-Glas [14] ( „natron glass“ [15], „verre sodo-calcique“ [16] ). Die Glasmacher, die importiertes Rohglas verarbeiteten, scheinen prädestiniert für eine persönliche Abhängigkeit von einem Grundherrn gewesen zu sein: Wer sonst sollte den Kontakt zu Fernhändlern aufbauen können?
Daneben gibt es die Möglichkeit, das zur Glasherstellung unentbehrliche Flussmittel aus pflanzlicher Soda zu gewinnen. Dies wurde traditionell in den östlichen Nachbarregionen des Römischen Reiches und später im arabisch-islamischen Raum praktiziert. Schließlich kann auch Bleioxid als Flussmittel dienen, ein Verfahren, das offenbar ursprünglich in Südostasien entwickelt wurde [17].
Die beiden letztgenannten Techniken der Glasherstellung kamen ab dem 8. Jahrhundert im europäischen Frühmittelalter immer häufiger zur Anwendung; damals fand ein ausgedehnter Wechsel des Flussmittels zur pflanzlichen Variante, teilweise auch zu Bleioxid statt. Zur Gewinnung der pflanzlichen Soda verwendeten die europäischen Glasmacher allerdings nicht wie ihre östlichen Kollegen Salzpflanzen ( Halophyten ), die am Strand oder in Wüsten wachsen, sondern lokal vorkommende Bäume und Farne; das von ihnen erzeugte Glas wird entsprechend Holzasche-Glas ( „wood ash glass“ [18], „verre potassique“ [19] ) genannt. Wenn man sowohl mineralisches als auch pflanzliches Soda einsetzte, oder wenn man als Rohstoff Altglas aus beiden Glasarten verwendete, erhielt man ein Alkali-Mischglas [20] ( „mixed-alkali glass“ [21], „verre mixte calco-sodo-potassique“ [22] ), welches ebenfalls für diese Zeit nachgewiesen ist.
Da beide zur Glasherstellung notwendigen Rohstoffe, also Holzasche wie auch Bleioxid, in Europa verfügbar waren, scheint ab dem Zeitpunkt des Flussmittelwechsels eine gewisse Selbstständigkeit der Glashandwerker von den technologischen Voraussetzungen her möglich gewesen zu sein. Gibt es weitere Hinweise, die diese Annahme unterstützen können?
2.2 Zu den wirtschaftlichen Grundlagen der Glasmacher im Frühmittelalter
2019 entwickelte Wilkin die These, dass die frühmittelalterlichen Glashandwerker die technologischen Grundlagen zur Entwicklung des neuen Glasrezeptes ihrer Nähe zu und der Zusammenarbeit mit Metallhandwerkern verdankten [23]. Dafür spräche, dass einige Holzaschegläser in Regionen hergestellt oder weiterverarbeitet wurden, in denen man im Frühmittelalter auch Metalle gewonnen hatte, zum Beispiel im tektonischen ‚Fenster von Theux‘ in den Ardennen [24]. Auch an der Silbermine von Melle im westlichen Frankreich, wo aus der Schlacke der Silbergewinnung Produkte aus Bleiglas hergestellt wurden, könne der Wechsel der Glasrezepte „mit der Nähe des Glas- und des Metallgewerbes“ in Verbindung gebracht werden [25]. Historisch ist aus einer Schriftquelle der Karolingerzeit solch ein zweifach talentierter Handwerker auf der Aachener Dombaustelle bekannt, „der in sämtlichen Metall- und Glasarbeiten alle anderen übertraf.“ [26]
Wilkin sah die Gründe für diese Zusammenarbeit darin, dass man die Umweltbelastungen bündeln, die Absatzmärkte optimieren, die Ressourcenbelieferung wie zum Beispiel die für beide Gewerbe bedeutende Brennstoffversorgung rationalisieren sowie die Verwendung von Abfällen aus der Metallproduktion ermöglichen wollte [27]. Die Herstellung von Holzascheglas könnte eine Lokalisation der Glasproduktion in den Wäldern, in denen die notwendigen Roh- und Brennstoffe vorhanden waren, erlaubt haben; für die Glas- und Metallhandwerker sei eine „bescheidene Produktion auf dem Lande“ in Betracht zu ziehen [28]. Hiervon ausgehend lehnte sich Wilkin an die Erkenntnisse Kuchenbuchs und Tanges an, wonach in der Grundherrschaft Metallhandwerker mit einem derart kleinen ‚bäuerlichen Nebenbetrieb‘ ausgestattet waren, dass er für den Grundherrn keine landwirtschaftliche Rendite mehr abwerfen konnte. Die Verwertung sei nur dadurch möglich gewesen, dass sich solche Spezialhandwerker autonom die Rohstoffe beschafften und selbständig nach Absatzmärkten umschauten; hierdurch sei dann ihr Lebensunterhalt genauso wie der ihrer Herren gesichert worden [29]. Er übertrug diese Erkenntnisse auf die Glasmacher; bei ihnen sei die ökonomische Grundlage eine Nachfrage nach Glasprodukten gewesen, die über die der adligen Eliten – welche grundsätzlich den Umfang und die Nachfragestruktur bestimmten – hinausging [30].
Dies steht in Widerspruch zum Stand der Forschung, demgemäß Glas nur ein kostbarer, unbedeutender Luxusartikel war. Nach der bisher vorherrschenden Ansicht hatten die Glasmacher im frühen Mittelalter nur „einen zwar eingeschränkten, dafür aber umso wohlhabenderen Abnehmerkreis gehabt.“ [31] Die Anzahl der damals praktizierenden Glashandwerker war dementsprechend wohl gering, denn im Gegensatz zu den nachfolgenden Epochen lassen sich bei den Hohlgläsern im gesamten Reich wie auch darüber hinaus „Gemeinsamkeiten in der Ausführung der Formen und in der Zusammensetzung der Glasmasse“ erkennen [32]. Im Gottesdienst wurden gläserne Gefäße nicht bevorzugt. Die Fenstergrößen lagen weit unter denen der gotischen Kathedralen [33], und ohne die technischen Ausführungsmöglichkeiten entsprechend großer Fensteröffnungen fehlte auch die theologisch begründete Motivation zur Anfertigung solch riesiger Bleiverglasungen [34].
Im Gegensatz dazu erfreuten sich Metallprodukte durch ihren Einsatz in Landwirtschaft und Kriegsführung einer hohen Nachfrage in allen Schichten der frühmittelalterlichen Gesellschaft [35] – hier scheint eine gewisse Autonomie der Metallhandwerker zumindest von der Nachfrageseite her eher vorstellbar.
Dennoch bringt der Hinweis Wilkins auf die Zusammenarbeit im frühmittelalterlichen Glas- und Metallgewerbe einen neuen Aspekt: Ein gewisser Austausch war sicherlich für die Glasmacher nützlich. Neben der bereits angeführten Verwendung von Abfällen aus der Metallproduktion waren gemeinsame Strategien zur Lösung technischer Probleme von Vorteil; das neue Holzasche-Glas erforderte nämlich die Erzeugung wesentlich höherer Schmelztemperaturen, was wiederum Folgen für den Ofenbau haben konnte [36].
Was allerdings Wilkin nicht erwähnt, ist die Tatsache, dass jede gewerbliche Ansiedlung den Auftrag oder zumindest die Genehmigung des jeweiligen Landbesitzers erforderte. Die Wälder, Siedlungen, Klöster, Paläste und Burgen, in denen die Glasmacher tätig waren, gehörten bestimmten Grundherren, die sich häufig aus dem historischen Urkundenmaterial erschließen lassen. Die archäologischen Entdeckungen von frühmittelalterlichen Glasofenresten in der letzten Zeit scheinen hier den Weg zu weisen: Sie liefern über ihren Fundort und ihre zeitliche Verortung Hinweise auf die Herren der frühmittelalterlichen Glashandwerker. Davon ausgehend könnte es interessant sein, über die Namen der Grundherren auf verwandtschaftliche Beziehungen zu schließen, die die Weitergabe der Glashandwerker im eigenen oder in befreundeten Familienverbänden als vorstellbar erscheinen lassen.
Die Untersuchung beginnt mit den Überresten einer Bleiverglasung, die aus einem frühmittelalterlichen Herrenhof an der Maas stammen. Hier wurde noch das alte Soda-Kalk-Glas aus der Römerzeit verarbeitet.
3. Glasverarbeitung auf dem Herrenhof von Thier d’Olne an der Maas
Auf der Anhöhe Thier d’Olne ( commune d’Engis, province de Liège, Belgien ) in der Nähe einer Furt durch die Maas siedelte sich in der Mitte des siebten Jahrhunderts eine fränkische Familie an. In der zweiten Hälfte des achten Jahrhunderts wurde diese Siedlung erneuert: neben dem Bau einer in drei Räume unterteilten Pfosten-Schwellen-Konstruktion von dreizehn mal zwölf Metern entstand eine Kapelle aus Bruchstein, die mit einem bemalten Innenputz sowie einem oder mehreren Glasfenstern ausgestattet war. Die vorgefundenen Flachglasreste sind mehrfarbig und waren mittels Kröseleisen bearbeitet worden, was darauf hinweist, dass sie zu einer Bleiverglasung gehörten [37].
Bei diesem Herrenhof handelt es sich möglicherweise um die ehemalige karolingische Villa Alnith in der Region Condroz, von der Kaiser Karl III. der Dicke 885 eine Hufe nebst Zubehör sowie die Nutzungsrechte am Forst Hulsinas und den dazu gehörigen Sklaven beiderlei Geschlechts vergab [38]. Die Flachglasreste bestehen aus klassischem Soda-Kalk-Glas, das wieder eingeschmolzen worden war [39]. Hier wurden also keine neuen Glasrezepte erprobt, und die Arbeit eines Glasmachers aus der kaiserlichen Handwerkertruppe, sofern diese noch existierte, scheint möglich.
4. Die Glashütte in der Königspfalz von Paderborn
Für die Herstellung des Glases, das bei Ausgrabungen an der Königspfalz in Paderborn entdeckt wurde, muss hingegen experimentiert worden sein; hier liegen vermutlich die frühesten Exemplare des neuen Holzasche-Glases vor. Die Entstehung der Pfalz hing eng mit der fränkischen Eroberung sächsischer Gebiete zusammen. Das im Winter 774/775 auf der Versammlung von Quierzy beschlossene Christianisierungsprogramm der nicht zum Reich gehörigen Sachsen führte zum Bau der Festung ( castra ) Paderborn an verkehrsgeografisch günstiger Lage [40]. Die Sachsen antworteten 778 mit einem Aufstand, bei dem unter anderem auch die Paderborner Königspfalz zerstört wurde. Ein Wiederaufbau des Palastes kam nach weiteren Angriffen in den Jahren 793 und 794 erst um 799 zu einem gewissen Abschluss. Spätestens seit diesem Zeitpunkt war Paderborn auch Bischofssitz. Weitere Baumaßnahmen fanden noch in der ersten Hälfte des neunten Jahrhunderts statt [41].
Die im Königspalast von Paderborn gefundenen Flach- und Hohlglasreste zeigen, dass eine reiche Glasausstattung dem herrschaftlichen Auftritt des Königs bei wichtigen politischen Ereignissen und Zeremonien dienen sollte [42]. In den Schichten, die mit der Zerstörung der Pfalz im Jahr 778 in Verbindung gebracht wurden, entdeckte man neben verschiedenfarbigen Mosaiksteinchen Fragmente von Bleiverglasungen und Hohlgläsern [43] sowie die Reste eines Glasofens, der von seiner Größe her nur als Sekundärglasofen funktioniert haben konnte. Es wird angenommen, dass die hiesige Glashütte, die etwas abseits der Pfalzgebäude in der Nähe der Befestigungsmauer stand, ausschließlich für die Bedürfnisse dieses Palastes arbeitete und nach der Zerstörung nicht wieder errichtet wurde. Das von den hiesigen Glasmachern verwendete Rohglas muss auswärts hergestellt und anschließend zur Baustelle transportiert worden sein [44]. Die Analyse ergab bei einigen Hohlglas- sowie bei den meisten Fensterglasfragmenten, dass sie aus ‚Kalium-Glas‘, also aus Holzasche-Glas bestanden, die anderen waren aus dem traditionellen Soda-Kalk-Glas. Die chemische Zusammensetzung des Holzasche-Glases ist im Gegensatz zu der der Soda-Kalk-Gläser sehr variabel, was mit wechselnden Verhältnissen von Quarzsand zu Holzasche und unterschiedlichen Ausgangsmaterialien zur Ascheproduktion ( Baumstämme, Blätter ) erklärt wird [45]. Der Ort, an dem das neuartige Rohglas hergestellt wurde, ist nicht bekannt.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Produktionszeit der Paderborner Glaswerkstatt in den Jahren der ersten Erbauung der Königspfalz um 776 und 777 liegt. Es handelte sich um eine Bauglashütte für einen karolingischen Prestigebau, in der ein neuartiges Rohglas von offensichtlich mobilen Glasmachern im Auftrag des Königs weiterverarbeitet wurde. Wenn diese nicht von auswärts angeworben worden waren, könnten sie Familienhandwerker der Karolinger gewesen sein, die bereits in ihrer Grundherrschaft angesiedelt waren.
5. Die Gläser aus dem Kloster Brunshausen bei Gandersheim
Beim Bau des Klosters Brunshausen bei Gandersheim [46] um 780 verwendete man – nur wenige Jahre nach dem ersten Bau der Königspfalz von Paderborn – für die Fenster unter anderem Holzasche-Glas [47], also die neue Glasart. Schutzherr dieses Gebäudes war der mit Karl dem Großen verbündete sächsische Anführer Liudolf, Ahnherr der später kaiserlichen Sippe der Ottonen, dessen Familie ihren Aufstieg der frühen Zusammenarbeit mit den fränkischen Eroberern verdankte [48]. Es liegt nahe, dass hier der gute Kontakt zur Herrscherfamilie auch bei der Vermittlung der Handwerker von Nutzen war. Eine mögliche Verbindung zum Metallhandwerk ist durch die Nähe zum Harz gegeben, wo der Beginn von Verhüttungsaktivitäten um 700 angesetzt wird [49].
6. Die Bleiverglasungen aus dem Jurakloster Baume-les-Messieurs
Aus dem späten achten Jahrhundert stammen Hohlgläser und Reste von Bleiverglasungen aus Holzasche-Glas, die bei Ausgrabungen in der Kirche des Juraklosters Saint-Pierre in Baume-les-Messieurs entdeckt wurden. Einige der Glasstücke weisen Reste von Glasmalerei auf. Da das Kloster 869 von dem karolingischen König Lothar II. dem Erzbischof von Besançon geschenkt wurde, muss es sich vor dieser erstmaligen historischen Erwähnung im Besitz der Karolinger oder einer angeheirateten Familie befunden haben [50]. Diese könnte die Glasmacher angeworben oder selbst über entsprechende Spezialisten verfügt haben. Über eine Zusammenarbeit mit Metallhandwerkern gibt es hier keine Informationen.
7. Die Glasfenster aus Theux bei Lüttich und aus dem Ardennenkloster Stablo
Im belgischen Theux ( Provinz Lüttich ) fand man bei Ausgrabungen in der Sankt-Hermes-und-Alexander-Kirche 15 Fragmente einer Bleiverglasung aus Holzasche-Glas [51]. Die offensichtlich im achten, spätestens zu Beginn des neunten Jahrhunderts hergestellten Glasfenster wurden für ein Gebäude in Auftrag gegeben, das die Vorfahren Ludwigs des Frommen an die Abtei Stablo-Malmedy übertragen hatten und das mitten in einer für die Karolinger sehr bedeutenden Siedlung mit königlichem Palast stand, die von einem Gutsverwalter ( actor fisci nostri ) geleitet wurde [52]. Der Auftraggeber könnte also der Stabloer Abt als Gebäudebesitzer, daneben aber auch auf dessen Bitte hin der lokale Verwalter der Karolinger gewesen sein. Wilkin vermutete, dass die Glaserzeugung in einem Zusammenhang mit der Verhüttung lokal vorkommender Erze zu sehen ist, ohne dies weiter auszuführen [53].
Die Abtei Stablo liegt etwa 25 km südöstlich von Theux. Vielleicht waren es dieselben Glasmacher, die dort die Bleiverglasungen herstellten: Neben den Überresten einer Glasmacher-Werkstatt wurden hier Fragmente von Bleiverglasungen aus Soda-Kalk-Glas und aus Holzasche-Glas gefunden. Daneben entdeckte man auch Fragmente von Bleiruten, die offensichtlich vor Ort gegossen worden waren; einige Gläser waren mit Spuren einer Glasmalerei versehen. Die Glasmacher-Werkstatt wie auch die Holzasche-Gläser stammen aus einem Fundzusammenhang „vor 881“, also vor der Zerstörung durch normannische Krieger, und könnten teilweise bis zum Gründungsdatum in der Mitte des siebten Jahrhunderts zurückgehen [54]. Damals hatte der Merowingerkönig Sigibert III. ein Grundstück seines Landes ( in foreste nostra ) für diesen Zweck zur Verfügung gestellt, als Bauherr wird dessen Hausmeier Grimoald genannt ( vir illuster Grimoaldus [ … ] suo opere [ … ] construxit ) [55]. Letzterer war Sohn Pippins I., eines der Spitzenahnen der späteren Karolinger. Auch wenn dieses Geschlecht nach dem Tod Grimoalds zeitweise an Einfluss verlor, scheint es ständig das Kloster unterstützt zu haben [56]. Zeitlich scheint ein Zusammenhang mit den Glasmachern aus Theux durchaus möglich zu sein, vielleicht waren sie identisch.
8. Glashandwerker im Kloster Saint-Denis
8.1 Die Historischen Quellen
Um das Jahr 800 herum beschrieb der langobardische Abt Fardulf von Saint Denis [57] ( 792–806 ) in einem Gedicht seine Bautätigkeit für dieses Kloster:
Möge das Geschriebene dem aufmerksamen Leser die würdevollen Gebäude [58] ( culmina ) offenbaren, Fardulf schrieb es für seinen Karl [ den Großen ]. [ … ] Der friedfertige Karl bewilligte, dass er Leiter des Hofes von Saint Denis werde. Dem Wohltäter errichtete er vorsorglich diesen Bau ( aedem ), möge er sich darin mit seinen Dienern erfreuen. Der waffenmächtige Fürst [ … ] befahl, dass sich die Gebäude ( culmina ) nach der Regel unserer früheren Vorfahren erheben sollten, sie überragen die Häuser [59] ( domus ) durch die königliche Ehre: Sooft er die herrlichen Paläste des Reiches sieht, soll er sich an seinen Diener Fardulf erinnern [60].
Die culmina beziehungsweise die aedis, die der Autor nennt, stehen für die Königspfalz, die Abt Fardulf in seinem Kloster für Karl den Großen errichten ließ; es handelte sich um eine der ältesten Klosterpfalzen des fränkischen Reiches [61].
Ein weiteres zeitgenössisches Gedicht beginnt mit einem „Vers an eine Kirche“, in dem eine formosa domus ( ein „wohlgestaltetes Haus“ ) erwähnt wird, in dem „zugleich die Körper von drei Heiligen“ liegen – offensichtlich eine Anspielung auf das Kloster Saint Denis, in dessen Abteikirche die Gebeine des Heiligen Dionys zusammen mit denen seiner Gefährten Rusticus und Eleutherius ruhen sollten. Dieses Gedicht stammt von dem nicht sicher zu bestimmenden Autor Hibernicus Exul und wurde wohl im letzten Jahrzehnt des achten Jahrhunderts verfasst [62]. Ein Vers daraus ist einem Fenster gewidmet:
Vers an ein Fenster. Damit der verschlagene Versucher nicht an das Ruhebett Davids [ = Karls des Großen ] trete, möge dies Fenster mit der Hand Gottes gesegnet werden ( signetur ) [63]! Die Vierzahl des Evangeliums schütze seinen gesamten Leib sowie innen der Allmächtige seine Seele [64].
Auf diesem Fenster war offensichtlich eine Glasmalerei angebracht, die zwischen den Zeichen der vier Evangelisten die Hand Gottes abbildete [65]. Da es hinter dem Bett Karls des Großen angebracht war, muss es sich in seiner Residenz, also in der eben errichteten Klosterpfalz befunden haben und wäre somit ein Teil des Neubaus Abt Fardulfs, der nordwestlich der Abteikirche lag.
Über den Standort der Glashütte, in der dieses und wohl auch andere Fenster [66] hergestellt wurden, gibt die Archäologie zwei Möglichkeiten an.
8.2 Die archäologischen Quellen
8.2.1 Eine Glashütte auf dem Klostergelände
In einer Abfallgrube im nördlichen Klosterbereich, die im elften Jahrhundert verfüllt worden war, fanden sich Bleiruten samt den zugehörigen Gussformen sowie zugeschnittene und gekröselte Flachglas-Stücke, die offenbar zu einer Bleiverglasung gehörten; diese sollte hier entweder hergestellt oder repariert werden [67].
Die Klosterhütte könnte entweder nur zeitweilig während der Baumaßnahmen eingerichtet worden sein, so wie dies bei der Hütte der Paderborner Königspfalz angenommen wird [68]. Es gibt aber in dem zeitgenössischen italienischen Kloster San Vincenzo al Volturno auch das Beispiel einer Klosterhütte, die als dauerhafte Werkstatt eingerichtet war; hier wurden Fensterglas, Glaslampen, edle Glasgefäße und Schmucksteine zur Verschönerung von Reliquienschreinen und Buchdeckeln hergestellt [69].
Da in Saint-Denis die Bleiruten hergestellt wurden, scheint es eine gewisse Zusammenarbeit mit Metallhandwerkern gegeben zu haben. Die auf dem Gelände entdeckten Überreste von Rennöfen und Gussformen für Gürtelschnallen stammen allerdings aus der Merowingerzeit [70].
8.2.2 Eine Glashütte in einer Außenstelle ( villa ) des Klosterbetriebs
Eine weitere Glashütte im Klosterbesitz wurde 2008 in der französischen Gemeinde Méru ( dép. Oise ) etwa fünfzig Kilometer nördlich von Saint Denis entdeckt. Die Werkstatt lag am Rand einer Durchgangsstraße und stellte offensichtlich im ersten oder zweiten Drittel des neunten Jahrhunderts Hohlgläser und Bleiverglasungen her [71]. Der Ort war dem Kloster im Jahre 627 als villa Matrius geschenkt worden; sein Aufgabenbereich innerhalb der klösterlichen Wirtschaft wurde im Jahre 862 dahingehend beschrieben, dass er – unter dem Namen villa Mairiu – den Mönchen zwischen Ostern und Weihnachten Geflügel in Form von „Masthühnern und Mastgänsen“ zu liefern hatte [72].
Die Standortwahl auf diesem Geflügelhof geschah wohl aufgrund der Tatsache, dass er einerseits an einer Durchgangsstraße lag und andererseits über die Rohstoffe Holz, Lehm und Wasser verfügte [73]. Bei der Herstellung von Hohl- und Flachgläsern in der Klosterhütte von Méru wurde das neue Holzasche-Glas verwendet. Die Produktion fand wohl um 800 herum statt, wenn man die Datierung der Glashütte ( neuntes Jahrhundert ) mit der vermuteten Entstehungszeit des Gedichtes Hibernicus Exuls, das etwa zum Ende des achten Jahrhunderts die Bleiverglasung in der Königspfalz von St. Denis beschrieben hatte, kombiniert. Auftraggeber wäre also Abt Fardulf gewesen. Dieser war zu seinem Amt gekommen, indem er seine Treue gegenüber Karl dem Großen bewiesen hatte: Ihm gegenüber hatte er den Verrat seines ältesten Sohnes Pippin des Buckligen enthüllt [74]. Es bleibt anzunehmen, dass ein solch vertrauensvolles Verhältnis auch bei der Versorgung mit Fachkräften aus der königlichen Handwerkertruppe – zum Beispiel im Glasgewerbe – bestehen blieb [75]. Ob sich hierunter auch qualifizierte Metallhandwerker befanden, scheint nicht gesichert zu sein, da in Méru nur Hinweise auf begrenzte Schmiedearbeiten zur Reparatur von Werkzeugen vorgefunden wurden [76]. Bemerkenswert ist auf jeden Fall, dass diese Klosterhütte eine lange Tagesreise [77] vom Kloster entfernt betrieben wurde. Vielleicht waren es selbstständige Glasmacher – vertraut mit dem hier verarbeiteten neuartigen Holzascheglas –, die in Absprache mit der Klosterverwaltung den Standort festgelegt hatten, denn hier fanden sich nicht nur einige der notwendigen Rohstoffe, sondern sie konnten sich auch mit einem sonntäglichen Festbraten versorgen lassen. Vielleicht gehörten die Glasmacher jedoch einfach als Inventar zu der Außenstelle Méru, so wie es später in einer Besitzübertragung Karls des Kahlen beschrieben wurde [78].
9. Glasherstellung und -verarbeitung in Köln
Bei den archäologischen Grabungen in Köln fanden sich so viele Hinweise auf Glasherstellung und -verarbeitung, dass für die frühmittelalterlichen Glaswerkstätten eine bis ins zehnte Jahrhundert hinein andauernde, in die Römerzeit zurückreichende Kontinuität angenommen wird [79]. Die Produkte waren einfache Gebrauchsgefäße wie auch kunstvolle Spitzenprodukte, daneben Glasperlen sowie Flachglas [80].
Die meisten der archäologisch nachgewiesenen Glaswerkstätten befinden sich am heutigen Kurt Hackenberg-Platz sowie am Heumarkt, die im Frühmittelalter vor der Stadtmauer lagen [81]. Diese Rheinvorstadt war königlicher Besitz, denn die dortigen Kaufleute zahlten eine als Hofzins ( census curiae ) bezeichnete Grundsteuer, die erst in der zweiten Hälfte des zehnten Jahrhunderts unter Erzbischof Bruno ( 953–965 ) oder durch König Otto III. ( 983–1002 ) dem seit etwa 800 existierenden Erzbistum zugewiesen wurde. Es ist also wahrscheinlich, dass die hier tätigen Glasmacher für eine lange Zeit auf dem Grund des Königs, somit innerhalb seiner Grundherrschaft, unter seinem Schutz und in seinem Auftrag, tätig waren [82].
Neben dem König verfügte auch der Kölner Erzbischof über Grundbesitz [83]. In der Zeit zwischen 750 und 950 lag Köln abseits des Königs-Itinerars; es bestand folglich zumindest durch den König selbst oder die Mitglieder seines Hofes keine Nachfrage nach Glaswaren. Darüber hinaus ist die Existenz einer Königspfalz, für deren Hohl- und Flachglasbedarf der Einsatz von Glasmachern erforderlich wäre, für diese Zeit fraglich [84]. Die damaligen Kölner Glasmacher könnten also außer für den König auch für den Erzbischof, wenn auch nicht unbedingt auf dessen Grund gearbeitet haben.
Die Kölner Glasmacher hielten während der Karolingerzeit weitgehend an der Verarbeitung von importiertem Rohglas fest [85], ein Luxus, der ihnen sicherlich durch ihren weltlichen oder geistlichen Herrn über den Fernhandel des Kölner Rheinhafens gesichert wurde. Sie mussten also nicht mit neuen Glasrezepten experimentieren, sondern konnten das fertige Zwischenprodukt einschmelzen und in die gewünschte Form bringen – was eher für zumindest wirtschaftliche Abhängigkeiten von einem Glaslieferanten spricht. Ob sie auch mit Metallhandwerkern zusammenarbeiteten oder gar mit ihnen identisch waren, ist unklar; gesichert ist die lokale Verarbeitung von Blei, Zinn, Bronze und Eisen [86].
Ein bedeutender Auftrag der Kölner Glasmacher war die Verglasung des sogenannten ‚Alten Domes‘, des Vorgängerbaus der heute existierenden, gotischen Kathedrale, der nach aktuellem Forschungsstand wohl um oder kurz nach 800 errichtet wurde [87]. Von diesen Fensterscheiben stammen wahrscheinlich Fragmente, die wiederum aus Holzasche-Glas bestanden. Die Scheiben sind teilweise mit Schwarzlot bemalt, wobei die Ornamente Parallelen zur karolingischen Buch- und Wandmalerei aufweisen [88]. Es wird allerdings nicht angenommen, dass dieses Glas in Köln hergestellt, sondern lediglich hier verarbeitet wurde [89]. Auch dies weist darauf hin, dass die lokalen Glasmacher wenigstens in einer gewissen Abhängigkeit von Glaslieferanten standen, wenn es nicht ihr Herr war, der die komplette Rohstoffbeschaffung organisierte.
Dieses Holzasche-Glas dürfte – falls die Bauzeit des Alten Domes von Köln um 800 herum richtig ist – auf Veranlassung des Bischofs und späteren Erzbischofs Hildebald ( 787–818 ) verarbeitet worden sein [90]. Dieser stand als Berater Karls des Großen an der Spitze der Hofkapelle, war also für die diplomatischen und Verwaltungsaufgaben Karls zuständig [91]. In diesem Rahmen hatte er sicherlich keine Probleme, an geeignete Handwerker – sei es bei seinem König, sei es durch die Kontakte zu anderen kirchlichen Würdenträgern – zu kommen.
Nach zwei Beschreibungen aus dem dreizehnten oder vierzehnten Jahrhundert war der Alte Dom mit 105 oder 109 Fenstern ausgestattet. In einer der beiden Quellen ist von „Handwerkern oder Pfründnern des Küsters“ ( officiati seu prebendarii custodis ) die Rede, die gehalten sind, die Fenster zu reparieren „so wie es von alters her vor dem Brand des oben erwähnten Langhauses ( monasterii ) üblich war“ ( vor dem Baubeginn des gotischen Domes brannte am 30. April 1248 der Alte Dom während der Abrissarbeiten ab, da man versucht hatte, durch Feuer Teile zum Einsturz zu bringen ). „Auf die gleiche Weise werden die Fenster wieder hergestellt: die bemalten werden mit bemaltem und die nicht bemalten mit nicht bemaltem Glas repariert“; das hierfür benötigte Material hatte der Küster zu liefern [92]. Dies bedeutet, dass die Glasmacher bereits am Alten Dom in einem kirchlichen Amtsverhältnis, einer sogenannten Pfründe, standen; sie wurden demnach über den Küster vom Erzbischof versorgt, was einen wichtigen Hinweis auf dessen Bedeutung für die zeitgenössischen Kölner Fensterbauer liefert: „Pfründe“ geht auf lat. praebenda ( „das Darzureichende, zu Gewährende“ ) zurück. Einem praebendarius wurde die Versorgung von seinem Herrn gewährleistet [93].
Unsicher ist, ob die Zeitangabe „von alters her“ ( ab antiquo ) bis zur Gründungszeit des Alten Doms zurückreicht. Vielleicht sollte mit dieser Beschreibung vor allem der Pflichtkreis des Küsters im dreizehnten Jahrhundert eingegrenzt werden [94].
Am alten Handelsort Köln gab es sicher eine hohe Nachfrage und damit die wirtschaftliche Grundlage für den Verkauf von Glaswaren: Kaufleute sind für die erste Hälfte des neunten Jahrhunderts historisch nachgewiesen [95]; über Köln lief auch der Handel von Wein, Mayener Basaltmühlsteinen sowie Badorfer und Pingsdorfer Keramik [96]. Zu den anspruchsvollen Konsumentenschichten in der Kölner Bevölkerung gehörten neben dem – für längere Zeit abwesenden – König und dem Bischof Klerikergemeinschaften samt Dienstmannen, Hörigen und Hauspersonal sowie adlige Amtsträger und deren Gefolgsleute [97]. Vielleicht konnten die lokalen Glasmacher neben ihrer Verpflichtung zur Erfüllung von Auftragsarbeiten über ein zusätzliches Einkommen verfügen, indem sie selbst hergestellte Objekte privat verkaufen durften.
10. Eine Waldglashütte des Klosters Corvey
822 gründeten zwei Vettern Karls des Großen, die Äbte Adalhard und Wala von Corbie, das Kloster Corvey ( heute Stadtteil von Höxter in Nordrhein-Westfalen ) in dem Gebiet der unterworfenen Sachsen. Das erforderliche Baugrundstück lag an einem Weserübergang und gehörte einem Vertrauten Walas, dem Grafen Bernhard, der es an Kaiser Ludwig den Frommen verkaufte. Dieser überließ es den Mönchen zusammen mit der benachbarten königlichen villa Huxori ( das heutige Höxter ) sowie den sächsischen Gütern des Mutterklosters Corbie. 833 erteilte er die Genehmigung zur Errichtung eines Marktes und einer Münze, was zur vermehrten Ansiedlung von Handwerkern in Höxter führte. In Folge der Reichsteilungen des neunten Jahrhunderts schwand der Einfluss des westfränkischen Mutterklosters [98].
Bei Grabungen im Klosterbereich konnten seit den neunziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts Hinweise auf einen „polyhandwerklichen“ [99] Werkstattbereich am alten Weserufer gesammelt werden, der nach dem Fundspektrum der Gebrauchskeramik dem neunten, möglicherweise bereits dem achten Jahrhundert zuzuordnen ist. Er könnte somit bereits aus einer Zeit vor der Klostergründung 822 stammen und stünde dann mit dem Vorbesitzer Graf Bernhard oder dessen Vorfahren in Zusammenhang [100]. Neben Baustoffen wie Sandstein und Kalk wurden hier auch Holz, besonders aber Metalle verarbeitet: Außer der Bunt- und Edelmetallverarbeitung fand offenbar auch eine Verhüttung von Erzen statt. Die Hinweise für Glas waren dagegen nur vage: so fand man einen opaken, stark korrodierten Rohglas- oder Schmelzrest, einen kleinen, farblosen Rohglasbrocken aus Soda-Kalk-Glas sowie Ofenreste. In diesen Werkstätten müssen ernsthafte Probleme beim Betrieb des Ofens aufgetreten sein, denn das Ofenmaterial, Buntsandstein mit nur geringem Quarzgehalt, war den Temperaturen nicht gewachsen und teilweise geschmolzen.
Im Abbruchschutt, der im Gefolge einer Renovierung des Klosters im 17. Jahrhundert angefallen war, wurden gläserne Wandfliesen, drei Flachglasscherben und ein Glasbrocken aus der Zeit zwischen 800 und 900 entdeckt, die aus Holzasche-Glas bestehen, deren Gehalt an den Hauptkomponenten jedoch erheblich variiert. Falls die unzureichenden Ofenbaumaterialien aus der gleichen Zeit stammen, ist es unwahrscheinlich, dass diese Gläser darin erzeugt wurden, da Primärglasöfen zur Herstellung von Holzasche-Glas Temperaturen von über 1300° C dauerhaft aushalten müssen. Unterschiedliche TiO2-, Al2O3- und FeO-Gehalte werden auf die Verwendung unterschiedlicher Quarzsande zurückgeführt. Man interpretierte den Befund daher so, dass „in der Zeit von etwa 800–1000 [ … ] in einer Art Experimentierstadium neue Glasrezepte auf der Basis von Asche einheimischer Hölzer und deren Rinde und Blätter sowie Quarzsand unter Zusatz von etwas Soda-Altglas ( und eventuell etwas Kalk ) ermittelt“ wurden. Die deutlichen Unterschiede zwischen bestimmten Proben zeigten, dass das frühe Holzasche-Glas in mehreren Glashütten hergestellt worden ist. Die in Corvey gefundenen Werkstätten waren also offensichtlich zu einem bestimmten Zeitpunkt im neunten Jahrhundert nicht in der Lage, das vom Kloster benötigte Glas herzustellen [101], und anscheinend konnten die benachbarten Metallhandwerker auch nicht helfen.
In diesem Zusammenhang ist von Interesse, dass vor der Mitte des neunten Jahrhunderts wahrscheinlich ein Corveyer Abt seinen Reichenauer Kollegen um die befristete Überlassung eines Glasmachers gebeten hatte, um die Fenstergläser der Klosterkirche herzustellen [102].
Über den Erfolg dieses von auswärts einbestellten Fachmannes ist historisch nichts überliefert; allerdings zeigt die archäologische Neuinterpretation der Überreste einer in der Nähe des Klosters angelegten Glashütte, dass hier im neunten Jahrhundert tatsächlich Holzasche-Glas „offenbar von hoher Qualität“ erschmolzen werden konnte [103]. Der betreffende Hüttenstandort liegt im Solling nördlich der Weser bei Bodenfelde, etwa 25 Kilometer südlich von Corvey. Das Kloster erhielt 833 von Kaiser Ludwig dem Frommen alle seine Rechte an der in der Nähe befindlichen Salzquelle auf ewig übertragen [104]; die Gegend wurde also häufiger von Klosterangehörigen frequentiert. Während an der Datierung „kein Zweifel bestehen“ könne [105], bleibt unklar, warum die Hütte gerade hier und nicht näher am Kloster errichtet wurde.
Es bleibt festzuhalten, dass Ludwig der Fromme sowohl bei der Klostergründung wie auch bei dessen Ausstattung beträchtliche Hilfe leistete. Die Zusammenarbeit der lokalen Glas- und Metallhandwerker scheint wenig fruchtbar gewesen zu sein. Möglicherweise konnte erst ein externer Glasmacher von einem anderen Kloster nicht nur die benötigten Glasscheiben, sondern vielleicht auch noch das erforderliche Holzascheglas in einer Waldglashütte herstellen.
11. Die Glasmacher des Salzburger Erzbischofs Liupram
Der slawische Fürst Priwina ließ in der Mitte des neunten Jahrhunderts in Zalavár am Plattensee im heutigen Ungarn ( Komitat Zala ) eine große Kirche errichten. Hierfür bat er den Salzburger Erzbischof Liupram ( 836–859 ) um die Übersendung der erforderlichen Handwerker, und Letzterer schickte ihm „Maurer und Maler, Schmiede ( fabros ) und Zimmerleute“ sowie nach den archäologischen Funden offenbar auch Glasmacher und Glasmaler, die Bleiverglasungen herstellen konnten [106]. Liupram war ein Freund König Ludwigs des Deutschen, der ihn in seinen Urkunden „unseren treuen Liupram“ und „unseren Vertrauten“ nannte [107]. Über diese Freundschaft dürfte es auch kein Problem gewesen sein, vom König die Glashandwerker zur Verfügung gestellt oder zumindest vermittelt zu bekommen. Vielleicht arbeiteten die fabri mit den Glashandwerkern zusammen, oder sie waren sogar identisch mit ihnen.
12. Weitere Glasfunde im Westfränkischen Reich nach der Karolingerzeit
In Neustrien – das auch eine umkämpfte Grenzregion zu den unabhängigen Bretonen umfasste – herrschten bis um 900 Grafen, die langfristig die Legitimität ihrer Herrschaft, die ihnen einst von den Karolingern verliehen worden war, aus ihrer Verwandtschaft zu dieser Familie herleiteten. Nach und nach entstanden hier immer kleinere Herrschaftsbereiche, die sich – mangels herrschender Karolinger – durch ihren wirtschaftlichen Einflussbereich und ihr aristokratisches Selbstverständnis, zu dem verwandtschaftliche Beziehungen wie auch Streit gehörten, definierten. Neben den Herzögen ( duces ), Grafen ( comites ), vicecomites und ( Burg- )Herren ( domini ) stritten auch Bischöfe um lokalen und regionalen Einfluss [108].
Bei archäologischen Ausgrabungen in La Chapelle-Saint-Mesmin ( dép. Loiret, westlich von Orléans ) entdeckte man die Reste einer ländlichen Siedlung aus dem Frühmittelalter, die möglicherweise zu dem jenseits der Loire gelegenen Kloster St. Mesmin-Micy gehörte [109]. Die Metallfunde weisen auf die Anwesenheit einer wohlhabenden Schicht hin, die über Pferde und Waffen verfügte; daneben fanden sich qualitätsvolle Hohlgläser aus der Zeit der zweiten Hälfte des achten oder dem neunten Jahrhundert, die aus Holzasche- oder Mischglas bestehen [110]. Diese müssen nicht notwendigerweise vor Ort hergestellt worden sein; sie gehörten aber offensichtlich zu den nachgefragten Haushaltsartikeln in den gehobenen Schichten jener Zeit.
In den Halden einer vorgeschichtlichen Eisenerzmine in La Milesse, Bois de Beslan ( dép. Sarthe ), fanden sich die Reste einer Glashütte aus dem zehnten Jahrhundert. Es handelte sich dabei um Fragmente der Ofenwand sowie Teile von Glashäfen und diverse Glasobjekte, die allesamt aus Holzasche-Glas bestehen, das offensichtlich vor Ort hergestellt und verarbeitet wurde. Die hiesigen Glashandwerker hatten allerdings nichts mit den Arbeitern der Mine zu tun, denn deren Betrieb endete bereits in der Antike [111].
Die Glashütte stand auf einem Grund, dessen Eigentümer mit einiger Sicherheit rekonstruiert werden können: Nach den Schriftquellen übertrug Segenfridus, Bischof von Le Mans ( frühestens 968 bis spätestens 1004 ), seinem Sohn Albericus zu einem unbekannten Zeitpunkt Güter des Kathedralkapitels seines Bistums, also aus der Gemeinschaft von Geistlichen, die dem Bischof beim Gottesdienst und in der Verwaltung der Diözese zur Seite standen [112]. In den Quellen werden hierbei zwar weder La Milesse noch Beslan erwähnt [113], doch bezeichnete sich in der Mitte des elften Jahrhunderts der Enkel des Bischofs Segenfridus, Herbertus, als „Herr von La Milesse“ ( Herbertus de Miletia ) [114], und 1091 verkaufte sein Bruder Albericus II. ( Albericus de Miletia dominus ) Beslan an die Abtei Saint-Julien von Tours. In der Urkunde nennt er Beslan seine Domäne, es scheint also ein Mittelpunkt seiner Grundherrschaft gewesen zu sein [115].
Es bestehen folglich zwei Möglichkeiten, wer der Landesherr der Glashütte gewesen sein könnte: erstens das Kathedralkapitel des altehrwürdigen Bistums Le Mans, von dem verlässliche Bischofslisten seit dem fünften Jahrhundert bestehen [116]; somit hätten den Mitarbeitern von einem der Bischöfe Gunherius ( 890–913 ), Hubertus ( 913–951 ), Mainardus ( 951–971? ) oder von Segenfridus selbst Glasmacher zur Verfügung gestanden, die für sie Hohlgläser herstellten [117]. Zweitens die Familie des Bischofs Segenfridus, der wohl selbst aus der im Maine und in der Normandie angesehenen Familie von Bellême stammte [118]. Da dieser erst im hohen Alter geheiratet haben ( accepit mulierem [ … ] in senectute ) und er seinem Sohn die Güter erst übergeben haben soll, als dieser herangewachsen war ( quem adultum ) [119], müsste dies spätestens im elften Jahrhundert passiert sein: Vielleicht nutzte der Sohn die Hohlgläser bereits für den Haushalt seines neues Herrenguts, zu dessen Grundherrschaft dann die Glasmacher gehörten.
Südlich der Loire wurden in Distré ( dép. Maine-et-Loire, etwa 5 km südwestlich von Saumur ) „Glasschlacke“ ( „scories“ ) sowie an einem Tiegelfragment Reste aus Alkali-Mischglas entdeckt, das hier offenbar verarbeitet worden war. Ein Großteil der vorgefundenen Glasgeschirr-Fragmente besteht aus Holzasche-Glas. Daneben existierte eine Schmiede, in der offenbar eiserne Werkzeuge hergestellt und repariert sowie Pferde beschlagen wurden. Die Funde gehören zu den Resten und Überresten der frühmittelalterlichen Siedlung Distriacus, einem privilegierten Ort, der bis zum Ende des zehnten Jahrhunderts Besitz der Abtei Saint-Florent aus Saumur war und dann vom Abt an „einen edlen Ritter mit dem Namen Rainaldus Torench“ übergeben wurde [120]. Bei diesem handelte es sich offensichtlich um den Vizegrafen Rainaldus, ein Mitglied der angesehenen Rainald-Herveus-Familie, die für die Zeit zwischen dem neunten und dem elften Jahrhundert in der Region nachweisbar ist [121]. Ihre Angehörigen finden sich als Vasallen der Robertiner, einer mächtigen Herzogsfamilie, deren Namensgeber Robert der Tapfere 840 in die Dienste Karls des Kahlen getreten war [122]. Hier könnte man sich vorstellen, dass die Glasmacher aus einer herzoglichen Handwerkertruppe stammten, wenn sie nicht über befreundete Herrscher angeheuert worden waren.
In einer Zeit um und nach dem neunten Jahrhundert wurde die Burg der Grafen von Blois ( dép. Loir-et-Cher an der Loire ) errichtet und ausgebaut. Die hier herrschende Dynastie der Tedbaldiner ließ das Gebäude im neunten oder zehnten Jahrhundert mit Fenstern aus Holzascheglas ausstatten, und in ihrem Haushalt waren Glasgeschirr und Glättgläser [123] in Gebrauch. Der Ort, wo das Glas hergestellt oder verarbeitet wurde, ist nicht bekannt; zur Metallverarbeitung wird lediglich von einer Schmiede in der Nähe der Burg berichtet [124]. Da man davon ausgeht, dass die Burg zumindest teilweise von dem lokalen Herrscher Tedbald I. Tricator ( Graf von ca. 940–ca. 975 ) in Auftrag gegeben wurde, ist hier eine Verwandtschaft zu den späteren Karolingern gegeben: Dessen Mutter Richilde war eine Enkelin Karls des Kahlen, und sein Sohn Odo I. war mit der Enkelin des westfränkischen Karolingers Ludwig IV. Transmarinus, Bertha von Burgund, verheiratet [125].
Im zehnten Jahrhundert ließen die Grafen von Angoulême für ihre nur kurzlebige Festung Andone ( dép. Charente ) ebenfalls Fenster, Geschirr und Perlen aus Holzasche-Glas herstellen [126]. Ob die Glasmacher mit Metallhandwerkern zusammenarbeiteten, ist nicht bekannt; in der Burg arbeiteten Schmiede [127]. Die Grafen waren weitläufig mit den Karolingern verwandt [128], was sich vielleicht für die – möglicherweise zeitlich begrenzte – Anheuerung der Glasmacher als nützlich erwies.
Weitere Holzasche-Gläser fanden sich in den Resten eines repräsentativen Saalbaus in Doué-la-Fontaine ( dép. Maine-et-Loire ), in dem eine nicht näher zu identifizierende Adelsfamilie des zehnten oder elften Jahrhunderts residierte [129].
Im Frühmittelalter waren also auch die niedrigeren Machthaber, die unterhalb der Ebene von Königen, Bischöfen und Äbten ihren Status erlangt hatten, an der Errichtung von „Prestigebauten“ interessiert [130]; in der Archäologie werden die auf ihren Herrensitzen entdeckten Glasfunde geradezu als besondere Hinweise auf das Vorliegen einer elitären Siedlung gesehen [131]. Durch die gesellschaftliche Stellung der Bewohner, möglicherweise auch durch ihre verwandtschaftlichen Beziehungen, kann auf ihren erleichterten Zugang zu Glaswaren oder direkt zu Glasmachern geschlossen werden.
13. Unterschiede zwischen ostfränkischem und westfränkischem Holzasche-Glas: Experimente in Melle und Breisach
Die Mine von Melle ( dép. Deux-Sèvres ) war die bedeutendste Produktionsstätte von Silber im Fränkischen Reich und wurde vom siebten bis zum Ende des zehnten Jahrhunderts betrieben. Das Edelmetall wurde aus Bleiglanz ( PbS = Galenit, Bleisulfid ) gewonnen, das etwa ein bis drei Promille Silber enthält. Nach einer Verfügung Karls des Kahlen aus dem Jahre 864 existierte hier eine der zehn offiziellen Münzstätten des Westfränkischen Reiches [132]. Mehr als zwölftausend in Melle geschlagene Silbermünzen sind bekannt, und von dem Blei musste die Hütte nach den im neunten Jahrhundert entstandenen ‚Gesta Dagoberti‘ jedes zweite Jahr achttausend Pfund an die Abtei Saint Denis liefern [133]. Auch die anfallende Schlacke wurde weiter verarbeitet und diente als Gemengebestandteil für die Herstellung von Bleiglas, das auf Grund der isotopischen Zusammensetzung des Bleis als ein charakteristisches Produkt aus Melle erkennbar ist. Produkte aus diesem Glas wurden an mehreren Orten in Frankreich und der Schweiz, außerdem in York, Haithabu und Novgorod gefunden. Zum Teil handelt es sich dabei um Glättgläser. Da sie zusammen mit Exemplaren gefunden wurden, die aus dem neuartigen Holzasche-Glas bestehen, liegt es nahe, in der Bleiglasproduktion von Melle einen örtlichen Versuch zu sehen, den Rohstoffwechsel bei der frühmittelalterlichen Glasherstellung mit eigenen Mitteln zu bewältigen [134]. Angesichts der Bedeutung dieses Ortes für die Münzproduktion des Reiches kann man wohl davon ausgehen, dass die hier arbeitenden Glasmacher zu den Familienhandwerkern der Karolinger gehörten. Wie sie auf den Gedanken kamen, die Schlacke weiterverarbeiten zu können, bleibt allerdings ein Rätsel: Vielleicht waren die bei der Silbergewinnung eingesetzten Spezialisten gleichzeitig auch mit der Glasherstellung vertraut.
Auch in Breisach ( Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, Baden-Württemberg ), einer Burg ( castrum, castellum, civitas munitissima [135] ) an der Rheingrenze des ostfränkischen Reiches, die nach den diplomatischen und numismatischen Quellen im Frühmittelalter zwischen Königen und Herzögen umstritten war, wurde im achten oder neunten Jahrhundert Glas hergestellt und verarbeitet [136]. Die stark calcium-, eisen- und aluminiumhaltigen Holzasche-Gläser scheinen auf Experimente zur Glasherstellung mit lokalen Rohstoffen hinzuweisen [137]. Während eine lokale Eisenverhüttung ausgeschlossen wird [138], wurden dagegen Silber und Bronze weiterverarbeitet [139]. Sollte das experimentierfreudige Glasschmelzer-Team wie bei seinen Kollegen in Melle Rat und Hilfe bei Technikern der Metallverhüttung gesucht haben oder gar mit ihnen identisch gewesen sein, dürften diese am ehesten aus dem Südschwarzwald oder den Vogesen stammen: Hier gibt es zeitgenössische Spuren für den Erzbergbau [140], und in der etwa 30 Kilometer entfernten Gemeinde Münstertal ( Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, Baden-Württemberg ) wurden im Ortsteil Süßenbrunn Spuren einer Kupfererzverhüttung entdeckt, die zwar erst ab dem 11. Jahrhundert archäologisch nachgewiesen ist, doch reichen die Spuren lokaler Bergbauaktivitäten bis ins achte Jahrhundert zurück [141].
14. Verbreitung des Glashandwerks in ostfränkischen Adelshäusern
Im neunten oder zehnten Jahrhundert waren in der Burg auf dem Runden Berg bei Urach ( am Fuß der Schwäbischen Alb im Landkreis Reutlingen, Baden-Württemberg ) wohl drei Gebäude verglast. Von der unbekannten „mächtigen, reichen, das heißt dann wohl auch adeligen Familie“ stammen in einem sakralen wie auch in zwei profanen Gebäuden Fenster, die nach den Überresten Bleiverglasungen in Form von Spitzrauten- und Rechteckfeldern gewesen sein müssen. In einem der profanen Gebäude wurden auch Scherben eines kostbaren Reticellaglases gefunden [142].
Auch auf der Burg von Sulzbach ( Kreis Amberg-Sulzbach in Bayern ) waren Glasmacher tätig, die im neunten oder frühen zehnten Jahrhundert bemalte Fenstergläser mit Inschriften herstellten und wohl auch einbauten [143]. Im gleichen Zeitraum wurden hier Metallwerkstätten betrieben, die „komplexe polymetallurgische Prozesse“ in speziellen Öfen für unterschiedliche Produktionsschritte bewältigen konnten [144]. Im fraglichen Zeitraum regierten hier – nach Karl dem Großen und Ludwig dem Frommen – der einflussreiche Graf Ernst, „der erste unter den Freunden“ König Ludwigs des Deutschen [145], und nach seinem Sturz 861 die in der ‚nebulösen‘ Herrschergenealogie Sulzbachs unbekannten ‚Nordgaugrafen‘, die mit der neu aufsteigenden Familie der Konradiner in Verbindung gebracht werden [146].
Bei Ausgrabungen am Veitsberg bei Bad Neustadt an der Saale ( Unterfranken/Bayern ), wo ein fränkisches Königsgut vermutet wird, aus dem sich zwischen dem achten und dem elften Jahrhundert der „fortifikatorische Mittelpunkt des Pfalzgebietes Salz“ [147] entwickelte, entdeckte man 2013 Überreste von frühmittelalterlichen Glasfenstern sowie Fragmente eines Trichterbechers [148]. Hier wurde zwar auch Buntmetall verarbeitet, allerdings fanden sich bis jetzt keine Spuren einer Metallhütte [149].
Offenbar hatte der Werkstoff Glas seine Beliebtheit ungeschmälert halten können. Welche Rolle die Adelshäuser mittlerweile bei der Vermittlung von Glasmachern spielen konnten, zeigt das nächste Beispiel.
15. Herstellung von Glasfenstern im Kloster Tegernsee
Das Kloster Tegernsee war in der Mitte des achten Jahrhunderts im Südosten des gleichnamigen oberbayrischen Sees gegründet worden und entwickelte sich bis 817 zu einem der größten Klöster im Reich Ludwigs des Frommen. Im ersten Viertel des zehnten Jahrhunderts enteignete der bayrische Herzog Arnulf große Teile des Klosterbesitzes, was in Verbindung mit wiederholten Kriegshandlungen gegen einfallende ungarische Verbände zu einem raschen Verfall der klösterlichen Wirtschaft führte. Die Werkstätten der Mönche, so wird in einer Urkunde Ottos II. geklagt, seien damals von Laien mit ihren Frauen bewohnt worden [150]. Um die wirtschaftliche Situation zu ändern, gestattete es der Kaiser, dass „der gesamte Besitz [ … ], der jetzt und zukünftig gerodet wird, für immer ohne jeden Widerspruch im Besitz des dortigen Abtes bleibe“ und dass „die Schiffe, Karren und Lasttiere [ der Mönche ] zollfrei passieren können, wo immer sie hin kommen.“ [151] Wie die im Folgenden angeführten historischen Quellen zeigen, wurden im Rahmen dieser wirtschaftlichen Neuorganisation der Abtei Fenster gestiftet, woraufhin eine Neuausrichtung der Werkstätten auf den Schwerpunkt Glasverarbeitung erfolgte.
Um die Jahrtausendwende entstand aus der Hand des Tegernseer Mönchs und Lehrers Froumund ein für die Geschichte der Glasmacher aufschlussreicher Brief, den er im Auftrag seines Abtes Gozbert verfasste [152]. Darin bedankte sich der Abt bei dem „würdigsten Grafen A.“ [153], der der Klosterkirche von Tegernsee „vielfarbige Glasgemälde“ geschenkt hatte, womit wohl Bleiverglasungen gemeint sind. Der Graf war dabei nicht nur als Stifter aufgetreten, sondern offenbar soweit mit dem Handwerk vertraut, dass er gleich noch die entsprechende Ausbildung von Klosterangehörigen mit übernahm:
Wir überlassen es Eurer Erwägung, jene Burschen ( pueri [154] ) zu prüfen, ob sie bis jetzt in dieser Arbeit soweit unterrichtet sind, dass es Euch zur Ehre gereicht und wie es für uns notwendig ist; und falls Ihr bei ihnen einen Mangel entdeckt [155], so sei es erlaubt, Euch dieselben zur besseren Ausbildung zurückzuschicken. Lebt wohl [156].
Wörtlich genommen war der Graf selbst der Glasmacher, der so ausbildete, wie es ihm „zur Ehre gereichte“. Angesichts der nicht nur im Frühmittelalter vorherrschenden Verachtung körperlicher Arbeit in Adelskreisen scheint jedoch die Deutung, dass der Graf Veranlasser und nicht Ausführer der geschilderten Aktionen war, wahrscheinlicher zu sein. Wer war dieser kunstfreudige Graf A., der sich den Luxus leistete, eigene Glasmacher zu beschäftigen und diese anzuweisen, ihre Kenntnisse und Fertigkeiten den Handwerkern eines befreundeten Klosters weiterzuvermitteln?
In den genealogischen Tafeln zur mitteleuropäischen Geschichte wird als Empfänger des Gozbertbriefs Graf Arnold aus der Sippe der Pilgrimiden genannt [157]. Dieser muss eine Grafschaft nördlich des Starnberger Sees innegehabt haben, war wie sein Vater Vogt des Klosters Benediktbeuern ( Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen ) [158] sowie „Herr“ des Klosters Münchsmünster bei Vohburg an der Donau ( Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm ) [159].
Bereits 1892 hatte Oidtmann darauf aufmerksam gemacht, dass die Ursprünge der Bleiverglasungen nicht beim Kloster Tegernsee, sondern „allenfalls bei jenem Grafen Arnold“ zu suchen sind: „Ob Graf Arnold diese Fenster auf seinem eigenen Besitztum anfertigte oder, was wahrscheinlicher ist, in einem benachbarten Kloster ausführen ließ, können wir nicht einmal mutmaßlich bestimmen.“ [160]
Tatsächlich ist es bemerkenswert, dass der aus adliger Familie stammende Abt Gozbert, der vom Regensburger Kloster St. Emmeram aus zum Abt von Tegernsee bestimmt worden war [161], nicht über solche Beziehungen verfügt haben soll, und man könnte daher annehmen, dass es sich um Glasmacher aus Münchsmünster ( wo Graf Arnold loci istius dominus [162] war ) oder Benediktbeuern ( wo Arnold als huius loci defensor [163] fungierte ) handelte; archäologisch ist an diesen Orten ein solches Handwerk allerdings nicht nachgewiesen.
Wenn man jedoch die Möglichkeit in Betracht zieht, dass die Glashandwerker zu der Grundherrschaft des Grafen A. gehörten, so lässt sich die Frage, warum der Graf über solch spezialisierte Handwerker verfügen konnte, nur in Verbindung mit seiner Familiengeschichte erhellen.
Geht man von den genealogischen Tafeln Tyrollers aus, so wäre Graf Arnolds Onkel der Passauer Bischof Pilgrim ( 971–991 ) gewesen, der sein Bistum mittels gefälschter Dokumente aus der Salzburger Kirchenprovinz herauszulösen und einen donauländischen Kirchenverband mit Passau als Metropole zu schaffen versucht hatte [164]. Einem derart selbstbewusst auftretenden und umtriebigen Bischof traut man eher zu, Handwerker zur Herstellung repräsentativer Gegenstände zu beschäftigen, als einem einfachen Grafen. Rein spekulativ wäre es unter diesen Voraussetzungen möglich, dass Letzterer die Glasmacher übernahm, als Pilgrim starb. Dessen Pläne hatten sich nach seinem Tod zerschlagen, die Handwerker waren dadurch vielleicht „freigestellt“ [165].
Eine zweite Möglichkeit lässt sich aus einer möglichen Verwandtschaft Graf Arnolds mit der mächtigen Familie der Luitpoldinger rekonstruieren, die im neunten und zehnten Jahrhundert im Südosten des Karolingerreiches zu großem Einfluss gekommen war. Es könnte sich dann bei den Tegernseer Glasmachern um Nachkommen der ehemaligen Familienhandwerker der Luitpoldinger handeln.
So rekonstruierte Tyroller aus den Quellenaussagen, dass es sich bei Graf Arnold um einen Enkel des 954 gestorbenen Pfalzgrafen Arnulf gehandelt habe; dessen namentlich unbekannte Tochter habe seinen Vater geheiratet, und nach dem Pfalzgrafen sei er benannt [166].
Flohrschütz war wiederum aufgefallen, dass die Pilgrimiden genauso wie die Familie der Herren von Formbach-Lambach in beträchtlicher Zahl zur gleichen Zeit die gleichen Namen trugen, und er schloss hieraus auf einen gemeinsamen Vorfahren, der mit Kunigunde, der Tochter des bayerischen Herzogs Berthold, verheiratet war [167]. Nach dieser Theorie, die Flohrschütz selbst bezüglich der Verwandtschaftsverhältnisse als „noch ungeklärt“ [168] bezeichnete, wäre Graf Arnold der Enkel Kundigundes gewesen.
Faußner schließlich untersuchte „aus rechtshistorischer Sicht“, warum das Amt des bayerischen Pfalzgrafen nach der Ächtung des „Aribonen“ Aribo II. 1055 an den „Pilgrimiden“ Kuno I. vergeben wurde ( einen Großneffen des Grafen Arnold ). Er sah den Grund in Wigburg, der Tochter des nach 938 gestorbenen bayerischen Herzogs Eberhard. Diese sei zuerst mit Arnolds Großvater und Kunos Urgroßvater, dem Grafen Pilgrim, verheiratet gewesen, bevor sie den Aribonen Hartwig I., Pfalzgraf am Ende des zehnten Jahrhunderts, geheiratet habe [169]; Herzog Eberhard wäre also der Urgroßvater Arnolds gewesen.
In allen drei Fällen lässt die rekonstruierte Verwandtschaft auf mächtige Vorfahren Graf Arnolds schließen, die Glasmacher anwerben oder die in ihrer Grundherrschaft vielleicht auch über Glasmacher verfügen konnten.
Von einer Zusammenarbeit mit Metallhandwerkern ist in Tegernsee nicht die Rede; im Kloster musste wohl auch kein Rohglas hergestellt werden, denn Abt Gozpert freute sich über Handwerker, die Glas zu Bleiverglasungen weiter verarbeiten konnten. Vielleicht ging er davon aus, dass die Glasmacher ihren Werkstoff mitbrachten, vielleicht hatte das Kloster aber auch selbst Rohglasvorräte, so wie das Inselkloster Wörth im Staffelsee, das zu Beginn des neunten Jahrhunderts über zwei volle Fässer Glas ( de vitro duae tine plene ) verfügte [170]. In ähnlicher Weise waren im Kloster Tegernsee eine Form zum Glockenguss sowie alle metallischen Rohstoffe seit drei Jahren vorhanden, aber man musste immer noch einen Handwerker suchen, der den Guss endlich durchführen konnte [171].
Von den „vielfarbigen Glasgemälden“, die Graf Arnolds Handwerker und ihre Schüler für das Kloster herzustellen hatten, ist jedenfalls nichts geblieben. Wie die Schriftquellen zeigen, stellten klostereigene Glasmacher ( nostri vitrearii ) in den folgenden Jahren ihr eigenes ( Roh-? )Glas ( vitrum ) beziehungsweise Glastafeln ( tabellas vitri ) her; Graf A. war bei seiner Ausbildungstätigkeit also erfolgreich gewesen. Allerdings hatten sie unter einer allgemeinen Nahrungsmittelkrise ( victus [ … ] necessitas ) zu leiden und mussten daher hungernd arbeiten ( multum laboramus pre fame ) [172].
16. Schluss
Was können wir nun über die Glashandwerker des Frühmittelalters sagen? Waren sie selbstständig oder gar frei? Die historischen Quellen weisen eher in eine entgegengesetzte Richtung, die archäologischen Quellen geben hier keine Auskunft. Es kann keine steigende Nachfrage nach Glas – als materielle Grundlage der Selbständigkeit – festgestellt werden, zumindest nicht vonseiten der Kirche. Die Annahme, dass mit der Einführung neuer, aus heimischen Rohstoffen erzeugten Glasarten die Möglichkeit zu einem autonomen wirtschaftlichen Handeln gegeben war, bleibt folglich eine Hypothese.
Zunächst müssen die Glashandwerker in einer Grundherrschaft gelebt haben. Mit hoher Wahrscheinlichkeit verfügten die Karolinger unter Karl dem Großen und Ludwig dem Frommen über eigene Glasmacher, die unter der Voraussetzung, dass sie in der Grundherrschaft dieser Familie verblieben waren, den Verwandten und Freunden zur Verfügung gestellt wurden, wenn diese anspruchsvolle Bauvorhaben planten, mit qualitätsvollem Geschirr beeindrucken oder befreundete Herrscher unterstützen wollten. Ob diese Handwerker von Rohglasimporten aus dem östlichen Mittelmeerraum abhängig waren – der wohl kaum von ihnen selbst organisiert werden konnte – oder ob sie die zur Glasherstellung notwendigen Rohstoffe eigenhändig aus den örtlichen Wäldern gewannen, ist in diesem Zusammenhang gleichgültig: Um in einem mitteleuropäischen Wald Bäume fällen, Holzasche herstellen, Lebensmittel besorgen, jagen oder Landwirtschaft betreiben und Verbindungswege anlegen zu können, musste in jedem Fall der zuständige Grundbesitzer seine Zustimmung geben.
Demgegenüber ist es vorstellbar, dass die Glashandwerker – unter Aufsicht ihres Grundherrn – einen fachlichen Austausch mit Metallhandwerkern im Zusammenhang mit dem Gemengesatz, beim Ofenbau oder bei der Prozessführung des Glasschmelzens pflegten und dadurch vielleicht sogar das neue Holzasche- und Bleiglas entwickelten, so wahrscheinlich geschehen in Melle, vielleicht auch in Breisach und in Sulzbach. Hier arbeiteten sie aber auf dem Grund des Königs oder seiner Vertreter.
Die Glashandwerker des Frühmittelalters waren grundsätzlich an ein Stück Land gebunden. Sie hatten somit sicherlich die Möglichkeit, selbst Landwirtschaft zu betreiben und einige ihrer Produkte zur Vergrößerung ihres Familieneinkommens selbst zu veräußern – die Abhängigkeit vom Grundherrn blieb aber bestehen [173].
Nach der Zeit der Karolinger sind nicht nur die obersten Herrscher als Grundherren nachweisbar, die über Glasmacher verfügten: So scheint die Nähe zur Herzogsfamilie der Robertiner bei der Nachfrage ihrer Vasallen nach fähigen Glashandwerkern geholfen zu haben, ebenso wie die Nähe zu den Konradinern im ostfränkischen Nordgau. Nun waren ihre Grundherren nicht mehr nur der Kaiser, ein König, ein Kloster oder ein klerikaler Würdenträger, sondern auch Herzöge, Grafen, Vizegrafen und Herren wie die von La Milesse interessieren sich jetzt für ihre Handwerkskunst. Wie schließlich die Glasmacher des Grafen Arnold in seine Grundherrschaft gekommen sind, bleibt allerdings Spekulation: Auf jeden Fall versorgte dieser Graf um das Jahr 1000 die Bedürfnisse eines Klosters.
© 2023 bei den Autoren, publiziert von De Gruyter.
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Artikel in diesem Heft
- Titelseiten
- The pauperes in the ‘Libri Historiarum’ of Gregory of Tours
- Neue Forschungen zu Glashandwerkern unter den Karolingern und ihren Nachfolgern ( 8. bis 10. Jahrhundert )
- Störende Statuen?
- Contesting Religious Truth
- Wirtschaftssanktionen im 13. Jahrhundert
- Wer die worheit gerne mynn / Und sich güter dinge versynn, / Der müsz der besten einre sin
- Petrus Berchorius bei den Dunkelmännern
- Einheit in der Vielfalt – Vielfalt in der Einheit? Unity in Diversity – Diversity in Unity? Rudolf Hercher(’)s Epistolographi Graeci
- Einheit in der Vielfalt – Vielfalt in der Einheit?
- Philostrats ,Briefe‘ – Einheit in der Vielfalt, Vielfalt in der Einheit?
- From Letter Collections to Letter Writing Manuals
- Phalaris & co.
- New and Old Letter Types in the Corpus of Julian the Apostate ( 361–363 )
- Zur Zusammenstellung der Handschriften der ‚Epistula ad Ammaeum II‘ des Dionysios von Halikarnass
- Dionysios von Antiocheia und das Schicksal einer spätantiken Briefsammlung
- Priests in a Post-Imperial World, c. 900–1050
- Introduction
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- Tithes in the Long 10th Century
- Bishops, Priests and Ecclesiastical Discipline in Tenth and Eleventh-Century Lotharingia
- The Earliest Form and Function of the ‘Admonitio synodalis’ *
- Orts-, Personen- und Sachregister
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