Startseite Germanistische Linguistik Diskursive Schemata der Wolfskonstruktion – auf medialer Spurensuche nach materiellsemiotischen Knoten
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Diskursive Schemata der Wolfskonstruktion – auf medialer Spurensuche nach materiellsemiotischen Knoten

  • Pamela Steen und Ulrike Schmid
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Natur, Umwelt, Nachhaltigkeit
Ein Kapitel aus dem Buch Natur, Umwelt, Nachhaltigkeit

Zusammenfassung

Am 27. Februar 1904 wurde in der Lausitz der letzte Wolf auf deutschem Boden erschossen. Man nannte ihn den „Tiger von Sabrodt“. Da er ‚Nutztiere‘ getötet hatte, schrieb man zunächst einem ausgebrochenen ‚Zirkustier‘ diese nicht tolerierbare Agency zu. Heute gibt es wieder Wölfe in Deutschland und Österreich. Deshalb sind sie auch im medialen Diskurs - in den lokalen und überregionalen Zeitungen, Wildtier-, Natur- und Jäger-Blogs, auf Homepages von Naturschutzvereinen etc. - seit einigen Jahren allgegenwärtig. Die einen freuen sich, dass die Wölfe in Zeiten des Artensterbens wieder da sind, die anderen verteufeln sie als Gefahr für Leib und Leben. Die mediale Omnipräsenz und damit die menschliche Deutungshoheit über die Tiere macht Wölfe heute scheinbar nur noch zu ‚Papiertigern‘, zu Spielbällen menschlicher Zuschreibungen und Interpretationen ohne Agency. Dieser Beitrag widmet sich dieser materiell- semiotischen Verknüpfung diskursiver und realer Wölfe aus der Perspektive einer durch die Human-Animal Studies inspirierten Diskursanalyse. Gezeigt wird, dass dabei typische diskursive Schemata der sprachlich-medialen Wolfskonstruktion - Dämonisierung, Charismatisierung, Exotisierung, Zivilisierung - einer kommunikativen und materiellen Aneignung dienen, der sich ‚der Wolf‘ in letzter Konsequenz immer wieder entzieht. Wölfe als Akteur/innen ernst nehmend begeben wir uns mit dem vorliegenden Beitrag also auf eine Spurensuche, indem wir zeichenhaften bzw. medialen Wolfsfährten folgen, um typische Konturen realer und diskursiver Wölfe in ihrer Verwobenheit nachzuzeichnen.

Zusammenfassung

Am 27. Februar 1904 wurde in der Lausitz der letzte Wolf auf deutschem Boden erschossen. Man nannte ihn den „Tiger von Sabrodt“. Da er ‚Nutztiere‘ getötet hatte, schrieb man zunächst einem ausgebrochenen ‚Zirkustier‘ diese nicht tolerierbare Agency zu. Heute gibt es wieder Wölfe in Deutschland und Österreich. Deshalb sind sie auch im medialen Diskurs - in den lokalen und überregionalen Zeitungen, Wildtier-, Natur- und Jäger-Blogs, auf Homepages von Naturschutzvereinen etc. - seit einigen Jahren allgegenwärtig. Die einen freuen sich, dass die Wölfe in Zeiten des Artensterbens wieder da sind, die anderen verteufeln sie als Gefahr für Leib und Leben. Die mediale Omnipräsenz und damit die menschliche Deutungshoheit über die Tiere macht Wölfe heute scheinbar nur noch zu ‚Papiertigern‘, zu Spielbällen menschlicher Zuschreibungen und Interpretationen ohne Agency. Dieser Beitrag widmet sich dieser materiell- semiotischen Verknüpfung diskursiver und realer Wölfe aus der Perspektive einer durch die Human-Animal Studies inspirierten Diskursanalyse. Gezeigt wird, dass dabei typische diskursive Schemata der sprachlich-medialen Wolfskonstruktion - Dämonisierung, Charismatisierung, Exotisierung, Zivilisierung - einer kommunikativen und materiellen Aneignung dienen, der sich ‚der Wolf‘ in letzter Konsequenz immer wieder entzieht. Wölfe als Akteur/innen ernst nehmend begeben wir uns mit dem vorliegenden Beitrag also auf eine Spurensuche, indem wir zeichenhaften bzw. medialen Wolfsfährten folgen, um typische Konturen realer und diskursiver Wölfe in ihrer Verwobenheit nachzuzeichnen.

Heruntergeladen am 8.12.2025 von https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/9783110740479-006/html
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