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Adam Baron: Yemen's Forgotten War. How Europe Can Lay the Foundations for Peace. 2016.

  • Sven Fikenscher EMAIL logo
Published/Copyright: September 11, 2017

Die Studie zielt auf eine europäische Zielgruppe ab und fordert die EU dazu auf, zwischen den einzelnen Bürgerkriegsparteien im Jemen sowie deren externen Partnern zu vermitteln. Diesem Plädoyer ist eine Analyse der aktuellen Lage im Jemen vorangestellt, wobei die Studie mit einer ebenso übersichtlichen wie detaillierten Darstellung der militärischen Entwicklungen und der politischen Rahmenbedingungen zu überzeugen weiß. Baron weist unter anderem darauf hin, dass eine Allianz zwischen den aufständischen Houthis und den Anhängern von Ex-Präsident Ali Abdullah Saleh ein nicht unwesentliches Gebiet inklusive der Hauptstadt Sanaa im Westen des Landes kontrolliert, während die Regierungstruppen von Präsident Abdrabbuh Mansour Hadi und deren Verbündete Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate ein noch größeres Territorium im Zentrum sowie im Osten beherrschen, das aber nur einen geringeren Teil der Bevölkerung einschließt. Zudem sei es den Houthis und Saleh gelungen, ein höheres Maß an politischer Geschlossenheit innerhalb ihres Einflussbereichs herzustellen, als dies in den anderen Gebieten der Fall ist. Als besonders hilfreich erwiesen sich dabei die mangelnde Popularität Hadis, die Übernahme der bestehenden Verwaltungsstrukturen in dem eroberten Territorium und die wachsende Unterstützung durch anerkannte Führungspersönlichkeiten des Landes. Mitte 2016 bildeten die Houthis und Saleh gemeinsam einen mit Vertretern beider Seiten paritätisch besetzten Obersten Rat, um die weiteren politischen und militärischen Maßnahmen zu koordinieren. Hadis Autorität ist dagegen selbst unter den entschiedensten Gegnern der Houthi-Saleh-Allianz umstritten. In einigen Gebieten, vor allem im Süden, wo sich Befürworter einer lokalen Unabhängigkeitsbewegung neu formiert haben, um die Houthis und Salehs Anhänger in Schach zu halten, agieren Milizen-Führer mehr oder weniger auf eigene Faust.

Die militärische Unterstützung durch Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate, so Baron, habe sogar zu neuen Konflikten innerhalb des Hadi-Lagers geführt. Zwar ergänzen sich die Aktivitäten beider Länder – die Saudis sind überwiegend im Norden und die Emiratis im Süden präsent – größtenteils, allerdings integrieren sie dabei auch Kräfte, die mit den eigenen Allianzpartnern zerstritten sind. So kollaboriert Saudi-Arabien beispielsweise mit der Muslimbruderschaft-nahen Islah-Partei, die von einigen Verbündeten der Vereinigten Arabischen Emirate strikt abgelehnt wird. Dies sind wichtige Informationen, da sie die Fähigkeit der pro-Hadi Akteure zur langfristigen Zusammenarbeit stark in Zweifel ziehen.

Baron spricht sich für eine diplomatische Strategie aus, die auch die Houthi-Saleh-Allianz einbindet. An dieser Stelle kommt die Europäische Union ins Spiel, die die bestehenden Friedensbemühungen der Vereinten Nationen durch gezielte Gespräche mit allen maßgeblichen jemenitischen und externen Akteuren unterstützen soll. Es bleibt allerdings unklar, wie das Ergebnis des erhofften Verhandlungsprozesses unter Einbindung aller Beteiligten im Einzelnen aussehen soll. Baron weist aber zurecht darauf hin, dass die Neutralität der EU bei Vermittlungsbemühungen zwischen den Konfliktparteien von Vorteil sein dürfte. Erst recht, falls es notwendig sein sollte, das Vakuum zu füllen, das bei einem diplomatischen Rückzug der USA, den Baron unter Präsident Trump befürchtet, entstehen würde.

http://www.ecfr.eu/publications/summary/yemens_forgotten_war_how_europe_can_lay_the_foundations_for_peace

Online erschienen: 2017-9-11

© 2017 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

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