Editorial
Wie im vorangegangenen Heft 2, bleibt das Thema USA auf dem Radarschirm der Zeitschrift SIRIUS: Der Beitrag von Gerlinde Groitl fragt nach der strategischen Handlungsfähigkeit der USA in den heutigen unruhigen Zeiten. Die Verfasserin gelangt zu einer eher nüchternen Beantwortung dieser Frage, wobei ihrer Meinung nach das Problem nicht erst unter Präsident Trump entstanden ist, sondern viel weiter zurückreicht und schon unter Barack Obama und George W. Bush aufkam.
Der Beitrag von Florian Wätzel geht der Frage nach, was das Terroristennetzwerk al-Qaida in den vergangenen Jahren gemacht hat, als sich alle internationale Aufmerksamkeit auf den sogenannten Islamischen Staat (oder das Kalifat) richtete. Er gelangt zu dem Ergebnis, dass al-Qaida sich umorientiert und reorganisiert hat und dass mit dem Netzwerk weiterhin zu rechnen ist. Kennzeichen der Umorientierung ist die – zumindest vorläufige – Absage an den globalen Dschihad und die Konzentrierung auf kritische Regionen wie Somalia und Jemen, wo al-Qaida tatsächlich weiterhin seine Position stärken konnte.
Der Artikel von Florence Gaub widmet sich der Kritik an der NATO Operation Unified Protector, die im Sommer 2011 den Schutz der libyschen Bevölkerung vor dem Gaddafi-Regime sicherstellen sollte. Die Verfasserin setzt sich mit den Argumenten der Kritiker auseinander. Keines dieser Argumente hält ihrer kritischen Prüfung stand, dennoch lässt die Analyse erkennen, dass es in Situationen, wie sie die NATO im Sommer 2011 vorfand, keine einfachen und immer richtigen Lösungen geben kann.
Der Beitrag von Andreas Umland greift den Krisenherd Ukraine auf, der derzeit aus dem Aufmerksamkeitsspektrum der internationalen Politik zu verschwinden scheint, ohne dass dort eines der brennenden Probleme gelöst ist. Der Verfasser fordert eine stärkere konzeptionelle Ausrichtung der deutschen wie der europäischen Politik auf die Krise ein und benennt sechs unterschiedliche Szenarien der internationalen Einbettung der Ukraine, auf die sich westliche Politik einstellen sollte.
Der Artikel von Michael Rühle berührt scheinbar nur eine historische Episode der amerikanischen Counterinsurgeny in Vietnam während der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts. Tatsächlich lässt der Beitrag erkennen wie sehr Problemstellungen der damaligen Zeit (und der politische Umgang mit ihnen) Parallelen zur heutigen Zeit aufweisen.
In diesem Heft wird zum ersten Mal eine neue Kategorie von Beiträgen eingeführt: Kommentare zur aktuellen strategischen Diskussion. Derartige Kommentare sollen kurz und prägnant sein. Der Beitrag von Joachim Krause setzt sich mit der Kritik an der Sanktionengesetzgebung der USA gegen Russland auseinander und kritisiert seinerseits die merkantilistische Unterströmung deutscher Außenpolitik und deren Tendenz zum Unilateralismus. Der politische Umgang der Bundesregierung mit den Beschlüssen des Kongresses, so der Verfasser, lasse strategischen Weitblick vermissen.
Die weiteren Beiträge berichten auf die eine oder andere Art über strategisch relevante Ergebnisse aus der Welt der internationalen Thinktanks. Der Artikel von Tomisha Bino setzt sich kritisch mit einer Studie des Berlin Instituts für Demographie auseinander, die Demographie, Bildungs- und Genderpolitik in der Region des Mittleren Ostens und Nordafrika analysiert.
Die dann wiedergegebenen Ergebnisse strategischer Forschungsinstitute konzentrieren sich dieses Mal auf die Bemühungen, die Politik des Westens gegenüber Russland auf eine neue Basis zu stellen. Dabei wird nach unterschiedlicher Betroffenheit unterschieden: sei es die bilateralen Beziehungen zwischen USA und Russland, sei es das Verhältnis der NATO zu Russland oder das der Mitteleuropäer. Ein weiterer Schwerpunkt ist der Nahe und Mittlere Osten, wobei Studien zur Rolle des Irans sowie zu den Kriegen in Syrien und im Jemen vorgestellt werden.
Des Weiteren werden mehrere Buchtitel vorgestellt, darunter die neuesten Jahrbücher des IISS und ein Grundlagenwerk zur maritimen Sicherheit. Aber auch das provokante Buch von Leon Mangasarian und Jan Techau mit dem Titel „Führungsmacht Deutschland. Strategie ohne Angst und Anmaßung“ wird besprochen.
Die Herausgeber |
© 2017 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
Articles in the same Issue
- Titelseiten
- Titelseiten
- Editorial
- Editorial
- Artikel
- ‚Make America Great Again‘? Die strategische Handlungs(un)fähigkeit der USA vom Ende des Kalten Kriegs bis zu Präsident Donald Trump
- Phoenix aus der Asche: Wie al-Qaida sich neu erfindet und wieder an Stärke gewinnt
- Libyen: Warum die NATO nicht an allem Schuld ist
- Die künftige internationale Einbettung der Ukraine: Sechs Sicherheitspolitische Szenarien für einen osteuropäischen Schlüsselstaat
- Aufstieg und Fall der „McNamara-Linie“: Aktuelle Lehren aus dem Vietnamkrieg
- Kommentare zur aktuellen strategischen Diskussion
- Kommentar – Die Rolle von Sanktion in der Politik gegenüber Russland – ein Dank an den amerikanischen Kongress
- Berichte und Dokumentation
- Demographie und die Krise der MENA-Region
- Ergebnisse strategischer Studien
- Eugene Rumer, Richard Sokolsky, Paul Stronski und Andrew S. Weiss: Illusions versus Reality: Twenty-Five Years of U.S. Policy Toward Russia. 2017. Carnegie Endowment for International Peace und Chicago Council on Global Affairs Joint Task Force: Guiding Principles for a Sustainable U.S. Policy Toward Russia. 2017. Kathleen H. Hicks und Lisa Sawyer Samp (Projektleiter): Recalibrating U.S. Policy Toward Russia: A Time for Choosing. 2017. Andrew C. Kuchins: Elevation and Calibration: A New Russia Policy for America. 2016.
- Richard Sokolsky: The New Nato-Russia Military Balance: Implications for European Security. 2017.
- Katarzyna Pełczyńska-Nałęczc und Piotr Buras: The Minsk (dis)agreement and Europe's security order. 2017. Katarzyna Pełczyńska-Nałęczc: How do you avoid others talking over your head? 2016. Sabine Fischer: Sanktionen als Dauerzustand? 2017. Nikolay Mitrokhin: Diktaturtransfer im Donbass: Gewalt und „Staatsbildung“ 2017. Katerina Bosko: Post-Minsk-Realität: die Folgen der Donbass-Blockade durch ukrainische Rechtsradikale und der „Nationalisierung“ von Unternehmen durch die „Volksrepubliken“ 2017.
- Nazrin Mehdiyeva: When Sanctions Bite: Global Export Leadership in a Competitive World and Russia's Energy Strategy to 2035. 2017.
- Ellie Geranmayeh und Kadri Liik: The New Power Couple. 2016.
- Anthony H. Cordesman: The Changing Gulf Balance and the Iranian Threat. 2016.
- Kathleen H. Hicks undMelissa G. Dalton (Hrsg.): Deterring Iran after the Nuclear Deal. 2017.
- Heiko Wimmen: Syria's Path from Civic Uprising to Civil War. 2016.
- James Dobbins, Philip Gordon und Jeffrey Martini: A Peace Plan for Syria III. Agreed Zones of Control, Decentralization, and International Administration. 2017.
- Anthony H. Cordesman: The War in Yemen. Hard Choices in a Hard War. 2017.
- Adam Baron: Yemen's Forgotten War. How Europe Can Lay the Foundations for Peace. 2016.
- Anthony H. Cordesman: The Human Cost of War in the Middle East. 2016.
- Dan Meridor: Time to Decide and Act. A Call for an Israeli Initiative. 2017.
- Buchbesprechungen
- International Institute for Strategic Studies: The Military Balance 2017. 2017.
- International Institute for Strategic Studies (IISS): Armed Conflict Survey. The Worldwide review of Political, Military and Humanitarian Trends in Current Conflicts. 2017.
- Bruno G. Hofbauer, Republik Österreich/Bundesminister für Landesverteidigung und Sport (Hrsg.),Moderne Seemacht. Grundlagen – Verfahren – Technik. 3. 2015.
- Leon Mangasarian und Jan Techau:Führungsmacht Deutschland. 2017.
- Seth A. Johnson:How NATO Adapts. Strategy and Organization in the Atlantic Alliance since 1950. 2016.
- Zur Diskussion gestellt
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