Aus der DGI
Ach, was war es schön! Vorbericht zum Symposium 75-Jahre DGI am 14. und 15. September 2023

Blick auf das Gästehaus Ditmarstraße der Goethe-Universität. Bild: Michael Borchardt.
Die DGI feierte am 14. und 15. September 2023 ihr 75-jähriges Bestehen seit der Wiedergründung in den Gästehäusern der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Diese boten mit ihrem parkähnlichen Garten im Frankfurter Stadtteil Bockenheim bei spätsommerlichem Schönwetter einen wunderbaren Rahmen für das zweitägige Jubiläums-Symposium sowie den Festabend. Geboten wurde ein abwechslungsreiches Programm mit Vorträgen, Workshops, Panels und einer Postersession.

Eröffnung der Tagung durch die DGI-Präsidentin Monika Hagedorn-Saupe. Bild: b.i.t.online / Vera Münch.
Keynote I: Die gute und die böse Information – Information als Konstrukt für Information und Desinformation
Vor vollem Haus eröffnete Präsidentin Prof. Monika Hagedorn-Saupe das Jubiläumssymposium 75-Jahre DGI und begrüßte die Anwesenden. Gleich im Anschluss setzte die Keynote von Prof. Dr. Rainer Kuhlen unter dem Titel „Die gute und die böse Information – Information als Konstrukt für Information und Desinformation“ zu Beginn den programmatischen Rahmen und traf damit den Kern der DGI als Fachgesellschaft, deren Namensgebung mit der Debatte um den Informationsbegriff in der Informationswissenschaft verbunden ist. Er ging dabei auf zwei Hauptstränge ein: Einerseits das epistemologische Informations-Verständnis, entsprechend der „Philosophy of Information“ von Luciano Floridi, das sich als „gute Information“ auf Wahrheit und überprüfbare Richtigkeit stützt. Dem gegenüber stehen sozialwissenschaftliche, konstruktivistische und pragmatische Theorien, die Information als Konstrukt betrachten. In diesem Kontext hängt die Bedeutung von Information von den Nutzenden und den jeweiligen informationellen Umständen ab. Es gibt jedoch die Ambivalenz, dass selbst Desinformation, die auf falschen Informationsobjekten beruht, für Menschen pragmatisch relevant sein und zu handlungsleitender Information werden kann. Die heutige Informationsgesellschaft ist oft von Desinformation geprägt, die nur schwer widerlegt werden kann. Daher ist die Förderung umfassender informationeller Kompetenz in Institutionen wie Wissenschaft, Politik, Medien aber auch von Fachgesellschaften wie der DGI von entscheidender Bedeutung, um die informationelle Aufklärung zu unterstützen.

Die erste Keynote mit Prof. Dr. Rainer Kuhlen. Bild: Margarita Reibel-Felten.
Zur Geschichte der DGD/DGI
Den Auftakt bildete ein ausführlicher Blick zurück zur Gründung der Deutschen Gesellschaft für Dokumentation (DGD) in den Jahren 1928 bis 1945 mit Malte Stöcken (Bergische Universität Wuppertal).[1] Danach berichtete Marlies Ockenfeld (DGI) von der zentralen Rolle der DGI bzw. DGD nach ihrer Wiedergründung 1948. Sie war Wegbereiterin informationswissenschaftlicher Dokumentation in Deutschland, sei es durch ihre Verantwortung für die Dokumentations- und Informationsversorgung, die fundierte inhaltliche Erschließung Grauer Literatur aus dem In- und Ausland, Entwicklung einer Fachordnung und eines Thesaurus, die Herausgabe eines Referatedienstes in den Nachrichten für Dokumentation (NfD), die Einrichtung des Dokumentationszentrums für Informationswissenschaften (ZDOK) wie auch die Entwicklung der Datenbank Infodata.[2] Eine inhaltliche Ergänzung dazu bot der Beitrag von Prof. Dr. Achim Oßwald, TH Köln zur Pionierleistung der DGD und ihres Lehrinstituts für Dokumentation (LID), s. dazu den Beitrag auf S. 275–294. Es folgte eine Live-Vorstellung des prototypischen Digitalen Archivs der NfD / IWP durch Walter Claassen, Darmstadt.
Workshops mit Spaßfaktor
Für Auflockerung, gute Laune und einen belebenden Teamgeist sorgten die drei parallelen Workshops am Nachmittag: „Das Quiz: Jeopardy ist tot – lang lebe Jeopardy“ mit Prof. Dr. Matthias Ballod (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg), „Transdisziplinäres Wissen und Handeln in der Informationsgesellschaft“ (Waltraut Ritter, Andreas Matern, beide gfwm) und „(Informations-)Wissenschaft aus Bürgersicht“ (Emma Waltersbacher, Wissenschaft im Dialog und Matti Stöhr, TIB – Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften).
Bei letzterem mussten die etwa 20 Teilnehmenden gleich selbst aktiv werden. Nach einer kurzen Einführung zum „IdeenLauf“ im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2022 waren alle aufgefordert, eigene Fragen an die Wissenschaft zu den Themen Informationsgesellschaft und Digitalisierung in Kleingruppen zu sammeln und die relevantesten Fragen im Plenum vorzustellen. Über die Gruppen hinweg gab es zwei große Themenbereiche: Zum einen die digitale Teilhabe der Gesellschaft u. a. in Bildung und Demokratie, aber auch, wie Wissenschaft inklusiver und transparenter werden kann. Zum anderen der gesellschaftliche Umgang mit Desinformation, worunter digitale Kompetenzen, Infrastrukturen und Optionen staatlicher Regulierungen in diesem Bereich fallen. Nach der Diskussion im Plenum ordneten die beiden Workshop-Leitenden die aufgeführten Fragen den Clustern des Ideenlaufs 2022 zu, die einen Rahmen für den zukünftigen Austausch und Partizipation zwischen Wissenschaft, Forschungspolitik und Bürgerinnen und Bürgern bilden sollen.
Mithilfe der Knowledge-Café-Methode erkundeten die Teilnehmenden im Workshop von Waltraud Ritter und Andreas Matern gemeinsam das Thema „Transdisziplinäres Wissen und Handeln in der Informationsgesellschaft“ und diskutierten, wie Informationswissenschaftler zur Verringerung der Diskrepanz zwischen Wissen und Handeln in der sozial-ökologischen Transformation beitragen können. An drei Knowledge-Café-Tischen fand ein engagierter Austausch über die Fragen: Wie sehen Sie den Zusammenhang zwischen Wissen und Handeln? Was können Information Professionals tun, um vom Wissen zum Handeln zu kommen? und: Wie kann transdisziplinäres und partizipatives Wissen das „Knowing-Doing Gap“ überwinden.
Matthias Ballod, Professor für „Didaktik der deutschen Sprache und Literatur“, demonstrierte anschaulich, was eine „Quizdidaktik“ vermag. Die im Workshop spontan gebildeten Kleingruppen traten zunächst in einem vorbereiteten Quiz gegeneinander an, anschließend formulierten sie selbst Fragen mit jeweils einer richtigen und drei falschen Antworten, die dann von den übrigen Gruppen innerhalb von 30 Sekunden beantwortet werden mussten. Es taten sich für viele völlig neue Wege auf, wie sich Wissen auf spielerische Art und Weise abfragen lässt, ohne einzelne Personen vor allen anderen zu einer Antwort zwingen zu müssen.
Zurück zum Anfang: Information, Desinformation und KI
Nach einer Pause konnten alle wieder mit frischem Geist den beiden Vorträgen zu Desinformation und KI folgen. Diese kehrten mit völlig unterschiedlichen Ansätzen und Antworten zu der zu Beginn des Tages eröffneten Frage nach dem Informationsbegriff zurück. Den Anfang machte Jonathan D. Geiger (Digitale Akademie der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz), der Grundbegriffe der Informationswissenschaft wie „Daten“, „Information“, „Wissen“ und „Weisheit“ sowie deren Beziehungen zueinander deklinierte und auf die oft vagen bzw. fehlenden Definitionen derselben hinwies. Prof. Dr. Matthias Ballod beschritt anhand des alltäglichen Klassikers „Schatz, ich liebe Dich“ und der darin implizierten Vagheit und Dichotomie der Sprache einen anderen Weg zur Annäherung an den Informationsbegriff. Er machte KI als perfektes Instrument für Desinformationskampagnen aus, dem nur mit Informationskompetenz begegnet werden kann und verwies auf das bereits 2019 im Anschluss an das DGI-Forum Wittenberg „KI macht Schule“ verfasste Positionspapier[3] der DGI-Fachgruppe Bildung und Informationskompetenz „Keine KI ohne IK“.
Grüße aus der Ferne und Fragen an die Zukunft
Video-Grußworte von Dr. Sabine Brünger-Weilandt, selbst Absolventin des LID und seit 2023 Direktorin und Geschäftsführerin des FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur GmbH sowie von Prof. Dr. Vivien Petras, Vorsitzende des Hochschulverbands Informationswissenschaft und stellvertretende geschäftsführende Institutsdirektorin des Instituts für Bibliotheks- und Informationswissenschaft, lockerten den Nachmittag auf und leiteten über zu der Postersession, die nicht zuletzt durch die Vielzahl an unterschiedlichen Forschungsfragen von mehrheitlich Nachwuchsforschenden beeindruckte. Nach einem kurzen Pitch gab es genügend Zeit, sich die einzelnen Poster anzusehen und mit den Beitragenden ins Gespräch zu kommen. Die Themen waren vielfältig, so wurde u. a. von Jonathan D. Geiger (Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz) das Projekt DALIA und das dort entwickelte Trainingsprogramm zu Datenkompetenz vorgestellt. Johannes Hiebl und Sylvia Kullmann (DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation) zeigten, wie neue Forschungsassistenten wie ELICIT als digitale Infrastrukturen das Suchverhalten von Nutzenden beeinflussen. Eine andere Art solcher innovativen KI-Systeme stellte auch Robina Mohammed (ebenfalls DIPF) vor, die aktuell ein Konzept zum Einsatz eines Chatbots beim Deutschen Bildungsserver erarbeitet. Zudem wurden einige Promotionsvorhaben aus dem DIPF vorgestellt und dortige Studienansätze mit den Teilnehmenden diskutiert.
Festrede, Sektempfang und endlich Abend

Festrede Prof. Dr. Joachim-Felix Leonhard. Bild: Margarita Reibel-Felten.
Die darauffolgende Festrede von DGD/DGI-Ehrenmitglied und Alt-Präsident Prof. Dr. Joachim-Felix Leonhard, deren Textfassung sich in dieser Ausgabe auf Seite 271–274 findet, wurde begleitet von einem Sektempfang. Das machte allen Anwesenden Lust auf den Festabend, der in entspannter und ausgesprochen gutgelaunter Stimmung nicht nur zum kulinarischen Genießen einlud, sondern auch ein Unterhaltungsprogramm mit dem Poetry-Slammer Tillmann Döring und Pianobegleitung durch Vitaliy Baran bot.
Wir müssen reden!
Jegliche morgendliche Müdigkeit verflog Freitagfrüh durch die lebendige Diskussion unter aktiver Beteiligung des Publikums mit dem provokanten Titel „Goldene Jahre oder Agonie – Wie ist die Informationswissenschaft in Deutschland für die kommenden Jahre und Jahrzehnte aufgestellt?“ (Carolin Keller M.A., Prof. Dr. Marc Rittberger, beide DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation, Prof. Monika Hagedorn-Saupe, DGI und Dr. Rafael Ball, ETH-Bibliothek, Zürich, Moderation: Dr. Dirk Tunger, Forschungszentrum Jülich). Zentral waren die Fragen, inwiefern die informations- bzw. bibliothekswissenschaftliche Ausbildung auf die tatsächlichen Herausforderungen im Beruf vorbereitet und in nächster Konsequenz, ob Praxisnähe überhaupt ein wünschenswertes Kriterium für die Curriculae dieser Universitätsstudiengänge sein sollte. Hier gab es ein klares Plädoyer für mehr Unabhängigkeit von tagesaktuellen Bedürfnissen des Marktes wie auch eine stärkere Fokussierung auf die Ausbildung von Studierenden mit einem Blick für die Zukunft und dem Willen, Transformation zu gestalten, während die sich rasch wandelnden Bedürfnisse der beruflichen Praxis Thema berufsbegleitender Fort- und Weiterbildung sein sollten. An diesem Punkt des Transfers zwischen Wissenschaft und Praxis sieht sich nach Prof. Hagedorn-Saupe die DGI richtig positioniert – und das seit über 75 Jahren. Einig waren sich die Mitglieder des Panels allerdings bei dem bitteren Fazit: Informationswissenschaftliche Themen sind in Wirtschaft und Gesellschaft so präsent wie nie, ohne dabei aber der Disziplin zugeordnet zu werden. Oder zugespitzt formuliert: Die Informationswissenschaft als Opfer ihres Erfolgs braucht mehr Sichtbarkeit.

Panel „Goldene Jahre oder Agonie – Wie ist die Informationswissenschaft in Deutschland für die kommenden Jahre und Jahrzehnte aufgestellt?“ mit (v.l.) Prof. Dr. Marc Rittberger, Prof. Monika Hagedorn-Saupe, Dr. Dirk Tunger, Carolin Keller und Dr. Rafael Ball. Bild: Margarita Reibel-Felten.

Matthias Razum hielt die zweite Keynote. Bild: Michael Borchardt.
Keynote II: Von der Diskette zum Datenraum
Beeindruckend war die darauffolgende zweite Keynote von Matthias Razum (FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur) der mit seinem Beitrag „Von der Diskette zum Datenraum. Forschungsdatenmanagement als Teil der Informationsinfrastruktur“ aufzeigte, wie der digitale Wandel in der Wissenschaft sowohl Methoden und Werkzeuge als auch die Art der Forschungsdaten betrifft und neue Informationsinfrastrukturen erfordert, um Daten zu speichern, zu aggregieren, zu analysieren, zu veröffentlichen und zu archivieren. Um vor allem den bis dahin eher wenig koordinierten und projektorientierten Umgang mit Forschungsdaten auf eine stabilere Basis zu stellen, wurden bundesländerübergreifende (nationale) Strukturen geschaffen: die Gründung der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI), ergänzt auf europäischer Ebene durch die European Open Science Cloud (EOSC). Die inzwischen 26 NDFI-Konsortien arbeiten innerhalb eines Forschungsfeldes (Geistes- und Sozialwissenschaften, Ingenieurwissenschaften, Lebenswissenschaften, Naturwissenschaften) interdisziplinär erfolgreich zusammen, was sich u. a. im Erfolg der kurz vorher in Karlsruhe durchgeführten Tagung Connecting Communities spiegelte. Der kommerzielle Wert von Daten hat zur Entstehung von Initiativen wie den Common European Data Spaces und Gaia-X geführt. Hier ist es wichtig, trotz aller Offenheit (im Sinn von „Open Science“ und „Open Data“) die Kommerzialisierung von Forschungsdaten durch Dritte im Auge zu behalten. Die darauffolgende Diskussion rund um Definitionsmöglichkeiten verlagerte sich in die Mittagspause und wurde von einzelnen Teilnehmenden mit Verve geführt. Welche Bedeutung Informationsinfrastrukturen für die Wissenschaft haben, machten sowohl die Vorstellungen des TIB AV-Portals durch Matti Stöhr (Technische Informationsbibliothek (TIB)), der Fachinformationsdienste Buch-, Bibliotheks- und Informationswissenschaft (Dr. Anna Lingnau, FID BBI) und Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung (Dr. Christoph Schindler, DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation) als auch die Vorstellung einer Folgeuntersuchung zum Einsatz von Webanalyse in den Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft durch Dr. Sigrid Fahrer (DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation) deutlich.

Das Panel „Mis-, Des-, Fake- et.al. – Perspektiven zur Informationskompetenz aus der Bibliotheks- und Informationswissenschaft“ mit (v.l.) der Moderatorin Dr. Tamara Heck, Prof. Dr. Joachim Griesbaum, Prof. Dr. Fabian Franke, Prof. Dr. Stefan Dreisiebner, Prof. Dr. Luzian Weisel und Dr. Oliver Schoenbeck. Bild: b.i.t.online / Vera Münch.
Desinformation und Informationskompetenz
Und während viele Veranstaltungen dieser Art in der zweiten Hälfte kontinuierlich an Publikum verlieren und so langsam „auslaufen“, hat das Jubiläumssymposium 75-Jahre DGI noch mal richtig Anlauf genommen und vor vollem Haus zwei Panels zu Desinformation und Informationskompetenz präsentiert. Unter dem Titel „Mis-, Des-, Fake- et.al. – Perspektiven zur Informationskompetenz aus der Bibliotheks- und Informationswissenschaft“ diskutierten unter reger Beteiligung des Publikums auf dem Podium Prof. Dr. Joachim Griesbaum (Universität Hildesheim), Prof. Dr. Fabian Franke (Universität Regensburg), Dr. Oliver Schoenbeck (BIS, Uni Oldenburg und Vorsitzender der Kommission Informationskompetenz von VDB und dbv), Prof. Dr. Stefan Dreisiebner (FH Kärnten) und Prof. Dr. Luzian Weisel (Hochschule Darmstadt und DGI) mit der Moderatorin Dr. Tamara Heck (DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation und DGI) zu zentralen Fragen: Inwieweit kann Informationskompetenz für Resilienz bei der Bekämpfung von Mis- und Desinformationen sorgen? Wie kann mit Informationskompetenz auf die Entwicklung von KI reagiert werden? Wie können wir die Komplexität unserer Informationsumwelt besser verstehen? Welche Schlussfolgerungen ergeben sich daraus für die Fachcommunity?

Die Referentinnen Dr. Juliane Stiller (links) und Dr. Violeta Trkulja (rechts) mit der Moderatorin Gudrun Schmidt. Bild: Michael Borchardt.
Und wer denkt, dass das schon alles war, hat nicht mit dem positiven Ausklang des Symposiums gerechnet: Als letzter Programmpunkt „Fake News und Informationskompetenz: eine Fishbowldiskussion“ schafften es die Informationswissenschaftlerinnen Dr. Violeta Trkulja und Dr. Juliane Stiller (beide Grenzenlos Digital e.V.) das Publikum mit ihren Impulsvorträgen noch einmal mitzureißen und mit aktuellen Fakten zu versorgen, indem sie ihr Konzept der Media Literacy vorstellten und unter dem Begriff Resilienz Mut im Umgang mit Falschinformationen machten: Frei nach dem Motto „Fehler machen ist erlaubt“, solange man daraus lernt, sich davon erholt und es in Zukunft besser macht. Das führte bei der darauffolgenden Fischbowl-Diskussion mit Jonathan D. Geiger, Gudrun Schmidt (DGI), Gesine Andersen (@ATBgGmbH und DGI) und Sylvia Kullmann (DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation und DGI) trotz des bereits späten Freitagnachmittags zu einem regen Austausch, an dem sich das Publikum spontan beteiligte. Das Jubiläumssymposium zeigte damit eindrucksvoll, dass es rund um die beiden zentralen Begriffe Information – Wissen genug brandaktuelle Themen für die nächsten 75 Jahre DGI gibt – und geben wird. Also auf in die Zukunft!
Sind Sie gespannt auf mehr? Dann freuen Sie sich auf ausführlichere Berichte zu einzelnen Sessions der Veranstaltung in der nächsten IWP-Ausgabe!
DGI-Mitgliederversammlung 2023
Die DGI-Mitgliederversammlung für das Jahr 2023 wurde am 15. September um ca. 16:30 eröffnet. Sie fand in Anschluss an das zweitägige Jubiläumssymposium 75-Jahre DGI in reiner Präsenzform im Gästehaus der Goethe-Universität Frankfurt am Main statt. So konnten die bei der Festveranstaltung anwesenden DGI-Mitglieder zusammen mit dem DGI-Vorstand nicht nur die vergangenen beiden Tage zu Vergangenheit und Zukunft der DGI Revue passieren lassen, sondern auch die Geschicke der DGI von heute besprechen. Vorstand und Kassenprüfer wurden entlastet, die Kassenprüfer für das Jahr 2024 gewählt. Dazu war ein zentraler Punkt der Mitgliederversammlung die Entwicklung der Mitgliederzahlen, die finanzielle Situation sowie die Frage nach möglichen Kooperationen und Förderungen.
Zu Beginn der Mitgliederversammlung gedachten die Anwesenden in einer Schweigeminute, den seit September 2022 verstorbenen Mitgliedern. Dr. Alfred Gerstenkorn, Dr. Paul Kaegbein, Dr. Fritz Schael und Dr. Hans-Hermann Stein.
Alfred Gerstenkorn, studierter Germansitik und Linguist, war seit 45 Jahren Mitglied er DGD/DGI als er im Alter von 86 Jahren verstarb. Er gehörte zur Gruppe der Wissenschaftler, die sich schon in den 1970er Jahren am Deutschen Rechenzentrum in Darmstadt mit nichtnumerischer Datenverarbeitung, Fragen zur Verständnisforschung und zur Textanalyse befassten. Er war der maßgebliche Herausgeber des in der Reihe Informationswissenschaft der DGI erschienen Bandes „Die Sprache der Bahn“ und hielt auch in der DGD Seminare zu linguistischen Themen ab. 2022 erschien sein zusammen mit Josef Mittermeier verfasstes Buch „Zeit in Bibel und Physik – somit frühester Philosophie“.
Der im Alter von 89 Jahren verstorbene Fritz Schael war Leiter der Dokumentation bei VW als er 1980 in die DGD eintrat. Er engagierte sich viele Jahre lang in der Fachgruppe „Komitee Innerbetriebliche Informationsvermittlung“ und gehört zur Gruppe der engagierten Mitglieder unserer Fachgesellschaft, die sich erfolgreich um die Weiterführung der „Oberhofer Kolloquien“ als einer Veranstaltungsreihe der DGI eingesetzt haben. Seine Promotion erfolgte, als er bereits im Ruhestand war, mit einer über viele Jahre gesammelten Auswertung von Daten über die Inanspruchnahme von innerbetrieblichen Informationsdiensten bei VW durch Prof. Funk am IBI.
Dr. Hans-Hermann Stein, war seit 1974 Mitglieder DGD. Er leitete die Dokumentationsstelle der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), war 1970 maßgeblich an der Gründung des Informationsrings Kreditwirtschaft in Frankfurt am Main beteiligt und einer die Initiatoren der Online-Benutzergruppe innerhalb der DGD, deren Vorstand er lange angehörte. Außerdem engagierte er sich in DGD-Fachgruppe, wie etwa der KWID, und war mehrere Jahre Mitglied des Vorstands der DGD.
Dr. Paul Kaegbein wurde in dieser Zeitschrift mit einem Nachruf gewürdigt.[4] Er wurde 97 Jahre alt.
Das Protokoll der Mitgliederversammlung sowie die Präsentation des Vorstands sind im Mitgliederbereich der DGI-Website abrufbar. Bei Zugriffsproblemen wenden Sie sich bitte telefonisch an die Geschäftsstelle unter 069 430313 oder schreiben eine Nachricht an mail@dgi-info.de
Neuerscheinung Terminologie der Information und Dokumentation
Grundwortschatz, 3., neu bearbeitete Ausgabe (TID 3.1)
In jedem Fachgebiet, einschließlich des Informationsbereichs, spielen richtig angewandte Fachwörter und Definitionen eine entscheidende Rolle. Sie sind nicht das Ergebnis zufälliger Entscheidungen, sondern erfordern eine systematische Ausarbeitung, um gemeinsam eine kohärente Terminologie zu bilden. Eine solche Terminologie bildet das Fundament für die fachübergreifende Zusammenarbeit. Bereits 1975 veröffentlichte die DGD eine wegweisende Terminologie, die den Aufschwung der Fachinformationsbewegung widerspiegelte. Seither hat die Entwicklung in diesem Bereich sowohl technisch als auch in engerer Kooperation mit Bibliotheken und anderen Einrichtungen rasant an Fahrt aufgenommen.
Angesichts des aktuellen Zustands der Informationslandschaft und der stetig wachsenden Anforderungen an Aus- und Fortbildung in sämtlichen Bereichen ist eine aktualisierte Terminologie von grundlegender Bedeutung. Forschungsprojekte, sei es im Bereich des Internets oder der Dokumentenkonservierung, sowie viele andere Disziplinen bauen systematisch auf dieser terminologischen Grundlage auf. Aus diesem Grund präsentiert die Fachgruppe „Arbeitskreis Terminologie und Sprachfragen“ (AKTS) der DGI nun zum Jubiläum einen überarbeiteten Grundwortschatz mit knapp 300 Begriffen. Diese Auswahl wurde um zeitgemäße Begriffe aus dem Umfeld der Digitalisierung und der Social Medie erweitert und an die aktuellen Entwicklungen angepasst, um den Anforderungen unserer heutigen Informationswelt gerecht zu werden. Zu allen deutschen Vorzugsbenennungen sind englisch- und französischsprachige Äquivalente angegeben.
Bestellt werden kann das Werk für 19,80 € (für DGI-Mitglieder 15,80 €) bei der DGI-Geschäftsstelle, Windmühlstraße 3, 60329 Frankfurt am Main, Telefon 069 4303–13, Fax 069 4909096, E-Mail: publikation@dgi-info.de
Bitte um Aktualisierung aller Kontaktdaten von DGI-Mitgliedern
Auch in diesem Jahr bitten wir Sie, liebe DGI-Mitglieder, um Ihre aktuellen Kontaktdaten, damit wir Ihnen auch wirklich alle wichtigen Informationen zukommen lassen können. Ganz wichtig ist uns, dass Sie uns Ihre E-Mailadresse zukommen lassen, sofern dies noch nicht geschehen ist. Daher denken Sie bitte daran, der DGI-Geschäftsstelle möglichst zeitnah alle Änderungen diesbezüglich mitzuteilen. Gerne kann dies per E-Mail, per Telefon oder postalisch erfolgen. Vielen Dank! Hier noch einmal unsere Kontaktdaten:
Deutsche Gesellschaft für Information und Wissen e.V. (DGI)
Windmühlstraße 3, 60329 Frankfurt am Main
Telefon: +49 (0)69 4303-13
Telefax: +49 (0)69 4909096
E-Mail: mail@dgi-info.de
Bescheinigungen für ermäßigte Beiträge
Wir bitten unsere studierenden und in Ausbildung stehenden Mitglieder, der DGI-Geschäftsstelle für 2023 die aktuellen Studien- oder Ausbildungsbescheinigungen zukommen zu lassen. Ebenso möchten wir diejenigen DGI-Mitglieder, die aus dem aktiven Berufsleben ausscheiden, auf unseren ermäßigten Senioren-Beitrag hinweisen. Wenn Sie diesen in Anspruch nehmen wollen, senden Sie uns Ihre Rentenbescheinigung zu, dann stellen wir gerne Ihren Tarif um. Auch Mitglieder, deren beruflicher Status sich ändert, bitten wir, uns dies mitzuteilen, damit etwaige Ermäßigungen in Kraft treten können.
DGI-Praxisseminare – Herbst/Winter 2023
In einer Zeit rasanter Digitalisierung und dem unaufhaltsamen Aufstieg der Künstlichen Intelligenz (KI) ist eine kontinuierliche Weiterbildung von Information Professionals unerlässlich. DGI-Onlineseminare bieten eine gute Gelegenheit sich praxisnahes Wissen in übersichtlichen Zeiteinheiten und zu erschwinglichen Kosten anzueignen und im Arbeitsalltag erfolgreich einzusetzen. Um den sehr dynamischen Entwicklungen, gerade im Bereich der KI Rechnung zu tragen, versuchen wir unser Programm möglichst aktuell zu gestalten. Daher kann es immer wieder kurzfristig zu neuen Themen-Angeboten kommen. Unser aktuelles Programm finden Sie unter https://dgi-info.de/events/
9. November, Metaversum – welche Chancen eröffnen sich für Informationsanbieter?
15. November, Instrumente der Öffentlichkeitsarbeit – vom analogen Flyer bis zu Social Media.
16. November, Agile Methoden – Projekte flexibel, anpassungsfähig und kundenorientiert gestalten.
21. November, KI bei der Recherche nutzen – wie nützlich ist sie (inzwischen)?
21. November, Digitalfotografie für’s Web und Social Media – und KI-gestützte Bildbearbeitung.
28. November, Bibliotheken und urheberrechtliche Lizenzen.
28. und 29. November, Planung, Moderation und Dokumentation von Workshops und Teambesprechungen.
29. November und 6. Dezember, Innovative Bibliotheksdienstleistungen für die Wissenschaftskommunikation: Bibliometrie und Library Assessment.
30. November, KI bei der Recherche nutzen.
7. Dezember, Literatur online finden – welche Angebote gibt es (noch)?
11. und 12. Dezember, Metadaten gegen das Informationschaos – Einführung in die formale und inhaltliche Erschließung.
13. Dezember, Klassifikationen, Thesauri, Taxonomien und Ontologien.
13. Dezember, Der Weg zur Openness: Umgang mit Creative Commons-Lizenzen.
17. Januar, Technologien der Künstlichen Intelligenz und ihre Auswirkungen auf die Bibliotheksarbeit.
Die Anmeldung ist über unsere Website, per E-Mail oder postalisch möglich. Für nähere Auskünfte schreiben Sie an mail@dgi-info.de.
© 2023 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
Artikel in diesem Heft
- Frontmatter
- 75-Jahre DGI
- Woher wir kommen, wo wir stehen, wohin wir gehen
- Geschichte der Deutschen Gesellschaft für Dokumentation
- Die Qualifizierung zum „Wissenschaftlichen Dokumentar“ am Lehrinstitut für Dokumentation 1966 bis 1991 – berufsbegleitende Weiterbildung der DGD als Strukturmodell
- Arbeitsausschüsse, Komitees, Fachgruppen: Inhaltliche Arbeit der DGD
- Open Access
- Openess anders denken
- Benutzerforschung
- Der Backlink als Indikator für Wissenstransfer in Infrastrukturen: Eine explorative Studie am Deutschen Bildungsserver (DBS)
- Personalie
- Andreas Heinecke – Wissenschaftlicher Dokumentar und Sozialunternehmer
- Buchbesprechung
- Terminologie der Information und Dokumentation Grundwortschatz, 3., neu bearbeitete Ausgabe (TID 3.1). Axel Ermert, Monika Hagedorn-Saupe, Barbara Müller-Heiden, Marlies Ockenfeld (Redaktion). Fachgruppe Arbeitskreis Terminologie und Sprachfragen (AKTS) der Deutschen Gesellschaft für Information und Wissen (DGI). – Frankfurt am Main 2023, (DGI-Schrift Informationswissenschaft – 13; ISSN 0940 6662). – XII + 144 Seiten, Register, Verzeichnis englischer und französischer Benennungen. – ISBN Gebundene Ausgabe 978-3-925474-74-3, ISBN E-Book (PDF) 978-3-925474-75-0, 19,80 Euro (für DGI-Mitglieder 15,80 Euro)
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- Terminkalender
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- Die Qualifizierung zum „Wissenschaftlichen Dokumentar“ am Lehrinstitut für Dokumentation 1966 bis 1991 – berufsbegleitende Weiterbildung der DGD als Strukturmodell
- Arbeitsausschüsse, Komitees, Fachgruppen: Inhaltliche Arbeit der DGD
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- Der Backlink als Indikator für Wissenstransfer in Infrastrukturen: Eine explorative Studie am Deutschen Bildungsserver (DBS)
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- Terminologie der Information und Dokumentation Grundwortschatz, 3., neu bearbeitete Ausgabe (TID 3.1). Axel Ermert, Monika Hagedorn-Saupe, Barbara Müller-Heiden, Marlies Ockenfeld (Redaktion). Fachgruppe Arbeitskreis Terminologie und Sprachfragen (AKTS) der Deutschen Gesellschaft für Information und Wissen (DGI). – Frankfurt am Main 2023, (DGI-Schrift Informationswissenschaft – 13; ISSN 0940 6662). – XII + 144 Seiten, Register, Verzeichnis englischer und französischer Benennungen. – ISBN Gebundene Ausgabe 978-3-925474-74-3, ISBN E-Book (PDF) 978-3-925474-75-0, 19,80 Euro (für DGI-Mitglieder 15,80 Euro)
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