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Das Digitale Deutsche Frauenarchiv

  • Katrin Lehnert

    Dr. Katrin Lehnert ist Kultur- und Bibliothekswissenschaftlerin. In der Geschäftsstelle des Digitalen Deutschen Frauenarchivs in Berlin ist sie verantwortlich für die Rechteklärung mit Schwerpunkt Urheberinnen- und Persönlichkeitsrecht.

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    , Marius Zierold

    Marius Zierold, Mitarbeiter der Geschäftsstelle des Digitalen Deutschen Frauenarchivs in Berlin, ist Bibliothekswissenschaftler und Entwickler von META. Aus den Gender Studies bringt er kritische Perspektiven auf Fragen wie Verschlagwortung mit.

    und Susanne Diehr

    Susanne Diehr ist als Mitarbeiterin der Geschäftsstelle des Digitalen Deutschen Frauenarchivs in Berlin verantwortlich für die Koordination und Kommunikation des DDF und unterstützt die Geschäftsführung im Prozessmanagement.

Veröffentlicht/Copyright: 23. Juli 2020
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Zusammenfassung

Der i.d.a.-Dachverband hat sich zur Aufgabe gemacht, die Lesben- und Frauenbewegungsgeschichte zu bewahren. Er vernetzt rund 40 Archive, Bibliotheken und Dokumentationsstellen. Seit 2015 existiert der META-Katalog des Dachverbands, der bibliothekarische und archivalische Materialien spartenübergreifend nachweist. Darauf aufbauend ging 2018 das Digitale Deutsche Frauenarchiv (DDF) online. Der Beitrag widmet sich Herausforderungen beim Datenmanagement in META sowie bei der Rechteklärung für das DDF und zeigt, was das DDF der Wissenschaft und der allgemeinen Öffentlichkeit bietet.

Abstract

i.d.a. is the umbrella organization of about 40 German-speaking lesbian/women’s libraries, archives and documentation centres in Europe. It’s goal is to preserve the heritage of lesbian and women’s history. Since 2015 the META-catalog provides a joint and multidisciplinary access to metadata and digital objects. The Digital German Women’s Archive (DDF), a follow-up project launched in 2018 is key to presenting protagonists and topics in a mixture of text and digital objects. This article addresses the challenges of data management in META and of right clearance for the DDF and shows, what DDF offers to research and general public.

Résumé

La préservation de l’histoire du mouvement des lesbiennes et des femmes est la tâche de l’organisation faîtière i.d.a. qui met actuellement en réseau une quarantaine d’archives, bibliothèques et centres de documentation lesbiennes / femmes germanophones en Europe.

Le catalogue META de l’organisation faîtière existe depuis 2015. Il réalise la preuve interdivisionnelle des documents de bibliothèque et d’archives. S’appuyant sur cela, les archives numériques allemandes des femmes (DDF) ont été mises en ligne en 2018. L’article est consacré aux défis de la gestion des données dans META et à la clarification des droits du DDF et montre ce qu’il offre à la science et au grand public.

Viele Aspekte der Geschichte der Frauen- und Lesbenbewegungen sind heute noch unbekannt und unerforscht. Die Bewahrung und Aufarbeitung dieser Geschichte ist Aufgabe des i.d.a.-Dachverbands. Das Netzwerk i.d.a. – informieren, dokumentieren, archivieren – arbeitet seit 1983 zusammen, seit 1994 als Verein. Aktuell verbindet es rund 40 Lesben- und Frauenarchive, Bibliotheken und Dokumentationsstellen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und Italien. Gemeinsam verfügen diese über umfangreiche Bestände zu Aktivistinnen und Organisationen der verschiedenen Phasen und regionalen Strömungen der deutschsprachigen Frauenbewegungen. Mittlerweile gehört auch die digitale Sicherung und Präsentation von Beständen zur Aufgabe von i.d.a.: Ab 2012 wurde der META-Katalog entwickelt und – darauf aufbauend – seit Mitte 2016 das Digitale Deutsche Frauenarchiv (DDF), beide gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Diesen Projekten widmet sich der folgende Beitrag, der sich in drei Unterkapitel teilt: Im ersten Teil werden der META-Katalog und seine Funktionsweise insbesondere in Bezug auf das Datenmanagement beschrieben. Der zweite Teil widmet sich den Herausforderungen und Lösungsansätzen bei der Rechteklärung für die Onlinestellung von Digitalisaten im DDF.[1] Der dritte Teil zeigt, welche Angebote das DDF für Wissenschaft und Bildung macht.

I Der META-Katalog als Informationsknotenpunkt

Der META-Katalog ist seit 2015 online und dient als zentrales Informationssystem feministischer Archive, Bibliotheken und Dokumentationsstellen: Er weist die Bestandsdaten aller i.d.a.-Mitglieder in einem gemeinsamen Katalog nach, mit aktuell circa 536.000 Datensätzen. Er stellt nicht nur ein bisher einzigartiges Rechercheinstrument für die deutschsprachige Frauen- und Geschlechterforschung dar, sondern kann auch als ein Best-Practice-Beispiel für die Bibliotheks- und Archivwelt gelten: Der META-Katalog realisiert den spartenübergreifenden Nachweis von bibliothekarischen und archivalischen Materialien in einer einzigen Datenbank. Gleichzeitig ist Meta ein weiblicher Vorname aus dem baltischen Sprachraum und bedeutet übersetzt „Perle“: Mit dem META-Katalog lassen sich feministische Perlen suchen und finden (Abb. 1).

Abbildung 1 
Postkarte zum META-Katalog. (Digitales Deutsches Frauenarchiv: CC-BY 4.0)
Abbildung 1

Postkarte zum META-Katalog. (Digitales Deutsches Frauenarchiv: CC-BY 4.0)

Hinter der Adresse www.meta-katalog.eu verbirgt sich kein klassischer Bibliothekskatalog, sondern ein vollwertiges und leistungsstarkes Discovery-System. Spezifische Inhalte können gezielt gefunden und weitere relevante Inhalte entdeckt werden. Die aktuelle und historische Fachliteratur wird gemeinsam mit Archivalien, audiovisuellen Materialien und vereinzelt auch musealen Objekten nachgewiesen. Neben virtuellen Angeboten wie dem Informationsangebot von GenderOpen[2], die aktuell integriert werden, kann das System jederzeit um weitere Datenquellen erweitert werden. Die Endung „eu“ verweist zudem auf die europäische Dimension des Projekts. Nicht zuletzt dient der META-Katalog neben seiner Funktion als Nachweisinstrument auch als Adresssammlung zu feministischen Bibliotheken, Archiven und Dokumentationsstellen in deutschsprachigen Ländern und Regionen (Abb. 2).

Abbildung 2 
Startseite des META-Katalogs mit Standorten und Liste aller beteiligten Einrichtungen. (i.d.a.-Dachverband: CC-BY 4.0)
Abbildung 2

Startseite des META-Katalogs mit Standorten und Liste aller beteiligten Einrichtungen. (i.d.a.-Dachverband: CC-BY 4.0)

1 Zugang und Nutzung

Ziel von META ist es, ein nachhaltiges Informationssystem zu schaffen, das die Bedürfnisse von Nutzenden, teilnehmenden Einrichtungen und externen Datenpartnerinnen[3] berücksichtigt und sich entsprechend präsentiert. Insbesondere soll einer breiten Öffentlichkeit der Zugang zu den Beständen der im i.d.a.-Dachverband vereinten Einrichtungen ermöglicht werden. Es wird daher Wert auf eine intuitive Struktur gelegt: Ein einfacher Suchschlitz regt zur Nutzung an, daneben existiert eine erweiterte Suche mit den üblichen Suchfeldern für Expertinnen. Zudem sind die Bestände nach Einrichtung oder Dokumenttyp durchsuchbar.

Nach Absenden einer Suchanfrage werden die Materialien aus Bibliotheken, Archiven und Dokumentationsstellen in kürzester Zeit ausgewertet und aufgelistet. Die Titel, die Veröffentlichungsangaben sowie die Schlagwörter in der Ergebnisliste ermöglichen eine erste inhaltliche Orientierung. Zur Verfeinerung der eigenen Suchanfrage werden vier Auswahlfacetten angeboten. Die Nutzenden können ihre Suche gezielt nach Schlagwörtern, Personen, Einrichtungen und Dokumenttypen filtern.

Dem Anliegen von Archiven, Provenienzen darzustellen, wird mit der Darstellung einer Archivtektonik Rechnung getragen, die mehrere hierarchische Ebenen darstellen kann (Abb. 3). Diese Darstellung wird als Kontextbaum zugleich von Bibliotheken genutzt, um bis auf die Artikelebene erschlossene Zeitschriften und Sammelbände nachzuweisen.

Abbildung 3 
Archivtektonik des META-Katalogs, hier eine Broschüre des Helene-Lange-Archivs im Landesarchiv Berlin. (i.d.a.-Dachverband: CC-BY 4.0)
Abbildung 3

Archivtektonik des META-Katalogs, hier eine Broschüre des Helene-Lange-Archivs im Landesarchiv Berlin. (i.d.a.-Dachverband: CC-BY 4.0)

Ein besonderes Feature ist die Merkliste (Abb. 4). Diese Funktion dient der schnellen und einfachen Verarbeitung von Rechercheergebnissen: Sobald eine Merkliste angelegt ist, kann diese geteilt, gedruckt oder wieder gelöscht werden. Darüber hinaus wird sie in verschiedenen Formaten, wie beispielsweise der ISO-Norm 690[4] zur Beschreibung von Informationsquellen unterschiedlicher Art, angeboten. Auf den Einsatz von Nutzungskonten wird bewusst verzichtet, um den Wartungsaufwand sowie die Verarbeitung persönlicher Nutzungsdaten zu minimieren.

Abbildung 4 
Merkliste des META-Katalogs. (i.d.a.-Dachverband: CC-BY 4.0)
Abbildung 4

Merkliste des META-Katalogs. (i.d.a.-Dachverband: CC-BY 4.0)

Die Auswertung der Zugriffszahlen hat ergeben, dass ein Großteil der Nutzenden über Suchmaschinen zum META-Katalog gelangt. Der erste Kontakt erfolgt somit über Einzelansichten von Dokumenten und nicht über die Suchfunktion oder die Startseite. Die Gestaltung der Benutzungsoberfläche wurde daher so modifiziert, dass von allen Punkten im System umgehend weitere Suchen im META-Katalog ausgelöst werden können. Sofern ein grundsätzliches Interesse an den Inhalten des META-Katalogs besteht, kann auf diese Weise die Neugier geweckt und die Besuchszeit verlängert werden.

Der Nutzungsfreundlichkeit wird neben einer intuitiven Bedienbarkeit auch dadurch Rechnung getragen, dass der META-Katalog sowohl für den Computerbildschirm als auch für Tablet und Smartphone optimiert wurde. Zu jeder Treffer-Einzelansicht ist unter der Überschrift „Weitere Informationen“ u. a. ein QR-Code und die Adresse der besitzenden Einrichtung verfügbar.

2 Datenintegration im META-Katalog

META zeigt Daten – und muss entsprechend „gefüttert“ werden. Die Voraussetzung für die Integration in den META-Katalog ist die Bereitstellung strukturierter Metadaten. Die datengebenden Einrichtungen des i.d.a-Dachverbands unterscheiden sich aber in wichtigen Punkten wie Organisationsform, Sammlungsschwerpunkt, finanzielle Ausstattung, verwendete IT-Infrastruktur und Art der erfassten Materialien. Die Erstellung einer gemeinsamen Datenbasis muss diese Unterschiede überwinden.

Grundlage hierfür ist die Datenhomogenisierung, das heißt das Angleichen der Daten an einen festgelegten Standard. In einem ersten Arbeitsschritt werden die Daten der Quellkataloge in ein eigenes META-Arbeitsformat umgewandelt, das strukturell an das MODS-Austauschformat angelehnt ist. Es besteht aus mehreren Informationsblöcken, die institutionelle, technische und inhaltliche Angaben enthalten, wobei bei den inhaltlichen Angaben zwischen Kerninformationen und optionalen Angaben unterschieden wird. Die Transformation wird mit Hilfe der Programmiersprache XSLT durchgeführt, um die gelieferten Metadaten, die fast ausschließlich im XML-Format an das DDF geliefert werden, umzuwandeln. Beim regelmäßigen Import von Metadaten werden Feldzuordnungen vorgenommen, Inhalte angeglichen und um zusätzliche Angaben, wie beispielsweise Normdaten der GND, erweitert. Die Aktualisierungsintervalle unterscheiden sich je nach Einrichtung, wobei mindestens eine Aktualisierung pro Quartal angestrebt wird.

Für die produktive Umwandlung in das META-Arbeitsformat wurde im Rahmen des META-Katalogs das sogenannte UploadTool entwickelt (Abb. 5). Es ermöglicht, neue Metadaten über eine einfache Weboberfläche einzuspielen. Über die Archivfunktion dieses Tools können alte Datenbestände wiederhergestellt und die Uploadhistorie eingesehen werden. In der Job-Ansicht kann nachvollzogen werden, ob eine Datenumwandlung erfolgreich oder fehlerhaft war. Nach jedem Upload wird zusätzlich eine E-Mail mit dem Status der Datenumwandlung und eventuellen Fehlermeldungen an die DDF-Geschäftsstelle verschickt.

Abbildung 5 
Weboberfläche des UploadTools des META-Katalogs. (i.d.a.-Dachverband: CC-BY 4.0)
Abbildung 5

Weboberfläche des UploadTools des META-Katalogs. (i.d.a.-Dachverband: CC-BY 4.0)

Nach der Umwandlung werden die Daten in einen Suchserver eingespielt, besser bekannt unter dem Namen des Open Source Projekts Solr. Mit Hilfe dieses Suchservers können Suchanfragen für den META-Katalog in kürzester Zeit beantwortet werden.

Für die Oberfläche und die Suchlogik wird die Open Source Software VuFind verwendet. Die Offenheit der Software ermöglichte es, die Oberfläche vollständig nach eigenen Vorgaben zu gestalten, benötigte Eigenschaften hinzuzufügen oder störende Funktionen zu entfernen. Durch die konsequente Verwendung von Open Source Software ist der i.d.a.-Dachverband in der Lage, den META-Katalog nach seinen Wünschen und Vorgaben stetig weiterzuentwickeln und an neue Anforderungen anzupassen.

3 Anforderungen und Anschlüsse

Der META-Katalog erfüllt in seinem jetzigen Entwicklungsstand mehrere Anforderungen. Als Discovery-System soll er Informationsbedürfnisse möglichst umfassend befriedigen. Im besten Fall gewinnen Nutzende weiterführende Informationen für ihre Recherche oder identifizieren eine spezifische Einrichtung, die sie für Materialien und/oder Fachleute zu ihrem Thema kontaktieren können. Dabei ist unerheblich, ob es sich bei den gefundenen Materialien um Bibliotheks- oder Archivgut handelt und wo die Einrichtungen geografisch angesiedelt sind.

Als Informationszentrale steuert der META-Katalog neben dem Datenimport auch den Datenexport. Der Export der homogenisierten Metadaten in den Formaten MarcXML und DublinCore erfolgt über eine OAI-PMH Schnittstelle (Open Archives Initiative Protocol for Metadata Harvesting) und ist somit jederzeit frei verfügbar. Mit Hilfe der OAI-Syntax ist es möglich, den vollständigen Datenbestand des META-Katalogs oder die Datenbestände von einzelnen Einrichtungen anzufordern. Darüber hinaus wird derzeit der Export von Archivdaten im EAD-Format implementiert, so dass auch die Deutsche Digitale Bibliothek und das Archivportal-D von der Datensammlung des i.d.a.-Dachverbandes profitieren können. Der META-Katalog ist somit der Aggregator für Materialien der deutschsprachigen Lesben- und Frauengeschichte geworden.

Die Archive, Bibliotheken und Dokumentationsstellen des i.d.a.-Dachverbands haben durch den META-Katalog die Möglichkeit, ihre Bestände einer breiten Öffentlichkeit fachgerecht im Internet zu präsentieren. Mit seiner Hilfe kann jede Einrichtung dieses moderne und intuitiv nutzbare Discovery-System für die eigenen Bestandsdaten und Digitalisate anbieten: Die Suche in META kann auf eine Einrichtung beschränkt sein oder sämtliche Teilbestände umfassen. Somit ist der META-Katalog ebenso Bestandsnachweis der einzelnen Einrichtungen wie Verbundkatalog des i.d.a.-Dachverbands.

Nicht zuletzt dient der META-Katalog als Ausgangsbasis und Herzstück des Digitalen Deutschen Frauenarchivs: Sobald Digitalisate in META eingespielt sind, werden diese auch im DDF sichtbar. Beide Angebote greifen somit auf denselben Datenbestand zurück und bilden gleichzeitig zwei unterschiedliche Zugänge zu den Materialien der Frauenbewegungsgeschichte.

II Rechteklärung für das Digitale Deutsche Frauenarchiv

Während META in erster Linie ein Nachweisinstrument ist, findet sich unter der Adresse www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de ein virtuelles Portal, das Archiv- und Bibliotheksmaterialien in Form von Digitalisaten präsentiert und Geschichten dazu erzählt (Abb. 6).

Abbildung 6 
Wissenschaftlicher Akteurinnen-Essay mit Digitalisaten im DDF. (Digitales Deutsches Frauenarchiv: CC-BY 4.0)
Abbildung 6

Wissenschaftlicher Akteurinnen-Essay mit Digitalisaten im DDF. (Digitales Deutsches Frauenarchiv: CC-BY 4.0)

Durch diese digitale Präsentation von Objekten schafft das DDF neue Zugänge: Forschende können Originalmaterialien ortsunabhängig sichten und auswerten, während Neugierige und zufällige Portalbesuchende wissenschaftlich aufbereitete Informationen zu vielfältigen Themen und Akteurinnen finden.[5] Ergänzend finden sich Biografien, Zitatsammlungen, Netzwerkbeziehungen und Publikationslisten einzelner Akteurinnen (Abb. 7) sowie ‚Kurz erklärt‘-Module als Bildungsmaterialien zu besonders bedeutenden Themen wie 100 Jahre Frauenwahlrecht (Abb. 8).

Abbildung 7 
Soziales Netzwerk von Alice Salomon im DDF. (Digitales Deutsches Frauenarchiv: CC-BY 4.0)
Abbildung 7

Soziales Netzwerk von Alice Salomon im DDF. (Digitales Deutsches Frauenarchiv: CC-BY 4.0)

Abbildung 8 
Themenseite mit Bildungsmodulen im DDF. (Digitales Deutsches Frauenarchiv: CC-BY 4.0)
Abbildung 8

Themenseite mit Bildungsmodulen im DDF. (Digitales Deutsches Frauenarchiv: CC-BY 4.0)

Das DDF erhält seit Januar 2020 eine institutionelle Förderung vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.[6] Es kann als Weiterentwicklung des META-Katalogs gelten, Träger ist wie bei diesem der i.d.a.-Dachverband. Die Materialien, die im DDF gezeigt werden, stammen aus den einzelnen i.d.a.-Einrichtungen, die zu diesem Zweck finanzielle Förderung für Digitalisierungsprojekte beantragen können. Das DDF hat eine Geschäftsstelle in Berlin, neben Geschäftsführung und Öffentlichkeitsarbeit wird dort der technische Betrieb von META-Katalog und DDF gewährleistet sowie die wissenschaftliche und fachliche Begleitung für Digitalisierungsprojekte realisiert. Eine Beratung findet sowohl auf inhaltlicher Ebene zur Auswahl der zu digitalisierenden Bestände als auch in den Bereichen Digitalisierung und Rechteklärung statt. Im Folgenden wird auf den Arbeitsbereich der Rechteklärung näher eingegangen.

1 Herausforderungen der Onlinestellung

Voraussetzung für die Anzeige von Digitalisaten im Internet ist eine aufwendige Rechteklärung. Zwar brachte die seit März 2018 gültige Gesetzesnovelle in Form des Urheberrechts-Wissensgesellschafts-Gesetzes (UrhWissG) einige Erleichterungen für Bibliotheken und Archive.[7] Doch gibt es immer noch keine allgemeine Erlaubnis für Kulturerbeinstitutionen, ihre Bestände im Netz zu präsentieren. Zudem müssen Persönlichkeitsrechte beachtet und der Datenschutz garantiert werden. Die Herausforderung besteht daher nach wie vor darin, Nutzungsrechte für jedes Objekt einzeln einzuholen. Große Institutionen können dabei auf eigene Juristinnen und Juristen oder ganze Rechtsabteilungen zurückgreifen. Kleinere Bibliotheken und Archive sind meist auf sich gestellt.

Um den i.d.a.-Mitgliedseinrichtungen die Rechteklärung für die Onlinestellung zu erleichtern, bietet die Geschäftsstelle des DDF Hilfe und Beratung zu rechtlichen Fragen an. Die bereits angesprochene Heterogenität innerhalb des Dachverbands muss dabei besondere Berücksichtigung finden: Kleinere Institutionen wie die Erinnerungseinrichtungen sozialer Bewegungen sind aus politischen Bewegungen, nicht selten aus privaten Sammlungen entstanden. Sie arbeiten meist mit wenigen Mitarbeitenden, häufig mit Unterstützung durch Ehrenamtliche, was eine vertiefte Einarbeitung in die komplexe Materie des Urheber- und Persönlichkeitsrechts erschwert. Zudem arbeiten im i.d.a.-Dachverband Expertinnen und Experten unterschiedlicher Fachrichtungen zusammen, deren Arbeitsweisen sich vielfach unterscheiden.

Eine große Heterogenität findet sich auch bezüglich der Materialarten, für die Rechte geklärt werden müssen, um sie im Internet greifbar zu machen. Zu den Fundstücken zählen Plakate und Flugblätter, Broschüren und Graue Literatur, Bücher und Zeitschriften oder Interviews in Ton und Bild. Aber auch unveröffentlichte Originaldokumente wie Briefe, Fotos, Objekte oder Tonaufnahmen aus privaten Nachlässen feministischer Wegbereiterinnen erzählen von den vielfältigen Perspektiven der Lesben- und Frauenbewegungen vom 19. Jahrhundert bis heute. Zukünftig werden auch elektronische Nachlässe, E-Mails, Soziale Medien und andere born digital-Materialien eine Rolle spielen.

Einen Sammelschwerpunkt, der sich auch im DDF abbildet, stellen die feministischen Bewegungen der 1970er und 1980er Jahre dar. Ihre Zeugnisse bestehen zum Großteil aus Vereinsunterlagen, Grauen Materialien, Zeitungsausschnittsammlungen, Plakaten und Flugblättern, aber auch aus Interviews, Veranstaltungsmitschnitten oder freien Radiosendungen. Die Rechteklärung dieser Materialien stellt eine besondere Herausforderung dar. Zum einen, weil sie meist zahlreiche Rechteinhaberinnen haben, wie Autorinnen, Grafikerinnen und Fotografinnen und abgebildete Personen eines Plakats. Zum anderen, weil die Bewegungen dieser Zeit von einem Geist der Kollektive getragen waren, der einer auf individueller Urheberschaft gründenden Rechtslage gegenübersteht. So zielt das Urheberrecht in erster Linie auf natürliche Personen, nicht auf Körperschaften wie Gruppen oder Vereine, während die meisten feministischen Gruppen der 1970er und 1980er Jahre großen Wert darauflegten, nicht als Einzelpersonen, sondern als (anonyme) Gruppe in Erscheinung zu treten. Nicht wenige Flugblätter und Plakate, die etwa im feministischen Archiv ausZeiten in Bochum verwahrt werden, sind mit „Elisabeth Müller“ aka Lieschen Müller unterzeichnet.[8]

Die Rechteklärung für das DDF findet dezentral in den einzelnen i.d.a.-Mitgliedseinrichtungen vor Ort statt. Dies zahlt sich besonders in Bezug auf zeitgeschichtliche Dokumente aus. Denn bestehende Verbindungen der Mitarbeitenden in die lokalen Netzwerke und ein Schneeballsystem persönlicher Kontakte sind oftmals die einzigen Ansatzpunkte, um Rechteinhaberinnen ausfindig zu machen. Zur Unterstützung der Rechteklärung vor Ort hat die DDF-Geschäftsstelle aus der täglichen Beratungspraxis zwei Tools entwickelt, die sie mit allen Interessierten teilt: eine Broschüre und einen Vertragsgenerator.

2 Broschüre mit Praxistipps

Die Broschüre Bewegungsgeschichte digitalisieren. Praxistipps zur Rechteklärung[9] entstand in Kooperation mit der Anwaltskanzlei iRights.Law[10] und der Informationsplattform iRights.info[11]. Sie bündelt die bisherigen Erfahrungen des DDF: Die Autorinnen reflektieren konkrete Fragestellungen und praktische Beispiele aus Einrichtungen des i.d.a.-Dachverbands, die ihre Bestände im DDF präsentieren. Dabei berücksichtigen sie sowohl die jüngste Urheberrechtsnovelle als auch die im Mai 2018 in Kraft getretene europäische Datenschutz-Grundverordnung. Ein Schwerpunkt liegt auf den oben geschilderten Herausforderungen, vor denen kleinere Institutionen wie die Erinnerungseinrichtungen sozialer Bewegungen stehen.

Abbildung 9 
Deckblatt der DDF-Rechtebroschüre. (Valie Djordjević/Paul Klimpel/Digitales Deutsches Frauenarchiv: CC-BY 4.0)
Abbildung 9

Deckblatt der DDF-Rechtebroschüre. (Valie Djordjević/Paul Klimpel/Digitales Deutsches Frauenarchiv: CC-BY 4.0)

Neben allgemeinen Kapiteln zu Urheberrecht, Allgemeinem Persönlichkeitsrecht und Datenschutz widmet sich die Handreichung den rechtlichen Grundlagen der Digitalisierung von Materialien, der Bereitstellung digitaler Inhalte im Lesesaal vor Ort, der Onlinestellung sowie der digitalen (Langzeit-)Archivierung von Bibliotheks- und Archivbeständen. Auch freien Lizenzen wird ein eigenes Kapitel gewidmet. Zahlreiche Abbildungen von Materialien aus den Einrichtungen des i.d.a.-Dachverbands dienen als konkrete Beispiele, anhand derer die notwendigen Schritte der Rechteklärung, mögliche Stolpersteine und Besonderheiten erläutert werden. Die Broschüre ist sowohl gedruckt als auch online als interaktives PDF kostenfrei erhältlich.

3 Vertragsgenerator

Ein weiteres Tool, das die Arbeit kleinerer Erinnerungsinstitutionen erleichtert, ist der Vertragsgenerator[12] (Abb. 10). Auch er wurde mit rechtlicher Beratung durch die Anwaltskanzlei iRights.Law entwickelt. Dieses Werkzeug berücksichtigt die vielen unterschiedlichen Voraussetzungen und Situationen im Kontakt mit Rechteinhaberinnen. In der alltäglichen Beratungsarbeit der DDF-Geschäftsstelle hat sich gezeigt, dass ein einheitlicher Mustervertrag für die Übertragung von Nutzungsrechten nicht weiterhilft. Denn manche Einrichtungen besitzen für die Materialien, die sie online stellen wollen, bereits einen Schenkungsvertrag, der auch die Nutzungsrechte regelt. In vielen älteren Verträgen wurden aber die Nutzungsrechte nicht bedacht oder die Onlinestellung nicht erwähnt, da es noch kein Internet gab. In diesen Fällen ist meist eine Ergänzung zum bestehenden Vertrag ausreichend.

In anderen Einrichtungen spielte der rechtliche Hintergrund von Materialien, wie der Abschluss von Schenkungs- und Nutzungsverträgen, aufgrund einer geringeren gesellschaftlichen Aufmerksamkeit für Fragen des Urheberrechts und der prekären finanziellen Situation der Einrichtungen lange Zeit eine untergeordnete Rolle. Sie schließen erstmals im Rahmen ihres Digitalisierungsprojekts für das DDF Verträge ab und holen sich das Einverständnis von Rechteinhaberinnen. Auch in Fällen, in denen bereits zahlreiche Verträge vorliegen, müssen im Rahmen eines Digitalisierungsprojekts regelmäßig neue Schenkungs- und Nutzungsverträge abgeschlossen werden.

Schließlich unterscheidet sich auch die Art der Nutzungsrechte – je nachdem, welche Rechte die Urheberinnen und Rechteinhaberinnen bereit sind einzuräumen. Der Vertragsgenerator hilft dabei, die je nach Einrichtung und Situation erforderliche Vertragsvorlage zu finden. Dazu müssen nur einige Fragen beantwortet werden. Zur Erleichterung des komplexen Felds des Urheberrechts werden gleichzeitig rechtliche Fachbegriffe erklärt.

Abbildung 10 
Vertragsgenerator auf der i.d.a.-Webseite. (i.d.a.-Dachverband: CC-BY 4.0)
Abbildung 10

Vertragsgenerator auf der i.d.a.-Webseite. (i.d.a.-Dachverband: CC-BY 4.0)

Die Broschüre und der Vertragsgenerator mitsamt Vertragsvorlagen sind bei Bedarf von externen Einrichtungen nachnutzbar. Das Ziel beider Tools ist die rechtlich sichere Onlinestellung von Digitalisaten durch Bewegungsarchive und andere freie Archive sowie kleinere Bibliotheken, Gedenkstätten und Museen.

Trotz der Herausforderungen bei Datenmanagement und Rechteklärung: Innerhalb des ersten Jahres nach dem DDF-Onlinegang im September 2018 hat sich die Anzahl der Digitalisate mehr als verdoppelt.

III Angebote für Wissenschaft und Bildung

Regelmäßig kommen im DDF/META-Katalog und den i.d.a.-Einrichtungen neue Materialien hinzu. Das DDF kann immer nur eine Auswahl der i.d.a.-Bestände präsentieren. Als Schaufenster in die i.d.a.-Einrichtungen will das DDF Forschende in die betreffenden Einrichtungen locken. Und es macht Angebote der Bildung und Vermittlung.

1 Forschung in und mit Archiven

Jede i.d.a.-Einrichtung hat Material, das darauf wartet, erforscht zu werden: Der Nachlass von Dorothee von Velsen (1883–1970), eine Akteurin der Ersten Frauenbewegung, oder das Zeitungsauschnittarchiv des Bundes deutscher Frauenvereine (1894-1933) liegt unerforscht im Helene-Lange-Archiv, einem Teil des Landesarchivs, in Berlin. Das FFBIZ–Das feministische Archiv e.V. in Berlin und Das Archiv des belladonna e.V. in Bremen sammeln Zines, Ausdruck feministischer Subkultur. In der Genderbibliothek des Zentrums für transdisziplinäre Geschlechterstudien der Humboldt-Universität zu Berlin warten Interviews zu Erfahrungen von Frauen im Sozialismus auf wissenschaftliche Bearbeitung. Im Archiv ausZeiten in Bochum lässt sich zum Arbeitskampf von Frauen in einer Zementfabrik des Ruhrpotts forschen.

Die Beispiele zeigen: Studierende und Forschende können in den i.d.a.-Einrichtungen Schätze heben. Dabei wird nicht nur historische Forschung fündig. Diese Schätze sind auch zur Klärung literatur- und kulturgeschichtlicher Fragen bis hin zur historisch-kritischen Reflexion aktueller feministischer Debatten von Interesse.

Einige Archive haben bereits engen Kontakt zur Forschung. Im Frauenstadtarchiv Dresden, das z. B. Material zum Demokratischen Frauenbund Deutschlands (1947–1990) besitzt, finden Projekte in Kooperation zwischen dem Frauenstadtarchiv und der Geschichtswissenschaft an der TU Dresden statt. Durch diese kontinuierliche Zusammenarbeit rücken das Archiv und die Arbeit mit Quellen von Anfang an in den Fokus der geschichtswissenschaftlichen Ausbildung.

Das Archiv der deutschen Frauenbewegung in Kassel (AddF) wird seit 1992 vom Land Hessen als außeruniversitäre Forschungseinrichtung gefördert und führt eigene Forschungsprojekte durch. Aber auch im AddF liegen Bestände, die nicht ausgeforscht sind: So besitzt das Archiv Dokumente des Deutschen Evangelischen Frauenbundes von 1899 bis heute lückenlos. Anhand der Dokumente des Casseler Frauenrudervereins (gegründet 1913) ließe sich feministische Sportgeschichte schreiben.

Häufig blenden Forschungsprojekte die Finanzierung der Infrastruktur allerdings aus, das zu erforschende Material wird als „im Archiv vorhanden“ vorausgesetzt. Doch im Rahmen von DFG-Anträgen haben Forschende durchaus Spielraum, um über eine Teilstelle oder Sachmittel auch die Sicherung des Materials oder seine Digitalisierung zu finanzieren. Nicht zuletzt kann ein Archiv mit seinem Material vom kleinen Partner der Forschung auch zur Lokomotive werden, wenn die Forschungsfrage auf einzigartiges Material trifft. Aber auch Material, das (teilweise) erforscht ist, bietet Antworten auf innovative Forschungsfragen. So besitzen viele i.d.a.-Einrichtungen umfangreiche Zeitungsauschnittsammlungen, die Stoff feministischer Mediendiskursanalysen sein könnten.

Der Blick in das DDF und die i.d.a.-Einrichtungen dahinter zeigt: Die Frauenbewegung als erfolgreiche soziale Bewegung des 19. und 20. Jahrhunderts ist reif fürs Geschichtsbuch – doch dort ist sie bisher kaum angekommen. Deshalb lautet ihre Botschaft in Richtung Wissenschaft: „Schatzkisten suchen Forscher*innen!“[13]

Die Projekte des i.d.a.-Dachverbands META und DDF sind nicht nur wichtige und bisher einzigartige Instrumente für die deutschsprachige Frauen- und Geschlechterforschung. Ziel ist einer breiten Öffentlichkeit den Zugang zu den Beständen der Lesben- und Frauenbewegungen zu ermöglichen.

2 Angebote der Bildung und Vermittlung

Für die breite Öffentlichkeit entwickelt die DDF-Geschäftsstelle rund um das digitale Archiv analoge und digitale Angebote der Vermittlung, die den Bogen von der Erinnerung in die Zukunft von Archiven zur aktuellen Frauenbewegung und Gleichstellungspolitik schlagen.

Abbildung 11 
Werbung für die Feministische Sommeruni 2019. (Digitales Deutsches Frauenarchiv: CC-BY 4.0)
Abbildung 11

Werbung für die Feministische Sommeruni 2019. (Digitales Deutsches Frauenarchiv: CC-BY 4.0)

Demokratiegeschichte ist häufig eine männliche Erzählung, Feminismus eine westdeutsche. Wie es besser geht, zeigte die Feministische Sommeruni 2019 Ende Juni in Leipzig: Gerade Leipzig kann von Kämpfen für Demokratie und Frauenrechte erzählen.

Das Bild zur Feministischen Sommeruni 2019 zeigt Louise Otto-Peters (1819-1895). Sie lebte und wirkte in Leipzig und feierte 2019 ihren 200. Geburtstag. 1849 gründete sie die Frauen-Zeitung unter dem Motto „Dem Reich der Freiheit werb‘ ich Bürgerinnen“: Die Forderungen der Revolution 1848/49 sollten auch für Frauen gelten. Ein Anfang der Frauenbewegung war gemacht. Ab 1849 brauchte es weitere 70 Jahre, bis Frauen in Deutschland das Wahlrecht erlangten. Und Leipzig ist die Stadt der Friedlichen Revolution, in der auch die Frauenbewegung eine starke Rolle spielte.

Zur Feministischen Sommeruni 2019 kamen in Leipzig aktuelle und historische Perspektiven aus feministischen Archiven, frauenbewegter Kultur, Wissenschaft und Politik zusammen. Mehr als 20 kostenfreie Vorträge, Filme, Workshops, Performances und Diskussionen schlugen den Bogen von den Anfängen der Frauenbewegung über Herstory aus DDR und Ostdeutschland bis hin zu aktuellen politischen Herausforderungen für Demokratie und Feminismus.

Organisiert wurde die Feministische Sommeruni Leipzig 2019 von der Louise-Otto-Peters-Gesellschaft e.V. in Kooperation mit der DDF-Geschäftsstelle in Berlin.[14]

Nach den Erinnerungen an die Friedliche Revolution in 2019 sind 30 Jahre deutsche Einheit 2020 das medial bestimmende Thema: Runde Tische, Volkskammerwahl, Währungsunion waren 1990 Meilensteine auf dem Weg zur ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl im Dezember. Von Februar bis Dezember 2020 begleitet das DDF 30 Jahre deutsche Einheit aus feministischer Sicht mit einem Online-Dossier: Stück für Stück werden über das Jahr Leerstellen im Gedenken benannt und mit Namen, Bildern und Geschichten gefüllt.[15]

Abbildung 12 
Werbung für das Dossier 30 Jahre geteilter Feminismus. (Digitales Deutsches Frauenarchiv: CC-BY 4.0)
Abbildung 12

Werbung für das Dossier 30 Jahre geteilter Feminismus. (Digitales Deutsches Frauenarchiv: CC-BY 4.0)

Zum Start des Dossiers am 17. Februar 2020 rückte der Unabhängige Frauenverband (UFV) in den Mittelpunkt: Zwischen seinem furiosen Auftakt am 3. Dezember 1989 in der Berliner Volksbühne und der Volkskammer-Wahl am 18. März 1990 wurde der UFV am 17. Februar 1990 als Verein gegründet – nicht zuletzt, um zur Wahl antreten zu können. Die Revolution machte sich auf dem Weg von der Straße in die Institutionen.

In weiteren Beiträgen durch das ganze Jahr 2020 hindurch wird die Erinnerung an 1990 begleitet: Was bedeutete der massive Umbruch der Erwerbs- und Sorgearbeit für ostdeutsche Frauen 1990? Welches grenzenlose Unbehagen trieb Frauen in Ost und West im Sommer 1990 auf die Straßen gegen die Wiedervereinigung? Was trennt, was verbindet Feminismen in Ost und West, damals und heute?

Die Kampagne lädt ein zum Feiern, betont DDF-Geschäftsführerin Sabine Balke Estremadoyro, auch wenn 1990 vielen nicht zum Feiern zu Mute gewesen sei: „Daran wollen wir erinnern. Doch der im Herbst 1989 formulierte Anspruch der Frauen an politische Teilhabe verändert die vereinte – neue – Bundesrepublik bis heute. Feminismus hat die Gesellschaft in den letzten 30 Jahren vorangebracht. Gleichzeitig gibt es noch viel zu tun. Vor diesem Hintergrund geht es 2020 darum, ein vielschichtiges Jubiläum zu entdecken, nicht Einheit zu feiern, sondern Feminismus: uneins, vielstimmig.“[16]

Über die Autoren

Dr. Katrin Lehnert

Dr. Katrin Lehnert ist Kultur- und Bibliothekswissenschaftlerin. In der Geschäftsstelle des Digitalen Deutschen Frauenarchivs in Berlin ist sie verantwortlich für die Rechteklärung mit Schwerpunkt Urheberinnen- und Persönlichkeitsrecht.

Marius Zierold

Marius Zierold, Mitarbeiter der Geschäftsstelle des Digitalen Deutschen Frauenarchivs in Berlin, ist Bibliothekswissenschaftler und Entwickler von META. Aus den Gender Studies bringt er kritische Perspektiven auf Fragen wie Verschlagwortung mit.

Susanne Diehr

Susanne Diehr ist als Mitarbeiterin der Geschäftsstelle des Digitalen Deutschen Frauenarchivs in Berlin verantwortlich für die Koordination und Kommunikation des DDF und unterstützt die Geschäftsführung im Prozessmanagement.

Literatur und Quellen

Diehr, Susanne, 2020. Schatzkisten suchen Forscher*innen [online]. In: News & Blog. Berlin: Digitales Deutsches Frauenarchiv, https://www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/blog/schatzkisten-suchen-forscherinnen [20.3.2020].Suche in Google Scholar

Digitales Deutsches Frauenarchiv, 2019. Programmheft FeministischeSommeruni [online]. Berlin: Digitales Deutsches Frauenarchiv, http://www.ida-dachverband.de/sommeruni/Programmheft_Feministische_Sommeruni_2019.pdf [20.3.2020].Suche in Google Scholar

Digitales Deutsches Frauenarchiv, 2020. Akteurinnen der Frauenbewegung [online]. Berlin: Digitales Deutsches Frauenarchiv, https://www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/akteurinnen [20.3.2020].Suche in Google Scholar

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Online erschienen: 2020-07-23
Erschienen im Druck: 2020-07-03

© 2020 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

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