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Published/Copyright: July 23, 2020

TIP-Award 2020

Der Team Award Information Professionals (TIP) zeichnet jährlich drei studentische Teamleistungen aus, die einen innovativen Beitrag zur digitalen Transformation und Gestaltung der digitalen Gesellschaft in der Berufspraxis von Bibliotheken und Informationseinrichtungen liefern. Er wird seit 2006 von b.i.t. online, KIBA und Schweitzer Fachinformation vergeben. Die Jury bilden Prof. Dr. Ursula Georgy (TH Köln), Prof. Dr. Joachim Griesbaum (Uni Hildesheim), Erwin König (b.i.t.online), Marlies Ockenfeld (DGI), Barbara Schleihagen (dbv) und Thomas Dohme (Schweitzer Fachinformation). Die diesjährige Preisverleihung fand 28. Mai 2020 als Online-Veranstaltung auf der #vbib statt. Insgesamt sechs Teams hatten sich am Wettbewerb beteiligt.

Abbildung 1 
Die Förderer und Sponsoren des TIP Award 2020 bei der virtuellen Preisverleihung (von oben nach unten) Prof. Dr. Stefan Schmunk und Prof. Frauke Schade (KIBA), Erwin König (b.i.t.online) und Thomas Dohme (Schweitzer Fachinformation).
Abbildung 1

Die Förderer und Sponsoren des TIP Award 2020 bei der virtuellen Preisverleihung (von oben nach unten) Prof. Dr. Stefan Schmunk und Prof. Frauke Schade (KIBA), Erwin König (b.i.t.online) und Thomas Dohme (Schweitzer Fachinformation).

Mit Python von Text zu XML

Auf den ersten Platz schafften es Cristian Secco und Felix Bach, Bachelorstudenten der Informationswissenschaft von der Hochschule Darmstadt, mit ihrer Arbeit zur automatischen Strukturierung digitalisierter Textdaten. Es ging darum, wie man mit Hilfe von Algorithmen Muster in Texten erkennen und diese automatisch in einer strukturierten Form speichern kann. Als Anwendungsbeispiel diente die digitalisierte Version des „Bomber’s Baedeker“ der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Dieses Handbuch wurde während des Zweiten Weltkrieges vom britischen Wirtschaftsministerium und vom Foreign Office basierend auf vorhandenen Versicherungsakten und Zeugenaussagen zusammengestellt, um zu dokumentieren, in welchen Städten im Deutschen Reich welche Unternehmen und Firmen ansässig waren und welche Produkte diese herstellten. Wissenschaftliche These ist zurzeit, dass diese Unterlagen von Bomberpiloten der Royal Air Force verwendet wurden, um deutsche Ziele beim Luftkrieg zu bestimmen. Dementsprechend besteht der Inhalt des Buches aus klar strukturierten Text-Bausteinen, die sich vom Layout, von der Struktur und von der gewählten Kategorisierung für jede Stadt wiederholen, so dass sich diese gut als XML-Dokument darstellen lassen.

Zunächst wurde die analoge Fassung des Bomber’s Baedeker analysiert, um manuell eine Einteilung in Strukturen vorzunehmen, die dann mit der Programmiersprache Python automatisch extrahiert werden konnten. Da das Digitalisats viele OCR-Fehler enthielt, musste der Arbeitsablauf darauf abgestimmt werden: Regeln für Strukturen manuell definieren ->Algorithmen schreiben, die diese Definitionen erkennen ->Suche nach Daten ->Ausgabe der erkannten Daten ->Suche nach nicht erkannten Daten ->manuelle Fehlerkorrektur im Digitalisat ->Suche nach Daten ->Ausgabe der erkannten Daten -> etc. Diese Schleife wurde solange wiederholt, bis ein Großteil der im Originaltext enthaltenen Informationen gefunden war. Diese wurden dann in einer XML-Datei gespeichert. Als Ergebnis entstand so eine XML-Datei, die alle Städtenamen mit den jeweils dazugehörigen Informationen (Bundesland, Koordinaten, Entfernung zu London und Einwohnerzahlen) enthält. Um diese zu generieren musste schließlich nur der Text eingelesen und ein Programm ausgeführt werden.

Das Experiment zeigte, wie digitalisierte Daten verarbeitet werden können, um aus ihnen maschinenles- und interpretierbare Daten zu erzeugen. Als Anwendungsbeispiel wurden die Koordinaten aus dem Originaltext auf einer Karte visualisiert, um einen Vergleich mit der tatsächlichen Lage der Städte durchzuführen. Die Umwandlung einer Text-Datei in eine strukturierte XML-Datei erlaubt es mit allen erhaltenen Informationen derartige Vergleiche oder weitere Analyse durchzuführen. Kontakt: cristian.a.secco@stud.h-da.de und felix.bach@stud.h-da.de

Open Access Magazin

Den zweiten Platz belegte ein zwölfköpfiges Team der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg mit dem Projekt „Open Access an der HAW Hamburg: Studierende publizieren für Studierende“.

Das studentische Projektteam vom Department Information der HAW Hamburg wollte im Rahmen des Studienprojekts zum Thema „Open Access“ eine Plattform aufbauen, auf der Texte, Themen, Arbeiten, Projekte und Anschauungsbeispiele aus dem Studium präsentiert werden können. Dabei sollten Studierende, Lehrende und Tätige aus der Praxis Erfahrungen, Eindrücke und Erkenntnisse aus Studium und Praxis teilen. Zudem sollte die Plattform einen Einblick in das Studium im Bereich Information, Bibliothek und Medien geben, Beispiele für eigene Arbeiten aufzeigen, informieren und inspirieren. Als Zielgruppen sollten Studierende, Lehrende und Berufstätige in der Praxis angesprochen werden, aber auch Außenstehende und Interessierte sollten durch interessante Inhalte informiert und aufgeklärt werden. In einem World-Café wurden die besten Ideen diskutiert. Schließlich einigte sich das Projektteam auf den Aufbau einer Open-Access-Zeitschrift. Die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg (SUB) übernahm das Hosting auf dem Zeitschriftenserver des eigenen Open-Access-Verlags „Hamburg University Press“ und stand als Ansprechpartnerin für Beratung und Support zur Seite. Die SUB stellte zudem die Open-Source-Software „Open Journals Systems (OJS)“ zur Verfügung, mit der das studentische Projektteam die geplante Zeitschrift realisieren konnte.

Dazu organisierte sich die Projektgruppe in drei Teams: Das Redaktionsteam hat u. a. mögliche Zeitschrifteninhalte skizziert, sich mit der Autorenakquise befasst, die Autorenrichtlinien und das Editorial erarbeitet sowie das Lektorat und die Erschließung der eingereichten Artikel durchgeführt. Das Team Design beschäftigte sich u. a. mit dem Seitenlayout, dem Farbkonzept und der Typografie, erstellte einen ersten Logoentwurf sowie das Cover der Zeitschrift und gestaltete das Layout der Artikel mit Hilfe von Adobe InDesign. Das Team Management befasste sich u. a. mit dem Navigationsmenü und der Seitenstruktur, definierte und visualisierte den Workflow für alle Beteiligten, formulierte Texte für die Website und übernahm weitere Aufgaben im Backend der OJS Plattform. Das Projektmanagement wurde mit der Software „Trello“ nach der Kanban-Methode organisiert. Als preiswürdiges Ergebnis entstand so die studentische Open-Access-Zeitschrift API (Ausbilden | Publizieren | Informieren – Studentisches Magazin der HAW Hamburg). Im Januar 2020 wurde die erste Ausgabe des API Magazins online veröffentlicht. Es enthält die Rubriken: Aus dem Studium, Aus der Praxis, Aus der Ferne, Rund ums Lernen. In diesen Rubriken sind Best Practices, Tutorials, Praxiseindrücke, Exkursionsberichte, thematische Einführungen, Lerntipps fürs Studium und mehr zu finden. Alle Artikel sind begutachtete Erstveröffentlichungen, die unentgeltlich für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Dabei erscheinen alle Beiträge unter der unbefristeten Lizenz Creative Commons Namensnennung 4.0 International und dürfen somit frei genutzt, kopiert, verändert und verbreitet werden. Alle Autorinnen und Autoren erhielten eine ORCID-ID. Die Beiträge sind zudem mit einem Digital Object Identifier (DOI) verknüpft. Der Publikationszyklus des API Magazins folgt dem Semesterrhythmus, so dass jeweils für das Sommer- und das Wintersemester eine Ausgabe geplant ist, die dauerhaft vom Wahlkurs „Wissenschaftliches Publizieren und Open Access" unter der Leitung zweier Professorinnen realisiert wird.

Die Autorinnen und Autoren werden dazu ermutigt, ihre im API Magazin veröffentlichten Artikel in Repositorien zu verbreiten, zu teilen und auf ihren persönlichen Homepages oder den Homepages ihrer Institutionen auf die Erstveröffentlichung mittels DOI zu verweisen. Das API Magazin soll im Sinne des Open Access einen Beitrag zur Informationsgesellschaft und Berufspraxis leisten, zu freier Zugänglichkeit und freier Nutzbarkeit animieren und kann Hochschulen, Bibliotheken und Informationseinrichtungen zum Aufbau weiterer Open-Access-Angebote anregen und inspirieren. Es ist erreichbar unter https://journals.sub.uni-hamburg.de/hup3/apimagazin/index

Zielgerichtetes Werbevideo zur Nachnutzung

Der dritte Preis ging an ein vierköpfiges Team der TH Köln aus dem Studiengang MALIS für das Studienprojekt „Make IT für Grundschulen“, in dem ein 2:57 Minuten dauerndes Video über das mobile Makerspace-Angebot der Stadtbücherei Münster entstand.

Der Medienkompetenzrahmen verpflichtet Schulen in Nordrhein-Westfalen, bereits Grundschulkindern erste IT-Kenntnisse zu vermitteln. Viele Lehrkräfte sind mit dieser Aufgabe überfordert und fühlen sich alleingelassen. Als außerschulische Bildungspartnerinnen bieten andererseits immer mehr Stadtbüchereien mit mobilen Makerspaces ideale medienpädagogische Angebote. Diese Angebote werden allerdings in vielen Städten zu wenig genutzt, weil die Schulen oft nur unzureichend oder gar nicht darüber informiert sind. Stadtbibliotheken haben häufig nicht die Ressourcen, ihr Angebot ausreichend und professionell zu bewerben. Wie also kann eine Stadtbücherei ohne großen Ressourcenaufwand Lehrkräfte davon überzeugen, ihr Makerspace-Angebot als ideales Instrument zur Vermittlung von IT-Kenntnissen zu nutzen?

Ein ansprechendes und kurzweiliges Video sollte die Lehrkräfte an Grundschulen auf das bestehende Angebot aufmerksam machen, sie über die Inhalte, den Zugang und die Anwendung im Unterricht informieren. Exemplarisch wurde die Stadtbücherei Münster untersucht, die bereits Makertage erfolgreich anbietet, aber auch ihr Angebot für mobile Makerspaces (ausleihbare Boxen mit einem Klassensatz für den Unterricht) an ihren Partnerschulen etablieren möchte. Die bisherigen Kommunikationsmaßnahmen wurden analysiert und die ermittelten Defizite unter Berücksichtigung der einschlägigen Literatur und Best-Practice-Erfahrungen in eine Strategie umgesetzt. Kern dieser Strategie war ein Informations- und Werbevideo, das kurz und pointiert, didaktisch gut, leicht verständlich, niedrigschwellig, immer verfügbar sein sollte. Darauf bezog sich die Ressourcenplanung, gefolgt von ersten Skizzen, Sprecher-Texten, einem detaillierten Drehbuch und der Suche nach frei verfügbarem Bild- und Tonmaterial. Nach einem Drehtag und mehreren Tagen Schnitt und Animation war der Prototyp eines Videos über den mobilen Makerspace der Stadtbücherei Münster fertig.

Die Video-Szenen illustrieren in einer kurzen Geschichte die Herausforderung, vor der Lehrkräfte aktuell stehen, und wie das Makerspace-Angebot der Stadtbücherei sie bei der Vermittlung von IT-Kenntnissen unterstützt. Das Angebot kann mit diesem Informations- und Werbevideo über den Online-Auftritt und Social Media den Partnerschulen und einer interessierten Öffentlichkeit bekannt gemacht werden.

Das Video setzt sich aus vorgefertigten Szenen zusammen, die beliebig und bedarfsgerecht verändert oder weiterentwickelt werden können. Eine offene, bearbeitbare Video-Datei mitsamt verknüpftem Material erlaubt eine kostenfreie Nachnutzung. Dafür wird lediglich die Software Adobe Premiere Pro benötigt, mit der jede Stadtbibliothek aus den bereits bestehenden Szenen schnell, unkompliziert und günstig ein eigenes professionelles und individuelles Informations- und Werbevideo produzieren kann. Damit findet das Prinzip der Nachnutzung auch im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit Verwendung und leistet einen Beitrag zur Ressourcenersparnis.

Das Video lässt sich ansehen unter https://www.youtube.com/watch?v=nhYklJqWYqs. Ansprechpartner für die Nachnutzung ist Michael Dlugosch (michael.dlugosch@th-koeln.de).

Smart City Index: Baden-Württemberg und Hessen vorn

Der Smart City Index wurde 2019 erstmals durch den Digitalverband Bitkom erhoben. Berücksichtigt wurden fünf Kategorien: Verwaltung, IT und Kommunikation, Energie und Umwelt, Mobilität sowie Gesellschaft. Untersucht wurden alle 81 deutschen Städte mit mindestens 100.000 Einwohnern. Dabei zeigt sich ein sehr unterschiedlicher Einsatz von digitalen Technologien. Dies beginnt beim Zugang zu unentgeltlichem öffentlichen WLAN. Diesen bieten neun von zehn der untersuchten Städte an, aber nur in jeder sechsten auch außerhalb des Zentrums. Vier von zehn erlauben es, unbegrenzt im öffentlichen WLAN zu surfen – ohne Daten- und Zeitbegrenzung. Im Bürgeramt kann man in den meisten Städten bargeldlos bezahlen. Dies funktioniert zumeist mit EC-Karten, sehr viel seltener mit Kreditkarten und nur in Einzelfällen durch mobiles Bezahlen. Rund ein Drittel der Städte testen Mülleimer oder -tonnen, die mit Füllstandssensoren ausgestattet sind. In jeder vierten Stadt gibt es Logistiklösungen wie so genannte Micro Hubs oder City Logistik Hubs, die wie die intelligenten Mülltonnen zu einer Verkehrsreduzierung in der Innenstadt beitragen können.

Im Studienbericht werden erstmals auch regionale, demografische und weitere Einflussfaktoren für die Digitalisierung deutscher Großstädte untersucht. Kommunen in Baden-Württemberg und Hessen schneiden im Durchschnitt besonders gut ab – das zeigt sich etwa in den vorderen Platzierungen von Karlsruhe (Platz 2), Stuttgart (3), Heidelberg (6), Darmstadt (10) und Frankfurt am Main (12). Städte in Nordrhein-Westfalen sind im Schnitt weniger smart als im übrigen Deutschland. Auch innerhalb der Bundesländer gibt es regionale Unterschiede. Dies zeigt sich beispielsweise in Nordrhein-Westfalen, wo einzelne Städte, darunter Bonn (Platz 7), Köln (8), Aachen (11), Bielefeld (19) und Münster (27) gute Platzierungen erreichen, aber Regionen wie das Ruhrgebiet in allen Kategorien unterdurchschnittlich abschneiden – mit Ausnahme Dortmunds (9). Ein Gefälle zwischen West und Ost zeichnet sich nicht ab. In der Gesamtwertung gibt es keine Unterschiede zwischen den Städten aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und den anderen. Allerdings ist die digitale Infrastruktur ostdeutscher Städte weniger gut entwickelt, was diese in anderen Kategorien aber kompensieren können. Besonders viele Punkte in den neuen Bundesländern bekamen Dresden (Platz 14), Potsdam (15) und Leipzig (17).

Den signifikantesten Zusammenhang gibt es zwischen Einwohnerzahl und Platzierung im Gesamtranking. So schneiden besonders größere Städte ab 300.000 Einwohnern überdurchschnittlich gut ab. Am schwersten haben es kleinere Großstädte mit weniger als 150.000 Einwohnern. Die besten unter ihnen sind Ingolstadt (Platz 21) und Ulm (29). Eine hohe Einwohnerzahl allein garantiert allerdings noch keine gute Platzierung: Für Essen reicht es trotz mehr als 580.000 Einwohnern nur für Platz 52. Den größten Vorsprung haben bevölkerungsreiche Städte im Bereich Mobilität, bei den Millionenstädten ist es auch der Bereich IT und Kommunikation. In den Kategorien Energie und Umwelt, Verwaltung und Gesellschaft können dagegen auch viele kleinere Städte punkten.

Diese und weitere Ergebnisse der Bitkom-Studie finden sich im neuen Bericht „Smart City Index 2019 – Wie digital sind Deutschlands Städte“, der unter bitkom-research.de/de/Smart-City-Index-2019 als Download abrufbar ist.

Video-Anrufe boomen durch Pandemie

Durch die weitreichenden Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie haben Video-Anrufe in Deutschland Hochkonjunktur. Mehr als vier von zehn Internetnutzenden setzen seither vermehrt auf Video-Anrufe, um sich mit Familie und Freunden auszutauschen. Dienste wie WhatsApp, Skype oder Facetime werden von allen Altersgruppen gleichermaßen genutzt: 52 Prozent der 16- bis 29-jährigen Onliner setzen seit Beginn der Kontaktbeschränkungen zunehmend auf Video-Calls sowie 43 Prozent der 30- bis 49-Jährigen und 43 Prozent der 50- bis 64-Jährigen. Auch Personen über 65 Jahren nutzen die Dienste rege: Von ihnen telefonieren 27 Prozent jetzt vermehrt per Video. Das ist das Ergebnis einer im April 2020 durchgeführten repräsentativen Befragung des Digitalverbands Bitkom unter 1.003 Personen in Deutschland ab 16 Jahren. In der Coronavirus-Krise haben viele Menschen zum ersten Mal überhaupt einen Video-Anruf ausprobiert: Das gilt für 17 Prozent aller Internetnutzenden– bei den über 65-Jährigen ist es fast jeder Fünfte (19 Prozent). So nutzen Menschen über 65 Jahren, die nun vermehrt oder erstmals Video-Anrufe tätigen, diese vor allem, um mit den Kindern (93 Prozent) oder den Enkelkindern (79 Prozent) zu sprechen. Jüngere von 16- bis 29 Jahren tauschen sich jetzt häufiger per Videoanruf mit Eltern (61 Prozent), Freunden und Bekannten (67 Prozent) oder dem Partner bzw. der Partnerin (48 Prozent) aus. Informationen: https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Corona-sorgt-fuer-Boom-bei-Video-Anrufen

Datenanalyse beeinflusst Forschungsergebnisse

Rund 200 Forschende aus Neurowissenschaften, Psychologie, Statistik und Wirtschaft haben in einer großangelegten Studie untersucht, wie sich die Art der Datenanalyse auf Forschungsergebnisse auswirkt. Verwendet wurden Daten der bildgebenden Hirnforschung, speziell der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRI).

108 komplexe fMRI-Datensätze einer Studie zur finanziellen Entscheidungsfindung der Universität Tel Aviv wurden weltweit an 70 Teams verteilt. Diese analysierten innerhalb von drei Monaten unabhängig voneinander dieselben Daten anhand ihrer Standard-Analysemethoden, um neun vorgegebene Hypothesen zu testen. Danach lieferten sie 'Ja / Nein'-Resultate für die verschiedenen Hypothesen – zusammen mit detaillierten Informationen über die Art und den Prozess der Datenanalyse inklusive ihrer Zwischenergebnisse.

Die Ergebnisse der Analysegruppen variierten erheblich. Bei über der Hälfte der neun Hypothesen gab es erhebliche Meinungsverschiedenheiten: Zum Teil gelangten bis zu 40 Prozent der Teams zu einem abweichenden Resultat, wobei die Zwischenergebnisse sich größtenteils noch ähnelten. Erst spätere Analyseschritte führten zu unterschiedlichen Gewichtungen und aufgrund der Reduktion auf einfache ‚Ja / Nein‘-Antworten trotz ähnlicher Zwischenergebnisse zu anderen Endresultaten. Eine Metaanalyse, bei der Zwischenergebnisse von verschiedenen Teams kombiniert und gemeinsam ausgewertet wurden, führte wiederum zu ähnlichen Resultaten. https://www.fz-juelich.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/UK/DE/2020/2020-05-20-wissenschaftliche-datenanalyse.html

White Paper zum Datenschutz für virtuelle Meetings und Events

Die Coronavirus-bedingten Reise- und Kontaktbeschränkungen stellen viele in der Arbeitswelt vor neue Herausforderungen. Zur Kommunikation und Wissensvermittlung im Home-Office und für den Austausch mit Geschäftspartnern nutzen viele Unternehmen verstärkt webbasierte Kommunikationsdienste für Webinare, Videokonferenzen und andere Online-Events. Die meisten dieser Services werden cloudbasiert als sogenannte Software-as-a-Service-Lösung angeboten. Bei der Auswahl und Nutzung solcher Dienste müssen Unternehmen geltendes Datenschutzrecht beachten und für eine ausreichende Datensicherheit sorgen. Durch die vermehrte Nutzung von informations- und kommunikationstechnischen Werkzeugen und Diensten, sind auch die Angriffsflächen und damit verbundenen Risiken im Zusammenhang mit Datensicherheit und Datenschutz größer geworden. Das kostenfreie Whitepaper „Auswahl und Nutzung von webbasierten Kommunikationstools in Zeiten von Corona“ des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie SIT soll Unternehmen bei der Auswahl und dem datenschutzkonformen Einsatz von Online-Kooperationswerkzeugen unterstützen. Das Dokument richtet sich an Datenschutzbeauftragte, Informationssicherheitsbeauftragte und betroffene Fachabteilungen in den Unternehmen. Zur Originalpublikation: https://www.athenecenter.de/fileadmin/content/PDF/Onlinetools-Whitepaper.pdf?_=1589355004

Freiheitsvorstellungen junger Top Talente

An der Studie «Leaders of Tomorrow 2020» nahmen im Februar 2020 insgesamt 898 junge Führungskräfte, junge Start-up-Gründerinnen und -Gründer und Studierende aus mehr als 90 Ländern teil. Die Teilnehmenden der Studie rekrutieren sich aus dem weltumspannenden Netzwerk des St. Gallen Symposiums (Top-Talente sind nicht repräsentativ für die Gesamtbevölkerung). Der Fokus der diesjährigen Studie lag auf dem Thema «Human Freedom and Choice in the Light of Technological Change» – menschliche Freiheiten und Entscheidungen unter Berücksichtigung des technologischen Wandels.

Die jungen Nachwuchsführungskräfte fordern verantwortungsbewusstes Denken und üben deutliche Kritik an älteren Generationen: Sie kritisieren einen Freiheitsmissbrauch, der klar zu Lasten jüngerer Generationen geht. Sie beklagen insbesondere kurzfristiges Denken, Ausbeutung der Umwelt und einen zu starken Fokus auf Wirtschaftswachstum und den eigenen Wohlstand. Einer egozentrischen Interpretation von individueller Freiheit erteilen sie eine klare Absage. Auch im Internet erwartet der junge Führungsnachwuchs mehr von Unternehmen. Viele halten es für angebracht, Social Media zu verpflichten, Fake News und Hassbotschaften zu zensieren und die Plattformen für Inhalte zur Verantwortung zu ziehen. Opt-In bei der Nutzung von persönlichen Daten sollte der Standard sein, sodass die Anwender die Hoheit über ihre Daten behalten.

In neuen Technologien sehen die jungen Top-Talente viele Vorteile, aber auch klare Schattenseiten. Fast zwei Drittel (65 Prozent) beklagen, dass ihr Smartphone ihre Konzentrationsfähigkeit untergräbt und ähnlich viele (62 Prozent) finden, dass ihr Smartphone ihnen zu viel ihrer eigenen Zeit raubt. Ebenfalls etwa zwei Drittel fühlen sich durch Algorithmen, die Online-Inhalte filtern, in ihrer Informations- und Entscheidungsfreiheit eingeschränkt. Die Nutzung ausgeklügelter technischer Voreinstellungen zur Beeinflussung einer individuellen Entscheidung – sogenanntes «Nudging» oder auch «Choice Architecture» – betrachten sogar drei Viertel der Leaders of Tomorrow als «unfairen» bis «nicht tolerierbaren» Eingriff in ihre eigene Entscheidungsfreiheit.

Dies bedeutet aber nicht, dass die Nachwuchskräfte die Nutzung künstlicher Intelligenz (KI) in Entscheidungsprozessen grundsätzlich ablehnen. Vielmehr erwarten sie bei verschiedenen Aufgaben in Unternehmen bessere Entscheidungen durch eine Einbindung von KI in Entscheidungsprozesse. Rund die Hälfte der Befragten hält den Einsatz von KI sogar bei sensiblen Themen wie Personalentscheidungen für sinnvoll und drei Viertel sehen durch den Einsatz von KI klare Vorteile in der Produktentwicklung. Die meisten wollen aber, dass der Mensch trotzdem das letzte Wort bei der Entscheidung hat.

Der Studienbericht ist als Download auf der Website des Nürnberg Instituts für Marktentscheidungen und der Homepage des St. Gallen Symposiums verfügbar.

Online erschienen: 2020-07-23
Erschienen im Druck: 2020-07-03

© 2020 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Downloaded on 22.9.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/iwp-2020-2099/html
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