Szenarien der Schriftlich-mündlich-Schere im Standard
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Simon Pröll
Abstract
Anhand von ca. 98 Stunden Fernsehnachrichten aus den Jahren 1989 und 2019/20 wird gezeigt, dass die grammatischen Systeme des gesprochenen und des geschriebenen Standarddeutschen nicht deckungsgleich sind. Als zentraler Grund dafur wird angenommen, dass sich das Standarddeutsche in seiner gesprochenen Form fur einen Teil der Population zur Erstsprache entwickelt hat. Daher konnen im Gesprochenen Wandelprozesse ablaufen, die im Schriftlichen durch die strenge, konservative Kodifikation noch nicht sichtbar sind bzw. normativ starker blockiert werden. Besonderes Augenmerk gilt hierbei der Phonologie-Morphologie-Schnittstelle: Der Vergleich mit Non-Standard-Varietaten legt nahe, dass die Abspaltung nicht durch die unterschiedliche Medialitat oder rein phonologisch motiviert ist, sondern einen genuin morphologischen Wandelprozess darstellt, der nicht auf den Standard beschrankt ist. Erganzend zur diachronen und vertikalen Einordnung wird die Rolle situativer und intraindividueller Variation als Ausgangspunkt fur die Auseinanderentwicklung der beiden Standardauspragungen genauer analysiert.
Abstract
Anhand von ca. 98 Stunden Fernsehnachrichten aus den Jahren 1989 und 2019/20 wird gezeigt, dass die grammatischen Systeme des gesprochenen und des geschriebenen Standarddeutschen nicht deckungsgleich sind. Als zentraler Grund dafur wird angenommen, dass sich das Standarddeutsche in seiner gesprochenen Form fur einen Teil der Population zur Erstsprache entwickelt hat. Daher konnen im Gesprochenen Wandelprozesse ablaufen, die im Schriftlichen durch die strenge, konservative Kodifikation noch nicht sichtbar sind bzw. normativ starker blockiert werden. Besonderes Augenmerk gilt hierbei der Phonologie-Morphologie-Schnittstelle: Der Vergleich mit Non-Standard-Varietaten legt nahe, dass die Abspaltung nicht durch die unterschiedliche Medialitat oder rein phonologisch motiviert ist, sondern einen genuin morphologischen Wandelprozess darstellt, der nicht auf den Standard beschrankt ist. Erganzend zur diachronen und vertikalen Einordnung wird die Rolle situativer und intraindividueller Variation als Ausgangspunkt fur die Auseinanderentwicklung der beiden Standardauspragungen genauer analysiert.
Kapitel in diesem Buch
- Frontmatter I
- Vorwort V
- Inhalt VII
- Zur Einführung: Gesprochenes Deutsch IX
- Szenarien der Schriftlich-mündlich-Schere im Standard 1
- Zum AADG und darüber hinaus: Projektergebnisse und ein Forschungsausblick 25
- Gesprochenes Deutsch in den Regionen 51
- Lautwandel in Norddeutschland 81
- Synchrone und diachrone Variation in der temporalen Struktur gesprochener Wörter in Varietäten der DACH-Region 105
- Dialektmorphologie zwischen formaler Autonomie und funktionaler Auslastung 131
- Zweitspracherwerb in Dialektregionen 159
- Sprachliche Emergenz und der Gebrauch von ABER als Kontingenzmarker 187
- Verbbasierte Konstruktionen in der Interaktion 213
- Muster domänenbezogener Indexikalität von Kommunikationsverben im gesprochenen Deutsch 241
- Grammatikalisierung und Subjektivität 267
- Bestätigungsfragesequenzen in der gesprochenen Sprache 291
- Selbstadressierte Fragen im gesprochenen Deutsch 319
- ja, achja, eben 347
- „weißt du wenn du jetz zehntausend zurückbezahln musst […]“ 375
- Spielend kooperieren lernen 401
- Förderung von Diskurskompetenz in Unterrichtsgesprächen 425
Kapitel in diesem Buch
- Frontmatter I
- Vorwort V
- Inhalt VII
- Zur Einführung: Gesprochenes Deutsch IX
- Szenarien der Schriftlich-mündlich-Schere im Standard 1
- Zum AADG und darüber hinaus: Projektergebnisse und ein Forschungsausblick 25
- Gesprochenes Deutsch in den Regionen 51
- Lautwandel in Norddeutschland 81
- Synchrone und diachrone Variation in der temporalen Struktur gesprochener Wörter in Varietäten der DACH-Region 105
- Dialektmorphologie zwischen formaler Autonomie und funktionaler Auslastung 131
- Zweitspracherwerb in Dialektregionen 159
- Sprachliche Emergenz und der Gebrauch von ABER als Kontingenzmarker 187
- Verbbasierte Konstruktionen in der Interaktion 213
- Muster domänenbezogener Indexikalität von Kommunikationsverben im gesprochenen Deutsch 241
- Grammatikalisierung und Subjektivität 267
- Bestätigungsfragesequenzen in der gesprochenen Sprache 291
- Selbstadressierte Fragen im gesprochenen Deutsch 319
- ja, achja, eben 347
- „weißt du wenn du jetz zehntausend zurückbezahln musst […]“ 375
- Spielend kooperieren lernen 401
- Förderung von Diskurskompetenz in Unterrichtsgesprächen 425