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Autorität auf dem Weg der Bildung zum Selbstvertrauen durch Vertrauen

  • Jean-Christophe Merle
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Gelingende Bildung
Ein Kapitel aus dem Buch Gelingende Bildung

Zusammenfassung

Ohne genuines Selbstvertrauen ist keine gelungene Bildung möglich. Ohne die adäquate Autorität einer anderen Person bzw. anderer Personen, zu der bzw. zu denen man Vertrauen hat, kann sich wiederum kein Selbstvertrauen entwickeln. Diese adäquate Autorität wird wiederum zu einem entscheidenden Teil durch ihr eigenes genuines Selbstvertrauen bedingt. Selbstvertrauensbildung ist aber nicht nur in dieser intergenerationellen Perspektive zu betrachten. Denn das Selbstvertrauen spielt für den Umgang mit den Mitmenschen und daher für die Gesellschaft eine entscheidende Rolle, deren guter Zusammenhalt und deren Orientierung sowohl auf gegenseitiges Vertrauen als auch auf Autorität angewiesen ist. Daher ist die Selbstvertrauensbildung sowohl in einer intergenerationellen als auch in einer politischen Perspektive zu betrachten. Darum wurden bezüglich des Verhältnisses zwischen Autorität, Vertrauen und Selbstvertrauen der Bereich der persönlichen Erziehung und der politische Bereich meistens in engem Zusammenhang miteinander diskutiert. Nach einer Begriffsklärung des Vertrauens analysiert dieser Aufsatz die Novität der Moderne, was den Zusammenhang zwischen Vertrauen und Autorität im Bereich der Persönlichkeitsbildung einerseits und im politischen Bereich andererseits betrifft. Während eine jahrhundertelange Tradition die Möglichkeit einer natürlichen Autorität sowohl im familiären als auch im politischen Bereich behauptet, lehnt die Moderne im politischen Bereich diese Möglichkeit grundsätzlich ab; sie beschränkt die natürliche Autorität auf die elterliche Autorität gegenüber dem Kind. Dabei lassen sich mindestens vier Modelle der Beziehung zwischen der Selbstvertrauensbildung beim Kind und der elterlichen Autorität bzw. der Autorität der Erziehenden unterscheiden und miteinander vergleichen. Um den Weg zur Selbstvertrauensbildung zu untersuchen, werden diese Modelle und ihre jeweilige Argumentation schematisch rekonstruiert und hinsichtlich der Bildung zum Selbstvertrauen komparativ bewertet: das von Horkheimer und Sartre untersuchte Modell des autoritären Charakters, wobei Horkheimer auf den autoritären Charakter des Befolgers und Sartre auf den autoritären Charakter des Chefs fokussieren, und das traditionelle Modell der Autorität, das Rousseau seinem eigenen Modell einer das gesunde Selbstvertrauen bildenden Autorität gegenüberstellt. Sowohl die jeweilige soziale und politische Auswirkung als auch die jeweilige intergenerationelle Reproduktion dieser Modelle werden untersucht und am Kriterium des Erwerbs der Selbstvertrauensbildung gemessen.

Zusammenfassung

Ohne genuines Selbstvertrauen ist keine gelungene Bildung möglich. Ohne die adäquate Autorität einer anderen Person bzw. anderer Personen, zu der bzw. zu denen man Vertrauen hat, kann sich wiederum kein Selbstvertrauen entwickeln. Diese adäquate Autorität wird wiederum zu einem entscheidenden Teil durch ihr eigenes genuines Selbstvertrauen bedingt. Selbstvertrauensbildung ist aber nicht nur in dieser intergenerationellen Perspektive zu betrachten. Denn das Selbstvertrauen spielt für den Umgang mit den Mitmenschen und daher für die Gesellschaft eine entscheidende Rolle, deren guter Zusammenhalt und deren Orientierung sowohl auf gegenseitiges Vertrauen als auch auf Autorität angewiesen ist. Daher ist die Selbstvertrauensbildung sowohl in einer intergenerationellen als auch in einer politischen Perspektive zu betrachten. Darum wurden bezüglich des Verhältnisses zwischen Autorität, Vertrauen und Selbstvertrauen der Bereich der persönlichen Erziehung und der politische Bereich meistens in engem Zusammenhang miteinander diskutiert. Nach einer Begriffsklärung des Vertrauens analysiert dieser Aufsatz die Novität der Moderne, was den Zusammenhang zwischen Vertrauen und Autorität im Bereich der Persönlichkeitsbildung einerseits und im politischen Bereich andererseits betrifft. Während eine jahrhundertelange Tradition die Möglichkeit einer natürlichen Autorität sowohl im familiären als auch im politischen Bereich behauptet, lehnt die Moderne im politischen Bereich diese Möglichkeit grundsätzlich ab; sie beschränkt die natürliche Autorität auf die elterliche Autorität gegenüber dem Kind. Dabei lassen sich mindestens vier Modelle der Beziehung zwischen der Selbstvertrauensbildung beim Kind und der elterlichen Autorität bzw. der Autorität der Erziehenden unterscheiden und miteinander vergleichen. Um den Weg zur Selbstvertrauensbildung zu untersuchen, werden diese Modelle und ihre jeweilige Argumentation schematisch rekonstruiert und hinsichtlich der Bildung zum Selbstvertrauen komparativ bewertet: das von Horkheimer und Sartre untersuchte Modell des autoritären Charakters, wobei Horkheimer auf den autoritären Charakter des Befolgers und Sartre auf den autoritären Charakter des Chefs fokussieren, und das traditionelle Modell der Autorität, das Rousseau seinem eigenen Modell einer das gesunde Selbstvertrauen bildenden Autorität gegenüberstellt. Sowohl die jeweilige soziale und politische Auswirkung als auch die jeweilige intergenerationelle Reproduktion dieser Modelle werden untersucht und am Kriterium des Erwerbs der Selbstvertrauensbildung gemessen.

Heruntergeladen am 22.11.2025 von https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/9783111538211-008/html
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