Startseite Was ist das eigentlich: Sexualität?
Artikel
Lizenziert
Nicht lizenziert Erfordert eine Authentifizierung

Was ist das eigentlich: Sexualität?

Eine psychoanalytische Perspektive und ihre Implikationen für das Verhältnis von Sexualität und Religion
  • Kai Rugenstein
Veröffentlicht/Copyright: 7. September 2022
Veröffentlichen auch Sie bei De Gruyter Brill
Paragrana
Aus der Zeitschrift Paragrana Band 31 Heft 1

Abstract

Ausgehend von einer historischen Verortung wird dargestellt, welchen spezifischen Beitrag die Psychoanalyse zum Verständnis dessen, was Sexualität ist, leisten kann. Dabei rückt eine andere, eine sprachlose (infantile) und noch nicht genital organisierte Form der Sexualität in den Blick, welche nicht biologisch-angeboren sondern intersubjektiv-erworben ist. Das die Psychoanalyse besonders interessierende unbewusste Sexuelle zentriert sich nicht um instinkthafte Bedürfnisse, sondern um triebhafte Wünsche. Hier ergibt sich eine überraschende Überschneidung mit der psychoanalytischen Auffassung von Religion, welche Freud als eine von infantilen Wünschen getriebene Illusion verstanden wissen wollte. Religion und Sexualität führen uns – bei allen offensichtlichen Unterschieden – beide vor das In-fantile, vor das Sprach-lose. Es wird diskutiert, inwieweit dies mit erwachsener Wortgewalt aus der Welt zu schaffen oder nicht vielmehr doch als ein eigenständiger Bereich zur Geltung zu bringen sei.

Literatur

Béjin, A. (1984): Niedergang der Psychoanalytiker, Aufstieg der Sexologen. In Ariès, P./Béjin, A. (Hg.): Die Masken des Begehrens und die Metamorphosen der Sinnlichkeit. Zur Geschichte der Sexualität im Abendland, S. 226-252. Frankfurt/M.: Fischer.Suche in Google Scholar

Borck, C. (1995): Sexualität I. Von der Antike bis zur Etablierung des Terminus. In: Ritter, J./Gründer, K./Gabriel, G. (Hg): Historisches Wörterbuch der Philosophie. Bd. 9, Sp. 725-730. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.Suche in Google Scholar

Denzler, G. (1988): Die verbotene Lust. 2000 Jahre christliche Sexualmoral. München: Piper.Suche in Google Scholar

Eder, F.X. (2009): Kultur der Begierde. Eine Geschichte der Sexualität (2., erw. Auflage). München: Beck.Suche in Google Scholar

Foucault, M. (1977): Sexualität und Wahrheit. Bd. 1: Der Wille zum Wissen. Frankfurt/M.: Suhrkamp.Suche in Google Scholar

Freud, S. (1892-94a): Übersetzung mit Vorwort des Übersetzers und Fußnoten von: Charcot, Jean-Martin, Leçons du mardi à la Salpêtrière (1887-8), Paris 1888, unter dem Titel: Poliklinische Vorträge. GW Nachtragsband, S. 153-164. Frankfurt/M.: Fischer.Suche in Google Scholar

Freud, S. (1905d): Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie. GW V, S. 33-145. London: Imago.Suche in Google Scholar

Freud, S. (1907b): Zwangshandlungen und Religionsübungen. GW VII, S. 129-139. London: Imago.Suche in Google Scholar

Freud, S. (1908d): Die „kulturelle“ Sexualmoral und die moderne Nervosität. GW VII, S. 143-167. London: Imago.Suche in Google Scholar

Freud, S. (1912d): Über die allgemeine Erniedrigung des Liebeslebens (Beiträge zur Psychologie des Liebeslebens II). GW VIII, S.78-91. London: Imago.Suche in Google Scholar

Freud, S. (1915c): Triebe und Triebschicksale. GW X, S. 210-232. London: Imago.Suche in Google Scholar

Freud, S. (1915e): Das Unbewusste. GW X, S. 264-303. London: Imago.Suche in Google Scholar

Freud, S. (1916-17a): Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse. GW XI. London: Imago.Suche in Google Scholar

Freud, S. (1927c): Die Zukunft einer Illusion. GW XIV, S. 325-380. London: Imago.Suche in Google Scholar

Freud, S. (1933a): Neue Folge der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse. GW XV. London: Imago.Suche in Google Scholar

Freud, S. (1950c): Entwurf einer Psychologie. GW Nachtragsband, S. 387-477. Frankfurt/M.: Fischer.Suche in Google Scholar

Freud, S. (1963a): Briefe an O. Pfister. In Freud, S./Pfister, O.: Briefe 1909-1939. Frankfurt/M.: Fischer.Suche in Google Scholar

Freud, S. (1985c): Briefe an Wilhelm Fließ 1887-1904. Frankfurt/M.: Fischer.Suche in Google Scholar

Goethe, J.W. (1820): Zur Naturwissenschaft überhaupt, besonders zur Morphologie. Erfahrung, Betrachtung, Folgerung, durch Lebensereignisse verbunden. Ersten Bandes, drittes Heft. Stuttgart: Cotta.Suche in Google Scholar

Henschel, A. (1820): Von der Sexualität der Pflanzen. Breslau: Korn.Suche in Google Scholar

Kaan, H. (1844): Psychopathia sexualis. Leipzig: Voss.Suche in Google Scholar

Kern, S. (1973): Freud and the discovery of child sexuality. In: History of Childhood Quarterly 1, S. 117-141.Suche in Google Scholar

Kinsey, A.C./Pomeroy, W.B./Martin, C.E./Gebhard, P.H. (1954): Das sexuelle Verhalten der Frau. Berlin: G.B. Fischer.Suche in Google Scholar

Krafft-Ebing, R. v. (1886): Psychopathia sexualis. Eine klinisch-forensische Studie. Stuttgart: Enke.Suche in Google Scholar

Lacan, J. (1978): Das Seminar, Buch XI: Die vier Grundbegriffe der Psychoanalyse (1964). Olten: Walter.Suche in Google Scholar

Laplanche, J. (2011): Neue Grundlagen für die Psychoanalyse. Die Urverführung (1987). Gießen: Psychosozial.Suche in Google Scholar

Laplanche, J. (2004): Die rätselhaften Botschaften des Anderen und ihre Konsequenz für den Begriff des „Unbewußten“ im Rahmen der Allgemeinen Verführungstheorie. In: Psyche 58, S. 898-913.Suche in Google Scholar

Laqueur, T. (1992): Auf den Leib geschrieben. Die Inszenierung der Geschlechter von der Antike bis Freud. Frankfurt/M.: Campus.Suche in Google Scholar

Lichtenberg, J. D. (1989): Psychoanalysis and Motivation. Hillsdale: Analytic Press.Suche in Google Scholar

Morgenthaler, F. (1984): Sexualität und Psychoanalyse. In: Ders.: Homosexualität Heterosexualität Perversion, S. 137-165. Frankfurt/M.: Qumran.Suche in Google Scholar

Müller-Pozzi, H. (2008): Eine Triebtheorie für unsere Zeit. Sexualität und Konflikt in der Psychoanalyse. Bern: Huber.Suche in Google Scholar

Nietzsche, F. (1988a): Ueber Wahrheit und Lüge im aussermoralischen Sinne (1873). In: KSA 1, S. 873-890. München, Berlin: dtv/de Gruyter.10.1515/9783112418765-016Suche in Google Scholar

Nietzsche, F. (1988b): Also sprach Zarathustra (1883ff.). KSA 4. München, Berlin: dtv/de Gruyter.10.1515/9783112418802Suche in Google Scholar

Passett, P. (1996): Die Wiederkehr des Religiösen in der Psychoanalyse. Freuds kritische Analyse der Religion als Darstellung der latenten Struktur seines wissenschaftlichen Denkens. In: Schneider, P./Strassberg, G./Knellessen, O./Passett, P. (Hg.): Freud-Deutung. Traum – Narzißmus – Objekt – Religion, S. 243-295. Tübingen: edition diskord.Suche in Google Scholar

Pauvert, J.-J. (1991): Der göttliche Marquis. Leben und Werk des Donatien-Alphonze-François de Sade. München: List.Suche in Google Scholar

Pfister, O. (1928): Die Illusion einer Zukunft. In: Imago. Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Natur- und Geisteswissenschaften 14, S. 149-184.Suche in Google Scholar

Portmann, A. (1956): Zoologie und das neue Bild vom Menschen. Biologische Fragmente zu einer Lehre vom Menschen. Hamburg: Rowohlt.Suche in Google Scholar

Rugenstein, K. (2016): Zu einer tiefenpsychologischen Hermeneutik des Leibes. Paragrana. Internationale Zeitschrift für Historische Anthropologie 25 (1), S. 76-86.10.1515/para-2016-0005Suche in Google Scholar

Rugenstein, K. (2019): Freie Assoziation und gleichschwebende Aufmerksamkeit. Arbeiten mit der psychoanalytischen Methode. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.10.13109/9783666459108Suche in Google Scholar

Rugenstein, K. (2021): Die Sexualität der Psychoanalyse. Zur Bedeutung des Sexuellen in Theorie und Behandlungstechnik. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.10.13109/9783666407109Suche in Google Scholar

Sade, D. A. F. de (1990): Justine und Juliette (1797). München: Matthes & Seitz.Suche in Google Scholar

Sigusch, V. (1988): Was heißt kritische Sexualwissenschaft? In: Zeitschrift für Sexualforschung 1, S. 1-29.Suche in Google Scholar

Sigusch, V. (2013): Sexualitäten. Eine kritische Theorie in 99 Fragmenten. Frankfurt/M.: Campus.Suche in Google Scholar

Zeuthen, K./Gammelgaard, J. (2010): Infantile Sexuality – the concept, its history and place in contemporary psychoanalysis. In: Scandinavian Psychoanalytic Review 33, S. 3-12.10.1080/01062301.2010.10592849Suche in Google Scholar

Published Online: 2022-09-07
Published in Print: 2022-08-26

© 2022 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Heruntergeladen am 1.10.2025 von https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/para-2022-0009/html
Button zum nach oben scrollen