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Untersuchungen zur deutschen Literaturgeschichte

ISSN: 0083-4564
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Die Buchreihe Untersuchungen zur deutschen Literaturgeschichte deckt das gesamte Spektrum der germanistischen Literaturforschung ab und umfasst Monographien und Sammelbände über einzelne Epochen vom ausgehenden Mittelalter bis zur Gegenwart. Sie versammelt Beiträge zur Erklärung zentraler Begriffe der Literaturgeschichte, zu einzelnen Autoren und Werken.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2025
Band 183 in dieser Reihe

Innovation bedarf der Anregung durch ein anderes. Zugleich aber vollziehen sich ästhetische Neuerungen nicht in einer radikalen Abkehr von allem bislang Gültigen, sondern realisieren sich in einem veränderten Zugriff auf Traditionsbestände. Statt um einen radikalen Abbruch jedweder Beziehung zum Vorangehenden geht es in den fokussierten avantgardistischen Ansätzen von Friedrich Schlegel, Stefan George und Carl Einstein um eine Transformation des Beziehungsgefüges zwischen den Zeiten, das zur Grundlage eines anderen Denkens, Schreibens und Sehens wird.

Buch Open Access 2025
Band 182 in dieser Reihe

Wie stark und wie dauerhaft prägten Entnazifizierung und Reeducation das Verhältnis der Deutschen zu NS-Vergangenheit, Demokratie und den Besatzungsmächten? Welche Vorstellungen, Wertmuster und Diskurse sind damit bis heute verknüpft? Ist die Entnazifizierung wirklich gescheitert? Auch 80 Jahre nach Kriegsende scheinen die einst mit Blick auf den Sieg über das nationalsozialistische Deutschland formulierten Ziele weiterhin oder erneut kontrovers zu sein. Angesichts der aktuellen Debatten um die deutungs- und erinnerungspolitischen Potentiale der NS- und Nachkriegszeit ist der Band einem kritisch reflektierten Blick auf die Vergangenheit wie auf die Gegenwart verpflichtet. Wie wurden die Erfahrungen mit den Besatzungsmächten in individuellen Erinnerungen und im kulturellen Gedächtnis der Bundesrepublik verarbeitet? Wie beeinflussen sie immer noch die Beziehungen zu den einstigen Siegermächten? Die im Forschungsband versammelten Fallstudien werfen kultur- und literaturgeschichtliche Perspektiven auf die komplizierte politik-, mentalitäts- und kulturgeschichtliche Gemengelage der Besatzungszeit und verfolgen ihre Nachwirkungen bis in die Gegenwart.

Buch Open Access 2026
Band 180 in dieser Reihe

Als alltägliche Extremsituation impliziert der Schlaf irritierend-paradoxe Momente: Er ist eine Naturnotwendigkeit und doch zugleich eine dezidiert gesellschaftlich-kulturelle Praktik, ebenso wie er zwischen Kontrollverlust und therapeutisch-regenerativer Wirkung changiert (während Schlaflosigkeit gleichermaßen störend wie stimulierend wirkt). Auch die Literatur stößt hier an die Grenzen der Darstellbarkeit, weshalb Schlaf einen poetologisch-ästhetischen Test- und Grenzfall bildet.

Im Gegensatz zum Traum ist Schlaf von der literaturwissenschaftlichen Forschung bislang kaum beachtet worden; ein Desiderat, dem der Band in der literaturgeschichtlichen Breite vom 12. bis ins 21. Jhd. mit germanistischer und interdisziplinärer Perspektive begegnet. Es gilt, auch im jeweiligen Rückbezug auf die Antike, nach den genauen Unterschieden zwischen Darstellungen des kulturellen Phänomens ‚Schlaf` im Übergang vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit sowie im Hinblick auf den Modernisierungsschub innerhalb des 19. Jahrhunderts zu fragen – ebenso wie danach, welchen Status er im öffentlichen Diskurs heute besitzt.

Buch Open Access 2025
Band 181 in dieser Reihe

Epistolare Anonymität ist im Gegensatz zu anonymer Autorschaft bislang kaum untersucht worden. Auf den ersten Blick scheint Anonymität für epistolares Schreiben keine große Relevanz zu besitzen . Im Gegensatz zu literarischen Texten weiß man in Briefwechseln meist immer, mit wem man es zu tun hat. Persönliche und konkrete Adressierung ist eine Voraussetzung für das Versenden und Empfangen von Briefen. Foucaults (nicht nur) in der Briefforschung viel diskutiertes Statement, dass ein Brief keinen Autor, sondern vielmehr einen Unterzeichner („signataire") habe, unterstützt diese Annahme. Doch ist das wirklich so? Bietet der private Brief in seiner medialen Flexibilität und Mehrdimensionalität neben vielfältigen Möglichkeiten der Variation und Inszenierung des eigenen Selbst nicht auch Gradierungen einer relativen Anonymität Raum? Und zwar im Sinne einer Vorläufigkeit, partiellen Identifikation und Adressierung unterschiedlicher Personenkreise, denen der Name von Autoren, Verfassern, Werken oder anderen Entitäten eben bekannt ist oder nicht? Hier setzt der Band an und nimmt das Phänomen von Anonymität in Briefen in den Blick. Das Verhältnis von öffentlicher Anonymität und privater bzw. nicht-öffentlicher Kommunikation sowie die Durchlässigkeit zwischen epistolarer und gedruckter Kommunikation steht ebenso im Zentrum wie spezifische Strategien der Anonymisierung in Briefen und Potenziale der DH.

https://www.degruyter.com/publishing/publikationen/openaccess/open-access-buecher/open-access-transformationspakete?lang=de

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2025
Band 177 in dieser Reihe

Unter Miteinbeziehung vormoderner Diskurse aus Philosophie und Theologie zeigt der Band neue Betrachtungsweisen auf das Phänomen ‚Zorn‘ in volkssprachigen Texten des Mittelalters. Über Gattungsgrenzen hinaus zeigen die Untersuchungen an Texten vom 9. bis ins 13. Jahrhundert wiederkehrende Muster, die ein differenziertes Lesen von mhd. zorn in der Literatur erlauben und helfen, die semantische Entwicklung bis in die Gegenwart nachzuvollziehen.

Buch Open Access 2024
Band 175 in dieser Reihe

Literarische Gattungen existieren nicht einfach, sie werden gemacht. Der Band perspektiviert Gattungen und ihre wechselvollen Dynamiken daher praxeologisch: Im Fokus steht die Frage, auf welche Weise – durch welche konkreten Praktiken – maßgebliche Akteur*innen des Literaturbetriebs und der Literaturwissenschaft Gattungen produzieren, konstituieren und stabilisieren oder bisweilen zu ihrem Verschwinden beitragen.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2023
Band 174 in dieser Reihe

Schätzungsweise 60 000 tödlich endende Hexenprozesse in Europa haben nicht nur in Prozessakten Spuren hinterlassen. Im Bewusstsein der Zeitgenossen – und in der Literatur – blieben sie noch lange nach den großen Verfolgungswellen präsent. Wenn man sich das markante Geschehen heute ins Gedächtnis ruft, sind neue Einblicke in die Literaturgeschichte und in Konstanten des Empfindens von Bedrohung möglich. Dies zeigt das Beispiel Goethes Faust: Das Drama enthält nicht nur die bekannten Hexenimaginationen, sondern auch viel mehr historische Wirklichkeit als bisher wahrgenommen worden ist. Und weil es eines der besterforschten Werke ist, kann man es als Präzedenzfall für verschwiegene Spuren in der Literatur(wissenschaft) betrachten.

In der Studie wird Goethes Wissen um die Hexenverfolgung ermittelt und dessen Manifestation im Faust rekonstruiert. Einerseits führt dies zu einer an vielen Stellen neuen Interpretation des Werkes. Andererseits stößt man auf beredte Leerstellen in der Literaturwissenschaft, die Sozialgeschichte rezipiert und schreibt.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2024
Band 173 in dieser Reihe

Das Verhältnis zwischen Text und Bild dient als ein interdisziplinärer Forschungsgegenstand der Literaturwissenschaft. Das Werk Hans Magnus Enzensbergers jedoch ist unter diesem Aspekt noch kaum untersucht worden. Diese Untersuchung stellt das intermediale Phänomen bei Enzensberger in den Mittelpunkt, wobei nicht nur die jüngeren lyrischen und prosaischen Erscheinungen von Text- und Bildbuch für die Forschung heranzuziehen sind, sondern auch die früheren lyrischen Werke aus neuer Perspektive betrachtet und untersucht werden sollen. Die Frage nach dem optischen Phänomen bzw. dem Bild als materiellem Komplex von Farben und Formen in Enzensbergers Werk steht im Fokus der Untersuchung. Die vielfältigen Ausdrucksformen von Bild-Text-Wechselbeziehungen und ihre Bedeutungen sollen aus poetologischer, buchgestalterischer, bildtechnischer und bildfunktionaler Perspektive systematisch charakterisiert werden. Berücksichtigt werden dabei auch archivalische Dokumente im Deutschen Literaturarchiv Marbach, die Enzensbergers eigene Beschäftigung mit Bildern veranschaulichen.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2023
Band 172 in dieser Reihe

Es gilt als zentraler Bezugspunkt der deutschen Erinnerungskultur, dass Auschwitz sich nicht wiederholen soll. Diese moralische Schlussfolgerung aus dem schwerwiegenden historischen Erbe der NS-Vergangenheit ist in der offiziellen Erinnerungskultur der Bundesrepublik fest verankert. Die Auseinandersetzung mit der NS-Zeit ist jedoch mit großen Spannungen verbunden, die nicht zuletzt auf die Diskrepanz zwischen privater Überlieferung in der Familie und staatlicher Gedenkkultur zurückzuführen sind. Während im Zentrum der offiziellen Erinnerungskultur der Holocaust und Auschwitz im Vordergrund stehen, stehen in dem des Familiengedächtnisses Kriegserfahrungen, eigenes Leid und Opferschaft. Vor diesem Hintergrund wird die Kritik an der etablierten Erinnerungskultur laut, die Empathie gegenüber den Opfern des NS-Regimes und davon ausgehend eine eindeutige Distanzierung von den Tätern vorschreibt, da Distanzierung die offene, kritische Auseinandersetzung mit der Täterschaft erschwert und dadurch die Nachwirkungen ihrer ideologischen Muster bis in die Gegenwart ausgeblendet lässt. Da der Abschied von den Zeitzeugen der NS-Zeit in seine Schlussphase getreten ist, drängen zugleich auch Fragen nach Modi des Erinnerns und nach dem angemessenen Umgang mit der NS-Vergangenheit in das Bewusstsein. Die zunehmende zeitliche Distanz zum Dritten Reich und die damit einhergehend notwendig gewordene Historisierung des Nationalsozialismus werden jedoch von manchen als Chance begriffen, sich mit der belasteten (Familien-)Geschichte auseinanderzusetzen. Innerhalb dieses diskursiven Feldes kommt nun der autobiografischen Familienliteratur der nachgeborenen Generationen, die seit der Jahrtausendwende auf dem deutschen Büchermarkt einen großen Erfolg erzielt, eine besondere Bedeutung zu. Entscheidend an diesen Texten ist die Einsicht, dass sich die Erfahrungen des Nationalsozialismus und die damit immer noch verbundenen Gefühle der vorangegangenen Generationen und das Schweigen darüber in der Familie auf die Nachkommen selbst auswirken können. Die Motivation des autobiografischen Schreibens der Familiengeschichte ist also die Erkenntnis, dass erst durch eine bewusste Auseinandersetzung mit den belastenden Themen und Gefühlen der vorangegangenen Generation es möglich ist, die Gegenwart und die Zukunft von der Last der Vergangenheit zu befreien. Ziel der vorliegenden Studie ist, die verschiedenen thematischen Aspekte und narrativen Strategien der Auseinandersetzung mit Täterschaft und deren Folgen in der zeitgenössischen autobiografischen Familienliteratur herauszuarbeiten und sie in einen erinnerungsdiskursiven Zusammenhang zu stellen. Zur Untersuchung stehen sechs ausgewählte Werke, die von deutschen Intellektuellen der Nachkriegsgeneration nach der Jahrtausendwende veröffentlicht wurden und in denen jeweils bestimmte Thematiken und Erzählweisen in Bezug auf die Auseinandersetzung mit der NS-Täterschaft dominieren, so dass die unterschiedlichen Bearbeitungen von Familiengeschichten unter ähnlichen Fragestellungen sichtbar werden. Aus der Untersuchung lassen sich folgende Schlussfolgerungen ziehen: Die Stärke der Texte liegt in der Angleichung an den familiären und politisch-kulturellen Diskurs, indem sie durch die Aufarbeitung der eigenen Familiengeschichte Glaubwürdigkeit und Authentizität herstellen. In ihrer sensibel-aufmerksamen Feinfühligkeit der Auseinandersetzung mit der Schwelle zwischen gelebter Vergangenheit der Familie und einem historischen Blick der nachgeborenen Generation auf die nicht selbst erlebte nationale Geschichte widersetzen sich die Autoren der autobiografischen Familienliteratur einer historisierenden Tendenz, die NS-Vergangenheit in einer vom gegenwärtigen sozialen, politischen und lebensweltlichen Erleben und den emotionalen Empfindungen des Einzelnen abgespaltenen Perspektive zu betrachten.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2023
Band 171 in dieser Reihe

Rhetorik ist seit ihren Anfängen dem Vorwurf der Manipulation ausgesetzt, gegen den schon in der Antike eine ‚Rhetorik im Dienst der Vernunft‘ aufgeboten worden ist. Die Untersuchung ist der Transformation dieses Konzepts in Aufklärung und Romantik gewidmet. Am Beispiel von Johann Christoph Gottscheds Lehrbuch der Rhetorik wird ein Versuch der Frühaufklärung analysiert und am Beispiel seiner ‚Festreden‘ die Praxis einer ‚Rhetorik der Vernunft‘ untersucht. Die Auseinandersetzung mit diesem Konzept im Rahmen der ‚selbstreflexiven Aufklärung‘ wird am Beispiel der Darstellung von dessen Scheitern in Christoph Martin Wielands „Geschichte des Agathon" analysiert. Bei der Transformation von Theorie und Praxis der ‚Beredsamkeit‘ in Texten der Romantik stehen neue Herausforderungen – Ideal der Kunstautonomie und Neubegründung des Verhältnisses von Mündlichkeit und Schriftlichkeit – im Mittelpunkt. Am Beispiel von A. W. Schlegels ‚Berliner Vorlesungen‘ wird abschließend der Typus der ‚Öffentlichen Vorlesung‘ als mediengeschichtlich innovative Antwort auf Probleme der Rhetorik um 1800 einer eingehenden Analyse unterzogen.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2024
Band 170 in dieser Reihe

Dieser interdisziplinäre Tagungsband untersucht die Bedeutung von Psychologie und Phänomenologie im Werk Robert Musils. Dabei rücken Gestaltpsychologie und Psychoanalyse ebenso in den Fokus wie phänomenologische Philosophie und Neurophänomenologie. Die Beiträge erschließen die interdiskursiven Spannungsfelder systematisch und kulturhistorisch. So eröffnen sie neue Einsichten in Musils Poetik, die auch Philosophie und Psychologie literarisch fruchtbar macht.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2025
Band 169 in dieser Reihe

Die Beiträge des Bandes beleuchten das Erzählwerk Adalbert Stifters, Theodor Storms und Conrad Ferdinand Meyers neu, indem sie es aus zwei theoretischen Perspektiven untersuchen, die bislang nicht miteinander kombiniert worden sind: einer ideengeschichtlichen Perspektive, die nach den weltanschaulichen und epistemologischen Horizonten der Texte fragt, und einer wirkungsästhetischen, aus der literatur- und filmwissenschaftlichen Spannungsforschung abgeleiteten Perspektive, die das Augenmerk auf die Erzeugung leserseitiger Ungewissheit durch das Erzählen legt. Leitend ist die Frage, ob und in welcher Weise die spannungsreiche Auseinandersetzung der Texte mit philosophischen, naturwissenschaftlichen und religiösen Überzeugungen der Zeit und das spannende (oder nicht-spannende) Erzählen, das sie auszeichnet, miteinander zusammenhängen.     

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2022
Band 168 in dieser Reihe

Die Bedingungen der Kulturtechnik des Schreibens unterliegen vielfältigen historischen Veränderungen. Nicht nur Technologien und Schreibwerkzeuge ändern sich, sondern auch kulturelle Semantiken von Selbst und Selbstbezüglichkeit, Autorschaft, Geheimnis, Sozialität wandeln sich im Laufe der Jahrhunderte. Konzepte von Raum, Medialität, Produktion, aber auch Praktiken sind keine stabilen ahistorischen Größen. Der Band befragt historische Schreibszenen nach der Art ihrer Dynamik und der Historizität ihrer Elemente. Über medienhistorische Umbrüche, kultur- und literaturwissenschaftliche Epochengrenzen hinweg lassen sich Schreibszenen vom Spätmittelalter bis zur klassischen Moderne kontrastieren und methodologische Überlegungen für eine diachrone Schreibforschung bündeln.

Buch Open Access 2023
Band 167 in dieser Reihe
Die Studie befasst sich mit dem Zusammenhang von Sinneswahrnehmung und Exotismus in der deutschsprachigen, französischen und britischen Literatur vom späten 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert. Sie geht von der These aus, dass sich der Exotismus als ein westeuropäischer Diskurs beschreiben lässt, der tatsächlichen oder imaginierten Elementen einer fremden, zumeist außereuropäischen Region eine außergewöhnliche sinnliche Dimension verleiht. Dabei erscheint das Exotische in eskapistisch-zivilisationsmüden Phantasien als etwas Befreiendes; als etwas, das die Rehabilitation der im Zuge der zunehmenden abendländischen Modernisierungsprozesse verkümmerten Sinne verspricht.
Obgleich sich die Forschung bereits eingehend mit dem Exotismus befasst hat, liegen bislang keine Studien vor, die sich seiner dezidiert sensorischen Dimension widmen. Dieses Desiderat wird die Studie füllen, indem sie – der poetischen wie referentiellen Funktion eines Textes gleichermaßen gerecht werdend – sowohl die dezidiert literarischen Verfahrensweisen untersucht, welche die ausgewählten Texte im Umgang mit der sensorischen Dimension des Exotismus entwickeln, als auch die Involviertheit von Texten in breitere kulturelle Kontexte berücksichtigt. Damit beschreitet die Studie einen neuen Weg der Exotismusforschung und leistet einen innovativen Beitrag zu Debatten um Interkulturalität und (Post-)Kolonialismus.
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2022
Band 165 in dieser Reihe

In der Habilitationsschrift werden die Exekutionen der Tat in der Literatur beobachtet und auf ihr Erzählung des Politischen befragt. Es geht darum, die spezifische Form und Funktion der Tat für das Politische, ihre Eigenlogik und spezifische Programmierung in dem jeweiligen Text zu analysieren und Linien zwischen den Texten und Jahren aufzuzeigen.

Zwischen den in der Arbeit diskutierten Paradigmata (Teil I: 1773–1810, Teil II: 1891–1930, Teil III: 1968–2014) lassen sich auch auf der syntagmatischen Achse Bezüge herstellen, so dass sich eine diachrone Lesart der Tat ergibt, die die Beobachtung von historischen Konstellationen von dem Politischem und der Tat im Paradigma und Syntagma ermöglicht.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2022
Band 164 in dieser Reihe
Als zutiefst anthropologisches Motiv gehört Liebe zu den zentralen Themen der Literatur. Mit dem vorliegenden Band, der Beiträge einer internationalen, im November 2020 am Institut für Germanistik an der Universität Klagenfurt durchgeführten ONLINE-Tagung versammelt, finden sich verschiedene Darstellungsweisen der Liebe in ihren ökonomischen Konditionierungen und Verknüpfungen in Fallanalysen vom Minnesang bis zum populären New-Adult-Roman aufbereitet. Die Beiträge eint die Überlegung, dass sich soziale Ordnungsmodelle nicht nur in poetischen Strategien abbilden lassen, sondern maßgeblich durch sie befördert, subvertiert, ja erst gestiftet werden.
Buch Open Access 2022
Band 163 in dieser Reihe

Die Studie wirft die Frage auf, welche Folgen es für die Mittelaltergermanistik hätte, von den Paradigmen »Philologie« und »Literatur« auf das Paradigma »Text« umzustellen. Sieben Kapitel spüren dieser Frage nach, erproben ihre Potentiale und bieten disziplingeschichtlich informierte Antworten. Anhand des »Nibelungenlied« werden Möglichkeiten synoptischer Textlektüren diskutiert. An die Stelle des Gegensatzes von Minnesang und Sangspruchdichtung tritt die Suche nach dem Politischen der Lyrik. Mit »Inschriftlichkeit« und »Urkundlichkeit« werden lang übersehene Formen von Schriftlichkeit ins Rampenlicht gerückt. Historisch orientierte Erzählungen lassen eingespielte disziplinäre Grenzziehungen fragil erscheinen. Netzwerkanalysen visualisieren Personenbeziehungen und machen die Prominenz mittelalterlicher Autoren sichtbar. Ein Rückblick auf die Fiktionalitätsdebatte eröffnet Räume, um über mittelalterliche Erzählwelten nachzudenken – und die Unterscheidung von Text und Literatur bietet schließlich den Anlass für die Frage, was eine mediävistische »Textwissenschaft« sein könnte. Auf breiter Grundlage wird also Grundlegendes verhandelt und werden Optionen gesucht für eine Mittelaltergermanistik des 21. Jahrhunderts.

Dieser Band wird 36 Monate nach Erscheinen mit der Lizenz CC BY Open Access gestellt.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2021
Band 162 in dieser Reihe
Das Buch problematisiert die traditionelle Verknüpfung von Literatur, Sprache und Nation und stellt die deutschsprachige Literatur der letzten hundert Jahre in ihrer Heterogenität in einen europäischen Kontext. Untersucht werden Werke von Autoren aus Randgebieten Mitteleuropas, aus sprachlichen Exklaven, von freiwilligen und unfreiwilligen Emigranten sowie Einwanderern, womit die Vielschichtigkeit dieser Literatur veranschaulicht wird.
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2021
Band 161 in dieser Reihe
In der Studie wird untersucht, wie sich die ostdeutschen Selbstbilder von Christa Wolf und Durs Grünbein in ihren (autobiographischen Texten) »Stadt der Engel« und »Die Jahre im Zoo« ausbilden. In der Beschäftigung mit den jeweiligen Erinnerungs- und Gedächtniskonzeptionen an die DDR verfolgt die Arbeit, wie die literarischen Selbstentwürfe keineswegs auf feste Identitäten abzielen, sondern in narrativen Prozessen der Identifizierung ständig wandelnde ostdeutsche Selbstbilder entwerfen. Dabei spielen verschiedene Bezugsrahmen eine zentrale Rolle: Globalisierungserfahrungen, Photographie, Utopien, essayistische Selbstentwürfe, intertextuelle Beziehungen zur Literatur der Moderne, der Psychoanalyse und der Kritischen Theorie etc. Neben den genannten Werken gibt die Arbeit weiträumige Einblicke in das jeweilige Gesamtœuvre Wolfs und Grünbeins und zeigt, wie sich Selbsterfahrungen in der Post-DDR-Literatur ausbilden. Die eigenen Erinnerungen der literarischen Subjekte stehen dabei im Mittelpunkt und werden immer wieder unter Einbezug verschiedener Erinnerungs- und Gedächtnistheorien neu konstelliert.
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2020
Band 160 in dieser Reihe
Die Arbeit zeichnet Ausformungen, Wandlungen und Funktionszusammenhänge von deutschsprachigen Gedichten auf Kunstwerke und Künstler im Spannungsfeld von Kunsttheorie, Kunstliteratur und Kunstgeschichte von 1870 bis 1968 mit Ausblicken bis in die 1970er Jahre nach.
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2020
Band 159 in dieser Reihe
Im Zentrum des Bandes stehen Fragen nach der medialen, literarischen, künstlerischen Konfiguration von lebensweltlichen Störungen. Es geht mithin um die Rolle der Künste bei der ‚Verarbeitung’ von existentiellen Krisensituationen und fundamentalen gesellschaftlichen Zäsuren. In diesem Rahmen erfolgt eine Konzentration auf Texte, in denen Traumata eine Rolle spielen bzw. in denen es um die Auseinandersetzung mit traumatischen Erlebnissen geht. Es sind dies Texte, die sich mit den Auswirkungen von gesellschaftlichen Krisen (Krieg, Holocaust, Bombenkrieg, Flucht und Vertreibung) auf Individuen beschäftigen. Darüber hinaus kommen alters-, geschlechts- oder familienbezogene Traumata (Tod, Krankheit, Vergewaltigung, Missbrauch) ebenso zur Sprache wie die vielfältigen Formen, die von schuldhaftem Tun (persönliches Versagen, Denunziation, Verrat) ‚erzählen‘. In diesem Rahmen wird an aktuelle Arbeiten aus der Psychotraumatologie angeknüpft.
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2020
Band 158 in dieser Reihe
Die Arbeit untersucht Gert Ledigs Darstellung des Zweiten Weltkriegs als einer grundlegend traumatischen Situation sowohl an der Front als auch in den bombardierten deutschen Städten. Neben der konkreten Gewaltdarstellung und den Auswirkungen dieser Gewalt auf das Individuum betrachtet der Autor vor allem den „gewaltsamen Stil“, mittels dessen Ledig seinen Romanen die Kriegsgewalt quasi einschreibt und den Lesern weitervermittelt. Mit Blick auch auf ähnliche Werke und die Rezeption der Romane wird so nicht nur ein bislang vernachlässigtes Feld der deutschen Nachkriegsliteratur beleuchtet, sondern es wird auch herausgestellt, dass die Beschäftigung mit Ledigs Romanen auch hinsichtlich der deutschen Erinnerungskultur nach 1945 wertvolle Erkenntnisse liefert.
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2020
Band 157 in dieser Reihe
Die Arbeit nimmt sich Bruder Philipps ‚Marienleben‘ an, der meistüberlieferten Reimpaardichtung des deutschen Mittelalters, und untersucht seine Rezeption und Weitertradierung in niederdeutscher Schreibsprache. Am Beispiel dieses religiösen Epos wird ein detailliertes Bild des niederdeutschen Sprachraums als Literaturraum gezeichnet und mit dem in der Forschung dominanten Vorurteil einer bloßen Wiederholungsarbeit im deutschsprachigen Norden aufgeräumt. Ausgangspunkt sind neun Textzeugen, die das ‚Marienleben‘ in niederdeutscher Schreibsprache erhalten. Sie werden im Sinne der ‚New Philology‘ als doppelter Untersuchungsgegenstand gelesen. Der erste Part der Studie stellt den Objektcharakter in den Vordergrund: Die Überlieferungsgeschichte wird anhand der materiellen Beschaffenheit, Mitüberlieferung und Historie der einzelnen Handschriften und Fragmente erfasst. Danach folgt die Textgeschichte: Die jeweils mit einem Medium konservierte Textfassung wird analysiert und Nahbeziehungen innerhalb des Korpus aufgezeigt. Die Ergebnisse der Überlieferungs- und Textgeschichte werden dann zueinander in Beziehung gesetzt. So zeigt sich eine ‚Marienleben‘-Tradition, die durchaus von Kontinuität, aber gerade auch von Singularität geprägt ist.
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2019
Band 156 in dieser Reihe

In der kaum noch überschaubaren Literatur zum Werk Franz Kafkas fällt eine überraschende Leerstelle auf: Sein schriftlicher Umgang mit akustischen Phänomenen. Diese Monographie untersucht erstmals zusammenhängend die klang- und geräuschbezogene Seite des ‚Kafkaesken’, hier als ‚Sonantik’ bezeichnet.

In zwölf thematischen Einheiten werden die für Kafkas Texte symptomatischen Bezüge zum Akustischen – auch im Kontext der Anti-Lärm Bewegung der Zeit – in ihrer narrativen und psychologischen Bedeutung analysiert. Dabei können die sonantischen-kakophonen Phänomene – auch im Vergleich zu Rilke und Joyce, ebenso wie in ihrer musikalischen Verarbeitung durch György Kurtág – als konstitutive Elemente im Schaffen Kafkas erwiesen werden.

Einen Schwerpunkt bilden die erzählten Geräusche und andere auditive Verwandlungen, ebenso wie diese Studie den Hörspuren in Kafkas Briefen und Tagebüchern nachgeht, dem Geräusch der Dinge und dem verdinglichten Geräusch in seinen Texten – und das im Hinblick auf das Herausarbeiten einer Poetik des Akustischen in diesem Werk.

Die Befunde sind für die Kafka-Forschung wie auch für eine kulturanalytisch verstandene Literaturwissenschaft von Interesse, aber auch als Anregung für weitere Studien im zu entwickelnden Bereich der sonantischen Erzähltheorie.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2020
Band 155 in dieser Reihe
Der als Jung-Wien bezeichnete Literatenkreis, dem Hermann Bahr, Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal, Richard Beer-Hofmann, Felix Salten, aber auch Karl Kraus zugerechnet werden, schöpfte einen guten Teil seiner produktiven Kraft aus der Auseinandersetzung mit Räumen und Orten. In dem Band geht es um Kaffeehäuser und Theater, den Prater und die Sommerfrische, das Kino und Klangräume bis hin zu Arnold Schönberg.
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2019
Band 154 in dieser Reihe

Trotz unzähliger Forschungsbeiträge zur Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek und dem „Verweigerungskünstler“ Thomas Bernhard wurde den Verbindungslinien beider Autoren noch nie vergleichend nachgegangen. Der Band erschließt zum 30. Todestag Bernhards (u. 15 Jahre Nobelpreis für Jelinek) anschaulich ein breit gefächertes Spektrum an Themen, Perspektiven und Werken beider Schriftsteller im Vergleich. Mit einem Essay von Elfriede Jelinek.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2019
Band 153 in dieser Reihe

Im Hoch- und Spätmittelalter beobachtet man in fast allen literarischen Gattungen eine weitgehende Abhängigkeit der deutschen von der französischen Literatur. Der Band schneidet das vielschichtige Problem des Kulturtransfers zwischen Romania und Germania am Beispiel der Lyrik und der Epik an und untersucht, wie sich die Bearbeitungstechniken der deutschen Dichter in dieser Zeit entwickelten.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2019
Band 152 in dieser Reihe
Die freie Übersetzungspraxis hat während der Frühen Neuzeit und bis weit nach 1800 ein umfangreiches Gattungsspektrum ausgebildet, das systematisch und historisch unzureichend erfasst ist. Ihre Beschreibung wird dadurch verkompliziert, dass in der Goethezeit auf Beobachtungs- (Theorie) und Beurteilungsebene (Kritik) die Übersetzung zunehmend dazu verpflichtet wurde, ein Original zu vertreten. Die klassisch-romantische Epoche hebt sich daher von der frühneuzeitlichen nicht hauptsächlich durch eine erhöhte Übersetzungsfrequenz ab, sondern vor allem durch die Spannung zwischen dem alten, bis in die Antike reichenden Nachahmungsparadigma und der neuen, sich gerade etablierenden Originalitätsemphase.
Der vorliegende Band geht von der Feststellung aus, dass die interlinguale literarische Praxis der Goethezeit noch im Bann frühneuzeitlicher Prinzipien steht. Ziel ist es, von der historischen Beschreibung repräsentativer Übersetzungsformen ausgehend – also induktiv und empirisch – eine Theorie dieser praktischen Interlingualität zu entwerfen. Das Verbindende dieser Praxis ist ein Begriff von translatorischer Kreativität, der die Übertragung als ein Ausdrucksmedium versteht, das die Möglichkeit enthält, durch die Vermittlung neuer Inhalte und Formen an der literarischen Kommunikation teilzunehmen.
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2018
Band 151 in dieser Reihe

Der Band versammelt Beiträge einer internationalen literaturwissenschaftlichen Tagung des Theodor-Fontane-Archivs Potsdam zum Fragment und zum Unvollendeten unter anderem bei Theodor Fontane, Ernst Barlach, Heinrich Heine und Georg Büchner. Die enthaltenen literatur- und sprachwissenschaftlichen Annäherungen, Blicke in Dichterwerkstätten und theoretischen Exkurse werden die Forschung nachhaltig beeinflussen.

Buch Open Access 2017
Band 150 in dieser Reihe

Hermann Kurz (1813–1873) zählt mit seinen Romanen „Schillers Heimatjahre" und „Der Sonnenwirt" zu den Begründern des historischen, realistischen und sozialen Erzählens im deutschen Vormärz. Die Studie widmet sich aber dem bislang kaum gewürdigten Frühwerk, um die biographischen und ästhetischen Grundlagen sowie die Leit- und Entwicklungslinien des Autors nachzuzeichnen.

Wie sich zeigt, stellt dieser frühe Werkkomplex (1828–1845) ein Schreibkontinuum quer durch fast alle Gattungen dar, mit beachtlichen Anteilen an Übersetzungen (aus mehreren europäischen Sprachen und dem Mittelhochdeutschen). Pionierhafte Textinterpretationen erschließen das Erzählverfahren und die Funktion insbesondere der frühen Erzählungen über Reutlingen, Tübingen und die Schwäbische Alb, aber auch der frühen Gedichte, Essays und literarhistorischen Arbeiten.

Dabei werden Ansätze einer eigenständigen Poetik in Anschluss an die neuere (Schiller, Uhland, Schwab, Hauff, Mörike) und ältere Literatur (Gottfried von Straßburg, Grimmelshausen) deutlich.

Der Editionsanhang präsentiert neben den Jugendgedichten die verschollene Endfassung der Meisternovelle „Die beiden Tubus".

Die Arbeit wurde ausgezeichnet mit dem Gustav-Schwab-Preis 2017 des Schwäbischen Heimatbundes.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2017
Band 149 in dieser Reihe

Wie sehr der Begriff der Moderne zur Zeit seines Aufkommens in Wien gegen Ende des 19. Jahrhunderts noch instabil und vielstimmig war, zeigen die hier versammelten Beiträge ebenso wie die Dialektik zwischen rückwärts- und vorwärtsgewandten Tendenzen. Sie fügen sich damit in eine größere Forschungsperspektive auf Spezifika und Grenzen der Wiener Moderne. Der Impuls, den der Band setzen möchte, zielt auf einen konzeptuellen Begriff der Moderne, wie er vor allem aus der Perspektive der Krisis fassbar wird.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2015
Band 148 in dieser Reihe

Die antike Idyllik impliziert ein triadisches Modell einer idealisierten Vergangenheit, einer defizitären Gegenwart und einer perfektiblen Utopie. In der ästhetischen Theorie und Praxis hat dieses topische Denkbild eine fast beispiellose Wirkung entfaltet. Anhand von kanonischen Zeugnissen der europäischen Kulturtradition stellen die Beiträgerinnen und Beiträger des Bandes seine Filiationen in der Text- und Bildwelt zwischen Hellenismus und Postmoderne vor und schließen damit eine Forschungslücke.
Ohne den Rekurs auf die Antike und die gattungstheoretischen Diskussionen der Aufklärung und Romantik sind selbst die Antiidyllik oder die Definition des Genres als ,forma non grata‘ im 20. Jahrhundert nicht konkretisierbar. Das macht nicht zuletzt die Vielfalt der mit der Idylle und dem ‚Idyllischen‘ verbundenen philosophischen, ästhetischen, anthropologischen, historischen, theologischen sowie wissenschaftsgeschichtlichen Fragestellungen deutlich. Das Denkbild einer unentfremdeten, natürlichen Existenz erweist sich als konstante und transkulturelle Kategorie, die in ihrer Tendenz zur Teleologie, zur kausalen Geschlossenheit und zur Reduktion von Komplexität als kognitive Strategie der Existenzbewältigung anzusehen ist.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2015
Band 147 in dieser Reihe

Immer deutlicher wird in der Forschung wahrgenommen, dass Stefan George und sein Kreis keineswegs einen merkwürdigen religiösen ‚Sonderweg‘ gehen. Sie sind vielmehr im Kontext des gesamten religiösen Feldes um 1900 zu sehen, in dem ein breites Spektrum konkurrierender Formen von Religiosität und Religion vorherrschte.
Seit jeher gibt es Religion nur im Plural. Für die Moderne gilt das jedoch in ganz besonderer Weise. Schon in den reformatorischen Jahrzehnten öffnet sich das religiöse Feld stark. Sich für das 19. und 20. Jahrhundert allein auf christliche, kirchlich verfasste, konfessionell interpretierte Religion zu konzentrieren, wird dieser Pluralität nicht gerecht. Doch stattdessen von ‚neo-‘‚ und ‚para‘-‚ oder ‚pseudo-religiösen‘ Bewegungen zu sprechen, scheint in geschichtlicher Hinsicht nicht sinnvoll, weil man damit impliziert, zwischen ‚eigentlicher‘ und ‚uneigentlicher‘ Religion unterscheiden zu wollen.
Durch die neuere kulturhistorische, religionssoziologische und religionsgeschichtliche Forschung wurden Grundlagen geschaffen, die auch die George-Forschung von heute nicht ignorieren kann.
Der vorliegende Band dokumentiert eine interdisziplinäre George-Tagung, die 2012 in Bingen am Rhein stattgefunden hat.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2016
Band 146 in dieser Reihe

Die traditionelle literaturgeschichtliche Einteilung der Jahrzehnte von 1930 bis 1960 erfolgte bislang nicht nach dem Schema ästhetischer Strömungen bzw. Epochen, sondern hat sich den historisch-politischen Zäsuren und Kategorien der deutschen Geschichte weitgehend angepasst; in diesem Sinne gilt sie seit langem als revisionsbedürftig. Der Sammelband präsentiert ein ganzes Spektrum methodologischer Perspektiven, um sich diesem Problem der Literaturgeschichtsschreibung des 20. Jahrhunderts zu nähern. Im Zentrum steht dabei die konsequente Analyse literarischer Verfahren im Sinne von Schreibweisen und Techniken der Bedeutungsproduktion. Die Studien nehmen die unterschiedlichsten Genres von der Heimatliteratur über den Geschichtsroman und das Hörspiel bis zur Lyrik in den Blick und befassen sich mit Autorinnen und Autoren wie Ilse Aichinger, Alfred Döblin, Heimito von Doderer, Hans Fallada, Marie Luise Kaschnitz, Wolfgang Koeppen, Gertrud Kolmar, Friedo Lampe, Elisabeth Langgässer, Alexander Lernet-Holenia, Oskar Loerke, Robert Musil und Josef Ponten. Erstmals wird das literarische Feld der Zeitspanne zwischen 1930 und 1960 mittels genauer Fallstudien formalästhetisch auf die Frage nach Kontinuität oder Diskontinuität untersucht.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2014
Band 145 in dieser Reihe

Die Veröffentlichung der Korrespondenz Bachmanns und Celans ermöglicht neue wissenschaftliche Zugriffe auf das Werk der Autoren. Vor diesem Hintergrund zeigt der Band vielfältige Korrelationen zwischen Biographie und Dichtung auf: Die Briefe flankieren den literarischen Umgang der Autoren mit der Erfahrung des Totalitarismus. Darüber hinaus sind sie poetologisch zu beschreibende Texte, die im Kontext des Werkganzen gelesen werden können.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2013
Band 144 in dieser Reihe

Die Studie widerlegt die Auffassung, im Mittelalter könne es wegen des christlichen Weltbildes keine Tragik geben. Sie bietet einen Überblick über die mittelalterliche Tragödienrezeption und legt die geschichtsphilosophischen Prämissen der These vom untragischen Mittelalter offen. Ausgehend von den Theorien von Aristoteles, Seneca, Boethius und Hegel wird eine Narratologie des Tragischen entwickelt und auf die höfische Epik übertragen. Analysiert werden das 'Nibelungenlied', der 'Erec', 'Parzival', 'Willehalm'‚ der 'Eneasroman', 'Tristan', 'Engelhard' und der 'Trojanerkrieg'. Bei der literarischen Gestaltung von Schuld, Konflikt und Liebe zeigen sich Gemeinsamkeiten und Unterschiede zur antiken Poetik der Tragödie und zur modernen Philosophie des Tragischen. Während die Inszenierung des Fehlverhaltens und die Konstellation des Konflikts mit bekannten Tragödientheorien übereinstimmen, wird mit der Widerspruchsstruktur der Minne ein eigenes Paradigma tragischen Erzählens entworfen. Die Motivierungsformen des Unglücks lassen also auf ein spezifisch höfisches Tragikkonzept schließen. Mittels eines narratologischen Ansatzes und einer komparatistischen Analyse wird das Konzept des Tragischen für die Mediävistik neu erschlossen.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2013
Band 143 in dieser Reihe

Der Band zeigt die Chancen und Grenzen des Begriffs eines literarischen Primitivismus auf. Die Beiträge entwerfen Theorien des Primitivismus und rekonstruieren seine wissenschaftsgeschichtlichen Hintergründe, sie erarbeiten anhand von Beispielen aus der Literatur die Konturen eines literarischen Primitivismus und beleuchten dessen Verhältnis zum Primitivismus in der bildenden Kunst. Dabei erweist sich der Primitivismus als prägendes Moment in der Ausbildung der literarischen Moderne.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2012
Band 142 in dieser Reihe

Das literarische Werk Joseph Roths (1884–1939) fokussiert wie kein anderes die desaströsen politischen Umbrüche der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die im vorliegenden Sammelband präsentierten Beiträge fragen nach der Modernität eines Autors, den die Literaturwissenschaft bisher vor allem als Traditionalisten wahrnahm. Sie spüren den Brüchen in seiner Identität, seiner Mentalität und seiner Schreibweise nach.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2012
Band 141 in dieser Reihe

Die vorliegende Arbeit zeichnet nach, wie Wilhelm Raabe in seinen späten Erzählungen „Das Odfeld“ (1888) und „Hastenbeck“ (1899) den historischen Roman durch den Rückgriff auf die „Aeneis“, den „Waverley“, den „Kampf um Rom“ und „Heart of Midlothian“ als Kombination aus Heldenepos und Liebesroman deutet. Dabei wird die Tradition des Heldenepos vorwiegend im „Odfeld“ durch die Bezugnahme auf die „Ilias“, den Baldurmythos, die Dietrichsage, Klopstocks „Messias“, die „Lenore“ und Bürgers „Münchhausen“, die Tradition des Liebesromans vor allem durch die Abhängigkeit „Hastenbecks“ von der „Odyssee“, von Longos‘ „Daphnis und Chloe“, dem „Erec“, Geßners „Idyllen“, der „Luise“ und dem „Werther“ repräsentiert. Die Terminologie Gérard Genettes weist die beiden Erzählungen Raabes als Musterbeispiele für das Phänomen der Architextualität aus und erlaubt eine deutliche Abgrenzung von Inter- und Hypertextualität, deren Funktionsweise am Beispiel einer Interpretation „Altershausens“ als Hypertext der „Odyssee“ demonstriert wird.

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Band 140 in dieser Reihe

Zeitlebens hat Ernst Jünger versucht, hinter „allem Geschehen“ eine Bedeutung zu erkennen, und sei sie auch „furchtbar“ oder von „irgendeinem fremden Sinn“ erfüllt. Der Tagungsband geht dieser Suche nach historisch und ideologisch akzeptablen Sinngebungen des allgemeinen wie persönlichen Erlebens nach. Er betrachtet Jüngers politische Ästhetik und seine Sprachauffassung im Lichte der philosophischen Tradition (von Herder bis Heidegger, von Rousseau bis Rivarol) und des literarischen Spannungsfeldes zwischen Romantik (Schlegel) und Moderne (Jelinek), wobei der Weg von den Kriegstagebüchern über die politische Publizistik der Zwischenkriegszeit bis hin zum erzählerischen Œuvre der Gegenwart führt. Jüngers Werkschau, so die These, repräsentiert kulturelle Praktiken des Lebens und Überlebens, die zwischen Kampf und Kunst ständig changieren, und zwar dergestalt, dass weltanschauliche wie ästhetische Aspekte gleichermaßen Berücksichtigung finden.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2011
Band 139 in dieser Reihe

Mit dem Versuch Fichte, F. Schlegel und Schelling gemeinsam als Autoren der philosophischen Romantik zu deuten, verlässt das vorliegende Buch sicherlich die üblichen Konstellationen von Fachphilosophie und Literaturwissenschaft. Dabei intendiert es eine Neuerschließung der philosophischen Literatur der deutschen Romantik, die sie als Projekt moderner menschlicher Selbsterfindung charakterisiert. So tritt neben der bisher von der Forschung favorisierten ‚philosophischen Frühromantik‘ erstmals auch das philosophiegeschichtliche Profil einer ‚philosophischen Spätromantik‘ hervor.
Das philosophische Selbsterfindungsprojekt der romantischen Philosophen äußerst sich literarisch in vielfältigen Spielarten, die sich auf zentrale anthropologische Topoi wie ‚Freiheit‘‚Liebe‘, Gott‘, ‚Tod‘ und ‚Teufel‘ beziehen. Hinter dem Variantenreichtum ihrer philosophischen Selbsterfindungsprojekte wird zudem ein romantischer Denkstil sichtbar, der sich tropologisch durch die Duplizität von infiniter Ironie und totalisierender Synekdoche beschreiben lässt. Den rhetorischen Kunstcharakter romantischen Philosophierens führen die exemplarischen Studien zu Fichtes ernstem Spiel der Selbsterfindung, Schlegels philosophischer Figur der infiniten Ironie und ihrer Rolle als geheime Grundfigur bei Schelling eigens vor Augen.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2010
Band 138 in dieser Reihe

Im Mittelpunkt der Studie steht die Analyse ausgewählter Gedichte und Prosatexte des Vormärzdichters Gottfried Kinkel (1815-1882). Erkenntnisleitend für die Darstellung und Interpretation der Texte sind epochenspezifische und gattungstypologische Fragestellungen.
Die Interpretationen profitieren von der besonders in den letzten Jahren vorangetriebenen Vormärzforschung. Besonders ergiebig für die Kontextualisierung von Kinkels Werken sind einerseits die Ergebnisse literaturhistorischer Untersuchungen zu Profilbildungen einzelner Gattungen und Institutionen (Reiseliteratur, Dorfgeschichte, Lied, Gesang), zu epochenrelevanten politischen Tendenzen und Entwicklungen sowie zu den Unterschieden und Gemeinsamkeiten des literarischen Vormärz mit Klassik, Romantik und Nachmärz. Andererseits schließt die Arbeit auch an die Ergebnisse der historischen Vormärz-Forschung an, die sich in den letzten Jahrzehnten auch bisher kaum behandelten Persönlichkeiten widmete und wichtige Beiträge zur Fragen der Verfassungs-, Rechts- und Sozialgeschichte der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts lieferte. Besonders ergiebig für die Darstellung von Kinkels sozialem und politischem Umfeld sind hierbei auch die zahlreichen Beiträge zur Regionalgeschichte. Die Arbeit leistet so einen Beitrag zur Erschließung der Vormärzliteratur und -kultur.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2010
Band 137 in dieser Reihe

Die Moderne ist, literarisch gesehen, erst einmal ein Sprachprojekt. Und Lyrik gilt als Paradigma der Moderne: In Gedichttexten lösen sich die Fesseln der Tradition. ‑ Friedrich Nietzsche ruft „Sprache als Kunst“ aus, und Dichter der Moderne um 1900 folgen, jeweils auf ihre Weise, diesem Ruf. Arno Holz spricht von „Wortkunst“, Stefan George insistiert auf seiner „literatur sprache“, Rainer Maria Rilke setzt auf „Verwandlung in Worte“ und Christian Morgenstern auf „Umwortung aller Worte".

Die Studien arbeiten, vergleichend, die Sprachkonzepte der Dichter heraus und erschließen das je Eigene sowie das Gemeinsame auf dem Weg in die Moderne. Sie ruhen auf einer literarisch-linguistischen Interpretation, die im dicht gewebten lyrischen Text den sprachlichen Ausgriff der Poeten aufzeigt: „schon kaum / erklärbar mehr: vielleicht ein Pflaumenbaum, / von dem ein Kuckuck hastig abgeflogen.“

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2009
Band 136 in dieser Reihe

Bekanntlich gehört Georg Trakl (1887-1914) zu den bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikern des 20. Jahrhunderts. Wegen ihrer faszinierenden Schönheit lassen sich manche seiner Gedichte zu den Spitzenleistungen der europäischen Lyrikgeschichte der Moderne überhaupt rechnen. Doch haben die Rezeptionsschwierigkeiten Traklscher Lyrik nicht nur positive Resonanz ausgelöst, sondern von Anfang an auch negative Qualifizierungen wie „Dunkelheit“, „Schwerverständlichkeit“ oder gar „Unsinn“ hervorgerufen. Im Mittelpunkt der Untersuchungen steht diese grundlegende Spannung. Es wird danach gefragt, ob und in welchem Sinne zwischen „schön“ und „unverständlich“ eine unauflösliche Interdependenz bei Trakl und in der modernen Dichtung allgemein besteht oder ob sich das Theorem der „Unverständlichkeit“ möglicherweise in der Entschlüsselung der zugrunde liegenden Strukturen selbst aufhebt und die poetische „Schönheit“ gerade durch die erschlossenen Strukturen, das heißt das zugeordnete Erklärungsmodell selbst erzeugt. Entsprechend den verschiedenen methodischen Ansätzen wird dieses Problem in den einzelnen Beiträgen unterschiedlich beantwortet. Eine einheitliche und eindeutige Antwort zu bekommen, konnte auch nicht das Ziel sein: Vielmehr sollte erreicht werden, dass die Vielfalt der Betrachtungsweisen (hermeneutische, konstruktivistisch-strukturalistische, semiotische, psychogenetische und poststrukturalistisch-antihermeneutische Interpretationsverfahren) sowie die intertextuellen Forschungen oder die literatur-, kultur-, rezeptions- und wirkungsgeschichtlichen Kontextanalysen die Trakl-Philologie mit neuen Einsichten bereichern und zu einem differenzierteren Verständnis der spezifischen Charakteristika von Trakls Lyrik beitragen.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2009
Band 135 in dieser Reihe

Die literaturwissenschaftlichen Epochenkonstruktionen Aufklärung und Weimarer Klassik sind in der jüngeren Forschung problematisch geworden. Tatsächlich lässt der literarische Diskurs selbst Phänomene der Gleichzeitigkeit erkennen, die die idealtypische Konfiguration heterogener Epochenstrukturen fragwürdig erscheinen lassen.

Dem Generalthema der Kontinuitäten und Diskontinuitäten im literarischen Feld zwischen 1750 und 1800 widmete sich im Sommer 2006 eine am Interdisziplinären Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung in Halle/Saale veranstaltete literaturwissenschaftliche Tagung. Im Zugriff auf Texte u.a. von Lessing, Wieland, Herder, Schiller, Goethe und Moritz problematisieren die Beiträge, wie Denkmuster der Aufklärung im Medium der Literatur sowie des theoretischen Diskurses (Ästhetik) entfaltet und im historischen Konstellationsrahmen der Weimarer Klassik affirmativ aufgenommen, polemisch revidiert und konstruktiv weitergeführt werden. Der diskursive Dialog zwischen Aufklärung und Weimarer Klassik gewinnt seine epochenübergreifende Brisanz sowohl durch das programmatische Innovationsbestreben der Klassiker, als auch durch das vielfältig variierte Anschlussbedürfnis der einzelnen Autoren an die Erfolgsepoche Aufklärung.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2008
Band 134 in dieser Reihe

In dieser Studie dient die Auseinandersetzung mit teils kanonisierten, teils vernachlässigten Texten der klassischen Moderne dem Ausloten einer als ‚visionär' zu erkennenden poetologischen Tradition, die einerseits auf Elemente einer idealistischen Erinnerungspoetik zu rekurrieren, andererseits sich erst unter den veränderten Vorzeichen neuer geschichtlicher und epochaler Zusammenhänge zu formieren scheint. Zunächst verdeckte Affinitäten zwischen Rilkes und Benjamins beim ‚Wiederleisten' der Kindheit ansetzenden Erinnerungspoetiken treten u.a. vor dem Hintergrund von Prousts einflussreicher Erinnerungstheorie zu Tage, wobei die poetologische Bedeutung von neu gelesenen bzw. in neuen Zusammenhängen gelesenen Texten interpretatorisch aufgedeckt wird. Prousts Unterscheidung zwischen ‚willkürlichem' und ‚unwillkürlichem' Erinnern erweist sich wiederum als aufschlussreich für die Beschäftigung mit Musils dichterisch wie essayistisch exerzierter Erkenntniskritik und der hieraus ableitbaren ‚visionären' Poetologie. All den hier aufgespürten Visionen ‚dichterischen Mündigwerdens' liegt ein Totalitätsanspruch zu Grunde, der, wie die Aporetik des jeweiligen Telos, der jeweiligen Losungsformel, kritisch reflektiert wird.

This study examines classical modern texts - elements of a 'visionary' poetology -, which on the one hand connect with an idealistic poetics of memory, and on the other create a new tradition. Rilke's and Benjamin's poetics of memory together with Musil's critique of understanding in its essayistic and poetic formulations are also viewed in the light of Marcel Proust's theory of memory. The claim to totality at the basis of the visions of 'poetic coming of age' detected here, and the telos which they develop are illuminated critically.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2009
Band 133 in dieser Reihe

Für die kontrapunktische intertextuelle Relation zwischen Goethes Schauspiel Iphigenie auf Tauris und Grillparzers Tragödien-Trilogie Das goldene Vließ sind zwei Strukturmerkmale grundlegend: die Antithese des Griechischen und des Barbarischen und der Bezug auf die Gattung der Tragödie. Der Zusammenhang des ersten, semantischen Strukturmerkmals mit dem zweiten, gattungspoetischen geht auf die Mythenbearbeitung in der griechischen Tragödie zurück. Die Fremden, von denen der Mythos erzählt, z.B. Medea, werden fortan als Barbaren bezeichnet, doch erweist sich die damit betriebene Ausschließung als fragwürdig, da das Barbarische, etwa das Menschenopfer, auch im mythischen Kulturraum der Griechen begegnet. Gemäß dieser gattungsspezifischen Ambiguität und Verkehrungsdynamik wird bei Goethe und Grillparzer der dramatisierte Mythos zum Medium der Auseinandersetzung mit den modernen - u.a. ethnographischen, ästhetischen und geschichtsphilosophischen - Übertragungen des Barbarenbegriffs. Bei Goethe mündet die Auseinandersetzung in Iphigenies Programm, die Barbaren zur universalen Humanität zu bilden, bei Grillparzer hingegen in die szenische Realisierung der Paradoxien dieses Programms und seines verborgenen Ethnozentrismus. Derart führt die Trilogie das humanistische Schauspiel in die Tragödie zurück.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2007
Band 132 in dieser Reihe

Der Band bietet eine grundlegende Einführung in das Werk des österreichischen Schriftstellers Leo Perutz (1882–1957). Die zehn Beiträge widmen sich je einem von Perutz’ Romanen, vom Erstlingswerk Die dritte Kugel (1915) bis zum posthum erschienenen Buch Der Judas des Leonardo (1959); sie liefern Informationen zur Entstehung der Texte, beschreiben ihren Aufbau und ihre Erzählanlage und entwickeln Vorschläge zu ihrer Deutung. Ergänzt werden die Untersuchungen der Romane durch die bislang unveröffentlichte Novelle Von den traurigen Abenteuern des Herrn Guidotto und eine umfassende Bibliographie zum Werk und seiner Erforschung. Die Aufsatzsammlung führt allerdings nicht allein in Leo Perutz’ Oeuvre, sondern überdies in eine Umgangsweise mit literarischen Texten ein, die strukturalistische und hermeneutische Traditionen miteinander verbindet. Den Einzelbeiträgen liegt durchgängig das gleiche Schema zugrunde; es wird in ihnen stets von einer erzähltheoretisch ausgerichteten Rekonstruktion des Aufbaus und Inhaltes eines Textes übergegangen zu dessen Deutung.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2007
Band 131 in dieser Reihe
Ausgehend von einer 'Unruhe'-Struktur des Textes, die durch den Gegensatz zwischen dem, was im Sinne von 'Erlebnislyrik' echt bzw. unecht wirkt, und dem, was die Vorstellung von Echtheit als Fiktion herausstellt, zustande kommt, lässt diese differenztheoretische Untersuchung das Buch der Lieder in einem neuen Licht erscheinen: nicht nur als ,Erlebnislyrik' bzw. als kritische Auseinandersetzung mit dem Konzept 'Erlebnislyrik', sondern darüber hinaus als kritische Auseinandersetzung mit zentralen Bedingungen von Textualität und Autorschaft, mit spezifischen Bedingungen traditioneller Konzepte von Subjektivität, Originalität und Authentizität sowie mit konkreten Bedingungen herkömmlicher Verstehens-, Interpretations- und Reflexionsprozesse. Das dekonstruktive Potenzial des Buches aufzeigend, geht diese Studie nicht zuletzt dem großen "Streit" um die frühe Lyrik Heines auf den Grund.
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2007
Band 130 in dieser Reihe

Die Untersuchung leistet einen Beitrag zur Frage, was die Klarheit eines Textes sei. Zu diesem Zweck werden zwei Manuskripte Friedrich Hölderlins, die bislang so genannten »Pindar-Fragmente«, die selbst als notorisch unklar gelten, einer minutiösen philosophischen Interpretation unterzogen. Dabei erweisen sich zunächst die vorhandenen Editionen dieser Blätter als unbrauchbar; anstelle einer Neunergruppe von undeutlich zusammenhängenden Texten stellt die Arbeit sowohl den systematischen Bezug der beiden Manuskripte untereinander als auch ihren jeweiligen strukturierten Aufbau als Einzeltexte heraus. Beide Texte, »Untreue der Weisheit.« und »Die Asyle.« zusammen, werden so als eines, wenn nicht das systematische philosophische Hauptwerk Friedrich Hölderlins aus der Zeit nach 1800 lesbar gemacht. Nicht zuletzt im illustrativen Vergleich mit Platon, konkret seinem »Kriton«, wird damit einmal mehr Hölderlins herausragender Beitrag zur Geschichte der abendländischen Philosophie und deren Grundproblemen sichtbar, fern aller 'Privatmythologisierung' dieses Autors. Sein Konzept sprachlicher Klarheit erweist sich dabei als dialektische Verknüpfung sprachmystischer und dekonstruktivistischer Positionen - brauchbar für die angebrochene Zeit nach dem Ende der Postmoderne.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2006
Band 129 in dieser Reihe

Für die Dichterinnen Charlotte von Stein, Marianne von Willemer und Bettina von Arnim ist Goethe nicht nur gemeinsames biographisches, sondern auch das verbindende poetologische Element: Alle drei setzen sich schreibend mit ihm auseinander und binden Goethe dabei als Mensch und als Dichter gezielt in den eigenen Text ein. Die vorliegende Untersuchung zeigt diese dichterische Vereinnahmung Goethes in all ihren Facetten auf und weist nach, wie hinter der poetischen Auseinandersetzung mit Goethes Person und Werk das Ringen der drei so unterschiedlichen Autorinnen um die eigene Identität aufscheint.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2007
Band 128 in dieser Reihe

Die Annäherung an Paul Celans Übersetzungspoetik erfolgt in diesem Buch aus drei Blickrichtungen. Das übersetzerische Verfahren wird zunächst ausgehend von Theorien des lyrischen Ich als ›Transfer der Aussagestruktur‹ definiert. Darauf aufbauend wird Celans übersetzerische Produktion in den Kontext seiner eigenen Poetik des Dialogs gestellt. Eine Übersetzungspoetik verfasste Celan zwar nie, jedoch lässt sich eine solche aus anderen poetologischen Schriften wie dem »Meridian« erschließen. Der größte Teil der Studie aber gilt den Übertragungen französischer Lyriker, von dem Surrealisten Benjamin Péret (»Surrealistische Publikationen«, 1950) bis André du Bouchet (»Vakante Glut«, 1968). Neben den sehr bekannten Übertragungen von Rimbauds »Bateau ivre« (1958) und Valérys »Jeune Parque« (1960) werden auch die bislang kaum beachteten Apollinaire- und Supervielle-Übersetzungen (1951–1959 und 1958–1968) untersucht. Insbesondere an diesen beiden Gruppen von Übertragungen lässt sich zeigen, wie sich Celans Übersetzungspoetik im Laufe der Jahre wandelte: Bis etwa 1960 werden im Übersetzungswerk in wachsendem Maße die gleichen Stilmittel eingesetzt wie in den eigenen Gedichten; in den sechziger Jahren hingegen emanzipieren sich die Übertragungen von der Poetik der eigenen Dichtung und werden wieder ›wörtlicher‹, dem Original ›getreuer‹. Diesen späten Wandel im Umgang mit dem fremden Text erläutert die Verfasserin am Ende ihrer Studie als Konsequenz eines bisher unbeachtet gebliebenen Widerspruchs in Celans Poetik des Dialogs.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2006
Band 127 in dieser Reihe

Literaturgeschichten ergänzend, will dieses Buch auf Werke und Biographien junger Schriftsteller hinweisen, die im Dritten Reich debütierten oder ihren literarischen Durchbruch erlebten und als Parteigänger, Mitläufer, Verächter oder Gegner des Nationalsozialismus von Diktatur, Staatsterror und Krieg verschlungen worden sind. Abgetaucht, fortgedrängt, gefallen oder vermißt, eint sie bei aller Verschiedenheit das gemeinsame Wirkungsschicksal: Aufgrund ihres früh abgerissenen Lebens, ihres fragmentarisch-torsohaften Werks und ihrer gewaltsam abgebrochenen Karriere sind sie dem kollektiven Gedächtnis entfallen und vergessen. Um an diese "verlorene Generation" zu erinnern und ihren historischen Ort zu bestimmen, werden die Personen und ihre Texte im Rahmen verbindender Erlebnisbereiche und Themenfelder betrachtet, die durch Querschnittsdarstellungen der zeitgenössischen Literaturproduktion erschlossen und durch Fallbeschreibungen spezifischer Autorenprofile konkretisiert werden, wie sich aus folgenden Kapitelüberschriften mit den ihnen zugeordneten Namensnennungen einschlägiger "Fälle" ergibt: Verwischte Spuren (Dachs, Jacobi, Rabener); Einkehr ins Abseitige (Kerst, Hancke, Heimreich); Ausflug ins Fremde, Ferne und andere (Benndorf, Nebelthau); Rückwendung zu Kindheit und Jugend (Mende, Spervogel, Löscher); Besinnung auf die Heimat (Linke, Keller, von Bremen, Wiessalla und der mittlerweile hochgeschätzte Lampe); Generationserfahrung Krieg (Karsten, K. Pleyer, Rexroth und der wiederentdeckte Raschke); Nachdenken über Staatsmacht und Regierungsgewalt (der Sonderfall Klepper).

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2006
Band 126 in dieser Reihe

Diese Arbeit ist ein Versuch, Hölderlins Turmdichtung erstmals umfassend zu deuten und strukturell zu erschließen. Zunächst wird die immanente Poetik der Turmdichtung unter den Gesichtspunkten der Bildlichkeit, der Landschaft, der Zeit und des Raumes rekonstruiert. Anschließend wird ein Zugang zur diätetisch-therapeutischen Poetik der Turmdichtung eröffnet. Es zeigt sich dabei, dass diese diätetische Poetik eng mit einer Therapeutik des Lebens verbunden ist, die zugleich eine Hermeneutik des Lebens darstellt. Hölderlin steht noch zu Lebzeiten in der Diskurs-Geschichte des "wahnsinnigen Dichters"; er lebt im Tübinger Turm notgedrungen einen Topos, erscheint als ein neuer Tasso - eine Rolle, in die er sich geradezu gedrängt sehen musste. Der circulus vitiosus, als Kranker zugleich immer auch die Rolle eines Kranken spielen zu müssen, ist für das bedrängte Selbst eine besondere Herausforderung. So wie Hölderlins Dichtung enthält auch seine Lebenspraxis diätetische Züge. Dies zeigt sich in ihrer Sparsamkeit, ihrer Rhythmik, in der Bedeutung als Ausdruck und Therapie der Unruhe in der Ritualität der sozialen Interaktion, wie sie Hölderlin in seiner Rolle als "Scardanelli" zum Ausdruck bringt. Das Pseudonym "Scardanelli" wird dabei als inszenatorische Reflexionsfigur des wahnsinnigen Dichters und eines poeta minor gedeutet.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2005
Band 125 in dieser Reihe

Der erotischen Lyrik des Barock haftet das Etikett der "Musa iocosa" an: scherzhaft-rhetorische Gebilde ohne anderen Welt- und Subjektbezug als den der höfischen Unterhaltung. Die Studie versucht, dieses Urteil zu differenzieren, wenn nicht zu widerlegen, indem sie in Gedichten von Opitz, Fleming, Zesen, Stieler und vor allem Hoffmannswaldau einen ausgeprägten Diskurs der traditionell problematischen Sinnlichkeit erkennt. Im Rahmen der Systeme von Rhetorik, Poetik und Ethik wird der Einzeltext intensiv daraufhin befragt, wie sich im normativen Rahmen dessen Diskussion und Veränderung vorsichtig vollzieht und wie die Autoren nicht nur ihre Sprachartistik ausstellen, sondern auch einen Einspruch gegen eine sinnlichkeitsfeindliche Anthropologie und Theologie zur Sprache bringen, der nirgendwo sonst artikulierbar gewesen wäre. Besondere Aufmerksamkeit wird Hoffmannswaldaus »Vermischten Gedichten« gewidmet, wobei die Aporie der Pendantgedichte »Die Wollust« und »Die Tugend« gelöst wird. Die Lyrik Hoffmannswaldaus und seiner Zeitgenossen weist über das Ästhetische wie Erotische hinaus auf Positionen der Frühaufklärung, ohne schon zu gelingenden Synthesen ihrer Widersprüche zu gelangen. Erst allerdings von der gesicherten Basis der antiken Tradition aus lässt sich bestimmen, welche Problembestände Eros und Aphrodite an die Frühe Neuzeit weitergereicht haben.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2005
Band 124 in dieser Reihe

Die Untersuchung leistet einen Beitrag zur Aufhellung der Wechselwirkung zwischen Theorie und Praxis der Geschlechterordnung um 1800. Der Briefwechsel der Schriftstellerin Therese Huber (1764-1829) mit ihrem Schwiegersohn Emil von Herder (1783-1855) gewährt minutiöse Einblicke in das Leben um 1800. Hier treffen theoretischer Diskurs und Realität spannungsreich aufeinander. Welche Wirkungsmacht entfalteten Frauen- und Männerbilder? Wie reagierte darauf eine Frau wie Huber, die diesem Frauenbild nicht entsprach: mit Unterwerfung oder Emanzipation? Wie definierte sie sich innerhalb der Geschlechterordnung?

Um diese Fragen zu beantworten, werden einzelne Themen, die in den Briefen verhandelt werden (Freundschaft, Machtverhältnisse zwischen Mann und Frau, Männerbilder, Mädchenbildung, Mutterliebe), vor dem Hintergrund der theoretischen Texte (z.B. Rousseaus »Emile«) analysiert. Dadurch werden Hubers und Herders Positionen innerhalb des Diskurses erkennbar. Es zeigt sich: Selbst kleinste Details des Diskurses wurden Teil des realen Miteinanders von Mann und Frau, entwickelten also eine starke Wirkung; Hubers Diskussion dieser Details lässt Widersprüche innerhalb des Geschlechterdiskurses deutlich werden; ordnungskonformes und emanzipatorisches Denken und Handeln liegen dichter beieinander als erwartet; typisch sind Ambivalenzen und die Entwicklung einer Eigendynamik der Argumente.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2005
Band 123 in dieser Reihe

Die Publikation der »Xenien« (1796) Goethes und Schillers löste nicht nur einen der größten Skandale der deutschen Literaturgeschichte aus: Mit dem Xenion etablierte sich auch eine neue, gezielt gegen ästhetische und kommunikative Normen verstoßende Form literarischen Streitens mit spezifischer Poetik und Tradition.

Die hier erstmals untersuchte Geschichte dieser »verdammten Gattung« reicht bis in die Gegenwart; Xenien schrieben u.a. Hölderlin, Kleist, Heine, Platen, Feuerbach, Herwegh, Glassbrenner, Bobrowski und Hacks. Wie ihre Vorgänger setzten diese Autoren das Xenion in Streitigkeiten und darüber hinaus in ihrer Auseinandersetzung mit der Weimarer Klassik und deren Rezeption ein. Die »Xenien« werden zum Paradigma einer »bosmütigen«, unklassischen Klassik und zur Waffe im Kampf gegen eine einseitige, heroisierende oder harmonisierende Rezeption bzw. gegen die Instrumentalisierung Schillers und Goethes durch die Nachwelt, etwa in den Goethe-Jahren 1849 und 1999, im Biedermeier und in der DDR.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2004
Band 122 in dieser Reihe

Für den hochkomplexen Übergang der Gesellschaftsformation zur Moderne als historisches und bewusstseinsgeschichtliches Phänomen um 1800 haben die verschiedenen Kriege im Gefolge der Französischen Revolution eine grundlegende Bedeutung als bestimmende Epochenerfahrung, die ihren gravierenden Niederschlag vor allem auch bei Ludwig Achim von Arnim (1781–1831) findet. Sein gesamtes Werk kann als Auseinandersetzung mit der Krisenzeit im Zeichen der symptomatischen kriegerischen Ereignisse verstanden werden. Dieser Impetus spiegelt sich speziell in seinen poetischen Texten, in deren Realitätskonstruktionen sich die Veränderung von Erfahrungsmustern in der Semantik mit besonderer Intensität einschreibt.

Den entscheidenden Zugriff für die Untersuchung dieses poetischen Transformationsverfahrens bilden dabei Arnims textliche Utopien (im Aufsatz Von Volksliedern, im Wintergarten, im Anton-Fragment, in den Kronenwächtern und späteren Erzählungen), die auf die Folgen des epochalen Umbruchs vornehmlich mit einem neuen Gemeinschaftsverständnis und einem modernen Individualitätskonzept reagieren. Im Rekurs auf den von Niklas Luhmann explizierten Zusammenhang von Gesellschaftsstruktur und Semantik wird es möglich, Arnims utopische Erfahrungskoordination bzw. deren allmähliche Veränderung auf einen elementaren strukturellen Wandel zurückzubeziehen sowie auch die ästhetisch gedeutete historische Realität in seinen Texten wiedererkennbar und für die Interpretation fruchtbar zu machen.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2004
Band 121 in dieser Reihe

Schon immer war der Blick ins All mehr als Himmelsbetrachtung. Es galt, den Kosmos - das Weltganze als gesetzmäßige und bedeutungsvolle Konfiguration - wie auch den Status seines Betrachters aus der Bestimmung von Zeichen zu konstituieren. So ist die Geschichte der Himmelsbetrachtung zugleich eine Geschichte der Hermeneutik kosmischer Zeichen. Wo literarische Allbetrachter zum Himmel blicken, geht es deshalb um mehr als um semantische Bestimmungen des Kosmos. Welt- und Selbstdeutungen des Betrachters sind hier mit der grundsätzlichen Frage nach der Lesbarkeit von Zeichen verknüpft. Darum ist der kosmische Augenblick der Moment, in dem die Texte ihre eigenen Bedingungen reflektieren. Brockes' »Irdisches Vergnügen in Gott« erprobt am unermeßlichen Himmel die mimetischen Leistungen einer an klassischer Abbildtheorie geschulten Beschreibungskunst. Dabei wird das All zum Darstellungsproblem. In Jean Pauls »Titan« dehnen die kosmischen Augenblicke gerade im Bemühen, die Urbildsphäre zu erreichen, das Reich der Zeichen weiter aus. In Goethes »Wanderjahren« genügt sich der Kosmos der Zeichen selbst als unaufhörliche Rede, die »immer weitergehen kann«. Stifters »Condor« schließlich versucht eine neue Gegenständlichkeit, doch ist das All vor allem die Variable, welche die Betrachter mit literarischen Kosmosbildern füllen. Die Kosmosschau der Literatur ist in der Zeit des kosmologischen Umbruchs vom geschlossenen zum nachkopernikanischen Himmel also vor allem Betrachtung des Kosmos der Zeichen; ein Blick, den der Text auf sich selber wirft.

Buch Nur in gedruckter Form 2004
Band 120 in dieser Reihe

Dichterkult und Dichterverehrung gibt es seit der Antike. Das 19. Jahrhundert schließt zwar in vielfacher Hinsicht an diese Tradition an. Und doch gewinnt der "Umgang mit dem Dichter" eine eigene, identitätsbildende Bedeutung für die bürgerliche Gesellschaft. Dichterkult und Dichterverehrung des 19. Jahrhunderts konzentrieren die kulturellen und sozialen Kräfte. Am "Umgang mit dem Dichter" kann exemplarisch den Fragen nach Pragmatik und Performativität des Ästhetischen, die in den letzten Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen haben, nachgegangen werden.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2004
Band 119 in dieser Reihe

Die Untersuchung versteht sich im Rahmen interdisziplinärer Text-und-Bild-Forschung. Sie gilt dem rätselhaftesten Frontispiz des Barock und analysiert es in Gestaltung sowie ikonographischer Tradition und im Kontext des Genres. Dabei kann auch der philologische Nachweis geführt werden, daß die Vorlage für den Kupferstich von Grimmelshausens eigener Hand stammt. Sein Frontispiz wird als poetologisches Sinnbild entschlüsselt, das bildliches Zitat und Variation jenes literarischen Monstrums ist, das Horaz am Anfang seiner »Ars poetica« als ein Karikaturbild einer zu großen Varietas skizziert. Im Vergleich erscheint Grimmelshausens literarisches Monstrum umgearbeitet zu einem rechtfertigenden Sinnbild für den »Simplicissimus«-Roman und seine Komplexität. Zusammen mit den zusätzlichen Darstellungselementen eines Satyrs beansprucht das programmatische Frontispiz die von der Poetik eingeräumte Stoff- und Formfreiheit der satirischen Schreibart. Die gilt dem Großfolianten des Titelbildes, der als Buch der Welt zu verstehen ist, das durch das Monstrum, den »Simplicissimus«-Roman, satirisch offenbart wird. Doch nicht Gottes Buch seiner geordneten Schöpfung gibt es da zu sehen, sondern deren Entstellung durch die Umtriebe der Menschen, wie Deformationen und Verkehrtheiten jener >menschlichen Dingen< im Welt-Buch erkennen lassen.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2004
Band 118 in dieser Reihe

In literarischen Texten seit der Mitte des 18. Jahrhunderts entwickelte sich Lachen, in der jüdisch-christlichen Überlieferung als signum infidelitatis verdächtigt, im Zeichen aufklärerischer Zweifel und der Theodiezeeproblematik mit beeindruckender Geschwindigkeit zu einem weit verbreiteten Motiv. Die motivgeschichtliche Arbeit diskutiert eingangs die theologischen und anthropologischen Bedingungen für dieses literarische Phänomen; die außerliterarischen Parallelen werden dabei anhand von historischen Fallstudien (u.a. aus dem »Magazin für Erfahrungsseelenkunde« und M. Foucaults »Pierre Rivière«) einbezogen.

Im Hauptteil der Untersuchung werden kanonische Texte aus drei Jahrhunderten auf die sich verändernden Funktionen des Lachmotivs hin befragt. In seinen ersten Jahrzehnten ist die Kombination theologischer und gesellschaftlicher Krisen charakteristisch. Dies gilt für Lessings »Minna von Barnhelm« ebenso wie etwa für Moritz' autobiographischen Roman »Anton Reiser«, die »Nachtwachen des Bonaventura«, Tiecks Romanfragment »Der Aufruhr in den Cevennen« und Büchners Erzählung »Lenz«. In »Der Ketzer von Soana« scheiterte Hauptmann bei dem Versuch, menschlichem Lachen eine neuheidnische Unschuld zuzuschreiben. Im christlichen Kulturkreis enthält Lachen unvermeidlich Anklänge metaphysischer Rebellion.

Die Untersuchung zeigt abschließend, wie diese Tatsache in Texten des späten 20. Jahrhunderts (so z.B. bei Wolf, Ransmayr, v. Düffel) als Störfaktor wirken und die ästhetische Stringenz bedrohen kann. Wie sich schon in Thomas Manns »Faustus«-Roman andeutete, kam der motivgeschichtliche Alterungsprozeß dort zu einem (vorläufigen?) Abschluß, wo blasphemisches Lachen nur noch eine Marke in einem postmodernen Zitierspiel ist.

Buch Nur in gedruckter Form 2004
Band 117 in dieser Reihe

The once nationally and internationally prominent realist Friedrich Spielhagen (1829-1911) was decanonized and driven to the periphery of literary history in his own lifetime. Since then critical interest has ben sporadic and has often reflected the negative judgment passed on him by gatekeepers and tastemakers of his own time. Except for a very few specialists, most scholars have concentrated on his obsessively propagated >objective< narrative theory or the early novels up to »Sturmflut« (1877), when he had a quarter century of oppositional and partly satirical writing before him. Since he was not only a widely known realist and theoretician of realism, but exhibited an extensive knowledge of European, English, and American literature, today's revived interest in realism and in the international dimension of late nineteenth-century German literature suggests that he may have been chronically undervalued. This study comprehends his whole career, but leaves the theoretical efforts largely to one side as actually damaging to his creativity as a novelist, in order to accent the later novels and novellas, in which he measures the Wilhelminian Reich against his Vormärz ideals of freedom and democracy, while being driven, somewhat against his will, in the direction of Social Democracy and the harsher realism of such French writers as Emile Zola. Special attention is given to a number of thematic centres, such as the aristocracy; class identity, liberalism, and Social Democracy; the military and the dueling ethos; Jews; America; women and love; and his agonized engagement with the contemporary French novel.

Since the once prominent realist Friedrich Spielhagen (1829-1911) was decanonized in his own lifetime, critical interest had been concentrated on his obsessively propagated "objective" narrative theory or the early novels up to »Sturmflut« (1877), when he had a quarter century of oppositional and satirical writing before him. This study comprehends his whole career, but leaves the theoretical efforts largely to one side in order to accent the later novels, in which he measures the Wilhelminian Reich against his Vormärz ideals of freedom and democracy, while moving toward Social Democracy and Zolaesque realism.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2003
Band 116 in dieser Reihe

Als Friedrich Nicolai seinem Freund Lessing 1756 schrieb, Aristoteles habe sich mit seiner Behauptung, daß die Tragödie durch die Erregung von Leidenschaften den Zuschauer bessere, geirrt, konnte er nicht ahnen, daß seine Kritik eines der originellsten Tragödienmodelle der deutschen Literaturgeschichte hervorrufen würde: Lessings Theorie nämlich, wonach die Tragödie den Zuschauer bessert, indem sie dessen Mitleid erregt. Die vorliegende Studie untersucht, aus welchen Quellen sich diese Theorie speist. Auf der Basis einer präzisen Erschließung der verschiedenartigen Probleme, mit denen sich Lessing im Rahmen seiner Überlegungen zur Tragödienwirkung auseinandersetzt, werden die Voraussetzungen für sein Modell sowohl in der humanistischen Tradition als auch in der aufklärerischen Erkenntniskritik, vor allem bei Leibniz, Wolff, Baumgarten, Mendelssohn und Hutcheson, identifiziert. Dabei wird gezeigt, daß und auf welche Weise Lessing überlieferte Vorstellungen auf der Grundlage der zeitgenössischen Philosophie in ein neuartiges Modell überführt. Um diesen Wandel zu skizzieren, untersucht die Studie vor allem die Umformung des Affekts von einem rhetorischen Mittel der Persuasion zu einer spezifischen Erkenntnisart, wobei Lessings eigenwilligem Umgang mit den hierfür relevanten Quellen, allen voran dem aristotelischen Tragödiensatz und Mendelssohns Theorie der vermischten Empfindungen, besondere Aufmerksamkeit zukommt.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2003
Band 115 in dieser Reihe

Die deutsche Tischgesellschaft ist ein wichtiges literatur- und gesellschaftshistorisches Ereignis der preußischen Reformzeit, des frühen deutschen Nationalismus und Antisemitismus. Die Geschichte der von Achim von Arnim (1781–1831) am 18. Januar 1811 (mit der Unterstützung Adam Müllers) gestifteten Vereinigung wird in der vorliegenden Untersuchung zum ersten Mal auf der Grundlage des gesamten Handschriftenmaterials dargestellt. Hochrangige Persönlichkeiten der Berliner Gesellschaft – Künstler und Intellektuelle wie Brentano, Adam Müller, Ministerialbeamte wie Staegemann und Beuth, Universitätsgelehrte wie Fichte, Schleiermacher und Savigny, Militärs wie Clausewitz – vereinigten sich in der Tischgesellschaft, um sich beim gemeinsamen Mahl durch Tischreden unterhalten zu lassen und sich über die politische Situation Preußens zu verständigen. In der Tradition romantischer Geselligkeit schloss man die Philister aus, als demonstrative Haltung gegen die soziale Integration der jüdischen Bevölkerung nahm der Verein nicht einmal getaufte Juden auf. In auf schreckliche Weise brillanten satirischen Abhandlungen Brentanos und Arnims wurden diese Ausschlusskriterien ausführlich begründet. Als positives ideologisches Band diente der Tischgesellschaft der preußisch-deutsche Patriotismus und der Hass auf die napoleonische Besatzungsmacht. Vor den Befreiungskriegen vertraten die Tischgenossen einen preußischen Nationalismus, sie verstanden sich als eine Ersatzöffentlichkeit, die sich in Treue zum Königshaus dem Verfall des Hohenzollernstaates entgegenstemmte. Die zahlreichen überlieferten Tischreden geben darüber hinaus Zeugnis ab von einem erfolgreichen Kulturprogramm, bei welchem – als nationales Identifikationsangebot – der Kult um die ‚Klassiker‘ Goethe und Schiller im Vordergrund steht.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2003
Band 114 in dieser Reihe

Frank Thiess (1890-1977), bereits vor 1933 ein erfolgreicher Romancier und Essayist, konnte im "Dritten Reich" seine Position behaupten und eine Reihe von Büchern publizieren. Seine Exponierung als Wortführer der "Inneren Emigration" im Rahmen der sogenannten "Großen Kontroverse" mit Thomas Mann stieß daher vor allem seit den sechziger und siebziger Jahren auf zunehmende Kritik. Obwohl Thiess Hitler und der NSDAP kritisch-distanziert gegenüberstand, finden sich in seinen Werken diverse Berührungspunkte, die auf seine weltanschauliche Position als konservativ-revolutionärer Kulturkritiker zurückzuführen sind. In der vorliegenden Studie wird erstmals in detaillierten Einzeltextanalysen vor allem seiner historiographischen und essayistischen Arbeiten versucht, das Werk des Autors in der vielgestaltigen literarischen und politisch-weltanschaulichen Landschaft der Weimarer Republik zu verorten, um schließlich anhand des Seekriegsromans »Tsushima« (1936) und dem »Reich der Dämonen« (1941) sowie seiner geschichtsphilosophischen Betrachtungen zur griechisch-römischen Antike das widersprüchliche Oszillieren zwischen NS-kritischen und -affirmativen Positionen darzulegen. Der Vergleich mit zeitgenössischen Kriegsdarstellungen und althistorischen Arbeiten bestätigt seine kritischen Intentionen und die Zugehörigkeit von Frank Thiess zur literarischen "Inneren Emigration".

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2002
Band 113 in dieser Reihe

Neun Literaturwissenschaftler und ein Theologe haben sich aus Anlaß des 60. Geburtstags von Hans-Georg Kemper zu einem Austausch über "Hermetik" versammelt - und damit über ein Phänomen, das sich per definitionem jedwedem Zugriff entzieht. Um so spannender ist es, den Filiationen der in der frühen Neuzeit aus der Theologie in die Poesie "ausgewanderten" hermetischen Tradition nachzuspüren: in Texten vor allem des 18. und, scheinbar einem ganz anderen Paradigma von "hermetisch" folgend, des 20. Jahrhunderts, wobei jedoch vielfältige Rück- und Vorgriffe (von biblischer Zeit bis ins 21. Jahrhundert) hinter einer vermeintlich klar zäsurierten Begriffsgeschichte komplexe Verschränkungen kenntlich werden lassen.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2002
Band 112 in dieser Reihe

Die moderne Ästhetik hat sich in einem Prozeß der Abgrenzung herausgebildet: Das Kunstwerk muß sich nun von dem unterscheiden, was nur den »zweideutigen Beifall des großen Haufens findet« (Schiller). Bis hin zur Ästhetik Adornos und noch über ihn hinaus hat sich dieses Postulat durchgehalten. Jede Verwischung der Grenzen zwischen Kunst und Kitsch wird als Sakrileg kritisiert, als würde in der Kunst auch Theologisches verhandelt. Eben deshalb hat sich die sogenannte Postmoderne mit provokativer Lust gegen diese Grenzziehungen aufgelehnt. Im Kitsch äußert sich unverhohlen und ungeniert ein Bedürfnis nach affektiver Ansprache, nach Sinnhaftigkeit und Bedeutsamkeit. Das muß die ästhetische Moderne provozieren, die sich auf ein Geschichtsverständnis des grundsätzlichen Sinnentzugs, des Verlustes, der Trauer, der Melancholie festgelegt hat. Der Band dokumentiert eine interdisziplinäre Tagung vom Dezember 1999 am ZiF der Universität Bielefeld.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2002
Band 111 in dieser Reihe

Am 7. November 1775 trat Goethe in den Kreis des Weimarer Hofes. Die im September des folgenden Jahres entstandene Dichtung »Seefahrt« gilt als biographisch getreuer Spiegel dieser veränderten Lebenswelt. Ziel der Untersuchung ist demgegenüber ein doppeltes: sie zeigt, daß dem Gedicht ein genau kalkuliertes poetologisches Programm zugrundeliegt, das Goethe in der Auseinandersetzung mit Salomon Gessners Idylle »Der Sturm« erprobte; sie entfaltet darüber hinaus den anthropologisch grundierten Erfahrungshorizont, in den die Meeresdichtung des 18. Jahrhunderts, von Barthold Heinrich Brockes und James Thomson über Wieland, Mendelssohn und Klopstock bis hin zu Stolberg und Herder, gestellt ist. Die Lebensstimmung, die in Goethes »Seefahrt« zum Ausdruck kommt, umreißt eine Situation, die den Menschen in der Krisis eines "physisch-moralischen" Konfliktes zeigt. Der Handlungsverlauf des Gedichts, das sich zunächst als präzise Kontrafaktur des Psalms 107 gibt, reflektiert im Kern eine Motivkonstellation, die sich als beinahe centonenhafte Überformung horazischer Dichtungen herausstellt. Herders Odenkonzept und Diderots Dramentheorie haben die strukturelle Einheit der Dichtung wesentlich geprägt. Zwanzig Jahre später hat Goethe diesen "physisch-moralischen" Konflikt zu einer ästhetisch-sittlichen Spannung umgedeutet: »Alexis und Dora« ist der spielerische Reflex einer Lebensform, die, wie in der Dichtung »Seefahrt«, die Lösung des Konflikts bewußt verweigert. Der Band enthält neben einem Ausblick auf die Meeresdichtung Heines, Baudelaires und Rimbauds sowie einem detaillierten Register den Erstdruck von Herders Horaz-Adaption »An ein Schiff«.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2001
Band 110 in dieser Reihe

Gegen die vorherrschende Meinung, daß Eichendorffs lyrisches OEuvre durch zeitenthobene Formelhaftigkeit treffend charakterisiert ist, versucht die vorliegende Studie eine chronologische Lektüre der Eichendorffschen Gedichte. Eichendorffs Formelsuche nimmt im noch konventionellen Kräftemessen mit Vorbildern der Gattung ihren Ausgangspunkt. Noch bevor Eichendorff nach Heidelberg kommt, gelingen ihm Ansätze zur höchsteigenen künstlerischen Bewältigung der Adoleszenzerfahrungen. Als Eichendorff in den Bann Loebens gerät, konfrontiert er sich mit einer priesterlichen Dichterauffassung, die - unfähig zur Selbstkritik - die lebensabgewandte schriftstellerische Existenz in manieristischen Bildern verabsolutiert. Ohne Korrektiv, befangen in sich selbst muß der Dichter - das zeigen die Gedichte dieser Phase mit zunehmender Eindringlichkeit - dem Wahnsinn zutreiben.

Wie sehr Eichendorff nach einem Ausweg aus der Sackgasse des Ästhetizismus sucht, zeigt die Spannbreite seiner frühen poetologischen Konzepte. Auf der einen Seite verlangt er vom Dichter eine entschiedene Zeitgenossenschaft und geistige Führerschaft. Auf der anderen Seite genügt die auf Verständlichkeit ausgerichtete rhetorische Qualität der propagandistischen Lyrik weder seinen ästhetischen Ansprüchen noch seiner religiösen Weltsicht. Diesem neuen Unbehagen an der Poesie wird Eichendorff durch eine den Weg bis in die Moderne weisende Poetologie gerecht, die die lyrische Sprache dem Gesetz der Fluktuation unterstellt. Im Fadenkreuz dieser beiden kontradiktorischen Positionen (Verständlichkeit und Bilderverbot) entwickelt er seine ersten Formeln, Bilder, die strukturell mit den Grundfragen eines jeden Selbstbewußtseins übereinstimmen und die das lyrische Ich deshalb als Erinnerungszeichen seiner Authentizitätserfahrung etabliert.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2001
Band 109 in dieser Reihe

Nach der Machtübernahme der Nazis verließen zahlreiche Schriftsteller Deutschland. Dennoch wurde die deutschsprachige Literatur der kommenden Jahrzehnte nicht nur vom politischen Engagement prominenter Flüchtlinge geprägt, jenseits des öffentlichen Diskurses wurden auch "ästhetische" Folgen des Nationalsozialismus für die moderne Kultur reflektiert. Der Blick des Autors auf den ferngerückten Leser veränderte sich ebenso wie der Blick auf die eigene Rolle als Erzähler. Damit änderten sich auch die poetischen Ziele. Das Exil wurde zum Ort der Reflexion, der Beschäftigung mit ästhetischer Theorie, z.B. bei Brecht oder Benjamin. Kulturelle Aporien wurden in eine erkenntniskritische Poetik übersetzt, der Bezug zwischen Fiktion und Realität wurde problematisiert. Diese Entwicklung prägte die poetische Produktion bekannter und vergessener Autoren - exemplarisch wird dies an verschiedenen Romanen von Alfred Döblin, Veza Canetti, Soma Morgenstern und anderen. Der Exilroman führte den modernen Romandiskurs der 20er Jahre weiter, doch er fand neue poetische Lösungen. Das Konzept eines "einfachen" Erzählens setzte sich durch, vieldeutige, auch verstörende Bilder traten neben philosophische Reflexionen. Indem der Exilroman seine Sprachen und Fiktionen thematisierte, veränderte er den Blick auf den Text und auf seinen Bezug zur Realität. Die fiktionalen Entwürfe des Exils erzeugen komplexe imaginäre Gegenwelten zu einer fragwürdigen Realität - die Ästhetik der Moderne wurde so dynamisch weiterentwickelt. Im Modell einer »Poetik des Exils« - zwischen Kulturaporetik, mimetischer Theorie und der Analyse von Weltentwürfen im Roman - konstituiert sich ein Lektüreparadigma, das vielfältige Zugänge zur Exilliteratur bietet.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2001
Band 108 in dieser Reihe

Drei in sich geschlossene Aufsätze beleuchten spezifische, unter dem gemeinsamen Nenner "Umwelterfahrung" zusammengefaßte Erlebniswelten eines Schriftstellers, der sich den Zwängen und Bedingtheiten seiner familiären Situation sowie den Fremdbestimmungen seiner geistigen und literarischen Entwicklung durch Schule, Universität und staatliche Obrigkeit anpassen mußte und doch trotz aller Deformationen des äußeren Lebens literarische Werke hervorbrachte, an denen formale Ungezwungenheit und stilistische Brillanz gerühmt wurden. Im aufopferungsvollen Zwist mit den straffälligen Brüdern Karl und Alois trat Eduard Mörike (1804-1875) als ausdauernder Kämpfer und letztlich dominierendes Familienoberhaupt auf. Auch gegenüber Justinus Kerner, der zunächst die Rolle eines geistigen Übervaters spielte, dann zeitweise auf okkultistischem Gebiet ein Gleichgesinnter war, um schließlich als Leitbild abzudanken, vollzog sich - parallel zu Mörikes schriftstellerischer Sozialisation - eine deutliche Entwicklung von Passivität zur Aktion. Mörikes anfänglich starker Autoritätsglaube wich mit der Zeit immer mehr dem Autoritätszweifel, in der Beziehung zum älteren Bruder Karl, in der ungleichen Freundschaft zu Justinus Kerner sowie im Dialog zu naturwissenschaftlichen Koryphäen wie Kurr, Quenstedt oder Oppel. Bei der Betrachtung des scheinbar harmlosen Fossiliensammelns und der obskuren Beschäftigung mit parapsychischen Phänomenen werden nebenbei aus interdisziplinärer Perspektive Grundoperationen der Mörikeschen Poetik sichtbar - etwa das Benennen und Beschreiben von Dingen und Sinneseindrücken, das teilweise pseudoreligiöse Züge trägt.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2001
Band 107 in dieser Reihe

Lesen Frauen anders? Dieser Frage geht die historisch-empirische Studie für die Zeit um 1800 nach. Bisherige Forschung hat die Existenz klarer, plakativer Polaritäten (weiblich, emotional, identifikatorisch vs. männlich, rational, distanziert etc.) im Lesen postuliert, sich dabei aber entweder nur auf den zeitgenössischen (zumeist von männlicher Feder geführten) Lesesuchtdiskurs gestützt oder von einer sehr schmalen Basis von (vorwiegend weiblichen) Rezeptionszeugnissen aus argumentiert. Dagegen wird hier anhand eines breiten Korpus von verschriftlichten Goethe-Lektüren von Frauen und Männern aus dem gehobenen Bürgertum vergleichend untersucht, ob sich die Kategorie Geschlecht (verstanden im Sinne von Gender) um 1800 als ein den Leseakt bestimmendes Moment nachweisen läßt. Die Studie zeigt, daß vieles, was bei alleiniger Betrachtung der Lektüren von Frauen als typisch weiblich erscheint, weil es so treffend die entsprechenden Merkmale des Polaritätsmodells erfüllt, hinsichtlich seiner Geschlechtsspezifität zu relativieren ist, da es sich in den männlichen Lektüren ebenfalls nachweisen läßt. Während das Zwei-Geschlechter-Modell also auf die Lesepraxis nur sehr begrenzt Einfluß nimmt, wird es auf der Ebene der Selbstcharakterisierung der eigenen Lektüren vielfach fortgeschrieben. Für die Gestaltung des Leseakts aber gilt, daß weitaus gravierendere Unterschiede als die zwischen den Geschlechtern sich zwischen Lesenden desselben Geschlechts finden, andere Faktoren wie etwa poetologische Konzepte eine viel wichtigere Rolle spielen. Geschlecht ist nur ein Einflußfaktor unter vielen im Voraussetzungssystem der Lesenden und wird nur unter bestimmten Bedingungen zu einem besonders bedeutsamen.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2000
Band 106 in dieser Reihe

Manier und Manierismus gehören, nicht nur von der Etymologie her, aufs engste zusammen. Die Begriffe verweisen auf Pragmatik und Performativität des Ästhetischen. Das manieristische Kunstwerk ist Produkt einer "manierierten" Handlung, durch die der Künstler in ein soziales und kulturelles Gefüge eingreift. Der Manierist demonstriert nicht nur ästhetische Artistik, sondern agiert auch "manieriert". Am Manierismus läßt sich also diskutieren, inwiefern ästhetische Begriffe auch als soziale und soziale Begriffe als ästhetische reformuliert werden können. - Der vorliegende Band dokumentiert die Beiträge einer Tagung, die 1998 im Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld stattgefunden hat.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2001
Band 105 in dieser Reihe

Obgleich die Parodie im »Teufelsgespräch« eine zentrale Stellung einnimmt, wurde dem Roman des „ironischen Deutschen“ auch nur der Anschein des Parodistischen aberkannt. Dabei konstituiert die parodistische Schreibweise, jenseits normierender Gattungsbegrenzungen, seine Multiperspektivität. Sie erhält seine Lesbarkeit und erlaubt es zugleich in den Diskursen des Erzählens über die Modalitäten des Schreibens und die Möglichkeiten moderner Kunst angesichts der Polarität von Esoterik und Epigonentum, zu reflektieren.

Die parodistische Schreibweise entfaltet sich auf zwei Ebenen. Als Metakommentar zeigt sie die Entstehungsbedingungen des Kunstwerks auf und decouvriert die Maske des Realismus. Als parodistisches Spiel erscheinen Motive, Figuren und Verhaltensmuster immer im Spiegel ihres Vexierbildes. So spiegelt der Roman seine Intertextualität als kompositorisches und schriftstellerisches Verfahren Leverkühns und Zeitbloms. Leverkühns ästhetische Überlegungen angesichts einer Kunst, deren Mittel verbraucht sind, finden weder einen Rückhall in seinen Kompositionen noch im Roman selbst. Für Authentizität bürgt allein der subjektive Sinn. Die parodistische Schreibweise widerlegt die gängigen Interpretationen als Künstler-, Faust-, Gesellschafts- und Deutschlandroman. Im „Beziehungszauber“ von Rede und Gegenrede fungieren die Kompositionen als Selbstparodien des Romans. Aus der Negativität der Musik schöpft der Roman die Kraft, als Kunstwerk gegen seine eigene Negativität zu zeugen. Über das Scheitern des Erzählers obsiegt das Erzählte.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2000
Band 104 in dieser Reihe

Ausgehend von Mika Bals Theorie der narrativen Fokalisierung, die den Akzent auf die Selektion und Kombination des Blickwinkels aus einem ganzen Spektrum perspektivischer Möglichkeiten legt, befaßt sich diese Untersuchung erneut mit dem Problem der erzählerischen Perspektive im zweiten Großwerk Wolframs von Eschenbach. Die Schwerpunkte der Analyse, Erzähler und Figur, werden in zwei großen Schritten untersucht, die sich um eine Präzisierung der Perspektiven bemühen, und die beide Instanzen in dynamischer Interaktion miteinander auf den Text projizieren. Dabei werden die Konturen und das Aussagepotential der jeweiligen Perspektive vor dem Hintergrund der zeitgenössischen Literaturpraxis ermessen, zum Beispiel Möglichkeiten der Charakterisierung in der volkssprachlichen Literatur sowie die Entstehung erzählerischer Subjektivität in (u.a.) Fiktionalitätsdiskursen.

Zwei Hauptthesen werden aufgestellt: zum einen, daß Wolfram wie kein anderer Dichter der deutschen Blütezeit, mehrdimensionale Charaktere zu konstruieren wußte; zum anderen, daß die Stimme dieser Figuren, wie die des ihnen durchaus gewachsenen Erzählers, zur Dynamik eines Textes beiträgt, der über einen für die damalige volkssprachliche Literatur völlig neuen Sinngebungsprozeß verfügt. In einem Schlußwort fließen die aus beiden Großkapiteln gewonnenen Einsichten zu einer globalen Charakterisierung des Werkes zusammen, die ihre Distanz oder Nähe zu den wichtigsten Strömungen der »Willehalm«-Forschung zeigt.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2000
Band 103 in dieser Reihe

Der Band versammelt Beiträge zu einer 1999 veranstalteten internationalen Tagung, die das Drama der Romantik mit Fragestellungen der aktuellen Romantikforschung zu vermitteln suchte. Gewürdigt wird eine gegenüber dem zeitgleichen "klassischen" Drama vernachlässigte generische Konstellation, deren eigenständige Verfaßtheit auch auf den literarhistorischen Kontext hin perspektiviert werden sollte. Die Studien behandeln das Problem der Gegenstandskonstituierung, die Theorie des romantischen Dramas und Strukturen der romantischen Komödie; sie liefern autor- und werkzentrierte Deutungen (Novalis, Tieck, Brentano, Arnim, Eichendorff), Überlegungen zum dramengeschichtlichen Kontext (Schiller, Kleist) und zu Aspekten der Wirkungsgeschichte (Nestroy, Keller, Hofmannsthal, Pirandello).

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2000
Band 102 in dieser Reihe

Die deutsche Literatur der letzten vier Jahrzehnte hat in den verschiedenen politischen Kontexten, in denen sie sich entwickelt hat, eine beachtliche Anzahl von mythopoetischen Werken hervorgebracht, die Wurzeln in der klassischen Antike haben. Der gemeinsame Nenner dieser Werke ist das politische Moment. Der politisierte Mythos ist littérature engagée, insofern sein Ziel ein kritisch-aufklärerisches ist; zugleich aber ist er poésie pure, insofern er ein intertextuelles Spiel darstellt. Die künstlerischen Strategien - Historisierung, Ästhetisierung, Polemisierung, Allegorisierung und Methaphorisierung - werden als intertextuelle Dialogmodalitäten betrachtet und exemplarisch diskutiert. Akribisch durchgeführte Analysen von Werken von Rolf Hochhuth (»Die Berliner Antigone«), Günter Kunert (»Ikarus 64«), Volker Braun (»Iphigenie in Freiheit«), Botho Strauß (»Ithaka. Schauspiel nach den Heimkehr-Gesängen der Odyssee«) und Friedrich Dürrenmatt (»Minotaurus. Eine Ballade«) fungieren als Beitrag zur Diskussion um die Einheit, die Kontinuität und die Identität der deutschen Gegenwartsliteratur. Diese Diskussion gestaltet sich zugleich auch als Diskussion um die Identität der Postmoderne, zumal dem Umgang der Postmoderne mit dem antiken Mythos und der von ihr praktizierten Mythencollage eine Fülle von identitätsstiftenden Momenten innewohnt, die bisher wenig analysiert wurden.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1999
Band 101 in dieser Reihe

Der Dichter und Pädagoge Friedrich Pustkuchen (1793-1834) mystifizierte 1821 das literarische Publikum mit den sogenannten »falschen Wanderjahren«, in denen das Goethesche Poesieverständnis und der »Wilhelm Meister« herbe Kritik erfuhren. Heftige Reaktionen zahlreicher goethetreuer Literaten (von Arnim bis Tieck) und etliche Invektiven Goethes belegen die Wirksamkeit von Pustkuchens Werk, das Goethe zur zweiten Version der »Wanderjahre« von 1829 angeregt hat. Durch die Beschäftigung mit Pustkuchens romanesker Streitschrift läßt sich ein deutlicheres Bild der gehaltlichen und formalen Entwicklung der »Meister«-Romane gewinnen. Gleichzeitig zeigen sich Goethes zunehmende konzeptionelle Schwierigkeiten mit den im »Meister« propagierten Lebensidealen. Der literarische Streitfall, der als einzige Initialzündung der Goethekritik zu Lebzeiten Goethes gelten kann, zeigt die schwierige soziale und geistige Situation deutscher Autoren der Restaurationszeit angesichts von Goethes beherrschendem Einfluß und gestattet es, eine Art goethespezifisches Meinungsprofil für das frühe 19. Jahrhundert zu entwerfen. Durch eine Fülle von Archivmaterialien konnten Friedrich Pustkuchens Leben und seine kritische Beziehung zum Werk und zur Ästhetik Goethes detailliert dargestellt werden. Zu diesem Zweck wurden in einem umfangreichen Textanhang schwer zugängliche Texte Pustkuchens publiziert, darunter zum ersten Mal seine beiden Briefe an Goethe. Die vielfältigen germanistischen Versäumnisse und Fehlinterpretationen im Fall Pustkuchens, die dokumentiert werden, werfen am Rande auch ein interessantes Schlaglicht auf die deutsche Übergrößen-Philologie und die Kanonisierung der Weimarer Klassik am Beispiel Goethes.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1999
Band 100 in dieser Reihe

Gegenstand der vorliegenden Untersuchung ist die Komödie der Romantik, aber nicht in jedem Sinne, sondern in dem einer Typologie und dem eines Überblicks. Die vorgestellte Typologie exponiert zwei unterschiedliche Ausprägungen der romantischen Komödie, die der Mehrzahl der überhaupt in Frage kommenden Texte zugeordnet werden können, allerdings nicht allen, weshalb sich noch die Berücksichtigung einer dritten Kategorie als notwendig erweist. Die Bewährung der Typologie hat im Rahmen des Überblicks zu erfolgen, der auch deshalb so heißt, weil er nicht eine Folge >vollständiger< Einzelinterpretationen zu geben beabsichtigt, vielmehr als eine Form historischer Reflexion konzipiert ist. Das dabei - nach vorausgehender Explikation - sich herausstellende Korpus romantischer Lustspiele wird durch die Autornamen Tieck, Brentano, Arnim, Eichendorff und (mit einer gewissen Reserve) Platen bezeichnet. Gerade weil die Komödie der Romantik (wie das Drama der Romantik überhaupt) von Anfang an mit dem Vorwurf konfrontiert war, die Erfordernisse der Bühne ignoriert zu haben, sind auch die theatergeschichtlichen Verhältnisse zu berücksichtigen, was hier geschieht, ohne dadurch den Vorrang der literaturgeschichtlichen Interessen zu beeinträchtigen. Die vorliegende Untersuchung behandelt eine bestimmte Gattung (bzw. eine Genre oder Subgenre) in einer bestimmten Epoche. Deshalb fällt der Ausblick, der die Vergangenheit der Komödie mit der Gegenwart ihrer Wirkung zu verbinden hätte, verhältnismäßig knapp aus.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1998
Band 98 in dieser Reihe

Von 1418 bis 1421 schrieb die zunächst in Neumarkt/Oberpfalz, später in Nürnberg lebende Witwe Katharina Tucher ein aus 94 Einträgen bestehendes mystisches ‚Tagebuch‘. In diesen als Autograph überlieferten Offenbarungen berichtet sie über Visionen, Auditionen und vermutlich auch Träume, in denen Christus und Maria im Mittelpunkt stehen, aber auch Johannes Evangelist, ein imaginierter Beichtvater sowie der Teufel vorkommen. Das Werk ist in der überlieferten Form höchst privater Natur und muss deshalb auch für Zeitgenossen weitgehend unverständlich gewesen sein. Dennoch knüpft Katharina mit ihren Bildern und ihrer Sprache an die literarische Tradition der Frauenmystik des 13. und 14. Jahrhunderts an. Dieser Befund macht die Offenbarungen zu einer singulären Erscheinung im Schrifttum der deutschen Mystik.

Katharina trat als Greisin in den 40er Jahren mit ca. 25 Handschriften ins Nürnberger Katharinenkloster ein. Da die meisten Codices erhalten sind, lässt sich nun erstmals ein konturenreiches Bild von den literarischen Interessen einer Mystikerin zeichnen.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1998
Band 97 in dieser Reihe

1938 erschien Gertrud Kolmars (1894–1943?) Letztveröffentlichung zu Lebzeiten Die Frau und die Tiere. Kurz nach der Publikation dieser Gedichtsammlung fiel das Buch der jüdischen Dichterin den Novemberpogromen zum Opfer. Das steigende Interesse an der Lyrikerin hat bisher nicht zuletzt auch wegen der unvollständigen Edition ihres Werkes vor allem die historischen Dimensionen ihres Schreibens zutage gefördert. Die Interpretationen in der vorliegenden Studie sind allein dem Gedichtband Die Frau und die Tiere gewidmet und befassen sich mit der literarischen Verortung von Kolmars Gedichten ungeachtet biographischer Belange. Der hier eingeschlagene poetologische Weg verfolgt zudem die intertextuellen Bezüge in Kolmars Werk. Die zum Buchstaben gewordenen Spuren dieser Einflüsse lassen sich am eindeutigsten in den theoretischen Texten des 18. Jahrhunderts, in der deutschen Romantik und der Freudschen Psychoanalyse sowie im französischen Symbolismus anzeigen.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1999
Band 96 in dieser Reihe

Hölderlins "Heimath": Das ist ein hochproblematischer Begriff. In ihm verbinden sich lebensgeschichtliche Details und poetische Konzepte auf eine Weise, die eine strikte Trennung von Biographie und Werkbetrachtung nicht zuläßt. Besonders die Lyrik nach 1800 verarbeitet geradezu 'private' Einzelheiten der Biographie: Die Gedichte rufen Namen von Freunden, Städten, ja von Straßen und Hügeln auf, rücken auch Nürtinger Reminiszenzen mit solcher Deutlichkeit in den Vordergrund, daß es unangemessen erscheint, von der "Heimath" nur in allgemeinen Begriffen zu reden. In seinen poetologischen Manuskripten hat Friedrich Hölderlin (1770-1843) dieses Verhältnis von Allgemeinem und Besonderem reflektiert und auf eine philosophische Grundlage gestellt. Umgekehrt diente ihm die dichterische Arbeit zur Deutung auch des eigenen Lebens, das er mehr und mehr im Licht mythischer Konfigurationen sehen wollte.

Die vorliegende Studie befaßt sich mit dem Spannungsverhältnis von Lebenswelt und literarischem Entwurf am Beispiel der 'Vaterstadt' Nürtingen. Briefe und Dokumente, ergänzt um archivalische Recherchen, berichten zusammen mit Gedichten und philosophischen Programmen von der Problemgeschichte des Begriffs "Heimath" bei Hölderlin.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1998
Band 94 in dieser Reihe

Wolfhart Spangenberg (1567 bis ca. 1636) ist der anonyme Verfasser des "EselKönig" (1625), der schärfsten Satire gegen Rosenkreuzer, Pansophen und Paracelsisten, deren Bewegung zu Beginn des 17. Jahrhunderts um sich griff. Im Mittelpunkt dieser ersten Monographie zu Spangenberg stehen dessen satirische Schriften "GanßKönig" (1607), "Lob der Mucken" (1610), "Des Flohes Strauß mit der Lauß" (1610), vor allem aber der "EselKönig". Sie erhellt die komplizierte Entstehungsgeschichte dieser Texte und analysiert Motivationen und Zielsetzungen des orthodoxen, gegen den Fortschrittsoptimismus eines Johann Valentin Andreae gerichteten Lutheraners Spangenberg.

Durch den Einbezug der Publikationsstrategien Straßburger Verlagshäuser, für die Spangenberg tätig war, öffnet sich der Blick über Spangenberg hinaus auf die einzigartig dichte Serie oberrheinischer Satiren zwischen Sebastian Brant und Johann Michael Moscherosch. Unter diesem Aspekt zeigt sich der Verlagskorrektor Spangenberg als ein beachtlicher Nachfolger Johann Fischarts, der am gleichen Ort Straßburg die gleiche Position innehatte.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1997
Band 93 in dieser Reihe

Der interdisziplinäre Diskurs über den Anbruch der Postmoderne hat auch der Frage nach den Kriterien literarischer Modernität neue Brisanz verliehen. Die Untersuchung antwortet darauf mit einem Konzept, das es ermöglicht, literarische Positionen im Übergang von der Moderne zur Postmoderne präziser zu beschreiben. Die Moderne wird dabei an einem entscheidenden Wendepunkt neuzeitlichen Denkens verortet, an dem Daseinsentwürfe der Einheit, die das Individuum in eine umfassende, sinnhafte Ordnung integrierten, obsolet geworden sind, ohne daß bereits eine (postmoderne) Akzeptanz der pluralen Lebenswelt festzustellen wäre. Als Dimensionen moderner und postmoderner Pluralisierung werden Metaphysik-, Subjekt- und Sprachkritik (Nietzsche, Mach, Mauthner u.a.m.) diskutiert. Die Infragestellung der Einheit von Welt, Ich und sprachlichem Ausdruck, die in der Moderne rational geboten scheint, gleichzeitig aber zu erheblichen Orientierungsdefiziten führt, fordert die Literaten zur Erprobung von Bewältigungsstrategien weltanschaulicher und ästhetischer Art heraus: zum Versuch, die Irritationen und Verunsicherungen, die von einer kontingenten Wirklichkeit ausgehen, durch neue Totalitätskonzepte zu kompensieren. In einem zweiten Teil wird das Werk Alfred Döblins (bis 1933) anhand der erarbeiteten Kriterien auf seine Modernität hin überprüft. Döblins bislang völlig vernachlässigte früheste Arbeiten sowie sein Erfolgsroman "Berlin Alexanderplatz" bilden die beiden Pole dieser Untersuchung. Zwischen ihnen, so wird gezeigt, vollzieht sich eine weltanschauliche und poetologische Entwicklung, die für Döblins Standpunkt zwischen Moderne und Postmoderne von entscheidender Bedeutung ist.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1997
Band 92 in dieser Reihe

Zu den Kernfragen der interkulturellen Germanistik gehört die nach dem Verhältnis von kultureller und poetischer Alterität: Welche Möglichkeiten und Grenzen haben ästhetische Texte bei der Repräsentation kultureller Differenz? Dieser Frage geht die Fallstudie zu 'Haiti' bei Heinrich von Kleist ("Die Verlobung in St. Domingo"), Anna Seghers ("Karibische Geschichten", "Drei Frauen aus Haiti"), Heiner Müller ("Der Auftrag"), Hans Christoph Buch ("Die Hochzeit von Port-au-Prince") und Hubert Fichte ("Xango") nach.

Gezeigt wird, daß und warum Haiti in der Geschichte der neueren deutschen Literatur ein außergewöhnlich markanter und aufschlußreicher Bezugspunkt für die Verständigung über das eigene und das Fremde war und ist. Dabei gehen in die literarische Repräsentation Haitis, explizit oder in Form von Subtexten, Auseinandersetzungen um Rasse, Klasse und Geschlecht ein. Vor allem aber wird aufgezeigt, wie sich der Zusammenhang von Interkulturalität und Poetik verdichtet und verändert: Je ausgeprägter das Bewußtsein für die kulturelle Alterität, desto intensiver die Nutzung und Erweiterung der Möglichkeiten poetischen Sprechens bis hin zu anspruchsvollen und geglückten 'Poetiken der Interkulturalität'.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1997
Band 91 in dieser Reihe

Die Untersuchung legt zuerst eine Interpretation von "Vor dem Sturm" vor, die die Komposition des vielschichtigen Werks herausarbeitet und damit dessen künstlerische wie ideelle Einheit und Geschlossenheit betont und mit dem traditionellen Vorurteil bricht, Fontanes epischer Erstling weise eine additive Fügung und lockere Form auf. Dies als Grundlegung und zur Kennzeichnung schon des 'mittleren Fontane'; das Interesse gilt sodann der Poetik, die in "Vor dem Sturm" entwickelt wird: der Konzeption eines 'idealen Realismus' und der Auseinandersetzung mit der Romantik, bei welcher Fontane kritisch zwischen modisch-subjektiver 'Neuromantik' und zeitlos-gültiger 'Altromantik' unterscheidet. Als hervorragender Vertreter der letzteren, und zwar einer 'Romantik des Klassischen', gilt ihm der 1812/13 noch weitgehend unbekannte Hölderlin, der in Fontanes historischem Roman als Antipode des 'christlichen Romantikers' Novalis einen hohen Rang einnimmt und mit der Ode "An die Parzen" sogar leitmotivische Bedeutung gewinnt. In dieser Hochschätzung 'echter' Romantik kommt die geistesgeschichtliche Stellung des Romanciers Fontane zum Ausdruck, jenes Dichters des 'poetischen Realismus', der im Alter die Synthese von Romantik und Realismus zu seinem ästhetischen Programm erhebt. In einem dritten Teil der Studie wird Fontanes Romantik- und Hölderlin-Verständnis in die Geschichte der preußischen, der deutschen Hölderlin-Rezeption eingeordnet, wobei sich dank der Erschließung bisher unbekannter oder kaum zur Kenntnis genommener Quellen nicht nur neue Einsichten sowohl in Fontanes Biographie als auch in Hölderlins Wirkungsgeschichte ergeben, sondern auch Hölderlins vaterländische Dichtung, nur ein gutes Jahrzehnt vor dem Befreiungskrieg gegen Napoleon geschrieben, in eine erstaunliche Nähe zu Fontanes vaterländischem Roman rückt.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1997
Band 90 in dieser Reihe

Die Untersuchung gründet sich auf einen flexiblen Begriff der Parodie als intertextuelle und metaliterarische Schreibweise, deren Ursprünge von der Parodietheorie der Gegenwart über den russischen Formalismus bis zur Literaturtheorie der Frühromantik und deren Kenntnisnahme durch Goethe zurückverfolgt werden. Entgegen der einschränkenden Assoziation der Parodie mit der Satire wird die Anwendbarkeit des Begriffs auf Goethes subtilen Roman aus der Affinität der Parodie zum Begriff der romantischen Ironie deduziert. Die Textanalyse geht von der auffallenden Metatextualität der Namengebung aus, um deren parodistische Machart aus den Belegen einer bisher nicht ausgewerteten, weil nicht namentlich ausgetragenen Fehde zwischen dem zum Katholizismus bekehrten Wortführer der Jenaer Romantik Friedrich Schlegel und dem Weimarer Klassiker abzuleiten. Obwohl die unmittelbare Provokation in den Schriften des Konversionsjahres lag - F. Schlegels Abhandlung "Über die Sprache und Weisheit der Inder" und seine Rezensionen für die "Heidelberger Jahrbücher" -, hatte der Romantiker bekannterweise den Kampf gegen den Klassizismus auf kunsttheoretischem Feld bereits in seinen Pariser "Gemäldebeschreibungen" eröffnet. Die versteckte Art der Schlegelschen Polemik bestimmte die verrätselte Art der Goetheschen Replik. Gezeigt wird, wie raffiniert sein parodistischer Roman sämtliche sprach- und kunsttheoretischen Verbote und Gebote des Gegners buchstäblich zu erfüllen und gleichzeitg ironisch umzuwandeln vermochte. Anhand dieses intertextuellen Vorgehens kann nicht nur die Schreibweise der "Wahlverwandtschaften" präzis beschrieben werden, sondern Goethes rätselhafter Roman läßt sich auch erstmalig in seine literaturhistorischen Zusammenhänge konkret einordnen.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 2025
Band 176 in dieser Reihe

Das Verhältnis der Dichter des Jungen Wien zum Medium Brief ist bislang von der Forschung wenig beachtet worden. Dieser Band analysiert und reflektiert inhaltliche, ästhetische und mediale Spezifika von Korrespondenzen des Wiener Literatenkreises. Dabei stützen sich die Beiträge auf neuere Ansätze der Epistolaritätsforschung und legen die ganze Palette fernmedialer Ausdrucksformen dar: Untersucht werden Briefe, Ansichts- und Postkarten, Telegramme, Rohrpost und sogar telefonische Kommunikation aus den gemeinsamen Jahren des Jungen Wien und darüber hinaus. Dabei werden die epistolarische Verarbeitung bekannter zeithistorischer Momente wie etwa des bereits grassierenden Antisemitismus, das ganz eigene „Zusammengehen von geistigem und erotischem Leben" (Lou Andreas-Salomé) auch in den Korrespondenzen, der poetische Anspruch der Dichter an das Gebrauchsmedium Brief sowie medienhistorische Veränderungen der Briefkultur in Betracht genommen. Damit leistet der Band einen wesentlichen Beitrag zur weiteren Erforschung des Jungen Wien wie auch grundsätzlich zur Epistolarität um die Jahrhundertwende.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1996
Band 86 in dieser Reihe

Die vorliegende Untersuchung geht von der Frage nach der Stellung Thomas Manns in der Tradition aus, der allgemein einerseits als 'Erbe des 19. Jahrhunderts', andererseits als einer der Hauptvertreter des Modernismus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts angesehen wird. Es wird hier angenommen, daß diese Frage nur durch die Untersuchung der Art der Sinnkonstitutierung in seinen Romanen - hier "Doktor Faustus" - beantwortet werden kann. Es zeigt sich, daß nicht nur die Sinnkonstituierung in den verschiedenen 'Schichten' des Romans - in der realistischen, der musikalischen und der mythischen Schicht (diese enthält außer der Faust-Geschichte auch die Deutschland-Allegorie) -, sondern auch die von Thomas Mann benutzte 'Montage-Technik' und die Verbindung der verschiedenen Schichten als ein Ganzes sich von dem Begriff der Kultur bei dem frühen Nietzsche, ebenso wie von dem von Nietzsche vermittelten Schopenhauer und Wagner erklären lassen. Also bestimmt das 'Dreigestirn' Schopenhauer, Wagner und Nietzsche, vor allem letzterer, nicht nur einzelne thematische Inhalte innerhalb des Romans, sondern die Art der Sinnkonstituierung in einer Weise, die die Behauptung von Thomas Manns 'Traditionalität' bzw. 'Modernität' in einem neuen Licht erscheinen läßt.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1996
Band 85 in dieser Reihe

Der vorliegende Tagungsband greift eine empfindliche Lücke der Autobiographieforschung auf, die bisher kaum oder unzureichend berücksichtigte Autobiographik von Frauen. Die Beiträge untersuchen mit unterschiedlichen methodischen Ansätzen und unter Einbeziehung neuen Quellenmaterials ausgewählte Autobiographien und autobiographisches Erzählen von Frauen des 17. bis 20. Jahrhunderts: Entwicklung und Wandel der dargestellten Lebenszusammenhänge, der Schreib- und Erzählmuster sowie der Veröffentlichungspraxis. Wie diese Studien zeigen, thematisiert und reflektiert die Autobiographik von Frauen die weiblich-männlichen Geschlechterverhältnisse zur allgemeinen Theorie und Geschichte der Autobiographik.

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Band 84 in dieser Reihe

Die Buddenbrooks essen, Joachim Ziemßen ißt, Peeperkorn frißt, Joseph läßt essen, Adrian Leverkühn ißt, Gregorius ißt. Die Reihe ließe sich fortsetzen. In allen Romanen Thomas Manns spielen Essensszenen eine bedeutungstragende Rolle. Sie bedienen nicht nur den Hunger. Sie problematisieren den Appetit, den Willen, das Streben, den Austausch mit der Natur, dem Anderen, letztlich dem Göttlichen. Die "Götterspeise" geht dieser ebenso abgründigen wie ironischen Geschichte der Ernährung und der Mahlzeiten nach, indem sie den Bedeutungshorizont genealogisiert. Das heißt, sie beginnt mit den antiken Mysterienkulten, geht über das platonische Gastmahl und das christliche Abendmahl, über Ludwig Feuerbach und Heinrich Heine über zur vollen Ausfaltung des Themas bei Thomas Mann. Ein Ausblick in die alimentären Notstandsgeschichten Thomas Bernhards beschließt die Arbeit.

Reibungslos und opferfrei, so die leitende These, ist kein Essen. Kein Austausch ohne Opfer. Das lehren die Helden der Mannschen Romane. In dieser Hinsicht ist das vorliegende Buch keine literaturwissenschaftliche Dekonstruktion, sondern eine Art Dekonsumtion bekannter und übersehener Mahl-Szenen im Werk Thomas Manns.

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Band 83 in dieser Reihe

Das Interesse, das die Literaturwissenschaft dem Werk von Hermann Lenz (1913-1998) entgegenbringt, ist in den letzten Jahren stetig gewachsen. Es schlug sich nieder in Dissertationen, Aufsätzen und Essays sowie in neueren Literaturgeschichten, die Lenz' Rang zunehmend anerkennen. Um diese Bemühungen zu resümieren, fand am 12. und 13. Mai 1995 im hohenlohischen Künzelsau (wo Lenz die ersten elf Lebensjahre verbrachte) ein Symposion statt, auf dem Wissenschaftler verschiedenster Provenienz ihre Erfahrungen mit den Lenzschen Texten vortrugen. Der Band "Begegnung mit Hermann Lenz" vereint, ergänzt durch weitere Originalbeiträge, die Referate der Tagung und spiegelt so die breite Resonanz, die von Lenz' Büchern ausgeht - innerhalb und außerhalb der Germanistik. Thematische Schwerpunkte liegen auf dem lyrischen und erzählerischen Frühwerk, dem literarhistorischen Ort und auf stilistischen Eigentümlichkeiten.

Mit Beiträgen von Manfred Durzak, Wolfgang Everling, Hans-Martin Gauger, Peter Hamm, Hans Maier, Rainer Moritz, Heinz Schumacher und Hermann Wallmann sowie mit der Erzählung "Rebellen-Stammtisch" von Hermann Lenz.

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Band 82 in dieser Reihe

Auf Grund der zeit- und kulturübergreifenden ethnologisch-anthropologischen Bedeutung der Tiere, die der Verfasser durch einen Vergleich zweier Märchen aus verschiedenen Kulturen exemplizieren kann, werden die Tierfiguren bei Pu Songling (1640-1715) als Repräsentanten der chinesischen Literatur und bei Franz Kafka (1883-1924) als dem der deutschsprachigen Literatur vergleichend untersucht. Die Grundzüge der literarischen Tiergestalten bei beiden Autoren, die im ersten Kapitel erarbeitet werden, werden dann unter dem Aspekt von Groteske, Metamorphose, Tierparabel und Tiervergleich vertieft und erweitert, wobei auf die verschiedenen kulturellen wie literarischen Traditionen eingehender Bezug genommen wird. Dadurch werden nicht nur die künstlerischen Merkmale beider Autoren, sondern auch an ihren Beispielen die religiös-philosophischen sowie literarisch-erzählerischen Aspekte ihrer jeweiligen Traditionen charakterisiert. Anhand Kafkas Zugang zu Pus Werk, seiner Stilentwicklung in der Tier- und Menschendarstellung, durch eingehende Textanalyse und -vergleiche gelingt es dem Verfasser, Pu Songlings Einflüsse auf Kafka zu konstatieren. Dieses Ergebnis wirft neues Licht auf Kafkas Selbstbekenntnis als 'Chinese' und eröffnet der interkulturellen komparatistischen Kafka-Forschung neue Perspektiven. Eine Einbettung der Charakteristika der Tierdarstellung von Pu Songling und Kafka in die jeweilige Literaturgeschichte ermöglicht es dem Verfasser, die bisherigen Ergebnisse literarhistorisch zu erweitern und zu präzisieren und die Individualstile beider Autoren gegenüber ihren jeweiligen Vorgängern hervortreten zu lassen. Auf Grund der gesamten Ergebnisse kann der Verfasser eine Reihe von Bedeutungen der Tiergestalten in der Erzählprosa und darüber hinaus im Kulturaustausch feststellen.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1996
Band 81 in dieser Reihe

Der Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter in den Jahren 1799 bis 1832 wurde lange Zeit vor allem wegen seines 'menschlichen Wertes' geschätzt. Im Vergleich mit dem Schillerbriefwechsel und den "Gesprächen mit Eckermann" galt er dagegen als intellektuell und künstlerisch unbedeutend. Die vorliegende Quellenstudie versucht eine Neubewertung des umfangreichen und vielseitigen Konvolutes, indem sie es als autobiographischen und anthropologischen Text ernst nimmt. Das Thematische und Ästhetische der Briefe wird nicht vorausgesetzt, sondern konsequent aus der eigenen Rationalität dieser auf den ersten Blick eigentümlichen, aber gelungenen Freundschaft der beiden ungleichen Männer entwickelt. Dabei zeigt sich, mit welcher Originalität, Folgerichtigkeit und Bewußtheit beide Partner die Korrespondenz als Form sui generis in ihrem Sinne ausprägen, wie sie ihre so unterschiedlichen Briefe als Sprach- und Lebenskunst zugleich begreifen. Schon früh, nach Schillers Tod 1805 und den historischen Umwälzungen des Jahres 1806, pflegen die Freunde den Briefwechsel als Metapher des eigenen Lebens, als dialogische Autobiographik, als ironisch-distanzierte Zeitzeugenschaft. Mit einer Kette weiterer gemeinsam bewältigter Todesfälle in der nächsten Umgebung und der Erfahrung fortschreitenden Alters nehmen diese Merkmale des Briefwechsels zu. Mitte der zwanziger Jahre beschließen Goethe und Zelter die posthume Veröffentlichung der vollständigen Korrespondenz und machen sie (von nun an im Blick auf den eigenen Tod schreibend) zum erregenden Dokument eines anthropologischen Selbstversuchs: Die Summe der einzelnen Briefe soll ihre latente Folgerichtigkeit offenlegen, die Masse der zufälligen Lebenszeugnisse sich wieder zum 'Leben' zusammenfügen. Die Frage nach der natürlichen Grundlage von Sprache und Schrift, nach der Möglichkeit, Biologie in Biographie zu verwandeln, bildet den Höhepunkt eines Briefwechsels, der sich von Anfang an selbst thematisierte.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1995
Band 78 in dieser Reihe

In einer seiner wenigen Selbstaussagen bilanziert Wilhelm Raabe (1831-1910) die eigene Tätigkeit als Schriftsteller kurz vor seinem Tod im Bild eines unterirdisch wühlenden Maulwurfs. Vor allem in Raabes historische Texte schreibt sich diese Maulwurfsarchäologie als geschichtshermeneutisches Programm ein. Ihre Spur legt die vorliegende Studie frei. Sie stellt die enge Verzahnung von Geschichte und Anthropologie als wesentlich für die literarische Geschichtssicht dieses Autors heraus.

Am historischen Gesamtwerk Raabes wird deutlich, daß epochenübergreifende, historismuskritische Geschichtsbezüge keinem pessimistisch motivierten Geschichtskreislauf das Wort reden. Gerade am Themenkomplex der nationalen Entwicklungsstationen Deutschlands, der die historischen Texte in zeittypischer Weise dominiert, werden spezifische Modelle sichtbar. An ihnen kristallisiert die Studie in strukturgeschichtlicher Weise markante Etappen illiberaler 'deutscher Sonderwegs'-Tendenzen heraus. Diese lassen sich zudem 'maulwurfsarchäologisch' vertiefen bis in mentalitätsgeschichtliche und kollektivpsychologische Schichten einer Triebgeschichte hinein. Damit diese moderne Geschichtssicht literarisch artikulierbar wird, sind ebenso innovative Erzähltechniken nötig. Mit ihnen schreibt sich Raabe auch ästhetisch in die Literatur der Moderne ein.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1995
Band 77 in dieser Reihe

Der Stoff der "Jahrestage" ist die Stellung des Individuums gegenüber der Geschichte. Er konkretisiert sich in der fiktiven Person der Gesine Cresspahl, die auf ihren Lebensweg und damit auf die deutsche Geschichte seit den 30er Jahren zurückblickt. Die Kapitel der einzelnen Jahrestage sind daher als das stets erneute Experiment der "Suche nach der verlorenen Zeit" zu lesen und konfrontieren den Leser mit der Frage, was Gesine im Spannungsfeld zwischen New Yorker Gegenwart und mecklenburgischer Vergangenheit denn gefunden hat.

Das methodische Verfahren, nach dem dieser Verstehensprozeß selbst verstehbar wird, ist die hermeneutische Rekonstruktion des Textgeschehens: erstens aus der kommentierenden Erschließung dokumentarischer Quellen, die hier erstmals publiziert werden, und zweitens aus der interpretierenden Diskussion, wie die Erzählung diese Materialien selbst interpretiert und welche Bedeutung sie für die Cresspahlsche Biographie erlangen. In zehn exemplarischen Lektüren wird ersichtlich, daß die Tageskapitel, jenseits der sprachlich wie thematisch disparaten narrativen 'Oberfläche', als in sich geschlossene Geschichten von Erkenntnissen komponiert sind.

So vielfältig das Erzählgeschehen auch sein mag, so deutlich zeichnen sich einige Grundzüge zu einer Poetik der "Jahrestage" ab: (1) ein Urteil über das Erkenntnisvermögen der menschlichen Erinnerung, die Johnson von Proust trennt, (2) eine reflexive Brechung des literarischen Realismus, auch des Brechtschen, so daß man von moderner Erzählkunst sprechen kann, (3) eine sehr kritische Haltung zum Marxismus und (4) eine besondere Option zum Schreiben von Geschichte: nämlich in einzelnen Geschichten, die keine Totalität erzeugen, die aber neben präzisen historischen Erkenntnissen, in Anlehnung an Benjamin, auch Erfahrungen vermitteln können. Mit dem formalen Instrumentarium der klassischen literarischen Moderne formulieren die "Jahrestage" eine metonymische Erzählästhetik, die die Geschichtsschreibung zur vergleichenden Diskussion einlädt.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1995
Band 76 in dieser Reihe

Im Mittelpunkt der Untersuchung steht Frank Wedekinds (1864-1918) Stück "Die Büchse der Pandora. Eine Monstretragoedie", die 1892-1894 in Paris geschriebene und fast ein Jahrhundert lang unterdrückte erste Fassung von 'Lulu'. Auf dem Hintergrund neu entdeckter französischer Quellen wird das in der Literaturwissenschaft kaum beachtete Drama erstmals ausführlich interpretiert. Dabei führt der an Foucault orientierte Blick auf den Sexualdiskurs der Epoche zu einer grundlegenden Revision des traditionellen Wedekind-Bildes: Die "Monstretragoedie" läßt sich nicht auf einen provokativen Bruch mit vermeintlichen Sexualtabus reduzieren; sie gestaltet vielmehr eine radikale Kritik an dem zunehmend zweckrationalen Umgang mit Sexualität in der bürgerlichen Gesellschaft. Solche Erkenntnis vermittelt das im Vergleich mit der zeitgenössischen Dramatik extrem moderne Stück durch das Verfahren grotesker Montage, das Wedekinds Beitrag zur Retheatralisierung des Theaters um 1900 darstellt. In ihrem zweiten Teil interpretiert die Studie die jahrzehntelang relevanten - da einzig zugänglichen - späteren Fassungen "Erdgeist" und "Die Büchse der Pandora" in drei Akten, die bis heute als 'Lulu-Doppeltragödie' mißverstanden werden. In kritischer Abgrenzung zur Pariser Fassung werden diese beiden Stücke nun editionsphilologisch konsequent - unabhängig voneinander und in ihren unterschiedlichen Textstufen - analysiert: als Zeugnisse eines von Zensur und Selbstzensur erzwungenen Anpassungsprozesses. Verglichen mit der "Monstretragoedie", erweisen sich diese bekannten Dramen als bloße Affirmation epochenspezifischer Vorstellungen über Weiblichkeit und Sexualität.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1995
Band 75 in dieser Reihe

In diesem Band wird nach der Ausbildung erzählprosaistischer Strukturen in einer Zeit gefragt, in der sich die überkommenen Idealismen als obsolet erwiesen und die sich für die meisten künstlerischen Autoren durch herabstimmende Diffusionsvorgänge und lähmende Verhältnistristesse kennzeichnete. Hervorgearbeitet wird das vielfältig Experimentierende von Erzählansätzen; erörtert werden prosaistische Verfahrensarten, die dem Bewußtsein von Differentiellem entsprangen und denen in erheblichem Maße ein ironischer Grundgestus das Gepräge gibt. Außer der Einleitung des Herausgebers enthält der Band neun Einzelstudien zu erzähl-prosaistischen Texten von Goethe, E.T.A. Hoffmann, Tieck, Schefer, Louise Brachmann, Arnim, Eichendorff, Alexis und Heine.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1995
Band 74 in dieser Reihe

Die Zagreber Erstfassung von Yvan Golls (1891-1950) Gedicht "Paris brennt", einem der längsten und zugleich vielschichtigsten Gedichte innerhalb der deutschsprachigen literarischen Avantgarde, ist bislang in der Forschung weithin unberücksichtigt geblieben, wohl nicht zuletzt deshalb, weil sie - 1921 als Sonderdruck der Zagreber Literaturzeitschrift 'Zenit' (und damit auch als programmatisches Werk des kurzlebigen 'Zenitismus') erschienen - der allgemeinen Aufmerksamkeit entrückt und schwer zugänglich war. Diese ursprüngliche Version enthielt im Vergleich zu den späteren, bekannteren Fassungen (Paris 1923, französisch; Berlin 1924, deutsch) nicht nur deutlich mehr Text, sondern z.B. auch einmontierte Postkartenmotive und collagenartige Fremdsprachenzitate anderer Dichter, was den avantgardistischen Impetus bei weitem deutlicher hervortreten läßt. Bei genauerer Betrachtung erweist sich Golls Gedicht, welches in Hinblick auf seine Anbindung an die romantische Avantgardetradition (insbesondere etwa Apollinaires "Zône" oder Huidobros "Ecuatorial") in der deutschsprachigen Literatur einzigartig dasteht, als eklektizistischer Versuch, die seit dem Startschuß der Avantgardebewegungen durch den italienischen Futurismus herausgebildeten Errungenschaften modernistischen Schreibens in einem Text zu vereinen. Unabhängig davon, für wie überzeugend man das Ergebnis halten mag, bildet "Paris brennt" in seiner Vielschichtigkeit einen nahezu idealen Ausgangspunkt zur weitergehenden Erläuterung einiger der entscheidendsten avantgardistischen Verfahren. So wird es möglich, verschiedene Arten von Montage/Collage und Simultanismus sowie deren Anbindung an die vitalistisch grundierte Idee der Simultaneität systematisch zu analysieren.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1994
Band 73 in dieser Reihe

Elisabetha, geborene Scheuchzer, Witwe des Drechslermeisters Rudolf Keller, galt der älteren Literaturgeschichte als Beispiel einer Dichtermutter, die den schwierigen Werdegang ihres Sohnes unverbrüchlich solidarisch begleitete. Ihr Ansehen wird heute durch das Urteil der genannten Autoren verdunkelt. Kaiser spricht ihr die Fähigkeit zur Gefühlserziehung ab und dämonisiert sie zur Eismutter und Meduse. Muschg stellt sie als beschränkte Person dar, deren achtjährige Ehe mit dem Gesellen ihres frühverstorbenen Mannes den Sohn psychisch schwer geschädigt und vermutlich physisch 'verzwergt' habe, - Ansichten, die der Konfrontation mit den kürzlich wiederentdeckten Prozeßakten nicht standhalten: Elisabeth Keller wurde von ihrem zweiten Gatten wenige Monate nach der Eheschließung verlassen und öffentlich schwer gekränkt. Von einer konfessionell engherzigen Ehegerichtsbarkeit jahrelang hingehalten, setzte sie ihre Scheidung durch. Die Haltung, die sie vor Gericht bewies, unterstützt die These, daß sie ihren beiden Kindern eine gute Mutter und Gefühlserzieherin war. Nicht sie hat ihren Sohn verletzt, sondern Männer, welche von weiblichen Rechten gering dachten. Zu diesen mag auch der Prorektor und gewesene geistliche Eherichter Meyer gehört haben, der Keller wegen eines Knabenstreiches von der weiteren Schulbildung ausschloß.

Frei von quellenkritischen Bedenken im Umgang mit Lebenszeugnissen, vereinnahmen Muschg und Kaiser den Dichter als Zeugen gegen seine Mutter und unterschätzen dabei seine Fähigkeit, ihr Liebes- und Eheschicksal geistig zu durchdringen. Die schützende Haltung, die er ihr gegenüber einnahm, wird von einer bevormundenden Interpretation als Bemäntelung ausgelegt, die Sohnesliebe als Begehrlichkeit, das Denkmal der Dankbarkeit, das er ihr im "Grünen Heinrich" setzte, als Strafphantasie. Insbesondere Muschg ist das negative Verdienst zuzusprechen, mit seiner Mutmaßung über die psychische Ursache von Kellers Kleinwüchsigkeit eines der unerträglichsten Gerüchte in der deutschen Literaturgeschichte seit 1945 in Umlauf gesetzt zu haben.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1994
Band 72 in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1994
Band 71 in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1994
Band 70 in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1994
Band 69 in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1993
Band 68 in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1993
Band 66 in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1993
Band 65 in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1992
Band 64 in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1991
Band 61 in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1991
Band 60 in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1991
Band 59 in dieser Reihe

Das Buch vereint zwei Gegenstandsbereiche der Literatur und Ästhetik um 1800: die anthropologische Frage nach dem neuen, ganzen Menschen und dem Zusammenhalt von Leib und Seele, nach den Sinnen und ihrer ästhetischen Produktivität; es ist dies auch die Frage nach den literarischen Formen, in welchen dieser ganze Mensch sich exemplarisch zu konstituieren vermag.(u.a. im Drama, Aphorismus).

Zum anderen geht es um die Vorbilder der Kunst, insbesondere der antiken Plastik, welche seit Winckelmann entfaltet wurden. Sie fungieren als Evidenzverheißungen für die Vergöttlichung der Menschennatur. Kunstliteratur ist das Medium, in dem sich solche ästhetischen Versprechen artikulieren. Literarische Anthropologie, ästhetische Theorie und die neu aufbereiteten Sinn-Bilder schließen sich hier also zusammen. Das Buch geht dem nach in Beiträgen zu Lichtenberg, Heinse, Moritz, Hölderlin, Schiller, Goethe und Jean Paul.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1991
Band 57 in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1990
Band 56 in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1990
Band 55 in dieser Reihe

Nach der verdienstvollen und materialreichen Arbeit von Christine Touaillon (1919) erfolgte eine gezielte Hinwendung zum deutschen Roman von Frauen um 1800 erst wieder im Zusammenhang der literaturwissenschaftlichen Frauenforschung seit etwa 1980. Der vorliegende Band ist das Ergebnis einer Zusammenführung derjenigen WissenschaftlerInnen, die in den vergangenen Jahren zu dem thema gearbeitet haben und hier neue Untersuchungen vorlegen.

Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1990
Band 54 in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1990
Band 53 in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1989
Band 51 in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1989
Band 50 in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1989
Band 49 in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1989
Band 48 in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1988
Band 47 in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1988
Band 45 in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1988
Band 44 in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1988
Band 43 in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1987
Band 41 in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1986
Band 40 in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1986
Band 39 in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1985
Band 37 in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1982
Band 32 in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1980
Band 25 in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1979
Band 24 in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1979
Band 23 in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1978
Band 21 in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1977
Band 19 in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1977
Band 18 in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1976
Band 15 in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1975
Band 13 in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1975
Band 12 in dieser Reihe
Buch Erfordert eine Authentifizierung Nicht lizenziert Lizenziert 1974
Band 10 in dieser Reihe
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Band 179 in dieser Reihe

Der Aufsatzband geht der Frage nach der Verknüpfung von medizinischem Wissen und ästhetischem Verfahren nach, im Mittelpunkt steht das Narrativ der Diagnose als Verbindung zwischen medizinischem, literarischem und gesellschaftlichem Diskurs. Den Ausgangspunkt des Bandes bildet die Hypothese, dass literarische Texte etwa ab 1800 bis in die Gegenwart hinein ‚diagnostische Schreibweisen‘ entwickeln und so Diagnostizieren als ein für die Moderne typisches Narrativ etablieren. Bei der Analyse von Figuren der Diagnostik wird in einem ersten Schritt textintern nach literarischen Figuren gefragt, die diagnostizieren oder denen eine Diagnose gestellt wird. Untersucht werden Ärzte, Patienten und Situationen des Diagnostizierens, die in literarischen Texten seit Mitte des 19. Jahrhunderts dargestellt werden. In diesem Zusammenhang stellt sich bei der Verknüpfung von medizinischer und literarischer Diagnostik auch die Frage nach rhetorischen Figuren: Denn literarische Verfahren können unabhängig von den beteiligten Akteuren als ‚diagnostische Schreibweisen‘ untersucht werden. Das heißt, dass in literarischen Texten nicht nur medizinnahe Sujets übernommen werden, sondern Krankheitsverläufe ästhetisiert und damit einem literarischen Prinzip untergeordnet werden. So können sie versuchen, die medizinische Logik außer Kraft zu setzten. Schließlich sind auch Schriftsteller-Ärzte und Schriftsteller als Akteure innerhalb des Narrativs zu untersuchen. Zumindest für die Ärzte unter ihnen ist dabei die klinische Ausbildung zum Diagnostiker von Bedeutung.

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Band 178 in dieser Reihe

In der Literatur haben Freundschaften in diachroner wie synchroner Perspektive eine lange Tradition, und dies meint einerseits zunächst die Darstellung in literarischen Texten. Andererseits ist mit „Freundschaft" auf die „wirkliche Wirklichkeit" (Anna Seghers) verwiesen, denn es geht um das, was man Künstlerfreundschaften nennt. Denen wird man rückblickend nicht zuletzt über Biografien, Briefwechsel, Erinnerungen oder Zeitzeugengespräche auf die Spur kommen können. In literatursoziologischer Perspektive ist herausgearbeitet worden, dass Schriftsteller literarischen Gruppen beitreten, um über die Gruppenzugehörigkeit ihre soziale Identität zu entwickeln und zu stabilisieren. Derartige Fragen spielen in dem Band eine Rolle, in dem zunächst theoretische Konzepte von Freundschaft diskutiert werden, die von der Antike bis in die Gegenwart führen. In der deutschen Geschichte – aber nicht nur dort – gilt die Zeit zwischen 1750 bis 1850 als „große Epoche der Freundschaft". Entsprechend setzen die Fallstudien in der Romantik ein und führen in einem Teil mit Beiträgen zu ausgewählten Autoren über die Neue Sachlichkeit sowie die Zeit des Nationalsozialismus bis in der Literatur unmittelbar nach 1945. Schließlich geht es einerseits um Freundschaften im Umfeld der Gruppe 47 in der bundesdeutschen Literatur und andererseits um vergleichbare Entwicklungen in der DDR. Dabei rücken das Werk von Christa Wolf wie auch die von ihr über Jahrzehnte gepflegten Freundschaften ins Zentrum. Der letzte Teil des Bandes führt in die Literatur der Gegenwart und wendet sich insbesondere jugendlichen Protagonisten und den von ihnen realisierten Freundschaftsbeziehungen zu. Den Abschluss des Bandes bildet ein Gespräch mit Jan Faktor, in dem es neben der eigenen Poetologie auch um die Rolle von Freundschaft im Künstlerbiotop Prenzlauer Berg in der DDR der 1980er Jahre geht.

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