Die Gegenwart der Vergangenheit: Kollektive Erinnerungen und Medialisierungen als Vermittlung von Geschichte
Rezensierte Publikationen:
Gerd Sebald / Marie-Kristin Döbler (Hrsg.), (Digitale) Medien und soziale Gedächtnisse. Wiesbaden: Springer VS 2018, 376 S., kt., 54,99 €
Aleida Assmann, Das neue Unbehagen an der Erinnerungskultur: Eine Intervention. München: C.H. Beck 2020 (4. Aufl.), 263 S., kt., 18,00 €
Christian Bunnenberg / Nils Steffen (Hrsg.), Geschichte auf YouTube: Neue Herausforderungen für Geschichtsvermittlung und historische Bildung. Berlin/Boston: Walter de Gruyter 2019, 347 S., gb., 97,95 €
Robert Hamm, Kollektive Erinnerungsarbeit: Anwendungen, Variationen, Adaptionen weltweit. Hamburg: Argument 2021, 235 S., kt., 20,00 €
Per Leo, Tränen ohne Trauer: Nach der Erinnerungskultur. Stuttgart: Klett-Cotta 2021, 269 S., gb., 20,00 €
Lara Pellner / Hans-Georg Soeffner / Marija Stanisavljevic (Hrsg.), Theresienstadt – Filmfragmente und Zeitzeugenberichte: Historiographie und soziologische Analysen. Wiesbaden: Springer VS 2021, 285 S., kt., 64,99 €
Anne-Berenike Rothstein / Stefanie Pilzweger-Steiner (Hrsg.), Entgrenzte Erinnerung: Erinnerungskultur der Postmemory-Generation im medialen Wandel. Berlin/Boston: Walter de Gruyter 2020, 288 S., gb., 73,95 €
Gerd Sebald / Marie-Kristin Döbler (Hrsg.), (Digitale) Medien und soziale Gedächtnisse. Wiesbaden: Springer VS 2018, 376 S., kt., 54,99 €
Der Historiker Eric Hobsbawm (1995) bezeichnet das 20. Jahrhundert nicht nur aufgrund seiner politischen Konstellationen, sondern angesichts der bloßen Opferzahlen, die durch Krieg, Genozide, Vertreibungen und Verbrechen an der Menschheit in der ersten Hälfte, aber auch durch regionale Konflikte und ‚Stellvertreter-Kriege‘ vor dem Hintergrund des ‚Kalten Krieges‘ in der zweiten Hälfte weltweit zu beklagen sind, als „Zeitalter der Extreme“. Der zweite Weltkrieg richtete vor allem in Regionen des östlichen Europas – den „Bloodlands“ (Snyder, 2010) –, aber auch in anderen Weltregionen unvorstellbare Zerstörungen und millionenfaches menschliches Leid an und wirkt bis in die Gegenwart hinein nach, was aktuell am Ukraine-Krieg und der Instrumentalisierung der Nachkriegsgeschichte seitens des russischen Aggressors schmerzlich erfahren wird. Die Geschichte, so scheint es, ist aktueller denn je und mitnichten, wie der Politikwissenschaftler Francis Fukuyama (1992) seinerzeit mutmaßte, nach dem Zusammenbruch des so genannten ‚Ostblocks‘ an ihr Ende gekommen.
Von daher erscheint es nicht nur als nationale, sondern als globale Aufgabe und Herausforderung, Verbrechen gegen die Menschheit und deren Auswirkungen im Gedächtnis zu behalten und daran zu erinnern, um – so zumindest die Hoffnung – Konflikte derartigen Ausmaßes in Zukunft verhindern zu können sowie Versöhnungen über Geschichte herbeizuführen. Die weltpolitische Lage der Gegenwart sieht jedoch anders aus und das Erstarken autoritären Denkens und autoritärer Politik führt zu einer Infragestellung der sich in komplizierten Prozessen und Auseinandersetzungen entwickelten Erinnerungskultur(en), in denen der Nationalsozialismus als Bezugspunkt eine zentrale Rolle spielt (siehe dazu Lorenz & Fischer, 2015).
Die derzeitigen Kontroversen um die Singularität des Holocaust und der aus den Postcolonial Studies angeregte Vergleich mit den Kolonialverbrechen, die u. a. durch den Streit um Aussagen des kamerunischen Historikers Achille Mbembe angefacht wurden, stellt eine Facette der erinnerungskulturellen Auseinandersetzungen dar (zusammenfassend zu diesem erinnerungskulturellen Konflikt, siehe Bajohr & O’Sullivan, 2022; auch Sznaider, 2022; zur Begründung der „Präzedenzlosigkeit“ des Holocaust, siehe Friedländer et al., 2022). Die Frage nach der Singularität des Holocaust ist Bestandteil der Argumentation des hier zu besprechenden Werks von Per Leo und zeigt, wie umstritten Geschichte und deren Einordnung letztlich ist.
Wer aber ‚macht Geschichte‘, wer hat einen legitimen Anspruch darauf, diese aufzuarbeiten und darzustellen und welche Konsequenzen ergeben sich in der postmodernen Öffnung von partizipativer Geschichts- und Erinnerungskultur? Was bedeutet es, wenn historisch interessierte, jedoch nicht professionelle YouTuber:innen Geschichte in Erklärvideos (mit Blick auf Klickzahlen) ‚auf Augenhöhe‘ mit Ihren Nutzer:innen vermitteln (siehe den Sammelband von Bunnenberg & Steffen)? In welchem Zusammenhang steht die Digitalisierung des Gedächtnisses mit Blick auf dessen Sozialität in der lebendigen Verfestigung von Erinnerungen (Sebald & Döbler)? Wie lässt sich vor dem Hintergrund neuer technischer Möglichkeiten weiterhin verantwortungsvoll Gedenkstätten- und Gedächtnisarbeit betreiben und an die Opfer der Verbrechen des Nationalsozialismus erinnern (Rothstein & Pilzweger-Steiner)? Was ist der praktische Nutzen kollektiver Erinnerungsarbeit in Gruppen und wie kann diese so vollzogen werden, dass daraus eine soziale Bewegung entsteht, die Emanzipation und Liberalisierung von gesellschaftlichen Machtstrukturen verspricht (Hamm)? Was lässt sich aus einem historischen Filmfragment über die Wirklichkeit eines Konzentrationslagers – Theresienstadt – ableiten (Pellner, Soeffner & Stanisavljevic)? Woran – und dies gilt für alle zu besprechenden Werke – macht sich Legitimität und Glaubwürdigkeit von Geschichtsvermittlung fest und was steht – mit Blick auf die katastrophalen Geschichtsereignisse des 20. und 21. Jahrhunderts – gesellschaftlich auf dem Spiel, wenn diese zu einer Spielwiese für jederfrau/mann wird? Letztlich: Welche Bedeutung haben Geschichte und Erinnerung für Gesellschaft?
Geschichtserkenntnisse und Erinnerungskulturen stehen bei der Aufarbeitung heikler Themen der Vergangenheit häufig in Konflikt (Jarausch & Sabrow, 2002). Es ist die Aufgabe der Geschichtswissenschaft und der historischen Soziologie, an der detaillierten Aufklärung über die Vergangenheit zu arbeiten. Ihre Untersuchungen sind an historischen Prozessen orientiert, sie analysieren gesellschaftliche Struktur- und Handlungszusammenhänge und sind einer ‚historischen Wahrheit und Objektivität‘ verpflichtet. Sie sind nicht nur an einer angemessenen – überprüf- und nachvollziehbaren – Darstellung historischer Ereignisse orientiert, sondern vor allem auch an einer fundierten Einordnung und Erklärung.
Dagegen entfaltet sich die gelebte Gedächtnis- und Erinnerungskultur in der medialisierten Öffentlichkeit und zeigt hinsichtlich des Umgangs mit dem Nationalsozialismus mittlerweile gegenläufige Tendenzen und auch Verkehrungen im historischen Deutungsprozess. Wie Samuel Salzborn für die deutsche Vergangenheitsaufarbeitung bemerkt, ist diese in den damit befassten Wissenschaften weit fortgeschritten, wohingegen dieses Wissen die Öffentlichkeit nur marginal tangiere und dort nur bedingt oder gar nicht zur Kenntnis genommen werde (2020, S. 89). Auseinandersetzungen über Vergangenheit sind im öffentlichen Diskurs nur selten an geschichtswissenschaftlicher Erkenntnis orientiert und übersehen oder unterschlagen wichtige Fakten und Einordnungen.
Das allgemeine gesellschaftliche Interesse an Gedächtnis- und Erinnerungskulturen sowie am Umgang mit der eigenen Geschichte scheint ungebrochen, es erstreckt sich von autobiografischer Literatur über den Film bis in die virtuelle Welt des Internet. Dieser anhaltende ‚Boom‘, der seit Jahren immer wieder festgestellt wird, steht scheinbar in einem größeren Zusammenhang eines teilweise zu beobachtenden Bedürfnisses nach rückwärtsgewandter Politikausrichtung innerhalb moderner Gesellschaften, in denen das Heil nicht in der Zukunft – die angesichts multipler Krisen immer düsterer zu werden scheint –, sondern in der Vergangenheit gesucht wird. Zygmunt Baumann (2017) hat dies als Flucht vor der Zukunft in ein „Retrotopia“ bezeichnet, eine international angeregte Debatte zur geistigen Situation der Zeit spricht von einer „großen Regression“ (Geiselberger, 2017). Es sind vor allem die Massenmedien, die sich der kommunikativen Vermittlung von Vergangenheit annehmen und historische Themen selektiv in der Gegenwart wachhalten, die nicht nur Unterhaltung, sondern kollektive Identitätsangebote versprechen und eine hochgradige, auf den ersten Blick nicht immer sichtbare Politisierung betreiben. Davon sind auch die hier zur Diskussion gestellten Werke, die sich wissenschaftlich, essayistisch und praxisorientiert mit etablierten sowie neuen Erinnerungsformen des kulturellen, sozialen, kommunikativen und kollektiven Gedächtnisses sowie der praktischen Arbeit mit individuellen Erinnerungen auseinandersetzen, überzeugt. Vor allem die mediale Perspektive und die Frage, wie in den verschiedenen Medienformen mit Vergangenheit umgegangen und wie diese erinnert wird, gewinnt mit zunehmendem zeitlichem Abstand zu den historischen Ereignissen vor dem Hintergrund der medialen Transformation von Erinnerungskulturen an Bedeutung.
Der Umgang und die Bedeutung von Geschichte berührt nicht nur Alltag und Wissenschaft, sondern reicht bis in die offizielle Politik und prägt die politische Kultur sowie die öffentlichen Rituale der Erinnerungskultur. Geschichte diente seit jeher als „Waffe“ (Wolfrum, 2001). Geschichtspolitisch ist es in Deutschland die ‚neue Rechte‘, die am bisherigen Geschichtsverständnis immer wieder zündelt (auch die ‚traditionale Rechte‘ und Teile der Konservativen haben dies nach 1945 immer wieder getan), um sich dem „langen Schatten der Vergangenheit“ (Assmann, 2006) zu entledigen. Hier werden im Extremfall „Hitler und die Nazis“, wie der ehemalige AfD-Vorsitzende Alexander Gauland 2018 öffentlich äußerte, auf einen historischen „Vogelschiss“ zu reduzieren versucht, der seiner Auffassung nach „1000 Jahre erfolgreiche deutsche Geschichte“ gegenübergestellt werden müsse. Das durchschaubare Manöver der historischen Diminuierung des Nationalsozialismus ist allerdings nicht neu. Spätestens mit der deutschen Wiedervereinigung erhielten die politisch motivierten Versuche, die belastete Geschichte zu überwinden und zu einem neuen „nationalen Selbstbewusstsein“ zu gelangen, neue Impulse (siehe dazu die Bemühungen der Publizisten Schwilk & Schacht, 1994, im Schwange der Wiedervereinigung entsprechende rechtskonservative Positionen zusammenzubringen). Neu dagegen ist allerdings, dass rechte Argumentationsstrukturen und die Versuche, damit auch Vergangenheitsbilder umzuschreiben, in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind und dort akzeptiert werden (Frei et al., 2019).
Wie verschiedene Studien zeigen, ist die ‚neue Rechte‘ zurzeit besonders erfolgreich in der Instrumentalisierung digitaler Medien zur Verbreitung ihrer Ideologien und ihrer Geschichtsrevisionen (siehe exemplarisch Ebner, 2019; Stegemann & Musyal, 2020) – ein Nutzungsaspekt, der in keinem der vorliegenden Werke aufgegriffen wird.
In der internationalen politischen Öffentlichkeit scheint es bislang unbestritten, dass die Deutschen sich ihrer Geschichte trotz Widerstände vorbildlich gestellt haben und die ‚Lehren‘ aus der Geschichte in das bundesrepublikanische Gesellschaftsmodell sowie deren kollektives Selbstverständnis eingeflossen sind. Die offiziösen geschichtspolitischen Rituale lassen auf den anhaltenden Willen zur historischen Verantwortungsübernahme schließen, auch wenn in letzter Zeit Kritik an diesen Formen ritualisierten Erinnerns und einer um sich greifenden Opferidentifikation geübt wird (siehe Jureit & Schneider, 2010; Jureit, Schneider & Frölich, 2012). Aus Sicht der Soziologie hat Thomas Herz bereits 1997 (S. 249–266) die „Basiserzählung“ der Bundesrepublik Deutschland angezweifelt und aufgrund ihrer Selektivität scharf kritisiert. Harald Welzer et al. haben mit „Opa war kein Nazi“ (2002) eine Studie vorgelegt, die zeigt, wie tief die deutsche Familiengeschichte mit der politischen Geschichte verstrickt ist und dass die Frage, ob und inwieweit die eigenen Großeltern ideologisch den Nationalsozialismus mitgetragen oder sogar als Täter:innen gehandelt haben, bis heute in Familien kaum gestellt wird – oder von nachwachsenden Generationen sogar in einen ‚Wechselrahmen‘ der Selbstviktimisierung umgedeutet wird. Familiengedächtnis und historische Erkenntnisse scheinen inkompatibel und nicht miteinander in Beziehung zu stehen (siehe dazu auch die Studie von Reiter, 2006). Samuel Salzborn spricht hinsichtlich der Vorstellung einer „mustergültigen Aufarbeitung“ des Nationalsozialismus von einer „Lebenslüge“ der Deutschen (2020, S. 66). Die vorliegenden Monografien von Aleida Assmann und Per Leo greifen diese Diskurse auf und beziehen dazu jeweils unterschiedliche Positionen. Während Assmann dafür argumentiert, Erinnerungskultur zu bewahren und darin die Notwendigkeit für Demokratie und Frieden sowie den Zusammenhalt der Gesellschaft sieht, greift Leo die bisherigen Formen des Erinnerns scharf an und setzt sich für eine Emanzipation von der Vergangenheit ein. Und auch die Sammelbände, die sich mit der Medialisierung des Gedächtnisses beschäftigen, liefern für diese Perspektive Ansatzpunkte für weitere Diskussionen und stellen die Frage nach der Vergangenheitsaneignung durch die jüngeren, medienaffinen Generationen, den darin angelegten Chancen, aber auch Risiken.
Inwieweit nimmt sich die Soziologie dieser Debatten an und ist darin involviert? Hier kam es vor einiger Zeit zu einer Auseinandersetzung über den Stand des Nationalsozialismus innerhalb der eigenen Disziplin (Christ, 2011, S. 407–431; Bach, 2012, S. 19–27; Deißler, 2013, S. 127–146; Kühl, 2013), aus der ein umfangreicher Sammelband hervorging, der auf dem Befund beruhte, dass sich soziologisch nur vereinzelt mit dem Nationalsozialismus auseinandergesetzt wird (Christ & Suderland, 2014). Erstaunlicher Weise fand die Frage nach der öffentlichen Präsenz des Nationalsozialismus in der medialen Gegenwart darin keinen Platz, denn es ging in der Debatte vornehmlich um den Nationalsozialismus als historisch-gesellschaftliches Phänomen, nicht jedoch darum, wie dieses Phänomen in der Gegenwart der Medien dauerhaft präsent gehalten wird (Heinze, 2013, S. 369–396). So ist es möglicherweise mehr als nur ein Zufall, dass auch die zur Besprechung vorliegenden Werke kaum aus der Soziologie stammen (ausgenommen Pellner, Soeffner & Stanisavljevic, deren Band aber historiographisch orientiert ist, sowie Sebald & Döbler, deren Band vor allem Differenzierungen der medialen Formen vornimmt) und somit die Frage nach der soziologischen Bedeutung von medialen Erinnerungskulturen kaum gestellt wird.
Die Literaturwissenschaftlerin und Anglistin Assmann, die als eine der wichtigsten Expertinnen auf diesem Forschungsfeld gilt, spricht angesichts der skizzierten Entwicklungen von einem „neuen Unbehagen an der Erinnerungskultur“ und versteht ihre Schrift als „Intervention“ angesichts linker Kritik und rechter Polemik sowie den Möglichkeiten und Grenzen der Medialisierung und ihrer Folgen. Ihr Beitrag ist in einem Bewusstsein verantwortungsvollen Umgangs mit der Geschichte verfasst, der als ein klares Statement gegen die Willkür von erinnerungskultureller Geschichtsvermittlung zu verstehen ist, und im Zeichen der Schrecken der im 20. Jahrhundert verübten Verbrechen an der Menschheit steht. Ausgangspunkt ihrer Überlegungen ist der „Wendepunkt“, vor dem die Erinnerungskultur nach dem „Ende der Ära der Zeitzeugen“ steht, das Schwinden der historischen „Deutungsmacht der 68er-Generation“ sowie die wachsende Bedeutung der Medien innerhalb der Vermittlungsprozesse von Geschichte (S. 13–14).
Assmann rekapituliert den historisch schwierigen Weg der Erinnerungskultur und ihrer Entwicklung nach 1945, der sich zwischen „Vergessen, Beschweigen und Erinnern“ entlanggeschlängelt hat, gesellschaftlich aber niemals konfliktfrei war. Sie zeigt, dass vor allem auf der persönlichen Ebene des Familiengedächtnisses die Auseinandersetzungen mit den eigenen Großeltern bis heute am schwierigsten zu bewerkstelligen sind. Es werden Praxisfelder der deutschen Erinnerungskultur mit Blick auf die „zwei deutschen Diktaturen“ diskutiert und die Frage nach dem „Erinnern in der Migrationsgesellschaft“ aufgeworfen. Schließlich werden „transnationale Perspektiven“ entworfen und „neue Entwicklungen“ skizziert, die als nachträgliche Überarbeitung in der dritten Auflage angesichts aktueller Tendenzen, in denen rechte Argumentationsstrukturen zunehmend die Mitte der Gesellschaft erreichen, ergänzt wurden. Assmann kartographiert mit ihrer Intervention die Erinnerungskultur vor dem Hintergrund des sozialen, kulturellen und medialen Wandels, aus dem sich für sie positive sowie negative Effekte für die infrage stehenden Herausforderungen ergeben. Assmanns Konzept ist von der Überzeugung getragen, dass eine funktionierende Erinnerungskultur für den Zusammenhalt und die Integration von Gesellschaft von zentraler Bedeutung ist und sie argumentiert daher gegen Bestrebungen, diese in ihrer historisch sich herausentwickelten Form zu beenden. Anders als die Gegner:innen der Erinnerungskultur erkennt sie in der Praxis des selbstbewussten Erinnerns und Anerkennens der Vergangenheit Möglichkeiten zur Überwindung von innergesellschaftlichen und transnationalen Spannungen, sie plädiert angesichts von Migration und Wandel der Gesellschaft jedoch für eine Erweiterung des erinnerungskulturellen Rahmens. Für Assmann steckt gerade in den gegenwärtigen Bemühungen einer Transnationalisierung und Institutionalisierung der Erinnerungskultur ein liberalisierendes und emanzipatives Potential, das in einer neuen Form von Erinnerungskultur mündet/münden soll, die weniger anfällig für politische Vereinnahmungen ist, sondern vielmehr auf transnationale ethische Verantwortung der Weltgemeinschaft setzt. Für Assmann scheint die Erinnerungskultur trotz aller partikularen Widerstände von einem Willen zum Wissen und einer (an Habermas erinnernde) Diskursethik geprägt zu sein, die im Sinne von Aufklärung, Einsicht und Liberalität normative Züge trägt, die angesichts aktueller Entwicklungen auch bezweifelt werden können und Grund für Assmanns „Unbehagen“ darstellen.
Zweifellos stellt Assmann ein Erinnerungskultur-Konzept vor, das von Rationalität und den Glauben an die heilsamen und befriedenden Kräfte deliberativer Vergangenheitsaufarbeitungen geprägt ist. Es stellt sich damit in eine große kulturwissenschaftliche Tradition aufgeklärten humanistischen Denkens, das allerdings innerhalb der Gesellschaft zurzeit nicht hoch im Kurs zu stehen scheint und das sich, wie Assmann selbst beschreibt, lauter werdenden Gegenkräften ausgesetzt sieht (die nicht nur, aber auch in den Medien zu beobachten sind). Was, wenn vor dem Hintergrund eines fortschreitenden Vertrauensverlust in die demokratische Ordnung und dem Erodieren politischer Rationalitäten auch der Wille zur historischen Anerkennung des Holocaust als Grundvoraussetzung des bundesrepublikanischen Selbstverständnisses schwindet und, damit einhergehend, bereits zu beobachtende neue politische Handlungsoptionen herausgebildet werden, in denen die negativen Bindungen an die Geschichte und historischen Einsichten relativiert und ausgeblendet werden? Das öffentliche Geschrei bezüglich Merkels Migrationspolitik seit 2015 gibt beredt Einblick über die inhumane Entwicklung in Teilen der Gesellschaft, die deren inneren Zusammenhalt bedrohen.
Ein Beispiel für die gegenwärtige Kontroverse, Erinnerungskultur in der bekannten Form herauszufordern und in ihrer bisherigen Fokussierung auf den Nationalsozialismus als ‚negative Identität‘ zu überwinden, ‚Hitler hinter sich zu lassen‘ und den Holocaust in einen größeren Zusammenhang mit den Kolonialverbrechen sowie diesen mit anderen Genoziden auf eine Stufe zu stellen, stellt der Essay von Per Leo dar. Im Untertitel seines Buches taucht der Begriff „Erinnerungskultur“ auf, im Text sucht man nach diesem Begriff (und damit auch nach einem Konzept oder gar einem historischen Bezugsrahmen, wie ihn Assmann skizziert) jedoch vergeblich. Der Klappentext spricht von einem „radikalen Buch“ und der Verbindung einer „Provokation“ mit einem „Angebot“. Es verspricht einen „frischen Blick auf die Geschichte“ zu werfen und stellt die „routinierte Betroffenheit“ im Umgang mit dem Holocaust zur Disposition. Als „provinziell“, „zwanghaft“ und „egozentrisch“ wird der Blick auf die eigene Geschichte bezeichnet. Liefert der Essay tatsächlich ein seriöses Angebot zur Transformation der Erinnerungskultur, oder handelt es sich um ‚alten Wein in neuen Schläuchen‘?
Leos Beitrag steht im Zusammenhang eines jüngst begonnenen, öffentlich ausgetragenen Konflikts über die Stellung des Holocaust in der deutschen Gedächtnis- und Erinnerungskultur, der schon als ‚neuer Historikerstreit‘ apostrophiert wird (auch Leo widmet dieser Frage ein längeres Kapitel und wählt die Nolte-Habermas-Kontroverse als Ausgangspunkt seiner Überlegungen, S. 19–57). In diesem Konflikt wird von Teilen der Geschichts- und Kulturwissenschaft die „Singularität des Holocaust“ infrage gestellt und dieser in die Vorgeschichte (deutscher) Kolonialverbrechen einzuordnen versucht.
Diese Debatten werden seit einiger Zeit heftig geführt. Differenzierende Reaktionen selbst von den damaligen, noch lebenden Kontrahenten liegen vor. Gegen eine größere kontextuelle Betrachtung spreche im Grunde genommen nichts, so Jürgen Habermas im Vorwort zu einer von Saul Friedländer, Norbert Frei, Sybille Steinbacher und Dan Diner entworfenen Gegenposition zu diesem Konflikt, sofern man die entscheidenden Unterschiede in der Motivation der Täter sowie deren Organisation des Massenmords nicht ignoriere (2022, S. 10–12): den systematischen, rassebiologisch begründeten Kampf gegen einen „inneren Feind“, der weder ausgebeutet noch unterworfen, sondern allein aufgrund einer ideologischen Fiktion von Rasse vernichtet werden sollte. Die Vernichtung basierte auf der Instrumentalisierung administrativer Strukturen und deren gesellschaftlichen Träger:innen in einer vor- und nachher nie dagewesenen Form, die den Holocaust in der Organisation und Durchführung ‚einzigartig‘ macht. Diese Unterscheide werden von Leo übergangen und geflissentlich ignoriert.
Offen, sofern man keine bösen Absichten unterstellen möchte, bleibt im Detail, was Leo mit seinen disparaten Überlegungen beabsichtigt, die eine Vielzahl von komplexen Themen antippen, ohne sie im Detail weiter zu verfolgen oder auszudiskutieren. Die so präsentierten Darlegungen lassen eine profunde Ausarbeitung vermissen, mit der derartige Diskussionen notwendiger Weise zu führen wären. So verbleiben Leos Einlassungen häufig auf der Ebene persönlicher und mitunter hämischer Einschätzungen und Kommentare, die auch vor inakzeptablen Herabsetzungen genau jener Personen nicht zurückschrecken, die zu einer sensiblen Differenzierung der infrage stehenden Konflikte in der Lage sind.
Interessant sind die Themen, die Leo vermeidet und nicht anspricht – so fehlt beispielsweise eine angemessene Würdigung des historischen Rahmens, der die Grundlage für die Herausbildung von Erinnerungskultur bildet und aus dem diese erst verständlich werden kann; zudem fehlt offenbar das Bewusstsein für die komplizierte historische Entwicklung der Erinnerungskultur in Deutschland und das schwierige Verhältnis der Deutschen zu ihrer belasteten Geschichte und den Umgang mit den Täter:innen nach 1945, die keineswegs so ‚erfolgreich‘ und fixiert ist, wie angenommen; schließlich fehlt auch die Gegen-Perspektive des durch die Nationalsozialisten angerichteten Leids und der traumatischen ‚Folgen der Verfolgung‘, die Leo mit seinen Darstellungen einer angeblichen jüdischen Unbefangenheit im Umgang mit der Geschichte überblendet.
Ziel seines Appells an die „bundesdeutschen Zeitgenossen“ sei eine „Naturbeschreibung“ der Deutschen, eine „Nabelschau“ im Umgang mit ihrer Geschichte – man könnte auch sagen, er möchte seine Leser:innen belehren und von einer überflüssigen Erinnerung befreien. Leo beschreibt sein Motiv, ganz im Sinne des immer wieder bemühten Friedrich Nietzsche, als „persönliche Fieberkurve eines pandemischen Leidens“ (S. 15) an der Geschichte. Er ist von dem Wunsch getrieben, sich von der Vergangenheit, wie sie in Deutschland erinnert wird, frei zu machen und für eine neue Unbefangenheit zu argumentieren. Diese Unbefangenheit soll offenbar dazu genutzt werden, sich in aktuelle Krisen und Konflikte (im Nahen Osten) ohne Rücksicht auf die Vergangenheit einmischen zu können.
Seine kaum begründeten Invektiven gegen etablierte Wissenschaftler:innen und Forscher:innen sind ein Ärgernis – umso mehr, da diese auf persönlichen Einschätzungen beruhen, die den genannten Personen und der Komplexität ihres Werkes, z. B. Dan Diner, nicht gerecht werden und offenbar einzig darauf abzielen, diese gegenüber Leos eigenen Argumentationen zu diskreditieren. Eine differenzierte und differenzierende Auseinandersetzung mit Positionen des Erinnerungsdiskurses findet nicht statt. Die „Singularität des Holocaust“ wird angezweifelt und als „Geschwätz“ und „Symptom der Maßlosigkeit“ bezeichnet (S. 19). Er plädiert, „von Neuem über die Bedeutung des Holocaust nach[zu]denken, und zwar mit dem Ziel, sie im Interesse des Gemeinwohls so weit wie möglich zu entpolitisieren“. Seine verstreuten Pejorationen gipfeln in der unerträglichen Verunglimpfung einer Gedenkveranstaltung mit der KZ-Überlebenden Halina Birenbaum – und einem unredlichen Bezug auf Y. Michal Bodemanns „Gedächtnistheater“ (1996) –, der er vorwirft, die Zuhörer:innen zu „Zeugen einer Vergangenheitstrance“ zu machen (S. 136), um diese „in eine[r] selbstgenügsame[n], gegenwartsblinde[n] Ruhe zu wiegen“ (S. 137). Derartige Beschreibungen und unangemessenen Bemerkungen bedienen sich einer Rhetorik, die aus dem neurechten Dunstkreis bekannt ist, salopp daherkommen sollen, nichts aber zur Erweiterung von Erkenntnis beitragen.
Dazu passt seine „weltliche“ – schon in der Logik falsche – Forderung nach „Loslösung“ von der „bindenden Macht“ eines „schuldbelasteten Erbes“ (S. 95). Neben dem heutzutage (und schon nach 1945) von niemanden erhobenen, kollektiven „Schuldvorwurf“ – es geht heute um moralische Verantwortung, nicht um Schuld –, ist besonders die Selbstexkulpation der ‚Tätergesellschaft‘ ein Missverständnis, das auf einem Paradox beruht, denn die Exkulpation, sofern es diese im Fall der nationalsozialistischen Verbrechen überhaupt geben kann, kann nur durch seine Opfer in Akten der Versöhnung, wie sie Aleida Assmann im vorliegenden Werk beschreibt (S. 180 ff.), ausgesprochen werden. Leos Überlegungen beruhen nicht auf einer „frischen Perspektive auf die Geschichte“, sondern im Gegenteil auf einer durchschaubaren Argumentation und ihrer muffigen Verengung und Vereinseitigung.
Was aber ist das Ziel dieses Buches, was soll damit angefangen werden, wenn sämtliche Themen lediglich angetippt und kommentiert, nicht aber weiterführend ausgearbeitet werden? Hier schreibt ein Autor aus der dritten Generation, dessen Großvater Friedrich Leo als SS-Sturmbannführer im Rasse- und Siedlungshauptamt beschäftigt war (und über den er einen preisgekrönten Roman veröffentlicht hat, siehe Leo, 2014), offenbar auch an einer persönlichen Geschichte weiter, auch wenn diese im vorliegenden Werk als biografische Notiz nur am Rande mitläuft (siehe seine Bemerkungen zum Großvater, S. 166). Per Leo geht im vorliegenden Werk offenbar andere Wege, als gleichaltrige Zeitgenossen wie etwa der Filmemacher Jens Schanze, der mit der Aufarbeitung seiner NS-Familiengeschichte im dokumentarischen Film Winterkinder: Die schweigende Generation (DE, 2005) über das Trauma der Enkelkinder von NS-Tätern und die Sprachlosigkeit der Elterngeneration berichtet.
Wen aber möchte Leo mit seinen Ausführungen überzeugen? Angesichts seiner rhetorischen Entgleisungen kann jedenfalls gemutmaßt werden, auf wessen Mühlen dieses Werk Wasser fließen lässt und für welche Diskussionen es genutzt werden kann.
Um das historische Phänomen des Konzentrationslagers Theresienstadt geht es in dem zweisprachigen Sammelband von Pellner, Soeffner & Stanisavljevic. Dieser beschäftigt sich aus soziologischer und historiographischer Perspektive mit dem (zweiten, offenbar lange als verschollen geltenden) Theresienstadt-Film, der aus Anlass des Besuchs des Internationalen Roten Kreuzes in diesem Konzentrationslager entstand, sowie Zeitzeugen-Berichten aus dem Lager. Damit wird ein interessantes historisches Filmmaterial untersucht, das sich von „Erinnerungsfilmen“ (Erll & Wodianka, 2008) über die Vergangenheit als nachträgliche Konstruktionen unterscheidet. Die Filmfragmente bilden den Mittelpunkt des Bandes, jedoch liefern die einzelnen Beiträge unterschiedliche Zugänge zum Material und dessen Kontexten. Damit ist dieser Sammelband einerseits ein Beitrag zur Erinnerung über Zeitzeugenschaft, gleichzeitig aber auch eine historische Auseinandersetzung mit der Forschung zu Konzentrationslagern der Nationalsozialisten.
Der Band ist das Ergebnis eines „deutsch-israelischen Arbeitsbündnisses“ (VI) und mehrerer Tagungen, die von dem Dresdener Soziologen Erhardt Cremers angestoßen wurden. Hans-Georg Soeffner beschreibt dieses „Arbeitsbündnis“ im Vorwort, „dessen Gemeinsamkeit in dem Vertrauen auf produktive Heterogenität und wechselseitiger Wertschätzung“ beruhte (ebd.). So ist eine Klammer der recht unterschiedlichen Einzelbetrachtungen gesetzt, die dem Band nicht zum Nachteil gereichen müssen, jedoch erklärungsbedürftig sind. Die Heterogenität der Ansätze lässt sich bis hinein in die Einschätzung der Frage verfolgen, ob es sich bei den Filmfragmenten (nicht alle Teile des Films sind auffindbar und überliefert, und haben überdies eine eigene Produktions- und Publikationsgeschichte) um einen Propagandafilm handelt (z. B. im Beitrag von Pellner) oder eben nicht (z. B. im Beitrag von Cremers). Die Einschätzungen liegen diametral auseinander und auch die interpretativen Einordnungen laufen in unterschiedliche Richtungen.
Heterogenität kann wissenschaftlich produktiv sein und kennzeichnet häufig die Struktur von Sammelbänden, es besteht jedoch die Gefahr der Herstellung loser, disperser Verbindungen, in der Zusammenhänge verloren zu gehen drohen. Die Heterogenität dieses Bandes wird nicht durch eine entsprechende Einordnung der Beiträge in Form eines einleitenden Textes aufgefangen, ebenso wenig werden die einzelnen Texte vorgestellt oder in einen inhaltlichen Zusammenhang gebracht, der über den bloßen Ort „Theresienstadt“ hinausginge. Dies wäre aber notwendig und hilfreich für dessen Verständnis gewesen. Aus Sicht des Rezensenten stellt es zudem ein Versäumnis dar, keinen fokussierten Überblick über den Forschungsstand zum KZ Theresienstadt bzw. den von den Autor:innen gewählten Zugängen zum Thema zu erhalten, um interessierte Leser:innen zu orientieren. Außer eines kurzen Vorworts von Hans-Georg Soeffner, das eine ganz eigene Perspektive auf den Zusammenhang der NS-Ideologie und Kulturpolitik mit Blick auf Theresienstadt aufmacht, sucht man hiernach vergeblich. Es bedarf der Lektüre der einzelnen Texte, um diesen Forschungsüberblick zu den jeweiligen Untersuchungsperspektiven zu erhalten (wobei allerdings nicht alle Texte einen derartigen Überblick liefern). Als vorbildlich kann demgegenüber der Sammelband von Bunnenberg und Steffen bezeichnet werden, der nicht nur eine „Bestandsaufnahme“ (S. 3–24) zur Geschichtsvermittlung auf YouTube, sondern am Ende einen eigenen Abschnitt „Diskussion und Ausblick“ mit zwei Beiträgen zur Zusammenführung liefert (295–318).
Der Band zum Theresienstadt-Film liefert stellenweise interessante Beiträge zur Lagergeschichte und den Filmfragmenten. So behandelt Teresa Walch die Frage der „Raumwirtschaft“ und der „Spatial Hierarchies“ – der Verteilung und (Nicht-)Privilegierung von Raum auf die Insassen – die über Leben, Krankheit und Tod im Lager entscheiden konnten. Damit wird offenbar ein lang vernachlässigtes Thema, das über den Theresienstadt-Zusammenhang hinausgeht, aufgegriffen. Natascha Drubek dagegen verfolgt die Frage, weshalb der Film nur als Fragment überliefert wurde und zeichnet seine Rezeptionsgeschichte unter diesem Gesichtspunkt nach. Jürgen Raab und Marija Stanisalvjevic fokussieren auf die Scheinhaftigkeit des Films und setzen die historische Realität des Erlebens („Hell“) in Bezug zu seiner filmischen Inszenierung („Paradise“).
Zwei unterschiedliche Interpretationsversuche der Filminhalte liefern auch Pellner, die mithilfe der wissenssoziologischen Videohermeneutik und spezifisch der hermeneutischen Filmanalyse den Film als Propagandafilm untersucht, sowie Erhardt Cremers, der zu ganz anderen Einschätzungen und Ergebnissen über eine kulturgeschichtliche Perspektive kommt. Es ist weniger Pellner als der gewählten Methode entgegenzuhalten, dass ihre Beobachtungen mehr darüber verraten, was die Autorin in dem Film zu sehen meint, als sie letztlich ‚belegen‘ kann (was bei einer inhaltlichen, an ‚Sinn‘ und ‚Bedeutung‘ orientierten Interpretation eines Filmes ohnehin schwierig ist). Denn ohne Berücksichtigung der Entstehungsbedingungen und des (film-)historischen Kontextes, ohne ein Wissen über die Form des dokumentarischen Films vor 1945, kommt es zu Einordnungen, die sich tatsächlich im ‚luftleeren‘ Raum hermeneutischer Sinnsuche bewegen und wenig kontextuellen Aufschluss über die Filminhalte in ihren historischen Zusammenhängen verraten.
Auf dieses Problem im Umgang mit dem Film weist der Beitrag von Cremers hin, der den Film in einer ganz anderen, filmkünstlerischen Richtung als implizite Umsetzung einer jüdischen Traditionsgeschichte vor dem Hintergrund seiner Produktionsgeschichte mit einer Utopie versteht. Cremers Interpretation zufolge handelt es sich bei dem Film um eine Vision der Erlösung in einer vorweggenommenen Zukunft, die von dem Filmemacher Gerron auf einer anderen, latenten Ebene der Produktionslogik in den Film hineingearbeitet wurde (S. 115–116).
Zur Heterogenität des Bandes trägt bei, dass mit Gabriele Rosenthals Auswertungen eines Interviews von Überlebenden des Holocaust und deren Traumatisierung ein Beitrag aufgenommen wurde, der sich nach eigenem Bekunden gar nicht mit den Überlebenden des KZ Theresienstadt auseinandersetzt (Rosenthal gibt hierfür Datenschutzprobleme an, S. 270). Dies mag verwundern, denn, wie Moshe Zimmermann, der den infrage stehenden Film und das KZ Theresienstadt ebenfalls nur kursorisch behandelt, anmerkt, handelte es sich bei jedem KZ um jeweils einzeln zu betrachtende Lager, in denen spezifische Regeln, Abläufe und Ziele galten (S. 146–147). Theresienstadt hat eine Sonderstellung im Lager-System der Nationalsozialisten eingenommen und es sollte erwartet werden können, dass die Beiträge sich auch aus der Beschäftigung mit diesem Lager (und den Filmfragmenten, die das eigentliche Motiv des Bandes darstellen sollten) ergeben.
Drei Sammelbände behandeln den Zusammenhang von Erinnerung und Gedächtnis, Geschichtsvermittlung und Digitalisierung in einem breiten medialen Praxisfeld sowie die Frage, wie sich Zeit und Raum mithilfe neuer technologischer Möglichkeiten kreativ in verschiedenen Zusammenhängen nutzen lassen. Es geht um neue Wege in der Vermittlung von Vergangenheit und der Partizipation von Mediennutzer:innen, wobei nur ein Band (Rothstein & Pilzweger-Steiner) sich dezidiert auf die Erinnerungskultur und die Verarbeitungsformen des Nationalsozialismus in der Postmemory-Generation fokussiert, wohingegen die beiden anderen Bände auch andere Bereiche der Erinnerungsarbeit beleuchten.
Der Band von Rothstein & Pilzweger-Steiner bietet einen breiten Überblick über Felder der „sekundären Zeugenschaft“ (der „prosthetic witnesses“) in der Postmemory-Generation. Wie bei den anderen Bänden auch, handelt es sich um Beiträge, die vor allem den medialen Wandel der Erinnerungskultur in den Blick nehmen und die Zukunft des digitalen Erinnerns thematisieren. In den einzelnen Beiträgen bei Rothstein und Pilzweger-Steiner spielen Veränderungen im Bereich der Archivarbeit ebenso eine Rolle wie Gedenkstättenarbeit im digitalen Raum sowie neue filmische Vermittlungsformen in der Virtual Reality, die neue Formen der (Weitergabe von) Zeugenschaft ermöglichen.
Auffällig ist in allen drei Sammelbänden die besondere Rolle von Film, (Erklär-)Video und Bewegtbild in der Vermittlung von Vergangenheit und Geschichte, aus der sich schließen lässt, dass Historie vor allen Dingen (audio-)visuell aufbereitet, dargestellt und überliefert wird, worauf Thomas Weber im Band von Rothstein & Pilzweger-Steiner hinweist (S. 15). Es findet sich ebenfalls ein eigener Abschnitt zum Film als soziales Gedächtnis in Sebalds und Döblers Band, in dem Oliver Dimbath in einer theoretisch überzeugenden Perspektive den soziologischen Zusammenhang filmischer Darstellungen und sozialen Gedächtnissen beleuchtet, die grundlegend ein Filmverständnis überhaupt erst ermöglichen. Dagegen beleuchtet der Beitrag von Döbler die Erinnerungsdimension in James Bond-Filmen (mit Blick auf zeitgeschichtliche Fragen). Mit historisch sensiblen und kontrovers aufgeladenen Themen wie dem Nationalsozialismus (und der DDR bzw. der ‚alten‘ Bundesrepublik als jüngere Zeitgeschichte) stellen (audio-)visuelle Artefakte aus Sicht der Bildungsarbeit eine besondere Herausforderung dar. Wie sich im Band von Bunnenberg und Steffen zeigt, ist Geschichtsvermittlung im digitalen Format besonders für jugendliche Mediennutzer:innen und Schüler:innen attraktiv, da sich mit historischen YouTube-Erklärvideos eine Form etabliert hat, die verständliche und kurze Zusammenfassungen zu spezifischen Zeitabschnitten bietet. Welche Geschichtsbilder und welches Wissen über Vergangenheit aber entstehen, wenn historische Zusammenfassungen kompakt von interessierten Amateuren angeboten werden, sofern vorausgesetzt wird, wie oben gesehen, dass diese niemals ‚neutral‘ und ‚objektiv‘ sein können, sondern immer auch der größeren Einordnung in komplexe Zusammenhänge bedürfen? ‚Glaubwürdigkeit‘ und ‚Authentizität‘ werden zu Beurteilungs- und Erfolgsmaßstäben, die weniger aus Inhalten, sondern aus der Performanz entstehen. Es vollzieht sich somit, so Weber (S. 17), eine perspektivische Wende der historischen Epistemologie vom „Was“ zum „Wie“, wodurch die performative Ebene stärker in den Vordergrund rückt. Angesichts neuer digitaler Verfügbarkeiten rückt das Thema der „Remediatisierung“, der Wiederverwendung und Neukontextualisierung von online verfügbaren (Bild-)Material, in ein neues Licht (was als mediale Praxis im Bereich des dokumentarischen Films schon lange unter dem Begriff des ‚Kompilationsfilms’ bekannt ist, siehe etwa Leyda, 1971).
Die meisten Beiträge der drei Sammelbände halten sich empirisch mit einer kritischen Perspektive zurück und heben dagegen eher die Herausforderungen und Chancen neuer (digitaler) Formen hervor. Dieser Ansatz ist letztlich zu begrüßen, stellt die Entwicklung neuer technischer Möglichkeiten die Gedächtnis- und Erinnerungskulturen vor neue Herausforderungen und enthält das Potential einer wachsenden Demokratisierung der Medienkommunikation – denn die ‚alten Medien‘ wie Erinnerungsliteratur, das Fernsehen und der analoge Film waren nicht frei von selektiven und politisch motivierten Betrachtungen der Geschichte. Im Gegenteil: hier fand ein Elitendiskurs statt, der große Teile der Gesellschaft vom öffentlichen Diskurs ausgrenzte. Wie sich bei Assmann und Leo zeigte, ist allerdings die politische Dimension der Erinnerungskultur des 20. Jahrhunderts ein sensibler öffentlicher Diskursbereich, deren (audio-)visuelle und remediatisierten Repräsentationen nicht beliebig sein dürfen, weshalb eine kritische Erinnerungsforschung (auch und vor allem in der Soziologie) einen notwendigen Arbeitsbereich darstellen sollte. Es ist aber nicht die Medientechnologie, die in sich ‚Gefahren‘ eines Missbrauchs birgt, wie eine technikkritische Perspektive insinuiert, sondern die Nutzung von Medientechnologie und Medienkommunikation durch User:innen verweist auf gesellschaftliche Zustände oder gar Missstände, die sich in medialen Repräsentationen äußern und beobachten lassen.
Einzelne Beiträge der Bände verweisen überzeugend darauf, dass die ‚neuen Medien‘ überhaupt nicht als Bruch mit früheren Medien wie Fernsehen und Kinofilm einzuschätzen sind, sondern lediglich Erweiterungen darstellen und sich in eine Mediengeschichte einbetten lassen, aus der man lernen kann, dass sich spezifische Fragen zur Darstellung und Vermittlung von Geschichte jenseits ihrer medialen Form schon immer gestellt haben. So arbeitet Cord Arendes im Band von Bunnenberg und Steffen heraus, dass bereits im Kinder- und Jugendfernsehen des Telekollegs und der Sesamstraße Bildungsangebote an die jüngere Generation gemacht worden sind, die diese Formate bereits alternativ zum Schulunterricht pädagogisierten (S. 29–40).
Dass sich die Vermittlung von Geschichte und Vergangenheit erinnerungskulturell jedoch nicht nur auf den Nationalsozialismus fokussiert, sondern auch auf andere gesellschaftliche Felder wie etwa dem Umgang mit dem Tod (Benkel), mit der Popkultur (Jost) oder den Terroranschlägen in Paris richtet, verdeutlicht der Sammelband von Sebald und Döbler, der thematisch breiter angelegt ist als die anderen. Erinnerung (und Vergessen), so zeigt sich, ist ein anthropologisches Phänomen, das sämtliche gesellschaftliche Bereiche durchzieht. Es ist in jüngster Zeit vor allem der Bereich der Popkultur, in dem Traditionen eine große Rolle spielen, wie Jost mit Blick auf das „ersungene Gedächtnis“ hinsichtlich der Neuinterpretation populärer Songs auf YouTube zeigt (S. 94). Popkultur ist – wie Simon Reynolds mit dem Begriff der „Retromania“ auf den Punkt brachte (2011) – schon immer nicht nur auf Gegenwärtiges und Neues gerichtet, sondern recycelt seine Vergangenheit in den Angeboten immer wieder aufs Neue. Anders als im Umgang mit dem Nationalsozialismus, dessen Maßstab der medialen Darstellung aus guten Gründen eng an den Erkenntnissen der Geschichte festgemacht wird, ist dagegen die mediale Mythologisierung und Verklärung ein wesentliches Motiv innerhalb von Pop- und Rockmusikkulturen – vor allem in filmischen Aufarbeitungen (siehe dazu Jost & Sebald, 2020).
Praktische Gedächtnis- und Erinnerungsarbeit beruht ursprünglich auf oralen Überlieferungen und Traditionen. Robert Hamms Anleitung zur kollektiven Erinnerungsarbeit bezieht sich weder auf die mündliche Zeitzeugenschaft über den Nationalsozialismus noch spielt hier – abgesehen von der Sprache als Medium – die mediale Perspektive eine Rolle, sondern er stellt eine mündliche Methode des narrativen Selbsterkennens und der damit beabsichtigten Emanzipation und Selbstaufklärung in den Mittelpunkt seiner praxisorientierten Anwendungen. Damit wird im Rahmen der hier zu besprechenden Werke noch einmal eine andere Perspektive in der Erinnerungsarbeit eingenommen.
Es handelt sich um die ausführliche Darlegung einer Form forschenden Lernens in der kollektiven Erinnerungsarbeit, die individuelle Erinnerungen als Ausgangspunkt gemeinsamer Diskussionen und Auswertungen in Gruppenarbeit stellt, um „Wege der Vergesellschaftung“ nachzuzeichnen (S. 7). Das Motiv ist dabei nicht die wissenschaftliche Erkenntnis, sondern die praktische Anleitung zum Lernen aus der persönlichen Geschichte in selbstorganisierten Gruppen. Die Methode richtet sich an die Erwachsenenbildung, an formelle und informelle Gruppen in sozialen und politischen Zusammenhängen, die emanzipative Ziele verfolgen. Einerseits stellt das Werk anhand detaillierter Beschreibungen eine Methode der kollektiven Erinnerungsarbeit in Gruppen vor, die sich in erster Linie auf die Schriften Frigga Haugs bezieht, andererseits stellt es anhand zahlreicher empirischer Beispiele die internationale Anwendung und Verbreitung dieser Methode vor.
Die Methode wird als Teil einer sozialen Bewegung verstanden. Deshalb kritisiert Hamm die Akademisierung der kollektiven Erinnerungsarbeit, da er hierin eine Verengung zu beobachten meint, die dieser Methode entgegensteht und nur einen kleinen Teil der Gesellschaft erreicht (S. 39). Dezidiert zielt die Methode jedoch auf „breite Wirkungen in der Gesellschaft“ und ist damit als Intervention zu verstehen, wie sie auch in Teilen der Cultural Studies vertreten wird, die ihre empirischen Untersuchungen ebenfalls als interventionistisch begreifen (die Cultural Studies spielen in Frigga Haugs Werk eine Rolle), sowie der Biografieforschung, die narrative Interviews auch als einen Beitrag zur Selbstbewusstwerdung der Erzählenden begreifen und biografisches Wissen als soziale Handlungsgrundlage verstehen. Darüber hinaus ist die Methode der kollektiven Auswertung von individuellen Erinnerungsdokumenten und biografischen Erzählungen in (akademischer) Gruppenarbeit in der Biografieforschung ein durchaus übliches Verfahren (z. B. in der ‚objektiven Hermeneutik‘). Schließlich ist die praxisorientierte Auseinandersetzung mit Erinnerungen aus psychotherapeutischen Zusammenhängen bekannt, in denen es um Bewältigung von historisch erlebten, traumatischen Erfahrungen geht (etwa in der Arbeit mit Überlebenden von Terror und Verfolgung im Nationalsozialismus).
Aufgrund seines praxisorientierten Anspruchs muss der Autor einen Spagat vollziehen: Zum einen leitet Hamm die Begründung der Methode aus komplexen theoretischen Zusammenhängen der Narrationsforschung und der konstruktivistischen Bedeutungsanalyse ab und ist darauf bedacht, die Grundlagen des Ansatzes in der Übertragung auf den Ablauf und den Auswertungsprozess auf einem hohen Niveau zu halten (der als wissenschaftlicher Ansatz sehr voraussetzungsreich ist), zum anderen aber ist er bis in die strukturelle Anlage seiner Beschreibungen darum bemüht, diese möglichst verständlich und praxisnah vorzustellen.
Um diese Praxisnähe zu gewährleisten, stellt Hamm zahlreiche (internationale) Projekte aus der kollektiven Erinnerungsarbeit vor, die aus verschiedenen Zusammenhängen entstanden sind, und reflektiert deren Prozessabläufe hinsichtlich ihres Gelingens oder Scheiterns. Originell, wenn auch etwas langatmig, sind die seitenlangen, auf der Grundlage eigener Erfahrungen ersonnenen Gespräche, mithilfe derer er die Vermittlung und Sensibilisierung gegenüber der Methode darzulegen und zu problematisieren versucht. „Paul“, „Marion“, „Jonas“ und andere sind ständige Begleiter:innen durch seine Darlegungen, die ‚lebendig‘ über die Methode reflektieren.
Das Praxisanleitung findet Anwendung in akademischen und nicht-akademischen Gruppen und verbindet individuelle Erfahrungen mit strukturellen Bedingungen in den unterschiedlichsten Lehr-/Lernzusammenhängen, z. B. bezüglich Lehrkonzepten an Universitäten oder Bedingungen am Arbeitsplatz (S. 147–191). Der Effekt der Selbstaufklärung soll dabei auch auf der individuellen Erkenntnis beruhen, Teil des gesellschaftlichen Problems und damit auch Teil der Lösung zu sein. ‚Soziologisch‘ interessant ist diese Methode, da sie an der reflexiven Explikation von Alltagsroutinen und Alltagswissen ansetzt (woran im akademischen Zusammenhang die ‚Alltagssoziologie‘ arbeitet), um soziale Transformationen zu bewirken. Ob und inwieweit daraus tatsächlich eine „soziale Bewegung“ werden kann, wie vom Autor intendiert wird, bleibt eine vom Rezensenten nicht beantwortbare Frage.
Abschließend ist festzuhalten: Alle Werke lassen sich in einen größeren Zusammenhang einordnen, der sich mit Geschichte und Erinnerungskultur als ein konstitutives Merkmal posttraditionaler Gesellschaften beschäftigt. Der durch die Digitalisierung ermöglichte, erweiterte und partizipative Umgang mit der Geschichte birgt mit Bezug auf sensible historische Themen die Gefahr eines selektiven und willkürlichen Umgangs in sich – was allerdings bereits in analogen Erinnerungsformaten gegeben war.
Die medienkritische Perspektive übersieht, dass es nicht die Folgen der Mediatisierung/Medialisierung sind, die eine Herausforderung und mögliche Gefahr für das historische Bewusstsein darstellen, sondern die Gesellschaft bedroht ihren Zusammenhalt in den Selbstbetrachtungen ihrer Geschichte. Medien sind lediglich Instrumente der kommunikativen Sichtbarmachung, die nicht ursächlich für alles Übel verantwortlich gemacht werden können, denn sie spülen das im Sozialen und zwischen den Menschen vorhandene Übel lediglich erst hervor. Die nachvollziehbare Gefahr für den sozialen Frieden, die sich aus einem willkürlichen historischen Umgang mit dem Nationalsozialismus (und auch der DDR) jenseits persönlicher Betroffenheit ergibt, und die mit zunehmenden zeitlichen Abstand immer mehr in den Hintergrund rücken, steckt in dem politischen Gestaltungswillen der Gesellschaft, ihrer Institutionen und einer damit zusammenhängenden historischen Bildungs- und Aufklärungsarbeit. Ob und inwiefern die deutsche Gesellschaft bereit und gewillt ist, sich diesen Herausforderungen zu stellen, bleibt eine offene Frage.
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