Reviewed Publication:
Stoker Donald Why America Loses Wars. Limited Wars and US Strategy from the Korean War to the Present Cambridge Cambridge University Press 2019 336

Das vorliegende Buch kommt mit großen Vorschusslorbeeren daher. Kein geringerer als der ehemalige 4 Sterne General und Nationale Sicherheitsberater H.R. McMaster sieht in der vorliegenden Studie eine „vitale Arbeit um die notwendige Fähigkeit, Kriege wieder zu gewinnen“, zurückzuerlangen. Der Autor des Buches, Professor emeritus am Naval War College will nichts Geringeres, als zu ergründen, warum sich die USA seit dem Ende des WK II so schwer damit tun, Kriege zu gewinnen.
Um es gleich vorweg zu sagen, dieses Buch geht am „großen Ziel“ (Ernst Weidenfeld) vorbei. Denn obgleich der Verfasser sich einem in der Tat wichtigen Thema zuwendet, welches sich selbst bei einem „first look around (Giovanni Sartori) nicht erklären lässt, kommt das zu rezensierende Buch nicht über grobe Generalisierungen hinaus. In guter amerikanischer sozialwissenschaftlicher Tradition erklärt der Verfasser zunächst einmal alle gängigen Definitionen, die sich zum Begriff „Limited War“ in der uferlosen Literatur finden lassen, für entweder zu kurz, obsolet oder unsinnig. Dies wäre durchaus legitim, wenn der Verfasser als nächstes mit einer besseren und im sozialwissenschaftlich bestem Sinne, diskriminierenden Definition des Terminus „Limited Wars“ aufwarten würde. Hier wird der Leser jedoch enttäuscht. Denn begrenzt sind Kriege laut dem Verfasser deshalb, weil weder die politische noch die militärische Führung in der Lage ist, politische und strategische Ziele bei der Kriegsführung zu identifizieren, die dann wiederum dazu führen, das solche Kriege verloren werden.
Somit kann jede Betrachtung des Erfolges von „limited wars“ a) nur ex-post erfolgen und b) ist jeder Sieg dann automatisch eine Bestätigung der Tatsache, dass man politische und strategische Ziele hatte, die richtig und angemessen waren und zum Erfolg der Kampfhandlungen geführt haben.
Darüber hinaus unterscheidet der Autor auch nicht zwischen den militärischen Kampfhandlungen und dem Erreichen der politischen Zielsetzung. Und diese Unterscheidung gilt es zu treffen. Militärisch war die Invasion der USA 2003 in den Irak ein beeindruckender Erfolg, allerdings war der Krieg ein politisches Desaster. Eine solche Differenzierung hätte Stoker möglicherweise davor bewahren können, allzu holzschnittartig in seinem konzeptionellen Teil zu argumentieren.
Nach dem sich 120 des 231 Seiten dicken Buches der Frage der Definition widmen, geht Stoker in dem zweiten Teil des Buches der Frage nach, was denn Strategie ist. Auch hier hat der Autor nicht viel mehr als Allgemeinplätze und Versatzstücke aus der bekannten Literatur zu bieten. Es ist an dieser Stelle müßig, auch hier auf den Argumentationsgang einzugehen, da der konzeptionelle „Wurm“ bereits im ersten Teil des Buches liegt.
Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass das vorliegende Werk in keiner Weise analytisch weiterhilft und unser Verständnis über die Frage nicht bereichert, warum sich die stärkste Militärmacht der Welt so schwer damit tut, begrenzte Kriege zu gewinnen. In dieser Frage stehen die entsprechenden Untersuchungen noch aus.
© 2020 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
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