Home John Allen/ Philip M. Breedlove/ Julian Lindley-French/ George Zambellas: Future War NATO. From Hybrid War to Hyper War via Cyber War. 2017.
Article Publicly Available

John Allen/ Philip M. Breedlove/ Julian Lindley-French/ George Zambellas: Future War NATO. From Hybrid War to Hyper War via Cyber War. 2017.

  • Martin Eduard Debusmann EMAIL logo
Published/Copyright: March 14, 2018

Die Zeitschrift „SIRIUS“ sieht sich als Bindeglied zu der Welt der strategischen Forschungseinrichtungen und veröffentlicht regelmäßig Kurzdarstellungen von ausgewählten Studien, die sich mit wichtigen Aspekten der internationalen strategischen Entwicklung befassen. Dabei werden in jedem Heft einzelne Schwerpunkte gesetzt. Die Kurzdarstellungen dienen primär der Widergabe der Ergebnisse dieser Studien, das schließt kritische Kommentierung nicht aus.

Mit ihrem GLOBSEC-Beitrag „Future War NATO. From Hybrid War to Hyper War via Cyber War“ beziehen die Autoren, die amerikanischen NATO-erprobten Generäle a. D. John Allen und Philipp M. Breedlove, Professor Julian Lindley-French sowie der britische Admiral a. D. und ehemalige First Sea Lord der Royal Navy, George Zambellas, Stellung zu der Lage der NATO angesichts eines sich zunehmend aggressiver verhaltenen Russland. Um eine solche Konfliktlage zu meistern, benötige die NATO eine konzeptionelle Vorstellung vom Krieg der Zukunft („Future War Strategic Concept“), in dem u. a. der Zusammenhang zwischen dem Schutz der Zivilbevölkerung und die Wahrnehmung von Machtinteressen besser verstanden werde.

Das „Internet der Dinge“, vernetzte Technologien, künstliche Intelligenz und Big Data erhöhten zudem das Risiko, dass sich Russland in einem Zusammenspiel mit kriminellen und islamistischen Gruppierungen zusammenschlösse, um dem Westen in jeglicher Art schaden zu können. Anhand zweier detaillierter Szenarien zeichnen die Autoren das Bild, wie die NATO einem drohenden, neuartigen Angriff durch Russland entweder nichts entgegenzusetzen habe oder eben doch standhalten könnte. In den Szenarien kommen Kriegsstrategien und -mittel zum Einsatz, die den Wandel „from hybrid war to hyper war via cyber war“ darstellen.

Der Begriff des hybriden Krieges wird von den Autoren nicht erklärt, sondern vorausgesetzt. Er beschreibt im Regelfall die offene und verdeckte, reguläre und irreguläre, militärische und nicht-militärische Kriegsführung, bei der die Abgrenzung zwischen Krieg und Friedenszustand schwerfällt. Die Autoren definieren einen hyper war als den Einsatz von neuen Technologien in einer sich schnell und ständig ändernden Ausprägung von Krieg. Mit hyper ginge eine Beschleunigung des Konfliktablaufes und einer Verkürzung der Zeiträume für Entscheidungsfindungen einher. Dieses würde eine Automatisierung der Kriegsführung bedingen. Westliche Kulturen seien aufgrund ihrer Abhängigkeit von social media angreifbar für eine politische Manipulation und fake news, was zu einer Aufhebung der Trennung zwischen militärischen und zivilen Zielen in einem hybriden Krieg beitrage. Cyber war bezeichne den cyber-basierten Angriff auf zivile wie militärische Infrastruktur.

Russland sei bereits auf dem Weg, die Transformation zum hyper war aktiv zu beschreiten. Bei seinem Ansatz „Strategic Maskirovka“ handele es sich um eine hohe Form der asymmetrischen Kriegsführung eines einzelnen, eigentlich unterlegenen Akteurs gegen eine mächtigere, aber pluralistisch und fragmentiert agierende Gegnergruppe unter Ausnutzung derer größten Schwachstellen. China entwickele sich in eine ähnliche Richtung, und andere staatliche wie nicht-staatliche Akteure, unter ihnen terroristische Gruppierungen, trügen zu einer weiteren Unsicherheit bei. Die NATO-Mitgliedsstaaten hätten dieser neuen Art der Kriegsführung derzeit wenig entgegenzusetzen. Die Autoren votieren daher für ein neues NATO Future War Strategic Concept.

Das neue NATO-Konzept müsse unter anderem realistischere Übungen vorsehen, in denen die politische Führung eingebunden sei und damit der politische Zusammenhalt gestärkt werde. Das neue Konzept müsse die Rolle der NATO stärken, Aufklärung und Frühwarnsysteme sowie die strategische, militärische Kommunikation fördern, Konfliktmittel für das wachsende Spektrum von Konfliktarten vorhalten und damit unter anderem neue Technologien und nukleare Möglichkeiten berücksichtigen.

https://www.globsec.org/wp-content/uploads/2017/10/GNAI-Future-War-NATO-JLF-et-al.pdf

Published Online: 2018-3-14

© 2018 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Articles in the same Issue

  1. Cover und Titelseiten
  2. Cover und Titelseiten
  3. Editorial
  4. Editorial
  5. Aufsätze
  6. Die Rolle von Abschreckung im neuen strategischen Umfeld Europas
  7. Die Dynamik der Abschreckung
  8. Abschreckung einst und heute
  9. Erweiterte Abschreckung in Asien: aktuelle Lehren für Europa
  10. Berichte und Kurzdarstellungen
  11. Die Trump-Präsidentschaft – Jahr 2
  12. Die neue Nationale Sicherheitsstrategie der Trump Administration
  13. Russische Marinedoktrin und maritime Rüstung: Anspruch und Realität
  14. Ergebnisse internationaler strategischer Analysen
  15. John Allen/ Philip M. Breedlove/ Julian Lindley-French/ George Zambellas: Future War NATO. From Hybrid War to Hyper War via Cyber War. 2017.
  16. Karl-Heinz Kamp/ Wolf Langheld: The Military Adaptation of the Alliance. 2017.
  17. Ian J. Brzezinski/ Tomáš Valášek: Reanimating NATO's Warfighting Mindset: Eight Steps to Increase the Alliance's Political-Military Agility. 2017
  18. Ted Piccone: Democracy and Cybersecurity. Brookings – Democracy and Security Dialogue Policy Brief Series. 2017
  19. Sarah Fainberg: Russian Spetsnaz, Contractors and Volunteers in the Syrian Conflict, Institut français des relations internationales (IFRI), Russie, Nei. 2017. Tom Parfitt: President Putin's Private Army Pays a High Price for Syria Success. 2017.
  20. Benjamin Herscovitch: A Balanced Threat Assessment of China's South China Sea Policy. 2017.
  21. Kroenig, Matthew/ Oh, Miyeon. A Strategy for the Trans-Pacific Century: Final Report of the Atlantic Council's Asia-Pacific Strategy Task Force. 2017.
  22. United Nations Office on Drugs and Crime: World Drug Report 2017. 2017.
  23. Tom Keatinge, Anne-Marie Barry: Disrupting Human Trafficking: The Role of Financial Institutions. 2017.
  24. Buchbesprechungen
  25. Brad Roberts: The Case for U.S. Nuclear Weapons in the 21st Century. 2016.
  26. Christine M. Leah, The Consequences of American Nuclear Disarmament. Strategy and Nuclear Weapons. 2017.
  27. Paul Cornish, Kingsley Donaldson: 2020. World of War. 2017.
  28. Christopher Coker, Rebooting Clausewitz. On War in the 21st Century. 2017.
  29. MichaelPaul, „Kriegsgefahr im Pazifik? Die maritime Bedeutung der sino-amerikanischen Rivalität“. 2017.
  30. Translated Articles (e-only)
  31. The Role of Deterrence in a new European strategic environment
  32. Deterrence Then and Now.
Downloaded on 16.11.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/sirius-2018-0009/html
Scroll to top button