Vorwort
Das Denkmalschutzjahr 1975 war ein Wendepunkt für die Entwicklung der modernen Denkmalpflege – für die Denkmalschutzgesetzgebung, die Institutionalisierung und die Modernisierung der Denkmalmethodik. In den letzten 50 Jahren, so muss man konstatieren, wurde für den Denkmalschutz viel erreicht und hat der Denkmalschutz viel erreicht.
In der Außenwahrnehmung hingegen, insbesondere in der Politik, scheinen Denkmalschutz und Denkmalpflege eher als bürokratischer Ballast wahrgenommen zu werden, anders sind jüngste Bemühungen zu Gesetzesnovellierungen, mit denen die Wirkung und Handlungsmöglichkeiten des Denkmalschutzes drastisch eingeschränkt werden sollen, nicht zu interpretieren. Aber ist das wirklich so?
Tatsächlich haben sich in 50 Jahren seit dem Denkmalschutzjahr der Gedanke des Denkmalschutzes und das Bewusstsein dafür weit mehr in der Gesellschaft etabliert, als es vereinzelte Politiker*innen glauben machen möchten. Das zeigen die Texte in diesem Heft sehr deutlich.
Insbesondere der Beitrag von Steffen Skudelny von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz sowie zwei Beiträge von ICOMOS Suisse zeigen auf, wie sehr der Denkmalschutzgedanke im Bürgertum inzwischen verankert ist, ja teilweise von diesem getragen wird und wie wichtig es für die staatlichen Stellen ist, diese Bemühungen und Initiativen aus der Gesellschaft besser einzubinden und auch zu unterstützen. Das Stichwort ist Partizipation, die auch Bernd Euler-Rolle und Heike Oevermann in ihrem Text zur Weiterentwicklung von Denkmalpflegeplänen einfordern.
Denkmalschutz ist in der Gesellschaft angekommen, das zeigen auch die regelmäßig hohen Teilnehmerzahlen an den Tagen des offenen Denkmals – und hier wird es, wie in dem Beitrag von Skudelny sehr deutlich dargelegt wird, weltfremd, wenn angesichts des großen öffentlichen positiven Interesses und des gerade in den letzten Jahren gewachsenen bürgerschaftlichen Engagements ausgerechnet die staatliche Denkmalpflege als Instrument zur Wahrung, Lenkung und Umsetzung denkmalpflegerischer Ziele und Interessen von der Politik kleingespart und in den Möglichkeiten herunterreguliert wird. Ohne ausreichende öffentliche Unterstützung ist Denkmalschutz nicht möglich.
Zwei wesentliche Beiträge beleuchten die 50-jährige Entwicklung und die besondere Rolle der Vereinigung der Denkmalfachämter in den Ländern (VDL), dem nationalen Zusammenschluss aller Denkmalfachämter in Deutschland, wo zukunftsweisend gedacht und entwickelt wird – so mit der MehrWert-Kampagne. Nur mit einer besseren Außenwahrnehmung steigt die öffentliche Akzeptanz der Denkmalbelange, und hier wurde ein guter Weg beschritten.
Drei weitere Beiträge aus den Nachbarländern befassen sich mit Denkmalthemen aus Polen, Österreich und den Niederlanden. Hier wird deutlich, wie sehr der Denkmalschutz in 50 Jahren ein europäischer Gedanke geworden ist.
Abschließend soll zudem auf den Beitrag »Kulturelles Erbe in der Umweltprüfung« hingewiesen werden, da hier ein noch zu wenig genutztes Planungsinstrument vorgestellt wird bzw. ein Leitfaden, um die Belange des kulturellen Erbes frühzeitig und umfänglich in den Abwägungsprozess der Umweltverträglichkeitsprüfung mit einzubringen, sowie auf die Rezension des Buches von Jan Schleusener über die Geschichte der »Denkmalämter im Rheinland, in Bayern und Thüringen im Wechsel der politischen Systeme (1920–1960)«. Hier wird, zumindest was Thüringen anbelangt, eine Forschungslücke geschlossen.
Für die Redaktion
MARTIN BAUMANN
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- Zur Situation der Denkmalpflege in herausfordernden Zeiten
- Denkmalpflege. MehrWert als Du denkst
- Bausteine der Steuerung: Denkmalpflegepläne weiterschreiben
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- Denkmalpflege und Bildungsbürgertum
- European Architectural Heritage Year 1975 and Reconstructed Polish Old Towns
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- Berichte
- Wege in die Denkmalpflege
- VDL – Arbeitsgruppe »Grundsatzfragen der praktischen Denkmalpflege«
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