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Connections. Collaboration. Community.

Die Deutsche Nationalbibliothek bei der IFLA-Konferenz
  • Renate Behrens-Neumann

    Renate Behrens-Neumann

    Deutsche Nationalbibliothek, Arbeitsstelle für Standardisierung, Adickesallee 1, 60322 Frankfurt am Main

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    , Renate Gömpel

    Renate Gömpel

    Deutsche Nationalbibliothek, Leiterin Fachbereich Benutzung und Bestandserhaltung, Adickesallee 1, 60322 Frankfurt am Main

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    , Ulrike Junger

    Ulrike Junger

    Deutsche Nationalbibliothek, Leiterin Fachbereich Erwerbung und Erschließung, Adickesallee 1, 60322 Frankfurt/Main

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    und Anke Meyer-Heß

    Anke Meyer-Heß

    Deutsche Nationalbibliothek, Digitale Dienste, Adickesallee 1, 60322 Frankfurt am Main

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Veröffentlicht/Copyright: 1. Dezember 2016
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Zusammenfassung

Vom 13. bis 19. August 2016 hat in Columbus, Ohio, der Weltkongress Bibliothek und Information, die 82. IFLA-Generalkonferenz stattgefunden. In diesem Beitrag berichten Kolleginnen der Deutschen Nationalbibliothek über die Veranstaltungen der Sektionen Bibliografie, Katalogisierung, Subject Analysis and Access sowie Nationalbibliotheken.

Abstract

From 13 to 19 August 2016, the 82nd IFLA General Conference which is the World Congress Library and Information took place in Columbus, Ohio. In this article, colleagues from the German National Library report on the events of the sections bibliography, cataloging, subject analysis and access as well as national libraries.

Aus den Veranstaltungen der Sektionen Bibliografie, Katalogisierung, Subject Analysis and Access (früher Klassifikation und Indexierung) sowie Nationalbibliotheken beim Weltkongress Bibliothek und Information, 82. IFLA-Generalkonferenz in Columbus, Ohio.

From the events of the sections bibliography, cataloging, subject analysis and access (former classification and indexing) as well as national libraries at the World Congress Library and Information, the 82nd IFLA General Conference in Columbus, Ohio.

Auch in diesem Jahr wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der IFLA-Konferenz von einer perfekten Organisation der Tagung mit sehr freundlichen Gastgebern, von denen die fast 400 freiwilligen Helferinnen und Helfer hervorgehoben werden sollen, spannenden Treffen und Diskussionen, interessanten Vorträgen und Poster-Präsentationen überzeugt. Es wurde wieder einmal sehr deutlich, wie wichtig die globale Verbindung unter den Bibliothekarinnen und Bibliothekaren ist, denn die Herausforderungen der Zeit können nur gemeinsam bewältigt werden.

Am Weltkongress Bibliothek und Information vom 13. bis 19. August 2016 mit dem Thema „Connections. Collaboration. Community.“[1] nahmen rund 3.100 Personen aus 137 Ländern teil. Über 1.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen allein aus den USA, gefolgt von Kanada und Nigeria mit etwas über 100 sowie der deutschsprachigen Gruppe (Deutschland, Österreich, Schweiz) mit etwa 85 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Die Eröffnungsfeier zeigte Ohio in seiner ganzen Vielfalt, so dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gut eingestimmt wurden auf ihren Besuch. Adele, Superman und ein Kängurubaby zur Eröffnung des IFLA-Weltkongresses. Wer hatte damit gerechnet? Die Eröffnungsfeier brachte ein Feuerwerk von Eindrücken und in einer Show den US-Bundesstaat Ohio näher.

Die IFLA-Präsidentin Donna Scheeder nutze die Gelegenheit, um den neuen IFLA-Generalsekretär Gerald Leitner vorzustellen, den langjährigen Geschäftsführer des Büchereiverbands Österreichs und ehemaligen Präsidenten von EBLIDA, der sein Amt bei der IFLA am 1. Juni 2016 antrat und auf der Eröffnungsfeier erstmals eine Willkommensrede mit ersten Vorstellungen für künftige IFLA-Aktivitäten an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer richtete.

Im Anschluss übernahm Olivier Sedra, Hallensprecher der Cleveland Cavaliers, als Moderator die Show. Die Veranstaltung war gefüllt mit Personen und Begebenheiten aus Politik, Geschichte und dem Zeitgeschehen, die mit Ohio in Verbindung stehen. Ein Interview mit John Glenn, ehemaliger Astronaut und Senator für Ohio, wurde auf einer Leinwand projiziert, die Leistungen der in Dayton geborenen Brüder Wright wurden gewürdigt, Superman, dessen Wurzeln in Cleveland liegen, kam auf die Bühne und Adele wurde von der Drag Queen Nina West aus Columbus verkörpert. Das Kängurubaby warb auf dem Arm seiner Tierpflegerin für den Besuch des Zoos in Columbus. Die in Ohio erfundenen ringförmigen Bonbons „Life Savers“ wurden als Erfrischung an alle gereicht.

Eine ganz besondere Wertschätzung für das Bibliothekswesen wurde durch die Co-Vorsitzenden des IFLA-Organisationskomitees Carol Pitts Diedrichs und Patrick Lozinski übermittelt: Präsident Barack Obama wünschte der Bibliothekskonferenz ein gutes Gelingen!

Die Kongressberichterstattung läuft seit einiger Zeit vor, während und nach dem Kongress in den sozialen Medien. So werden beispielsweise über Twitter und Facebook bzw. in Blogs laufend Neuigkeiten mit kurzen Nachrichten, Fotos und Videos verbreitet.

Die deutschen Stipendiaten schrieben täglich in Blogs eigene Beiträge über interessante Themen und versorgten auch dieses Mal zeitnah die heimischen Kolleginnen und Kollegen, die nicht in Columbus dabei sein konnten, mit aktuellen Informationen. Alle online verfügbaren Berichte aus Columbus sind über die Website des BIB[2] verlinkt.

Auch in diesem Jahr konnten wieder drei Stipendiaten für Berufsanfängerinnen und -anfänger neben den Stipendien für IFLA-Aktive ausgewählt werden. Damit das noch relativ neue Orientierungsstipendium für Berufserfahrene von BI-International und dem Berufsverband Information Bibliothek (BIB) künftig stärker angenommen wird, soll darauf an dieser Stelle noch einmal besonders hingewiesen werden. Das Orientierungsstipendium ist für Kolleginnen und Kollegen mit mehr als zehn Jahren Berufserfahrung gedacht, die zudem noch nie an einer Konferenz außerhalb Deutschlands teilgenommen haben und ihre Motivation in einem Schreiben erläutern sollten.

In der Abschlussveranstaltung in Columbus, Ohio, wurde auch der Ort für den World Library and Information Congress im übernächsten Jahr bekannt gegeben: 2018 wird die IFLA-Tagung in Kuala Lumpur, Malaysia, stattfinden.

IFLA Trend Report Update

Nachdem 2015 in Kapstadt und danach sehr intensiv über den IFLA-Strategieplan 2016–2021 beratschlagt wurde, der nach Abschluss der Diskussionsphase verabschiedet worden ist, stand in Columbus das Update des IFLA Trend Report im Fokus. Auch das Presidential Meeting von Donna Sheeder drehte sich um das Trend Report Update.[3] Es enthält Case Studies aus verschiedenen Ländern und deckt folgende Themen ab:

  1. Erweiterung, aber auch Einschränkung des Informationszugangs durch neue Technologien

  2. Demokratisierung, aber auch Beeinträchtigung der weltweiten Bildung durch E-Learning

  3. Neubestimmung der Grenzen von Privatsphäre und Datenschutz

  4. In hyper-vernetzten Gesellschaften verschaffen sich neue Stimmen und Gruppen Gehör

  5. Transformation der weltweiten Informationswirtschaft durch neue Technologien

Das Trend Report Update von 2016 wurde von IFLA beauftragt, um die Schlüsselthemen zu identifizieren, hervorzuheben und zu teilen, welche in nationalen und regionalen Diskussionen durch den ursprünglichen Trend Report hervorgerufen wurden. Das Report Update fasst diese Diskussionen zusammen und stellt spezifische Fallstudien vor, denen Beispiele Trend-Report-bezogener Aktivitäten von Bibliotheken zugrunde liegen. Das Update bewertet auch die Relevanz der fünf oben genannten IFLA Trends.

Um erfolgreich in einer sich rasch verändernden Welt zu sein, müssen Bibliotheken und Informationsfachleute die Vorteile und Chancen der Trends aufgreifen. Donna Sheeder berichtete auch über den erfolgreichen Verlauf der unter dem Motto „Libraries: A Call to Action”[4] im letzten Jahr begonnenen Veranstaltungen und Aktivitäten.

Satellite Meetings (in Auswahl)

Fünfundzwanzig Vorkonferenzen wurden von den IFLA Sektionen und den speziellen Interessengruppen durchgeführt. Für allein drei von ihnen trat die Library of Congress (LC) als Gastgeberin und Organisatorin auf: die Sektionen Document Delivery and Resource Sharing, Preservation and Conservation und Library and Research Services for Parliaments tagten auf dem Capitol Hill in Washington, D. C.

An der Library of Congress bricht in diesen Tagen ein neues Zeitalter an: Dr. Carla Hayden ist vor kurzem als nächste Librarian of Congress vom Senat bestätigt worden. Sie war im Februar 2016 von Präsident Barack Obama nominiert worden, nachdem John Billigton nach 28 Jahren im Amt in den Ruhestand gegangen war. Mit Carla Hayden, die die Öffentlichen Bibliotheken in Baltimore leitet, wird erstmalig eine farbige Frau und eine gelernte Bibliothekarin die größte Bibliothek der Welt mit über 160 Millionen Medien leiten.

Die Sektion Preservation und Conservation[5] veranstaltete am 10. und 11. August zusammen mit dem Strategic Programm on Preservation und Conservation (PAC) das Satellite Meeting „Up, up and away: High density storage for library materials“, an dem etwa 55 Personen aus 14 Ländern teilnahmen.

Nach einem einführenden Vormittag mit Vorträgen über die jüngsten Entwicklungen von Magazin- und Archivierungslösungen standen zwei Besichtigungen an, zunächst ging es in das Ausweichmagazin der Library of Congress auf dem Fort Meade Armeegelände. Als sich in den 1980/90er-Jahren abzeichnete, dass auf dem Capitol Hill kein Platz mehr vorhanden war, ging die LC auf die Suche nach einem Grundstück, welches nicht weiter als eine Stunde vom Capitol Hill entfernt sein sollte. Man wurde fündig auf einem Armeegelände und konnte dort Platz für max. 13 Ausbaumodule sichern. In der Zeit vor 9/11 waren solche Vorhaben auf einem Armeegelände realisierbar, aus heutiger Sicht nicht mehr vorstellbar. Die LC startete mit dem ersten Modul im Jahr 1994, mittlerweile ist das fünfte Modul im Bau und soll bis September 2017 fertig gestellt sein. Die Magazine sind komplett mit Hochregalanlagen ausgestattet, in zwei Modulen sind mehrere Cold-Storage-Räume für Materialien wie zum Beispiel Mikrofilme eingerichtet.

Am zweiten Tag stand ein weiterer Ausflug an. Ziel war das National Audio-Visual Conservation Center (NAVCC) auf dem Packard Campus der Library of Congress, der ungefähr anderthalb Stunden von Washington in Culpeper, Virginia, liegt. Die Stiftung Packard Humanities Institute in Person von David W. Packard hat mit der Errichtung dieses Gebäudes für die Library of Congress eines der größten privaten Geschenke an eine öffentliche Einrichtung in den USA geleistet. Seit 2007 sind dort die audio-visuellen Sammlungen der LC angesiedelt, sie umfassen zum Beispiel Filme, Fernseh- und Radioaufnahmen, (Musik-)Tonträger jeglicher Form etc. Im NAVCC sind verschiedene Digitalisierungsstrecken am Laufen bzw. werden gerade aufgebaut; vorbereitet wird auch ein Service „Digitalisierung on demand“. Auch im NAVCC sind Hochregalanlagen in Kompaktaufstellung im Einsatz, abhängig vom Material sind für die Lagerung auch Cold-Storage-Räume in Betrieb.

Am Rande der Hauptkonferenz wurde von Columbus aus eine weitere Besichtigung zu von einem Dienstleister betriebenen Ausweichmagazinlager für Bibliotheken durchgeführt. Es handelt sich um das Lager im Eastgate Industrial Park in Gohanna, Ohio, welches die HF Group seit einem Jahr vermarktet. Hauptkunde ist bisher The Ohio State University. Materialien, von denen deren Bibliotheken eine geringe Nutzung annehmen, werden von den Bibliotheken nach Gohanna abgegeben. Über einen Hol- und Bringservice der HF Group werden die neuen sowie die bestellten Materialien von und zu den Bibliotheken zweimal pro Woche geliefert; die HF Group führt außerdem auch Digitalisierungen für die Bibliotheken durch.

German Caucus Meeting 2016

Eingerahmt wurden alle Vortragsveranstaltungen und Arbeitssitzungen des Kongresses auch in diesem Jahr von kulturellen und geselligen Events. Für die deutschsprachigen Teilnehmenden ist das German Caucus Meeting Tradition.

Christine Wellems, die Vorsitzende des IFLA-Nationalkomitees, berichtete über die Neuigkeiten und Veränderungen aus diesem Gremium. Ergänzt wurde dieser Bericht von Kolleginnen aus Österreich und der deutschsprachigen Schweiz, die über die Vorbereitungen zur Einführung der RDA in den öffentlichen Bibliotheken berichteten. Abschließend stellte sich der neue IFLA-Generalsekretär Gerald Leitner vor. Er kündigt eine starke und grundlegende Veränderung der IFLA für die kommenden Jahre an.

IFLA Committee on Standards

Deutsches Mitglied: Ulrike Junger (Deutsche Nationalbibliothek, als Vertreterin der Conference of Directors of National Libraries/CDNL)

Website des Komitees: http://www.ifla.org/standards-committee

Das Committee on Standards (CoS) hat die sektionsübergreifende Funktion, die von der IFLA herausgegebenen Standards und Richtlinien zu überwachen, d. h. neue Standards abzunehmen, für eine regelmäßige Aktualisierung existierender Standards zu sorgen und die Nutzung zu beobachten. Es vergibt entsprechende Arbeitsaufträge und stellt Kriterien für die Arbeit der langfristig eingerichteten Review Groups, zum Beispiel für die ISBD oder die FRBR auf.

Das CoS traf sich zu zwei Arbeitssitzungen. Wichtige Tagesordnungspunkte betrafen die Entgegennahme von Berichten der Review Groups für FRBR, ISBD und UniMARC sowie die Beratung eines Berichts, der sich mit der Organisation dieser dauerhaft eingerichteten Arbeitsgruppen befasst.

Der Aktionsplan des Komitees sieht für das kommende Jahr eine Fortführung der Analyse aller bestehenden IFLA-Standards im Hinblick auf Aktualität u. ä. vor sowie Maßnahmen, um die Standards stärker in das Bewusstsein der Fachgemeinschaft zu rücken.

Open Session des Committee on Library Standards

Das Programm umfasste eine Palette von Vorträgen, die Standards und Richtlinien ganz unterschiedlicher Bereiche betrafen, so einen Bericht über die Entwicklung neuer Richtlinien für Schulbibliotheken, aber auch eine Evaluation der Anwendung dieser Guidelines for School Libraries in Südchina oder die Bemühungen iranischer Bibliothekare, internationale Bibliotheksstandards zur Grundlage nationaler Normen und Standards zu machen.

Hervorzuheben ist der Vortrag der Bibliothèque nationale de France (BnF) über den IFLA-Standard ISBD. Hier wurde sehr anschaulich zusammengefasst, warum die ISBD als universeller und internationaler Standard weltweit für unterschiedliche Ansetzungen in verschiedenen Kultureinrichtungen einsetzbar ist.

Bibliography Section (Sektion für Bibliografie)

Deutsches Mitglied im Ständigen Ausschuss der Sektion: Anke Meyer-Heß (2009–2017, Deutsche Nationalbibliothek)

Website der Sektion: http://www.ifla.org/bibliography

Satellite Meeting Data in Libraries: The Big Picture

Das Satellite Meeting zum Thema „Data in Libraries: The Big Picture“[6] fand am 10. August in Chicago statt.

Als erste sprach Brenda Johnson, die Direktorin der Universitätsbibliothek von Chicago. Sie betonte besonders die Möglichkeiten von Linked/Big Data, eine größere Anzahl an Nutzerinnen und Nutzern anzusprechen und über verschiedene Disziplinen und Institutionen hinweg Daten miteinander vernetzen zu können. Linked Data bietet dabei den Vorteil, dass jeder seine Daten selbst hostet und diese institutsübergreifend miteinander vernetzt werden können. Die Herausforderung bestehe darin, die Daten so zu beschreiben, dass diese auch nachgenutzt und verstanden werden können.

Gary Pollack, VP–Produkt Management von EBSCO, betonte in seinem Beitrag die Macht der Visualisierung von Daten. Erst durch automatisierte Visualisierungen von großen Datenmengen könnten bestimmte Erkenntnisse gewonnen werden.

Philip Schreuer (Stanford University Libraries) referierte über „Linked Data for Production (LD4P): Where Theory Meets Practice“. Nach Schreuer handelt es sich bei MARC um eine einfach Kopie der Titelkarten auf den Bildschirm. Je länger man jedoch mit der Übertragung der Daten in Linked Data warten würde, desto größer werde der Konvertierungsaufwand. Er berichtete von der LD4P-Initiative an sechs der wichtigsten Universitäten der USA, in der unter anderem die Entwicklung einer Open Source Software für die Katalogisierung in Linked Data geplant ist. Darüber hinaus ist die Weiterentwicklung des BIBFRAME-Formats für die Katalogisierung von Musik und Archivmaterial vorgesehen.

Schlomo Sanders von Ex Libris berichtete ebenfalls über die Bestrebungen, die Katalogisierung in ihren Diensten auf Linked Data umzustellen. Allerdings sei die Nachfrage nach Linked-Data-Umgebungen aktuell noch sehr gering, so dass dieser Prozess nur sehr langsam voranginge. Auch stellte er in Frage, ob BIBFRAME bis 2018 schon so weit sei, dass eine umfassende Katalogisierung damit vorgenommen werden könne.

In den Panelsessions wurde vor allem betont, dass bei der Verarbeitung von Big Data über Linked Data neue Datenschutzprobleme auftreten können. So können bereits anonymisierte Daten durch die Verlinkung zu anderen Datenquellen de-anonymisiert werden, was auch bereits vorgekommen sei. Darüber hinaus werden Daten international miteinander verlinkt, die jedoch jeweils unter nationale Datenschutzgesetze fallen. So seien für alle Datensets verschiedene Policies zur Verwendung der Daten notwendig.

Open Programme

In der ersten Sitzung der Bibliography Section[7] ging es vor allem um die Ergebnisse des letzten Jahres und das offene Programm auf dem Kongress. Mathilde Koskas und Pat Riva haben im letzten Jahr das National Bibliographic Register[8] in eine Reihe von Excel-Tabellen überführt, die hervorragend für Analysen über die verschiedenen Formen von Bibliografien geeignet sind, die hoffentlich bald auf den Webseiten der Sektion veröffentlicht werden können.

Das offene Programm der Sektion für Bibliografie hat am 18. August 2016 in Halle E unter dem Motto „Opening the National Bibliography: Transforming Access to Data and Building Connections“[9] stattgefunden.

Der erste Vortrag von Anke Meyer-Heß unter dem Titel „What happens if you publish the National Bibliography under a CC0 license? – Experiences of the German National Library (DNB)“[10] resümierte die Erfahrungen der Publikation der Nationalbibliografie unter einer CC0 Lizenz. Über fünf Jahre hat die Deutsche Nationalbibliothek die Preise für die Daten kontinuierlich reduziert und ein Datenset nach dem anderen freigegeben. Das Ergebnis war ein starker Anstieg der SRU-Kunden und eine wesentlich bessere Nachnutzung der Daten von Suchmaschinenanbietern und anderen Softwareherstellern.

Saeedeh Akbari-Daryan aus dem Iran konnte leider kein Visum für die USA bekommen, hat aber ihren Vortrag auf Youtube aufgezeichnet, so dass dieser in der Session gezeigt werden konnte. In dem Vortrag zum Thema „Publishing open National Bibliography of Iran“[11] berichtete sie darüber, wie die Bibliothek ihre Bibliografie über das Google Webmaster Tool publiziert hat und darüber hinaus durch verschiedene Suchmaschinenoptimierungsverfahren die Zugriffe auf die Bibliografie steigern konnte.

Ylva Sommerland von der National Library of Sweden, Stockholm, fasste in ihrem Vortrag „Accessing National Bibliographic Data in Visual Dialog with Biographic Data“[12] zusammen, wie anhand der bibliografischen Daten verschiedene Auswertungen gemacht und diese visualisiert werden konnten. Diese Auswertungen fließen in den jährlichen Statistik Report der schwedischen Nationalbibliothek ein und zeigen Möglichkeiten für weitere Entwicklungen auf.

Cataloguing Section (Sektion Katalogisierung)

Deutsches Mitglied im Ständigen Ausschuss der Sektion: Renate Behrens-Neumann (2015–2019, Deutsche Nationalbibliothek)

Website der Sektion: http://www.ifla.org/cataloguing

Satellite Meeting RDA in the Wider World

Auch in der Sektion Katalogisierung fanden in den Tagen vor dem eigentlichen IFLA-Kongress mehrere Satellite Meetings statt. Die Cataloguing Section war am 11. August bei OCLC in Dublin, Ohio, mit dem Thema RDA zu Gast.

Eröffnet wurde die Veranstaltung von Simon Berney-Edwards, dem Vorsitzenden des RDA Board. Er stellte das neue Governance Modell vor und betonte dabei den unbedingten Willen der RDA-Gremien zu einer Internationalisierung des Standards RDA. Der Standard muss sich weiterentwickeln und dabei gleichzeitig stabil für die tägliche praktische Arbeit bleiben. Diesen Spagat zu halten, wird die Herausforderung für die nächsten Jahre sein. Mit der strategischen Neuausrichtung ist auch eine organisatorische Neuaufstellung der RDA-Gremien verbunden. Künftig wird es nur noch Regional Representatives für die einzelnen Erdteile geben. Die europäische Vertretung ist hierbei die erste neu aufgebaute Vertretung in dieser Struktur und hat diese Funktion bereits seit dem Frühjahr 2016 übernommen.

Vertreterinnen und Vertreter aus Südamerika berichteten über die Implementierung der RDA in den spanischsprachigen Regionen Südamerikas und die Wichtigkeit der spanischen Übersetzung der RDA in diesem Prozess.

Ahava Cohen sprach über die Implementierung der RDA in Israel. Wie auch in einigen Ländern Europas ist die Mehrsprachigkeit bei der Einführung der RDA in Israel ein wichtiger Aspekt. Aktuell wird die Implementierung dort neben der englischen in vier weiteren Sprachen (hebräisch, russisch, arabisch und französisch) durchgeführt. Hierbei wird versucht, bereits bestehende Übersetzungen nachzunutzen. Da es bislang nicht möglich war, Übersetzungslizenzen zu erwerben, kommt die Mehrsprachigkeit zunächst nur bei den Arbeitshilfen zum Tragen. Wie auch bei den europäischen Sprachen taucht die Genderproblematik bei der Übersetzung auf und konnte bislang noch nicht zufriedenstellend gelöst werden, was eine noch stärkere Heterogenität der Kataloge zur Folge hat.

Marja-Liisa Seppälä berichtete in ihrer Präsentation über das RDA based Data Model of the Finnish Memory Organizations. Ziel dieses Vorhabens ist es, ein Repository für Bibliotheken, Archive und Museen bis 2019 aufzubauen.

Christian Aliverti von der Schweizerischen Nationalbibliothek und Renate Behrens-Neumann von der Deutschen Nationalbibliothek berichteten über den neuen Ansatz im deutschsprachigen Raum bezüglich der Erschließung von Sondermaterialien. Hier wurden bereits konkrete Aufgaben begonnen. So gibt es Sonderarbeitsgruppen zu Archivalien, Bildern und alten Drucken. Eine weitere Arbeitsgruppe zu mittelalterlichen Handschriften ist geplant.

In der deutschsprachigen Community wird in diesem Zusammenhang ein neuer Ansatz verfolgt. Die ursprüngliche Idee, dass RDA ein Standard für alle Ressourcenarten aus allen Kultureinrichtungen sein soll und dem entsprechend auch alle Regelungen für die Erschließung dieser Materialien enthält, wurde hier als nicht zielführend erachtet. Vielmehr ist man daran interessiert, bestehende Standards aus Bereichen wie Archive und Museen durch Verlinkungen an die RDA anzubinden und kompatibel zu machen. Der Diskurs darüber dürfte in den nächsten Jahren international an Bedeutung gewinnen, da das RDA Board und das RDA Steering Committee die Ausweitung auf weitere Kultureinrichtungen als eine der Prioritäten für die Arbeit in den nächsten Jahren ausgewiesen haben.

In den abschließenden Berichten an diesem Satellite Meeting betonten auch Diane Hillmann und Jon Phipps die Notwendigkeit, die unterschiedlichen Bedürfnisse der verschiedenen Anwendersprachen zu berücksichtigen, und Gordon Dunsire, der Vorsitzende des RSC, wies drei Schwerpunkte für die künftige Weiterarbeit am Standard RDA aus. Dies sind eine wirkliche Internationalisierung, die Zusammenarbeit mit weiteren Kultureinrichtungen und die Einbindung in Linked-Data-Umgebungen. Die Weiterentwicklung anderer Modelle und Standards wie FRBR, ISSN, ISBD ist hierbei wichtig. Aufgrund der geforderten Weiterentwicklung der Standards und Modelle kündigte er für die nächsten zwei bis drei Jahre eine grundlegende Überarbeitung und Umstrukturierung des RDA Toolkit an.

Pat Riva stellte zuletzt den Neuentwurf der FRBR-LRM vor, der im Februar 2016 von der FRBR Review Group zur weltweiten Kommentierung vorgelegt wurde. Bei der Neuauflage wurde das ursprüngliche Modell verschlankt, unnötige Attribute und Relationen wurden gestrichen und nicht benötigte Entitäten entfernt. Riva betonte, dass das neue Modell FRBR-LRM eine starke Flexibilität aufweist. So können Entitäten, Relationen und Attribute ergänzt und bei Bedarf weiter aufgesplittet werden. Wichtig hierbei ist allerdings, dass an der Struktur des Modells nichts verändert wird. Ziel ist es, dass das Modell an verschiedene Katalogisierungsstandards angepasst werden kann.

Satellite Meeting Authority Data on the Web

Veranstaltet vom VIAF Council und OCLC, fand am 12. August ein weiteres Satellite Meeting in den Räumen von OCLC in Dublin, Ohio, statt. Zum Auftakt der Veranstaltung beleuchteten Edward T. O’Neill und Thomas B. Hickey von OCLC die Entwicklung von VIAF. Aktuelle Anwendungen hingegen stellte Ricardo Santos Muños anhand von spanischen Projekten sowohl aus dem Bibliotheksbereich als auch aus Forschungsdatenbanken vor. Daniel Pitti präsentierte das Projekt Social Networks and Archival Context, SNAC. Hier werden Normdaten aus verschiedenen Datenbanken mit historischen Dokumenten in einer Zusammenarbeit von Bibliotheken, Archiven und Museen verlinkt.

Andrew McEwan von der British Library stellte die auch von der Bibliothèque nationale de France unterstützte Idee einer Zusammenarbeit der Normdatendienste VIAF und ISNI (International Standard Name Identifier) vor, durch die eine Ausweitung der Dienste in viele Bereiche erreicht werden soll.

VIAF Council Meeting

Schwerpunkt des Arbeitstreffens am 12. August war das von der Bibliothèque nationale de France und der British Library eingebrachte Diskussionspapier über eine mögliche Zusammenarbeit der Normdatendienste VIAF und ISNI. Die Vertreterin von OCLC bestätigte die dauerhafte Bereitstellung der beiden Dienste, machte aber gleichzeitig darauf aufmerksam, dass es sich hierbei um eigenständige, vielleicht auch konkurrierende Dienste handle. Da keine Vertretung von ISNI anwesend war, wurde das Thema zunächst zurückgegeben. Die British Library und die BnF werden gebeten, ein weiteres Papier vorzulegen, in dem genauere Angaben über mögliche Ziele einer Zusammenarbeit der beiden Dienste dargelegt werden. Danach will das VIAF Council über die Weiterarbeit an diesem Thema und die mögliche Einrichtung einer Arbeitsgruppe zu diesem Thema entscheiden.

Im Gegensatz zu dem obigen Thema wurde bei der von der Cataloguing Section angeregten Überarbeitung des IFLA-Standards GARR (Guidelines for Authority Records and References) ein Beschluss gefasst. Die Mitglieder des VIAF Council empfehlen der Cataloguing Section die Aktualisierung und sind grundsätzlich bereit, sich bei der Überarbeitung einzubringen.

Beacher Wiggins scheidet als Chair des VIAF Council aus. Roberto Santos Muños folgt ihm in diesem Amt.

Cataloguing Section

Der Jahresbericht der Cataloguing Section wird regelmäßig auf der IFLA-Website zur Verfügung gestellt. Der Berichtszeitraum wird in Zukunft jedoch nicht mehr das Kalenderjahr abdecken, sondern von September zu September des Folgejahres berichten, um den durch die jährlichen IFLA-Kongresse gegebenen Zyklus besser abdecken zu können. Regelmäßige Berichte erscheinen auch in den SCATNews, dem Newsletter des Standing Committee der IFLA Cataloguing Section. In diesem Jahr sind bereits zwei Ausgaben erschienen.[13]

Im Rahmen des IFLA-Kongresses in Columbus, Ohio, hat ein Treffen der IFLA-Verantwortlichen stattgefunden, an dem auch die Vertreterinnen der Cataloguing Section teilgenommen haben. Im Frühjahr 2017 soll es ein Sondertreffen dieses Kreises geben, um die zukünftigen Strukturen und Strategien der IFLA zu überprüfen und gegebenenfalls neu auszurichten. Grundsätzlich wird die Notwendigkeit der Zusammenarbeit der Cataloguing Section mit dem Committee on Standards betont. Dies trifft auch auf alle nachgeordneten Arbeitsgruppen der Sektion zu. So müssen alle ausgearbeiteten Modelle und Standards dem Committee on Standards zur abschließenden Bewilligung als IFLA-Standard vorgelegt werden.

Im Frühjahr 2016 hat erstmals ein Midterm Meeting der Cataloguing Section in Paris stattgefunden. Dieses Treffen diente strategischen Überlegungen und Grundsatzdiskussionen zur Arbeit der Cataloguing Section und wurde von den Teilnehmenden als sehr konstruktiv empfunden. Ein weiteres Midterm Meeting für das Frühjahr 2017 ist in Planung.

FRBR Review Group

Im Februar 2016 hat die FRBR Review Group die erste Version der konsolidierten Fassung von FRBR (FRBR-LRM)[14] auf den Webseiten der IFLA veröffentlicht und zu Kommentierungen bis Anfang Mai 2016 aufgerufen. Zahlreiche Rückmeldungen, darunter auch drei Beiträge aus der deutschsprachigen Community, wurden abgegeben. Das Dokument wurde in der Folge überarbeitet und ein aktualisierter Entwurf lag für die IFLA vor. Um als offizieller Standard der IFLA veröffentlicht werden zu können, wurde das überarbeitete Dokument dem Committee on Standards[15] übergeben.

Für die abschließende Beratung hat sich die FRBR Review Group in einer ganztägigen Sondersitzung im Anschluss an den Kongress getroffen, um die letzten Änderungsvorschläge abzustimmen. Die FRBR Review Group hofft, das neue Modell, das nun den Namen IFLA-LRM hat, bis Ende 2016 vorlegen zu können. Die Endfassung wird dann, wie schon das alte Modell, in die offiziellen IFLA-Sprachen übersetzt. Grundsätzlich wurden an dem im Frühjahr vorgelegten Entwurf keine großen Änderungen vorgenommen. Auf die neue Entität „Representative Work“ wurde verzichtet. Der Sachverhalt soll nun durch Attribute ausgedrückt werden.

ISBD Review Group

Die Gruppe hat sich seit einigen Jahren mit einer Aktualisierung der ISBD beschäftigt. Sie empfiehlt dringend, diese Arbeiten nun abzuschließen, um den Standard weiter in einer aktuellen Version anbieten zu können. Die Notwendigkeit der ISBD wurde in den Arbeitssitzungen noch einmal betont. Viele Anwenderkreise können oder wollen sehr ausführliche Standards nicht anwenden und benötigen einen einfachen, praktikablen, aber verlässlichen Standard wie die ISBD. Grundsätzlich sieht die Arbeitsgruppe hier eine große Chance für IFLA-Standards, die als allgemeine Grundlagenstandards von großem Interesse sind und nicht in Konkurrenz zu ausführlichen Standards wie RDA gesehen werden sollten. Darüber hinaus können solche einfach zu benutzenden IFLA-Standards Türöffner für den Einsatz von Standards in weiteren Kultureinrichtungen wie Archiven und Museen sein.

Für die konkrete Weiterarbeit an den ISBD schlägt die ISBD Review Group die Einrichtung einer Unterarbeitsgruppe vor, die bis zur nächsten IFLA in Breslau 2017 einen Abgleich der ISBD mit dem neuen Modell IFLA-LRM vornimmt und dabei die Aspekte Internationalität, Mehrsprachigkeit und Erfassen in mehreren Schriften besonders berücksichtigt. Die Cataloguing Section und das Committee on Standards haben diesem Vorschlag zugestimmt.

ICP

Die Revision der International Cataloguing Principles ist abgeschlossen und dem Committee on Standards vorgelegt worden. Hier muss eine Rückmeldung abgewartet werden, bevor ein Zeitplan für die Veröffentlichung gemacht werden kann.

Names of Persons Working Group

Die Gruppe hat ein Update der Dokumente durchgeführt. Es wurden 118 Länder kontaktiert. Die Ergebnisse wurden auf der Website dokumentiert.

GARR

Der IFLA-Standard GARR (Guidelines for Authority Records and References) wurde zuletzt im Jahr 2001 aktualisiert. Bereits im Midterm Meeting der Cataloguing Section 2016 wurde beschlossen, eine Aktualisierung zu empfehlen. Ähnlich wie die ISBD wird auch GARR als ein Grundlagenstandard eingestuft, der einfach und unkompliziert in vielen Einrichtungen, auch außerhalb der Bibliotheken, einsatzfähig ist. Für diese Aufgabe soll in Kürze eine Arbeitsgruppe eingerichtet werden, die eng mit weiteren IFLA-Arbeitsgruppen, die sich mit Normdaten befassen, zusammenarbeiten wird.

Open Session der Cataloguing Section

Wie in jedem Jahr veranstaltete die Cataloguing Section eine Vortragsveranstaltung. Hier ist der Vortrag von Gordon Dunsire hervorzuheben, der wieder einmal betonte, dass es unzählige gute Ansätze bei der Erfassung von Metadaten gibt, die Mängel bei den vorhandenen Systemen und die unzureichenden Ressourcen jedoch dazu führen, dass Bibliotheken und andere Institutionen, die Kulturgut erschließen, ihr Potential nicht annähernd ausschöpfen können. Dies führe dazu, dass die Erschließenden in einer extrem hybriden Umgebung arbeiten müssen und die Recherche der Bestände erschwert wird.

Ebenso in dieser Veranstaltung wurde das Projekt DOREMUS (DOing REusable MUSical data) vorgestellt. Das Forschungsprojekt der Bibliothèque nationale de France, von Radio France und der Philharmonie Paris stellt Daten in Linked Open Data zur Verfügung.

Eine Vertreterin der Bibliotheca Alexandrina bekräftigte in ihrer Präsentation den Wunsch der arabischsprachigen Länder, sich in die Arbeit an Standards bereits bei der Entstehung einzubringen und nicht erst auf fertige Standards reagieren zu wollen. In diesem Zusammenhang ist auch die geplante Übersetzung der RDA ins Arabische von großer Bedeutung.

Subject Analysis and Access Section

Deutsches Mitglied im Ständigen Ausschuss der Sektion: Ulrike Junger (2013–2017, Deutsche Nationalbibliothek)

Website der Sektion: http://www.ifla.org/subject-analysis-and-access

Die Arbeit der Sektion dient dem Austausch über alle Aspekte von Inhaltserschließung auf internationaler Ebene. Die Standardisierung und einheitliche Anwendung von Verfahren zur klassifikatorischen und verbalen Inhaltserschließung durch Einrichtungen, die bibliografische Daten erzeugen, soll gefördert werden. Zunehmend wird der Schwerpunkt auf die Nutzung inhaltserschließender Daten gelegt. Auch das Thema Genre und Form von Publikationen wird in der Sektion mitbearbeitet. Mitglieder des Ständigen Ausschusses arbeiten zum Beispiel in der FRBR Review Group mit. Daneben gibt es eine Reihe sektionsinterner Arbeitsgruppen, beispielsweise zu den Themen Genre/Form oder innovativen Methoden der Inhaltserschließung. Das Komitee traf sich wie in jedem Jahr zu zwei Arbeitssitzungen während der Konferenz.

Gleich zu Beginn der ersten Sitzung konnte die Vorsitzende der Sektion, Maja Žumer (Universität Ljubljana, Slowenien), eine wichtige und erfreuliche Mitteilung machen: Das Governing Board der IFLA hatte kurz zuvor der Namensänderung zugestimmt, die die Sektion beantragt hatte: die bisherige Benennung „Classification and Indexing/Klassifizierung und Indexierung“ wurde aufgegeben zugunsten des neuen Namens „Subject Analysis and Access“. Dadurch soll zum Ausdruck gebracht werden, dass es mittlerweile eine Vielzahl an Formen und Methoden gibt, um Dokumente inhaltlich zugänglich zu machen. Darüber hinaus soll der Aspekt der Nutzung inhaltserschließender Daten bzw. des thematischen Zugriffs auf Ressourcen stärker in den Fokus gerückt werden.

Die Tagesordnung der beiden Sitzungen der Sektion war vor allem durch die Entgegennahme von Berichten aus den Arbeitsgruppen und anderen regelmäßigen Tagesordnungspunkten bestimmt, wie z. B. der Nachbereitung des diesjährigen Vortragsprogramms (siehe im Folgenden) sowie der Ideensammlung für die Aktivitäten auf der Konferenz im kommenden Jahr.

Satellite Meeting Subject Access: Unlimited Opportunities

Die Subject Analysis and Access Section hatte am 11. und 12. August eine Satellitenkonferenz an der State Libray of Ohio organisiert, die dem Thema „Subject Access: Unlimited Opportunities“ gewidmet war. An zwei Tagen wurde ein breites Spektrum an Themen rund um inhaltliche Erschließung von internationalen Referentinnen und Referenten beleuchtet. Das Spektrum reichte von Grundsatzüberlegungen zu Aufgabe und Charakter inhaltlicher Erschließung in einer vernetzten Welt über Projekte zu neuen Verfahren für Inhaltserschließung und der Nutzung inhaltserschließender Daten bis zu einem Erfahrungsbericht über Lehre und Unterricht im Bereich Klassifikation.

Umrahmt wurde die Veranstaltung von zwei Keynote-Vorträgen. Marcia Lei Zeng (Kent State University, Columbus, Ohio) referierte zu Beginn über das Potential, das strukturierte (inhaltserschließende) Daten von Archiven, Bibliotheken und Museen im Kontext des Semantic Web und für Digital Humanities haben. Es schlossen sich vier thematische Teile an. In der ersten Sitzung „Design Thinking and Subject Access“ wurde in einem Grundsatzvortrag die Frage beleuchtet, ob die traditionellen Prinzipien der Wissensorganisation in der heutigen digitalen Welt noch funktionieren.

Die zweite Teilsitzung bot drei Beiträge zum Thema „User Needs and Subject Access Design“. Janis L. Young von der Libray of Congress berichtete über Weiterentwicklung der Library of Congress Subject Headings, insbesondere die Erstellung neuer Vokabulare für Genre/Form, Besetzungsangaben bei Musikressourcen sowie für demografische Gruppen.

Daran schloss sich ein Vortrag an, der sich mit der Frage befasste, ob das Kriterium des Nutzens (usefulness) bei der Erschließung von Medienwerken nicht stärker berücksichtigt werden sollte, da verschiedene Nutzergruppen unterschiedliche Fragestellungen an ein Dokument haben.

Elise Conradi (Norwegische Nationalbibliothek, Oslo) sowie zwei Mitarbeiter des DDC Editorial Teams hielten im Anschluss einen Vortrag zur Dewey Decimal Classification; sie beschrieben die Möglichkeiten für Erschließende, im System WebDewey zusammengesetzte Notationen (sog. built numbers) und Indexbegriffe abzulegen, die dann von anderen Erschließenden nachgenutzt werden können.

Ein dritter Themenblock war den Methoden der Inhaltserschließung und deren Evaluation gewidmet. Erwähnt sei hier der Vortrag von Andreas Oskar Kempf (Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften, Kiel), der die Inhaltserschließungsstrategie der ZBW erläuterte. Um wachsende Dokumentenmengen inhaltlich erschließen zu können, wird ein gestuftes Verfahren praktiziert, das traditionelle intellektuelle Sacherschließung mit maschinellen Verfahren und der Nutzung von Mappings zwischen Vokabularen kombiniert.

Rick Szostak (University of Alberta), ein Wirtschaftswissenschaftler und Wissenschaftshistoriker, unterbreitete einen kontrovers diskutierten Vorschlag, wie inhaltliche Erschließung vereinfacht werden kann, indem eine synthetische Herangehensweise gewählt wird. Hierbei sollen in einer satzartigen Struktur verschiedene klassifikatorische Elemente über Verben verknüpft und ggf. durch Adjektive/Adverbien weiter qualifiziert werden.

Der letzte Teil der Konferenz war mit „Linking and Learning“ überschrieben. Bei OCLC wird derzeit ein Projekt durchgeführt, das Verknüpfungen zwischen Wikipedia-Artikeln und den sog. FAST headings[16] herstellt. Wie Diane Vizine-Goetz (OCLC) berichtete, konnten immerhin 75.000 Links erstellt werden, die zur Nachnutzung verfügbar gemacht werden sollen.

Ein zweiter auf die Dewey Decimal Classification bezogener Vortrag stellte die Möglichkeiten vor, die WebDeweySearch[17] für die Endnutzerrecherche bietet, sowie die verschiedenen in den Nationalbibliotheken Deutschlands, Schwedens und Norwegens eingesetzten Varianten.

Auch der letzte Vortrag befasste sich mit dem Thema DDC, allerdings aus einer anderen Perspektive: K. M. Maphopha von der Universität Limpopo in Südafrika referierte über eine Untersuchung unter Studierenden der Bibliothekswissenschaft, die deren Erfahrungen mit dem Unterricht in der DDC zum Gegenstand hatte. Ein wichtiges Ergebnis war, dass die Studierenden sich die Möglichkeit zu praktischen Übungen wünschen, die bisher nicht Bestandteil des Kurses ist.

Das sehr vielfältige und anregende Programm fand seinen Abschluss in einem Resümee durch Karen Markey (School of Information, University of Michigan, Ann Arbor). Sie ließ die beiden Konferenztage in ihrem Abschlussvortrag Revue passieren und stellte lobend fest, dass viele Vorträge sich mit der Frage befasst hätten, wie Endnutzerinnen und Endnutzern der thematische Zugang zu Medienwerken ermöglicht oder erleichtert werden könne. Notationen und Schlagwörter seien wichtig als erster Einstieg für eine thematische Recherche, aber es reiche ein „gut genug“, denn Nutzerinnen und Nutzer verwendeten mittlerweile eine Vielzahl von Wegen, um zu den für sie relevanten Ressourcen zu gelangen.

Insgesamt konnte die Subject Analysis and Access Section eine sehr positive Bilanz der Satellitenkonferenz ziehen: das Thema Inhaltserschließung und dessen Weiterentwicklung bleibt aktuell, wie auch die lebhafte Beteiligung der rund 85 Teilnehmenden an den Diskussionen zeigte.

Alle Papers und Präsentationen sind über die Konferenzwebseite[18] erreichbar.

National Libraries Section (Sektion Nationalbibliotheken)

Deutsches Mitglied im Ständigen Ausschuss der Sektion: Renate Gömpel (2013–2017, Deutsche Nationalbibliothek)

Website der Sektion: http://www.ifla.org/national-libraries

Die Sektion befasst sich mit der gesamten Bandbreite von Aufgaben der Nationalbibliotheken. Sie arbeitet eng mit der Conference of Directors of National Libraries (CDNL) zusammen und unterstützt die National Information and Library Policy (NILP) Special Interest Group sowie die National Organizations and International Relations (NOIR) Special Interest Group der IFLA.

Vorsitzender der Sektion ist Guy Berthiaume, Librarian and Archivist of Canada, Library and Archives Canada; Sekretärin ist Genevieve Clavel-Merrin, Schweizerische Nationalbibliothek; Informationskoordinatorin ist Melita Ambrožič von der National and University Library of Slovenia, Ljubljana.

Für ausgiebige Diskussionen in den Sitzungen des Ausschusses sorgte der von allen Mitgliedern des Standing Committees bzw. deren Nationalbibliotheken ausgefüllte Fragebogen der Funktionen, Aufgaben und Rollen der Nationalbibliotheken („Guidelines for National Libraries“). Die Antworten aus den Fragebögen wurden in eine Datenbank überführt, so dass bereits eine erste statistische Auswertung von Gemeinsamkeiten und Schwerpunkten, aber auch von noch unterschiedlich in der Entwicklung sich befindenden Themen möglich war. Um eine weltweite Beteiligung der Nationalbibliotheken zu erreichen, wurde in der Sitzung der Konferenz der Direktorinnen und Direktoren von Nationalbibliotheken (CDNL) am Rande der IFLA-Konferenz in einer Präsentation kräftig dafür geworben. Im September 2016 sollen alle in der CDNL vertretenen Nationalbibliotheken (ca. 150) den Fragebogen erhalten, so dass bis zur nächsten IFLA-Konferenz in Wrocław (Breslau) eine umfassende Auswertung vorgestellt werden kann. Das Ergebnis soll vor allem als gegenseitige Unterstützung zwischen den Nationalbibliotheken sowie für die Länder, die noch keine Nationalbibliothek haben, als Orientierung dienen.

Open Session der National Libraries Section

Unter dem Motto „National Libraries and digital collaboration: building connections and communitiesPreservation, enhancement and access to shared documentary cultural heritage in the digital age“stand das Open Programme der Sektion. In den Vorträgen wurde deutlich, dass das Thema „Digitale Zusammenarbeit bzw. Digitale Vereinigung“ noch ganz am Anfang steht und man weitere Veranstaltungen in den nächsten Jahren erwarten darf.

Zunächst stellten Julia Brungs, IFLA, und Vincent Wintermans, Netherlands National Commission for UNESCO, unter dem Titel „Digitally reassembling scattered collections: IFLA, the Memory of the World, and the implementation of the new UNESCO’s Recommendation for Documentary Heritage“ die strategischen Leitlinien von IFLA Cultural Heritage und UNESCO Memory of the World vor, um anschließend Beispiele für konkrete Aktivitäten vor allem im UNESCO Memory of the World Programm zum Zusammenbringen von verteiltem kulturellem Erbe zu illustrieren. Die IFLA muss ihre Rolle beim Zusammenbringen von virtuellem kulturellem Erbe noch definieren, hier sind vor allem auch die Mitglieder gefragt.

Jeasun Lee, National Library of Korea, stellte das Digitalisierungsprojekt der Koreanischen Nationalbibliothek „Digital reunification of dispersed collections“ vor. Die Nationalbibliothek begutachtet, sammelt und digitalisiert mit Korea in Beziehung stehende historische Materialien, die sich im Ausland befinden. Ziel ist neben dem Aufbau einer koreanischen Forschungsinformationsinfrastruktur das koreanische Kulturerbe für künftige Generationen zu erhalten. Die Nationalbibliothek hat seit den 1980er-Jahren mehr als 40 Einrichtungen weltweit mit Bestand an historischen koreanischen Materialien besucht und seit 2004 mit KORCIS (Korean Old and Rare Collection Information Systeme) eine Plattform eingerichtet, in der ältere Bücher sowohl in Korea als auch im Ausland verzeichnet sind. Seit Mai 2016 arbeiten 60 einheimische Institutionen und 37 ausländische Einrichtungen wie zum Beispiel die Tokyo University Library an KORCIS mit. In KORCIS waren Ende 2015 450.000 bibliografische Einheiten und 40.000 Volltexte verzeichnet. Der in Korea verstreute Bestand wird auf 2,2 Millionen Bücher geschätzt, die Nationalbibliothek hat bisher 430.000 bereits digitalisiert und plant weitere 570.000 zu digitalisieren. Zur Durchführung eines effizient ausgeführten Faksimilierungsprozesses wird angestrebt, alle koreanischen Materialien im Ausland zu lokalisieren sowie mit den inländischen Einrichtungen strategische Kooperationen zu schließen, um Doppelarbeit zu vermeiden und die Budgets zu schonen. Vorschläge auf welchen Feldern die IFLA tätig sein könnte rundeten den Vortrag ab.

Driss Khrouz, Bibliothèque nationale du Royaume du Maroc, Morocco, konnte in seinem Vortrag über „Digital preservation and access on collaborative platforms – Le Réseau francophone numérique” unmittelbar daran anschließen. Bereits vor zehn Jahren wurde die frankophone Plattform zur Digitalisierung des in der Welt verstreuten französischen kulturellen Erbes gestartet. 26 Bibliotheken bzw. Institutionen aus 19 Ländern arbeiten mittlerweile zusammen. Der erreichte Stand der Plattform kann eingesehen bzw. durchsucht werden unter: http://www.rfnum.org/pages/

Caroline Brazier, British Library, stellte in ihrem Vortrag „The British Library and its international collections“ die internationalen Digitalisierungsaktivitäten der British Library dar. Vor allem in den letzten zehn Jahren wurde eine Reihe von Aktivitäten in Kooperation mit anderen Einrichtungen und mit unterschiedlichen Finanzierungsmodellen durchgeführt. Um die Vielfalt der Kooperationen und der verschiedenen Modelle zu illustrieren, beschrieb sie eine Reihe von „Case studies“, deren Bandbreite sich von der Digitalisierung einzelner mittelalterlicher Handschriften zum Beispiel zusammen mit der Bulgarischen Nationalbibliothek bis zur Digitalisierung von indischen Büchern aus der Zeit von 1714–1914 zieht. Hier wurden als erster Schritt in einem Pilotprojekt 1.000 Bücher digitalisiert, unterstützt durch die UK Arts and Humanities Research Council und den Newton Fund der UK Government Funding; geplant ist die Digitalisierung von 140.000 Büchern. Auch wenn die Beispiele noch singulär und bruchstückhaft wirken, können aus den gewonnenen Erfahrungen zentrale Herausforderungen für die Entwicklung internationaler Partnerschaften und Schritte für die künftige Richtung einer gemeinsamen digitalen Zukunft basierend auf internationalen Bibliothekssammlungen abgeleitet werden.

Abschließend konnte Isabelle Nyffenegger, Bibliothèque nationale de France, mit ihrem Vortrag „Une bibliothèque nationale, une patrimoine universel: quelle responsabilité? La politique internationale de cooperation numérique de la Bibliothèque nationale de France“ das Bild abrunden. Die Bibliothèque nationale arbeitet an internationalen Aktivitäten mit, um das kulturelle Erbe zu schützen, zum Beispiel unterstützt sie die strategische Schlüsselaktivität der IFLA zum kulturellen Erbe sowie das Blue Shield Netzwerk. Außerdem ist sie Bestandteil der World Digital Library sowie des schon erwähnten Francophone Digital Network RFN. Internationale Kooperationen mit verteilter Digitalisierung sind geschlossen worden, um die Beziehungen Frankreichs zum Rest der Welt herauszustreichen, zum Beispiel France in America, France in Brazil, France in Japan, France in China u. a. Bereits 1997 hat die Bibliothèque nationale de France mit dem Digitalisierungsprojekt Gallica begonnen, welches mittlerweile rund 2,4 Millionen digitalisierte Dokumente enthält.

About the authors

Renate Behrens-Neumann

Renate Behrens-Neumann

Deutsche Nationalbibliothek, Arbeitsstelle für Standardisierung, Adickesallee 1, 60322 Frankfurt am Main

Renate Gömpel

Renate Gömpel

Deutsche Nationalbibliothek, Leiterin Fachbereich Benutzung und Bestandserhaltung, Adickesallee 1, 60322 Frankfurt am Main

Ulrike Junger

Ulrike Junger

Deutsche Nationalbibliothek, Leiterin Fachbereich Erwerbung und Erschließung, Adickesallee 1, 60322 Frankfurt/Main

Anke Meyer-Heß

Anke Meyer-Heß

Deutsche Nationalbibliothek, Digitale Dienste, Adickesallee 1, 60322 Frankfurt am Main

Published Online: 2016-12-01
Published in Print: 2017-01-01

© 2017 by De Gruyter

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