Editorial
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Konstanze Söllner
Könnte es das schon gewesen sein? Mit dem vom DEAL-Konsortium ausgehandelten deutschlandweiten Transformationsvertrag mit Elsevier könnte auf einen Schlag der überwiegende Teil des deutschen wissenschaftlichen Publikationsaufkommens im Open Access zugänglich sein. Die Voraussetzung dafür ist natürlich, dass auch die Verhandlungen mit den beiden anderen großen Verlagen positiv verlaufen und dass alle Wissenschaftseinrichtungen an diesen Verträgen teilnehmen.
Die Erwartungen sind entsprechend hoch gesteckt. Die forschungsstarken Einrichtungen, die diesen Prozess wesentlich tragen müssen, stehen an einem Entscheidungspunkt. Waren es bisher Zusatzkosten, die über die traditionellen Subskriptionskosten hinaus bei der Teilnahme fällig wurden, wird im Fall von Elsevier auf ein neues Kostenmodell umgestellt. Die Anzahl der in den bisherigen Subskriptionszeitschriften erscheinenden Artikel wird mit einer festen Gebühr multipliziert, Übergangsmodelle mit einer gedämpften Preissteigerungsrate sind mit dem neuen deutschlandweiten Angebot der MPDL Services GmbH nicht verbunden. Einerseits herrscht nun wirklich Transparenz hinsichtlich der mit dem Publizieren verbundenen Kosten, andererseits sind die Bibliotheksetats an dieses Szenario nicht angepasst.
Die Publikationskosten sinken bei sehr vielen Einrichtungen, übersteigen aber bei einer Gruppe von großen Bibliotheken die historischen Subskriptionskosten. Nach dem langjährigen Elsevier-Boykott sind in den Häusern aber auch die traditionellen Finanzierungsanteile weggebrochen bzw. wurden durch Preissteigerungen bei anderen Anbietern aufgezehrt. Die jeweiligen Universitäten und Wissenschaftseinrichtungen sind deshalb aufgerufen, eine ganz neue Finanzierung auf die Beine zu stellen, die auch möglichst lange tragfähig bleibt. In der Zeit des Boykotts war eine sehr deutliche Publikationszurückhaltung bei Elsevier-Zeitschriften zu beobachten. Mit einer neuen fünfjährigen Vereinbarung entsteht für die Forschenden mehr Planungssicherheit und viele werden sich Elsevier wieder zuwenden, insbesondere auch den Flaggschiffen unter den Elsevier-Journals. Mit einer sehr deutlichen Kostensteigerung in den kommenden Jahren – über die vertraglich bereits feststehende jährliche Steigerung der Artikelgebühr hinaus – müssen also im Prinzip alle teilnehmenden Einrichtungen jetzt schon rechnen.
Das ist aber noch nicht alles. Die meisten Einrichtungen können von sich aus entscheiden, ob das unmittelbar kostenwirksame Monitoring der Artikel durch die MPDL Services GmbH für sie ausreichend ist. Gerade bei kleineren Einrichtungen mit sehr wenigen Publikationen dürfte das wirtschaftlicher sein, als die Publikationen selbst zu monitoren. Die MPDL Services GmbH hat sich aber ausdrücklich die Option vorbehalten, die Einrichtungen zum Monitoring zu verpflichten, insbesondere wenn bei diesen ein hohes Publikationsaufkommen zu erwarten ist. Diese Aufwände kommen also hinzu.
Bei den publikationsstarken Einrichtungen findet bereits jetzt eine umfassende Diskussion der neuen Vertragsmodelle statt, die mehr oder weniger die ganze Hochschule umfasst. Keine Berufungsverhandlung vergeht, ohne dass von den Forschenden Mittel für den Open Access gefordert werden. Und auch die etablierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beschäftigen sich mit der Frage, was das wissenschaftliche Publizieren kostet und kosten soll. Diese Entwicklung ist positiv. Die Erwartungen sind aber auch sehr groß, dass die Kosten gedämpft werden. Bei dem neuen Elsevier-Vertrag ist das im Gesamtsystem gegeben, aber für die einzelnen Forschenden nicht sichtbar. Dass sich das ändert, ist ein wichtiges Desiderat für den ganzen Bereich der Transformationsverträge.

Konstanze Söllner
© 2023 bei den Autoren, publiziert von De Gruyter.
Dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.
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