Home Ehrhardt, Claus & Eva Neuland. 2021. Sprachliche Höflichkeit (UTB Sprachwissenschaft, Germanistik 5541). Tübingen: Narr Francke Attempto Verlag. 346 S., 32,90 €, ISBN: 9783825255411
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Ehrhardt, Claus & Eva Neuland. 2021. Sprachliche Höflichkeit (UTB Sprachwissenschaft, Germanistik 5541). Tübingen: Narr Francke Attempto Verlag. 346 S., 32,90 €, ISBN: 9783825255411

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Published/Copyright: July 22, 2025

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Ehrhardt, Claus & Eva Neuland. 2021. Sprachliche Höflichkeit (UTB Sprachwissenschaft, Germanistik 5541). Tübingen: Narr Francke Attempto Verlag. 346 S., 32,90 €, ISBN: 9783825255411


Als facettenreiches Thema von gesamtgesellschaftlicher Relevanz ist (sprachliche) Höflichkeit nicht nur häufiger Gegenstand laienlinguistischer Debatten, sondern gleichzeitig ein aus sprachwissenschaftlicher Perspektive bedeutendes Forschungsfeld, das unterschiedliche Disziplinen wie bspw. die Soziolinguistik oder linguistische Pragmatik involviert.

Seit den 1990er-Jahren ist die Untersuchung des expliziten Zusammenhangs von Sprache und ihres Gebrauchs sowie der „Interdependenz von individuellen kommunikativen Wahlhandlungen auf der einen und sozialen Gegebenheiten auf der anderen Seite“ (S. 9) auch für den deutschsprachigen Raum ein relevantes Thema, das seit der Jahrtausendwende zu fruchtbarer Forschung geführt und eine kontinuierliche theoretisch-methodologische wie auch empirische Weiterentwicklung gezeigt hat. Das jedoch insgesamt primär anglophon geprägte Forschungsfeld wird aufgrund zahlreicher involvierter Forschungslinien und der Beteiligung unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen häufig als „unüberschaubar“ charakterisiert (S. 9).

Mit ihrer 2021 in der utb-Reihe erschienenen Monografie unternehmen die Autoren Ehrhardt und Neuland, die sich ihrerseits bereits in namenhaften Publikationen mit der Höflichkeitsforschung aus unterschiedlichen Perspektiven auseinandergesetzt haben, nunmehr den begrüßenswerten Versuch, Studierenden einen Überblick über unterschiedliche Sichtweisen in der linguistischen Höflichkeitsforschung zu geben und einen facettenreichen wie theoretisch begründeten Blick auf Phänomene und Modelle sowie deren respektive Relevanz für die Wissenschaft und gesamtgesellschaftliche kommunikative Praxis zu erarbeiten.

Aufgrund vielfältiger alltagsnaher Anknüpfungspunkte erfreut sich die Beschäftigung mit Aspekten sprachlicher Höflichkeit in der universitären Lehre großer Beliebtheit. Mit der hier diskutierten Monografie verfolgen die Autor:innen das Ziel, der monierten Unübersichtlichkeit der Forschungslinien im aktuellen Wissenschaftsdiskurs Rechnung zu tragen und – mit Schwerpunkt auf den deutschsprachigen Raum – eine adäquate thematische Grundlage sprachlicher Höflichkeit zu präsentieren, um ein „aktuelles Bild von der internationalen Forschung“ (Ehrhardt und Neuland 2021: 9) zu erarbeiten, das es gleichzeitig ermöglicht, einschlägige Theorien und ForscherInnen sowie aktuelle Forschungsansätze kennenzulernen.

Diese Zielsetzung verfolgend, richtet sich das Werk vornehmlich an Studierende und eine akademische Leser:innenschaft, die an einer vergleichsweise kompakten Darstellung dieses spezifischen Fachgebiets interessiert sind, ohne auf Fachwissen im Kontext tiefgreifender theoretisch-methodologischer Fragestellungen rekurrieren zu müssen. Die sich daraus notwendigerweise ergebenden Herausforderungen im Entstehungsprozess des Werkes spiegeln sich folglich in einer einerseits zwar überblicksartigen, aber gleichzeitig naturgemäß stark reduzierten Darstellung der relevantesten sprachwissenschaftlichen Ansätze bzw. Modelle zum Thema sowie ihrer interdisziplinären Verflechtung zu Nachbardisziplinen wider.

Den besonderen Anforderungen an das Werk – spezifisch im Zusammenhang mit der Präsentation der Vereinbarkeit linguistischer und allgemeingesellschaftlicher Aspekte – begegnen die Autor:innen jedoch durchaus bewusst, indem sie sich eigenen Angaben zufolge explizit auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen relevanten Theorie einerseits und einer anwendungsbezogenen und damit zugänglichen praktischen Veranschaulichung andererseits stützen und beispielhaft unterschiedliche kommunikative Kontexte in ihre Darstellungen einbeziehen.

Das mit diesem Werk angestrebte und durchaus anspruchsvolle Ziel, einen Überblick über das heterogene Feld der sprachlichen Höflichkeit zu schaffen, spiegelt sich im zunächst erfreulich stringenten Aufbau des Buches mit facettenreicher Schwerpunktsetzung wider: Strukturell ist die Monografie in insgesamt acht Kapitel aufgegliedert (S. 9–309). Neben der Einleitung (Kap. 1, S. 9–12), in der zunächst die gesellschaftliche Relevanz (sprachlicher) Höflichkeit sowie Aufbau und Zielstellung der Monographie als studentische Grundlagenlektüre dargelegt werden, runden Fazit und Ausblick (Kap. 8, S. 303–309) das Werk inkl. einer Benennung spezifischer Desiderata ab. Im Rahmen von – neben Einleitung und Ausblick – insgesamt sechs inhaltlich strukturierten Kapiteln über unterschiedlicher Perspektiven konstruieren die Autor:innen ihren (kursorischen) Überblick und etablieren sprachliche Höflichkeit als zentrales Element einer Beziehungskommunikation. In diesem Zusammenhang nutzen sie die Gelegenheit, ihre Monografie inhaltlich und perspektivisch von bereits bestehenden Werken abzugrenzen, die bspw. praktische Orientierungsrahmen oder gar ‚Regeln‘ höflichen Sprachverhaltens diskutieren.

Nach der kontextualisierenden Einleitung wird im zweiten Kapitel (S. 13–43) zunächst der Höflichkeitsbegriff selbst im Rahmen eines Alltagsverständnisses diskutiert, wobei die Divergenzen zwischen diesem Verständnis und sprachwissenschaftlichen Perspektiven deutlich sichtbar werden. Dabei rekurriert das Autorenpaar vornehmlich auf die tragende Rolle von Höflichkeit in alltäglichen Situationen und diskutiert diese beispielhaft. Den Schluss des zweiten Kapitels bildet die Analyse einer ARD-Talkshow-Diskussion zum Thema Flüchtlingspolitik, die als ein angeführtes Beispiel gleichsam einen ersten Verweis auf (sprachliche) Unhöflichkeit liefert.

Das Kapitel 3 (S. 59–76) fungiert als kursorischer Rückblick auf Höflichkeit in der europäischen Kulturgeschichte. Dabei gehen die Autoren spezifisch auf Aspekte einer Distanz- und Nähehöflichkeit ein und gehen beispielhaft neu entstehende Begrüßungs‚konventionen‘ bspw. der Coronapandemie auf den Grund.

Mit dem Kapitel 4 (S. 77–123) richten die Autor:innen einen spezifischen Blick auf erstmals genuin linguistische Betrachtungsweisen von Höflichkeit, indem zunächst sprachliche Formen diskutiert werden, die besonders relevant für eine nähere Untersuchung erscheinen. Über eine phraseologische Betrachtungsweise und die Benennung von Höflichkeitsformeln konstruieren die Autoren in diesem Kapitel eine inhaltliche Brücke zu pragmatischen und stilistischen Ebenen. Wenngleich in diesem Kapitel Höflichkeitsformeln im Deutschen thematisiert werden, gelingt den Autoren an dieser Stelle auch ein Brückenschlag zu einer kurzen Betrachtung außereuropäischer Sprach- und Kulturräume.

Die Verbindung zwischen dem im Kapitel 2 erläuterten allgemeinen und alltagssprachlichen Verständnis von Höflichkeit und der sprachlichen Höflichkeit als Beziehungsgestaltung aus linguistischer Sicht wird von den Autor:innen im fünften Kapitel näher diskutiert (S. 125–185). Der Begriff Beziehung wird dabei von Ehrhardt und Neuland explizit als Erklärungsinstanz für die Verwendung spezifischer Formen sprachlicher Höflichkeit herangezogen, wobei gleichsam angemerkt wird, dass der Begriff selbst kein genuin sprachwissenschaftlicher Terminus sei und daher als solcher auch wenig mit Sprache oder Sprachgebrauch zu tun habe, sondern vielmehr in der Soziologie zu verorten sei.

An dieser Stelle zeigt sich die bereits benannte Problematik des Werkes: Zwar ist ein Überblick notwendigerweise breit zu etablieren, die für einige inhaltliche Kontextualisierungen allerdings notwendige Tiefe darf jedoch nicht fehlen. An dieser Stelle wäre nach Meinung der Rezensentin eine tiefgreifendere Verortung sprachlicher Höflichkeitsforschung im interdisziplinären Kontext relevant gewesen, die noch einmal den Versuch unternimmt, das Alltagsverständnis und die häufige Gleichsetzung von ‚Beziehung‘sgestaltung durch Höflichkeit von einer explizit linguistischen Höflichkeit(suntersuchung) abzugrenzen. Auch die Benennungen unterschiedlicher in die Höflichkeitsforschung einbezogener Disziplinen könnten an dieser Stelle näher erläutert und inhaltlich dezidiert ausgeführt werden. Zwar gelingt es den Autoren, die kontinuierlich wachsende theoretisch-methodologische Interdisziplinarität aufzuzeigen, die allerdings in der Folge ohne nähere Erläuterung im Hinblick auf zukünftige Anknüpfungspunkte im Kontext blo0enannter Desiderata verbleibt.

Kapitel 5 des Werkes (S. 125–185) befasst sich mit den Grundlagen der Höflichkeitsforschung und ist insbesondere der Frage danach gewidmet, wie Höflichkeit in der verbalen Kommunikation konstruiert wird und welche Rolle ihr entsprechend im zwischenmenschlichen Umgang zukommt. Die Autor:innen führen unterschiedliche Perspektiven aus und beziehen sich erneut auf das Beziehungsmanagement im Kontext von Höflichkeit als entscheidende Verhandlungsinstanz für die Aufrechterhaltung sozialer Kohäsion. Mit diesem Kapitel verdeutlichen die Autor:innen, dass Höflichkeit ein äußerst komplexes Zusammenspiel von sprachlichen Strategien und unterschiedlichen interpersonellen Dynamiken erforderlich macht. Am Beispiel einer Bundestagsdebatte aus dem Jahr 2020 wird außerdem auf die Unhöflichkeit als Forschungsfeld verwiesen.

Kapitel 6 (S. 187–244) behandelt schließlich die Evolution der linguistischen Höflichkeitstheorien, die von den Autor:innen in drei Hauptphasen (Pionierphase, Konsolidierungsphase und diskursive Phase) vorgestellt wird. Grundlegende Konzepte sprachlicher Höflichkeitstheorien werden in diesem Teil der Monografie ausführlich diskutiert. So wird bspw. im Rahmen der Erläuterung der Pionierphase zunächst auf das von Goffmann eingeführte und aus der Interaktionssoziologie stammende face Bezug genommen. Mit der noch immer als universal geltenden Höflichkeitstheorie von Brown und Levinson stellen die Autoren zudem ein für die Konsolidierungsphase sprachlicher Höflichkeit zentrales Modell vor, das nicht nur individuelle Interaktionen, sondern auch kulturelle Kontexte berücksichtigt. Interessanterweise ist der letzte Abschnitt des Kapitels Höflichkeit als soziale Praxis (S. 238–246) etwas anders strukturiert und diskutiert Höflichkeit in einem empirischen Kommunikationssetting. Die recht allgemeine Feststellung dessen, dass das was in bestimmten Situationen „als höflich angesehen wird“ (S. 38) sehr stark vom Rahmen abhängt und im Zweifelsfall zwischen den Beteiligten ausgehandelt werden muss, ist allerdings nicht überraschend. Mit einem kurzen Bezug auf die diskursive Wende in der linguistischen Höflichkeitsforschung diskutieren die Autor:innen außerdem Eelens Perspektive auf und Ausführungen zu linguistischer Höflichkeit im Kontext von Diskurs und sozialer Praxis. Die Feststellung, dass die Dynamik der Kommunikation je nach sozialem Kontext und etablierter Beziehung der Akteur:innen variiert ist dabei allerdings nicht überraschend (vgl. Escandell Vidal 2016). Für die Leserschaft relevant ist allerdings die Tatsache, dass sprachliche Höflichkeit folglich als ein ebenso strategisches Instrument der Kommunikation betrachtet werden kann, das sowohl unter dem benannten Gesichtspunkt der Beziehungsgestaltung als auch der Wahrung des eigenen Gesichts – also mindestens bidirektional – zu betrachten ist.

Das siebte Kapitel (S. 247–302) diskutiert relevante Anwendungsfelder der Höflichkeitsforschung und ist in mehrere Unterkapitel gegliedert, die verschiedene Aspekte der Höflichkeit u. a. in digitalen Räumen beleuchten. Hier lassen sich Anknüpfungspunkte zur digitalen Pragmatik erkennen (vgl. Meier-Vieracker et al. 2023). Erläutert werden zunächst digitale Kommunikationsgewohnheiten, die mit wachsenden Herausforderungen und – bedingt durch Anonymität – unhöflichem Verhalten, wie z. B. Cybermobbing und Hatespeech einhergehen (7.1). Zeitgleich stellen die Autor:innen heraus, dass das Internet ebenso Räume für positiv unterstützende Kommunikation biete. Generalisierte Aussagen über „Höflichkeit im Internet“ (S. 248) seien problematisch, da Kontexte und Formen stark variieren (7.2). Beispielhaft zeigen die Autor:innen dies anhand unterschiedlicher Domänen wie Foren, Chats und der Kommunikation in Social-Media-Gruppen. Die Entwicklung von Lehrwerken und deren unterschiedliche Herangehensweisen an das Thema Höflichkeit z. B. im Sprachunterricht werden im Kapitel 7.3 diskutiert. Dabei monieren die Autor:innen, dass viele Lehrwerke keine effektiven Einheiten zur Förderung der sprachlichen Höflichkeit enthalten und Aufgabenstellungen häufig zu generalisiert oder kulturübergreifend implementiert werden. Dabei wird gleichzeitig auf unterschiedliche Fortschritte im Lehransatz hingewiesen, etwa beim Übergang von konventioneller zu individueller Höflichkeit und der Berücksichtigung spezifischer Sprach- und Situationskontexte (7.4) Im Kontext der Frage danach, ob Höflichkeit erlernbar sei, argumentieren die Autor:innen, dass das Erlernen von Höflichkeit in einem interkulturellen Kontext besonders herausfordernd sei, da unterschiedliche Kulturen unterschiedliche Normen und Erwartungen in Bezug auf Höflichkeit haben. Wie genau diese Schwierigkeiten überwunden werden können, bleibt jedoch weitgehend offen.

Insgesamt handelt es sich bei dem für Studierenden konzipierten Band um einen kursorischen Überblick zum Thema sprachliche Höflichkeit, der erfreulicherweise den Versuch unternimmt, einen spezifischen Blick auf die Notwendigkeit linguistischer Höflichkeitsforschung auch außerhalb des anglophonen Bereichs zu richten und Studierenden die Notwendigkeit weiterer respektiver Forschung deutlich zu machen.

Hinsichtlich der Strukturierung des Bandes sind lediglich einzelne Kritikpunkte zu nennen: Da die Autor:innen die skizzierte Thematik in mehrere Teilbereiche untergliedern und theoretische Grundlagen sowie praktische Beispiele aus verschiedenen Kontexten anbringen, ist das Lesen zwar kurzweilig und für Studierende praktisch anwendbar gestaltet, andererseits aber auch teilweise verwirrend. Gerade die zahlreichen Unterkapitel wirken stellenweise inhaltlich stark fragmentierend, sodass es den Autor:innen in einigen theoretisch sehr wohl relevanten Diskussionsteilen nicht immer in optimaler Weise gelingt, die Inhalte kongruent in eine praktische Anwendung zu überführen. Dadurch besteht nach Meinung der Rezensentin die Gefahr, dass vor allem die studentische Leserschaft den intendierten Überblick über das Feld verliert und die Anwendung theoretisch-methodologischer Inhalte und Konzeptionen in der Folge ihrer Übertragung auf die Praxis als partiell unklar empfindet. Aus inhaltlicher Sicht wäre eine entsprechend stärkere Konturierung bzw. Kontrastierung der Querbezüge einzelner Kapitel wünschenswert gewesen, um sowohl innerhalb einzelner Kapitel als auch über den Verlauf der gesamten Monografie hinweg einen adäquaten und stärker ‚geführten‘ Überblick zu bieten. Gerade für ein Studienbuch sind diese Querverweise zwischen einzelnen Kapiteln äußerst hilfreich, da insgesamt davon auszugehen ist, dass die Leserschaft kein spezifisches oder zumindest (noch) kein tiefgreifendes Fachwissen zur sprachlichen Höflichkeit mitbringt.

Das übergeordnete Ziel des Werkes – die Vermittlung eines umfassenden Verständnisses für die Bedeutung und die praktischen Aspekte der sprachlichen Höflichkeit – wird allerdings zweifelsohne erreicht, wenngleich sich an der Tiefe der Auseinandersetzung stellenweise Kritik üben lässt. Insbesondere der Einbezug spezifischer und aktueller Tendenzen – wie bspw. die Kommunikation in digitalen Räumen – und entsprechende Entwicklungen in der Sprache hätten hier (fokussiert auf den deutschsprachigen Raum) noch stärker berücksichtigt werden können. Das dadurch erzielte Augenmerk auf eine aktuell hochdynamische Kommunikationslandschaft hätte dem Werk entsprechend weitere inhaltliche Tiefe verliehen.

Hervorzuheben ist allerdings die durchaus solide theoretische und methodische Basis des Werkes, die anhand unterschiedlicher Anwendungsfelder die Relevanz und Aktualität der Höflichkeitsforschung deutlich werden lässt und durch zugängliche Beispiele für Studierende nahbar konstruiert. Durch die Erarbeitung unterschiedlicher Desiderata ist das vorliegende Werk auch für die universitäre Lehre aufschlussreich und gibt Studierenden kontrastive Anregungen für weiterführende Fragestellungen im Rahmen ihres Studiums. Eines der Hauptprobleme der linguistischen Höflichkeitsforschung benennen die Autor:innen zudem in sehr prägnanter Weise, indem sie auf die Problematik der Wechselwirkung zwischen einem alltagssprachlichen und einer wissenschaftlichen Annäherung an den Höflichkeitsbegriff eingehen, was häufig – besonders auch für die linguistische Untersuchung – zu entscheidenden terminologischen Unschärfen führt.

Besonders sichtbar machen die Autoren durch ihr Werk die Heterogenität des Feldes sprachlicher Höflichkeit, das als komplexes und mannigfaltiges Phänomen weit über das starre Befolgen von Höflichkeitsformeln oder die Verwendung spezifischer Anredepronomen hinausgeht. Schließlich durch den Beitrag deutlich, dass noch viele Aufsätze und Untersuchungen erforderlich sind, um bestehende und potenziell erwachsende Forschungslücken in diesem Bereich zu schließen und kontinuierliche theoretisch-methodologische wie empirische Annäherungen zu generieren.

Insgesamt dient der Band nach Meinung der Rezensentin als erfreulich gelungene Sichtbarmachung einer Forschung zu sprachlicher Höflichkeit und bietet einen Überblick über einige aktuelle theoretisch-methodologische Ansätze. Mit dem gleichzeitigen Verweis auf einzelne resultierende und weiterführende Fragestellungen, die perspektivisch aufgegriffen werden können, erfüllen die Autoren die Zielstellung und Anforderung an ein studentisches Begleitwerk.

Die im Rahmen dieser Rezension vereinzelt benannten Kritikpunkte schmälern keinesfalls den hohen inhaltlichen Wert der vorliegenden Monografie. Daher ist ihr weiterhin eine breite Rezeption sowie umfangreiche Anerkennung zu wünschen. Darin liegt die Möglichkeit, zu verdeutlichen, wie die Hinwendung zu Fragestellungen im Kontext der Sprachlichen Höflichkeit – vor allem außerhalb anglophoner Kontexte – zur weiteren Konturierung des Forschungsfeldes beitragen kann und bestehende theoretisch-methodologische Ansätze gewinnbringend erweitert.

Literatur

Escandell Vidal, María V. 2016. Introducción a la pragmática, 1st ed. Barcelona: Ariel.Search in Google Scholar

Meier-Vieracker, Simon, Lars Bülow, Konstanze Marx & Robert Mroczynski (Hrsg.). 2023. Digitale Pragmatik (Digitale Linguistik Band 1). Berlin: J. B. Metzler.10.1007/978-3-662-65373-9_1Search in Google Scholar

Online erschienen: 2025-07-22
Erschienen im Druck: 2025-08-11

© 2025 bei den Autorinnen und Autoren, publiziert von De Gruyter im Auftrag der Gesellschaft für Angewandte Linguistik

Dieses Werk ist lizenziert unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.

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