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Ein »anderer« Oberbefehlshaber?

Generaloberst Rudolf Schmidt und die deutsche Besatzungsherrschaft in der Sowjetunion 1941–1943[1]
  • Chris Helmecke EMAIL logo
Published/Copyright: May 20, 2016
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Zusammenfassung

Die Geschichte des Generaloberst Rudolf Schmidt (1886–1957) ist eine vergessene. Doch sein Handeln als Armeeoberbefehlshaber an der Ostfront in den Jahren 1941 bis 1943 ermöglicht einen neuen Blick auf die Wehrmachtgeneralität und die deutsche Besatzungsherrschaft in der Sowjetunion. Die zentrale Frage, die sich dabei stellt, ist, ob Schmidt ein anderer Typus Oberbefehlshaber war als das bisher bekannte Sample? Gerade in dem entgrenzten deutsch-sowjetischen Krieg wollte Schmidt nicht mit seinen persönlichen und den völkerrechtlichen Grundsätzen brechen. Mit den ihm möglichen Mitteln versuchte er der Gewaltspirale entgegenzuwirken. Kriegsgefangene wurden gemäß den rechtlichen Grundsätzen menschlich behandelt, dem Kommissarbefehl trat er entschieden entgegen. Doch deutlich wird seine Art der Besatzungspolitik in der Behandlung der Zivilbevölkerung sowie in der Partisanenbekämpfung. Bei ersterem versuchte er, die Auswirkungen des Krieges so erträglich wie möglich zu gestalten. Weiter baute er eine autonome Selbstverwaltung in seinem Verwaltungsbereich auf – damals ein einmaliges Experiment. Bei den Partisanen verfolgte Schmidt eine andere Strategie als üblich. Neben dem notwendigen militärischen Kampf verfolgte er eine psychologische Kriegführung; er wollte die Partisanen für sich gewinnen.1

Abstract

The story of Generaloberst (Colonel-General) Rudolf Schmidt (1886‑1957) is a forgotten one. His conduct as an army commander-in-chief on the Eastern Front between 1941 and 1943 allows a new view on Wehrmacht generals and the period of german occupation in the Soviet Union. The central question arising is whether Schmidt was a different type of commander-in-chief as the sample assessed so far? During the brutal German-Soviet war, Schmidt did not want to break with his personal principles and the principles of international law. Using his influence he tried to break the vicious circle of violence. Prisoners of war were treated humanely and Schmidt refused the so-called Commissar Order resolutely. The nature of Schmidt’s occupation policy is shown in the treatment of the civilian population as well as in his anti-partisan operations. With regard to the former, he tried to make the burden of war as tolerable as possible. He established an autonomous self-government in his own sphere of administration – at that time, a unique experiment. Against partisans, Schmidt pursued a different strategy: besides regular anti-partisan operations, he also developed a particular psychological warfare strategy with the aim of winning partisans over.

»Ihre Kriegserfahrung trägt ein Spatz auf dem Schwanz weg«, sagte Generaloberst Rudolf Schmidt (1886–1957) zu Hitler bei einer Lagebesprechung am 13. März 1943.[2] Die Generalität im Raum verstummte, Hitler verschlug es die Sprache. Ob dieser Satz wirklich so gefallen ist, lässt sich nicht einwandfrei belegen.[3] Vieles spricht jedoch dafür, denn nur drei Wochen später musste Schmidt sich von seiner 2. Panzerarmee verabschieden. So offen hatte noch kein General zu Hitler gesprochen. Wie kam es dazu? Handelte es sich um eine spontane Äußerung oder um Ausdruck prinzipieller Opposition? Und vor allem: Wer war dieser General?

Nach der langen Debatte über die Wehrmacht wissen wir mehr über diese Institution, über ihre Struktur, ihr Handeln und nicht zuletzt über ihre Führung,[4] insbesondere durch die fundamentale Studie von Johannes Hürter über die Befehlshaber im ersten Jahr des Ostkrieges.[5] Die Gruppenbiografie als Methode bietet die Möglichkeit eines Gesamtüberblicks sowie eines Vergleichs. Doch darin liegen auch die Grenzen:[6] Der Blick auf die Makroebene zwingt zu Analogieschlüssen, daraus ergibt sich die Gefahr von Verallgemeinerung.

Schmidts Beispiel wird zeigen, dass eine Gruppenbiografie die individuelle Lebensbeschreibung nur bedingt ersetzen kann. An seinem Fall lässt sich vieles verdeutlichen, das über den Blick auf die soziale Zusammensetzung und politische Mentalität der damaligen Generalität oder Fragen von Kriegführung und Besatzungsherrschaft eines deutschen Großverbandes hinausgeht;[7] es drängt sich insbesondere die zentrale Frage nach den Handlungsspielräumen des Einzelnen sowie nach eventuell gegebenen Alternativen zur deutschen Besatzungsherrschaft in der Sowjetunion. Über das Beispiel Schmidts lassen sich darüber hinaus allgemeinere Aussagen über das Verhalten der Militärelite wie über den polyvalenten Charakter und die Mechanismen deutscher Besatzungsherrschaft treffen, die unvermittelt ins Zentrum der Debatte über die Wehrmacht und ihre Verbrechen führen. Das bietet die Möglichkeit, ein differenziertes Bild dieser Millionen-Organisation zu zeichnen.

Es stellen sich dabei in erster Linie zwei Fragen: Inwiefern unterscheidet sich Schmidts Biografie von denen der Gruppe der Oberbefehlshaber? Und: Erschließt sich an seinem Beispiel eine neue Sicht auf die deutsche Besatzungsherrschaft im Osten? Daran lässt sich auch klären, welchen Einfluss und welche militärischen wie politischen Handlungsspielräume ein Armeeoberbefehlshaber in einem Krieg hatte, der ab ovo unter den Prämissen der NS-Ideologie stand.[8] Wie weit konnte ein militärischer Führer in dieser Position seine persönlichen Ansichten durchsetzen? Wie wirkten sich seine Erziehung und sein bisheriges Leben auf seine Vorstellungen und sein Handeln als hoher militärischer Funktionär aus? Zusammengefasst: Passt Rudolf Schmidt in das Bild der Generalität an der Ostfront oder war er womöglich ein »anderer« Oberbefehlshaber?

In jedem Fall ist Schmidt ein vergessener Oberbefehlshaber. Neben wenigen Skizzen[9] gehört die erste Biografie über ihn zur grauen Literatur und ist kaum rezipiert worden.[10] Ihre Stärke liegt in der Erschließung bisher unbekannter Ego-Dokumente Schmidts. Wissenschaftlich kann sie nicht befriedigen, sodass eine adäquate, auf breiter Quellenbasis argumentierende Biografie Schmidts noch immer ein Desiderat darstellt.

Zeugnisse hat Schmidt nur wenige hinterlassen. Seine Personalakte ist verschollen.[11] Jedoch konnte erstmals sein Nachlass ausgewertet werden.[12] Obwohl nicht umfangreich, überliefert er jedoch wichtige Eindrücke aus der Sicht eines Korps- bzw. Armeeführers, wie sie sonst nur in geringer Zahl vorhanden sind. Schmidts Gefangenschaft zwischen 1947 und 1956 ist eingehend in dessen sowjetischer Personalakte dokumentiert.[13] Berichte über die Suche nach ihm nach 1945 finden sich in einer Akte des Ministeriums für Staatssicherheit der Deutschen Demokratischen Republik.[14] Dies ist insgesamt wenig, doch lassen sich die Defizite bei den biografischen Dokumenten zumindest teilweise durch die fast vollständig erhalten gebliebenen Dienstakten von Schmidts Verbänden aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges auffangen und kompensieren.

Biografie und militärisch-politische Vorstellungswelt

Rudolf Schmidt wurde am 12. Mai 1886 in Schöneberg bei Berlin als ältester Sohn von Prof. Dr. Rudolf Schmidt, königlich-preußischer Geheimer Studienrat, und Johanna Schmidt, geborene Freifrau von Könitz, geboren.[15] Nach dem Abitur trat er im September 1906 als Fahnenjunker in das (3. Kurhessische) Infanterie-Regiment Nr. 83 bei Kassel ein. 1908 zum Leutnant befördert, brachten ihn Begabung und technisches Interesse 1911 zur Nachrichtentruppe. Während des Ersten Weltkrieges kämpfte Schmidt an der Ost- sowie Westfront und wurde in Sedan provisorisch zum Generalstabsoffizier ausgebildet. Mehr als seine damaligen Führungs- und Stabsverwendungen sind nicht überliefert; über seine Eindrücke dieses langen, prägenden und schrecklichen Krieges lässt sich nur mutmaßen.

Schmidt blieb jedenfalls nach Kriegsende in der Armee und wurde am 1. Oktober 1919 ins Reichswehrministerium übernommen. Von 1920 bis 1923 diente er in der Inspektion der Nachrichtentruppen im Truppenamt, bis er im Oktober 1923 Kompaniechef in der Nachrichten-Abteilung 3 in Potsdam wurde. Zwei Jahre später wurde Schmidt wieder ins Truppenamt versetzt, wo er in der Chiffrierabteilung der Heeres-Statistischen Abteilung Dienst tat. Seit Oktober 1928 diente er im Stab der 3. und der 6. Division als Lehrgangsleiter für die Führergehilfen-Ausbildung – eine Aufgabe, für die nur die besten Generalstabsoffiziere ausgewählt wurden. 1931 zum Oberstleutnant befördert, erhielt Schmidt in der Inspektion der Nachrichtentruppen die exponierte Stellung eines Chef des Stabes. Seine Leistungen blieben nicht unbeachtet. Am 1. Juli 1932 wurde er Kommandeur der Offizierlehrgänge Berlin, dem Vorläufer der Kriegsakademie, und gehörte damit zur Positionselite im Offizierkorps der Reichswehr. Unter den Nationalsozialisten sollte sich Schmidts Karriere noch mehr beschleunigen. Im August 1934 wurde er als Oberst Kommandeur des Infanterie-Regiments 13 in Ludwigsburg. Im Oktober 1935 wechselte er als Oberquartiermeister III in den Generalstab des Heeres, ab dem 1. Oktober 1936 als Generalmajor. Im Oktober 1937 übernahm Schmidt das Kommando über die 1. Panzerdivision in Weimar und gehörte nun zur »oberen Truppenführung«.

Wie viele seiner Kameraden war auch Schmidt damals von Hitlers Persönlichkeit und dessen Erfolgen geblendet.[16] Spätestens im Februar 1938, als Hitler Oberster Befehlshaber der Wehrmacht wurde, scheinen aber Schmidt erste Zweifel gekommen zu sein. Damals kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen mit der SS. Reibereien zwischen SS- und Wehrmachtangehörigen duldete Schmidt nicht und setzte Offizierpatrouillen im Stadtgebiet ein, »um notfalls mit Waffengewalt der SS entgegenzutreten«.[17]

Der Feldzug gegen Polen 1939, in dem Schmidt als Kommandeur der 1. Panzerdivision im Einsatz war, zeigte, dass er nun zu den fähigsten Panzerführern der Wehrmacht zählte. Seine Ernennung zum Kommandierenden General des XXXIX. Armeekorps (mot.) am 1. Februar 1940 war deshalb kein Wunder. Dieses überschritt am 10. Mai 1940 die niederländische Grenze. Vor dem Angriff auf die Hafenstadt Rotterdam, die Schmidt selbst »nicht mehr als offene Stadt« sah, forderte er die Übergabe der Stadt, um »unnötiges Blutvergiessen bei der Zivilbevölkerung« zu vermeiden.[18] Das Kriegstagebuch des Armeekorps beschreibt detailliert den am Ende doch gescheiterten Versuch Schmidts, eine Bombardierung der Stadt durch die Luftwaffe zu verhindern.[19] Seine Fürsorge galt – wie völkerrechtlich auch eingefordert – nicht nur seinen eigenen Soldaten. Er war noch lange danach »erfüllt von Kummer über den Brand von Rotterdam«.[20]

Doch überwogen damals Erfolge und Ehrungen. Am 1. Juni 1940 wurde Schmidt zum General der Panzertruppe befördert, zwei Tage später erhielt er das Ritterkreuz. Schmidts Korps beteiligte sich, der Panzergruppe Guderian unterstellt, anschließend am »Fall Rot«, der eigentlichen Schlacht um Frankreich. Dabei kam es zu einem schweren Disput zwischen Schmidt und General der Panzertruppe Heinz Guderian.[21] Das Verhältnis zwischen beiden wurde auch später an der Ostfront nicht viel besser – ein Beispiel dafür, wie schwierig und gespannt das Verhältnis der höchsten militärischen Führer untereinander oft war. Am 17. Juni erreichte Schmidts Korps die Schweizer Grenze und schloss dort französische Truppen ein. Die Besatzung der Festung Belfort ließ Schmidt mit allen Ehren kapitulieren.

Schmidts Großverband blieb bis zum Mai 1941 in Frankreich. Er achtete streng auf die Disziplin seiner Soldaten und forderte in einem Tagesbefehl,

»dass Ihr, solange Ihr als Besatzungstruppe in den von der deutschen Wehrmacht besetzten Gebieten Frankreichs verbleibt, eine eines deutschen Soldaten würdige Haltung zeigt. Jede Plünderung, als welche [sic] auch die Wegnahme von Gegenständen jeder Art ohne Bezahlung gehört, ist verboten und wird strengstens bestraft. Gewalttätigkeiten gegen Landesbewohner sind nicht nur eines deutschen Soldaten unwürdig, sondern ziehen auch strengste Bestrafung nach sich«.[22]

Im Juni 1941 wurde sein Korps zum Angriff auf die Sowjetunion der Panzergruppe 3 von Generaloberst Hermann Hoth in Ostpreußen unterstellt. Nach Aussagen seines Ordonnanzoffiziers habe Schmidt noch am Vorabend des Angriffs auf die Sowjetunion – ganz im Gegensatz etwa zum zeitgenössischen Meinungsbild im Generalstab und im hohen Offizierkorps der Wehrmacht – die Befürchtung geäußert, dass man jetzt in »den längsten und schwersten Feldzug dieses Krieges« zöge.[23] Am 22. Juni 1941 überschritt sein Korps auf dem nördlichen Flügel der Heeresgruppe Mitte bei Suwalki die Grenze und stieß auf Wilna, anschließend auf Minsk vor. Als Schmidt dabei eine breite Bresche in die sowjetische Dnjepr-Düna-Front schlug, erhielt er dafür am 10. Juli 1941 das Eichenlaub zum Ritterkreuz.[24]

Schmidts Skepsis aber blieb. Schon die folgende Kesselschlacht bei Smolensk hielt er für »eine der schwersten Abwehrschlachten« seines Lebens.[25] Als der Wehrmachtadjutant Hitlers, Oberst i.G. Rudolf Schmundt, auf Schmidts Gefechtsstand erschien und ihm das Eichenlaub überbrachte,[26] nutzte Schmidt die Gelegenheit und wies auf Mängel in der militärischen Führung hin, die an Hitler weitergegeben werden sollten. Als Schmidt sich zur politischen Kriegführung äußerte, entgegnete Schmundt, das »Buch über den Russland-Feldzug« sei »bereits geschlossen«. Schmidt erwiderte nur, »ein Blick auf die Russlandkarte beweise doch, dass [...] gerade die erste Seite diese[s] Buches beschrieben« werde.[27]

Mitte August 1941 wurde Schmidts Korps der Heeresgruppe Nord unter Generalfeldmarschall Wilhelm Ritter von Leeb unterstellt, um für den Angriff auf Leningrad zur Verfügung zu stehen.[28] Dabei kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Schmidt und dem Oberkommando des Heeres (OKH) über den weiteren Vorstoß nach Osten. Schmidt musste weiter antreten und konnte noch Erfolge erzielen, trotz einer zunehmend schwierigeren Lage.[29] Nach der Einnahme Tichwins am 9. November war sein Korps der östlichste Großverband der Heeresgruppe Nord, doch immer noch fehlte Winterausrüstung.[30] Nun blieben die Angriffe stecken und die Heeresgruppe wurde in die Defensive gedrängt. In seinem Schreiben an Generalleutnant Friedrich Paulus, Oberquartiermeister I im Generalstab des Heeres, vom 13. November machte Schmidt »ohne Schönfärberei« auf die »so scheußliche Lage« aufmerksam:[31]

»Die Ic-Meldungen vom A.O.K. an aufwärts sind alle gefärbt, um Führungsfehler verblassen zu lassen. Unsere personellen Stärken sind dagegen derart zusammengeschmolzen, dass das Korps für einen weiteren Angriff vor Auffüllung der Fehlstellen nicht mehr in der Lage ist. Die Bataillone haben noch 60!!! Kämpfer [...] Aber einmal hören eben die Kräfte der Truppe auf u. da kann auch der schärfste Befehl nichts mehr nützen. Und so weit sind wir jetzt

Vom 26. November 1941 bis 15. Januar 1942 übernahm Schmidt für den erkrankten Generaloberst Maximilian Freiherr von Weichs die Führung der 2. Armee und war dabei der Heeresgruppe Mitte unterstellt, die den Angriff auf Moskau führen sollte. Anfang Dezember traf die 2. Armee schließlich bei Jelez auf harten Widerstand. Schmidt erkannte selbst, »dass auch der Schaden, den wir der russischen Kampfkraft noch zufügen können, den Einsatz nicht mehr lohnt [...] Es sind jetzt nur noch Kämpfe vertretbar, welche dem Schaffen einer günstigen Winter-Stellungslinie dienen«.[32] Sein Plan war es, Jelez zu nehmen, die Bahn zu zerstören und dann wieder zurückzugehen.[33] Zwar konnte Schmidt am 5. Dezember die Stadt noch erobern, doch hatte er damit den Bogen überspannt. Die dabei geschaffene etwa 20 Kilometer tiefe Wüstenzone zur Sicherung der Winterstellung war nicht nur Devastation, sie kostete auch viel Blut, wie etwa aus den Schilderungen der 45. Infanteriedivision deutlich wird.[34] Auch für Schmidt war dies ein bitterer Lernprozess. Die Lage war nun sehr gefährlich: Die 2. Armee hatte noch sieben schwache Divisionen, deren Kampfkraft Schmidt auf höchstens vier schätzte, gleichzeitig musste er eine Front von 300 Kilometern halten.[35] So entstand bei Liwny eine Lücke von fast 30 Kilometern Breite, wobei zwei deutsche Divisionen eingeschlossen wurden und sich nur unter schwersten Verlusten wieder freikämpfen konnten.[36] Diese Rückschläge nagten an der Disziplin der Truppe, die Schmidt nun mit brutalen Mitteln wiederherstellen suchte:

»Stimmung soll in Liwny schlecht sein. Leute sollen sich einzeln Panjewagen nehmen und losfahren. OB (der mithört) gibt Befehl, einzelne Leute, die defaitistische Reden führen, herauszugreifen und exemplarisch umzulegen.«[37]

Seine Reaktion zeigt, in welcher Situation sich die Truppe befand, die anfangs noch dachte, sie sei Weihnachten 1941 wieder zu Hause: abgekämpft, ermüdet, schlecht ausgestattet und vor allem chronisch überfordert.[38] Der völlige Zusammenbruch der Truppe war zu befürchten. In operativer Hinsicht war Schmidts Führung bei Liwny zweifellos kritikwürdig. Und sein Befehl gegen defaitistische Reden – mit Blick auf die Truppe zwar psychologisch nachvollziehbar – bedeutete de facto eine Abschaffung der Kriegsgerichte.

Zwischenzeitlich war Schmidts 2. Armee Guderians 2. Panzerarmee unterstellt, der den starren Haltebefehl Hitlers vor Moskau nicht einfach hinnahm. Schmidt war derselben Meinung: Am 21. Dezember legte er der Heeresgruppe eine Stellungnahme zum Haltebefehl vor: »Starr durchgeführt, führt [...] der Befehl zu ganz grossen Gefahren. Wir stehen in dünnster Front, Reserven fehlen. Der Russe ist überlegen.«[39] Am Heiligen Abend entschloss sich Schmidt schließlich, die Stadt Liwny auf eigene Verantwortung zu räumen.[40] Nach ihrem selbstständigen Ausweichen gelang es der 2. Armee, eine neue Front aufzubauen und einen sowjetischen Durchbruch auf Orel zu verhindern.

Obwohl Schmidt genauso dachte wie Guderian, hatten ihre Kritik und ihr eigenmächtiges Handeln für beide recht unterschiedliche Folgen. Schmidts befehlswidriges Handeln wurde von der obersten Führung hingenommen. Er wurde sogar Nachfolger von Guderian als Oberbefehlshaber der 2. Panzerarmee, während dieser abberufen wurde.[41] Schmidt führte nun »2 Armeen. Und das in der kritischsten Lage dieses Krieges«.[42]

Im Januar 1942 wurde erneut deutlich, dass Schmidt kein Blatt vor den Mund nahm. Ernst Alexander Paulus, Sohn des späteren Generalfeldmarschalls Friedrich Paulus und Begleitoffizier von Rudolf Schmidt, schildert in seinen Erinnerungen, wie Schmidt nach einer Lagebesprechung das Verhalten von Keitel und Jodl kritisierte: »[D]iese Leute um Hitler [...] gehörten geprügelt«.[43] Schmidt war auch in der Folgezeit einer der wenigen Generale, die sich über Befehle hinweg setzten, auf Handlungsfreiheit bestanden und sich dabei auf ihre Verantwortung gegenüber den untergebenen Soldaten beriefen. Soweit wollten die meisten Oberbefehlshaber im Osten nicht gehen, die ohnehin keine Einheit gegenüber Hitler bildeten, sondern eher noch ihre Position durch Zwietracht schwächten.[44]

Mit dem Frühjahr 1942 trat bei der Heeresgruppe Mitte allmählich Ruhe ein, die Schlammperiode verhinderte auf beiden Seiten größere Operationen. Am 16. März 1942 wurde Schmidt zum Generaloberst befördert.[45] Der Frühsommer war geprägt durch einzelne kleinere Angriffe der Roten Armee. Schmidts Stab sah darin die Vorbereitungen für eine absehbare Großoffensive des Gegners im Orel-Bogen. Im Juli war es soweit: Mit einer bis dahin noch nicht erlebten Masse an Panzern griff die Rote Armee an, die Schmidts Panzerarmee in schweren Abwehrschlachten aufhalten konnte.[46] Danach herrschte bis zum Jahresbeginn 1943 mit Ausnahme von kleineren Kämpfen relative Ruhe an Schmidts Front. Dafür aber verstärkten sich die Unruhen im rückwärtigen Armeegebiet.[47] Von Februar bis Mitte März 1943 stand Schmidt ein letztes Mal in einer am Ende noch erfolgreichen Abwehrschlacht.[48]

Doch dann kam es am 13. März zu der eingangs erwähnten Lagebesprechung Hitlers bei der Heeresgruppe Mitte. Thema war die geplante Offensive bei Kursk. Wieder einmal warf Hitler seinen Generalen vor, dass sie nicht über genügend Kriegserfahrung verfügen, weil sie den Ersten Weltkrieg nicht im Schützengraben erlebt hatten. Hitler ließ dabei »seiner Verachtung gegenüber den Generalen freien Lauf«,[49] bis Schmidt ihn stoppte.

Dies konnte Hitler nicht auf sich beruhen lassen und die Folgen ließen nicht lange auf sich warten: Anfang April 1943 wurde Schmidt seines Kommandos enthoben.[50] Es war ein interner Skandal vorausgegangen. Sein Bruder Hans-Thilo war wenige Tage zuvor »der aktiven Spionage mit dem französischen Nachrichtendienst überführt worden«[51] und zudem fand die Gestapo »eine ganze Serie von Briefen des Generalobersten [...], die sehr scharf gegen den Führer gerichtet waren«.[52] In diesen übte Schmidt »Kritik an der Obersten Führung und [warf] ihr Fehler vor, die zu den schweren Rückschlägen der letzten Zeit geführt haben sollen«.[53] Weiterhin soll Schmidt geschrieben haben, dass Deutschland durch Verbrecher regiert wird. An erster Stelle dieser Verbrecherliste stehe Adolf Hitler.[54] Die Briefe waren für Schmidt »politisch [...] so belastend«, dass fest stand: Ein »Verbleiben in seiner Stellung« war nunmehr »unmöglich«.[55]

Der Chef der Heeresjustiz, Generalstabsrichter Dr. Karl Sack,[56] hatte den Auftrag, Schmidt vor dem Reichskriegsgericht anzuklagen und ein Todesurteil zu erwirken.[57] Viele seiner Kameraden hielten Schmidt für verloren, doch Sack hatte eine rettende Idee. Er brachte ihn in eine psychiatrische Klinik, dessen Leiter er kannte, bat diesen, Schmidt für eine längere Zeit zu beobachten und dann erst ein Gutachten zu formulieren, das bescheinigte, dass er »unter dem Eindruck von Kampfhandlungen schon seit längerer Zeit außerhalb der Grenzen lebe, die eine freie Willensbestimmung zuließen«.[58] Dies rettete Schmidt vor einem Gerichtsverfahren. Er wurde am 10. Juli 1943 in die Führerreserve des OKH versetzt,[59] kurz darauf am 30. September 1943 sogar aus der Wehrmacht entlassen.

Dabei hatte er versuchte, wieder als Befehlshaber eingesetzt zu werden und sich damit sogar an Heinrich Himmler gewandt.[60] Diese Begebenheit mag so gar nicht in das Gesamtbild von Schmidt passen. Darin eine versteckte Affinität zum Nationalsozialismus zu sehen, erscheint allerdings wenig wahrscheinlich. Viel eher war dieser Brief an Himmler wohl ein verzweifelter und erfolgloser Versuch eines altgedienten und pflichtbewussten Offiziers, mit allen Mitteln wieder ein Kommando zu erhalten. Über die Zeit nach seiner Entlassung aus der Armee ist wenig bekannt. Für den Rest des Krieges lebte Schmidt vermutlich in Baden und in Berlin.[61]

Ab etwa Juli 1945 hielt er sich in Thüringen auf. Die Kriminalpolizei in der sowjetischen Besatzungszone suchte bereits nach ihm.[62] Im November 1945 ging er in die britische Besatzungszone und gab sich als Kaufmann aus. Im Dezember 1947 reiste Schmidt erneut nach Weimar, wo er verhaftet wurde. Warum er noch einmal zurückkehrte, ist unklar. Im Januar 1948 befand er sich bereits im Gefängnis des NKWD in Moskau-Lefortowo. Dort begannen die Verhöre, die mehrere Minuten, aber auch über acht Stunden dauern konnten.[63] Im Januar 1951 wurde Schmidt in das Moskauer Butyrka-Gefängnis verlegt, wo die Verhöre weitergingen.[64] Im Februar 1952 stellte man ihn schließlich vor das Militärtribunal des Ministeriums für Staatssicherheit der Sowjetunion und klagte ihn an.[65] Er wurde zunächst zu 25 Jahren Besserungs- und Arbeitslager verurteilt, ein Urteil, das später in eine Gefängnisstrafe verwandelt wurde.[66] Im Juni 1952 wurde er in das Gefängnis in Wladimir eingeliefert, etwa 190 Kilometer nordöstlich von Moskau. Hier und später im sogenannten Generalslager in Wojkowo, 250 Kilometer nordöstlich von Moskau, verbrachte er den Rest seiner Gefangenschaft. Er soll sich dort ruhig und höflich verhalten haben.[67] Jahrelang von der Außenwelt abgeschottet und ohne Postverbindung galt Schmidt lange Zeit als verschollen. Am 28. September 1955 wurde er schließlich aus der Haft entlassen, kehrte aber erst am 7. Januar 1956 mit dem letzten Transport hoher Offiziere nach Deutschland zurück.[68] Von der sowjetischen Haft gezeichnet, starb Schmidt ein Jahr später, am 7. April 1957, in Krefeld an einem Schlaganfall.

In vielen Memoiren fällt – trotz ihrer historiografischen Schwächen – auf, dass Schmidt durchweg positiv charakterisiert wird. Im Kameradenkreis galt er als »hervorragender Soldat«, der seine Truppen durch »sorgfältige, berechnende und wägende Generalstabsarbeit« führte.[69] Sogar die gegnerische Presse schrieb, Schmidt sei »der beste Panzerpraktiker der deutschen Armee«.[70] Einer seiner Divisionskommandeure, Walther Nehring, beschreibt Schmidt als einen »klare[n] Kopf, der sich nichts vormachen ließ«.[71] Sein Erster Generalstabsoffizier (Ia) bei der 2. Panzerarmee, Wolf von Kahlden, bezeichnete ihn als »nicht nur einen der klügsten Soldaten, sondern auch einen der gütigsten Vorgesetzten und Menschen«.[72] Bei seinen Untergebenen galt er als fürsorglicher Vorgesetzter, der es nicht duldete, wenn bei der Versorgung seiner Soldaten Mängel auftraten, und der Soldaten egal welchen Ranges, die sich an der Verpflegung bereicherten, umstandslos an die Front versetzte.[73]

Schmidt – so das Bild der Erinnerungsliteratur – versuchte immer, seine ihm unterstellten Kommandeure persönlich kennen zu lernen, auch mit Blick auf deren politische Einstellung. Erkannte er dabei, dass der Gesprächspartner »sich auf die Kunst der Verschwiegenheit verstand, so vertraute er ihm vollkommen und öffnete sein Herz unter Verzicht auf jede Verstellungskunst«.[74] In solchen Gesprächen war für Schmidt die »Abscheu vor dem Regime und die Kritik an ihm ein selbstverständlicher Gesprächsstoff«.[75] Halten derlei positive Schilderungen über Schmidt auch einer Analyse der Dienstakten stand?

Kriegführung und Besatzungsherrschaft

Der Krieg im Osten war nicht nur ein militärisches Unternehmen. Er war von Anfang an von der deutschen Führung konzipiert als rassenideologischer Eroberungs- und Vernichtungskrieg. Je weiter man sich von der Front entfernte, desto deutlicher wurde dies.[76] Auch sonst gab es Unterschiede. Schon der Umstand, dass ganz unterschiedliche Instanzen die deutsche Besatzungsherrschaft im Osten sichern sollten, führte zu »einem oft unkoordinierten, nicht selten bizarren Nebeneinander von maßlos brutalem und vergleichsweise rücksichtsvollen Herrschaftshandeln«.[77] Besonders die »verbrecherischen Befehle«[78] prägten die Kriegführung, aber noch mehr die Besatzungsherrschaft.

Der Oberbefehlshaber und die militärische Disziplin

Als Armeeoberbefehlshaber befehligte Schmidt nicht nur über 200 000 Soldaten, er war auch verantwortlich für Hunderttausende von Zivilisten und Zehntausende von Kriegsgefangenen.[79] Er besaß also stets eine militärische und politische Aufgabe. Der Schwerpunkt seines Tuns lag klar auf der operativen Führung. Doch gestaltete er darüber hinaus die Besatzungspolitik: »Im Armeegebiet üben die Oberbefehlshaber der Armeen vollziehende Gewalt aus und sind für Sicherung und Ausnutzung des Landes verantwortlich«, hieß es im entsprechenden Befehl des OKH vom 3. April 1941.[80] Obwohl viele dies als unsoldatische Aufgabe verstanden, wollte Schmidt sie nicht delegieren. Front und Etappe waren von gleicher Bedeutung für ihn.

Die verbrecherischen Befehle ließen den deutschen Soldaten weitgehend freie Hand in der Behandlung des militärischen Gegners und der Zivilbevölkerung. Gleichzeitig führte eine immer stärker zunehmende Gewaltspirale zu einer Brutalisierung beider Kontrahenten. Das gefährdete nicht nur den Gegner, sondern auch das moralische Selbstverständnis der deutschen Armee. Schmidt hat dies klar erkannt:

»Je länger der Krieg dauert, um so weniger ist eine Vergröberung und Verwilderung der Sitten zu vermeiden. Im Interesse von Schlagkraft und Disziplin der Truppe muss sie aber unbedingt in Grenzen gehalten werden.«[81]

Die Brutalisierung des Krieges war aber nicht allein eine Folge der Befehlslage. Der Kampf an der Ostfront hatte einen vollkommen anderen Charakter als die bisherigen Feldzüge, was Schmidt früh bemerkte: »Der Krieg hier ist mit gar keinem anderen vergleichbar, so hart und blutig ist er.«[82] Die Gründe waren vielfältig: die Brutalität des Kampfes an sich, die harten Lebensumstände an der Front, die stärkere politische Indoktrination der Truppe, aber auch die Tatsache, dass auf der Gegenseite ein totalitäres Regime herrschte. Das Verhalten der Soldaten, vor allem auf den untersten Ebenen, war eine Mischung aus politisch-ideologischer Prägung, Pragmatismus, Zwängen und reinem Überlebenswillen, doch gab es zwischen Egoismus und grausamer Gleichgültigkeit auch humanes Verhalten, oft gegen den Willen der übergeordneten Stellen.

Wie andere Befehlshaber warnte Schmidt seine Soldaten vor der Härte des Gegners. In der Krise des Winters 1941/42 erließ er folgenden Befehl, basierend auf einem Tagesbefehl von Generalfeldmarschall Walter von Reichenau:[83]

»Stalin hat am Jahrestag der bolschewistischen Revolution befohlen, dass jeder Deutsche auf russ. Boden getötet werden müsste. Seit dieser Zeit melden die Russen nur die Vernichtung, nie aber die Gefangennahme deutscher Soldaten. Ich teile diese Tatsache mit, damit jeder Soldat weiß, was ihn erwartet, wenn er den Kampf aufgibt. Denkt in jedem Kampf daran und wenn es hart auf hart geht, dann wehrt euch bis zur letzten Patrone.«[84]

Bezeichnend aber war: Die Hassrhetorik von Reichenau übernahm Schmidt nicht. Er suchte selbst in dieser militärischen Ausnahmesituation die höheren Weisungen über ein rücksichtsloses Vorgehen abzumildern oder einzuschränken. Am 3. März 1942 erließ er einen umfassenden und für die Besatzungspolitik der 2. Panzerarmee grundlegenden »Armeebefehl über die Behandlung von Kriegsgefangenen, Partisanen, Feindkundschaftern und der Bevölkerung«.[85] Geplant war ein besatzungspolitischer Neuanfang. Schmidt forderte, »dass der deutsche Soldat, selbst im Kampf gegen diesen Gegner, dessen Führung keine Ehre und kein Gefühl der Menschlichkeit kennt, seine Ehre unbefleckt und rein zu halten hat«.[86] Er verbot seinen Soldaten dezidiert »ein planloses Ausüben von Vergeltungen russischer Greueltaten«, selbst wenn er für den »durch die Unmenschlichkeit der Roten hervorgerufenen Hass« noch »volles Verständnis« zeigte. Auch in seinem Bereich kam es vor, dass »die meisten Russen« von den eigenen Truppen »wie lästige Insekten behandelt werden«; »immer wieder« gab es »ungerechte Erschiessungen«.[87] Umso mehr verlangte Schmidt von seinen Soldaten, den Hass gegen den »unmenschlichen Gegner« zu unterdrücken sowie Überlegenheit »in Disziplin und geistiger Haltung« zu wahren: Der Kampf gelte »lediglich den Verfechtern des bolschewistischen Systems, der Roten Armee, den Partisanen und den aktiven Parteifunktionären, nicht hingegen der Bevölkerung und den gefangenen Soldaten«.[88]

Um die Disziplin in der Truppe aufrechtzuhalten, schreckte Schmidt auch nicht vor drakonischen Strafen zurück – sehr im Gegensatz zu den Intentionen des Kriegsgerichtsbarkeitserlasses. Nur wenige Kommandeure verhängten so harte Strafen gegen ihre Soldaten, um eigenmächtige Gewalteskalationen zu verhindern.[89] So wurden im Frühjahr 1942 zwei Soldaten der 4. Panzerdivision, die der 2. Panzerarmee unterstellt war, vom Kriegsgericht »wegen Mordes an einem Russen« zum Tode verurteilt.[90] Es entstand ein regelrechter Papierkrieg zwischen dem Ia der 4. Panzerdivision, Oberstleutnant i.G. Otto Heidkämper, und der Armee. Heidkämper wollte die Hinrichtungen verhindern, denn ihm war »nicht ganz verständlich, dass zwei deutsche Soldaten wegen eines umgelegten Russen ihr Leben lassen sollen«. Schmidt sah dies völlig anders. Gnadengesuche lehnte er ab, »da die Rohheit der aus der Tat sprechenden Gesinnung und die Notwendigkeit der Abschreckung die schärfste Strafe erfordern, um einer hier und da bereits eingetretenen Verwilderung der Truppen deutlich Einhalt zu gebieten«. Das Urteil wollte Schmidt zusätzlich auf deutscher wie sowjetischer Seite bekannt machen.[91] Er hoffte, durch solch ein Exempel die Disziplin der Truppe wieder in den Griff zu bekommen. Dies geschah auch, zumindest vorläufig. Im April 1942 stellte die Geheime Feldpolizei im Bereich der 2. Panzerarmee fest, »dass das Auftreten der Wehrmacht in der Öffentlichkeit einwandfrei« sei, »fast garnisonsmäßig«.[92]

Kommissare

In den ersten Wochen des Ostkrieges beauftragte Schmidt seinen Ordonnanzoffizier Hertel, eine Denkschrift gegen den Kommissarbefehl auszuarbeiten.[93] Schmidt begriff, dass ein Umdenken »zweifelslos Vorteile mit sich bringen und der Truppe Blut sparen« würde.[94] Er war aber noch vorsichtig mit politischen Äußerungen; etwas verklausuliert meinte er im August 1941: »Von hier aus ist jedoch die politische Seite der Frage nicht zu beurteilen, die vielleicht doch die Erschiessung der Kommissare erforderlich macht.« Er machte den Vorschlag: »Es käme in Frage, die Kommissare aufzufordern, ihre Tätigkeit einzustellen.«

Einen Monat später hatte sich Schmidt aber zu einer sehr viel klareren und entschiedeneren Haltung durchgerungen. In seiner Denkschrift »über die Möglichkeiten einer Erschütterung des bolschewistischen Widerstand von Innen her« forderte er klipp und klar: »Als Sofortmaßnahme muss der Schießerlass für politische Kommissare fallen.«[95] Am 17. September 1941 ging die Denkschrift an das Armeeoberkommando (AOK) 16 mit der Bitte, sie »an den Führer und Obersten Befehlshaber der Wehrmacht weiterzuleiten«.[96] Ebenso solle sie »über Privatweg zum Führer gesandt« werden.[97] Doch sie blieb unbeachtet. Nach dem Krieg erinnerte sich Schmidt: Damals »erhielt ich, meiner Erinnerung nach von Gen. Oberst Busch, ein Schreiben, ich möchte endlich mit dem dummen Geschreibsel aufhören, es flöge doch nur in den Papierkorb«.[98]

Dabei forderte Schmidt nicht nur ein Ende der Kommissarerschießungen, er plädierte auch für eine Art psychologischer Kriegführung: Die Kommissare sollten nach ihrer Gefangennahme nach Deutschland gebracht und dort »durch geeignete Maßnahmen darüber aufgeklärt werden, dass sie ein völlig falsches Bild von Deutschland bekommen hatten«.[99] Er konnte dennoch nicht verhindern, dass es auch in seinem Bereich zu weiteren Kommissarerschießungen kam.[100] Entscheidend ist aber: Schmidt hat als einer der ersten protestiert – und mit Abstand am entschiedensten. Und letzten Endes hatten er und die anderen Kritiker Erfolg – Hitler hob am 6. Mai 1942 den Kommissarbefehl »versuchsweise« auf und setzte ihn nie wieder in Kraft.[101]

Kriegsgefangene

Von den vielen Verbrechen der Wehrmacht war das gegen die sowjetischen Kriegsgefangenen das größte.[102] Der sowjetische Widerstand und die Eskalation der Gewalt erklärt sich auch aus der miserablen Behandlung der Gefangenen und den willkürlichen Gefangenenerschießungen.[103] Ein Umdenken in der Gefangenenpolitik wurde besonders nach der Winterkrise 1941/42 immer mehr Kommandeuren bewusst. Das hatte mehrere Gründe: Zum einen waren die Gefangenen wichtige Arbeitskräfte, zum anderen erhofften sich die Truppenführer, dass die veränderte Gefangenenbehandlung den gegnerischen Widerstand schwächen würde. Andere Truppenführer wiederum erkannten die entsetzlichen Verhältnisse in den Kriegsgefangenenlagern und versuchten, das Los der sowjetischen Gefangenen zu lindern.[104]

Das traf auch auf Schmidt zu. Am 5. Dezember 1941, also noch vor Beginn der Winterkrise, erließ er einen Befehl über die »Behandlung der Kriegsgefangenen«, in dem er von seinen unterstellten Kommandeuren forderte, »mit allem Nachdruck dafür zu sorgen, dass die Kriegsgefangenen ausreichend verpflegt und gut behandelt werden«.[105] Kurz darauf kritisierte der Vertreter des Auswärtigen Amts bei der 2. Armee, Oberregierungsrat Anton Graf Bossi-Fedrigotti von Ochsenfeld, ganz entschieden das »Kriegsgefangenenelend«.[106] Er bezeichnete es als »für die deutsche Wehrmacht beschämend, wenn unter deren Augen die Gefangenen sterben wie die Fliegen« und warnte vor den propagandistischen Folgen. Dieser Bericht – »der die ausdrückliche Zustimmung des Generals der Panzertruppen Schmidt [...] gefunden hat«[107] – wurde an das Auswärtige Amt gesandt. Schmidt wollte damals dafür sorgen, dass in seiner Armee die arbeitenden Gefangenen neben »Beute-Bestände[n]« und »Speisereste[n]« auch »Truppenverpflegung« erhielten.[108] Damit verstieß er eindeutig gegen die Richtlinien des OKH.

Bezeichnend für Schmidts Haltung in der Kriegsgefangenenpolitik ist auch seine Auseinandersetzung mit der 1. SS-Infanterie-Brigade, einer gefürchteten Mörder-Truppe, die seit November 1941 von Sicherungsverbänden der Wehrmacht vier Gefangenenlager übernommen hatte. Als die Brigade im Dezember an die Front musste, wollte sie die Insassen des Lagers einfach ermorden. Doch es kam anders. Der stellvertretende Brigadekommandeur, SS-Oberführer Wilhelm Hartenstein, musste dem Kommandostab Reichsführer-SS melden: »Ein B[a]t[ai]l[lon] zurück zur Gefangenenbewachung. Habe Befehl zur Liquidierung der Gefangenenlager auf Anordnung des AOK 2 widerrufen müssen.«[109] Schmidt hatte sich gegen die SS durchgesetzt.

Anfang Januar 1942 gab Schmidt neue »Richtlinien für die Kommandanten der Kriegsgefangenen-Lager« bekannt: »Die Behandlung soll streng, aber gerecht sein; quälen [...] und prügeln eines K[rie]g[sge]f[angenen] ist eines deutschen Soldaten unwürdig.«[110] Die Gefangenen sollten »recht menschlich behandel[t]« werden, so sein dezidierter Wunsch.[111] Er forderte wiederholt, dass die Kriegsgefangenen ausreichend verpflegt werden, notfalls auch mithilfe von Heeresbeständen.[112] Ebenso befahl Schmidt, die Gefangenen »in gedeckten und geheizten Räumen« unterzubringen und sanitäre Einrichtungen sowie ausreichende medizinische Versorgung bereitzustellen. Auch außerhalb der Lager scheinen die Kriegsgefangenen der Armee nun besser behandelt worden zu sein, da sie sich als Hilfswillige (Hiwis) »überall gut« bei der Truppe bewährten.[113] Die bessere Behandlung zeigte sich darüber hinaus im Fall der Überläufer: »Soweit möglich, sind Überläufer sofort in einfachster Form zu verpflegen, in jedem Fall aber von den übrigen Gefangenen abzusondern und hinsichtlich Behandlung und Unterbringung betont zu bevorzugen [...] Überläufer sind nur zu leichter Arbeit [...] einzusetzen.«[114]

In seinem grundlegenden »Armeebefehl für die Behandlung von Kriegsgefangenen, Partisanen, Feindkundschaftern und der Bevölkerung« vom 3. März 1942 wurde Schmidt noch deutlicher: »Gefangene, die sich keine Vergehen gegen das Völkerrecht zuschulden kommen liessen, sind dem Völkerrecht entsprechend zu behandeln.«[115] Dies ist beachtlich, hatte doch das Deutsche Reich 1941 das Völkerrecht für den Krieg gegen die Sowjetunion außer Kraft gesetzt. Schmidt erinnerte seine Soldaten daran, dass sie keinen Kampf gegen Gefangene führen. Er verbot »[u]ngerechtfertigte Erschießungen von Gefangenen, auch heimliche, z. B. unter dem Vorwand ›auf der Flucht erschossen‹«. Die Gefangenen seien, soweit es die Lage erlaubt, »ausreichend zu verpflegen und nach ihrer Vernehmung auf dem kürzesten Weg der nächsten Gefangenensammelstelle oder dem nächsten Durchgangslager zuzuführen.«

Für Schmidt war der Krieg vorrangig eine militärische Auseinandersetzung. Der politischen Indoktrination der Truppe versuchte er entgegenzuwirken, eine willkürliche Behandlung von Kommissaren und Kriegsgefangenen außerhalb der völkerrechtlichen Normen wollte er nicht dulden.

Zivilbevölkerung

Unter der deutschen Invasion hatte besonders die sowjetische Zivilbevölkerung zu leiden. Auch dabei übernahmen die militärischen Führer eine Schlüsselrolle. Sie waren es, die etwa »kollektive Gewaltmaßnahmen« gegen ganze Ortschaften anordnen konnten.[116] Dabei gab es unterschiedliche Verhaltensweisen. Viele Befehle zeigen, dass für die meisten die Sicherheit der Truppe »allem vorzugehen hat, dass Rücksichtnahme und Weichheit gegenüber der Zivilbevölkerung fehl am Platze ist«.[117] Andere Befehlshaber wiederum begriffen, dass »die beste Sicherungsmaßnahme [...] in einer gerechten Behandlung der Zivilbevölkerung« bestehe.[118] Wie eine Reihe von Kommandeuren seit Frühjahr 1942 trat Schmidt für eine psychologische Kriegführung und eine humanere Ostpolitik ein.[119]

Die Behandlung der Zivilbevölkerung in Schmidts Befehlsbereich

Schmidt war einer der energischsten Vertreter einer deutlich moderateren Besatzungspolitik. Er erkannte die politische Bedeutung dieser Frage:

»Sind schon für den Kampf an der Front Haltung und Einstellung der russ. Bevölkerung von grosser Wichtigkeit, so sind sie bei der Befriedung des rückwärtigen Gebietes von geradezu entscheidender Bedeutung. Bedrohung des Nachschubs, Unsicherheit im Rücken der kämpfenden Truppe, Schwierigkeiten in der Versorgung der Heimat mit Lebensmitteln und der deutschen Rüstungsindustrie mit Rohstoffen und Arbeitskräften wären die unausbleiblichen Folgen der ungenügenden Befriedung dieses Gebietes.«[120]

Mit Blick auf »die weitere Kampfführung, die Partisanenbekämpfung und den späteren Aufbau«[121] des Landes wollte er ein dezidiert gutes Verhältnis zur Zivilbevölkerung. Sein Ziel war, die deutschfreundlichen und indifferenten Teile der Bevölkerung »auf unsere Seite zu bringen«;[122] ihm war bewusst, dass »[j]ede andere Handlungsweise [...] die Bevölkerung den Partisanen geradezu in die Hände« treibe.[123] »Abgesehen von diesen Auswirkungen« wies Schmidt »auf die schweren Schäden für die Disziplin hin, die Willkürhandlungen einzelner Truppenteile nach sich ziehen müssen«. Dies wollte er unbedingt verhindern:

»Der deutsche Soldat schützt das Eigentum der arbeitenden Bevölkerung, er achtet das Ehrgefühl russischer Frauen und Mädchen, er fördert die Aufbauarbeit in den rückwärtigen Gebieten. Er muss wissen, dass Willkürakte Gegensätze schaffen, Erbitterung hervorrufen und damit die Sicherheit der eigenen Truppe gefährden.«[124]

Eindeutig war Schmidt dabei auch in der Geiselfrage: »Ich verbiete das Aufhängen oder Erschießen von Geiseln!«[125]

Die Bevölkerung sollte nicht mehr als nötig belastet werden. Schmidt ordnete an, dass die »[o]rtsüblichen Bräuche [...] zu beachten« seien und befahl, gegen »Vergewaltigungen und Notzucht [...] scharf einzuschreiten«.[126] Schon als Kommandierender General hatte er sich um die Renovierung von Gotteshäusern und die Wiederaufnahme von Gottesdiensten gekümmert; daran hielt er auch später fest.[127] Er nahm regelmäßig persönlich an Veranstaltungen der russischen Bevölkerung teil, wie etwa an einer Kunstausstellung in Orel im März 1943.[128]

Schmidt versuchte auch, »die Ernährung der Zivilbevölkerung besser zu gestalten«, obwohl sich diese – wie er selbst einsah – »sehr schwierig in Orel anlässt«.[129] Ihm war bewusst, »dass bei der ungeheuren Armut der Bevölkerung bereits kleine Dinge des täglichen Gebrauchs, die für uns wertlos erscheinen, einen grossen Besitz darstellen«.[130] Er ordnete an: »Jeder Familie ist nach Möglichkeit das zum Leben Notwendige (eine Kuh!) zu belassen. Wildes Betreiben und Plündern ist mit schärfsten Mitteln zu bekämpfen.« Im Frühjahr 1942, als die Ernährungslage besonders schlimm war, befahl Schmidt entgegen den bestehenden Bestimmungen, »dass von den noch vorhandenen geringen Mengen an Lebensmitteln, grundsätzlich zuerst an Zivilbevölkerung, der Rest an Truppe auszugeben ist«.[131] Dies war ein Novum.

Die jüdische Bevölkerung hatte wie keine andere durch den deutschen Vernichtungskrieg im Osten zu leiden. Für sie war es ein Kampf ums nackte Überleben. Als Schmidt Oberbefehlshaber der 2. Panzerarmee wurde, lebten fast keine Juden mehr im Armeehinterland. Bevor die Deutschen kamen, waren die meisten geflohen oder waren evakuiert worden.[132] Dies erklärt, warum sich in den Akten der Armee kaum etwas dazu finden lässt. In den überlieferten Befehlen Schmidts – auch für seine Zeit als Kommandierender General des XXXIX. Armeekorps (mot.) – wird die jüdische Bevölkerung nicht erwähnt.[133] Spätestens im Frühjahr 1942 wurde deutlich, dass Schmidt mit der antisemitischen Ideologie wenig anfangen konnte. Die ihm unterstellte 4. Panzerdivision hatte seit Herbst 1941 durch »Parolen des Tages« die Truppe in diesem Sinne indoktriniert. Diese »Parolen« waren radikal, gefüllt mit NS-Propaganda und bewirkten ein gewalttätiges und erbarmungsloses Verhalten bei der Truppe. Schmidt forderte, diese Parolen aufzuheben, da sie mit seinem eingeschlagenen Kurs in keiner Form vereinbar waren. Daraufhin wurden sie eingestellt.[134]

In der Behandlung der Zivilbevölkerung blickte Schmidt nicht nur auf die gegenwärtige Situation sondern wagte auch einen Blick in die Ferne. In seiner Denkschrift gegen den Kommissarbefehl wollte Schmidt »dem russischen Volke eine positive Zukunft [...] zeigen«.[135] An diesem Gedanken hielt er fest. Bei einem Besuch der Generale Wolfgang Weigand, Wirtschaftsinspektion Mitte, und Hans Nagel, Wirtschaftsstab Ost, in seinem Armeeoberkommando in Orel am 26. Juni 1942 sprach Schmidt »sehr ausführlich und interessant« über sein Vorhaben:[136]

»Er will darauf hinaus, die Russen in stärkster Form für uns zu gewinnen [...] Er erinnert an das Verfahren der Türken, die ihre Janitscharen, ihre besten Vorkämpfer, dadurch gewonnen haben, dass sie die besten Söhne der besiegten Völker diesen weggenommen und im türkischem Geiste und Sinn erzogen und eingesetzt haben. Er glaubt das auch mit den Russen machen zu können.«

Nochmal wird sein Konzept deutlich: Gewinnung und anschließende Umerziehung der Zivilbevölkerung unter Einschluss der Partisanen. Dabei schwebte ihm offenbar etwas anderes vor als das von den Nationalsozialisten propagierte »Großgermanische Reich Deutscher Nation«:

»Eine Behandlung der besetzten Ostgebiete wie überseeische Kolonien ist in keiner Weise beabsichtigt. Die geplanten Siedlungen können im Osten auch ohne eine weitgehende Beeinträchtigung der Interessen des Landes vorgenommen werden. Was die Erträgnisse des Landes angeht, so sollen diese von Deutschland und dem übrigen Europa später im Austausch gegen Fertigprodukte erworben werden.«[137]

Dies waren noch Zukunftspläne. Erst einmal musste Schmidt sich um die Verwaltung seines rückwärtigen Armeegebietes kümmern.

Schmidts Verwaltung der besetzten Gebiete

Im Juli 1942 schrieb Schmidt nach Hause:

»Durch meine Organisation ist mein Armeebereich trotz Partisanen jetzt der fruchtbarste von ganz Russland. Ich habe die ganze Wirtschaft u. Verwaltung hier aufgezogen in einem Lande etwa so groß wie Bayern, das Steuerwesen geordnet, Märkte eröffnet, das Geld wieder in Umlauf gebracht. Wenn jetzt noch in einigen Wochen die Partisanen zum größten Teil erledigt sind, kann sich mein Armeebereich sehen lassen. Schon jetzt kommen allerhand Besucher aus Deutschland, um sich den Betrieb anzusehen. Solch Aufbau macht Spaß. Und das nur im Nebenamt.«[138]

Mit großem persönlichen Engagement kümmerte sich Schmidt um die Verwaltung seines Hinterlandes. Er nahm sich Zeit für Rechnungen und Statistiken[139] oder schaute sich bei Inspektionsreisen zu den Divisionen auch gerne mal deren Gemüsegärten an.[140]

Höhepunkt seiner Verwaltungspolitik war die Bildung eines Gebiets mit russischer Selbstverwaltung: Der Rajon Lokot mit ungefähr 41 000 Einwohnern.[141] Auf die Notwendigkeit einer autonomen Verwaltung hatte Schmidt bereits in seiner Denkschrift gegen den Kommissarbefehl hingewiesen. Noch vor seiner Zeit als Oberbefehlshaber der 2. Panzerarmee entwickelte sich im Raum um Brjansk-Lokot eine Bewegung gegen die sowjetischen Machthaber. Nach dem Abzug der Roten Armee und noch bevor die Deutschen die Verwaltung übernahmen, hatten die Bauern das Kolchosland aufgeteilt und sich mit zurückgebliebenen Waffen ausgerüstet, um ihre Dörfer vor Partisanen und versprengten Soldaten zu schützen.[142] Bürgermeister war Konstantin Pavlovič Voskobojnik, der aber Anfang 1942 Opfer eines Partisanenüberfalls wurde.[143] Diese Ansätze einer Selbstverwaltung wurden von Schmidt nicht beseitigt; im Gegenteil: er nutzte sie. Bronislav Vladislavovič Kaminskij[144] übernahm nun in Schmidts Auftrag die Verwaltung des Rajons. Mit Unterstützung eines Verbindungsstabes sicherte Kaminskij dieses Gebiet. Obwohl dieser »ein gleichermaßen gewalttätiger und selbstherrlicher Opportunist« und »kaum die geeignete Führungsfigur«[145] war, wurde er dennoch »mit weitgehenden Vollmachten in Bezug auf Verwaltung, Miliz-Aufstellung und Wirtschaft«[146] ausgestattet. Entscheidend war für Schmidt der Versuch einer Selbstverwaltung. Die Erfolge gaben ihm in gewisser Weise recht, und so beauftragte er Kaminskij mit der Verwaltung mehrerer Rajone und ernannte ihn zum »Brigade-K[omman]d[eu]r seiner Miliz«.[147] Im Sommer 1942 erstreckte sich dessen Machtbereich auf sieben Rajone mit etwa 581 000 Einwohnern.[148] In diesem Bereich existierten fast 300 Schulen und weitere Einrichtungen, die so nicht in anderen Armeebereichen zu finden waren.[149] Es wurden in allen Dörfern Bürgermeister eingesetzt, das Kolchossystems abgeschafft sowie ein eigenes Steuersystem eingeführt. Die Bauern erwirtschafteten hier weit höhere Überschüsse als in den anderen besetzten Gebieten der Sowjetunion.[150]

Um diese Selbstverwaltung vor Partisanen zu schützen, baute Kaminskij eine Miliz auf – die »Russische Volksbefreiungsarmee« (RONA).[151] Vorhandene Volkswehren wurden nun zu ortsfesten Bataillonen zusammengefasst.[152] Besonders in der lokalen Partisanenbekämpfung waren diese sehr erfolgreich; ein Einsatz außerhalb des Heimat-Rajons war die Ausnahme. Waren die Kämpfer nicht im Einsatz, arbeiteten sie als Bauern auf dem Land. Ein deutscher Inspekteur des Lokot-Gebietes schrieb im Winter 1942/43, dass die RONA der deutschen Führung den Einsatz einer Division erspare.[153]

Schmidt setzte Kaminskij mit Billigung der Heeresgruppe Mitte, aber ohne deren Rückhalt ein. Sein Experiment war eine einmalige Ausnahme im Bereich der Militärverwaltung. Er sah darin »nicht eine rein militärische, sondern eine politische« Aufgabe.[154] Militärisch fungierte es als »Bollwerk« gegen die Partisanen, politisch betrachtet, war es der Versuch einer nationalrussischen Selbstverwaltung und einer partnerschaftlichen Kooperation.[155] Wie erfolgreich sie war, veranschaulicht die Reaktion der deutschen Führung, die dieses Experiment aufmerksam beobachtete. Schmidt habe »glänzende Ergebnisse erzielt«, notierte Joseph Goebbels in sein Tagebuch, zweifelte aber, ob »dies Zusammengehen in großem Maßstab durchgeführt werden könnte«.[156] In einem Memorandum an seinen Mentor Schmidt warnte Kaminskij Ende 1942, dass ein Umschwung in der Bevölkerung zu erwarten sei, wenn positive politische Maßnahmen nur verzögert einsetzten oder ganz ausblieben.[157]

Doch Schmidt hatte dies aufgrund seiner Kommandoenthebung inzwischen nicht mehr in seiner Hand. So blieb ein Schreiben seines ehemaligen Armeeoberkommandos vom Juni 1943 nicht mehr als eine spätere Würdigung seiner Erfolge:

»Die [...] im Laufe der vergangenen 1½ Jahre [...] geleistete Aufbauarbeit beginnt nunmehr sich auszuwirken. Der Aufbau der landeseigenen Verwaltung ist soweit vorgeschritten, dass ihr bereits jetzt unter Aufsicht der Militärverwaltung auf zahlreichen Gebieten selbständige Arbeit zugemutet werden kann. Besonders weitgehend ist bereits das Rechtswesen, das Finanzwesen, das Schulwesen und das Polizeiwesen geregelt. Auf der wirtschaftlichen Seite sind besondere Erfolge in der Organisation der Landwirtschaft und der Ausnutzung der Forstwirtschaft als den beiden bedeutendsten Wirtschaftszweigen des Armeegebietes erzielt worden. Besonders wertvoll hat sich die im Armeegebiet durchgeführte straffe Zusammenfassung von Verwaltung und Wirtschaft erwiesen, welche zur Erreichung der erzielten Höchstleistungen wesentlich beigetragen hat.«[158]

Partisanenkrieg

Der Partisanenkrieg war stets ein Teil des Ostkrieges.[159] Er war nicht nur eine Orgie der Gewalt gegen die Zivilbevölkerung von deutscher wie auch von sowjetischer Seite, er war immer auch eine militärische Auseinandersetzung zwischen Besatzern und Besetzten.[160] Das galt auch für die 2. Panzerarmee, in deren Bereich sich eine Hochburg der Partisanenbewegung befand.[161] Hierbei handelte es sich ursprünglich um zahlreiche versprengte Verbänden der Roten Armee. Sie blieben im Rücken der Deutschen, nachdem die Wehrmacht die Front nach der sowjetischen Winteroffensive im Spätwinter 1942 wieder abgeriegelt hatte.

Schmidts Anti-Partisanen-Strategie

»Die Front im Westen erscheint mir im Augenblick wichtiger, als die Front im Osten!«, sagte Schmidt folglich auf einer Besprechung mit dem Kommandanten des rückwärtigen Armeegebietes (Korück) im Februar 1942.[162] Drei Monate später wies er erneut darauf hin: »Jetzt könnte man mit dem Gesindel noch fertig werden, allmählich aber wächst sich das zu einer zweiten Front aus.«[163] Für den Kampf im Hinterland waren die Kräfte der 2. Panzerarmee anfangs völlig unzureichend.[164] Gerade die Sicherung der Bahnlinien war von zentraler Bedeutung, ihre Gefährdung musste »eine operativ und versorgungsmäßig nicht absehbare Auswirkung« haben.[165] Doch dann fehlten Kräfte für die aktive Bekämpfung[166] – das klassische Dilemma des deutschen Partisanenkrieges während des Zweiten Weltkriegs.

Trotzdem – oder gerade deswegen – wollte Schmidt eine andere Anti-Partisanen-Strategie.[167] Ihm ging es nicht nur um deren Bekämpfung, sondern, und das war das außergewöhnliche, auch um einen Kampf um »hearts and minds«. Dabei setzte Schmidt zu Beginn auf Härte. Im Armeebefehl vom 3. März 1942 befahl er, gefangene Partisanen »zunächst eingehend zu vernehmen«.[168] »Besteht der Eindruck, dass sie keine weiteren Aussagen mehr machen können oder wollen, sind sie zu erschiessen«. Allerdings heißt es dort auch weiter: »Besteht lediglich Verdacht auf Partisanentätigkeit oder -beihilfe, so ist, wenn es die Lage erlaubt, alles zur Klärung Mögliche zu veranlassen.« Von einer Erschießung sei abzusehen, wenn »der Gefangene nachweisen [kann], dass er zum Dienst bei den Partisanen gepresst wurde und keine Gelegenheit zum Überlaufen hatte«. Überläufer seien »als Kriegsgefangene zu behandeln oder in ihren Heimatort zu entlassen«. Das war neu. Solche Differenzierungen gefielen Hitler nicht, der unterschiedslose Härte forderte; Schmidts Befehle galten deshalb für ihn als »zu weich«.[169] Dieser erkannte indes die unabsehbaren Gefahren unkontrollierter Gewalt:

»Das Erschießen von Banditen erfordert meist mehr Blut, als wenn man sie leben lässt, und erschwert ganz erheblich die Bandenbekämpfung [...] Die Banditen müssen vielmehr durch für sie äußerlich sichtbare Tatsachen für uns gewonnen werden. Bei der Truppe hat sich folgendes Mittel bisher als sehr zweckmäßig erwiesen: Alle Gefangenen oder verwundeten Banditen werden sichtlich gut behandelt.«[170]

Schmidts Vorgesetzter, Generalfeldmarschall Günther von Kluge, vertrat bei einer Besprechung im April 1942 jedoch einen ganz anderen Standpunkt – nämlich den, »dass jeder Russe, der sich in Zivil am Kampf beteiligt, als Partisan rücksichtslos zu erschießen ist«.[171] Dass Schmidt anders handelte, belegen schon die Zahlen. Für diesen Monat meldete die Geheime Feldpolizei im Bereich der 2. Panzerarmee 160 festgenommene Zivilisten aufgrund von Freischärlerei, Spionage, Sabotage und unerlaubtem Waffenbesitz; die vergleichsweise geringe Anzahl von 13 Personen wurden erschossen.[172] Als im rückwärtigen Armeegebiet 76 verdächtige Landeseinwohner erschossen worden waren, wurde der Korück am 11. September 1942 durch Schmidt gemaßregelt und daran erinnert, »dass Landeseinwohner, gegen die der Verdacht einer Betätigung im Bandenwesen besteht, nicht zu erschießen«, sondern »in ein Gefangenenlager« zu bringen seien.[173] Er warnte: »[P]lanlose Erschiessungen treiben die Bevölkerung in die Hände der Banden«.

Über das letzte Mittel, die Exekution, sollten nur wenige Offiziere entscheiden. Schmidt ordnete an, dass der »Befehl zum Erschiessen« nur vom »dienstälteste[n] anwesende[n] Offizier« oder vom »Kommandoführer« zu geben sei.[174] Zusätzlich beschränkte er die Genehmigung zur Erschießung »von mehr als 5 Verdächtigen gleichzeitig aus einem Dorf und das Abbrennen von Dörfern als reine Vergeltungsmassname« auf den Bataillonskommandeur. »Summarische Vergeltungsmassnahmen auf eigene Faust sind verboten.« Im Dezember 1942 wurde Schmidt noch einmal deutlich: Er erwarte, »dass in Zukunft das leider vorgekommene sinnlose Zerstören von Ortschaften und Erschießen von nicht zu den Banden gehörigen Einwohnern restlos aufhört«.[175] Dabei erinnerte Schmidt erneut »nachdrücklich an [s]ein Verbot Geiseln zu erschießen oder zu misshandeln«. Das Zerstören von Ortschaften bedurfte schließlich den »Befehl eines Offiziers mit den Befugnissen eines Div[isions]K[omman]d[eu]rs«. Die Truppe durfte auf den unteren Ebenen nicht mehr eigenständig handeln. Dies war Schmidts Versuch, den harten Krieg wieder in einigermaßen geordnete Bahnen zu lenken – ein Versuch, der Gewaltspirale entgegenzuwirken

Anti-Partisanen-Unternehmen der 2. Panzerarmee 1942/43

In den Wäldern um Brjansk bildete sich eine »Partisanenrepublik«, die im Frühjahr 1942 eine Stärke von etwa 10 000 Personen hatte und angeblich 400 Dörfer und über 200 000 Menschen kontrollierte.[176] Eine passive Partisanenbekämpfung war hier nicht mehr ausreichend, was die 2. Panzerarmee wiederholt deutlich machte.[177] Bald musste auch Generalfeldmarschall von Kluge einsehen, dass eine Änderung notwendig war und genehmigte größere Anti-Partisanen-Unternehmen.

Vom 5. Juni bis 4. Juli 1942 wurde mit dem Unternehmen »Vogelsang« durch Teile des XXXXVII. Panzerkorps mit 5500 deutschen Soldaten und unterstützt von 1100 Russen sowie 1800 Ungarn ein Angriff gegen die Partisanen im Raum nördlich von Brjansk geführt.[178] Die Partisanengebiete sollten evakuiert und alle nicht selbst genutzten Unterkünfte zerstört werden.[179] In vier Wochen wurden »786 Quadratkilometer Waldgelände« durchstreift.[180] Dabei wurden die Deutschen von der Zivilbevölkerung unterstützt.[181] Doch das Unternehmen forderte auch zivile Opfer. Das wollte Schmidt nicht dulden. Er erfuhr, dass an einer Stelle »wahllos auf Menschen, Vieh und Geflügel geschossen« worden sei, und befahl »unmissverständlich allen Truppenteilen bis herunter zu den Kompanien schnellstens bekanntzugeben«:[182]

»Der Kampf gegen die Partisanen erfordert schonungslose Härte da, wo sie am Platze ist. Ich erwarte aber, dass die Truppe es versteht, Unterschiede zwischen den Partisanen und der im Partisanengebiet teilweise unter starkem Terror lebenden Bevölkerung zu machen. Es kommt darauf an, diese auf unsere Seite zu bringen [...] Auch im Partisanenkrieg bleiben wir Soldaten und führen nicht den Kampf gegen Frauen und Kinder.«

Für dieses Unternehmen kam Schmidts Befehl zu spät, doch zeigt dieser, vor welchem Problem er stand: Obwohl die Bevölkerung besser behandelt werden musste, gerade in Zeiten der gesteigerten Partisanenaktivität, sorgte die Eigendynamik solcher Großunternehmen oft für das Gegenteil. Das Ergebnis von »Vogelsang« waren 1382 getötete sowie 519 gefangen genommene mutmaßliche Partisanen; »3249 Mann im Alter zwischen 16 und 50 Jahren wurden festgesetzt, davon war ein großer Teil Waffenträger bei den Partisanen [...] 8587 Frauen und Kinder wurden außerhalb der Orte in den Wäldern angetroffen, 12 351 Menschen wurden evakuiert.«[183] Doch dies war nur ein scheinbarer Erfolg, wie der Korück bald feststellen musste: der Gegner war »mit der Masse verschwunden«[184] und in die südliche Umgebung Brjansk ausgewichen, um von dort aus weiter zu kämpfen und so »zum Nukleus neuer Einheiten«[185] zu werden. Das Oberkommando der 2. Panzerarmee kam zu der Ansicht, dass eine »völlige Befriedung des rückw[ärtigen] Armeegebietes [...] nach der aktiven Bekämpfung der Partisanen nur durch eine stützpunktartige Besetzung der durchkämmten Gebiete zu erreichen« sei.[186]

Noch während das Unternehmen »Vogelsang« lief, nahmen andernorts die Partisanenaktivitäten ein für das Panzer-AOK »unerträgliches Ausmass« an,[187] worauf weitere Anti-Partisanen-Aktionen angesetzt wurden.[188] Mit dem Unternehmen »Grünspecht« im Juli 1942 sollte der Raum südlich Brjansk »gesäubert« werden, doch das Ergebnis war nicht viel besser.[189] Vom 17. bis 29. September 1942 folgten die Unternehmen »Dreieck« und »Viereck« gegen etwa 4000 Partisanen, die immer noch im Bereich Brjansk operierten.[190] Das Ergebnis: zerstörte Dörfer, etwa 1000 Tote und fast 16 000 ausgesiedelte Bewohner.[191] Ein im Oktober 1942 erfolgtes Unternehmen im Raum Kletnja, westlich von Brjansk, erwies sich als völliger Fehlschlag,[192] ebenso das Unternehmen »Zeißig« nordwestlich von Brjansk im November 1942, »da bei der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit nur ein geringer Teil des [...] bandengefährdeten Gebietes durchstreift werden konnte«.[193]

Die Bilanz des Korück für das Jahr 1942 erscheint auf den ersten Blick als militärischer Erfolg, doch trügen die Zahlen.[194] Es waren Pyrrhussiege, die zwar die Partisanen kurzzeitig schwächten, in Wirklichkeit aber nur zu einer Verlagerung ihres Operationsgebietes sowie zu einer Belastung der Zivilbevölkerung führten, die eigentlich für die deutsche Seite gewonnen werden sollte.[195]

Anfang 1943 sah es für die Deutschen nicht besser aus. Ihr Scheitern lässt sich bereits dem Kriegstagebuch der 2. Panzerarmee entnehmen. Darin wird immer öfter von der zunehmenden Stärke der Partisanen berichtet.[196] Das Unternehmen »Eisbär« vom 15. bis 23. Januar 1943 führte »auf Grund des Ausweichens stärkerer Banden nicht zu dem gewünschten Erfolg«.[197] Deren Überfälle konnten nicht verhindert werden.[198] Auch das Mitte Februar beendete Unternehmen »Klette II« wurde »durch das Ausweichen des größten Teils der [...] eingeschlossenen Bandengruppen« zum Fehlschlag.[199] Wie einem Bericht vom März 1943 zu entnehmen ist, hatte »die allgemein auf weitem Raum durchgeführte Sabotagetätigkeit der Banden vorübergehend die Versorgungsführung der Armee stark beeinträchtigt«.[200] Die Partisanen organisierten sich in Bataillonen und Brigaden und stimmten sich zunehmend mit der Roten Armee ab.[201]

Schmidt führte keinen schonungslosen Partisanenkrieg. Er sprach sich gegen unterschiedslose Gewaltanwendungen aus und unterschied zwischen Partisanen und Zivilbevölkerung. Letztere versuchte er aus den Reihen der Partisanen zu lösen. Das war nicht nur militärisch gedacht. Zum Teil – und das ist das Besondere – wollte Schmidt auch um die Partisanen werben. Das hätte zum Beginn eines neuen Kurses der Wehrmacht im Partisanenkrieg werden können, doch blieb Schmidt auch damit weitgehend allein.

Schlussbetrachtung

Zwei Fragen standen im Mittelpunkt der Untersuchung: Erstens, wie ist Schmidt biografisch und charakterlich im Vergleich zu den übrigen Oberbefehlshabern zu bewerten? Zweitens, ergibt sich aus seinem Handeln eine neue Betrachtungsweise auf die deutsche Besatzungsherrschaft im Osten?

Aus dem Bildungsbürgertum stammend, hatte Schmidt teilweise einen größeren Horizont als seine Kameraden, die oft aus den Kadettenkorps stammten. In seinem engeren Arbeitsumfeld war er berühmt für sein breites Allgemeinwissen. Deutlich wurde dies auch auf einem so sensiblen Feld wie der Besatzungspolitik, das mehr verlangte als nur militärisches Können. Dort zeigte er größeren politischen Weitblick als die meisten anderen Generale. Allerdings war auch Schmidts militärischer Sachverstand unbestritten, wie es schon seine Verwendungen und Auszeichnungen belegen. Bereits vor 1939 hatte er Positionen durchlaufen, die nur besonders ausgewählten Offizieren vorbehalten blieben. Dass ihm das Kommando über eine der Stammdivisionen der späteren Panzertruppe übertragen wurde, war kein Zufall. Diese militärischen Leistungen gingen aber nicht – und das macht seine Leistungen noch ungewöhnlicher – auf Kosten seiner Soldaten. Vielmehr galt er dort als ausgesprochen fürsorglicher Vorgesetzter. Das Wohl seiner Männer stand bei ihm immer an erster Stelle. Doch auch Schmidt hatte militärische Fehler zu verantworten. Sein Handeln bei Jelez und sein Befehl von Liwny in der Winterkrise 1941/42 waren schlichtweg katastrophal.

Seine politische Einstellung ähnelte zunächst der des General-Kollektivs. Von national-konservativer Grundeinstellung wurde Schmidt aber vermutlich seit 1938 gegenüber der NS-Ideologie immer skeptischer und erkannte deren Gefahren. Seine Abscheu speziell gegenüber der SS wurde an verschiedenen Beispielen deutlich. Aber auch als militärischer Führer war er bereit, die eng gesteckten Grenzen zu überschreiten, die ihm das Regime vorgab. Ging es um seine Soldaten, so war er sich nie zu schade, auch unangenehme Kritik bei übergeordneten Stellen anzusprechen oder sich gar über deren Weisungen hinwegzusetzen.

Schmidts Biografie durchzieht ein charakteristisches Spannungsverhältnis zwischen seinen individuellen Wünschen sowie Vorstellungen und den Forderungen, die seine Umwelt an ihn stellte, allen voran die Institution, der er angehörte, eingefasst in die nationalsozialistische Ideologie. Dies erklärt auch zum Teil das unruhige Bild seines Lebens. Sein Lebensweg war vordergründig nicht völlig anders als der seiner Kameraden, doch die Punkte, die ihn unterschieden, blieben letzten Endes ausschlaggebend für seine Persönlichkeit, sein Denken und damit auch sein Handeln. Er entwickelte eine ganz eigene militärisch-politische Vorstellungswelt, mit der er sich klar vom Gros der meisten deutschen Generale absetzte. Diese Gedankenwelt sollte entscheidend für sein späteres Handeln als militärischer Führer und Besatzer in der Sowjetunion werden. Es wäre daher falsch, Schmidt allein über ein einzelnes Exempel oder einen einzigen Befehl zu beurteilen. Vielmehr sind seit Ende der 1930er Jahre ganz bestimmte Charakteristika für Schmidts Leben und Handeln zu erkennen. Dies beginnt schon ab seiner Verwendung als Divisionskommandeur 1937 und sollte dann seine ganze Zeit als Armeeoberbefehlshaber prägen.

Diese Tätigkeit als Oberbefehlshaber führt zur zweiten Frage, der Praxis der Besatzungsherrschaft im Befehlsbereich von Schmidts 2. Panzerarmee. Seine Biografie zeigt, dass sich sein Verständnis von Besatzung nicht erst in der Sowjetunion herausbildete. Vielmehr lässt sich dies zurückverfolgen bis in die Zeit der Besetzung des Sudetenlandes. Auch in Frankreich wurden seine besatzungspolitischen Prinzipien deutlich. Daran hielt er weitgehend als Befehlshaber sogar im Ostkrieg fest. Natürlich war für einen Soldaten wie Schmidt der Krieg zunächst eine militärische Auseinandersetzung. Er versuchte dabei der Ideologie des nationalsozialistischen Vernichtungskrieges entgegenzuwirken. Dies galt für alle Dimensionen dieses Krieges und eben auch für die Besatzungspolitik. Die Misshandlung des gefangenen Gegners war für ihn nicht vertretbar. In seinem Bereich versuchte er Kriegsgefangene menschlich zu behandeln; sie galten nicht als minderwertig. Auch die Zivilbevölkerung stand unter Schmidts Schutz. Angesichts ihres Leidens versuchte Schmidt, die Auswirkungen des Krieges so erträglich wie möglich zu gestalten. Doch seine Pläne gingen dabei noch weiter. Er baute eine autonome Selbstverwaltung in seinem Verwaltungsbereich auf – damals ein einmaliges Experiment. Die Verwaltung seines Armeehinterlandes war ihm dabei übrigens genauso wichtig wie die Kriegführung selbst. Darin unterschied er sich ebenfalls von vielen anderen Oberbefehlshabern. Besonders auffallend und einzigartig war schließlich Schmidts Anti-Partisanen-Strategie. Natürlich blieben die Partisanen für ihn Gegner – aber eben nur militärische. Wichtiger als die Bekämpfung waren für ihn deren Gewinnung und deren Abkehr von der sowjetischen Seite, ein Beispiel dafür, dass auch die Wehrmacht um »hearts and minds« kämpfen konnte. Belastbares empirisches Material zum möglichen Erfolg dieser Strategie ist nicht vorhanden. Entscheidend aber ist, dass hier im deutschen Besatzungsgebiet eine völlig neue Strategie erdacht und erprobt wurde.

Aus dieser biografischen Skizze in Verbindung mit einem Beispiel der Besatzungsherrschaft ergab sich ein zum Teil anderes Bild der Wehrmachtelite und in Sonderheit der Frontgenerale des Ostheeres. War diese Gruppe heterogener, als bisher angenommen, oder war Schmidt doch der Sonderfall einer sonst homogenen Elite? Eine Antwort darauf wird sich erst nach weiteren biografischen Einzelstudien finden lassen. Dies gilt folglich auch für die deutsche Besatzungsherrschaft im Osten. Schmidts Fall zeigt, dass es Handlungsoptionen gab. Sie zeigt freilich auch, wie eng bemessen oft die Grenzen waren. Und sie zeigt, wie sehr sich Schmidts Befehlsbereich von den meisten anderen des deutschen Ostheeres unterschied. Innerhalb seines Verantwortungsbereiches versuchte Schmidt seine Ideen umzusetzen. Am Ende wurde er dennoch abgelöst und gar doppelt bestraft. Neben den vielen Exponenten einer eindeutig verbrecherischen Kriegführung erscheint Schmidt als ein militärischer Führer, der sich unter den Zwängen einer verbrecherischen Befehlslage und unter den maßgeblich von der Wehrmacht selbst zu verantwortenden militärischen und humanitären Bedingungen des Krieges in der Sowjetunion ein weitgehend intaktes moralisches und kriegsvölkerrechtliches Koordinatensystem erhalten konnte. Er hat – mit unterschiedlichem Erfolg – versucht, dieses Koordinatensystem zur Grundlage der Entscheidungen in seinem Befehlsbereich zu machen und kann deshalb vielleicht tatsächlich als ein »anderer« Oberbefehlshaber gelten.

Online erschienen: 2016-5-20
Erschienen im Druck: 2016-5-1

© 2016 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Articles in the same Issue

  1. Titelseiten
  2. Artikel
  3. »Si vis societatem para ad militiam.«
  4. Kronprinz Rupprecht von Bayern im Ersten Weltkrieg
  5. Ein »anderer« Oberbefehlshaber?
  6. Carnage in the Land of Three Rivers: The Syrmian Front 1944–1945
  7. Nachrichten aus der Forschung
  8. »Kiel und die Marine 1865–2015. 150 Jahre gemeinsame Geschichte.«
  9. »Besatzungskinder und Wehrmachtskinder – Auf der Suche nach Identität und Resilienz.«
  10. »Globaler Krieg. Visionen und ihre Umsetzung.«
  11. »Nachkrieg und Medizin in Deutschland im 20. Jahrhundert.«
  12. »Gewaltkulturen von den Kolonialkriegen bis zur Gegenwart.«
  13. »Der Krieg ist vorbei. Heimkehr – Trauma – Weiterleben.«
  14. »Geschichtsbewusstsein als soldatische Kernkompetenz. 60 Jahre Historische Bildung in der Bundeswehr.«
  15. Buchbesprechungen: Allgemeines
  16. Ulrich March, Grundzüge der Militärgeschichte. Krieg und politische Kultur, Aachen: Helios 2014, 141 S., EUR 16,50 [ISBN 978-3-86933-112-6]
  17. Die Dienstbibliothek des Brandenburg-Preußischen Hausarchivs. Katalog, bearb. von Herzeleide Henning, Berlin: Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz 2015, XII, 806 S. (= Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz, Arbeitsberichte, 17), EUR 27,00 [ISBN 978-3-923579-24-2]
  18. Stadt und Krieg. Leipzig in militärischen Konflikten vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert. Hrsg. von Ulrich von Hehl, Leipzig: Leipziger Universitätsverl. 2014, 531 S. (= Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Leipzig, 8), EUR 62,00 [ISBN 978-3-86583-902-2]
  19. Urte Evert, Die Eisenbraut. Symbolgeschichte der militärischen Waffe von 1700 bis 1945, Münster, New York: Waxmann 2015, 376 S. (= Beiträge zur Volkskultur in Nordwestdeutschland, 125), EUR 44,90 [ISBN 978-3-8309-3217-8]
  20. Marco Sigg, Der Unterführer als Feldherr im Taschenformat. Theorie und Praxis der Auftragstaktik im deutschen Heer 1869 bis 1945, Paderborn [u. a.]: Schöningh 2014, IX, 504 S. (= Zeitalter der Weltkriege, 12), EUR 46,90 [ISBN 978-3-506-78086-7]
  21. Stefan Troebst, Erinnerungskultur – Kulturgeschichte – Geschichtsregion. Ostmitteleuropa in Europa, Stuttgart: Steiner 2013, 440 S. (= Forschungen zur Geschichte und Kultur des östlichen Mitteleuropa, 43), EUR 64,00 [ISBN 973-3-515-10384-8]
  22. Arnold Suppan, Hitler – Beneš – Tito. Konflikt, Krieg und Völkermord in Ostmittel- und Südosteuropa, 3 Bde, Wien: ÖAW 2014, XIV, 2048 S. (= Internationale Geschichte, 1), EUR 148,00 [ISBN 978-3-7001-7309-0]
  23. Gerd Krumeich, Deutschland, Frankreich und der Krieg. Historische Studien zu Politik, Militär und Kultur. Hrsg. von Susanne Brandt, Thomas Gerhards und Uta Hinz, Essen: Klartext 2015, VI, 484 S., EUR 24,95 [ISBN 978-3-8375-1040-9]
  24. Mythes et tabous des relations franco-allemandes au XXe siècle./Mythen und Tabus der deutsch-französischen Beziehungen im 20. Jahrhundert. Éd. par/hrsg. von Ulrich Pfeil, Bern [u. a.]: Lang 2012, X, 312 S. (= Convergences, 65), EUR 69,10 [ISBN 978-3-0343-0592-1]
  25. Buchbesprechungen: Altertum und Mittelalter
  26. Martin Hofbauer, Vom Krieger zum Ritter. Die Professionalisierung der bewaffneten Kämpfer im Mittelalter, Freiburg i.Br.: Rombach 2015, VI, 226 S. (= Einzelschriften zur Militärgeschichte, 48), EUR 24,80 [ISBN 978-3-7930-9770-9]
  27. The Medieval Way of War. Studies in Medieval Military History in Honor of Bernard S. Bachrach. Ed. by Gregory I. Halfond, Farnham [u. a.]: Ashgate 2015, XVI, 332 S., £ 75.00 [ISBN 978-1-4724-1958-3]
  28. Peter Blickle, Der Bauernjörg. Feldherr im Bauernkrieg. Georg Truchsess von Waldburg 1488–1531, München: Beck 2015, 586 S., EUR 34,95 [ISBN 978-3-406-67501-0]
  29. Buchbesprechungen: Frühe Neuzeit;
  30. Frieden übersetzen in der Vormoderne. Translationsleistungen in Diplomatie, Medien und Wissenschaft. Hrsg. von Heinz Duchhardt und Martin Espenhorst, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2012, 286 S. (= Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz. Beihefte, 92), EUR 54,99 [ISBN 978-3-525-10114-8]
  31. Axel Gotthard, Der liebe vnd werthe Fried. Kriegskonzepte und Neutralitätsvorstellungen in der Frühen Neuzeit, Köln [u. a.]: Böhlau 2013, 964 S. (= Forschungen zur kirchlichen Rechtsgeschichte und zum Kirchenrecht, 32), EUR 128,00 [ISBN 978-3-412-22142-3]
  32. Militär und Mehrsprachigkeit im neuzeitlichen Europa. Hrsg. von Helmut Glück und Mark Häberlein, Wiesbaden: Harrassowitz 2014, 256 S. (= Fremdsprachen in Geschichte und Gegenwart, 14), EUR 58,00 [ISBN 978-3-447-10299-5]
  33. Steffen Leins, Das Prager Münzkonsortium 1622/23. Ein Kapitalgeschäft im Dreißigjährigen Krieg am Rande der Katastrophe, Münster: Aschendorff 2012, 208 S., EUR 29,00 [ISBN 978-3-402-12951-7]
  34. Konrad Kramar und Georg Mayrhofer: Prinz Eugen. Heros und Neurose, St. Pölten [u. a.]: Residenz 2013, 253 S., EUR 21,90 [ISBN 978-3-7017-3289-0] Elisabeth Großegger: Mythos Prinz Eugen. Inszenierung und Gedächtnis, Wien [u. a.]: Böhlau 2014, 406 S., EUR 39,00 [ISBN 978-3-205-79501-8]
  35. Militär und Gesellschaft in Preußen. Quellen zur Militärsozialisation 1713–1806. Archivalien in Berlin, Dessau und Leipzig. Teil 1, Bd 1: Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz (1. Hälfte), XXX, 533 S.; Teil 1, Bd 2: Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz (2. Hälfte), V, 861 S.; Teil 2: Weitere Archive, Bibliotheken und Museen in Berlin, Dessau und Leipzig, V, 185 S.; Teil 3: Indices und Systematiken, IX, 412 S. Hrsg. von Jürgen Kloosterhuis [u. a.]; bearb. von Peter Bahl, Claudia Nowak und Ralf Pröve, Berlin: Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz 2015 (= Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz, Arbeitsberichte 15, 1–4), EUR 85,00 [ISBN 978-3-923579-22-8]
  36. Buchbesprechungen: 1789–1870
  37. Napoleon on War. Ed. by Bruno Colson. Transl. by Gregory Elliott, Oxford: Oxford University Press 2015, VIII, 484 S., £ 27.99 [ISBN 978-0-19-968556-1]
  38. Revisiting Napoleon’s Continental System. Local, Regional and European Experiences. Ed. by Katherine B. Aaslestad and Johan Joor, Basingstoke [u. a.]: Palgrave Macmillan 2015, XIX, 290 S. (= War, Culture and Society, 1750–1850), £ 68.00 [ISBN 978-1-137-34556-1]
  39. Klaus-Jürgen Bremm, Die Schlacht. Waterloo 1815, Darmstadt: Theiss 2015, 256 S., EUR 24,95 [ISBN 978-3-8062-3041-3]
  40. Adam Zamoyski, 1815. Napoleons Sturz und der Wiener Kongress. Aus dem Engl. von Ruth Keen und Erhard Stölting, München: Beck 2014, 704 S., EUR 29,95 [ISBN 978-3-406-67123-4]
  41. Reinhard Stauber, Der Wiener Kongress, Wien [u. a.]: Böhlau 2014, 285 S., EUR 19,99 [ISBN 978-3-8252-4095-0]
  42. Brian E. Vick, The Congress of Vienna. Power and Politics after Napoleon, Cambridge, MA, London: Harvard University Press 2014, VIII, 436 S., $ 45,00 [ISBN 978-0-674-72971-1]
  43. Karl-Heinz Reger, »Dann sprang er über Bord«. Alltagspsychologie und psychische Erkrankung an Bord britischer Schiffe im 19. Jahrhundert, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2014, 525 S., EUR 59,99 [ISBN 978-3-525-30066-4]
  44. Buchbesprechungen: 1871–1918
  45. Max Lehmann, Bismarck. Eine Charakteristik. Hrsg. von Gertrud Lehmann. Mit Beitr. zur Neuausgabe von Gerd Fesser und Helmut Donat sowie mit einer Zeittafel und Bibliografie, Bremem: Donat 2015, 352 S. (= Schriftenreihe Geschichte & Frieden, 31), EUR 16,80 [ISBN 978-3-943425-47-5]
  46. Ernst Dietrich Baron von Mirbach, Prinz Heinrich von Preußen. Eine Biographie des Kaiserbruders, Köln [u. a.]: Böhlau 2013, 645 S., EUR 39,90 [ISBN 978-3-412-21081-6]
  47. Jürgen Angelow, Der Weg in die Urkatastrophe. Der Zerfall des alten Europa 1900–1914, Berlin: be.bra 2010, 208 S. (= Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert, 2), EUR 19,90 [ISBN 978-3-89809-402-3]
  48. Jörg-Michael Hormann und Eberhard Kliem, Die Kaiserliche Marine im Ersten Weltkrieg. Von Wilhelmshaven nach Scapa Flow, München: Bucher 2014, 161 S., EUR 29,99 [ISBN 978-3-7658-2031-1]
  49. Jürgen Gottschlich, Beihilfe zum Völkermord. Deutschlands Rolle bei der Vernichtung der Armenier, Berlin: Links 2015, 343 S., EUR 19,90 [ISBN 978-3-86153-817-2]
  50. Sergej Nelipovič, Krovavyj oktjabr1914 goda [Der blutige Oktober des Jahres 1914], Moskau: Minuvshee 2013, 803 S., RUB 600,00 [ISBN 978-5-902073-95-6]
  51. Pis’ma s vojny 1914–1917 [Briefe aus dem Krieg 1914–1917]. Hrsg. von A.B. Astašov und P.A. Simmons, Moskau: Novyj chronograf 2015, 795 S. (= Ot pervogo lica. Istorija Rossii v vospominanijach, dnevnikach, pis’mach [Aus erster Hand. Die Geschichte Russlands in Erinnerungen, Tagebüchern, Briefen]) [ISBN 978-5-94881-272-4]
  52. Sebastian Schaar, Wahrnehmungen des Weltkrieges. Selbstzeugnisse Königlich Sächsischer Offiziere 1914 bis 1918, Paderborn [u. a.]: Schöningh 2014, VII, 333 S. (= Zeitalter der Weltkriege, 11), EUR 39,90 [ISBN 978-3-506-77998-4]
  53. Buchbesprechungen: 1919–1945
  54. Brian E. Crim, Antisemitism in the German Military Community and the Jewish Response, 1914–1938, Boulder, CO [u. a.]: Lexington Books 2014, XXV, 203 S., $ 85.00 [ISBN 978-0-7391-8855-2]
  55. Benjamin Ziemann, Veteranen der Republik. Kriegserinnerungen und demokratische Politik 1918–1933. Aus dem Engl. von Christine Brocks, Bonn: Dietz 2014, 381 S., EUR 24,90 [ISBN 978-3-8012-4222-0]
  56. Loretana de Libero, Rache und Triumph. Krieg, Gefühle und Gedenken in der Moderne, München: Oldenbourg 2014, X, 447 S. (= Beiträge zur Militärgeschichte, 73), EUR 39,95 [ISBN 978-3-486-71348-0]
  57. Mass Killings and Violence in Spain, 1936–1952. Grappling with the Past. Ed. by Peter Anderson and Miguel Ángel del Arco Blanco, London, New York: Routledge 2015, VIII, 234 S., $ 140.00 [ISBN 978-0-415-85888-5]
  58. Wolfram Pyta, Hitler. Der Künstler als Politiker und Feldherr. Eine Herrschaftsanalyse, München: Siedler 2015, 846 S., EUR 39,99 [ISBN 978-3-8275-0058-8]
  59. Günter Nagel, Wissenschaft für den Krieg. Die geheimen Arbeiten der Abteilung Forschung des Heereswaffenamtes, Stuttgart: Steiner 2012, 708 S. (= Pallas Athene, Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte, 43), EUR 92,00 [ISBN 978-3-515-10173-8]
  60. Ralf Blank, Ruhrschlacht. Das Ruhrgebiet im Kriegsjahr 1943, Essen: Klartext 2013, 350 S., EUR 24,95 [ISBN 978-3-8375-0078-3]
  61. Martin Steinacher, Maurice Bavaud – verhinderter Hitler-Attentäter im Zeichen des katholischen Glaubens? Münster [u. a.]: LIT 2015, 129 S. (= Anpassung – Selbstbehauptung – Widerstand, 38), EUR 29,90 [ISBN 978-3-643-12932-1]
  62. Ilse-Margret Vogel, Über Mut im Untergrund. Eine Erzählung von Freundschaft, Anstand und Widerstand im Berlin der Jahre 1943–1945. Hrsg. von Jutta Hercher und Barbara Schieb, Berlin: Lukas 2014, 221 S. (= Schriften der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Reihe B: Quellen und Zeugnisse, 5), EUR 19,80 [ISBN 978-3-86732-157-0]
  63. Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945, Bd 7: Sowjetunion mit annektierten Gebieten I. Besetzte sowjetische Gebiete unter deutscher Militärverwaltung, Baltikum und Transnistrien. Bearb. von Bert Hoppe und Hildrun Glass, München: Oldenbourg 2011, 891 S., EUR 59,80 [ISBN 978-3-486-58911-5]
  64. Jürg Schoch, »Mit Aug’ und Ohr für’s Vaterland!« Der Schweizer Aufklärungsdienst von Heer & Haus im Zweiten Weltkrieg, Zürich: NZZ libro 2015, 347 S., EUR 48,00 [ISBN 978-3-03823-901-7]
  65. Miriam Gebhardt, Als die Soldaten kamen. Die Vergewaltigung deutscher Frauen am Ende des Zweiten Weltkriegs, 3. Aufl., München: DVA 2015, 351 S., EUR 21,99 [ISBN 978-3-421-04633-8]
  66. Florian Huber, Kind, versprich mir, dass du dich erschießt. Der Untergang der kleinen Leute 1945, Berlin: Berlin Verlag 2015, 303 S., EUR 22,99 [ISBN 978-3-8270-1247-0]
  67. Ian Buruma, ’45: Die Welt am Wendepunkt. Aus dem Engl. von Barbara Schaden, München: Hanser 2015, 412 S., EUR 26,00 [ISBN 978-3-446-24734-5]
  68. Buchbesprechungen: Nach 1945
  69. 1945 – Niederlage. Befreiung. Neuanfang. Zwölf Länder Europas nach dem Zweiten Weltkrieg. Hrsg. vom Deutschen Historischen Museum, Darmstadt: Theiss 2015, 248 S., EUR 24,95 [ISBN 978-3-8062-3061-1] 1945 – Ikonen eines Jahres. 108 Photographien von 42 Photographen. Mit einem Einführungstext von Norbert Frei. Hrsg. von Lothar Schirmer, München: Schirmer/Mosel 2015, 216 S., EUR 29,80 [ISBN 978-3-8296-0715-5] 1945 – Niederlage und Neubeginn. Hrsg. von Ernst Piper, Köln: Lingen 2015, 272 S., EUR 24,95 [ISBN 978-3-945136-20-1]
  70. Norman Ächtler, Generation in Kesseln. Das Soldatische Opfernarrativ im westdeutschen Kriegsroman 1945–1960, Göttingen: Wallstein 2013, 456 S., EUR 29,90 [ISBN 978-3-8535-1277-7]
  71. Barbara Schmitter Heisler, From German Prisoner of War to American Citizen. A Social History with 35 Interviews, Jefferson, NC, London: McFarland 2013, VII, 203 S., $ 39.95 [ISBN 978-0-7864-7311-3]
  72. Stephan Geier, Schwellenmacht. Bonns heimliche Atomdiplomatie von Adenauer bis Schmidt, Paderborn [u. a.]: Schöningh 2013, 485 S., EUR 49,90 [ISBN 978-3-506-77791-1]
  73. Manfred Kanetzki, MiGs über Peenemünde: Die Geschichte der NVA-Fliegertruppenteile auf Usedom, 2. Aufl., Berlin: MediaScript 2014, 212 S., EUR 24,50 [ISBN 978-3-981-48221-8]
  74. Kristan Stoddart, The Sword and the Shield. Britain, America, NATO, and Nuclear Weapons, 1970–1976, Basingstoke [u. a.]: Palgrave Macmillan 2014, XX, 324 S., £ 60.00 [ISBN 978-0-230-30093-4]
  75. William Durie, The United States Garrison Berlin 1945–1994 »Mission Accomplished«, book 1, Berlin: photo-durie.com 2014, VI, 186 S., $ 26.50 [ISBN 978-1-63068-540-9]
  76. Maritime Sicherheit. Hrsg. von Sebastian Bruns, Kerstin Petretto und David Petrovic, Wiesbaden: Springer VS 2013, VI, 251 S. (= Globale Gesellschaft und internationale Beziehungen, EUR 39,99 [ISBN 978-3-531-18479-1]
  77. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
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