Mimesis
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Herausgegeben von:
Ottmar Ette
Die Buchreihe Mimesis präsentiert unter ihrem neuen Untertitel Romanische Literaturen der Welt ein innovatives und integrales Verständnis der Romania wie der Romanistik aus literaturwissenschaftlicher und kulturtheoretischer Perspektive. Sie trägt der Tatsache Rechnung, dass die faszinierende Entwicklung der romanischen Literaturen und Kulturen in Europa wie außerhalb Europas neue weltweite Dynamiken in Gang gesetzt hat, welche die großen Traditionen der Romania fortschreiben und auf neue Horizonte hin öffnen. In Mimesis kommt ein transareales, die europäische und die außereuropäische Welt romanischer Literaturen und Kulturen zusammendenkendes Verständnis der Romanistik zur Geltung, das über nationale wie disziplinäre Grenzziehungen hinweg die oft übersehenen Wechselwirkungen zwischen unterschiedlichen Traditions- und Entwicklungslinien in Europa und den Amerikas, in Afrika und Asien entfaltet. Im Archipel der Romanistik zeigt Mimesis auf, wie die dargestellte Wirklichkeit in den romanischen Literaturen der Welt die Tür zu einem vielsprachigen Kosmos verschiedenartiger Logiken öffnet.
Zusatzmaterial
Fachgebiete
Poétiques et politisées, les littératures autochtones du Canada francophone contemporain constituent une sphère de désinvisibilisation et de réappropriation de langues et de traditions ancestrales. Elles mettent en scène, reconstruisent et interrogent un héritage culturel marqué par une longue domination coloniale – par l’assimilation forcée et l’oubli imposé.
Ancrées dans un présent valorisant le travail de mémoire et la prise de parole, et tournées vers un avenir encore à construire, ces littératures offrent aussi un terrain d’exploration et de réflexion sur le vivant, au sein duquel les figures de l’Autochtone et celles de l’Allochtone sont indissolublement liées. Le présent volume est une invitation à examiner cette complexité relationnelle, à l’exemple de textes de An Antane Kapesh, Joséphine Bacon, Naomi Fontaine, Natasha Kanapé Fontaine, Michel Jean, Rita Mestokosho ou encore Maya Cousineau Mollen.
In Pierre Bourdieus Studien eingestreut finden sich zahlreiche Verweise auf Schriftsteller des 19. und 20. Jahrhunderts. Gustave Flaubert nimmt unter diesen Referenzen eine Sonderstellung ein. Ihm hat Bourdieu den Status eines Protosoziologen eingeräumt. Flauberts Quasisoziologie hat er mithilfe der Analyse der literarischen Motive und Strukturen herausgearbeitet. Auf den Naturalisten Émile Zola, der mit dem Anspruch auftritt, eine praktische Soziologie für die Gesellschaft nach dem Zusammenbruch des Ancien Régime zu entwerfen, verweist Bourdieu allerdings kaum. An die methodischen Überlegungen aus seiner Flaubert-Analyse anknüpfend, erforscht diese Studie das Verhältnis zwischen Bourdieu und Zola anhand der Untersuchung seiner Arbeiterromane L’Assommoir (1877), Germinal (1885) et La Terre (1887) im Spiegel des Karnevalesk-Grotesken.
Es wird gezeigt, dass die karnevalesk-groteske Ästhetik in Émile Zolas Romanen erstens ein protosoziologisches Wissen hervorbringt. Diese implizite Soziologie antizipiert zweitens die Erkenntnisse und in Ansätzen die Epistemologie Pierre Bourdieus. Zola als Vorläufer von Bourdieus Soziologieansatz auszuweisen, erlaubt es schließlich, den Miserabilismus-Vorwurf gegenüber dem Naturalisten zu nuancieren.
By the end of modern times, the solitary man had become a destitute and infirm man, though curable with the balms of sociability; today, the "hyperconnected" condition of the contemporary men is quite the opposite: their infirmity a new and more dangerous one.
The paradox of the solitude of the poet, who distances himself from everyone to be able to speak to everyone, is one of the myths par excellence of Italian literature. In Solitudes, Giorgio Ficara pens the stories of great solitary poets from the Middle Ages to the twentieth century: Petrarch, lost in an unattainable dream of inner peace and solitary life; Tasso, alone in the small circle of creation; Alfieri, who yearns to be alone amidst the voices of the world; Foscolo on his lonely way to the heliconic peaks; Leopardi, whose effective solitude of the poet-philosopher faces the divine solitude of nature; D'Annunzio, alone in front of a necklace that breaks. For all of them, solitude "in the end is destiny itself, the necessity to which one is subject at the acme of poetic expression". Over the centuries, this intellectual legacy of solitary life has become one of the many ways in which Italy deeply influenced European literature and culture at large.
Comme souvent, Céline est quelque peu excessif quand il se lamente en 1944 : « Pauvre banlieue parisienne, paillasson devant la ville où chacun s’essuie les pieds, crache un bon coup, passe, qui songe à elle ? Personne. » Ce n’est pas tout à fait vrai : outre les urbanistes, les architectes, les historiens, plusieurs écrivains se sont eux aussi intéressé à la banlieue et en ont fait le décor de leurs intrigues romanesques.
Bouleversant l’organisation territoriale, mais aussi la conception de la ville et de l’urbanité, la banlieue parisienne n’a pas laissé la littérature indifférente. Dès l’avènement de Paris comme objet littéraire, au début du XIXe siècle, la banlieue l’accompagne comme son envers – envers lumineux de la banlieue verdoyante des parties de campagne dominicales, envers repoussoir où se concentrent les cheminées d'usines et les relégués de la modernité, envers angoissant de la monotonie des lotissements sans charme. À partir d’un corpus de romans des XIXe et XXe siècles, cet ouvrage explore la banlieue comme un espace contrasté où se révèlent à plein les travers de l’époque et où affleure de manière particulièrement vive la difficulté à habiter le monde moderne. Elle n'en constitue pas moins un formidable défi lancé à l’écriture romanesque.
Dieser Band befasst sich mit Formen und Funktionen der Krise in Michel Houellebecqs Erzählprosa. Trotz der Omnipräsenz sowohl individueller als auch kollektiver Krisen im Werk des Gegenwartsschriftstellers wurde der herausragenden Relevanz des Krisenbegriffs für Houellebecqs Romane bislang kaum Beachtung geschenkt.
Die vorliegende Studie schließt diese Forschungslücke, indem sie die Krise bei Houellebecq nicht lediglich als ein inhaltliches Motiv identifiziert, sondern darüber hinaus zwei grundlegende Funktionen der Krise herausarbeitet: Erstens entwickelt sie ein krisennarratologisches Analysemodell, mit dem sich die Krise als ein auch strukturell in Houellebecqs Romanen verankertes Erzählmuster darstellen lässt. Darauf basierend wird die Krise zweitens als eine spezifische Form von Zeitdiagnose untersucht, mit der Houellebecq an dekadente Krisendiskurse des ausgehenden 19. Jahrhunderts anknüpft und diese zur depressionistischen Zeitdiagnose einer Postmodernen Dekadenz radikalisiert.
Anhand des Krisenbegriffs lassen sich folglich Aussagen über Houellebecqs ambivalente Stellung zwischen Moderne und Postmoderne treffen und zugleich Rückschlüsse auf mögliche Gründe der oftmals kontroversen Rezeption von Houellebecqs Romanen ziehen.
Dass Frauen anders von Katastrophen betroffen sind als Männer, gehört zu Allgemeinplätzen, die unser Denken und Handeln im Umgang mit Naturgefahren beeinflussen. Überzeugt davon, dass vergeschlechtlichte Darstellungsweisen Sachverhalte nicht nur dokumentieren, sondern Ungleichheiten auch zementieren, greift diese Studie Argumentationslinien der feministischen Katastrophenforschung zur Analyse von acht Romanen aus der französischsprachigen Karibik auf.
In diesem Zusammenhang wird zum einen erörtert, wie die von einer Naturkatastrophe verheerte Landschaft in den Konturen eines versehrten weiblichen Körpers darstellbar gemacht wird. Zum anderen ergründet diese Arbeit, welche Rollen Frauen in diesen Romanen als handelnde Figuren bei der Prävention vor und Bewältigung von Katastrophen spielen. Damit erkennt diese Studie, dass eine Untersuchung vergeschlechtlichter Darstellungsmuster von Katastrophen ebenso aussteht wie die Frage, welchen Einfluss diese auf den Umgang mit Katastrophen nehmen. Erstmalig führt sie hierzu Werkzeuge feministischer Katastrophenforschung in die feministische Literaturwissenschaft ein – und umgekehrt. Vom zukunftsträchtigen Beitrag, den Frauen im Katastrophenfall leisten können, ist sie dabei überzeugt.
Wie üben sich soziale Kontexte, Nahräume und Herkünfte auf die Existenz, das Handeln und das Denken vergesellschafteter Menschen aus? Der Milieubegriff hat in verschiedenen Konzeptualisierungen unterschiedliche Antworten auf diese Fragestellungen formuliert, im Verlauf seiner Entstehung und Ausdifferenzierung hat er rigide Begriffsfassungen geprägt wie auch Transformationen und Neuentwicklungen erfahren. Auch in den erzählenden Künsten hat die Orientierung an Milieukonzeptionen immer wieder eine Rolle gespielt.
Die Studie schlägt eine kritische Rekonstruktion und Aktualisierung des Milieubegriffs vor, und wendet diesen sodann als analytischen Begriff in der Film- und Literaturanalyse an. Es werden Repräsentationen und Ausleuchtungen verschiedener Milieukonstellationen in fiktionalen Erzählungen Lateinamerikas untersucht. Die Besonderheit der literarischen und der filmischen Darstellungsmodalitäten wird in der Analyse des Korpus einer besonderen Betrachtung zugeführt. Das Korpus besteht aus lateinamerikanischen Großstadterzählungen aus dem 21. Jahrhundert; die argentinischen, brasilianischen und haitianischen Gegenwartliteraturen und -kinematografien stehen im Vordergrund.
Wie üben sich soziale Kontexte, Nahräume und Herkünfte auf die Existenz, das Handeln und das Denken vergesellschafteter Menschen aus? Der Milieubegriff hat in verschiedenen Konzeptualisierungen unterschiedliche Antworten auf diese Fragestellungen formuliert, im Verlauf seiner Entstehung und Ausdifferenzierung hat er rigide Begriffsfassungen geprägt wie auch Transformationen und Neuentwicklungen erfahren. Auch in den erzählenden Künsten hat die Orientierung an Milieukonzeptionen immer wieder eine Rolle gespielt.
Die Studie schlägt eine kritische Rekonstruktion und Aktualisierung des Milieubegriffs vor, und wendet diesen sodann als analytischen Begriff in der Film- und Literaturanalyse an. Es werden Repräsentationen und Ausleuchtungen verschiedener Milieukonstellationen in fiktionalen Erzählungen Lateinamerikas untersucht. Die Besonderheit der literarischen und der filmischen Darstellungsmodalitäten wird in der Analyse des Korpus einer besonderen Betrachtung zugeführt. Das Korpus besteht aus lateinamerikanischen Großstadterzählungen aus dem 21. Jahrhundert; die argentinischen, brasilianischen und haitianischen Gegenwartliteraturen und -kinematografien stehen im Vordergrund.
Los estudios sobre el rap como voz subalterna apenas tienen en cuenta la desigualdad de género que existe en todas las etnias y clases sociales. El rap feminista está emergiendo como paradigma argumentativo y literario en los países de habla hispana a través de las raperas feministas, artistas cultas y políticamente activas que están revolucionando la escena musical urbana de nuestro tiempo. En este trabajo se analiza por primera vez este complejo movimiento a partir de las teorías filosóficas y estéticas de las que se nutren las raperas.
La metodología desarrollada en esta obra pretende explorar el rap desde tres ejes: su intermedialidad, sus vínculos con el feminismo filosófico y su comprensión como género literario vinculado a una tradición hispánica previa, en particular la picaresca y el romance. Las múltiples facetas bajo las que puede considerarse este género cultural permiten desarrollar un material inagotable para el estudio de cuestiones centrales en las humanidades, desde la convicción de explorar las huellas literarias del feminismo más allá de los textos escritos.
A partir de la Revolución de Octubre y de la fundación de la Rusia soviética y, más tarde, la URSS, se emprendieron viajes al flamante país para observar su radical sistema político, históricamente inédito. En este volumen se estudian los relatos de viaje de nueve escritores iberoamericanos que entre 1920 y 1959 se desplazaron al cosmos soviético y relataron su experiencia: Fernando de los Ríos (España), Josep Pla (España/Cataluña), César Vallejo (Perú), María Teresa León (España), Rafael Alberti (España), José Revueltas (México), Luis Cardoza y Aragón (Guatemala), Graciliano Ramos (Brasil) y Gabriel García Márquez (Colombia).
Para ello se emplea un método filológico, que explora las propiedades retóricas y literarias de esta familia textual. Asimismo, el corpus se analiza a partir de vectores transareales y transcontinentales con fuerte carga ideológica y simbólica, que describen movimientos a través de hemisferios y temporalidades, así como encuentros con sujetos y agentes. Se trata de interacciones espacio-temporales que se inscriben en trayectorias de historia intelectual de larga duración, a partir de las cuales se forma un modelo en miniatura del cosmos soviético, con sus escenarios, personajes, actos e ídolos.
Que signifie être mère ? Les réponses à cette question ont varié fortement au cours des siècles, évoluant avec les paradigmes idéologiques et culturels qui sous-tendent le statut des femmes dans la société. La conception des femmes en tant que mères, leur rapport à la maternité sont étroitement liés à leurs possibilités sociales et matérielles d'auto-détermination, ainsi qu'à l'autonomie corporelle dont elles disposent ou pas.
Au-delà de la dichotomie traditionnelle entre mère idéalisée par la religion ou le patriotisme et mère « monstrueuse » qui néglige, torture ou même tue ses enfants, les contributions réunies dans ce volume analysent un éventail contrasté de figures maternelles dans la littérature française et francophone des 20e et 21e siècles, et interroge les objectifs de leur mise en scène – de la défense de positions féministes à une confrontation d'ordre thérapeutique, voire narcissique, avec la mater genetrix.
Das Narrativ der Textstadt «Buenos Paris Aires» stellt ein wirklichkeits-, identitäts- und kollektivstiftendes Erzählmuster in argentinischen und französischen Stadttexten unterschiedlicher Gattungen und Medien dar, welches die Studie erstmals erforscht.
Vor dem Hintergrund der über 200-jährigen französisch-argentinischen Geschichte geht es zunächst um die Entstehung und Entwicklung des Narrativs (Präfiguration). Darüber hinaus werden am Beispiel der Textstadt Buenos Paris Aires die Eigenschaften transkultureller Stadttexte sowie die Formen und Funktionen ihrer Textstädte aufgezeigt (Konfiguration). Weiterhin stellt sich die Frage, inwiefern die fiktiven Textstädte auf die realen Städte und Kulturen zurückwirken (Refiguration).
Das Narrativ der Textstadt Buenos Paris Aires reist als travelling narrative zwischen den Kulturräumen und trägt maßgeblich dazu bei, die französisch-argentinischen Beziehungen sowie die Identität und das Gedächtnis der beteiligten Kulturgemeinschaften zu verstehen, die sich mit dem Narrativ der Textstadt als imaginierte Erzähl- und Erinnerungsgemeinschaften konsolidieren.
Diese komparatistische (Französisch, Italienisch, Spanisch) und transnationale Untersuchung wirft die Frage auf, wie die postkolonialen Verschränkungen zwischen Globalem Süden (Südamerika, Afrika, Asien) und Norden in narrativen Texten des 21. Jahrhunderts von und über migrierende Subjekte erscheinen. Dabei zeigen sich subalterne, teils autofiktionale (Erzähler-)Figuren sowohl als zentrales Mittel der Süd-Darstellung als auch als Indikatoren des Spannungsverhältnisses zwischen globaler Elite und postkolonialer Benachteiligung.
Die sozioökonomische Perspektive der Studie spiegelt sich in ihrem zweiteiligen Aufbau: Sie nimmt einerseits das literarische Feld unter den Bedingungen der Globalisierung in den Blick und untersucht andererseits die literarische Darstellung der wirtschaftlichen Differenzen zwischen Norden und Süden. Ein Interview mit dem Kleinstverlag Giovane Africa Edizioni ergänzt die Arbeit.
Nicht zuletzt durch ihr breit angelegtes, den Kanon erweiterndes Korpus und die Dynamisierung tradierter Gruppenzugehörigkeiten öffnet die Studie den Blick thematisch wie fachlich auf eine Zukunft, in der die globale Vernetzung und die Herausforderungen der kulturellen und wirtschaftlichen Nord-Süd-Dynamiken weiter zunehmen werden.
Dieser Band beleuchtet die bislang wenig beachteten Zusammenhänge zwischen historischen Magie-Manifestationen und ihren wichtigsten Darbietungsformen des Theaters in der Zeit von 1600 bis 1685. Auf Grundlage der frühneuzeitlichen Magie-Trias von magia daemoniaca, magia naturalis und magia artificialis und unter Anwendung anthropologischer und theaterästhetischer Ansätze vergleicht die Analyse den Umgang mit Magie in der spanischen und der französischen Theaterkultur und Lebenswelt. In dieser komparatistischen Perspektive arbeitet sie an Dramen diverser Gattungen (von der comedia und der Tragödie bis zur Oper und weiteren dämonologischen und juristischen Textzeugnissen) synchrone Divergenzen beider Kulturräume in Bezug auf magische Erscheinungen, Metamorphosen und Hexerei heraus. Ferner zeichnet sie die großen diachronen Entwicklungen des magischen Denkens in seinen astrologischen, alchimistischen und wundermedizinischen Verzweigungen innerhalb des mehrere epistemologische Kippmomente umfassenden 17. Jahrhunderts nach. Auf diese Weise bietet der Band Literaturhistoriker/-innen grundlegend neue Einblicke in die Theater- und Alltagswelt der frühneuzeitlichen Romania.
Through an historical and philological lens, this book explores passages from Dante’s Commedia which reveal elements inspired byprocessions, pageants, liturgical drama, psalm singing, or dance performance. The sacred poem finds influence in medieval theories of the performing arts as well as actual performances which Dante would have seen in churches or town squares. Dante’s Performance opens a new perspective from which to consider the Commedia: Dante expected his contemporary readers to recognize references to and echoes of psalms, sacred plays, and performative practices. Twenty-first-century readers are tasked with reconstructing a cultural framework which allows us to grasp those same textual references.
From the dramatization of the harrowing of hell in Inferno IX, to Beatrice’s celebratory return on top of Mount Purgatory, to the songs of the blessed, this study connects Dante’s language to coeval theoretical and practical texts about performance.
If hell is "the Middle Age’s theatrum diaboli," purgatory stages a performed purification through songs and acting, while paradise offers the spectacle of blessed spirits within the heavenly spheres as an aid to human understanding (Par. IV 28–39).
Este libro explora el surgimiento de la historia y la crítica literarias en las Américas durante el siglo XVIII, centrándose en el estudio de la historia natural como matriz de la historia y la crítica literarias, las funciones geopolíticas de la crítica literarias en la prensa periódica, y la recuperación de manuscritos como producto residual de la modernidad.
El estudio cuestiona el conflicto epistemológico provocado por el estado manuscrito de una parte considerable de la erudición del siglo XVIII, en la que los proyectos de una modernidad americana se presentan subyugados pero resilientes al poder de la imprenta europea.
Diese intermedial und komparatistisch angelegte Studie analysiert Narrative der Essstörung im zeitgenössischen Film und in der Erzählliteratur der europäischen, nordafrikanischen und amerikanischen Romania. So unterschiedlich diese Narrative auch sein mögen – die Essstörung fungiert immer wieder als Projektionsfläche hierarchischer Gesellschaftsordnungen, die soziale Missstände am (weiblichen) Körper ablesbar macht.
Während des Ersten Weltkriegs steht vitalistischen und ästhetisierenden Kriegsvisionen eine Lyrik des erlittenen Krieges gegenüber, die die existentielle Grenzerfahrung des Stellungskriegs zur Sprache bringt und als Medium der Anklage fungiert.
Im Fokus der Studie stehen von französischen Soldaten der Grande Guerre verfasste Gedichte, die während der Kriegs- und Nachkriegszeit oder sogar unmittelbar an der Westfront entstanden sind. Dabei werden auch wenig bekannte und vergessene Texte mit dem Ziel, diese sichtbar zu machen und in den literaturwissenschaftlichen wie erinnerungskulturellen Diskurs einzugliedern, untersucht und im Anhang zugänglich gemacht.
Auf neues Terrain begibt sich die Studie zudem aufgrund ihrer Perspektivierung, unter der auch einige ‘kanonisierte’ Texte neu gelesen werden. Im Zentrum stehen dabei die Frage nach den Eigenschaften und Möglichkeiten von Lyrik als Zeugnisliteratur, Fragen zur Lyrik als Ausdruck von inneren Veränderungsprozessen, die Frage nach der Darstellbarkeit von unbewältigtem, traumatischem Erleben und Erinnern sowie Fragen zu den spezifischen Möglichkeiten lyrischer Darstellung von Kriegserlebnissen.
Diese Studie nimmt den Straftatbestand des Feminizids im lateinamerikanischen Kontext in Romanen von Diego Zúñiga (Chile, 2015), Laura Restrepo (Kolumbien, 2018) und Fernanda Melchor (Mexiko, 2017) in den Blick. Es wird gezeigt, wie die literarischen Texte die systemische und intersektionale Dimension des Feminizids beleuchten. Dabei wird deutlich, dass Feminizid interdisziplinär untersucht werden muss, um die Begrenzungen völker- und strafrechtlicher Normen aufzuzeigen.
Feminizid ist nur im Strafrecht lateinamerikanischer Staaten verankert. Dieses Alleinstellungsmerkmal wird von den literarischen Texten aufgegriffen, die in der Studie in ihren Verbindungen zu einschlägigen Rechtstexten analysiert werden. Die Studie versteht Literatur als eigene Erkenntnisform, die eine Korrekturforderung für den gesellschaftlichen und juristischen Umgang mit Feminiziden über Lateinamerika hinaus beinhaltet und dabei insbesondere deren Straflosigkeit markiert. Sie leistet dabei einen Beitrag zur interdisziplinären Feminizidforschung, die gerade im deutschsprachigen Raum noch ganz am Anfang steht.
US-karibische Diasporaliteraturen der 2000er-Jahre konstituieren soziale Räume als Diasporaräume. An den literarischen Raumproduktionen in Werken von Ernesto Quiñónez, Achy Obejas, Edwidge Danticat und Junot Díaz lässt sich erkennen, so eine zentrale These, wie diese Literaturen im Spagat sich selbst, ihre Verfasserinnen und Verfasser sowie ihre ethnischen Gemeinschaften zwischen den USA und der Karibik verorten.
Texte wie Bodega Dreams, Days of Awe, The Dew Breaker und The Brief Wondrous Life of Oscar Wao positionieren sich über ihre Erzählräume und erzählten Räume, ihre Raumsemantik und ihre Intertextualität im Spannungsfeld von De- und Reterritorialisierung. Sie setzen sich mit der Geschichte ihrer karibischen «Herkunftsländer» (Puerto Rico, Kuba, Haiti, Dominikanische Republik) und ihrer ethnischen Gruppen in den USA auseinander. Sie verhandeln, wie diese Geschichte aus der Perspektive der Postmemoria-Generation aufzuarbeiten ist, wie diese Perspektive das «Ursprungsland» erst als erlebt-erlittenen Raum produziert und in welchem Verhältnis im Heimatland verbliebene und in der Diaspora lebende Subjekte zueinanderstehen.
Die Studie erarbeitet entlang der Leitkategorien von De- und Reterritorialisierung und in Verbindung mit Henri Lefebvres phänomenologischem Raumbegriff, Erkenntnissen aus Diaspora-, Intersektionalitäts-, Kolonialitäts- und Erzählforschung einen ausdifferenzierten und vielfach anschlussfähigen theoretischen Zugang zu postkolonialen literarischen Räumen. Durch ihre kulturwissenschaftliche Fundierung in einer plurilingualen Karibikforschung und gleichzeitig romanistische Ausrichtung eröffnet die Monographie neue Perspektiven auf das Phänomen der zeitgenössischen hispanokaribischen und haitianischen ethnischen Literaturen in der USA.
Mario Vargas Llosa’s intellectual transformations, from socialism to pragmatism, and liberalism, are reflected in his political and historical fiction. From Sartrean anti-authoritarianism in La ciudad y los perros to an increasingly liberal world view in Cinco esquinas, El héroe discreto, or Travesuras de la niña mala, this monograph documents the Peruvian Nobel Prize winner’s philosophical and literary journey.
El estudio de la reescritura en los textos literarios ha despertado el interés crítico en el último medio siglo, especialmente en el ámbito del hispanismo. No obstante, una dimensión fundamental de la misma ha recibido hasta ahora escasa atención por parte de la crítica: el modo en que cada obra se reescribe a sí misma en su propio marco textual.
Este libro pretende explorar el concepto de reescritura a partir de la obra de un reescritor notable: el autor cubano Reinaldo Arenas. Analizando tanto novelas publicadas como manuscritos inéditos, el estudio considera la naturaleza de la reescritura areniana, las interrelaciones entre sus diversas dimensiones y el amplio espectro de sus manifestaciones.
El examen de las obras de Reinaldo Arenas revela el carácter multidimensional de la reescritura: es un fenómeno tanto intertextual como intratextual, un síntoma de la censura a la par de un programa estético, y un acto que guarda relación con la noción de empatía. Uno de los aportes de este estudio consiste en el desarrollo de un modelo teórico que otorga a la reescritura una centralidad máxima en el marco del acto literario.
From the nineteenth century to the present, literary entanglements between Latin America and East Central Europe have been socio-politically and culturally diverse, but never random. The Iron Curtain, in particular, forced both regions to negotiate transatlantic «elective affinities», to take a stance in relation to the West, and to position themselves within world literature. As a result, the intellectual fields and creative productions of these regions have critically engaged with notions such as «post-imperial», «marginal», or «peripheral».
In this edited volume, scholars from Germany, Brazil, Czech Republic, Hungary, Mexico, Poland, Slovenia, and Spain cross the globe from South to East and back to uncover transcultural and transareal convivialities. Their papers explore literary history, poetics, intellectual networks, and aesthetic theory, while discussing new key concepts in global literary history.
Die römische Rhetorik stellt bislang das prominenteste Denkparadigma für das Verständnis der Geste als Analogon der Sprache dar. Die Tradition der «eloquentia corporis», in die sich die maßgeblichen Reflexionen Quintilians und ein wichtiger Teil westlicher Medienkulturen einschreiben, hat uns die heute immer noch in den sogenannten Gesture studies unterschiedlich vertretene Idee überliefert, Gesten lassen sich als eine eigene Körpersprache und somit als Formen des somatischen Wissens auffassen, die ihre syntaktische Natur im Augenblick ihres Vollzugs ausloten. Was passiert aber, wenn die Geste nicht mehr bloß als Kodex, als Medium einer anderweitig sprachlich artikulierbaren Botschaft interpretiert werden kann? Was, wenn eine derartige Mittel-Zweck-Relation der Komplexität sinnstiftender Gesten theoretisch und analytisch nicht mehr gerecht wird, wie es bei der Kunst der Fall ist?
Der Band geht der Frage nach der immanenten Reflexivität von Gesten als Formen materieller Wissensgestaltung nach, d.h. er ist einer ästhetischen Epistemologie gewidmet, die ihre Leistungen an der Schnittstelle zwischen Körper und Medien prozessiert. Dafür wird die operative Ästhetik von Bildern, Texten und weiteren Medien im Hinblick darauf erforscht, ihre spezifischen Gesten zu erfassen.
Repräsentationen sozialer Ungleichheiten in Literatur und Film werfen die Frage auf, wer was wie darstellt – eine Problematik, die sich für Narrative, Fiktionen und Figurationen wie für die analytischen Betrachtung von Mediendarstellungen und öffentlichen Diskursen gleichermaßen stellt. Schon die traditionelle Literatur, die immer auch als ein Archiv sozialer Erfahrung aufgefasst werden kann, unterliegt stilistischen, thematischen und genretypischen Bindungen, die epochenweise unterlaufen oder konterkariert wurden. Allerdings verraten die Zugangsbedingungen zu Bildung sowie zu kanonischer Literaturproduktion und -rezeption auch in der Moderne sowie der jüngsten Gegenwart soziale Ungleichheiten.
In diesem Kontext erweisen sich einschlägige Beispiele der jüngeren Literatur- und Filmproduktion als äußerst reflektiert. Nicht nur werden Fragen von Kanonisierung oder Populärkultur aufgegriffen, auch werden neue Ausdrucksweisen erprobt und Genregrenzen ausgetestet. Zudem gehen solche Beispiele über die bloße Darstellung oder Denunziation von Armut hinaus, sie thematisieren auf einer höheren Ebene die Wahrnehmung und Bewusstwerdung von Ungleichheiten oder rekonstruieren, ja inszenieren Affektwelten, die an soziale Erfahrungen gekoppelt sind.
Raro, excéntrico, monstruo: el uruguayo Mario Levrero y el argentino Alberto Laiseca permanecieron largo tiempo escritores de culto, marginales tanto en el mercado literario globalizado como en el campo de la investigación universitaria.
Para acercarse a estos autores e intentar elucidar sus poéticas idiosincrásicas, el presente estudio propone el concepto original de de/lirio: la articulación productiva de una serie de trastornos en la enunciación literaria en primera persona, por un lado, que hacen oscilar el estatuto genérico del texto entre ficción y lírica, y la caracterización de este yo lírico-ficcional, por otro lado, dentro de un vasto espectro de psicopatologías cuyos síntomas múltiples refuerzan, a su vez, la inestabilidad enunciativa del texto.
«Patografía» (Libertella), «neurosis del escribir» (Masiello), el de/lirio genera en Levrero y Laiseca formas de lírica desviada en las cuales un yo patético y patógeno intenta, al (auto)ficcionalizarse, abrirse de nuevo a la relacionalidad. Conectando la escritura del yo hoy en día casi ubicua con la tradición prolífica de las malas escrituras rioplatenses, el de/lirio interroga y subvierte nuestra contemporaneidad solipsista.
Worüber wir reden, wenn wir von Figuren reden, ist eine komplexe Fragestellung, die unterschiedliche Disziplinen berührt. Mit Erich Auerbachs figura/Mimesis-Projekt wurde die interdiszplinäre Forschung dieses Begriffs initiiert. Ob Literatur-, Bild- oder Wissensgeschichte – die Präsenz und Aktualität von figura in der romanistischen und komparatistischen Forschung bezeugt ein anhaltendes Interesse an der Theoriearbeit zwischen Theologie, Philosophie, Literatur- und Kunstwissenschaft. Allerdings fehlt bislang eine grundlegende methodologische Reflexion, die die interdisziplinären Aspekte gleichrangig berücksichtigt und zu einer gemeinsamen Arbeit am Begriff vereinigt.
Dieses Versäumnis zu beheben, ist Aufgabe der vorliegenden Arbeit. Ausgehend von Erich Auerbach, Walter Benjamin und Hannah Arendt verfolgt die Monographie in vergleichenden Konstellationen von der Antike bis in die Moderne die literatur- und kunsthistorischen, theologischen und philosophischen Spuren von figura, die zu einer Methode der literaturphilosophischen Figuralogie ausgebaut werden.
Ecce figura versteht sich als ein Kompendium interdisziplinärer Begriffsgeschichte zwischen Literatur, Philosophie und Theologie, das dazu einlädt, in neuen Konstellationen gelesen und erweitert zu werden.
Innerhalb der Erzählforschung nimmt die Thematik des unzuverlässigen Erzählens eine zentrale Rolle ein. Doch wann genau wird eigentlich «unzuverlässig» erzählt?
Ausgehend von der Frühen Neuzeit über die europäische Aufklärung zur modernen und postmodernen Literatur umfassen die Beiträge dieses Sammelbands in breit angelegter diachroner Perspektive eine große historische Zeitspanne unzuverlässigen Erzählens und decken dabei zugleich ein kulturell breites Spektrum von Spanien und Frankreich über Lateinamerika bis Afrika ab. Dabei setzen sie sich kritisch mit der aktuellen Forschung zu unzuverlässigem Erzählen auseinander, prüfen sie anhand ausgewählter Beispiele aus romanischen Literaturen, die bislang nicht systematisch in der narratologischen Forschung Berücksichtigung gefunden haben und entwickeln innovative Perspektiven, um theoretische Beiträge zu einer historisch und kulturwissenschaftlich informierten «Unzuverlässigkeitsforschung» zu leisten.
Die Beiträge dieses Bandes führen somit vor Augen, dass unzuverlässiges Erzählen keineswegs ein Phänomen nur der Postmoderne ist, sondern in Texten älterer Epochen wurzelt und bereits zu Beginn der Neuzeit ausgemacht werden kann.
Die Studie stellt die Frage nach dem Beitrag erzählender Literatur zu einem Dialog über Formen der Gewalt im gesellschaftlichen Raum Frankreich zu Beginn des 21. Jahrhunderts.
Unter Rückgriff auf Bourdieu’sche Konzepte literatursoziologischer Theorie diskutiert sie zunächst die für ein sozialwissenschaftlich relevantes Erfassen des Wissens von Literatur notwendige Perspektive auf erzählte Gewalt. Bei dem dafür untersuchten Text-Korpus handelt es sich um vielrezipierte Erzähltexte des literarischen Feldes in Frankreich, welche größtenteils in der zweiten Dekade des 21. Jahrhunderts erschienen sind.
Ausgehend von theoretischen Überlegungen zu Grenzen und Möglichkeiten einer solchen feldsoziologischen Fokussierung auf die Literatur der unmittelbaren Gegenwart wird am konkreten Textmaterial und mit den Mitteln der Literaturwissenschaft untersucht, wie und warum die französische Literatur über unterschiedliche Formen von Gewalt, vom Erinnern an die historisch gewordenen Gewalttraumata des 20. Jahrhunderts, vom Terrorismus des 21. Jahrhunderts, von Rassismus und Klassismus der Gegenwart, von Femiziden und Homophobie, über «Abgehängte» in ländlichen Gebieten, aber auch im Zentrum der Metropole, über Arbeitslosigkeit und Armut in Frankreich erzählt.
Eröffnet werden soll eine komplementäre Perspektive der Literaturwissenschaft zur soziologischen und historischen Gewaltforschung über den gesellschaftlichen Raum unseres europäischen Nachbarn.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte der kubanische Dichter und Revolutionär José Martí (1853–1895) vor dem Hintergrund unermüdlicher (und nicht immer freiwilliger) Reisebewegungen ein profundes Verständnis der welthistorischen Bedingungen seiner Zeit, die ihn zum großen Denker der Globalisierung werden ließen.
Auf der Grundlage des ersten Teiles dieser Monographie zur Geschichte seiner Rezeption (José Martí. Teil I: Apostel – Dichter – Revolutionär. Eine Geschichte seiner Rezeption, 1991) entfaltet dieser zweite und abschließende Teil ein Verständnis jener spezifischen Bedingungen, die es erlaubten, dass José Martí wie kein zweiter Philosoph oder Schriftsteller seiner Zeit mit den Mitteln der Literatur die dritte Phase beschleunigter Globalisierung entschlüsselte. Es war dies die im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts angesiedelte Phase, in deren Verlauf die Vereinigten Staaten von Amerika zum Global Player aufstiegen und zu einer unmittelbaren Gefahr für die Insel Kuba wurden, für deren politische Unabhängigkeit von Spanien sich der kubanische Essayist ohne Rücksicht auf sein eigenes Leben einsetzte. Martí betrachtete diese Entwicklungen gleichsam von innen aus einer mobilen New Yorker Perspektive und konzipierte zugleich ein neues Zukunftsbild der Moderne, das Kuba, Lateinamerika und die USA in weltumspannenden Zusammenhängen sah.
Die beiden Teile dieser Martí-Monographie sollen ein lebendiges Bild dieses ungeheuer agilen und weitsichtigen Dichters des hispanoamerikanischen Modernismo entwerfen, das die gängigen Muster und Positionen der Marti-Forschung überschreitet.
Teil I ist 1991 als Band 10 der Mimesis-Reihe erschienen: https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783110960877/html
Das Buch erscheint pünktlich zum Geburtstag von José Martí.
Dante, the pilgrim, is the image of an author who stubbornly looks ahead, seeking and building the "Great Beyond" (Manguel). Following in his footsteps is therefore not a return to the past, going à rebours, but a commitment to the future, to exploring the potential of humanity to "transhumanise".
This dynamic of self-transcendence in Dante’s humanism (Ossola), which claims for European civilisation a vocation for universalism (Ferroni), is analysed in the volume at three crucial moments: Firstly, the establishment of an emancipatory relationship between author and reader (Ascoli), in which authorship is authority and not power; secondly, the conception of vision as a learning process and horizon of eschatological overcoming (Mendonça); finally, the relationship with the past, which is never purely monumental, but ethically and intertextually dynamic, in an original rewriting of the original scriptural, medieval, and classical culture (Nasti, Bolzoni, Bartolomei).
A second group of contributions is dedicated to the reconstruction of Dante’s presence in Portuguese literature (Almeida, Espírito Santo, Figueiredo, Marnoto, Vaz de Carvalho): they attest to the innovative impact of Dante’s work even in literary traditions more distant from it.
Esta monografía investiga el desarrollo del teatro venezolano en los años 70. La década se caracterizó por llevar la experimentación teatral a extremos que culminaron en un período de crisis y su quiebre total en los ochenta. Esta trayectoria se puede explicar por el uso indiscriminado de la violencia – ya sea psicológica, física, o verbal – como recurso para la acción teatral. La violencia marcó a todos los ámbitos de la vida social, política y cultural venezolana de entonces: el teatro la adoptó como metodología de trabajo, con consecuencias de diversa índole.
El presente estudio elabora una taxonomía inédita de las obras teatrales de este periodo, que crea entre ellas un sistema de relaciones y las pone de relieve. El método de trabajo es mixto. Primeramente, se elabora una genealogía que toma como principio la teoría de Michel Foucault y permite agrupar a los autores por movimientos estéticos y epistemes. En segundo lugar, se utiliza un método crítico-dramático, crítico-escénico y crítico-literario a partir del cual se desarrolla un estudio general de la dramaturgia venezolana de los setenta. Del mismo modo, el libro expone y define las primeras fuentes a la teoría de los fractales en el teatro.
This book argues that political concerns, inseparable from Dante’s biography, permeate his entire corpus, emerging at the intersection of the multiple fields of knowledge he explores, from the liberal arts to law, philosophy, and theology. It also shows that Dante, by elucidating the natural integration of the humanities with the sciences, continues to be a source of provocative insights and inspirations on how to be political beings today.
Preceded by an introductory chapter focused on politics and education, the essays collected in the volume offer a range of close textual and contextual readings of Dante’s life and works grouped in four parts: 1. The Self and History, 2. Visions of the World: Cosmology and Utopia, 3. From the Language of Politics to the Language of Theology, 4. Instances of Political Reception in Asia and South America. The different disciplinary angles adopted by the contributors include history, economics, jurisprudence, linguistics, ethics, metaphysics, theology, cosmology, social thought, ecology, education, and the performing and visual arts.
The collection addresses a specialized audience of Dante scholars, medievalists, historians, political philosophers and scientists, reception scholars, and legal and cultural historians.
La cuestión de cómo se negocia la «buena distancia» (Pascale Casanova: La République mondiale des Lettres, 1999) entre lo diferente y lo semejante respecto al grupo cultural mayoritario es uno de los elementos cruciales de este libro. Esto deriva de una observación: el acceso restringido de las comunidades migrantes y racializadas a la enunciación, que se reduce a unos cuantos temas relacionados con su herencia cultural, la experiencia migratoria, los estereotipos culturales o la vivencia de la discriminación y la exclusión social, y deja fuera asuntos propios de la experiencia general o individual. Este problema de dimensiones globales toma la historia reciente de España como estudio de caso en este libro.
Combinando la sociología de la literatura con la historia cultural de las minorías de origen africano y de Oriente Medio en España, el libro examina la emergencia de la literatura de la migración en catalán, castellano y gallego en la primera década del siglo XXI y analiza cuatro novelas a partir de las pautas del Bildungsroman o novela de formación, que es un género que se ha empleado habitualmente para narrar los procesos de subjetivación política y de formación de identidades en contextos adversos.
La Inglaterra protestante del siglo XVIII vio nacer de la pluma de Joseph Addison y Richard Steele el género spectator, cuyo prototipo enseguida se difundió con gran éxito en Europa —especialmente en los países católicos del sur hablantes de lenguas románicas—, logrando configurar en plena Ilustración una poderosa red transeuropea de textos que buscaban reformar moralmente las sociedades en las cuales circulaban.
¿Qué ocurre con las características estéticas y las funciones de los spectators cuando estos migran a contextos extraeuropeos y (post)coloniales? En Hispanoamérica y Brasil tuvo lugar una importante recepción del género durante el siglo XIX en el marco de los procesos emancipativos por parte de las élites criollas en que dichos textos se convirtieron de escritos morales en escritos políticos y representaron el medio ideal para diseñar modalidades de convivencia favorables a los intereses locales criollos.
La presente monografía constituye el primer estudio panorámico sobre el estado de los spectators en América Latina, que amplía el conocimiento de lo que hasta ahora se sabía sobre el género en Europa. Identifica un corpus de textos, reflexiona sobre las configuraciones que la poética adquiere en suelo americano y, en el entendido de que el género ha cambiado en relación con su estado previo europeo, problematiza en qué medida son spectators latinoamericanos.
Vor dem Hintergrund eines heterogenen Modernekonzeptes erhält die Frage nach dem mystischen Moment in der Literatur des frühen 20. Jahrhunderts neues Reflexionspotenzial, denn an ihr zeigen sich Brüche und Ambivalenzen. Die Studie untersucht Formen und Rezeptionsweisen mystischen Schreibens in der Lyrik von Anna de Noailles (Frankreich, 1876–1933), Ernestina de Champourcin (Spanien, 1905–1999) und Antonia Pozzi (Italien, 1912–1938) aus der Perspektive aktueller transsäkularer Ansätze, kulturwissenschaftlicher Mystikforschung, feministischer Literaturwissenschaft und (neo-) vitalistischer Philosophie. Dabei stehen die Spannungen in Bezug auf Körper und Geist, Immanenz und Transzendenz, Subjektivität und Alterität, Selbstermächtigung und Hingabe, Modernität und Tradition sowie konfessionelle Religion und transgressive Spiritualität im Fokus. Die Publikation leistet sowohl einen Beitrag zur Diskussion neumaterialistischer Subjektivitätsmodelle als auch zur Neusondierung des Verhältnisses von Religion und Säkularisierung aus weiblicher Perspektive. Dabei verortet die Arbeit die Lyrik der drei Dichterinnen im Kanon moderner europäischer Poesie und macht sie erstmals in breitem Umfang einem deutschsprachigen Publikum bekannt.
Poetas hispanoamericanas contemporáneas: poéticas y metapoéticas (Siglos XX–XXI) reúne estudios sobre las poéticas –fundamentalmente las «poéticas explícitas de poetas» (Demmers), con la inclusión de las artes poéticas–, en torno a otros poemas y textos metapoéticos, y sobre las poéticas implícitas.
El aporte fundamental del libro radica en la valorización del elemento metapoético y autorreflexivo en las poetas hispanoamericanas, ya que la investigación en torno al arte poética y a la metapoesía se ha centrado ante todo, hasta hoy, en autores masculinos.
Con sus acercamientos a Gabriela Mistral, Claribel Alegría, Ana Enriqueta Terán, Carilda Oliver, Amanda Berenguer, Fina García Marruz, Rosario Castellanos, Susana Thénon, Carmen Ollé, Cristina Peri Rossi, Reina María Rodríguez, Tamara Kamenszain, Cristina Rivera Garza, entre otras, el libro pretende contribuir a abrir el canon metapoético a la escritura de las mujeres.
Festschrift zu Ehren von Ottmar Ettes 65. Geburtstag
Ikonotextualiät spielt im wissenschaftlichen Schaffen des Romanisten und Kulturwissenschaftlers Ottmar Ette eine zentrale Rolle. Der Sammelband zu Ehren seines 65. Geburtstages untersucht in drei Sektionen Zusammenhänge zwischen Bild und Text, die über eine statische Verbindung von Ekphrasis und Evidenz-Strategie hinausgehen. Der Fokus liegt auf Schnittstellen zwischen Bildlichkeit und Formen der Bewegung, die Ottmar Ette in zahlreichen Publikationen untersucht hat.
Autor*innen aus Europa, Lateinamerika, den USA, China und den Färöer-Inseln verfolgen einen interdisziplinären Parcours von der Naturgeschichte und dem Nature Writing über die Zusammenhänge von Schriftlichkeit und Bildlichkeit in literarischen und wissenschaftlichen Texten bis hin zu Bildern des Urbanen und der Reise in einem transarealen Netzwerk.
Die komparatistische Studie von Lucia Weiß deutet drei Romane der zeitgenössischen Autoren Boubacar Boris Diop (Senegal) und Mia Couto (Mosambik) vor dem Horizont der historischen Erfahrung des Kolonialismus als literarische Vermessung von Gewalt. Der Begriff der Vermessung verweist historisch auf die gezielte Aufteilung Afrikas und auf die pseudo-wissenschaftlich fundierte Gewalt der europäischen Kolonialmächte.
Die Arbeit legt detailliert die ästhetische Komplexität des Erzählens von Diop und Couto frei, das durch vielfältige Formbezüge eine eigene Kartierung des weltliterarischen Feldes vornimmt. In drei Analysekapiteln arbeitet die Autorin heraus, wie ausgewählte Romane eine eigene Vermessung der kolonialen Geschichtserfahrung auf lange Sicht darstellen: Diops Roman Le Cavalier et son ombre fokalisiert Gewalt in ihrer Beziehung zur Zeit, Coutos Text O último voo do flamingo nimmt den Körper in den Blick und Diops Murambi, le livre des ossements konzentriert sich auf die Sprache.
Die in allen Romanen präsente Suchbewegung, die von metasprachlichen Kommentaren flankiert wird und begriffliche Oppositionen unterläuft, verweist dabei stets auf den Bereich des Rechts, was die Texte mit dem Denken Jacques Derridas verbindet.
Le roman populiste, mouvement littéraire de l'entre-deux-guerres, est souvent considéré comme un phénomène éphémère de l'histoire littéraire. Si l'on relit les romans du groupe formé autour du romancier Léon Lemonnier dans leur contexte historique, il apparaît toutefois que ce courant résume parfaitement l'imaginaire et les préceptes esthétiques de l'époque.
En proposant une relecture des auteurs les plus influents du roman populiste (Eugène Dabit, Pierre Mac Orlan, Henry Poulaille...) et en étudiant leur influence sur le cinéma du réalisme poétique (qui compte des réalisateurs comme Marcel Carné ou Julien Duvivier), ce livre propose la première analyse profonde de l'esthétique populiste qui s’établit au cours des années 1929–1935.
Grâce à son approche intermédiatique et à un cadre théorique conjuguant la narratologie culturelle et la sociocritique, cet ouvrage constitue une contribution essentielle à l'histoire culturelle de la France de l'entre-deux-guerres.
Le Brésil littéraire: histoire de la littérature brésilienne (1863), die erste Literaturgeschichte Brasiliens, ist das letzte große Werk des Wiener Romanisten Ferdinand Wolf. Das Buch wurde auf Deutsch verfasst, erschien jedoch nur in französischer Übersetzung. Anhand von bis jetzt unveröffentlichten Materialien, wie den zentralen Passagen des nie gedruckten Manuskripts Geschichte der brasilischen Nationalliteratur und ihrer Transkription, enthüllt Laura Rivas Gagliardi Wolfs literaturpolitisches Projekt hinsichtlich der Vorherrschaft des ‹deutschen Geistes› und der Habsburger Monarchie in der Welt – Brasilien miteinbezogen.
Wolfs Geschichtsauffassung, welche die neokolonialen Ziele der Habsburger-Monarchie durch Sprache und Denken des Deutschen Idealismus legitimiert, wird durch den Vergleich mit der Übersetzung offengelegt. Die Autorin zeigt, dass Le Brésil littéraire im Zeichen der ideologischen Ansprüche einer transnationalen Elite entstand, die auf dynastischen Bündnissen basierte: Die (Literatur-)Geschichtsschreibung wird hier als Werkzeug eingesetzt, um eine Vergangenheit zu konstruieren und die Gegenwart zu steuern. Ihre Analyse der diskursiven Verkehrung der tatsächlichen Verhältnisse enthüllt, wie diese dazu dienen können, die eigene Herrschaftsposition zu begründen und zu festigen.
Das französische Chanson ist ein intermediales Genre von nationaler und internationaler Tragweite. Im Zuge der Medienrevolutionen des 20. und 21. Jahrhunderts erfährt die französische Chanson-Kultur eine gattungsgeschichtlich relevante Weiterentwicklung. Damit ist auch eine verstärkte nationale Markierung des nun international erfolgreichen Genres verbunden.
Die vorliegende Studie liefert erstmalig eine umfassende kulturwissenschaftliche Untersuchung des ‹französischen Chansons›. Anhand eines mythentheoretischen Ansatzes wird die mediale Mehrdimensionalität des Chansons tiefergehend erforscht und die komplexe Vernetzungsstruktur des Genres dargelegt. Auf Grundlage einschlägiger Theorien zu modernen Mythen (H. Blumenberg, C. Lévi-Strauss, R. Barthes) zeigt die Autorin, dass das moderne französische Chanson eine ‹mythische Qualität› aufweist. Dies geschieht in einer philologischen Analyse von über 100 Chansons der letzten 150 Jahre und in einer Untersuchung repräsentativer Chanson-Ikonen. Inwiefern die ‹mythische Qualität› auch diskursiv erzeugt wird, macht schließlich die Beschäftigung mit der populärwissenschaftlichen Literatur zum Chanson deutlich.
João Guimarães Rosa (1908–1967) ist der wichtigste Romancier Brasiliens aus der Zeit seiner literarischen Schaffensperiode in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Von 1938–1942 wirkte er als Vizekonsul Brasiliens in Hamburg und war somit der einzige lateinamerikanische Intellektuelle seines Rangs, der während der Nazi-Diktatur derart lange in Deutschland lebte. Diese Erfahrung, die einem seit der Kindheit idealisierten Bezug zur deutschen Sprache viel differenziertere Färbungen verlieh, verstärkte trotz der ernüchternden Konfrontation mit dem Land unter dem Naziregime die geistigen Bande, die ihn und das kulturelle Erbe vom deutschsprachigen Europa zusammenhielten. Zu der Zeit verbrachte der künftige deutsche Übersetzer von Rosa, Curt Meyer-Clason (1910–2012) seine Jugendjahre in Brasilien als Kaufmann im Baumwollimport und geriet somit in Kontakt mit Agenten des NS-Regimes. Auf Befehl brasilianischer Behörden wurde er deshalb von 1942–1946 interniert. In der Haftzeit begann seine Beziehung zur Literatur, der er sich nach der Rückkehr nach Europa bis zu seinem Lebensende hauptberuflich widmete. In relativ kurzer Zeit machte sich Meyer-Clason einen Namen als Übersetzer iberoamerikanischer Literatur, insbesondere des mittlerweile international anerkannten Guimarães Rosa. Der vorliegende Band mit Beiträgen von prominenten deutschen, brasilianischen und portugiesischen Literaturwissenschaftler*innen setzt sich mit der intellektuellen Zusammenarbeit zwischen dem Schriftsteller und dem Übersetzer, einem besonderen Fall im transarealen Raum der deutsch-brasilianischen Kulturbeziehungen.
Entgegen der literaturgeschichtlichen Tendenz, das gelehrt-literarische Genre des Aphorismus und die populäre Gattung der Sprichwörter strikt voneinander zu trennen, betrachtet die Autorin diese beiden Formen als Teil eines Gattungsarchipels, in dem unterschiedliche kleine Formen durch ein Netz von Ähnlichkeiten miteinander verbunden sind. Auf dieser Grundlage zeigt sie Funktionsweisen kleiner Formen jenseits traditioneller Kategorisierungen auf: Kleine Formen bewegen sich in den untersuchten post-kolonialen Kontexten zwischen lebenspraktischer Einbettung und künstlerischer Autonomie, zwischen lokalem Bewusstsein, universellem Anspruch und Kosmopolitismus, zwischen ethnographischer Vereinnahmung und kulturellem Widerstand.
Das Ziel der Studie ist eine Neulektüre von Haroldo de Campos’ polyphonem Weltgedicht Galáxias (1984), das bisher vor allem im Kontext der konkreten Poesie und des lateinamerikanischen Neobarock besprochen wurde. Jasmin Wrobel zeigt, dass das Werk vielmehr als poetisches Zeitzeugnis des Jahrhunderts der Katastrophen zu lesen ist: die Referenzen auf traumatische historische Ereignisse – insbesondere auf die Shoah und den europäischen Faschismus – verankern sich als ‹Stolpersteine› in der Textarchitektur der Galáxias, eine Konzept-Metapher, die in der Untersuchung in erster Linie von Gunter Demnigs Mahnmal-Projekt hergeleitet wird. In der Analyse wird erörtert, wie diese ‹textuellen Stolpersteine› zu Momenten des Innehaltens und Verstehens an der hermetischen, neobarocken Textoberfläche führen und wie sie sich zu einer ‹Poetik des Stolperns› fügen. In diesem Zusammenhang wird auch die Bedeutung von Haroldo de Campos’ Europareisen 1959 und 1964 aufgezeigt, die sich als interpretatorische Schlüsselrouten für das Werk erweisen. Die Begegnung mit dem US-amerikanischen Dichter Ezra Pound 1959 wird hierbei als eigener ‹Stolperstein› auf de Campos’ Weg zu den Galáxias identifiziert.
Die Korrespondenz zwischen körperlichen Merkmalen und dem Charakter eines Menschen, die im 19. Jahrhundert die Matrix für die Naturwissenschaften fungierte, stellt heute die Basis von Lifestyle-Normen oder auch von psychologischer und medizinischer Diagnostik dar. Infolge strukturalistisch-semiotischer Methoden gilt die Physiognomik immer noch als Deutungsdispositiv bei Formen literarischer Personendarstellungen oder philosophischer Deutung menschlichen Antlitzes. In den durch umfangreiche mediale und technische Umwälzungen hervorgebrachten Modellierungen der Sinnlichkeit erweist sich die Physiognomik auch als Paradigma des Enhancements. Der Band untersucht historisch und systematisch die biopolitische Performativität physiognomischer Praktiken der Selbst- und Fremddeutung, ihre Gestaltung sowie ihre Transformationen durch neue Technologien. Er diskutiert ihre materiell-mediale Dynamik, das in der Ästhetik von Texten und Medien implizierte Lebenswissen, Formen der Affektforschung sowie die anthropozentrischen Implikationen der Physiognomik.
Machten sich die Autoren der großen Encyclopédie (1751–1772) von Diderot und d’Alembert im 18. Jahrhundert daran, das gesamte Wissen der Zeit zu sammeln, zu ordnen und kritisch zu reflektieren, so musste auch die gesamte Welt hineinpassen – und ihre Menschen. Doch wie sind diese zu beschreiben und wer sind sie überhaupt: Freund oder Feind? Fakt oder Fiktion? Tier oder – auch – Mensch? Dieser ‚koloniale Andere‘ stellt im Schlüsselwerk der französischen Aufklärung eine veritable Herausforderung dar: für die Selbstverortung des europäischen philosophe, für die vernunftbasierten Kategorien des europäischen Wissens und insbesondere für die enzyklopädische Konstruktion und Narration.
Die vorliegende Studie verfolgt einen wissenspoetologischen Ansatz zur kontrapunktischen Analyse der narrativen Wissenskonstruktionen des kolonialen Anderen in der Encyclopédie. Daraus generieren sich neue Denkansätze für ein ‚wildes Wissen‘ als Inszenierung von Alteritätswissen in der Encyclopédie; für eine spezifische kulturphilosophische Ambivalenztheorie der Alterität und für eine literaturwissenschaftlich operationalisierbare kontrapunktische Lektüre.
Die vorliegende Arbeit untersucht erstmals systematisch das Gesamtwerk Roberto Bolaños mit Blick auf die vielfältigen intertextuellen Bezüge des chilenischen Autors. Posthum vor allem wegen seines Romans 2666 von der globalen Literaturkritik zum ersten Klassiker der Weltliteratur des 21. Jahrhunderts stilisiert, fungieren in Bolaños Texten intertextuelle Verweise als ein zentrales Formverfahren, das bislang von der Kritik kaum eingehender untersucht worden ist.
Die Werk-Studie situiert Bolaño dabei nicht nur dezidiert innerhalb einer lateinamerikanischen Genealogie eines «wilden Lesens», sondern legt über eine Lektüre, die zugleich philologisch-detailliert und panoramatisch-ideengeschichtlich operiert, die Auseinandersetzungen von Bolaños Texten über die gescheiterten Revolutionen in Lateinamerika oder die Verheerungen des globalen Kapitalismus mit dem literarischen Kanon der (Post-)Moderne frei. Diese umfassen neben der lateinamerikanischen Literatur um Autoren wie Neruda, Borges und Parra insbesondere Bezüge auf die spanische und französische Literatur von Góngora und Pascal über Baudelaire bis zu Perec sowie auf weitere Klassiker der Moderne in Gestalt von Schriftstellern wie Ernst Jünger oder William Carlos Williams.
Par la puissance métaphorique et la force de modélisation qu’ils revêtent, les savoirs biologiques et leurs représentations suscitent au XIXe siècle la fascination des écrivains. Ceux-ci y trouvent la source d’une nouvelle poésie, d’un imaginaire dépassant la logique positiviste, mais aussi des formes textuelles nouvelles, une poétique, voire une esthétique permettant de redéfinir l’idée du « beau ». Le présent volume étudie l’impact des savoirs biologiques sur la création littéraire du XIXe siècle, en se donnant trois objectifs : (1) étudier la diffusion et la réception des savoirs biologiques par les écrivains du XIXe siècle, en prêtant une attention particulière aux travaux étrangers majeurs en la matière ; (2) analyser l’usage et les fonctions des savoirs biologiques dans les textes littéraires, leurs transformations sur le plan du contenu, de l’écriture et de la poétique, ce qui présuppose aussi l’identification des enjeux idéologiques de ces savoirs ; (3) penser les rapports ou les décalages entre l’histoire des sciences et l’histoire de la littérature, qui tantôt rend compte de débats d’actualité, tantôt au contraire s’inscrit dans des savoirs plus anciens.
Dieser Band widmet sich Literatur und Künsten, die im Paris der Jahre 1917–1962 entstanden sind. Ausgangspunkt ist die Überzeugung Vilém Flussers, dass Migrationserfahrung und kulturelle Innovation engzuführen sind. Frankreich wurde in der Zwischenkriegszeit das zweitwichtigste Einwanderungsland der Welt nach den Vereinigten Staaten. Autorinnen und Autoren gelangten aus dem östlichen Europa, nach dem Erstarken der Faschisten aus Italien, nach 1933 aus Deutschland, nach dem Spanischen Bürgerkrieg sowie nach der Konsolidierung des Estado Novo in Portugal in die französische Metropole. Auch Künstlerinnen und Künstler aus Lateinamerika waren in Paris präsent, und der Congrès international des écrivains pour la défense de la culture im Juni 1935 machte die Stadt zum Zentrum des geistigen Widerstands gegen den Faschismus. Aber auch nach dem Zweiten Weltkrieg migrierten Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus aller Welt nach Frankreich. Die Beiträge berücksichtigen neben nahezu allen Sprachen der Romania auch die arabisch-, hebräisch-, deutsch-, russisch- und polnischsprachigen Literaturen. Dieser komparatistische Zugriff vermag ungewöhnliche Perspektiven, Zusammenhänge und Bruchlinien offen zu legen.
Die Metapher «Affektökonomie» hat Hochkonjunktur in der aktuellen Theoriebildung. Das Kompositum ist indessen problematisch, führt es doch zwei sich widerstrebende Begriffe zusammen: den Affekt, der sich qua emotionalem Grundimpuls willkürlich jeder Herrschaft widersetzt und die Ökonomie, die für das gesetzmäßige Haushalten steht. Die Theorie-Metapher Affektökonomie verdeckt also ihre grundlegende Paradoxie: die Beiträge hinterfragen deshalb die theoretische und metaphorologische Bedingtheit und die Grenzen dieser Konstellation. Dies ist umso wichtiger, als es sich bei der Affektökonomie um eine Leitmetapher für die Funktion von Literatur handelt, die im Zusammenspiel mit dem modernen, politischökonomischen Regime entsteht. These ist, dass ökonomische Strukturen in Texten affektiv besetzt und erzählerisch spekulativ hintertrieben werden. Gefragt wird nach einer anderen Poetik der ästhetischen Moderne, die sich nicht von der großen politischen Revolution von 1789 aus schreibt, sondern von jenem Wissenstransfer um 1800 aus, der die antike Haushaltungslehre im Zeichen der Metapher neubestimmt: und dies nicht nur im Sinne von Sachverhalten und Gegenständen, sondern vor allem auch mit Blick auf die persönlich-affektiven Beziehungen.
En años recientes, y en relación, entre otros factores, con la crisis de los Grandes Relatos y la consiguiente necesidad de buscar nuevas gramáticas históricas y políticas, los estudios literarios vuelven a plantearse qué lugar ocupa la literatura en-el-mundo. La literatura se expone así a su politicidad desde perspectivas renovadas que van de las comunidades de sentido a su relación con la biopolítica, la relectura de las utopías, de la nuevas gramáticas narrativas o la potencialidad disidente de las instituciones, entre otras. Estamos ante el giro político de los estudios literarios. Fundamentales en este giro son las propuestas de Jacques Rancière, para quien la literatura «es indisolublemente una ciencia de la sociedad y la creación de una mitología nueva». Por este motivo, el libro está precedido por un capítulo del autor francés y un bloque de textos dedicados al análisis y discusión de algunas de sus propuestas. Los bloques II y III proponen un debate más amplio con otros autores contemporáneos: el bloque II, atiende principalmente a la relación con las ideas literarias de Althusser. Mientras que el bloque III, que contiene un trabajo de Erika Fischer-Lichte, pone en diálogo crítico la estética performativa con el teatro de la igualdad de Rancière.
At the core of this book lies the relation between Power (as socio-political phenomenon) and the novel (as literary discourse). It shows that, in a society facing the excess of power in its various forms, novelistic fiction mediates knowledge about societal Power structures and uses specific strategies to subvert and denounce them.
The first part of the study is theoretical: it presents some of the most prominent theories of Power, from Plato, Machiavelli, Nietzsche to Weber, Dahl, Lukes, Parsons, Bourdieu or Foucault. After offering a critical approach to the concepts of Power defined in the social, political and philosophical fields, it articulates the relations of Power imprinted in literary discourse within a typology of four categories.
In the second part of the book, this taxonomy of Power is applied to four key novels in the context of Romanian "literary crossroads", showing how novelistic fiction not only assume a critical and subversive position against the excess of Power, but also unveils our fragility when experiencing History.
À partir d'archives inédites, l'ouvrage retrace les trajectoires des différents médiateurs de cette importation culturelle, en détaille la chronologie et les nombreux supports – théâtraux, radiophoniques ou encore télévisuels. Il documente les différentes étapes qui ont marqué la circulation des œuvres dans le paysage théâtral ouest-allemand entre 1949 et 1989, de leur découverte par les maisons d’éditions à leurs traductions et mises en scène majeures, et jusqu'à leur réception par la presse spécialisée et le grand public. Il montre notamment que le répertoire – par nature cosmopolite – du théâtre « de l’absurde » a été doté, dans la culture d’accueil ouest-allemande, d’une dimension internationale qui a favorisé son intégration.
Ce travail de synthèse jette ainsi un nouvel éclairage non seulement sur l’histoire théâtrale, mais aussi sur les relations culturelles franco-allemandes de 1949 à 1989.
Die vorliegende Untersuchung beruht auf der These, dass die Iberische Halbinsel des frühen 17. Jahrhunderts in entscheidendem Maße durch ihre verbindende Lage zwischen Mittelmeer und Atlantik geprägt ist. Vor dem Hintergrund der divergierenden Forschungstendenzen von atlantischen Globalisierungstheorien (Humboldt, Chaunu, Braudel, Gruzinski) und romanistischer Literaturwissenschaft (Spitzer, Auerbach, Curtius, Gumbrecht) leistet die vorliegende Untersuchung einen Beitrag zu einer neuen, ästhetischen und literarischen Globalisierungsgeschichte (Ette). Auf der Basis eines raumsemantisch entwickelten, ästhetischen Atlantikbegriffs werden kanonische Texte des spanischen Siglo de Oro wie Góngoras "Soledades", Tirso de Molinas "Burlador de Sevilla" oder "La celosa de sí misma", aber auch Cervantes "Celoso extremeño" und diverse Pikaroromane neu gelesen. Dabei entsteht nicht nur eine philologische Phänomenologie der ersten modernen Phase der Globalisierung. Die Verbindung von philologischen und kulturwissenschaftlichen Paradigmen (Barthes, de Certeau, Ortega, Gabilondo, Gilroy) erweist sich auch als höchst produktiv. Das spanische Siglo de Oro gewinnt so eine neue ethische, ästhetische und theoretische Aktualität.
Die Dissertationsschrift von Diana Gomes Ascenso bietet eine Neubewertung des Werks von Sophia de Mello Breyner Andresen (1919 - 2004) als politische Poesie des vermeintlich Unpolitischen. In drei Hauptkapiteln werden drei verschiedene Modi der Kritik herausgearbeitet, die verdeutlichen, wie Sophia Andresen die poetische Form als Form geistigen Widerstands in einer bis heute zutiefst beeindruckenden Konsequenz umgesetzt hat.
This book proposes that there is no better, no more complex way to access a community, a society, an era and its cultures than through literature. For millennia, literature from a wide variety of geocultural areas has gathered knowledge about life, about survival, and about living together, without either falling into discursive or disciplinary specializations or functioning as a regulatory mechanism for cultural knowledge. Literature is able to offer its readers knowledge through direct participation in the form of step-by-step intellectual and affective experiences. Through this ability, it can reach and affect audiences across great spatial and temporal distances. Literature – what different times and cultures have been able to understand as such in a broad sense – has always been characterized by its transareal and transcultural origins and effects. It is the product of many logics, and it teaches us to think polylogically rather than monologically. Literature is an experiment in living, and living in a state of experimentation.
About the author
Ottmar Ette has been Chair of Romance Literature at the University of Potsdam, Germany, since 1995. He is Honorary Member of the Modern Language Association of America (MLA) (elected in 2014), member of the Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (elected in 2013), and regular member of the Academia Europaea (since 2010).
Mit dem Konzept des traumatisierten Raums wird gezeigt, wie die Geschichte der Zerstörung, die das Europa des 20. Jahrhunderts durchzieht, nicht mehr als zeitliche Abfolge, sondern als räumliche Zersprengung gedacht werden muss. Der psychoanalytisch zugespitzte Trauma-Begriff, der durch eine Relektüre von Freuds diesbezüglich entscheidenden Schriften gewonnen wird, ermöglicht es, herkömmliche Raumvorstellungen auf eine andere Topologie hin zu öffnen, mit der das Europa als reale und zugleich phantasmatische KZ-Landschaft in den Blick rückt. Levi, Kertész und Sebald wissen etwas davon, insofern ihre Texte, jenseits ihres dokumentarischen Werts, zu einer grundsätzlichen Verunsicherung der Repräsentationen des Raums der Vernichtung beitragen. Wenn in ihnen die Trope des Inferno eine Rolle spielt, so wird damit nicht mehr auf eine vermeintlich stabile Weltordnung verwiesen, die durch Dantes Commedia garantiert wäre. Vielmehr wirft die insistente Wiederkehr des Inferno in den Zeugenschaften über das Lager die Frage auf, wie es um das Wirken des Traumatischen in Dantes Raumordnung selbst bestellt ist.
Aucun pays n’est resté indifférent au génie de Molière, ses pièces ne cessant d’être traduites, adaptées et jouées de par le monde. Plus qu’ailleurs, ses oeuvres ont eu un impact décisif dans le polysystème culturel du monde arabe puisque l’introduction du théâtre occidental dans les pays arabes s’est faite essentiellement par le biais des adaptations du répertoire moliéresque. Considéré encore aujourd’hui par certains comme le «parrain du théâtre arabe», Molière arrive dans la culture arabe grâce à une adaptation de L’Avare en 1847 par le libanais Marun Naqqaš: à partir de ce moment, la dramaturgie arabe ne manquera de puiser largement à la production moliéresque.
À travers un corpus de pièces arabes provenant du Liban, de l’Egypte, de la Tunisie et du Maroc, composées pour la plupart en arabe dialectal, ce travail entend définir la place de Molière dans la genèse du théâtre arabe moderne et vérifier si les adaptations ont joué un rôle politique en contribuant à forger l’identité nationale dans les pays arabes. Est-ce un simple fruit du hasard si le nationalisme émerge dans le monde arabe presque parallèlement au théâtre?
Molière et le théâtre arabe a reçu en 2016 le Prix d'encouragement à la recherche de l'Académie des sciences d'outre-mer (Paris).
Considéré souvent comme le «parrain du théâtre arabe», Molière arrive dans le monde arabe grâce à une adaptation de L’Avare par le libanais Marun Naqqaš (1847): à partir de ce moment, la dramaturgie arabe ne cessera plus de puiser à son répertoire. À travers un corpus de pièces provenant du Liban, de l’Egypte, de la Tunisie et du Maroc, ce travail entend définir la place de Molière dans la genèse d’un théâtre national arabe.
The early modern and modern cultural world in the West would be unthinkable without Petrarch and Boccaccio. Despite this fact, there is still no scholarly contribution entirely devoted to analysing their intellectual revolution. Internationally renowned scholars are invited to discuss and rethink the historical, intellectual, and literary roles of Petrarch and Boccaccio between the great model of Dante’s encyclopedia and the ideas of a double or multifaceted culture in the era of Italian Renaissance Humanism. In his lyrical poems and Latin treatises, Petrarch created a cultural pattern that was both Christian and Classical, exercising immense influence on the Western World in the centuries to come. Boccaccio translated this pattern into his own vernacular narratives and erudite works, ultimately claiming as his own achievement the reconstructed unity of the Ancient Greek and Latin world in his contemporary age. The volume reconsiders Petrarch’s and Boccaccio’s heritages from different perspectives (philosophy, theology, history, philology, paleography, literature, theory), and investigates how these heritages shaped the cultural transition between the end of the Middle Ages and the early modern era, as well as European identity.
Im Vergleich zum literaturwissenschaftlich und imagologisch bereits sehr gut erforschten Gebiet der ‚Zigeunerbilder‘ in der Literatur wurden bis jetzt kaum Arbeiten zur Selbstdarstellung der Roma in der Literatur veröffentlicht.
Auf der Basis der aktuellen Diaspora-Forschung werden soziokulturelle Hintergründe der Roma-Gemeinschaften betrachtet. Dabei wird die These verfolgt, dass die literarischen Werke von Roma-Autoren eine historische Diaspora-Erfahrung nachzeichnen, jedoch auch dazu beitragen, einen (politischen) Diaspora-Diskurs zu entwickeln. In engem Zusammenhang dazu steht die Gedächtnisbildung. Um sich als diasporische Gruppe zu konstituieren, ist die Vermittlung kollektiver Symbolsysteme und historischer Erfahrungen bedeutend. Diesbezüglich wird zudem der Übergang von einer traditionell mündlich orientierten Wissensspeicherung zum schriftlichen Ausdruck, wie er in den Werken stattfindet, betrachtet.
Mit der umfassenden Motivuntersuchung der narrativen Werke französischer Roma trägt die Studie dazu bei, die Forschungslücke zur europäischen Literatur der Roma zu schließen.
Das amerikanische Reisewerk Alexander von Humboldts steht für die Entfaltung eines Wissensprojekts, das trotz seiner herausragenden Bedeutung für die Wissenschafts- und Kulturgeschichte der „Alten“ und „Neuen Welt“ in seiner konzeptionellen Organisation bis heute kaum untersucht worden ist. Der Blick auf die Schlüsselbegriffe (Essai, Tableau, Atlas) der Voyage aux régions équinoxiales du Nouveau Continent erlaubt völlig neue Einsichten in das wissenschaftliche und poetologische Programm, das Humboldt angesichts der Ausdifferenzierung der Disziplinen und des Umbruchs politischer Ordnungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts entwickeln wird. Im Zentrum dieses Programms steht ein Prinzip der Bewegung, das als transgenerisches Schreiben verstanden werden kann. Das mit dem amerikanischen Reisewerk verbundene epistemologische sowie politische und kulturanthropologische Projekt äußert sich darüber hinaus in der innovativen Entwicklung visueller Strategien in Text und Bild. Sie lassen sich – in Humboldts Vues des Cordillères ebenso wie in den geographischen Atlanten oder dem berühmten „Tableau physique des Andes“ – als eine multiperspektivische Bild-/Text-Strategie begreifen, Wissen neu zu ordnen und Diskursformationen zu Territorialität kritisch zu hinterfragen.
Wenn die Staatsnation im Prinzip ein politisches Projekt ist, das auf universellen Prinzipien beruht, so bestimmt diese gleichzeitig ihr partikuläres Profil über kulturelle Kriterien. Der Sprache und der Literatur wird bei der Konstitution einer nationalen Identität eine zentrale Funktion zugeschrieben. Die unterschiedliche Gewichtung der politischen und der kulturellen Dimension lässt sich sehr gut am Beispiel von Frankreich und Deutschland aufzeigen. Frankreich definierte sich als Nation sehr früh über seine politischen Strukturen. Die Sprache und die Literatur wurden dann aber zu einem wichtigen Attribut der Nation. Deutschland realisierte seine staatliche Einheit sehr viel später. Über Kultur und Literatur entwickelte sich hier zunächst ein vorstaatliches nationales Denken. Im Kontext des Krieges von 1870/71 bestimmten deutsche Intellektuelle die Nation über ‚objektive‘ kulturelle Kriterien, während man in Frankreich die Nation über das Selbstbestimmungsrecht definierte. Es erweist sich aber als zu summarisch, von einem idealtypischen Gegensatz von ‚Staatsnation‘ und ‚Kulturnation‘ auszugehen. Über eine politik-, sprach- und literaturgeschichtliche Rekonstruktion soll dieser Prozess in seiner historisch bedingten Komplexität ab der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart erhellt werden.
Dieses ist keine Geschichte der Subjektivität, die immer vom cartesianischen Dispositiv einer Gegenüberständigkeit von Subjekt und Welt auszugehen hätte. Vielmehr entwickelt das Buch eine (Literatur)Geschichte des europäischen Menschen. Dabei wird vorausgesetzt, dass die Literatur Entwürfe des Lebens präsentiert, die menschliches Dasein in den Rahmen fiktiver Wirklichkeiten stellen. „In der Welt sein“ bezeichnet den Leitgedanken, nicht: ihr gegenüberstehen.
Die Untersuchung arbeitet mit einer langen Reihe von Texten und Textgruppen, die mit der „Ilias“ (ca. 8. Jhdt. v. Chr.) beginnt und mit Ernst Jüngers „In Stahlgewittern“ (1920) endet. Was die zeitlich umfassende Anlage betrifft, so knüpft sie an Erich Auerbachs „Mimesis“ (1946) an. Allerdings verfolgt Auerbach eine literaturimmanente Frage (Herausbildung des literarischen Realismus), während diese Arbeit die Geschichte der Literatur als Prozess der literarischen Modernisierung konstruiert und sie mit der Gesamtgeschichte verbindet.
Im Zentrum der theoretischen Konzeption steht die Frage nach der Balance zwischen den dinglich-sachlichen Gegebenheiten, einschließlich der Artefakte, und den menschlichen Akteuren in den Wirklichkeitsmodellen der Texte.
Diese Studie entwickelt mit einem lateinamerikanistischen Korpus das Motiv der Weltenvielfalt als einen gattungs-, kultur- und fiktionstheoretischen Begriff des modernen Romans: Seine Welt weiß sich immer schon im Kontext einer anderen. Diese historisch entfaltete These hat ihre theoretische Entsprechung darin, dass die neuzeitliche Emergenz des Romans eine gattungstheoretische Wende inauguriert. Anders als genuine Poetik hat es Gattungstheorie immer auch mit einer (Vor-)Geschichte abseits der Literatur zu tun.
Der Augenblick ist Ewigkeit. Goethes Satz formuliert den Anspruch und die Komplexität des Begriffs „Augenblick“. Seine lange Tradition hat ein Bedeutungsspektrum hervorgebracht, das so Unterschiedliches bezeichnet wie Ekstase, leere Gegenwart oder Epiphanie.
Der Augenblick stellt eine Kristallisationsfigur dar, in der das Ganze auf dem Spiel steht: In der Gegenwart zu leben, verheißt die Möglichkeit eines glücklichen Lebens. Der göttliche Kairos muss wie die sprichwörtliche Gelegenheit beim Schopfe gepackt werden. Ein Ereignis kann wie ein Blitz einschlagen: Schöne Augenblicke ebenso wie traumatische Erlebnisse sind die Fixpunkte der persönlichen Existenz. Der Moment der göttlichen Inspiration kann poetisches Schaffen ermöglichen, aber auch überfordern. Die unio mystica eröffnet dem Gläubigen die Erfahrung der Präsenz Gottes und fordert die Sprache heraus, das Unsagbare zu sagen. Der momento di innamoramento, der erhabene Augenblick, aber auch der Schock sind eine Herausforderung des Subjekts, sich zu seiner Endlichkeit zu verhalten. Augenblicke darzustellen und zu reflektieren, hat die Dichtung immer schon fasziniert. Die Geschichte der europäischen Lyrik ist auch die des lyrischen Augenblicks.
Der Band untersucht die semantische Fülle des Begriffs „Augenblick“ anhand von paradigmatischen Beispielen aus der italienischen, französischen, spanischen, portugiesischen und brasilianischen Lyrik von ihren Anfängen bis zur Moderne.
Der vorliegende Band geht von der These aus, daß Globalisierung kein rezentes Phänomen, sondern ein langanhaltender, sich über mehrere Jahrhunderte erstreckender Prozeß ist, der sich in vier Phasen beschleunigter Globalisierung unterteilen läßt und die Frühe Neuzeit der europäischen Geschichtsschreibung über die weltweit unterschiedlich divergierenden Modernen mit unserer Gegenwart in den ersten Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts verbindet.
Wir sollten gewiß nicht damit aufhören, die Phänomene der Globalisierung aus dem Blickwinkel der Ökonomie oder der Politik, des Finanzwesens oder der Rechtsprechung, der Medizin, der Geschichte oder der Geographie zu betrachten; aber wir sollten uns der Tatsache bewußt werden, daß diese Perspektiven uns stets nur mehr oder minder begrenzte Ausschnitte und Ausblicke liefern, während uns die Literaturen der Welt ein Komplexität nicht reduzierendes und Widersprüchlichkeit nicht ausblendendes sinnliches Denken und Erleben dessen ermöglichen, was das nur von vielen Logiken her zu verstehende Leben unseres Planeten und auf unserem Planeten ausmacht. Das Wissen der Literatur ist durch kein anderes ersetzbar: Es ist Wissen des Lebens vom Leben im Leben.
Werden nicht in der Karibik des 19. Jahrhunderts Phänomene und Prozesse vorweg-genommen, die heute erst ins Bewusstsein gelangen? Der Blick auf die kaleidoskopartige Welt der Karibik über literarische und kulturelle Transprozesse in jener Epoche erlaubt völlig neue Einsichten in die frühen Prozesse der kulturellen Globalisierung. Rassistische Diskurse, etablierte Modelle „weißer“ Abolitionisten, Erinnerungspolitiken und die bisher kaum wahrgenommene Rolle der haitianischen Revolution verbinden sich zu einem Amalgam, das unser gängiges Konzept einer genuin westlichen Moderne in Frage stellt. Migration, Zirkulation und Vernetzung zwischen verschiedensten geographischen Räumen, aber auch Orientierungs- und Heimatlosigkeit gelten als charakteristisch für unsere heutigen Gesellschaften. Diese Phänomene der Deterritorialisierung lassen sich in der karibischen Inselwelt schon für das 19. Jahrhundert beobachten, wo Piraten und Sklavenhändler zwischen Imperien und Kontinenten hin- und hersegeln, Schriftsteller von einem Exil ins nächste fliehen, oder auch analphabetische Kleinkrämerinnen als Nachrichtenüberbringer zwischen den Welten fungieren. Ein faszinierender Ausgangspunkt für die Untersuchung der Bruchstellen kolonialer Systeme.
Der Kulturphilosoph Oswald Spengler gilt als der erste Universalhistoriker des 20. Jahrhunderts. Sein Werk „Der Untergang des Abendlandes“ (1918, 1922) machte sich die Analyse von acht Hochkulturen zur Aufgabe ‑ neben der Antike und dem Abendland, Indien, Babylon, China, Ägypten, Arabien und Mexiko ‑ unterließ aber die Behandlung Mexikos fast gänzlich. Das bisher unveröffentlichte Erstlingswerk, „Montezuma. Ein Trauerspiel“ (1897) wirft ein neues Licht auf das Interesse Spenglers für das alte Mexiko, das Land, das paradoxerweise zur Ausnahme und zum ersten Baustein seiner Kulturmorphologie wurde. In ihrer Einleitung ordnet die Lateinamerikanistin Anke Birkenmaier Spenglers Theaterstück in den Kontext des europäischen und US- amerikanischen Kolonialismus des 19. Jahrhunderts ein und beschreibt das internationale Interesse für das alte Mexiko und seine Eroberung durch die Spanier anhand von historischen Romanen, illustrierten Reiseberichten und Kinder- und Jugendbüchern. Sie gibt weiterhin einen Ausblick auf die spätere Rezeption Spenglers in Lateinamerika, und deren Auswirkung auf einen sich verändernden Kulturbegriff in Wissenschaft und Literatur. Die Anmerkungen erläutern den historischen Hintergrund der Eroberung Mexikos.
Max Aub (1903‑1972) ist einer der großen Unbekannten der Literatur des 20. Jahrhunderts: Abgeschnitten von seinen Lesern schrieb er wie viele republikanische Autoren im Exil, und rezipiert wird heute meist nur der Bürgerkriegszyklus Das Magische Labyrinth und der Künstlerroman Jusep Torres Campalans. Dabei gibt sein Werk höchst differenzierte Antworten auf zentrale Fragen der spanischen Literatur des 20. Jahrhunderts: Welche Entwicklung durchliefen die Avantgarden der zwanziger und dreißiger Jahre im vier Jahrzehnte dauernden Exil, und welchen Weg fanden sie zurück nach Spanien? Wo positioniert sich der Künstler, wenn die Gesellschaft den Künstler explizit ausschließt? Wie kann das Trauma des Bürgerkriegs literarisch konkret und zugleich allgemeingültig beschrieben werden?
Ein gutes Dutzend Romane hat Max Aub geschrieben, über 50 Theaterstücke, mehr als 60 Erzählungen, daneben Essays und Literaturgeschichten, Gedichte und Tagebücher, Reiseberichte und Drehbücher. In exemplarischen Einzelanalysen erschließt die Studie dieses weit ausgreifende literarische Universum und präsentiert es als Vorläufer einer post-nationalen und transkulturellen Ästhetik. Daneben zeigt sie, dass Aub mit seinem Einakter De algún tiempo a esta parte (1939) und der Erzählung Manuscrito Cuervo. Historia de Jacobo (1948) einer der ersten war ‑ nicht nur in der spanischsprachigen Literatur ‑, der die Welt der Konzentrationslager literarisch zu erfassen vermochte.
Max Aub und die spanische Literatur zwischen Avantgarde und Exil ist die erste deutsch-sprachige Studie zum Gesamtwerk des Autors.
Europa? Das sei eine Erfindung der Dichter, sagt Heinrich Mann und verweist damit auf eine Verbindung, die seit Jahrhunderten Bestand hat: diejenige zwischen der europäischen Literatur und Europa als ihrem Thema. Imperium, Zivilisation, Vereinigte Staaten, Ordnungsmacht oder Friedensprojekt ‑ in literarischen Texten werden die unterschiedlichsten Vorstellungen von Europa formuliert und diskutiert. Ausgehend von einer komparatistischen Untersuchung der Werke von neun Schriftstellern versucht die Studie eine Antwort auf die Frage nach der Beziehung zwischen dem Medium Literatur und dem Thema Europa. Sie setzt dazu verschiedene Entwürfe aus der deutschen, spanischen, französischen und katalanischen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts miteinander in Verbindung und analysiert Gemeinsamkeiten und Unterschiede, Kontinuitäten und Brüche, Parallelen und Divergenzen. Auf diese Weise zeigt sie die Konstruktionsprinzipien eines literarischen Europas auf, das sich auch dadurch auszeichnet, dass in den Versuchen einer literarischen Festschreibung des Kontinents die unterschiedlichsten Diskurse miteinander in Verbindung gesetzt werden können. So zeigt sich, dass das Wissen der europäischen Literatur von Europa immer auch ein Wissen der Literatur von sich selbst und von ihren eigenen Bedingungen und Prämissen ist.
Das Ende der Welt, Weite, Wind, riesenhafte Dimensionen und kuriose Gestalten ‑ dies sind verbreitete Topoi hinsichtlich der südlichsten Region des amerikanischen Kontinents. Gleichzeitig haben Patagonien und Feuerland Reisende wie Schriftsteller seit der europäischen ‚Entdeckung‘ durch Ferdinand Magellan fasziniert. Die Region ist Projektionsfläche für vielfältige individuelle wie kollektive Wünsche, Fantasien und Utopien.
Auf der Basis postkolonialer Literatur- und Kulturtheorien analysiert die Autorin zeitgenössische Erzähltexte aus Lateinamerika, Europa und den USA in Hinblick auf wiederkehrende Motive und Stereotype. Die Studie untersucht zudem zahlreiche intertextuelle Verflechtungen sowie die kontinuierlichen Verschiebungen zwischen ‚Zentrum‘ und ‚Peripherie‘. Sichtbar wird, dass der patagonische Raum grundlegend durch die wechselseitigen, transkontinentalen Bewegungsformen zwischen Patagonien und den metropolitanen Zentren gekennzeichnet ist ‑ Kolonisierung, Migration, Flucht, Reisen und Tourismus sind konstitutive Elemente im untersuchten Textkorpus. Den wildromantischen Imaginationen der Abenteurer steht dabei die Erinnerung an die gewaltvolle Siedlungsgeschichte gegenüber.
Das Buch wurde 2009 vom Deutschen Romanistenverband mit dem Elise-Richter-Preis ausgezeichnet.
León und Alberti waren aktive Gegner der von Franco errichteten Diktatur. Im Kontext ihrer spezifischen Erfahrung, im Exil zu leben und zu schreiben, wurden die Autobiographien La arboleda perdida (Rafael Alberti) und Memoria de la melancolía (María Teresa León) zu einem wichtigen Medium der Aushandlung eines Lebens und Schreibens zwischen den Welten. Durch das Netz intertextueller und interpersoneller Bezüge, das zwischen den Autobiographien entwickelt wurde, wird dabei der/die Andere in den eigenen Text mit aufgenommen und eingeladen, im Schreiben auf das literarisierte Leben des/der anderen einzuwirken, es weiter zu schreiben oder zu ergänzen. Erfahrungen wie die Alzheimererkrankung der Schriftstellerin María Teresa León waren dabei für die literarische Produktion beider Autoren relevant. Signifikant war und ist sie noch, wo eine Gesellschaft lange Zeit an einem kollektiven ,Gedächtnisverlust' litt und bewusst bemüht war, die Spuren eines Bürgerkrieges während einer Diktatur und darüber hinaus zu verdecken und zu vergessen. So wird etwa das Anschreiben gegen den eigenen Verlust von Erinnerungen bei León zu einer beispielhaften individuellen Anstrengung, sich gegen das in Spanien vom Exil aus zu beobachtende institutionalisierte Vergessen zu wehren, ein Bemühen das von Alberti mit Blick auf die bereits verstummte Partnerin weitergeführt wurde, auch um León seinerseits einem solchen zu entreißen.
Die Studie zeigt eindringlich, wie ausgehend von den (Auto-)Biographien dieses Paares bisherige Überlegungen zum autobiographischen Schreiben weitergeführt und dynamisiert werden können, um die scheinbaren (Subjekt-)Grenzen dieses literarischen Genres auszuloten. Die Stereophonie der Autobiographie öffnet den Blick für die Autobiographie als ein (gem)einsames Projekt, das spezifische ethische und ästhetische Implikationen aufweist.
Literarische Kurz- und Kürzestformen, deren Geschichte so alt ist wie die abendländische Literatur, haben im Verlauf der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor allem in den romanischen Literaturen der Welt eine ungeheuer dynamische Entwicklung erfahren. Mit vielen Seitenblicken auf andere europäische wie außereuropäische Literaturen verdeutlicht dies der Band Nanophilologie anhand der Analyse zahlreicher spanisch-, französisch- und portugiesischsprachiger Beispiele. Es gilt, die gerade in Deutschland augenfällig gewordene „Verspätung“ der Erforschung dieser Phänomene zu überwinden. Die Nanophilologie als sich konstituierender Bereich einer literatur- und kulturwissenschaftlich ausgerichteten Philologie untersucht die Mikrotextualität als spezifische Verdichtungsform, anhand deren Analyse Phänomene, Verfahren und Formprägungen von Literatur modellhaft herausgearbeitet werden können. Ziel ist es, die fundamentalen narrativen und semantischen Funktionsweisen von Literatur überhaupt zu beleuchten. Mit anderen Worten: Es geht der Nanophilologie ums Ganze.
Die Studie nimmt mit Castiglione, Montaigne, La Rochefoucauld, Retz, Alfieri und Chateaubriand italienische und französische Schriftsteller aus der Aristokratie in den Blick. Die Normen der Ständegesellschaft legten diesen "uneingestandenen Literaten" besondere Begründungszwänge auf, wollten sie nicht ihren gesellschaftlichen Rang gefährden. So leugneten die schreibenden Aristokraten die literarische Natur ihrer schriftstellerischen Tätigkeit und entwarfen Autorrollen, die sich der beginnenden Institutionalisierung des Schriftstellers zu verweigern suchten. Mit dem Untergang des Ancien Régime und nach der Herausbildung einer bürgerlichen Literatur wurden diese aristokratischen Schreibweisen rückblickend als Dilettantismus denunziert. Dabei geriet in Vergessenheit, dass die von den schreibenden Aristokraten entwickelten literarischen Verfahren, vom Essay über Maximensammlungen bis hin zu einem besonderen Typus der Memoiren, die literarische Ästhetik der Moderne entscheidend beeinflussten. Die Untersuchung setzt mit Castiglione und Montaigne in der frühen Neuzeit ein und verfolgt die Entwicklung neuer literarischer Gattungen und die wechselnden Formen aristokratischer Selbstinszenierungen bis zum Übergang in nachrevolutionäre und romantische Schriftstellerattitüden, für die wiederum zwei Aristokraten, Chateaubriand und Alfieri, Maßstäbe setzten.
Die auf der semiotischen Ästhetik und Anthropologie fußende Studie bietet die erste umfassende Untersuchung zur Bildlichkeit im Werk des Mailänder scrittore-ingegnere Carlo Emilio Gadda (1893-1973). Anhand von Textanalysen werden die von Gadda verwendeten Bildtypen (z.B. rhetorische Bildverfahren, Ekphrasen, Traumbilder, Verbildlichungen von Ideologemen, selbstreferentielle Bilder) untersucht. Die Kapitelfolge deutet die Entwicklung von der satirischen Verzerrung der Wirklichkeit hin zum amimetischen Kunstwerk an, das eine Fülle intermedialer und intertextueller Bezüge ineinanderwebt: Die Analyse der in Briefen, Paratexten und Essays entworfenen Selbstbilder legt die von Sigmund Freud inspirierte Auseinandersetzung mit dem Unbewußten und die gnoseologische Verwurzelung von Gaddas Schreiben frei. Literatur- und kunstkritische Essays indizieren Modelle und Gegenmodelle, präzisieren Gaddas Poetik und Weltsicht, sind Metatext für die romaneske Fiktion, aber auch selbständige Kunstform. Ekphrasen historischer und fiktiver Gemälde wetteifern mit Roberto Longhis Stil und experimentieren im »Primo libro delle favole« mit neuen Darstellungsformen. Weniger in »La cognizione del dolore« als in dem die Wirklichkeit des Faschismus und die Struktur des Kriminalromans überschreitenden Roman »Quer pasticciaccio brutto de via Merulana« findet Gaddas Erzählkunst mit ihrer Tableau-Technik ihren Höhepunkt.
Was geschieht mit Gedächtnis und mit Erinnerungen, wenn sie zu Schrift werden? Wie lassen sich diese für jeden Menschen so bedeutsamen, ewig aktuellen Größen in literarischen Texten wie Romanen gestalten und darstellen? Welcher Poetik und Ästhetik bedient sich die Imagination, wenn sie Vergangenheit in einem Werk repräsentiert, als erzähltes Erinnern in eine Geschichte und zu einem Selbstbild formt?
Erzähltheoretische und poetologische Fragen zum Zusammenhang von Memoria, Geschichte und Identität werden behandelt vor dem Hintergrund philosophischer und geisteswissenschaftlicher Diskurse der Gegenwart. Ein interdisziplinärer Zugriff, der anthropologisch und kulturwissenschaftlich orientiert ist, trägt diese vielfältigen theoretischen Überlegungen zu einem literaturwissenschatlichen Ansatz zusammen: Mnemonisches Schreiben als Archäologie des Selbst. Dieses an der antiken Rhetorik ausgerichtete Textmodell leitet die Analyse der Romane Jean Rouauds (* 1952). Das ambitionierte und mit allen Mitteln postmoderner Erzählkunst arbeitende Romanwerk der französischen Gegenwartsliteratur vermittelt ein komplexes und buntes Tableau französischer Vergangenheit, das es mit existentiellen Fragestellungen und menschlichen Urerfahrungen verbindet. Auf diese Weise entsteht ein literarisch hoch reflektiertes und dabei ungemein humorvolles und persönliches Erzählwerk, das auf kulturelles und personales Gedächtnis gleichermaßen zugreift und dabei menschliche Erfahrungswelten in paradigmatischer Form darbietet.
L'Homme se souvient et il a une mémoire. Mais qu'est-ce qu'il se passe quand il s'agit de raconter ses souvenirs dans un récit littéraire? Des réflexions narratologiques et poétologiques sur la problématique de la mémoire, l'histoire et l'identité sont ici mises ensemble afin d'établir une approche de critique littéraire. L'oeuvre romanesque de Jean Rouaud (* 1952), romancier français ambitieux qui vise à réaliser un style proprement personnel, montre toutes les astuces de l'esthétique et de la poétique postmodernes. Dans ses oeuvres, l'écrivain explore les trois catégories anthropologiques centrales tout en les combinant avec une écriture pleine d'humour et d'ironie. Il compose ainsi un tableau complexe de l'histoire de la France qui répond à des questions existentielles et met en scène des expériences primordiales de l'Homme.
Der Erste Weltkrieg gilt noch heute als Höhepunkt des französischen Nationalgefühls und Musterbeispiel intellektueller Selbstmobilmachung. Die Arbeit untersucht die Konstruktion nationaler Identität am Beispiel von dreiundzwanzig repräsentativen Kriegsromanen, die noch während des Konflikts entstanden.
Ein erster, textinterpretatorischer Teil fragt nach dem Zusammenhang zwischen Identität und Abgrenzung auf der Inhaltsebene der Werke. Dabei zeigt sich, daß die Bedeutung des Feindbildes für die Konstruktion nationaler Identität wie auch für die Legitimation des Krieges relativiert werden muß. Entscheidender als die Definition des Gegners wurde mit zunehmender Kriegsdauer die Frage, wofür man kämpfte. Geschichtliche und kulturelle Traditionen, Werte und Symbole sowie der bei Schriftstellern aller politischen Couleur zu beobachtende Rekurs auf religiöse Bilder bildeten selbst während dieser extremen Form nationalstaatlicher Auseinandersetzung wichtige Elemente nationaler Identität.
Der zweite Teil der Arbeit setzt sich mit der bisher noch nicht systematisch untersuchten Rezeption der Kriegsliteratur auseinander. Hier geht es um den Beitrag der Kriegsromane und ihrer Verfasser zur nationalen Selbstdefinition. Es wird versucht, den besonderen Stellenwert der Frontdichter in der französischen Öffentlichkeit zu erklären, die in dieser Studie erstmals vergleichend den zivilen Schriftstellern gegenübergestellt werden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg veröffentlichten jüdische Autoren aschkenasischer wie sephardischer Herkunft Romane in französischer Sprache, die die Suche nach einer jüdischen Identität und Kultur in der Zeit nach dem Holocaust zum Thema haben. Die so entstandenen Werke waren zum Teil so signifikant, daß in der Literaturwissenschaft die Frage nach der Existenz einer école juive du roman français (Boisdeffre) gestellt wurde. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist die Beantwortung dieser Frage mit Blick auf die Verarbeitung spezifisch "jüdischer" sowie "französischer" Prätexte in sieben repräsentativ ausgewählten Romanen. Auf die Entwicklung einer geeigneten Interpretationsmethode auf der Basis der Intertextualitätsforschung der letzten Jahrzehnte folgt eine exemplarische Analyse von Werken der Schriftsteller Elie Wiesel, André Schwarz-Bart, Albert Cohen und Albert Memmi. Es zeigt sich, daß die erste Nachkriegsgeneration der in französischer Sprache schreibenden jüdischen Autoren eine thematisch definierte Subgattung des französisch-jüdischen Romans hervorgebracht hat. Trotz mancher Unterschiede zwischen den aschkenasischen Schriftstellern (Wiesel, Schwarz-Bart) und den Sephardim (Cohen, Memmi) lassen sich eine Reihe von gemeinsamen Merkmalen in den Werken dieser Romanciers finden.
Maurice Barrès (1862-1923), als Schriftsteller vergessen, als Nationalist der vorletzten Jahrhundertwende noch in Erinnerung, wird hier erstmals mit seiner mehrschichtigen Identitätskonstruktion in zwei nationalen Kontexten untersucht. Die Arbeit zeigt anhand des literarischen und politischen Werks, wie der gebürtige Lothringer und sich in Paris etablierende Schriftsteller auf die im modernen Frankreich nach 1870/71 herrschende Krise reagierte. Barrès schuf ein Individuum, Region und Nation umfassendes Identitätskonzept, das sich durch ein Spannungsverhältnis zwischen Bezug auf und Abgrenzung vom deutschen Nachbarn auszeichnete. Die bisher gänzlich unbeachtete deutsche Rezeption läßt in einem Zeitraum von 1890 bis 1944 verfolgen, wie Barrès anfangs noch literarisch wahrgenommen wurde, dann aber ab 1905 heftige politische Reaktionen auslöste. In der mit der Niederlage von 1918 in Deutschland einsetzenden Identitätsdiskussion fungierten die Äußerungen des französischen Schriftstellers, Journalisten und Politikers als Negativmodell, zu dem man Gegenkonzepte deutscher Identität entwarf. Barrès bildet insofern eine verbindende Achse zwischen zwei nationalen Identitätsdiskursen: Er war einerseits wichtiger Teilnehmer und Gestalter der französischen Debatte nach 1870/71 sowie andererseits ein "Stein des Anstoßes" in der deutschen Diskussion nach 1918.
Die vorliegende Studie stellt die zweite Werkphase von J.M.G. Le Clézio (*1940) in die literarische Tradition imaginärer Reisen, die sich aus Romantik und Surrealismus herleiten. Imagination und Traum sind Schlüsselbegriffe einer auf Grenzüberschreitung ausgerichteten Suche, die sich vor allem auf die Sprach- und Ecriturekonzeption bezieht. Seit dem Roman »Voyages de l'autre côté« wird die Reise auf die 'andere Seite' zum Programm, mit der Erzählung »La montagne du dieu vivant« auch zum Struktur- und Erkenntnisprinzip: Der Initiationsweg beschreibt die stufenweise Abkehr aus der historischen Wirklichkeit und die temporäre Erfahrung mystischer Überwirklichkeit, aus der die Protagonisten, desillusioniert oder befreit, zurückkehren. Am Beispiel der Mauritius-Texte - dem Roman »Le chercheur d'or« (1985), dem Reisebericht »Voyage à Rodrigues« (1986) sowie dem monumentalen Reiseroman »La quarantaine« (1995) - wird deutlich, daß die wiederholte Reise auf die Insel der Vorfahren einer poetologischen Selbstinszenierung entspricht: Die regressive Engführung der Quarantäne wird zum Akt dichterischer Selbstwerdung. Auf der methodischen Grundlage von Gaston Bachelards Dichtungstheorie der imagination matérielle, die auf C.G. Jungs Archetypenlehre rekurriert, wird das Projekt in tiefenpsychologischer Perspektive untersucht: In einer Figuren- und Bildbereichanalyse wird gezeigt, daß wiederkehrende Doppelgänger und elementare Naturräume Projektionen sind, durch die sich ein schreibendes Ich zum Ursprung des Textes führt.
Das Forschungsinteresse der Arbeit richtet sich auf Inszenierungen von Eifersucht in der französischen Erzählliteratur der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Untersucht wird, welchen Stellenwert Eifersucht in den Texten einnimmt und welche Funktionen ihr darin zukommen, wie sie entworfen, erzählerisch vermittelt bzw. überhaupt erst erzeugt wird. Dabei geht es auch um die Fragen, ob sich mittels der Eifersuchtsgestaltung Subjektivität in den Texten konstituiert, um welche Formen von Subjektivität es sich hierbei handelt und mit welchen literarischen Verfahren sie modelliert wird. Die Untersuchung belegt signifikante Umformungen in der Inszenierung von Eifersucht, die sich bestimmen lassen als Verschiebungen von veräußerlichten Darstellungs- und Konzeptionsformen hin zu analytisch-psychologischen Formen der Gestaltung von Eifersucht, wobei nicht mehr der Glaube an die Dominanz der Vernunft und die Überzeugung von der Gültigkeit überindividueller gesellschaftlicher Normen im Vordergrund stehen. Eifersucht wird zunehmend so ausgeformt, daß sie einem problematischen individuellen Schicksal Form gibt und Erkenntnis- und Selbstfindungsprozesse impliziert, durch die in den Texten Subjektivität gestaltet werden kann. In einem Spannungsfeld von Selbstverlust und Selbstfindung werden die Eifersuchtsgestaltungen zum Ort und gleichzeitig zur Triebfeder literarischer und mentalitätsgeschichtlicher Modernisierungsprozesse.
In Barbeys (1808-1889) literarischem Werk kommt dem Dandy eine zentrale Rolle zu: Er ist als Protagonist in den Romanen und Novellen des Autors allgegenwärtig und definiert als Erzähler die narrativen und ästhetischen Strukturen dieses Werks. Sowohl des Dandys subtile Revolte gegen die bürgerliche Gesellschaft als auch sein Ringen mit der sinnlichen und eigenmächtigen Heldin bestimmen das Produktionsprinzip des Barbeyschen Textes. Dem erzählenden Dandy dient hierbei das Wort eindeutig als 'Waffe': Der Autor und seine narrateurs suchen den Diskurs einer bürgerlichen Öffentlichkeit und einer realistischen und naturalistischen Literatur zu unterminieren, indem sie statt des gedruckten das gesprochene Wort, statt Natürlichkeit artistische Preziosität, statt Transparenz und Offenheit Ambiguität und Uneindeutigkeit feiern. Sie wollen den traditionellen Leser und bourgeois verblüffen, irritieren und verspotten, zugleich aber auch mit narrativem Geschick verführen und beherrschen. Ergreift Barbey in diesem diskursiven Duell für eine aristokratische und gegen eine bürgerliche Ästhetik, Sprache und Ideologie Partei, so erweist er sich jedoch zugleich als Garant des antagonistischen Geschlechtermodells, das die bürgerliche Gesellschaft des 19. Jahrhunderts charakterisiert. Er stilisiert den Salon zu einer virilen Welt des Wortes, in der die salonnière als Blaustrumpf geschmäht wird und die sinnliche Heldin, begehrt und gefürchtet, der narrativen Gewalt des Dandys zum Opfer fällt.
Das Verhältnis der Renaissance zur Antike läßt sich am eindrücklichsten in all seinen Ambivalenzen an Rom illustrieren. Um Rom als Dreh- und Angelpunkt aller Hoffnung auf Veränderung kreist das Denken der Humanisten in Euphorie und Melancholie. Francesco Petrarca (1304–1374) schreibt als Vergil ohne Rom in weltreformistischer Perspektive gegen die Selbstvergessenheit Roms an, das aus dem Exil durch eine restauratio Romae zurückgeholt werden soll. Die Wiedergeburt Roms, die durch ein Überblenden von Stein- und Textcorpus in Petrarcas Schriften gelingen soll, ist das sine qua non einer geschichtswürdigen Geschichte.
Joachim Du Bellay (1522–1560) hingegen geht es in seinen römischen Gedichtzyklen nicht um eine Wiedergeburt Roms, sondern um dessen endgültige Grablegung. Das im Namen Roms geschriebene Versprechen unsterblichen Ruhms läßt er in den Worten der Alten zu Wort kommen, um sie im Wiederaufrufen zu widerrufen. Seine Gedichte illustrieren Rom nicht lebendig, sondern verewigen durch eine negative Poetik die unbelebte Todheit und fördern so römische Wahrheit zu Tage. Während Du Bellays römische Dichtung irdische Geschichte als Ent-täuschung (sic!) lesbar macht, erlöst Marguerite, Schwester des französischen Königs, Muse und Dichterin, als Nova Pandora von Roma Prima Pandora. Marguerite ist der von Du Bellay poetisch begründete Antitypus zu Rom, die jedenfalls für den Moment der Poesie von römischem Fluch befreit.
Der Erste Weltkrieg markiert einen Einschnitt, nach dem die literarischen Kräfteverhältnisse wieder neu ausgehandelt werden. Der Radikalisierung der literarischen Autonomie durch Avantgardebewegungen wie Dadaismus und Surrealismus stehen auf konservativer Seite nationalistische und katholische Gruppierungen gegenüber, deren Bedeutung im Streben nach der dominanten Position im literarischen Feld heute weitgehend vergessen ist. Hinzu kommen noch internationalistisch ausgerichtete Tendenzen sowie die Debatte um die Arbeiterliteratur. Die verschiedenen Positionen gruppieren sich um bestimmte literarische Zeitschriften, die das Spektrum der möglichen Stellungnahmen bündeln. Die Meinungsführerschaft beanspruchen zunächst die konservativen Kräfte, die die Literatur in ein ideologisches Bollwerk aus Nationalismus, Katholizismus und literarischer Tradition einbinden wollen, um sich von den als bedrohlich empfundenen Modernisierungsprozessen abzuschotten. Die Nachkriegsgeneration reagiert auf die gleiche Krisensituation mit einem Flottieren zwischen Katholizismus und literarischer Avantgarde. Erst im Laufe der zwanziger Jahre bilden sich mit der Gruppe um die »Nouvelle Revue française« und den Surrealisten die dominanten Pole heraus, von denen aus das literarische Feld zu seiner Autonomie zurückfindet. Schriftsteller wie André Gide oder Jean Cocteau erscheinen in ihren Implikationen in die verschiedenen Debatten in einem neuen Licht, bislang unterschätzte Autoren wie Jacques Rivière oder Philippe Soupault stehen im Schnittpunkt der Auseinandersetzungen, Jacques Maritains Rolle beim Eindringen des Katholizismus in die literarische Avantgarde schließlich blieb bislang nahezu völlig unbeachtet.
Gegenstand der Untersuchung sind die gesellschaftskritischen Werke der Autorin Annie Ernaux (*1940, Prix Renaudot 1983), welche um das autobiographisch motivierte Thema des Bildungsaufstiegs kreisen. Zum ersten Mal wird durch eine detaillierte erzähltextgrammatische Einzelwerkanalyse und synoptische Zusammenschau die Vielschichtigkeit dieser kontrovers diskutierten Texte gewürdigt. Die untersuchten Werke offenbaren dabei eine ganze Reihe von Besonderheiten, wie z.B. eine ungewöhnliche Form-Inhalt-Spiegelung und eine Erzähltechnik, die den Leser das Leid der Aufsteiger selbst durchleben läßt. Inhaltlich wird der soziale Aufstieg in seiner unlösbaren Ambivalenz gezeichnet, als irreversible Eltern-Kind-Entfremdung und unauslöschliche Stigmaerfahrung, welche dem Betroffenen eine selbstbejahende Identität versagt. Auf der Textebene wird dieser gesellschaftlich initiierte Selbsthaß des Aufsteigers durch eine auffällige Wiederholung immergleicher Textbausteine gespiegelt, um sich somit auch poetologisch gegen ein bürgerliches Literaturideal zu wenden, dessen Ausrichtung kohärente Textentwicklungen sind, die die Zerrissenheit des Aufsteigers per se ausblenden.
Die zehn Studien dieses Bandes, dem der Autor den Titel »Gegendichtungen« gegeben hat, untersuchen über zwanzig Texte in französischer, italienischer und spanischer Sprache aus verschiedenen Epochen vom Mittelalter bis zur Gegenwart mit dem Ziel, den Begriff der "literarischen Replik" (oder auch "Gegendichtung") zu veranschaulichen, mit dem eine innerliterarische Relation des Widerspruchs bezeichnet wird und den es anhand von möglichst vielen, unterschiedlichen Texten zu illustrieren galt.
Der Naturalismus stellt einen der letzten weißen Flecken auf der epochengeschichtlichen Landkarte der spanischen Literatur dar. Bisher stand der Vermessung dieser Epoche vor allem der Verweis auf die idealistisch geprägte Ideengeschichte Spaniens, besonders den Krausismo, entgegen. Die neueren philosophiegeschichtlichen Forschungen ließen diese Argumentation jedoch zu einer nicht länger haltbaren Illusion werden, denn sie konnten mit dem Krausopositivismo ein philosophisches Gedankengebäude ausmachen, das sich positivistisch-naturwissenschaftlichen Inhalten und somit auch dem sich auf sie stützenden Naturalismus öffnete. Die Studie weist nach, daß der Krausopositivismo für die Literaturdebatten, Poetiken und auch die literarischen Werke des Naturalismus als zentrales ideengeschichtliches Bezugssystem fungierte. Er ist das Dispositiv, das eine strukturierte Analyse der naturalistischen Literatur in Spanien ermöglicht. Sie deckt auf, daß in den naturalistischen Texten nicht nur das komplexe Spiel mit intertextuellen Versatzstücken und die diskursiven Praktiken, sondern auch eine sehr moderne Psychologisierung der Figuren auf den Krausopositivismo und die ihn kennzeichnende eklektische Weltanschauung verweisen. Übereinstimmend ist sowohl die Grundstruktur dieser Philosophie als auch die der naturalistischen Literaturproduktion von dem Streben geprägt, ein ganzheitliches Menschenbild und ein idealistisch begründetes Schönheitsideal mit neuen positivistischen Positionen und naturwissenschaftlichen Erkenntnissen zu verbinden. Diese spezifischen Elemente zeigen die Existenz eines spanischen Naturalismus und lassen sich zu einem distinktiven Epochenbegriff verdichten, der eine klare Abgrenzung gegenüber dem spanischen Realismo und dem französischen Naturalisme ermöglicht.
Die komplexen Debatten zum Verhältnis von Wissenschaft und Literatur im 19. Jahrhundert sind durch zahlreiche Mißverständnisse von Gelehrten und Dichtern geprägt. Die Studie rekonstruiert den historischen Diskussionsprozeß zunächst anhand der Schriften von Auguste Comte, Hippolyte Taine und Ernest Renan, die auf unterschiedliche Weise versuchen, wissenschaftliche Defizite durch literarische Verfahren zu kompensieren. Aufgrund abstrakter Darstellungen kann die Wissenschaft ihre gesellschaftliche Verantwortung nicht wahrnehmen und ist gezwungen, auf literarische Verfahren zurückzugreifen, um ein größeres Publikum zu erreichen und damit ihre politischen Forderungen umzusetzen. Bei der Formulierung dieses Vermittlungsauftrags "entdecken" die Gelehrten eigenständige literarische Erfahrungsweisen, die denen der Wissenschaft gleichwertig ist.
In Analogie zu den Bestrebungen der Wissenschaftler versuchen die Dichter Honoré de Balzac, Jules und Edmond de Goncourt sowie Emile Zola ihrer Epik größere Anerkennung zu verschaffen, indem sie diese den anerkannten wissenschaftlichen Methoden annähern. Dabei unterlaufen sie traditionelle ästhetische Postulate, die dem wissenschaftlichen Anspruch entgegenstehen, durch begriffliche Umbesetzungen und innovative Darstellungsverfahren. Hiervon ist der klassische Mimesisbegriff ebenso betroffen wie das vraisemblance-Konzept und der Geniebegriff, der neu definiert wird. Am vorläufigen Ende des Diskussionsprozesses, der Wissenschaft und Literatur des 19. Jahrhunderts einander annähern sollte, werden sowohl die ästhetische Autonomie als auch die künstlerische Subjektivität bestätigt: Eine Annäherung findet nicht statt.
Die zwischen 1860 und 1870 vollendete politische Einigung Italiens ist in der historiographischen Literatur aus den Jahrzehnten davor ideologisch vorbereitet worden. Einen entscheidenden Beitrag dazu leistet der sogenannte romanzo storico risorgimentale. Hierbei handelt es sich um einen Romantyp, der seit etwa 1820 von italienischen Autoren nach dem Muster der historischen Romane eines Sir Walter Scott ausgebildet worden ist. Mit diesem Romantyp hält das in anderen europäischen Ländern schon bekannte Phänomen der Massenliteratur auch in Italien seinen Einzug. Insofern spielt der romanzo storico risorgimentale eine Schlüsselrolle für die Modernisierung des italienischen Literatursystems. Die meisten der etwa siebzig behandelten Romane sind durch eine im Vergleich zu dem Scott'schen Modell forcierte Melodramatik gekennzeichnet. Indem sie auch dem nichtgelehrten Teil des italienischen Publikums ideologische Paradigmen aus der nationalen Geschichte nahebringen, über die sich alle Italiener als Teil einer homogenen historischen Schicksalsgemeinschaft erfahren können, erfüllen sie eine patriotische Propagandafunktion. Auch Alessandro Manzonis Roman »I promessi sposi« von 1827 ist diesem Funktionszusammenhang entsprungen; andererseits wird die progressive Differenzqualität des Werkes gerade durch eine Interpretation deutlich, die es in das gattungsgeschichtliche Umfeld zurückführt, aus dem es hervorgegangen ist.
1981 gewann der damals sechzigjährige Bufalino mit seinem Erstlingsroman »Diceria dell'untore« den begehrten Premio Campiello. Bis zu seinem Tod 1996 veröffentlichte er Romane, Kurzgeschichten, Theaterstücke, Gedichte, Aphorismen, Essays, Anthologien und zahlreiche Schriften über seine Heimat Sizilien. Dieses umfangreiche und heterogene Werk ist ein Indiz dafür, daß sein Leben in kaum vorstellbarem Maß geprägt und durchdrungen war von Literatur. Lesend und vor allem schreibend konstruierte der introvertierte, meistens in der Welt seiner Bibliothek lebende Bufalino sich eine Identität, die geprägt war von zwei Extremen: seine Verwurzelung in Sizilien und dem Bewußtsein, sich über die gesamte Literatur der Neuzeit eine europäische, ja kosmopolitische Dimension erworben zu haben.
Seinen Teil dazu beizutragen, möglichst viele erinnerungswürdige Relikte der Kultur seiner Heimatinsel zu retten, in einer Zeit, in der die "Homologisierungstendenzen" der modernen Massenkultur regionale Besonderheiten einzuebnen drohen, war Bufalinos Anliegen in seinen Werken über Sizilien. Die Bandbreite der literarischen Gattungen, derer er sich bediente, weist auf die zweite Komponente seiner Persönlichkeit hin. Als Schriftsteller wußte sich Bufalino in der Tradition der gesamten europäischen Literatur stehend, und er variierte ihre wichtigsten Themen, die auch die seinen waren, virtuos in immer neuen Gattungen. In seinem Erzählwerk interessierte Bufalino vordringlich die Glaubwürdigkeit von Erzählverfahren, wobei die zahlreichen Verweise auf sich selbst darauf hindeuten, daß Bufalino davon träumte, ein ständig perfektionierbares opus infinitum zu schreiben, das erst mit seinem Tod einen Abschluß finden sollte.
Italienische Literaten des 19. Jahrhunderts haben das Diktum von Mailand als einem "Babylo minima" - im Gegensatz zum "Babylo maxima" Paris - geprägt und damit die besondere Rolle Mailands im Italien des 19. Jahrhunderts wie auch die Problematik einer italienischen Stadtliteratur angesprochen. Mailand ist diejenige Stadt Italiens, die sich zu einer Metropole von annähernd europäischen Dimensionen entwickelt: der italienischen Literatur des Ottocento hingegen wurde in der Forschung bislang jegliche Urbanität abgesprochen. Im Zentrum der Studie steht die besondere, auch unter komparatistischer Fragestellung herausgearbeitete Entwicklung der italienischen Stadtliteratur im 19. Jahrhundert, an der die Rezeption der französischen Literatur, insbesondere des Naturalismus, wesentlichen Anteil hatte. Unter Einbeziehung der literaturkritischen Diskussion um das Phänomen 'Stadt' werden dabei auch Gestaltungsverfahren der italienischen Literatur, die auf eine beginnende Moderne weisen, sichtbar gemacht. Nach einem Überblick über die Stadtdarstellung von Alessandro Manzoni bis zur Scapigliatura stellt die Untersuchung Romane und Erzählungen aus dem letzten Viertel des Ottocento von Giovanni Verga (1840-1922), Emilio De Marchi (1851-1901) und Paolo Valera (1850-1926) in den Mittelpunkt. Die Texte bieten ein vielfältiges und differenziertes Bild der urbanen Realität, das von kritischer Distanznahme bis hin zum Aufspüren des poetologischen und innovativen Potentials von Großstadt reicht. Die Autoren haben jeder auf individuelle Weise Anteil am lombardischen Verismus, der in der Forschung allzu lange unbeachtet geblieben ist und der nun erstmals unter urbaner Fragestellung behandelt wird. Die Studie kann zeigen, daß auch die italienische Literatur des Ottocento, dem gängigen Bild von ihrer Stadtfeindlichkeit zum Trotz, zunehmende Sensibilisierung für spezifisch urbane Phänomene und die damit verbundenen literarischen Gestaltungsprobleme erkennen läßt.
Der Problemnexus zwischen Avantgarde und Faschismus, für Italien und Deutschland bereits größtenteils erforscht, wird in der vorliegenden Arbeit erstmals in bezug auf die spanische Literatur untersucht. Die Frage nach der reaktionären Moderne erschließt einen vergessenen Sektor der spanischen Erzählprosa, der, quer zur gängigen Epochengliederung, die Leerstelle zwischen Vorkriegsavantgarde und Nachkriegsrealismus füllt. Zunächst werden die weitgehend unbekannten Autoren präsentiert: Ernesto Giménez Caballero (1899-1988), Vordenker des Faschismus in Spanien, Tomás Borrás (1891-1976), Felipe Ximénez de Sandoval (1903-1978), Samuel Ros (1904-1945) und Antonio de Obregón (1909-1985). Ohne reduktionistische Thesenbildung verfolgt die Studie in unmittelbarer Auseinandersetzung mit den Texten den Prozeß der ideologischen Umwertung bzw. Funktionalisierung avantgardistischer Diskursformen und Stilelemente (Pirandellismus, Expressionismus, Ästhetik der Grausamkeit). Inhaltlich manifestiert sich die Entwicklung von der 'Vanguardia' zur präfaschistischen 'Avanzada' in der Darstellung von Identitätsproblematik und Gesellschaftsbezug. Ausführungen zu Aspekten der faschistischen 'Ästhetisierung' des Politischen (Walther Benjamin; Mission des Künstlers, Dandysmus, Stilbegriff) beschließen den Band.
Das Interesse der Studie gilt der sogenannten "Aventure Ajar", einem von Romain Gary (1914-1980) im Zeitraum von 1974-1980 inszenierten Pseudonymenspiel, dessen Aufdeckung im Jahre 1981 im französischen Literaturbetrieb für große Überraschung sorgte: Emile Ajar, jener junge Autor, dessen mysteriöse Identität lange Zeit die Medien beschäftigt und in den man vielfach große Hoffnungen gesetzt hatte, erwies sich als der literarische Einzelgänger Romain Gary, der seit 1946 publizierte und abseits der markanten Strömungen nach dem Zweiten Weltkrieg einen eigenen, wenig beachteten Weg gegangen war. Die Tatsache, daß den vier mit dem Autornamen Emile Ajar gezeichneten Texten, deren originelle Sprachverwendung bald als style Ajar von sich reden machte, größerer Erfolg und eine wesentlich bewußtere Lektüre zuteil wurde als gleichzeitig verfaßten Romanen Garys, fordert zu einer spezifisch literaturwissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Pseudonymenspiel heraus. Neben den biographisch-motivationalen Aspekten der Inszenierung, die auch Garys Persönlichkeitsideal des 'brennenden Ich' betreffen, steht das poetologische Verhältnis der beiden Textserien zur Debatte. Da der ungewöhnliche Fall auch Erkenntnismöglichkeiten im Bereich der allgemeinen Literaturtheorie bietet, beschäftigt sich Poier-Bernhard auch mit Themen wie der Konstitution literarischer Ironie, der Bedeutung des Autornamens, Pseudonymität und Heteronymität; zahlreiche andere, zum Vergleich herangezogene Texte der deutschen und der portugiesischen Literatur verleihen der Arbeit dabei eine komparatistische Weite. Einen theoretischen Schwerpunkt der Studie bildet Poier-Bernhards Beitrag zur Autobiographie-Diskussion, in dem der Versuch einer grundlegenden Begriffsklärung zum Zwecke einer präzisen Textsortenbestimmung unternommen wird.
Vor dem Hintergrund der Diskussion über die krisenhafte Raumerfahrung der Frühen Neuzeit untersucht die Autorin die Präsentation von Wahrnehmung und Perspektive in den Novellen von Cervantes (1547-1616). Der Vergleich mit Textbeispielen aus anderen spanischen Novellensammlungen des 16. und 17. Jahrhunderts (Timoneda, Lope de Vega, Céspedes y Meneses, María de Zayas) enthüllt dabei eindrücklich bislang vernachlässigte Charakteristika des cervantinischen Schreibens. Die Verfasserin diskutiert den häufig unscharf verwendeten Begriff der Perspektive kritisch und untersucht die Darstellung der Wahrnehmungsperspektiven als syntagmatischen literarischen Ausdruck des Paradigmas der Perspektive. Im Mittelpunkt stehen erstmals die räumliche Perspektivierung der Wahrnehmung und der konkrete Wahrnehmungsakt. Es gelingt der Autorin, die bis heute "geheimnisvolle Perspektivenwirkung" (Hatzfeld), die auch Autoren wie Flaubert bei der Lektüre von Cervantes verblüffte, durchschaubar zu machen. Der Leser gewinnt einen vertieften Einblick in die teilweise neuartigen Erzählverfahren von Cervantes. In seinem Werk finden sich so Ansätze zu fokalisiertem Erzählen, in dem Krisensituationen und Orientierungskrisen der Figuren ihren Ausdruck finden. Offengelegt wird damit ein erkenntnistheoretisches Problem, das auf die Moderne verweist. Statt einer bloßen Opposition von engaño und desengaño, von Illusion und Desillusionierung, die der Barockliteratur immer wieder nachgesagt wurde, zeigt die Verfasseirn bei Cervantes eine differenzierte Darstellung des Wahrnehmungsaktes als Prozeß auf. Die synchrone und diachrone Perspektivierung der Wahrnehmung führt in den Novellen von Cervantes zu einem kontextualisierten und subjektbezogenen Wahrheits- und Erkenntniskonzept. Dieses befindet sich im Spannungsverhältnis zur 'gesteuerten Kultur' (Maravall) der spanischen Barockgesellschaft. Die Untersuchung bietet vielseitige Anregungen und neue Einsichten für eine Auseinandersetzung mit Cervantes, dem spanischen 'Goldenen Zeitalter' sowie der Novellistik und Erzähltheorie der Frühen Neuzeit und Moderne.
Spätestens seit Michael Bachtins Lektüre stellt François Rabelais (1494-1553) eine zentrale Referenz für die literarturwissenschaftliche Theoriebildung dar. Der Verfasser der ab 1532 erscheinenden Pentalogie erscheint als Autor von faszinierender Modernität, als Ahnherr von Intertextualität, Selbstreferenz oder Dekonstruktion. Solcherart Etiketten haben allerdings nur den Methodenstreit befördert, so daß zahllose Fragen, die Rabelais` Romanwerk stellt, von der Forschung unbeantwortet sind. Exemplarisch läßt sich das am "Gargantua" zeigen. Schwierigkeiten bereiten dort u.a. die Abschlußkapitel mit der Beschreibung einer imaginären Architektur. Die Funktion der hier greifbaren mnemotechnischen Verfahren wird nicht ansatzweise erkannt.
Die vorliegende Arbeit verfolgt daher das Ziel, den Blick weg von modernen Identifikationen zu lenken, um die historische Differenz eines zeitlich fernen wie habituell fremden Literaturkonzepts paradigmatisch sichtbar zu machen, dessen Funktion Literatur als Lebensführung benennt. Sie beschreitet dazu ein von der Rabelais-Forschung weithin unbetretenes Gebiet: Der Text des 1534/5 publizierten Romans wird zum einen im mediengeschichtlichen und paradigmatischen Rahmen seiner Entstehungssituation gelesen. Mit dieser Kontextualisierung ist eine weitere methodische Option verbunden.
Die Kategorien der Mündlichkeits-/Schriftlichkeitsforschung eröffnen die Möglichkeit, pragmatische, mediale und materiale Faktoren in die Analyse einzubeziehen, die einem eng gefaßten Textbegriff entgehen. Für den "Gargantua" heißt dies, daß hier erstmals die literarische Relevanz von Praktiken des Lesens und Schreibens sowie der ihnen komplementären Techniken der kulturellen Übermittlung ins Blickfeld geraten. Dies betrifft vor allem die unter dem Begriff der Semi-Oralität gefaßten, für mediale Übergangssituationen typischen Rezeptions- und Produktionsformen von Literatur.
Nicht zuletzt wird ein altes Problem der Rabelais-Forschung gelöst: Die Studie weist erstmals den hohen Stellenwert der ars memorativa in der literarischen Konzeption nach und liefert damit einen Schlüssel für den Bau der Abtei von Theleme.
Das wissenschaftliche Interesse galt bisher fast ausschließlich der Romanschriftstellerin Madeleine de Scudéry, der Preziösen und ihrem literarischen Salon. Mit diesem Band wird eine nahezu vollständige Sammlung ihres lyrischen Werks vorgelegt und die Autorin in ihren unterschiedlichen Funktionen als Panegyrikin, Liebeslyrikerin, Salon- und Gelegenheitsdichterin vorgestellt. - Ausgehend von unterschiedlichen Selbstbestimmungsversuchen intellektueller Frauen im Grand Siècle, ihren begrenzten Entfaltungsmöglichkeiten innerhalb des Kulturbetriebs, ihrer condition féminine zwischen Selbstbewußtsein und Selbstverleugnung, wird die Frage nach einem 'weiblichen Schreiben' im Umkreis von Preziosität und lyrischen Gattungstraditionen gestellt. Der aus neueren Theorien (Gender Studies) entwickelte Differenzbegriff erweist sich dabei als sinnvolles Kriterium, topisches und konventionelles Textmaterial in seinen Feinstrukturen neu lesbar zu machen und individuelle Handschriften zu entdecken.
Mit der Absage an den offiziellen Wertekanon und die gängigen Weiblichkeitsmodelle, aber auch der Subversion herrschender Diskurse ist die Alterität der Scudéryschen Lyrik postuliert. Die längst fällige Berücksichtigung des Beitrags der Preziösen bei der Begriffsbestimmung von préciosité und poésie précieuse läßt die bedingte Tauglichkeit dieser Etiketten erkennen und den Begriff einer poésie des précieuses notwendig erscheinen. Mit der hier vorgelegten Neudefinition der Scudéryschen Ethik und Ästhetik (dé-brutaliser) läßt sich diese poésie des précieuses auch als poésie précieuse dekonstruierende poésie dé-précieuse lesen.
Die vorliegende Untersuchung behandelt die von 1945/46 bis 1962 erschienenen Romane Claude Simons (* 1913). Ihr liegt ein fiktiver Dialog zwischen dem nouveau romancier und Jean-Paul Sartre zugrunde. Dabei folgt sie einem mehrschichtigen Erkenntnisinteresse: (1) Das genuin literaturwissenschaftliche Anliegen ist die Interpretation der Romane Simons nach den Prämissen einer ideologiekritischen Hermeneutik. (2) Seit den 40er Jahren stehen in Frankreich Literatur, Literaturtheorie und Philosophie in einer besonders engen Beziehung zueinander. Diese soll anhand der zu interpretierenden Werke konkretisiert werden. (3) Schließlich versteht sich die Untersuchung als Beitrag zur literaturwissenschaftlichen Methodologie. Sie will versuchen, Wege aufzuzeigen, wie unterschiedliche, ja konkurrierende Diskurse - z.B. der Psychoanalyse und der Tiefenpsychologie - innerhalb eines Werkes oder einer Gruppe von Werken sinnvoll zu einer stringenten Interpretation zusammengeführt werden können. Den Auftakt bildet die Rekonstruktion der Genese eines existentialistischen Diskurses, die auf frühe Schriften von Sartre und Emmanuel Lévinas zurückgreift. Der Ansatz widerspricht nicht kategorisch einer 'postmodernen' Lektüre der Romane Simons, die dem dekonstruktivistischen Interpretationsparadigma der Differentialität folgt oder nach der Partikularität einer écriture simonienne forscht. Die Möglichkeit einer solchen Lektüre ist bereits in nuce mit der dem französischen Poststrukturalismus und dem nouveau roman gemeinen Absetzung vom französischen Existentialismus angelegt. Eine 'postmoderne' bzw. 'differentielle' Annäherung an die Romane Simons soll daher aus der Kontinuität des Oeuvres heraus vorbereitet werden. Simon bedient sich in Anlehnung an Rousset eines 'mißbrauchten' (Adorno) Barockbegriffs und verleiht seinen Romanen einen emblematischen Charakter, der auf eine mögliche 'differentielle' Lesart verweist. Den Abschluß der Untersuchung bildet ein Epilog zu den "Cinq Notes sur Claude Simon" von Maurice Merleau-Ponty.
Maurice Blanchot a exercé une influence indiscutable dans les débats littéraires de l'après-guerre. L'analyse de son oeuvre accentue sa présence aux discussions structuralistes, poststructuralistes et déconstructivistes.
Die Studie gilt dem System der Ideale Don Quijotes. Wenn in der weitverstreuten Cervantes-Literatur über Don Quijotes Ideale im allgemeinen viele scharfsinnige Bemerkungen gemacht und einzelnen dieser Ideale Spezialstudien gewidmet wurden, so gab es jedoch bislang keine Darstellung der Ideale in ihrer inneren Kohärenz und in ihrem inneren Zusammenhang. Diese Forschungslücke soll hier mit Hilfe eines historischen und thematologischen Methodenansatzes und unter Aufarbeitung der umfangreichen einschlägigen Sekundärliteratur geschlossen werden.
Queere Rechte stehen im Spannungsfeld von normativer Begrenzung und kulturellem Wandel. Literatur reflektiert vor diesem Hintergrund den normativen Rahmen nicht nur, sie tritt in eine Wechselwirkung mit dem Recht ein: Literarische Texte und ihre Rezeption fordern Vorstellungen von (Un-)Recht und Gerechtigkeit heraus.
Diese interdisziplinäre Studie untersucht die Rechtsgeschichte queerer Zugehörigkeit im Spanien des 20. Jahrhunderts auf der Grundlage der Repräsentation dieser Fragen in der spanischen Literaturgeschichte. Untersucht werden Werke von Cipriano de Rivas Cherif (Un sueño de la razón), Federico García Lorca (u.a. El público), Juan Goytisolo (Juan sin tierra) und Trifonia Melibea Obono (La bastarda).
Die Integration juristischer Diskurse und deren historischer Entwicklung in die literaturwissenschaftliche Analyse ermöglicht es, die komplexen Wechselwirkungen zwischen Literatur, Recht und sozialen Normen in einem queeren Kontext umfassend zu beleuchten.