Zusammenfassung In diesem Beitrag soll dargestellt werden, dass zahlreich insbesondere stilistische Problemfälle im chinesisch-deutschen Übersetzungkonstext nicht adäquat erfasst werden können, solange sehr grundsätzliche sprachphilosophische Faktoren vernachlässigt werden. Es scheint daher geboten, den Blickwinkel etwas zu erweitern und übersetzerische Fragestellungen in einen größeren kulturhistorischen und -vergleichenden Kontext einzubetten. Die vorliegende Untersuchung möchte hierzu einen Beitrag leisten und translationswissenschaftliche Probleme an den kulturvergleichenden Diskurs anschließen. Insbesondere soll gezeigt werden, wie unterschiedliche geistesgeschichtliche Traditionen die Gestaltung von Texten auf eine Art prägen, die mit Hilfe der verbreiteten Kriterien von Übersetzungsqualität nur unzureichend erfasst werden kann. Die zu diesem Zwecke eingeführte Unterscheidung zwischen dem Komitativen und Repräsentationalen Paradigma soll dazu dienen, häufig anzutreffende Übersetzungsprobleme in einen metasprachlichen Kontext zu stellen und gleichzeitig ein allgemeineres Begriffsinstrument zur Erfassung kultureller Differenzen bereitstellen.
Zusammenfassung Die Adaption des chinesischen zaju -Stückes Der Kreidekreis erreicht im 20. Jahrhundert in Deutschland ihren Höhepunkt. Allerdings wird der Übersetzungsprozess als entscheidende Voraussetzung für die weltweite Zirkulation dieses Stückes in früheren Untersuchungen wenig berücksichtigt. In diesem Zusammenhang liegt das Ziel des vorliegenden Beitrags darin, den Übersetzungsprozess des Kreidekreis -Stückes in Deutschland mithilfe des Begriffs des ‚dritten Raums‘ von Homi Bhabha zu rekonstruieren, damit die unterschiedlichen Übersetzungsstrategien der Übersetzer und die Interpretationsmöglichkeiten der kulturspezifischen Elemente im chinesischen Original dargestellt werden können. Außerdem ist zu betrachten, wie der Sinologe Alfred Forke auf der Grundlage vorangegangener Übersetzungsversionen das Kreidekreis -Stück inhaltlich wortgetreu wie auch strukturell metrisch ins Deutsche überträgt, wobei die kulturellen Differenzen des chinesischen Originals weitgehend beibehalten werden.
Zusammenfassung Dieser interkulturell ausgerichtete Beitrag untersucht den strategischen Gebrauch von Diskurshandlungen in der deutsch-chinesischen politischen Kommunikation. Mit Hilfe der Methode der interkulturellen Diskursanalyse werden die außenpolitischen und innenpolitischen Reden von 5 hochrangigen deutschen Politikern vergleichend analysiert, wodurch sich die strategischen Handlungsabstimmungen der deutschen Politiker in der interkulturellen deutsch-chinesischen Kommunikation aufzeigen lassen. Im Vergleich mit dem intrakulturellen Diskurs finden sich in dem interkulturellen Diskurs vor allem mehr Verwendungen von expressiven und argumentativen Diskurshandlungstypen. Zugleich wurden in diesen Reden negativ bewertende wie auch präskriptive Diskurshandlungstypen weniger eingesetzt. In diesen Handlungsabweichungen lässt sich die Interkulturalität als eine Veränderungsdynamik aufzeigen, die als eine diplomatische Diskursstrategie im diplomatischen Diskurs zum Einsatz gekommen ist.
Zusammenfassung Die Legende Weiße Schlange zählt zu den vier berühmtesten Legenden des chinesischen Altertums, die im chinesischen Volksmund seit mehr als tausend Jahren tradiert sowie literarisch gestaltet wurden und daher bis heute lebendig sind. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über ihre Verbreitung und Variation in Deutschland in den letzten zwei Jahrhunderten. Dabei wird das Qiao-Yi-Phänomen besonders in den beiden deutschen Versionen, Die Schlange von Herman Grimm und Im Zauber der weißen Schlange von Helmut Matt, im Vergleich mit der chinesischen Originallegende analysiert. Darüber hinaus wird einerseits die dualistische Interaktion der Legende Weiße Schlange zwischen China und Deutschland in der Literatur aus der Perspektive der Qiao-Yiologie aufgezeigt und andererseits werden die dahinterstehenden sozio-historischen Gründe für das Qiao-Yi-Phänomen und die Motive der Autoren näher erforscht.
Zusammenfassung Brecht hatte sich schon früh mit dem altchinesischen Denker Laotse beschäftigt und war begeistert. Sein bislang noch wenig behandelter Zeitungstext Die höflichen Chinesen erzählt die Legende von der Entstehung des Daodejing nach und ist das erste prosaische Zeichen der Bewunderung: Brecht plädierte implizit für ein Leben nach Laotses Lehre. Dreizehn Jahre später hatte Brecht die Legende von der Entstehung des Daodejing wieder aufgenommen, um sie in das Gedicht Die Legende von der Entstehung des Buches Taoteking auf dem Weg des Laotse in die Emigration umzugestalten. Das Exil veränderte Brechts Selbstbewusstsein. Brecht aktualisierte seine Beziehung zu Laotse, indem er sein Selbstbildnis in Laotses Schicksal auftauchen ließ. Auf diese Weise der Aktualisierung wird Die Legende von der Entstehung des Buches Taoteking auf dem Weg des Laotse in die Emigration politisch.
Zusammenfassung Goethe hat 1827 in seiner Überarbeitung des Originalmanuskripts vom Helena-Akt in Faust II das Leben, das Schicksal und die Persönlichkeit von Helena erweitert und ihr Würde und Menschlichkeit verliehen. Inzwischen befasste sich Goethe mit der Lektüre der klassischen chinesischen Literatur, was zur Schaffung von seinem Werk Chinesisches führte. Goethe stattete die klassischen Schönheiten mit einem vergleichbaren Schicksal und ähnlichen ästhetischen Eigenschaften aus wie die Helena. In seiner Rekonstruktion von Helena und den chinesischen klassischen Schönheiten schwächte Goethe deren nationale literarische Identität und betont die Universalität der Menschheit. Die Tatsache, dass der Helena-Akt schließlich zu einer ästhetischen Tragödie wird, die die allgemeine menschliche Situation widerspiegelt, ist im Wesentlichen auf die Perspektive der Weltliteratur zurückzuführen, die Goethe in seinen späteren Jahren im Zuge der Aufarbeitung des klassischen Ideals entwickelte.