Paradigmatisches Übersetzen Chinesisch-Deutsch: Wann übersetzerisches Handeln selbst übersetzt werden muss
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Patrick Kühnel
Prof. Dr. Patrick Kühnel leitet den Master-Studiengang Dolmetschen an der Internationalen Hochschule München (SDI) und ist zur Zeit als DAAD-Lektor an der Peking Universität tätig. Sein aktuelles Forschungsinteresse gilt den syntaxtheoretischen und kognitionslinguistischen Aspekten des Übersetzens und Dolmetschens, insbesondere in Bezug auf das Sprachenpaar Chinesisch-Deutsch.
Zusammenfassung
In diesem Beitrag soll dargestellt werden, dass zahlreich insbesondere stilistische Problemfälle im chinesisch-deutschen Übersetzungkonstext nicht adäquat erfasst werden können, solange sehr grundsätzliche sprachphilosophische Faktoren vernachlässigt werden. Es scheint daher geboten, den Blickwinkel etwas zu erweitern und übersetzerische Fragestellungen in einen größeren kulturhistorischen und -vergleichenden Kontext einzubetten. Die vorliegende Untersuchung möchte hierzu einen Beitrag leisten und translationswissenschaftliche Probleme an den kulturvergleichenden Diskurs anschließen. Insbesondere soll gezeigt werden, wie unterschiedliche geistesgeschichtliche Traditionen die Gestaltung von Texten auf eine Art prägen, die mit Hilfe der verbreiteten Kriterien von Übersetzungsqualität nur unzureichend erfasst werden kann. Die zu diesem Zwecke eingeführte Unterscheidung zwischen dem Komitativen und Repräsentationalen Paradigma soll dazu dienen, häufig anzutreffende Übersetzungsprobleme in einen metasprachlichen Kontext zu stellen und gleichzeitig ein allgemeineres Begriffsinstrument zur Erfassung kultureller Differenzen bereitstellen.
Abstract
The challenges of Chinese-German translation, particularly stylistic ones, cannot be fully understood without considering the very fundamental differences in the field of language philosophy. Therefore it seems appropriate to broaden the perspective and to embed translation issues in a larger intercultural and cultural-historical context. In this respect the present study attempts to connect translational issues to the intercultural discourse. In particular, it aims to investigate how different histories of thought may shape the design of texts in a way that common quality criteria of translation capture only inadequately. In this manner, the distinction between the comitative and representative paradigm is explored in order to better discuss and analysis the frequently encountered translation problems under the metalinguistic context. Further, it can at the same time provide a general conceptual guidance for capturing cultural differences.
Ein häufiges Problem, das einem bei der Auseinandersetzung mit Übersetzungsproblemen im Sprachenpaar Deutsch-Chinesisch begegnet, liegt in der begrenzten Anwendbarkeit bekannter übersetzungswissenschaftlicher Ansätze, die meist aus der Übersetzungspraxis zwischen vergleichsweise eng verwandten Sprachen oder Kulturkreisen hervorgegangen sind. Zweifelsohne stellen Konzepte wie Treue (Nord), Äquivalenz (Koller, Nida) wichtige Leitlinien für das übersetzerische Ethos bereit, der praktische Nutzen für die (Re)Produktion sprachlicher Kunstwerke, als die z. B. literarische Übersetzungen ja gelten müssen, hält sich jedoch oft in Grenzen. Ein zentraler Grund hierfür mag sicherlich darin liegen, dass es bei so distanten Sprachen wie Chinesisch und Deutsch aus übersetzerischer Sicht gilt, neben den sprachstrukturellen und kulturellen Differenzen, die Ziel- und Ausgangstext (ZT bzw. AT) prägen, auch die mit diesen beiden Faktoren untrennbar verwobenen unterschiedlichen ästhetischen Ansprüche der jeweiligen Leserschaft zu berücksichtigen.
Es scheint daher geboten, den Blickwinkel etwas zu erweitern und übersetzerische Fragestellungen in einen größeren kulturvergleichenden Kontext einzubetten. Die vorliegende Untersuchung möchte hierzu einen Beitrag leisten, indem sie zu zeigen versucht, wie unterschiedliche sprachphilosophische Traditionen die Gestaltung von Texten auf eine Art prägen, die mit Hilfe der gängigen Kriterien von Übersetzungsqualität nur unzureichend erfasst werden kann. Häufig anzutreffende Übersetzungsprobleme sollen auf diese Weise in einen paradigmatischen Kontext eingebettet werden.
Konkret soll in diesem Beitrag die Frage beantwortet werden, weshalb sich gängige übersetzungswissenschaftliche Theorien so schwer damit tun, die besonderen literaturübersetzerischen Herausforderungen im Sprachenpaar Chinesisch-Deutsch adäquat zu erfassen und geeignete Lösungsansätze zu bieten. Die zu diesem Zwecke eingeführte Unterscheidung zwischen Komitativem und Repräsentationalem Paradigma ist dabei durchaus so getroffen worden, dass die Konzepte auch auf Bereiche der interkulturellen Kommunikation jenseits der unmittelbaren Übersetzungsproblematik angewendet werden können.
1 Literarisches Übersetzen als Problem für die Übersetzungswissenschaft
Die besonderen Schwierigkeiten bei der Übertragung künstlerisch anspruchsvoller Texte haben Linguistik und Übersetzungswissenschaft schon früh erkannt und für literarische Übersetzungen entsprechende Schlussfolgerungen daraus gezogen. So bemerkt Roman Jakobson (1959: 118):
The pun, or to use a more erudite, and perhaps more precise term – paronomasia, reigns over poetic art, and whether its rule is absolute or limited, poetry by definition is untranslatable.
und folgert daraus (Jakobson 1959: 118):
Only creative transposition is possible: either intralingual transposition – from one poetic shape into another, or interlingual transposition – from one language into another, or finally intersemiotic transposition – from one system of signs into another, e. g., from verbal art into music, dance, cinema, or painting.
Konsequenterweise müsste daher das literarische Übersetzen auch aus der übersetzungswissenschaftlichen Analyse ausgeklammert werden. Tatsächlich wird dies auch häufig gefordert (Kade 1968: 47, zit. n. Koller 2004: 152):
Die Qualität der literarischen Übersetzung wird gerade dadurch bestimmt, in welchem Maße es gelingt, die Darstellung des Inhalts mit den Mitteln der Zielsprache künstlerisch zu gestalten. Bei der Gestaltung des neuen Textes in der Sprache der Übersetzung aber kommt man ohne künstlerische Begabung, ohne schriftstellerisches Talent nicht aus. Das gilt nicht nur für poetische, sondern auch für prosaische Übersetzungen. Die prosaischste aller prosaischen Übersetzungen innerhalb des literarischen Schaffens ist nicht möglich ohne künstlerische Begabung, d. h. ohne die Fähigkeit, schöpferisch intuitiv das Wortmaterial zu handhaben.
Auch aus formaler Hinsicht erscheinen Bedenken gegen eine Anwendung der in der Übersetzungstheorie- und -praxis verbreiteten funktionalen Methoden berechtigt, setzen diese doch insbesondere immer (auch) eine Sachebene als Tertium Comparationis für die Abgleichung von Ausgangs- und Zieltext voraus, wie folgende Grafik veranschaulicht (Abb. 1):

Übersetzungsmodell nach Koller (2004: 151)
Das kennzeichnende Merkmal literarischer Texte gegenüber Sachtexten besteht aber in deren Einheit von Inhalt und Form[1], d. h. insbesondere in der Tatsache, dass bei ersteren in vielen Fällen kein Primat des Inhalts gegeben ist (Koller 2004: 153).
Die grundlegende Vorstellung jedoch, dass die Funktion von Sprache im Wesentlichen darin besteht, Sachverhalte der realen Welt in geeigneter sprachlicher Form abzubilden, gilt jedoch nur in dem Maße, wie eben diese Sachverhalte zumindest in ihrer jeweiligen Struktur, d. h. in dem zugrundeliegenden Schema (Rumelhart 1980) als sprecherunabhängig gesetzt werden können.
Das Problem des übersetzungswissenschaftlichen Zugangs zu literarischen Übersetzungen besteht daher oberflächlich betrachtet darin, eine geeignete Sachebene zu finden, die den typischen Schwierigkeiten, einen funktionierenden literarischen Text der einen Sprache in einen wirkungsvollen literarischen Text der anderen Sprache umzuarbeiten, d. h. dessen Literarizität zu bewahren, bzw. (neu) zu erschaffen.
Wenn jedoch auf diese Weise das Konzept Sachverhalt im Sinne einer zentralen Referenzgröße für die übersetzerische Adäquatheit in den Hintergrund tritt oder im Extremfall bis zur Unkenntlichkeit erweitert werden müsste, so hat das natürlich auch schwerwiegende Folgen für den Begriff der Äquivalenz überhaupt, der wohl ohnehin einer der meistdiskutierten in der Übersetzungswissenschaft überhaupt ist.[2]
Konsequenterweise zielen die bekanntesten Versuche der Übersetzungstheorie daher darauf ab, jenseits des sprachlichen Inhalts, d. h. im Bereich der Textkonvention oder sprachstruktureller Phänomene sprachlich-stilistische oder funktionelle Universalien zu identifizieren, die als Referenzanker zur Sicherstellung von Übersetzungsqualität dienen könnten. Im Rahmen der funktionalistischen Übersetzungstheorie ließen sich solche Prozesse für Einzelphänomene sowohl auf Text- als auch auf Satz- und Lexemebene analog zum obigen Schema darstellen und sie finden ihren Niederschlag in unterschiedlich explizit ausdifferenzierten Äquivalenzbegriffen (z. B. Nord 2011: 16–17; Koller 2004: 188–214).
Zu berücksichtigen hierbei ist jedoch, dass die Gesamtqualität einer Übersetzung im Allgemeinen und deren Literarizität im Besonderen durch Einzeläquivalenzen nicht befriedigend erfasst werden kann[3], wodurch es praktisch unmöglich wird, die Qualität einer Übersetzung von der Qualifikation des Übersetzers zu trennen.
Ein anderer Ansatz liegt darin, den autonomen Umgang des Übersetzers mit derartigen Äquivalenzen bzw. Mikrostrategien in den Rahmen allgemeiner übersetzerischer Leitlinien zu integrieren. Zu den bekanntesten Forschungsrichtungen gehören neben der Textanalyse und Taxonomie der Übersetzungsprobleme nach Nord (2010: 33; 2009: 176–179) sicher auch Holz-Mänttäris Theorie des Translatorischen Handelns (Holz-Mänttäri 1984) und vor allem Levýs illusionistische Übersetzungstheorie[4], dessen Anliegen vor allem die Bewahrung der Literarizität darstellt. Da in letzterer dem Übersetzer die Aufgabe zukommt, das Werk im engeren Sinne aus seinem kulturhistorischen Kontext zu interpretieren und diese Interpretation in der Zielsprache neuzugestalten, muss die Übersetzung konsequenterweise als Werk einer eigenen Kunstgattung betrachtet werden.[5] Da aus diesem Grunde die Sachebene als Bezugsgröße ausgeblendet wird, erscheint Levýs Modellierung des Übersetzungsprozesses einfacher, weil linearer (Abb. 2).

Der Übersetzungsprozess nach Levý (2011: 23)
Tatsächlich jedoch wird die Komplexität des Übersetzungsprozess hier in den Übersetzer hineinverlagert, dem als Leser zunächst die Aufgabe der Konkretisierung des Werks zukommt, daher muss nach Levý (2011: 31) ein guter Übersetzer vor allem ein guter Leser sein, der den AT künstlerisch zu verarbeiten hat:
Erfassen des AT;
Interpretation des AT;
Neugestaltung des AT.
In gewisser Weise kann also gesagt werden, dass die Rolle, die dem Sachverhalt bei der Übersetzung von Sachtexten zukommt, derjenigen der Interpretation durch den Übersetzer entspricht. Während allerdings bei der Übersetzung von Sachtexten die fachliche Kompetenz des Übersetzers dahingehend ausgerichtet ist, die referierten außersprachlichen, d. h. insbesondere technischen Sachverhalte korrekt zu erfassen, muss diejenige des literarischen Übersetzers vornehmlich auf die Entwicklung der künstlerischen Erfassung der Werke zielen (Levý 2011: 36). Und dieser widersprechen die sachtextorientierten Ansätze oftmals direkt, denn im Bestreben nach Eindeutigkeit wirken sie oft ungewollt auf die Zerstörung des Kerns dessen hin, was Literatur ausmacht. Levý nennt diese übersetzerische Verfehlung Intellektualisierung, die auf dreierlei Weise erfolgen kann:
Logicalisation of the text;
Explicitation of what is only half-said;
Formal expression of syntactic relationships.
Nach Ingarden (1972: 353)[6] enthält ein literarisches Kunstwerk eine Form des hermeneutischen Potentials, die er Parathaltung nennt und die sich im Lesevorgang konkretisieren muss. Übersetzerische Intellektualisierungen der genannten Art wären dementsprechend gleichbedeutend mit einer Entmündigung des ZT-Lesers, der an die Übersetzung mit eben genau derselben Leserwartung wie an ein Original herangeht.
Vor diesem Hintergrund nennt Levý (2011: 86) drei wesentliche Verfahren, um die Literarizität einer Übersetzung zu gewährleisten:
Übersetzung im engeren Sinne: Wiedergabe der Bedeutung allgemeiner Konzepte also sprachlich und historisch invarianter Sachverhalte, die im Wesentlichen den Bereich der Fachterminologie umfassen. Einzig hier sei es sinnvoll von Äquivalenz (im ursprünglichen Sinne) zu sprechen;
Substitution: Einsatz einer funktional angepassten Analogie im Zieltext;
Transkription: Wiedergabe der sprachlichen Form in den Fällen, wo keine inhaltlichen Analogien vorhanden sind.
Derartige Verfahren, vielfach rezipiert und verfeinert (vgl. Aixelá 1996), eignen sich als strukturierte Zusammenfassungen individueller übersetzerischer Praktiken[7] recht gut zur Analyse bestehender Übersetzungen, anhand derer z. B. die ästhetische und inhaltliche Erfassung eines AT und die Entscheidungsprozesse bei der Übersetzung nachvollzogen werden können. Aus übersetzungspraktischer Sicht hängt ihr Nutzen jedoch insbesondere von der persönlichen Fähigkeit des Übersetzers ab, ein bestimmtes Werk mit Hilfe dieser einzelnen Strategien auf Basis einer entwickelten Rezeptionsfähigkeit in AT-Sprache und ZT-Sprache angemessen gestalten zu können. Das bedeutet jedoch, dass es letztlich eine übergeordnete integrative Fähigkeit seitens des Übersetzers ist, die den Ausschlag darüber gibt, inwieweit die verschiedenen Äquivalenzen wirkungsadäquat eingesetzt werden können.
Diese Stilkompetenz ist auch letztlich verantwortlich dafür, inwiefern es dem Übersetzer gelingt, ein in der Ausgangssprache (AS) rezipiertes Werk in der Zielsprache (ZS) neuzugestalten, wobei ein individueller und gleichzeitig stilistisch homogener Weg gefunden werden muss, zwischen folgenden Anforderungen im Sinne der angestrebten Wirkungsadäquatheit[8] abzuwägen (Savory 1957):
A translation must give the words of the original;
A translation must give the ideas of the original;
A translation should read like an original work;
A translation should read like a translation;
A translation should reflect the style of the original;
A translation should possess the style of the translator;
A translation should read as a contemporary of the original;
A translation should read as a contemporary of the translator;
A translation may add to or omit from the original;
A translation may never add to or omit from the original;
A translation of verse should be in prose;
A translation of verse should be in verse.
Angesichts der Schlüsselrolle, die dieser allgemeinen (d. h. gleichzeitig rezeptiven und produktiven) Stilkompetenz zukommt, könnte man die Schlussfolgerung ziehen, dass eine gelungene Übersetzung auf Makro-Ebene eine Frage angemessener literarischer Bildung und auf Mikro-Ebene eines Repertoires an Äquivalenzbeziehungen ist und es sich bei allem dazwischen, was sich an Übersetzungsschwierigkeiten befindet, letztlich um spezielle Einzelfälle sprachlicher oder kultureller Art handelt, die sich durch ad-hoc-Entscheidungen eines kompetenten Übersetzers befriedigend lösen lassen.[9]
2 Grenzen der Theorie beim Sprachenpaar Chinesisch-Deutsch
Für Paare von Sprachen, die einander strukturell nahestehenden oder aus einem gemeinsamen Kulturvorrat schöpfen, mag ein solcher 2-Ebenen-Ansatz durchaus praktikabel sein. Eine These, die in diesem Beitrag vertreten werden soll, besteht jedoch in dem Postulat einer dritten Ebene, die neben den beiden genannten erst bei der Übersetzung distanter Sprachen in Erscheinung tritt. Dabei handelt es sich um die Ebene jener kognitiven Prägungen, die in systematischer Weise durch die strukturellen Eigenschaften einer betreffenden AS induziert werden und durch die die produktive Stilkompetenz des Übersetzers unbemerkt geformt wird. Entscheidungen des Übersetzers auf Mikro-Ebene könnten so in vorhersehbarer Weise beeinflusst werden. Vor diesem Hintergrund sollen zunächst einige besondere übersetzerische Herausforderungen für das Sprachenpaar Deutsch-Chinesisch rekapituliert werden.
2.1 Kulturelle Distanz
Eine Schwierigkeit, die sich auf Basis des übersetzungstheoretischen Äquivalenzparadigmas, d. h. auf Mikro-Ebene jedoch relativ leicht beheben lässt, betrifft die kulturellen Unterschiede zwischen China und Deutschland (bzw. dem deutschsprachigen Raum), insofern diese sich auf der Ebene von Kulturspezifika im Sinne von referierbaren Entitäten handelt, d. h. von Konzepten der materiellen oder immateriellen Kultur, bei denen das Problem v. a. darin besteht, den Gegenstand in der Übersetzung so zu benennen, dass dem (ZT-)Leser jenes vom Übersetzer intendierte Leseerlebnis ermöglicht wird. Im Einzelfall kann dies vom Übersetzer zwar ein hohes Maß an kulturhistorischen und literarischen Kenntnissen und eine ebenbürtige hermeneutische Kompetenz in Sprache und Kultur des AT als auch die entsprechenden praxislinguistischen Fähigkeiten in der Sprache des ZT[10] erfordern, prinzipiell stehen hierfür jedoch dieselben Werkzeuge zur Verfügung, wie für enger verwandte Sprachen. (Aixelá 1996)
Dass hingegen Stilfragen, bzw. jenes, was Hermann (2008: 63) Systemtransfer nennt und welches selbstverständlich auch den Bereich der Kulturspezifika umfasst, vergleichsweise seltener diskutiert wird, rührt wie bereits angedeutet wohl daher, dass hierbei zum einen jene relativ schwer fassbare subjektive Stilkompetenz des Übersetzers direkt gefordert ist, zum anderen aber auch daher, dass an dieser Stelle der Bereich des deklarativen Wissens verlassen und jener des Handlungswissens betreten wird. Dem Sprachgefühl des Übersetzers (Hermann 2008: 63) kommt hierbei zwar unzweifelhaft eine Schlüsselrolle zu, gleichzeitig jedoch sollte nicht vernachlässigt werden, dass es sich bei diesem um etwas Wandelbares handelt, das auch Gefahr laufen kann, sich in beide (Sprach-)Richtungen korrumpieren zu lassen. Besonders schwierig wird ein manchmal notwendiger übersetzerischer „Befreiungsakt“ von den strukturellen Fesseln der einen oder andere Sprache, wenn die Systemizität der beiden Sprachen nicht ausreichend erfasst oder in ihrer Wirkmacht unterschätzt wird.
2.2 Sprachsystemische Distanz
Bekanntermaßen handelt es sich beim Chinesischen um eine sog. isolierende Sprache, d. h. die grammatische Funktion eines Lexems im Satz wird im Wesentlichen durch seine Stellung und nicht durch morphologische Prozesse wie Flexion oder Affigierung gekennzeichnet. Hierdurch erscheint der Satzbau im Vergleich zu einer flektierenden Sprache wie dem Deutschen starrer und monotoner, Variationsmöglichkeiten zur Erzielung stilistischer Effekte, wie sie die deutsche Syntax im Wechselspiel mit der verhältnismäßig reichen Morphologie kennt, weist das Chinesische nur in sehr eingeschränktem Maße auf. Hinzu kommt die phonetische Armut[11] auf segmentaler (phonematischer) Ebene, während auf suprasegmentaler Ebene (Tonalität) eine weitaus höhere Differenziertheit besteht. Dass z. B. phonembasierte Lauteffekte dementsprechend anders strukturiert sein müssen, liegt auf der Hand. In ähnlicher Weise schränkt das silbenbasierte Schriftsystem die (Nach)Bildung von z. B. Neologismen, Onomatopoetika und anderen Lauteffekten (z. B. apophonische Doppelung[12], Einsatz von Ablautmustern und lexikalischer Wurzeln im Deutschen[13]) erheblich ein.
Diese im Vergleich insgesamt gesehen recht weitgehenden phonetischen Einschränkungen auf chinesischer Seite werden jedoch durch die Reichhaltigkeit des Schriftsystems kompensiert, sowohl hinsichtlich des Gesamtvorrats an Schriftzeichen (inkl. deren Kombinationsmöglichkeiten) als auch in Bezug auf die Polysemie der einzelnen Zeichen und natürlich die Tatsache, dass es sich bei den Schriftzeichen auch um ein Verweissystem handelt, das untrennbar mit dem chinesischen Sprachverständnis verknüpft ist. Der vom Übersetzer zu leistende Transfer könnte im Extremfall also neben der Berücksichtigung der jeweiligen Textkonventionen o. ä. auch die Remodellierung eines systemspezifischen Effekts in der AS mit den Mitteln der ZS erfordern[14], zumal die involvierten sprachsystemischen Merkmale auch einen Einfluss auf kognitive Sprachverarbeitungsprozesse haben könnten.
Die grammatischen, lexikalischen und phonetischen Unterschiede zwischen dem Chinesischen und dem Deutschen sind hinlänglich bekannt und ausführlich diskutiert worden[15], auch die Frage nach Interferenzen insbesondere im Bereich des L2-Erwerbs zwischen Chinesisch und europäischen Sprachen sind unter dem Schlagwort der Kontrastiven Hypothese bereits häufig untersucht worden. Allerdings beschränkt sich die Analyse häufig auf eine Betrachtung von Einzelphänomenen (z. B. Wang 2017; Shi 2015; Liu 2011; Jiang 2010), wobei als Vergleichsgröße meist das Lexem oder der Satz herangezogen wird. Die zur Beschreibung verwendeten Termini orientieren sich meist an der westlich geprägten Sprachwissenschaft und fungieren als eine Art Tertium Comparationis (Qian 2006; Schmidt 2017). Diese einzelnen, häufig auch im Fokus übersetzungswissenschaftlicher Betrachtungen stehenden Interferenzquellen in einen systemischen Zusammenhang zu stellen, bleibt jedoch schwierig, solange die Konzepte des Grammatikmodells, das sie reflektieren auch gleichzeitig eine Vorannahme darüber enthalten, wie Sprache zu funktionieren habe und welche Erwägungen bei den Konstruktionen von sprachlichen Einheiten in welchem Maße zu berücksichtigen seien.
In Sprachvergleichen wird beispielsweise die konstitutive Rolle der Schriftzeichen bei der Sprachverarbeitung chinesischer Muttersprachler kaum thematisiert. Diese Rolle schlägt sich einerseits in den Schwierigkeiten des Erwerbs des Chinesischen als L2 nieder, andererseits prägt sie aber auch den Lese- (und Schreibprozess) chinesischer Muttersprachler (und auch entsprechend geschulter Nichtmuttersprachler) auf eine systematische Art und Weise, die sich weder als einfaches Problem von Kulturspezifika erledigen, noch mit den Kategorien der Schulgrammatik beschreiben ließe. Versuche einer übergeordneten strukturellen Beschreibung erweisen sich schwierig und sind daher auch kaum zu finden.[16]
Aus Platzgründen sei in diesem Zusammenhang lediglich auf die zahlreichen vergleichenden Experimente zur Sprachverarbeitung hingewiesen, die zum einen zeigen, dass chinesische (und japanische) Muttersprachler Schriftzeichen als segmental-suprasegmental-grafische Einheit wahrnehmen, während Nichtmuttersprachler dazu tendieren, diese Ebenen getrennt zu speichern und insbesondere das Schriftzeichen als grafisches Element auch getrennt zu verarbeiten (Liu 2013). Darüber hinaus konnte dort festgestellt werden, dass die Struktur der Schriftzeichen einen wesentlichen Einflussfaktor beim sogenannten Semantic-Priming darstellt, d. h. die Verarbeitung eines gelesenen chinesischen Schriftzeichens übt einen fördernden oder hemmenden Einfluss auf die Verarbeitung des nachfolgenden Schriftzeichens aus. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass sowohl Laut- als auch Zeichenradikale – d. h. Faktoren unterhalb der Lexem- und Phonemebene – messbare Auswirkungen auf die Sprachverarbeitung ausüben, indem insbesondere etwa semantische Radikale die Verarbeitung verwandter Schriftzeichen begünstigen können, d. h. diese unbewusst voraktivieren.[17] Da derartige Priming-Effekte in Sprachen mit Alphabetschriften bislang nur dort beobachtet wurden, wo ein logisch-semantischer Bezug auf Basis eines alltagsbasierten Sachwissens im Rahmen assoziativer Netzwerke konstruiert werden kann, legen Art und Weise, wie chinesische Zeichen im Unterricht der Grundschule gelehrt werden[18] als auch die Tatsache, dass viele Schriftzeichen eine semantische oder phonetische Verwandtschaft suggerieren, die auf Basis des Alltagswissen bereits kaum mehr zu rekonstruieren ist, die Vermutung nahe, dass diese Ebene des (grapho-)semantischen Primings unabhängig von der Welt der Realien operiert. Diese ist Teil einer explizit konventionell erworbenen Repräsentationsebene, die anders als die Ebene der Grammatik sich nicht primär durch den Anspruch legitimiert, logisch-semantische Sachbeziehungen abbilden zu wollen.[19]
3 Sprachphilosophische Hintergründe: Die Funktion von Sprache
Was das Verhältnis zwischen Sprachen und Denken angeht, so findet man in Europa eine von Aristoteles bis (zumindest zum frühen) Wittgenstein reichende Denktradition, die Sprache als eine durch das menschliche Denken vermittelte Repräsentation der objektiven Wirklichkeit betrachtet (Wenzel 2007: 299):
That which is in the sound, is a symbol for the passions that are in the soul; and the written is a symbol for that which is in the sound.
Die Repräsentationskette verläuft also folgendermaßen (Wenzel 2007: 299):
geschriebenes Wort – gesprochenes Wort – Seele – Welt
und wird von Wittgenstein in seinen Philosophischen Untersuchungen folgendermaßen zusammengefasst (Wittgenstein 1999: § 96):
Der besondere Täuschung, die hier gemeint ist, schließen sich, von verschiedenen Seiten, andere an. Das Denken, die Sprache, erscheint uns nun als das einzigartige Korrelat, Bild, der Welt. Die Begriffe: Satz, Sprache, Denken, Welt, stehen in einer Reihe hintereinander, jeder dem andern äquivalent. (Wozu aber sind diese Wörter nun zu brauchen? Es fehlt das Sprachspiel, worin sie anzuwenden sind.)
Dass die Widersinnigkeiten, die aufgrund der Stellung von Sprache zwischen Konventionalität auf der einen und Privatheit der Empfindung und Gedanken auf der anderen Seite eine exakte Abbildfunktion illusorisch erscheinen lassen, wird im obigen Zitat zwar nur in Klammern angedeutet, findet sich jedoch in den Philosophischen Untersuchungen detailreich ausgearbeitet.
Grundsätzlich gilt allerdings, dass Sprache und Denken, bzw. die Wirklichkeit, auf die sich das Denken richtet, unabhängig voneinander zu konzipieren und zu untersuchen sind. Diese Vorstellung ist insbesondere schon in Platons Kratylos-Dialog vorgebildet, in dem es explizit um Fragen der Arbitrarität von Bezeichnungen und den Bezug von sprachlichen Aussagen zur Welt, bzw. Wahrheit und das Verhältnis beider Ebenen zueinander geht. (Staudacher 2021)
In dieser Hinsicht weisen die Vorstellungen im alten China keine grundsätzlichen Unvereinbarkeiten mit jenen in Europa auf. Nach Xunzi (4.–3. Jh. v. Chr.) laufe Erkenntnis zunächst prinzipiell sprachfrei, das Denken werde von allen Menschen über Vermittlung der Sinnesorgane mit dem Herzen (xin 心) vollzogen, daraus wiederum ergeben sich Gedanken und Vorstellungen (yiwu 意物) von den Dingen, die in Sprache widergespiegelt werden. (Roetz 2006: 9) Habe man einmal mit ihrer Hilfe die Realität erfasst, dann könne man, „wie es im Zhuangzi heißt, die Worte vergessen (wangyan 忘言), genau wie man das Netz beiseite legt, wenn der Hase gefangen ist“ (Roetz 2006: 9).
Ein nicht zu vernachlässigender Unterschied besteht hingegen in der Art des Interesses, von der die jeweiligen Reflexionen über das Verhältnis von Sprache und Welt geleitet werden. Während etwa der Kratylos-Dialog sprachliche Korrektheit, bzw. Wahrheit im Wesentlichen unter dem Aspekt der Stimmigkeit zur Beschaffenheit der (physischen) Welt thematisiert, werden ethische Fragen wie etwa im Protagoras-Dialog (Manuwald 2006) oder bei Aristoteles (Nikomachische Ethik) gleichermaßen vor einem essentialistischen Hintergrund (Streben nach dem Guten) jedoch ohne direkte Bezugnahme auf das Problem der sprachlichen Vermittlung diskutiert.
Anders verhält es sich in der konfuzianisch geprägten Sprachphilosophie der Vor-Han-Zeit, was oft auf mit einem Verweis auf eine Aussage aus den Analekten illustriert wird:
子曰: 法语之言, 能无从乎? 改之为贵。巽与之言, 能无说乎? 绎之为贵。说而不绎, 从而不改, 吾末如之何也已矣。(Analekte 9.23)
Der Meister sprach: »Worte ernsten Zuredens: wer wird denen nicht zustimmen? Aber worauf es ankommt, das ist Besserung (des Lebens). Worte zarter Andeutung: wer wird die nicht freundlich anhören? Aber worauf es ankommt, das ist ihre Anwendung (auf die Praxis). Freundliches Anhören ohne Anwendung, Zustimmung ohne Besserung: was kann ich damit anfangen?« (Wilhelm 1910: 103)
Das essentialistisch geprägte westliche Denken diskutiert die Funktion von Sprache bevorzugt aus der Perspektive ihrer Korrespondenz mit der Welt der Tatsachen und sieht die individuelle Erkenntnis als durch individuelle mentale Repräsentationen, d. h. Ideen, vermittelt (Hansen 1992: 85). Die Basis hierfür stelle eine ideographische Privatsprache („Mentalese“, vgl. Fodor 1975) dar, in die und aus der wir übersetzen, wenn wir mit anderen kommunizieren.[20]
Demgegenüber handelt es sich nach konfuzianischem Verständnis bei Sprache ausschließlich um eine soziale Praxis, deren Aufgabe darin liegt, die Handlungen im Einklang mit dem gesellschaftlichen Diskurs anzuleiten.
Die kleinsten Einheiten des Diskurses sind demnach Ming (名), die zu immer größeren Einheiten zusammengesetzt werden, bis sie schließlich die größte saliente Diskurseinheit, das Dao (道) formen. Während jedoch im westlichen Denken das Verständnis einer Einheit[21] gleichbedeutend mit der Fähigkeit zur Angabe seiner Wahrheitsbedingungen ist, erweist sich die Gültigkeit des Dao in seiner praktischen Anwendung. Die korrekte Ausführung des Dao wiederum ist abhängig davon, ob die Ming als dessen elementare Bestandteile richtig interpretiert werden. Das Erlernen der Ming wiederum besteht darin, die gesellschaftlich konventionalisierte Form sie zu gebrauchen, d. h. sie voneinander zu unterscheiden (bian 辨), einzuüben. (Hansen 1992: 3–4).
Dementsprechend richtet sich das Klären (正) der Ming (名)[22] bei Konfuzius auf die zu jedem Ming in den Rahmen des Dao korrekten Handlungen, die extensionale Bedeutung ergäbe sich dabei quasi erst sekundär (Hansen 1992: 21). Die daran anschließenden sprachphilosophischen Diskussionen im alten China fußen auf diesem grundlegenden Sprachverständnis und kreisen um Fragen, die sich aus der Anleitungsfunktion zum praktischen Handeln von Sprache ableiten (Hansen 1992: 4):
what standards should guide the social conventions for discriminating and applying a term;
whether there are extralinguistic sources or standards of guidance;
whether we can find any constant (objective) way of fixing which language to use in guiding behavior or the ways of interpreting.
Für die Vermutung, dass formale sprachliche Korrektheit auch im modernen Chinesischen sich nicht ausschließlich auf eine Korrespondenz zu einer abstrakten Repräsentationsebene[23] zurückführen lassen könnte, sondern unmittelbar als konventionalisiertes Wissen aus der sozialen Praxis folgt, spricht der bis zu heutigem Tag praktisch unveränderte Charakter der chinesischen Schriftzeichen, bzw. die Tatsache, dass deren Bezug zur außersprachlichen Wirklichkeit als ein weitgehend sozial geprägter anzusehen ist. Die Zeichen fungieren als eine Art konventionalisierte Zwischensprache, deren Rolle in gewisser Weise mit den Ideen in der platonischen Ideenlehre verglichen werden kann.
Während sich die Ebene der Ideen jedoch aufgrund der kategorischen Verschiedenheit zwischen lautsprachlicher Repräsentation und bildhafter Wirklichkeit als abstrakte Vermittlerinstanz im individuellen Bewusstsein ergibt, übernimmt im Chinesischen das Schriftzeichen diese Vermittlungsfunktion und zwar eben als Gegenstand gesellschaftlicher Praxis. (Hansen 1975: 38; 1983: 48–49)
Jedoch ist natürlich auch im Altertum zwischen der gesprochen und geschriebenen Sprache zu unterscheiden. Es ist nicht davon auszugehen, dass zu allen Zeiten das geschriebene Chinesisch die Struktur der gesprochenen Sprache 1:1 widergespielt hat. Auch im modernen Chinesischen wird vergleichsweise streng zwischen schriftsprachlicher und gesprochensprachlicher Idiomatik unterschieden.[24] Wenn es ein Merkmal gehobenen Stils ist, Intertextualität durch Ausdruck und Wortwahl zu erzielen (Bayer 2007: 38) und eben jener literarische Bezug nur durch (geistigen) Nachvollzug der Zeichenverwendung herzustellen ist, wird klar, warum die Unterscheidung sinnvoll und notwendig ist. Die Rezeption gesprochener Sprache erfolgt unter höherem zeitlichen Druck und unter Einbeziehung von Gestik, Mimik und Situationskontext, an die Stelle kontemplativer Versicherung der korrekten Rezeption einzelner Ausdrücke tritt der effizientere Einsatz allgemeiner, insbesondere syntaktischer Regeln, die allgemeinen kognitiven Prinzipien unterworfen sind.[25]
Auch wenn das moderne Schriftchinesisch (Baihuawen 白话文) sich in vielerlei Hinsicht an das gesprochene Chinesisch angenähert hat und damit auch an dessen Strukturprinzipien, so erscheint es plausibel anzunehmen, dass sich jene konventionelle Rezeptionsebene aufgrund der Charakteristiken des Erwerbs und der kognitiven Verarbeitung chinesischer Schriftzeichen als dritte Ebene bis heute konserviert hat und auf subtile Weise mit den formalen Kategorien, wie sie in den Grammatiken des modernen Chinesischen kanonisiert ist, interagiert und eigene, von den indo-europäischen Sprachen verschiedene Strukturprinzipien hervorbringt.
4 Repräsentational vs. Komitativ
Wie sich oben bereits gezeigt hat, sollte jede sprachliche Äußerung zwei wesentliche Funktionen erfüllen: Sie muss zum einen geeignet sein, das kommunikative Ziel des Sprechers zu erreichen, z. B. beim Rezipienten eine bestimmte Gedankenfolge auslösen, ihn zu bestimmten Handlungen veranlassen oder von diesen abhalten und zum anderen sollte eine sprachliche Äußerung die damit verbundene kognitive Repräsentation des Sprechers (bzw. Senders) ausreichend exakt und kontextinvariant modellieren, um sicherzustellen, dass der Empfänger unabhängig von seinen aktuellen individuellen Voraussetzungen in der Lage ist, eine stabile Hypothese über Inhalt und Kommunikationsziel zu entwerfen.
Es liegt auf der Hand, dass zwischen beiden Zielen jeweils eine Abwägung stattfinden muss: Wer sich darauf versteift, die in einem Sachverhalt bestehenden Relationen zwischen den Aktanten sowie deren Begleitumstände bis in die kleinsten Einzelheiten akribisch nachzuzeichnen, wird die Geduld des Empfängers irgendwann überstrapazieren und mit seinem kommunikativen Ansinnen genauso scheitern wie ein auf Ökonomie setzender Produzent von Zwei-Wort-Sätzen, der sich darauf verlässt, der Rezipient würde bei gutem Willen seine Intentionen schon aus dem Äußerungskontext ableiten können.
Nichtsdestotrotz ist der Mensch für beide Ziele evolutionsbiologisch gut ausgestattet. Das morpho-syntaktische Regelsystem jeder Sprache ist differenziert genug, um außersprachliche Beziehungen insbesondere zwischen Aktanten und Zirkumstanzien hinreichend präzise zu modellieren. Aufgrund seiner konzeptuell-metaphorischen Basis ist dieses Regelsystem wiederum in die allgemeine formal-logische Problemlösungskompetenz des Menschen eingebettet.[26] Auf der anderen Seite gibt es starke Evidenz dafür, dass die menschliche Lautsprache ihren evolutionären Vorläufer in der Gestenkommunikation hat und damit auch die Syntax deren durch Spiegelneurone vermittelte ikonische Grundstruktur ererbt haben könnte (Armstrong 2008; Corballis 2010, 2013).
Aufgrund dessen ist davon auszugehen, dass der Erfolg eines sprachlichen Kommunikationsprozesses nicht nur von der Exaktheit der sprachsymbolischen Modellierung des zu vermittelnden Inhaltes durch den Sender und dessen korrekter Entschlüsselung durch den Empfänger abhängt, sondern ebenso die Fähigkeit von Sender und Empfänger gefordert ist, die zu kommunizierenden gedanklichen Prozesse parallel mitzuvollziehen bzw. mitvollziehen zu lassen, so dass ggf. fehlende nicht-kodierte Informationen vom Empfänger inferiert werden können.
Die mit dem ersteren Aspekt verbundene Auffassung von Kommunikation nenne ich das Repräsentationale Paradigma, letzteres bezeichne ich als Komitatives Paradigma.
Das Repräsentationale Paradigma zeichnet sich dadurch aus, dass der Sender die zu übermittelnde kognitive Repräsentation unter Ausnutzung der lexikalischen und morpho-syntaktischen, d. h. formalen Mittel der Sprache, ausreichend präzise genug kodiert, um es dem mit dem Code vertrauten Empfänger zu erlauben, diese Repräsentation autonom, d. h. weitgehend auch ohne direkten Nachvollzug der mentalen Prozesse, beim Sender und damit auch unter lückenhaftem Situationswissen zu dekodieren (Abb. 3):
Sender: Sachverhalt → kognitive Repräsentation →sprachliche Encodierung → Senden
Empfänger: Empfang → sprachliche Dekodierung → Abbildung auf den kommunikativen Kontext→ Rekonstruktion des Sachverhaltes

Das Repräsentationale Paradigma (Eigene Darstellung)
Für Sachverhalte, d. h. Beziehungen zwischen den Dingen der realen Welt und der Art, wie diese durch den Sprecher kognitiv modelliert werden, existiert ein geteilter Code, so dass der Sender zur Übermittlung einer Aussage dem Empfänger lediglich die symbolische Form übermitteln muss. Der Empfänger dekodiert diese dann mit Hilfe des Codes unter Referenz auf die spezifische Situation.
Im Komitativen Paradigma hingegen ist der Empfänger aufgerufen, die Perspektive des Senders bis zu einem gewissen Maße zu übernehmen, der Entwicklung der mentalen Repräsentation aus der Perspektive des Senders zu folgen und Fehlendes ggf. zu ergänzen, um die Kohärenz der Inhalte zu gewährleisten. Erfolgreiche Kommunikation ist unter diesem Blickwinkel daher weniger von der Fähigkeit zum Umgang mit den formalen Regeln des Codes abhängig, sondern vielmehr davon, dass Sender und Empfänger gemeinsam in den konventionalisierten Beziehungen sprachlicher und außersprachlicher Handlungsformen sowie deren Beziehungen zueinander sozialisiert worden sind. (Abb. 4)

Das Komitative Paradigma (Eigene Darstellung)
Der Sender führt den Empfänger mit Hilfe der symbolischen Form durch seine, bzw. die geteilte kognitive Repräsentation. Der Empfänger ist gefordert, den Sachverhalt nachzuvollziehen, Unvollständiges zu ergänzen und den Realwelt-Bezug herzustellen.
Der wesentliche Unterschied zwischen beiden Paradigmen besteht darin, dass im repräsentationalen Paradigma eine sender-, empfänger- und situationsunabhängige, d. h. direkte Korrespondenzbeziehung zwischen Form und Inhalt angenommen wird, während im komitativen Paradigma diese Verbindung zwischen Sender um Empfänger durch gemeinsame Enkulturation hergestellt wird und daher nicht durch Einsicht in abstrakte Schemata und Regeln verstanden, sondern durch Teilnahme am Konventionalisierungsprozess erfahren werden soll.
Während das Repräsentationale Paradigma in der Sprachwissenschaft nach wie vor die wesentlichen theoretischen Anstöße liefert, ist das Komitative Paradigma im Rahmen der Pragmatik erst relativ spät zur Geltung gekommen[27] und nimmt auch in der funktionalen und kognitiven Linguistik weitgehend eine Nebenrolle ein, wenn es denn überhaupt als vollwertige theoretische Grundlage anerkannt wird.
Es liegt jedoch auf der Hand, dass in der Praxis beide Paradigmen sprachunabhängig zur Anwendung kommen, einander ergänzen und miteinander konkurrieren müssen, da jede Äußerung nur in einem bestimmten Kontext verstanden werden kann und auf der anderen Seite alle Sprachen morphosyntaktische Mittel bereitstellen, um Sachbeziehungen auch kontextfrei hinreichend exakt zu modellieren.
Die Annahme, dass das Komitative Paradigma die chinesischen Kommunikationsprozesse in weiten Bereichen deutlich dominiert, erscheint nicht nur aufgrund der sprachstrukturellen Eigenschaften plausibel, sondern sie bietet auch einen Ausweg aus dem Dilemma, allgemeine deutsche-chinesische Kulturunterschiede, wie sie z. B. von Thomas (1998) im Rahmen der Kulturstandards formuliert worden sind, einerseits ausreichend konkret zu benennen, ohne andererseits in Klischees und Stereotypen zu verfallen. Letztere verdanken ihre Existenz nämlich nicht zuletzt dem unreflektierten Umgang mit dem jeweils bevorzugten Paradigma.
5 Häufige Übersetzungsfallen
Im Folgenden soll nun anhand einiger in der Literatur thematisierter Beispiele untersucht werden, inwieweit gängige chinesisch-deutsche Übersetzungsfallen sich tatsächlich auf die genannten syntaktischen Strukturmerkmale des Chinesischen und damit auf die mit den sprachphilosophischen Grundannahmen verknüpften Unterschiede in den Kommunikationsmodellen zurückführen lassen.
Ich verwende hier den Artikel von Reissinger (1985) als Grundlage, weil es sich dabei um eine strukturierte Auswahl sehr typischer Stolpersteine handelt, die sich nicht als Kulturspezifika im gängigen Sinne klassifizieren lassen. Der Übersichtlichkeit halber fasse ich die zwölf Kategorien unter zwei Gesichtspunkten zusammen, Semantik und Syntax:
a) Semantische Redundanz
Chinesische Sätze können bei wörtlicher Übersetzung sehr häufig den Eindruck fehlender Stringenz oder Redundanz erwecken (Reissinger 1985: 49):
Die Chinesen tragen Schuhe grundsätzlich an den Füßen, halten Dinge in der Hand, murmeln im Mund, denken im Herzen, nehmen Augen und sehen, tragen Kleider am Körper usw. Nicht, daß wir das nicht auch täten, aber gemeinhin begnügen wir uns im sprachlichen Ausdruck damit Schuhe zu tragen, Dinge zu halten, zu murmeln, zu denken, zu sehen und mit diesem oder jenem bekleidet zu sein.
Zur Veranschaulichung zitiert Reissinger einen Satz aus Lao Shes Rikschakuli (《骆驼祥子》): 心中想的[im Herzen denken], 口中念的[mit dem Mund rezitieren], 梦中[im Traum]梦见[träumen] 的全是二十七[überall war 27].
Im Anschluss illustriert Reissinger das, was er Redundanz nennt, an verschiedenen sehr typischen Beispielen aus Übersetzungen (Reissinger 1985: 49):
Mit einer großen Geldsumme in der Hand zurückkommen …
Soviel sie auch mit den Händen daran herumrüttelte …
Nach Reissinger (1985: 49) sollten diese „concreta sinica“ in der deutschen Übersetzung grundsätzlich verkürzt werden. Redundant dürften hier nicht unbedingt die chinesischen Originalsätze, sondern vielmehr die deutschen Übersetzungen erscheinen, da im Kontext der Zielsprache das wesentliche Merkmal des chinesischen Originals, d. h. die im Komitativen Paradigma dominierende ikonische Wortfolge[28] von sekundärer Bedeutung ist. Anders als Reissinger hier etwas polemisch suggeriert, geht es im Original in erster Linie nicht um die logisch-semantische Beziehung zwischen den einzelnen Satzbestandteilen, sondern um eine Abbildung des Vorgangs in der Art, in der sie sich vor dem teilnehmenden Beobachter entfaltet, also in seiner mentalen prozessualen Form, wie man sich an folgenden Beispielen vergegenwärtigen kann[29]:
头上戴着一顶黑帽子。[Auf dem Kopf eine schwarze Mütze tragen.]
手拿着两张钞票。[Die Hand hält zwei Geldscheine.]
给了他一些钱花。[Ihm Geld geschenkt haben, damit er es ausgibt.]
我还有事做。[Ich habe noch Sachen, die ich tun muss.]
有人找你。[Jemand ist gekommen, um dich aufzusuchen.]
Derartige Sätze entsprechen völlig dem Prinzip der eingebetteten Topics (Morbiato 2014), welches den Leser vom bekannten (allgemeineren) Thema zum neuen Zentrum der kommunikativen Dynamik (Firbas 1992) führt:
[…] lm Chinesischen strecken die betreffenden Personen gern zunächst die Hand aus, um das Glas zu ergreifen, nehmen die Stäbchen auf, um zu essen, heben sie den Kopf und schauen auf usw. lm Deutschen werden derartige Handlungsabläufe in Teilbewegungen gegliedert, d. h. man hebt das Glas, fängt an zu essen oder schaut einfach auf.
Diesen Punkt illustriert Reissinger (1985: 49) an folgendem Beispiel:
Jeden Tag nahm sie den Tontopf und ging an den kleinen Fluß, um damit Wasser zu schöpfen.
Während derartige Strukturen das komitative Prinzip mustergültig realisieren, in dem sie den mentalen Prozess des Beobachters nachbilden, könnte man im entsprechenden deutschen Kontext durchaus Redundanz verwirklicht sehen, insofern nämlich die späteren Handlungen die vorigen logisch voraussetzen bzw. sich mit diesen auf einzellexematischer Ebene semantisch überlappen. Die geforderte Untergliederung in Teilbewegungen erklärt sich daraus, dass eine exakte Repräsentation auf sprachlicher Ebene nur möglich ist, wenn die einzelnen Merkmalssemantiken (notfalls mit Hilfe zusätzlicher lexikalischer oder grammatischer Mittel) auch auf der Ebene der mentalen Repräsentation voneinander getrennt werden können.
Im weiteren Verlauf gibt Reissinger weitere Beispiele für scheinbare Redundanzen in Formen von Chengyu (成语 Sprichwort) (Reissinger 1985: 52–53):
天真无邪 [rein und ohne Makel]
闷闷不乐 [deprimiert und ohne Freude]
源源不断 [beständig und ohne Unterbrechung]
杂乱无章 [durcheinander und ohne Ordnung]
Hierzu schreibt er: „Wir müssen in diesen Fällen versuchen einen treffenden Begriff zu finden. Ein Chengyu ist ja eine als eine Einheit empfundene Redewendung“ (Reissinger 1985: 53).
Auch hier gilt, dass die als mangelhaft empfundene Redundanz auf der Ebene der mentalen Repräsentation anzusiedeln ist. Der stilistische Wert der Chengyu liegt ja nicht darin, eine entsprechende Merkmalsmatrix möglicht exakt abgebildet zu haben, sondern v. a. darin, den erfolgreich abgeschlossenen sprachlichen Sozialisationsprozess in Form der treffenden Verwendung von konventionalisierten Ausdruckformen zu demonstrieren und den Leser zum korrekten Nachvollzug anzuleiten.
Natürlich ist die Kritik an Übersetzungen, die sog. logischen Wiederholungen zu wörtlich übernommen zu haben, berechtigt, sie verfehlt aber das zugrundeliegende paradigmatische Missverständnis (Reissinger 1985: 53):
Fische angeln
Er wunderte sich selbst, daß es ihn …
Unter der früheren Qing-Dynastie
Er nickte mit dem Kopf
Den Kopf schief geneigt
hörte sie, wie irgendetwas mit einem Knall explodierte
Der schiefe Hang
Die diesen Beispielen gemeinsame „logische Wiederholung“ ist nämlich ebenso eine Folge des Komitativen Paradigmas: Der Leser ist angehalten, den durch den Autor vorgegebenen Gang der Gedanken, bzw. beobachteten Handlungen Schritt für Schritt mitzuvollziehen. In diesem Sinne kann der erste Teil der redundanten Konstruktion als eine Art Topic, d. h. als salienterer Teil, z. B. als unmittelbare Wiedergabe einer Wahrnehmung, betrachtet werden und der zweite Teil als eine Art Comment, insbesondere eine kognitive Verarbeitung dieser Wahrnehmung: Der Wahrnehmung von Fischen folgte die Schlussfolgerung, dass diese geangelt worden seien, der Wahrnehmung des Kopfes die Feststellung, dass dieser geneigt ist usw.
Der Leser der deutschen Übersetzung würde jedoch eine stärkere Gewichtung des Repräsentationalen Paradigmas erwarten, d. h. eine weitgehend kontextinvariante Abbildung der Beziehungen zwischen den einzelnen Bedeutungskonstituenten, stattdessen fühlt er sich vom Autor bevormundet, da es wirkt, als zweifele dieser an der Kompetenz des Lesers, die Semantik der einzelnen Lexeme korrekt zu entschlüsseln.
b) Satzbau
Bei dem, was Reissinger als Sinismen in der Wortstellung und mangelnde Satzpsannung kritisiert (Reissinger 1985: 55–57), handelt es sich bei näherer Betrachtung lediglich um eine andere Erscheinungsform desselben Problems, das bereits unter a) angesprochen wurde: Während das Komitative Prinzip im Chinesischen direkt in Form des ikonischen Satzbaus durchschlägt, so existiert dies im Deutschen auf einer abstrakteren kommunikativen Ebene zwar auch, sein Einfluss auf die Wortstellung wird jedoch durch zahlreiche syntaktische Strukturbedingungen erheblich eingeschränkt. Bei Übersetzungen, die sich nicht ausreichend von der ikonischen Struktur lösen, ist das Ergebnis dann häufig ein Kompromiss zwischen beiden Paradigmen (Reissinger 1985: 55–57):
Wenn man beobachtete, wie diese Leute sich schüttelten, sobald sie Blut sahen, war das sehr unterhaltsam.
Wie beschämend muß doch ein Vergleich zwischen denjenigen, die Menschen fressen und denjenigen, die keine Menschen mehr fressen, ausfallen.
Zwar wird hier das chinesische Original nicht angegeben, aber dessen Form schimmert förmlich durch. Im ersten Beispiel erkennt man das Prinzip der zeitlichen Folge, lediglich durchbrochen vom Adverbialsatz sobald sie Blut sahen.
Die ikonische Folge wäre eine eingebettete Topic-Comment-Struktur:
Man beobachtet – Leute – Blut sehen – sich schütteln – (Topic)/unterhaltsam (Comment)
Der Versuch, eine derartige Konstruktion mit Hilfe von deutschen Adverbialsätzen zu imitieren, kann aus syntaktischen Gründen nur unbefriedigend ausfallen, da sobald sie Blut sahen selbst von einem nachgestellten Nebensatz abhängt und daher hier auch nur nachgestellt werden kann.
Man müsste sich entweder für die deutsche Syntax (Repräsentationales Paradigma) entscheiden:
Es war sehr unterhaltsam zu beobachten, wie diese Leute sich schüttelten, sobald sie Blut sahen.
oder dafür, die Anschaulichkeit durch Bewahrung der Ikonizität zu erhöhen (Komitatives Paradigma). Dafür müsste allerdings der Erzählton geändert werden:
Diese Leute brauchen bloß ein bisschen Blut sehen, schon schüttelt sie es. Wirklich unterhaltsam!
Sinngemäß das Gleiche gilt für [7] mit der Grundstruktur:
Vergleich zwischen … (Topic) – beschämend (Comment)
Der Eindruck von „Zerhacktheit“ ist eine Folge der Verbklammerstruktur im Deutschen, die fehlende Spannung resultiert aus der Vorziehung des Comment-Teils, die sich wiederum aus der Fragesatzstruktur ergibt. Möchte man die Topic-Comment-Struktur bewahren und damit die Spannung erhalten, muss man sich fragen, ob der syntaktische Ballast, den die Übersetzung des ganzen lexikalischen Materials im Deutschen mit sich bringt, überhaupt notwendig ist. Man könnte hier je nach Kontext argumentieren, dass es sich bei der Frage um eine rhetorische, bzw. einen Exklamativsatz und beim Vergleich um keinen expliziten handelt und sich folglich an dieser Stelle dafür entscheiden, beide Konstruktionen über Bord zu werfen:
Da gibt es dort doch tatsächlich noch Menschenfresser … wie peinlich!
Auch die von Reissinger (1985: 51) als beliebig empfundene Gliederung von Satzeinheiten lässt sich unter dem Blickwinkel des Gesagten genauer fassen:
Unter dem repräsentationalen Kommunikationsmodell kommt nämlich dem Satz die Funktion zu, die Struktur eines sprecherunabhängigen Sachverhaltes widerzuspiegeln, die Aktanten und Begleitumstände werden mit Hilfe der durch das Verb repäsentierten Handlung miteinander verbunden. Deswegen gilt als Satzeinheit im Deutschen auch der Rektionsbereich, d. h. der syntaktische Kontrollbereich eines Hauptverbs.[30] Der Eindruck von Willkür bei der chinesischen Interpunktion entsteht daraus, dass man als deutscher Muttersprachler geneigt ist, die syntaktische Oberflächenstruktur für ein Satzmodell der Wirklichkeit zu halten, während es sich dabei tatsächlich um ein auf Weltwissen basierendes Nebenprodukt eines symbolischen Nachvollzugs des referierten Inhaltes handelt.
Wir können also festhalten, dass die Verlockung, bei der Übersetzung aus dem Chinesischen, das komitative Kommunikationsmodell in Form einer ikonischen Satzstruktur zu übernehmen so groß sein kann, dass sich der Übersetzer zum problematischen Kompromis gezwungen sieht, diese Struktur in das repräsentationale Korsett der deutschen Morphosyntax zu zwingen. Häufig erscheint das Resultat unbefriedigend und es wäre ratsamer, sich zwischen einem Ausspielen der morphosyntaktischen Möglichkeiten des Deutschen auf der einen Seite und einer anschaulicheren, weil ikonischeren Darstellungsweise, zu entscheiden, wo bewusst Abstriche bei der Exaktheit des mentalen Modells in Kauf genommen werden, um die Komplexität des Sprachmodells zu reduzieren.[31]
Hierbei handelt es sich um eine Fall-zu-Fall-Entscheidung, die sowohl von der Textart als auch von den konkreten Inhalten der fraglichen sprachlichen Äußerung abhängt. Eine allgemeine Anleitung verbietet sich daher schon aus prinzipiellen Gründen.
In vereinfachter Form könnten man die sich aus den beiden Paradigmen ergebenden Kommunkationsmodelle etwa folgendermaßen einander gegenüberstellen (Abb. 5):



Das Repräsentationale Kommunikationsmodell (Eigene Darstellung)
Nach Abbildung 5 sind sprachliche Strukturen Vorbedingung für das Verstehen. Komitativität kann wie folgt nachgeordnet werden:
Einen Kuchen zum Geburtstag backt mir meine Mutter.
Zum Geburtstag backt mir meine Mutter einen Kuchen.
Kuchen backt mir meine Mutter zum Geburtstag einen …
…



Das Komitative Kommunikationsmodell (Eigene Darstellung)
Nach Abbildung 6 ergeben sich sprachliche Strukturen primär aus dem mentalen Prozess. Repräsentationalität kann wie folgt nachgeordnet werden:
6 Zusammenfassung
In dem vorliegenden Beitrag wurde vorgeschlagen, häufig auftretende Übersetzungsprobleme zwischen dem Deutschen und Chinesischen aus einer allgemeineren, d. h. im weiteren Sinne interkulturellen Perspektive zu beschreiben und zu erklären. In diesem Zusammenhang wurden die beiden Begriffe Repräsentationales und Komitatives Paradigma als grundlegende Parameter bei der Struktuierung von Kommunikationsprozessen vorgeschlagen. Beide Formen gehören zur kognitiven Grundausstattung des Menschen und es ist davon auszugehen, dass auch beide in unterschiedlicher Form und Klarheit in allen Sprachen wirksam sind. Insbesondere spricht vieles dafür, dass das Deutsche und das Chinesische aufgrund stark differierender sprachsystemischer Eigenschaften sowie unterschiedlicher sprachphilosophischer Traditionen in dieser Hinsicht auch verschiedene Prägungen aufweisen. Als indoeuropäische Sprache mit einer relativ weit ausdifferenzierten Morphosyntax erscheint das Deutsche eher dazu geeignet, die seit der klassischen Antike im Westen vorherrschende Darstellungsfunktion von Sprache in den Vordergrund zu rücken, während das Chinesische als isolierende Sprache, deren Syntax weitgehend ikonische Züge trägt, der Anleitungsfunktion von Sprache stärkeres Gewicht beizumessen scheint.
Es sollte dargestellt werden, dass viele übersetzerische Problemfälle nicht adäquat erfasst werden können, solange man diese sehr grundsätzliche Parametrisierung bei der Perspektivierung von Sachverhalten aus den Augen verliert. Da beide Sprachen über grammatische Möglichkeiten verfügen, auch das jeweils nicht dominante Paradigma zur Geltung kommen zu lassen, besteht bei der Übersetzung die Gefahr, vom Ausgangstext dazu verführt zu werden, dessen Paradigma in den Zieltext zu übertragen, was lexikalisch und grammatisch oft prinzipiell zwar möglich ist, aber mitunter einen Bruch mit ungeschriebenen Stilkonventionen verursachen kann.
Abschließend ist noch darauf hinzuweisen, dass der vorgestellte paradigmatische Ansatz, der für das deutsch-chinesische Übersetzen gilt, wohl der Forschung zur interkulturellen Kommunikation insgesamt stärkeres Augenmerk verdient hätte. Dies lässt sich recht gut anhand der mitunter etwas klischeehaft-dichotomischen „kulturellen“ Erklärungsansätze für bestimmte Verhaltensweisen illustrieren, die unter Theoriemodellen wie Kulturdimensionen (Hofstede 2017) oder Kulturstandards (Thomas 2005) populär geworden sind. Als „typisch chinesisch“ werden in diesem Zusammenhang sehr häufig Begriffe wie Guanxi (Beziehungen, persönliche Kontakte), Mianzi (面子 Ansehen oder „Gesicht“), Nei/Wai (内外 Ingroup/Outgroup), Renji Hexie (人际和谐 zwischenmenschliche Harmonie), indirekter stark kontextabhängiger Kommunikationsstil gegenüber Sach- und Regelorientiertheit, Direktheit, Kontextinvarianz usw. angeführt. Wie man nach dem oben Gesagten unschwer erahnen kann, handelt es sich bei derartigen Gegenüberstellungen jedoch nicht um Widersprüche, die jeweils auf einer abstrakten kulturellen Disposition basieren, sondern um Auswirkungen beider Kommunikativer Paradigmen, die sich lediglich hinsichtlich ihrer Dominanz und Situationsgebundenheit unterscheiden. Ein funktionierendes repräsentationales Paradigma kommt kaum ohne mehr oder weniger explizite Bezugnahme auf die Beschaffenheit der Dinge aus (Sach- und Regelorientiertheit), während Gesichtswahrung auf der anderen Seite ihre kommunikative Brisanz v. a. dann entfaltet, wenn es um die Frage geht, ob Sender bzw. Empfänger überhaupt als legitime Teilnehmer des Diskurses gelten können, bzw. ihre Fähigkeit oder gar Anleitbarkeit zum richtigen Handeln grundsätzlich in Zweifel gezogen wird. Ähnliches gilt für die Frage der Direktheit bzw. Indirektheit des Kommunikationsstils: Vereinfachend könnte man sagen, dass unter dem Komitativen Paradigma die Sachaussage indirekt über den Nachvollzug der mentalen Bewegung des Sprechers kommuniziert wird und zum Teil erschlossen werden muss. Umgekehrt ließe sich jedoch mit gleichem Recht feststellen, dass unter dem repräsentationalen Paradigma die darin enthaltende Beziehungsaussage, bzw. die von dieser abgeleitete Handlungsanleitung ebenso vage erscheinen muss wie der Sachgehalt unter dem Komitativen Paradigma. Ähnliche Überlegungen ließen sich vermutlich für viele weitere Kulturdifferenzen anführen, die sich bei genauerer Betrachtung allerdings als universelle Dispositionen entpuppen könnten, deren Entfaltung lediglich durch sprachsystemisch und situationell bedingt unterschiedlich dominante Paradigmen gefördert oder gehemmt werden.
About the author
Prof. Dr. Patrick Kühnel leitet den Master-Studiengang Dolmetschen an der Internationalen Hochschule München (SDI) und ist zur Zeit als DAAD-Lektor an der Peking Universität tätig. Sein aktuelles Forschungsinteresse gilt den syntaxtheoretischen und kognitionslinguistischen Aspekten des Übersetzens und Dolmetschens, insbesondere in Bezug auf das Sprachenpaar Chinesisch-Deutsch.
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