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Emanzipatorischer Aufbruch und antisemitische Verfolgung

Jüdinnen in der italienischen Frauenbewegung 1914 bis 1945
  • Ruth Nattermann EMAIL logo
Veröffentlicht/Copyright: 1. Januar 2021
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Abstract

Auf der Grundlage neu erschlossener Quellen untersucht der Aufsatz die Erfahrungen italienisch-jüdischer Feministinnen zwischen emanzipatorischem Aufbruch und antisemitischer Verfolgung. Den zeitlichen Schwerpunkt bildet die Phase vom Beginn des Ersten Weltkriegs bis 1945. Verdeutlicht werden die um 1914 zunehmenden Spannungen des Emanzipationsprozesses zwischen Partizipation, Abgrenzung und antijüdischer Anfeindung. Die Marginalisierung, Entrechtung und Verfolgung während der faschistischen Diktatur werden dezidiert aus dem Blickwinkel jüdischer Frauen betrachtet. Trotz des bedeutenden Einflusses dieser jüdischen Frauen auf die Entwicklung der italienischen Frauenbewegung und ihre ausgeprägt transnationale Orientierung blieb ihre Emanzipation als Frauen und Jüdinnen unvollkommen.

Abstract

On the basis of newly accessible sources, the article investigates the experiences of Italian-Jewish feminists between emancipatory awakening and antisemitic persecution. The focus lies on the phase between the beginning of the First World War and 1945. The examination reveals the rising tensions in emancipatory processes between participation, dissociation and anti-Jewish hostility. The marginalisation, the deprivation of rights and persecution during the Fascist dictatorship are explicitly viewed from the perspective of Jewish women. Despite their important influence on the development of the Italian Women’s Movement and its distinctly transnational orientation, their emancipation as women as well as Jewesses remained incomplete.

Vorspann

Die Geschichte der Jüdinnen und Juden Italiens in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verschwindet häufig hinter dem namenlosen Grauen des Holocaust, für das Auschwitz als emblematische Chiffre steht. In Italien, so ein noch immer weit verbreitetes Narrativ, sei die Emanzipation der jüdischen Bevölkerung im Zuge des Risorgimento geradezu vorbildlich gelungen, und auch später sei der Antisemitismus in Politik und Gesellschaft ein Randphänomen geblieben. Um so erklärungsbedürftiger erscheint in diesem Licht die faschistische Rassengesetzgebung von 1938. Ruth Nattermann kann am Beispiel jüdischer Aktivistinnen in der italienischen Frauenbewegung zeigen, dass es im Zeitalter der Weltkriege auch bemerkenswerte Schattenseiten der jüdischen Geschichte auf der Apennin-Halbinsel gab, dass blinde Flecken der Emanzipation bestehen blieben und dass Anfeindungen oder Marginalisierungsbestrebungen tiefere historische Wurzeln hatten, als lange Zeit gedacht.

I. Licht und Schatten

Im April 1938 wandte sich Adelchi Serena, damals Vizesekretär des Partito Nazionale Fascista (PNF), mit einem warnenden Hinweis auf die bedeutendste Organisation der frühen italienischen Frauenbewegung an das italienische Innenministerium: „In der Vergangenheit hat die [Unione Femminile Nazionale, UFN] sozialistische Tendenzen gehabt, heute wird sie von einer israelitischen Vorsitzenden geleitet, die kein Mitglied der faschistischen Partei ist. [...] Man sollte die Gelegenheit wahrnehmen und die Aktivitäten der betreffenden Organisation suspendieren.“[1]

Das Schreiben bildete den Auftakt der Schließung aller Sektionen der seit Ende des 19. Jahrhunderts von Jüdinnen entscheidend geprägten UFN. Nach der Verabschiedung der faschistischen Rassengesetze vom November 1938 stand auch der Zentrale in Mailand das definitive Ende bevor. Der hohe Anteil jüdischer Mitglieder der UFN war den faschistischen Behörden seit langem ein Dorn im Auge. Am 31. Januar 1939 wurde die Organisation aufgrund eines Dekrets der Mailänder Präfektur aufgelöst. Das Vermögen der UFN wurde konfisziert, ihr Haus gewaltsam geräumt.[2]

Tatsächlich betraf die Repression von jüdischen Einrichtungen oder Institutionen durch die faschistische Diktatur insbesondere die Frauenbewegung. Gruppierungen und Organisationen, die sich nicht dem Regime anpassten, hatten keine Zukunft; jüdische Protagonistinnen wurden ausgegrenzt, vertrieben, deportiert. Die langjährige Vorsitzende der UFN, Nina Rignano Sullam (1871–1945), verbrachte die letzten Jahre ihres Lebens versteckt und unter falschem Namen in verschiedenen kleinen Ortschaften Norditaliens; die erste italienische Agrarwissenschaftlerin Aurelia Josz (1869–1944) wurde mit 75 Jahren nach Auschwitz deportiert und dort unmittelbar nach ihrer Ankunft umgebracht. Ihre Schicksale sind nur zwei Beispiele für die vielen gewaltsam beendeten oder durch Vertreibung und Exil unwiderruflich veränderten Lebenswege italienisch-jüdischer Feministinnen.[3]

Nach dem Zusammenbruch der faschistischen Diktatur blieb die große Mehrheit der betroffenen Aktivistinnen aus dem öffentlichen Bewusstsein ausgelöscht. Noch heute sind viele ihrer Namen und Schriften selbst in Italien wenig bekannt. Die ausgebliebene Erinnerung ist nicht zuletzt ein Zeichen der nach dem Zweiten Weltkrieg über Jahrzehnte hinweg verdrängten italienischen Mitverantwortung für Rassengesetzgebung und Judenverfolgung, die sich auch in der Geschichtsschreibung niederschlug. Der ebenso bedeutende wie umstrittene Historiker Renzo De Felice beschrieb in seinem Werk über die Geschichte der Juden im faschistischen Italien Anfang der 1960er Jahre die Integration der jüdischen Minderheit in die italienische Nation als problemlos und harmonisch und betonte, es habe seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts keine „jüdische Frage“ mehr in Italien gegeben. Antisemitismus sei bis 1938 unter Italienern nicht vorhanden gewesen.[4] De Felices Studie hatte entscheidenden Anteil an der Persistenz dieser Deutung, welche die Historiografie nicht nur in Italien lange Zeit geprägt hat und noch heute Wirkung zeigt. Erst in den letzten Jahren haben Historikerinnen und Historiker begonnen, das traditionelle Narrativ einer auf allen Ebenen gelungenen Integration der jüdischen Minderheit in die Gesellschaft des liberalen Italien verstärkt zu hinterfragen.[5]

Was die kleine jüdische Minderheit im italienischen Einheitsstaat angeht, so erscheinen ihre Erfahrungen tatsächlich auf den ersten Blick äußerst positiv. In keinem europäischen Land finden sich so viele Juden in staatlichen Ämtern und bekleideten sogar Ministerposten; selbst im italienischen Heer konnten sie bis in die höchsten Ränge aufsteigen. Doch wie verhielt es sich mit den Frauen? Auch nach der gesetzlichen Judenemanzipation, die 1848 im Königreich Sardinien-Piemont erfolgte, 1861 auf Gesamtitalien und 1870 auf Rom ausgeweitet wurde, waren Jüdinnen noch immer keine gleichberechtigten Staatsbürgerinnen. Der emanzipatorische Anspruch, der sich zuvor auf die Situation der jüdischen Gemeinschaft bezogen hatte, blieb für ihre weiblichen Mitglieder nach wie vor unerfüllt und verlor nicht an Aktualität.[6]

Im Zentrum dieses Beitrags steht die These, dass sich das traditionelle Narrativ der gelungenen Eingliederung der jüdischen Minderheit in die italienische Gesellschaft und des scheinbar jähen Endes dieser „Erfolgsgeschichte“ im Jahr 1938 vor allem deshalb dauerhaft halten konnte, weil die keineswegs geradlinigen Emanzipationswege jüdischer Frauen kaum Beachtung fanden. Auf der Grundlage erstmals erschlossener unveröffentlichter Egodokumente, zeitgenössischer Zeitschriften und gedruckter Memoiren, unpublizierten Schrifttums aus den Archiven jüdischer Institutionen und Organisationen sowie der Überlieferung von Polizei und anderen Behörden stellt der Aufsatz die wechselvollen Erfahrungen italienisch-jüdischer Feministinnen zwischen emanzipatorischem Aufbruch und antisemitischer Verfolgung in den Mittelpunkt. Den zeitlichen Schwerpunkt bilden die Jahre vom Beginn des Ersten Weltkriegs bis 1945. Dabei gilt es vor allem, die um 1914 zunehmenden Spannungen des Emanzipationsprozesses zwischen Partizipation, Abgrenzung und antijüdischer Anfeindung herauszuarbeiten sowie die Marginalisierung, Entrechtung und Verfolgung während der faschistischen Diktatur dezidiert aus dem Blickwinkel jüdischer Frauen zu betrachten. Dabei wird deutlich, dass die für ganz Europa charakteristische doppelte Außenseiterposition jüdischer Frauen auch im häufig idealisierten italienischen Fall zu finden war. Der Faschismus erstickte den emanzipatorischen Aufbruch italienischer Jüdinnen im Keim, so dass ihre Emanzipation als Frauen und Jüdinnen unvollkommen blieb.

Emanzipation betrifft in diesem Zusammenhang sowohl jüdische als auch weibliche Gleichberechtigung. Der komplexe Begriff beinhaltet Gleichstellung im engeren rechtlichen wie politischen Sinne und wird darüber hinaus mit langfristigen Akkulturations- und Verbürgerlichungsprozessen assoziiert. Während sich erstere an konkreten, genau datierbaren Ereignissen ablesen lässt, handelt es sich bei Akkulturation und Verbürgerlichung um ungleichmäßig ablaufende Entwicklungen längerer Dauer, die mit sozialer Integration in unmittelbarer Beziehung stehen.[7] Aufgrund der Tatsache, dass jüdische Männer im Zuge der italienischen Einigung die rechtliche Gleichstellung erlangt hatten und sich am politischen wie kulturellen Aufbau der jungen Nation aktiv beteiligen konnten, verlief ihre gesellschaftliche Eingliederung geradliniger als die Integration jüdischer Frauen.[8] Jüdischen (wie nichtjüdischen) Frauen wurde schon aufgrund ihres Geschlechts die Emanzipation vorenthalten.

Die Forderung nach Frauenrechten erhielt seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts für die gebildete jüdisch-feministische Minderheit eine zentrale Bedeutung. Bezeichnenderweise waren Jüdinnen in der frühen italienischen Frauenbewegung – wie in den ersten europäischen Frauenbewegungen generell – überproportional stark vertreten.[9] Analog zur jüdischen Gleichheitsforderung ging es auch beim weiblichen Emanzipationsanspruch um staatsbürgerliche Gleichheit und politische Partizipation, zusätzlich jedoch wurde hier die Loslösung von einer traditionellen gesellschaftlichen Integration angestrebt, die von gesetzlich festgeschriebenen patriarchalischen Familienkonstellationen abhing.[10] Das zeitgenössische Konzept von Frauenemanzipation implizierte somit den Kampf für weibliche Selbstbestimmung und die Verbesserung der rechtlichen, sozialen, kulturellen und politischen Stellung von Frauen.[11] Trotz dieser gemeinsamen ideologischen Grundlagen waren jedoch feministische Vereinigungen nicht frei von Judenfeindschaft, wie entgegen dem überkommenen Narrativ auch die Untersuchung des italienischen Kontexts verdeutlicht.[12]

Der erste Teil des Beitrags handelt vom jüdischen Selbstverständnis der Protagonistinnen und von der in die Vorkriegszeit zurückreichenden problematischen Beziehung zwischen jüdischen und katholischen Akteurinnen. Hier liegen die Ursachen für die Entwicklung antisemitischer Tendenzen in der italienischen Frauenbewegung, die mit dem Ersten Weltkrieg aggressiven Charakter annahmen und sich während der faschistischen Diktatur zusehends radikalisierten. Der zweite Teil konzentriert sich auf die Erfahrungen und Erinnerungen ausgewählter italienisch-jüdischer Aktivistinnen im Ersten Weltkrieg und in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Diese Phase bildet einen Wendepunkt in der ideologischen Selbstverortung der Protagonistinnen und der politischen Ausrichtung der italienischen Frauenbewegung, die einen starken Rechtsruck vollzog. Die Etappen der Ausgrenzung und Verfolgung italienischer Jüdinnen während der faschistischen Herrschaft bilden den Schwerpunkt des dritten Teils. Erläutert werden zunächst die fortschreitende Marginalisierung jüdischer Feministinnen seit den 1920er Jahren und die 1927 erfolgte Gründung des ersten jüdischen Frauenbunds (Associazione Donne Ebree d’Italia, ADEI) in Italien, dessen antifaschistische, feministische und zionistische Ursprünge mit der faschistischen Diktatur in direktem Zusammenhang stehen. Dabei gilt es, die Entrechtung und Verfolgung anhand der gewaltsamen Auflösung der UFN 1938, der polizeilichen Beschattung der ADEI Anfang der 1940er Jahre und der Schicksale prominenter jüdischer Frauen nach dem Sturz Mussolinis im Sommer 1943 zu untersuchen. Die Langzeitperspektive verdeutlicht die folgenschweren Veränderungen, Beschränkungen und Zerstörungen der Handlungsräume italienischer Jüdinnen zwischen emanzipatorischem Aufbruch und antisemitischer Verfolgung.

II. Konfliktreiche Vorkriegszeit: Jüdisches Gruppenbewusstsein und antisemitische Polemik in der Frauenbewegung

Obwohl die Beteiligung von Jüdinnen in der italienischen Frauenbewegung als relevanter Aspekt der Modernisierung und Säkularisierung des italienischen Judentums zu verstehen ist, wäre es verfehlt, diesen Vorgang mit der Auflösung einer partikulären jüdischen Identität gleichzusetzen. Das Bewusstsein, Teil einer Familie zu sein, die ihre Wurzeln im Judentum hatte, kann als wichtigste Komponente eines säkularen jüdischen Selbstverständnisses gelten, das für die mehrheitlich nicht-religiösen jüdischen Akteurinnen der italienischen Frauenbewegung charakteristisch war. Tatsächlich existierte im liberalen Italien kein jüdischer Frauenbund wie in Deutschland.[13] In der kleinen jüdischen Gemeinschaft Italiens, deren Anteil an der Gesamtbevölkerung seit Mitte des 19. Jahrhunderts stets nur 0,1 Prozent betrug, bildeten italienisch-jüdische Feministinnen vielmehr eine Minderheit in der Minderheit.

Die Herausbildung feministischer Positionen und eine aktive Beteiligung in der überkonfessionellen Frauenbewegung erforderten soziale Sicherheit und weltliche Bildung. Gleichzeitig spiegelt die Selbstverortung der Akteurinnen die ausgeprägte Beweglichkeit und Prozesshaftigkeit jüdischer Identitäten wider, die für das europäische Judentum nach der rechtlichen Gleichstellung generell charakteristisch wurde.[14] Italienisch-jüdische Frauenrechtlerinnen definierten sich vorwiegend über säkulare jüdische Familienidentitäten, die auf Ideen einer Herkunftsgemeinschaft, ethischen Traditionen und Formen des kommunikativen Gedächtnisses basierten. Ein allgemein verbindendes Element der hier in Rede stehenden Akteurinnen ist ihre bewusste und kontinuierliche Einbindung in weit gespannte, häufig transnationale jüdische Familien- und Freundschaftsnetzwerke. Die vielfältigen kulturellen Einflüsse aus dem deutschsprachigen, französischen, spanischen und osteuropäischen Kontext sowie die weitreichenden Beziehungen vor allem nach Großbritannien, in die USA und nach Palästina förderten transnationale Vernetzungsprozesse in und außerhalb der zeitgenössischen Frauenbewegung und unterstreichen zugleich die charakteristische europäische wie globalgeschichtliche Dimension der italienisch-jüdischen Geschichte.[15]

Die unterschiedlichen Nuancen jüdischer Familienidentitäten gehen aus Selbstzeugnissen deutlich hervor. Bei der Schriftstellerin Amelia Rosselli (1870–1954),[16] Mutter der späteren Widerstandskämpfer Carlo Rosselli (1899–1937) und Nello Rosselli (1900–1937), überdauerte ein charakteristisches jüdisches Selbstverständnis im Sinne ethischer Wertvorstellungen, das sie bewusst an ihre Söhne weitergab.[17] Die Schriftstellerin Laura Orvieto (1876–1953)[18] wiederum, eine enge Freundin Rossellis, pflegte das jüdische Familiengedächtnis und die Erinnerung an die Vorfahren in ihren autobiografischen und literarischen Texten,[19] während in den Schriften der Töchter des Anthropologen Cesare Lombroso, Paola Lombroso (1871–1954) und Gina Lombroso (1872–1944), Ideen einer jüdischen Herkunftsgemeinschaft mit zum Teil auch biologistischen Zügen eine zentrale Rolle einnahmen.[20] Das familiär konnotierte Selbstverständnis italienisch-jüdischer Feministinnen wurde fundamental für die Schaffung eines jüdischen Gruppenbewusstseins, das auch in der überkonfessionellen Frauenbewegung lebendig blieb. Konflikte mit katholischen Aktivistinnen waren damit vorgezeichnet.

Um die Jahrhundertwende etablierten sich die wichtigsten weltlichen Frauenorganisationen des liberalen Italien. 1899 wurde die sozialistisch orientierte UFN in Mailand gegründet, 1903 entstand der liberale Consiglio Nazionale delle Donne Italiane (CNDI) in Rom.[21] Gleichzeitig verschärften sich die Spannungen zwischen jüdischen beziehungsweise jüdisch-laizistischen und katholischen Akteurinnen. Die für den italienischen Kontext zentrale Verbindung zwischen katholischem Anti-Judaismus und Anti-Laizismus erwies sich in der italienischen Frauenbewegung als besonders explosiv, da Jüdinnen in den weltlichen Institutionen zahlreich und oft in Führungspositionen vertreten waren. Bereits seit der nationalen Einigung hatten sich Jüdinnen entschieden für die konzeptionelle Entwicklung und transnationale Orientierung der italienischen Frauenbewegung eingesetzt. Der generell hohe Bildungsgrad und das weitgehend bürgerliche Profil italienisch-jüdischer Frauen kamen einem gesellschaftspolitischen Engagement grundsätzlich entgegen.[22] Ihrer auffallend starken Beteiligung an der Frauenbewegung lag vor allem die Intention zugrunde, die ihnen weiterhin vorenthaltene Emanzipation als Frauen und Jüdinnen einzufordern.

Ein bedeutendes Beispiel hierfür ist der gewichtige Anteil jüdischer Autorinnen in der betont laizistisch und transnational ausgerichteten Frauenrechtszeitschrift La Donna, welche die Mazzinianerin Gualberta Alaide Beccari 1868 in Padua gründete. Der feministische Aufbruch in Italien war seit den 1870er Jahren maßgeblich von der deutsch-italienisch-jüdischen Akademikerin Paolina Schiff (1841–1926) durch die organisatorische Entwicklung und transnationale Vernetzung der italienischen Frauenbewegung im Kontext der europäischen Friedensbewegung vorangetrieben worden. Schiffs erfolgreich umgesetzte Initiative staatlicher Mutterschaftskassen avancierte Anfang des 20. Jahrhunderts zum Vorbild ähnlicher Projekte in Europa. Auch der herausragende Einsatz der italienischen Frauenbewegung im Kampf gegen den internationalen Frauen- und Mädchenhandel ging seit Ende des 19. Jahrhunderts in erheblicher Weise von jüdischen Akteurinnen aus.[23]

Der Gegensatz zur katholischen Mehrheitskultur vertiefte sich vor allem durch Aktivitäten in der Sphäre von Erziehung und Unterricht. Italienische Jüdinnen hatten schon seit den 1860er Jahren eine bedeutende Rolle bei der Etablierung weltlicher Einrichtungen und reformpädagogischer Methoden, insbesondere der Fröbel-Kindergärten, im Erziehungsbereich übernommen, den trotz des laizistischen Staatsverständnisses der jungen italienischen Nation weiterhin die katholische Kirche dominierte. Jüdische Feministinnen betätigten sich in der großen Mehrheit unter dem Vorzeichen des Laizismus, der zumindest in den ersten Jahrzehnten nach der italienischen Staatsgründung vorwiegend von liberalen bürgerlichen Männern vertreten wurde. Sie bewegten sich somit außerhalb des „bipolaren Geschlechtermodells“.[24]

Mit Beginn des 20. Jahrhundert verloren Laizismus und Antiklerikalismus aufgrund des generationellen Wandels im italienischen Bürgertum allmählich ihren Rückhalt. Der Katholizismus gewann sichtlich an gesamtgesellschaftlichem Einfluss.[25] Auch in der Frauenbewegung verschärften sich die Konfliktlinien. Zum Eklat zwischen Katholikinnen und Anhängerinnen des laizistischen Lagers, darunter Amelia Rosselli, Laura Orvieto und zahlreiche weitere jüdische Akteurinnen, kam es 1908 anlässlich des nationalen Frauenkongresses in Rom. Im Rahmen der Debatte um die Stellung des katholischen Religionsunterrichts in italienischen Schulen entzündete sich eine heftige Auseinandersetzung, die letztlich Ausdruck der erstarkenden katholischen Mehrheitskultur und der sich zeitgleich zuspitzenden ideologischen Gegensätze in der Frauenbewegung war.[26] Als abgestimmt wurde, stellten sich die anwesenden Jüdinnen geschlossen hinter die Mailänder Sozialistin Linda Malnati (1855–1921), die für die Abschaffung des Religionsunterrichts eintrat. Die Entscheidung fiel schließlich zugunsten ihres Antrags.[27] Sie entfachte heftige Reaktionen in katholischen Kreisen, die auch in der zeitgenössischen Presse nachweisbar sind. Antilaizistische Vorurteile verbanden sich nun zunehmend mit antijüdischer und antifeministischer Polemik.[28] Die organisierten Katholikinnen grenzten sich in der Folgezeit entschieden von den nichtkonfessionellen Frauenvereinigungen ab. In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg vertieften sich die bereits bestehenden Gräben. So wies die Unione fra le Donne Cattoliche d’Italia (UDCI) verschiedene Verständigungsversuche des laizistischen CNDI demonstrativ zurück. Vor allem förderte sie in ihren Schriften die zusehends offensichtlichere Konvergenz zwischen antilaizistischen und antijüdischen Haltungen, die im Ersten Weltkrieg in eine aggressive antisemitische Polemik münden sollte.[29]

III. Italienische Jüdinnen und der Erste Weltkrieg

Während der Vorkriegszeit nahmen nicht nur in der katholischen Frauenvereinigung antisemitische Vorurteile zu. Der Krieg gegen Libyen 1911 und der generelle Vormarsch eines aggressiven Nationalismus ließen vermehrt antisemitische Töne in Teilen der italienischen Gesellschaft laut werden.[30] Ähnlich wie bereits im Zuge der nationalen Einigung wurden Juden nun wieder verstärkt als „Andere“ und „Fremde“ stigmatisiert.[31] Die zentrale Aussage der zeitgenössischen antisemitischen Sprache zahlreicher europäischer Länder, die Juden gehörten nicht zur Nation, fand auch Eingang in den italienischen Wahlkampf von 1913, als Katholiken erstmals in der nationalen politischen Arena erschienen. Das Sprachrohr der organisierten Katholikinnen wiederum propagierte in den Vorkriegsjahren das traditionelle antisemitische Vorurteil vom jüdisch-freimaurerischen Komplott. Katholische Akteurinnen erwiesen sich hier weitaus aggressiver als männliche italienische Nationalisten, die zur selben Zeit in ihrer groß angelegten Pressekampagne gegen Freimaurer die Verknüpfung von Judentum und Freimaurerei weitgehend vermieden.[32]

Einen Höhepunkt erreichte diese Entwicklung zwei Jahre nach Beginn des Ersten Weltkriegs, als die prominente katholische Aktivistin Elena da Persico (1869–1948) in einer öffentlichen Rede in Genua italienische Frauen vor der Gefahr einer universellen „jüdisch-freimaurerischen Verschwörung“ warnte.[33] Sie orientierte sich bewusst am gesamteuropäischen antisemitischen Diskurs, der seit Kriegsbeginn vor allem in katholischen Frauenkreisen des italienischen Bürgertums und der Aristokratie an Einfluss gewonnen hatte. Ihr Text vom Februar 1916, der unter dem Titel „Mode und weiblicher Charakter“ erschien und auf großen Beifall in katholischen Kreisen stieß, war gespickt mit antisemitischen Äußerungen.[34] Vor dem Hintergrund des Kriegs ermahnte die Gräfin ihr Publikum zu Sparsamkeit und Anspruchslosigkeit und betonte die absolute Notwendigkeit eines gemeinsamen Eintretens gegen den angeblich drohenden Verfall der Sitten. Elena da Persico sah eine immense Gefahr in der Versuchung katholischer Frauen durch modische und in ihren Augen unmoralische Kleidung, die in der Hauptsache Juden herstellen würden. Jüdisch-freimaurerische Sekten hätten bereits die Literatur und das Theater in der Hand und würden nun auch die Mode monopolisieren. Die jüdisch-freimaurerische Verschwörung könnte mithilfe dieser Kontrolle letztlich die „Verheidnisierung“ des gesamten gesellschaftlichen Lebens erreichen.[35] Unter Bezugnahme auf den französischen Kontext, der für die Rezeption antisemitischen Denkens in Italien generell große Bedeutung hatte, konstatierte die Journalistin:

„Seit 1885 hat Édouard Drumont in seinem Buch ‚La France juive‘ auf diese Gefahr hingewiesen: Die Schneider und Schneiderinnen – schrieb er – sind beinahe alle jüdischen Ursprungs [...] und er wetterte gegen die Inkohärenz christlicher Frauen, welche diese Mode begünstigten, die zu einer Ent-Christianisierung der Sitten und den Untergang der Moral führt. [...] Wir haben gesehen, dass sich die Vorhersagen Drumonts bewahrheitet haben [...], wir erleben, wie ausgerechnet in einem Jahrhundert des ,Feminismus‘ Millionen von Frauen dem Befehl eines Mannes gehorchen: dem jüdischen freimaurerischen Schneider der französischen Hauptstadt.“[36]

Elena da Persicos Vortrag zeichnet wohl für den am stärksten antisemitisch geprägten Text einer italienischen Autorin für die vorfaschistische Ära verantwortlich. In ihrem Bezug auf den französischen Schriftsteller Édouard Drumont (1844–1917) offenbart sich ein säkularer Antisemitismus, der sich vom mehrheitlich antijudaistisch-antilaizistischen Charakter des bisherigen Diskurses katholischer Frauen abhob. Bei da Persico ging es im Kern um antisemitische Topoi wie parasitäres „Finanzjudentum“, jüdische Weltverschwörung und wirtschaftliche Ausbeutung. Der „jüdische freimaurerische Schneider“ von Paris wurde zum Inbegriff des korrupten, machtbesessenen und lüsternen Juden, der die tugendhaften katholischen Italienerinnen ins moralische Verderben führen wollte.[37] Die Abhandlung der prominenten Journalistin stieß bei den organisierten italienischen Katholikinnen auf großen Widerhall. Im Rahmen der landesweiten „Kampagne gegen die antichristliche Mode“, die auch auf päpstliche Anweisung hin seit 1920 von den katholischen Frauenorganisationen gestartet wurde und große Bedeutung im katholischen Milieu gewann, bildete da Persicos Text von 1916 einen zentralen Bezugspunkt.[38] Die Kampagne diente der Propagierung christlicher Reinheit und Tugend, aber gleichzeitig zur Verbreitung des Konzepts einer ausschließlich über den Katholizismus zu definierenden italienisch-nationalen Identität.[39] Doch bereits während des Ersten Weltkriegs zielte die antisemitische Polemik da Persicos auf die Schaffung eines jüdischen Feindbilds, um den Mythos der wahren, katholischen Nation zu unterstreichen, die es im Krieg mit allen Mitteln zu stärken und zu verteidigen galt.

Bezeichnenderweise holte nur wenige Monate nach der antisemitischen Rede da Persicos die jüdische Schriftstellerin Anna Errera (1870–1940) in der lombardischen Zeitschrift Per il nostro Soldato („Für unseren Soldaten“) zum rhetorischen Gegenschlag aus. Die gebürtige Triestinerin stammte aus einer venezianischen Familie überzeugter Mazzinianer antiklerikaler wie anti-habsburgischer Tendenz. Ende des 19. Jahrhunderts war Errera von Venedig nach Mailand gezogen, wo sie sich neben ihrer Arbeit als Pädagogin und Schriftstellerin für die UFN engagierte.[40] Die schrille antisemitische Polemik der prominenten UDCI-Aktivistin da Persico verlangte nach einer energischen Gegenreaktion. Bei Erreras Text „Die antike Flamme“ vom November 1916 handelte es sich um einen Essay über das italienische Risorgimento, den Inbegriff anti-kirchlicher Kräfte, aber auch der grundsätzlichen Auflehnung gegen Fremdherrschaft. Italien befand sich seit eineinhalb Jahren auf Seiten der Entente im Krieg gegen die Mittelmächte. Unter explizitem Bezug auf Mazzini, Symbolfigur der nationalen Einigung und säkulares Idealbild der frühen italienischen Frauenbewegung, sprach Errera mit Emphase vom Geist der italienischen „Wiedererstehung“: „Und wieder ist es die Stimme Mazzinis, der verlangt, aus dem Herzen alles zu tilgen, was nicht ideal ist; der verlangt, Italien unabhängig, frei und einig zu machen [...]. Und wieder ist es die kühne Weisheit Cavours, wieder die Faszination Garibaldis, die unsere Jugend zum Krieg aufruft.“[41]

Der flammende Appell war Ausdruck der charakteristischen Interpretation des sogenannten Großen Kriegs als Vervollkommnung des Risorgimento und gerechtem Befreiungskrieg für die endgültige Unabhängigkeit, Freiheit und Einheit Italiens. In ihrer Vorstellung von einer angeblich notwendigen Erfüllung der nationalen Einigung ebenso wie in der Forderung nach einer Neuordnung Europas beriefen sich italienische Interventionistinnen und Interventionisten bevorzugt auf das Konzept Mazzinis von Nationalismus als Emanzipations- und Partizipationsversprechen. Die exklusiven und aggressiven Elemente dieses Konzepts wurden dabei weitgehend ignoriert.[42] Für jüdische Protagonistinnen wie Anna Errera erhielt der Rekurs auf das Risorgimento zusätzliche Bedeutung: Er wurde zum Ausdruck der patriotischen Begeisterung, die der Erste Weltkrieg bei der jüdischen Minderheit in Italien insgesamt ausgelöst hatte. Für sie stellte der Konflikt eine herausragende Gelegenheit dar, den Beweis ihrer nationalen Solidarität und Dankbarkeit gegenüber dem italienischen Vaterland und dem italienischen Königshaus für die einst gewährte Judenemanzipation anzutreten.[43]Auch konnten sie sich auf diese Weise dem Mythos der katholischen Nation zur Wehr setzen, der von da Persico und den organisierten Katholikinnen mithilfe antilaizistischer und antisemitischer Feindbilder propagiert wurde.

Der „Große Krieg“ bedeutete in vielen Fällen eine Intensivierung italienisch-jüdischer Familienidentitäten aufgrund des Wiederauflebens von Erinnerungen an das Engagement der Väter und Verwandten für die italienische Einheit und die damit verbundene Judenemanzipation. Die gefährliche Faszination, die Interventionismus und Irredentismus im Ersten Weltkrieg auf die große Mehrheit italienisch-jüdischer Protagonistinnen ausübten, ging somit auf die Vergangenheit ihrer Familien und die fortwährende Identifizierung mit den Idealen des Risorgimento zurück. Anna Erreras zeitgenössischer Essay „Die antike Flamme“ spiegelt diese Tendenz beispielhaft wider.[44]

Auch aus der Rückschau wurde der Erste Weltkrieg von jüdischen Akteurinnen als zentrale persönliche und politische Erfahrung geschildert. Amelia Rosselli und Laura Orvieto widmeten dem Krieg wesentliche Teile ihrer Memoiren, aus denen noch heute die einschneidende Bedeutung des Konflikts im Leben der beiden Frauen spricht.[45] Sie bilden einen charakteristischen Bestandteil der jüdischen Erinnerung an den „Großen Krieg“ in Italien, die von den verheerenden Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs und der Shoah weitgehend überlagert oder zerstört wurde.[46] Rossellis Memoiren entstanden zwischen 1932 und dem Ende der 1940er Jahre; den Hauptteil verfasste sie zwischen 1938 und 1944 im schweizerischen und amerikanischen Exil, nach der Ermordung ihrer Söhne durch faschistische Schergen.[47] Orvieto wiederum schrieb ihre Autobiografie hauptsächlich in den Jahren 1938/39, zuletzt abseits ihrer Wahlheimat Florenz, in Cortina d’Ampezzo, wohin sie sich zusammen mit ihrem Mann Angiolo 1939 zurückgezogen hatte.[48] Die Bitterkeit und das Gefühl der Isolation angesichts der wenige Monate zuvor verabschiedeten Rassengesetze sind in ihren Aufzeichnungen deutlich spürbar. Der tragische Unterton beider Autorinnen offenbart die nachträgliche Erkenntnis des anfangs weitgehend unterschätzten Grauens des „Großen Kriegs“, der ihnen Jahre zuvor als die Vollendung des Risorgimento erschienen war. Amelia Rosselli widmete ihrem Sohn Aldo, gefallen mit nur 20 Jahren im März 1916 in Carnia, fast ein ganzes Kapitel ihrer Memoiren.[49]

Bei Laura Orvieto wiederum fanden die zu Beginn des Ersten Weltkriegs verstärkt sichtbaren antisemitischen Tendenzen unter katholischen Aktivistinnen keinen Eingang in ihre Erinnerungen, obwohl sie die Entwicklung selbst aus nächster Nähe miterlebt hatte. Stattdessen idealisierte sie die jüdisch-nichtjüdischen Beziehungen der Kriegszeit. Vor dem Hintergrund der faschistischen Verfolgung erschien der globale Konflikt in ihrer Autobiografie nochmals als Zeitalter einer starken, solidarischen Nation, in der Juden wie Nichtjuden in Eintracht für die Sache Italiens eingetreten waren: „[W]ir glaubten damals an den bedingungslosen Kampf für die Unabhängigkeit Italiens, damit der Feind für immer aus italienischem Gebiet verjagt würde [...]. Dies glaubten wir damals, dies wollten wir damals, alle vereint, wir Italiener, ohne rassische Benachteiligung und Unterschied, in einer gemeinsamen Liebe und einem gemeinsamen Glauben.“[50]

Antisemitische Anfeindung und zunehmende existentielle Not führten während des Faschismus bei Laura Orvieto und vielen anderen italienisch-jüdischen Akteurinnen und Akteuren zur trügerischen Erinnerung an den Ersten Weltkrieg als Periode einer vollkommenen nationalen Gemeinschaft.[51] Angesichts ihrer Exklusion aus der italienischen Gesellschaft wandten sie sich der Vergangenheit zu und verfuhren dabei notwendigerweise selektiv. Die Rekonstruktion des Geschehenen basierte auf den Sinnbedürfnissen der Gegenwart. In den betreffenden Erinnerungen nahm der Erste Weltkrieg so den Nimbus einer weit zurückliegenden Ära an, in der Antisemitismus unter Italienern scheinbar nicht existiert hatte.

IV. Zwischen Krieg und Faschismus

Die wenigen Jahre zwischen dem Ende des Ersten Weltkriegs und der faschistischen Machtübernahme waren eine Zeit politischer und persönlicher Scheidewege. Wie Amelia Rosselli und die Schwestern Lombroso führte auch die Mehrheit jüdischer Feministinnen aus dem Kreise der UFN nach 1918 ihr Engagement für Frauenrechte im linken politischen Spektrum fort. Generell verstärkten sich jedoch rechte politische Strömungen in der italienischen Frauenbewegung. Die erstarkende faschistische Bewegung zog bald auch einzelne jüdische Protagonistinnen in ihren Bann.[52] Zu einer Zeit, in der dieses Thema im italienischen Parlament wie in ganz Europa lebhaft diskutiert wurde, forderten auch die Fasci di Combattimento in ihrem offiziellen Programm vom Juni 1919 das aktive und passive Frauenwahlrecht. Was den Arbeitsmarkt anging, so ermöglichte die Verabschiedung der Legge Sacchi im Juli 1919 Frauen die Ausübung vieler Berufe und schaffte mit der autorizzazione maritale die administrativen Befugnisse des Ehemanns über die Ehefrau ab.[53] Die primäre Intention der italienischen wie der europäischen Frauenbewegungen überhaupt, das Wahlrecht, wurde in Italien jedoch nicht erreicht. Die neue faschistische Bewegung hielt freilich an dieser Forderung fest und versuchte dadurch, ihre politische Attraktivität für potenzielle Anhängerinnen zu steigern. Der Erfolg des impliziten politischen Emanzipationsversprechens ließ nicht lange auf sich warten.

Im März 1920 gründete Elisa Majer Rizzioli (1880–1930),[54] eine ehemalige Kriegskrankenschwester jüdischer Herkunft, in Monza die erste faschistische Frauenorganisation, die Fasci Femminili, die bald auch in anderen Städten vor allem Nord- und Mittelitaliens entstanden. Wie bei den männlichen Faschisten der ersten Stunde befanden sich auch in den frühen faschistischen Frauengruppen sowohl Aktivistinnen, die sich vom Faschismus eine radikale Veränderung Italiens erhofften, als auch Vertreterinnen der traditionellen konservativen Eliten. Sie sahen im Faschismus hauptsächlich ein willkommenes Mittel im Kampf gegen Sozialismus und Kommunismus. Viele der ersten Faschistinnen brachten Erfahrungen aus dem Vereinsleben mit, insbesondere aus Wohlfahrtsorganisationen. Wie Mussolinis prominente jüdische Geliebte Margherita Sarfatti (1880–1961)[55] und Elisa Majer Rizzioli stammten die meisten aus der wohlhabenden, gebildeten Mittelschicht oder waren aristokratischer Herkunft. Einige von ihnen hatten sich schon früh für die faschistische Bewegung zu interessieren begonnen und empfanden sich vor allem als Erlöserinnen der besetzten italienischen Gebiete.[56] Der gefeierte Dichter und Kriegsveteran Gabriele D’Annunzio hatte im September 1919 die Macht in Fiume übernommen, nachdem Soldaten in Julisch-Venetien gemeutert und mit der stillschweigenden Zustimmung der verantwortlichen Offiziere die dalmatische Stadt besetzt hatten.[57]

Die leidenschaftliche Irredentistin Majer Rizzioli, die sowohl im Krieg gegen Libyen 1911 als auch während des „Großen Kriegs“ als Rotkreuzschwester tätig gewesen war, schloss sich im September 1919 D’Annunzios „Marsch auf Fiume“ an. Irredentistische Grundhaltungen führten bei ihr zu einem militanten Faschismus. Die erste Auflage ihrer Kriegserinnerungen erschien 1919 unter dem Titel „Fratelli e sorelle. Libro di guerra 915–18“ (Brüder und Schwestern. Buch des Kriegs 1915–1918) in Mailand. Majer Rizziolis hier artikulierte Überzeugung, dass die politische (liberale) Klasse Italien angeblich in die totale Demütigung führen wollte, stellte eine deutliche Anspielung auf das Bild vom „verstümmelten Sieg“ dar, das sich nach dem Friedensschluss und dem ausgebliebenen Gewinn Dalmatiens in breiten bürgerlich-nationalistischen Kreisen des Lands verfestigte.[58] Mit der Gründung der Associazione pro Fiume im Jahr 1919, deren Leitung sie übernahm, verhalf sie D’Annunzio zu einer wichtigen politischen und finanziellen Lobby. 1920 begegnete Majer Rizzioli erstmals Mussolini in Mailand. Das persönliche Gespräch bestärkte die Aktivistin in ihrer ideologischen Entwicklung: Sie zog in die lombardische Metropole, trat den Fasci di Combattimento bei und begann, für Mussolinis Zeitung Il Popolo d’Italia zu schreiben.[59]

Die Gründung der Fasci Femminili im März 1920 fügt sich insofern nahtlos in Majer Rizziolis ausgeprägten politischen Aktivismus dieser Jahre ein. Im Oktober 1922 nahm die Faschistin der ersten Stunde als Krankenschwester am „Marsch auf Rom“ teil, wofür sie später von Mussolini ausgezeichnet wurde. Majer Rizzioli blieb gleichzeitig eine moderate Feministin, die auch einen größeren Einfluss von Frauen in der faschistischen Partei anstrebte. Im Unterschied zu Margherita Sarfatti geriet Majer Rizzioli jedoch bereits während der Frühzeit des Faschismus mehr und mehr ins politische Abseits. Von Mussolini wurde sie nach ihrem erfolgreichen Einsatz für die faschistische Partei, vor allem als Inspektorin der faschistischen Frauengruppen, bald ignoriert. Die von ihr Ende 1924 gegründete Zeitschrift Rassegna femminile italiana löste der Parteisekretär Roberto Farinacci im Januar 1926 kurzerhand auf. Majer Rizzioli war nicht das einzige Opfer der antifeministischen Politik des Faschismus. Insbesondere seit Mitte der 1920er Jahre wurden mehrere Ortsgruppen-Funktionärinnen, die sich gegen die Marginalisierung von Frauen im PNF wandten und für einen faschistischen Feminismus eintraten, von der Parteiführung gezielt ausgegrenzt. Sobald die Partei Frauen wie die Gründerin der Fasci Femminili zur Herstellung eines breiten gesellschaftlichen Konsenses nicht mehr benötigte, wurden sie wieder zu Randfiguren degradiert.[60] Der Ausgrenzung der zunächst erfolgreichen und von Mussolini selbst zeitweise geförderten jüdischen Aktivistin Majer Rizzioli durch die faschistische Führung lagen Mitte der 1920er Jahre daher in erster Linie antifeministische Motive zugrunde. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass sich diese Tendenzen bereits damals mit einem latenten Antisemitismus in der Partei verbanden, der sich in den kommenden Jahren intensivieren sollte.[61]

V. Demütigung und Marginalisierung: Unter faschistischer Herrschaft

Mit dem Weg vom Irredentismus zum Faschismus, vom Dienst als freiwillige Kriegskrankenschwester und der Teilnahme am Marsch auf Fiume bis zur Gründung der Fasci Femminili stellt Majer Rizzioli ein Extrembeispiel für die nahezu bedingungslose Annäherung einer jüdischen Aktivistin an den Faschismus dar. Die auffällige ideologische Radikalisierung von Majer Rizzioli und ihren Gesinnungsgenossinnen unterscheidet sich deutlich von der entgegensetzten Entwicklung vieler anderer jüdischer Zeitgenossinnen, beispielsweise Amelia Rosselli oder den Schwestern Lombroso. Dies soll nicht bedeuten, dass sich jüdische Frauenrechtlerinnen vom Faschismus unmittelbar abgrenzten. Selbst die UFN arbeitete in den 1920er und noch zu Beginn der 1930er Jahre auf dem Feld der Wohlfahrt mit faschistischen Institutionen zusammen. Im Gegensatz zum CNDI jedoch blieb die UFN dem Regime gegenüber kritisch eingestellt, was insbesondere seit Mitte der 1920er Jahre zu diversen Konflikten mit der faschistischen Regierung führen sollte.[62]

Der CNDI dagegen empfing den Faschismus mit offenen Armen und passte sich nach Mussolinis Machtübernahme bereitwillig dem Regime an.[63] Nur wenige Tage nach dem „Marsch auf Rom“ im Oktober 1922 sandte die Vorsitzende der nationalen Frauenvereinigung, Gräfin Gabriella Spalletti Rasponi (1853–1931), ein Telegramm an Mussolini. Mit Emphase bekundete sie, dass „in dieser heiligen Stunde italienischer Erneuerung der Consiglio Nazionale delle Donne Italiane vertrauensvoll der großen Zukunft unseres Italien applaudiert“.[64] Der ideologische Kurs der nationalen Frauenorganisation, deren philo-faschistische Tendenzen bereits seit Ende des Ersten Weltkriegs deutlich zugenommen hatten, wurde damit bestätigt. Von der Ernennung Mussolinis zum Regierungschef durch König Vittorio Emanuele III. versprachen sich die führenden Kreise des CNDI in erster Linie die Gewährung des nach wie vor ausstehenden Frauenwahlrechts. Mussolini, der stark auf die Unterstützung von Frauen bei der Etablierung des faschistischen Regimes zählte, nährte zunächst aus opportunistischen Gründen diese Hoffnungen, ließ jedoch seine Versprechungen in den folgenden Jahren fallen.[65]

Bereits seit 1923 erfolgte im CNDI der Versuch, gezielt Mitglieder aus der Organisation herauszudrängen, die nicht mehr der angestrebten politischen Ausrichtung entsprachen. Die einst charakteristische Laizität der Frauenvereinigung hatte aufgrund der Rekrutierung philo-faschistischer, katholischer Aristokratinnen und des Ausscheidens linksliberaler und sozialistischer Mitglieder, darunter nicht wenige Jüdinnen, zu Beginn der 1920er Jahre erheblich an Bedeutung verloren.[66] Diese Entwicklung verlief parallel zur 1922 begonnenen Annäherung zwischen Faschismus und katholischer Kirche. Der ideologische Gegensatz zu den organisierten Katholikinnen wurde in diesem Zusammenhang zusehends schwächer.

Einen besonders eklatanten Fall stellt der Ausschluss der langjährigen jüdischen Aktivistin Nina Sierra im Sommer 1924 dar. Die in Florenz ansässige, dem Sozialismus nahestehende Schriftstellerin gehörte der Federazione Toscana des CNDI an und war gleichzeitig ein langjähriges Mitglied der UFN. Sie schrieb seit Beginn des Jahrhunderts für die Frauenbewegungspresse; 1903 war ihr umfassender Vortrag über die politischen und sozialen Forderungen des zeitgenössischen Feminismus im Sprachrohr der UFN erschienen.[67]

Die Aktion gegen die politisch unerwünschte Protagonistin begann im Juni 1924, bemerkenswerterweise zu einer Zeit, in der Mussolinis Herrschaft bereits deutlich gefestigt war. Nach den manipulierten Wahlen vom April 1924 besaß die faschistische Regierung im Parlament eine überragende Mehrheit, die Monarchie stand hinter Mussolini, die katholische Kirche war auf dem besten Weg, sich mit dem Faschismus zu arrangieren. Am 10. Juni 1924 ermordeten faschistische Schergen den Sozialistenführer Giacomo Matteotti (1885–1924), der Ende Mai die faschistische Regierung offen der verbrecherischen Gewalt bezichtigt und die Annullierung der Wahlen gefordert hatte.[68] In diesem Kontext spitzten sich auch im CNDI die antisozialistischen Tendenzen zu. Als langjährige Aktivistin der UFN bildete Nina Sierra offenbar eine besonders geeignete Zielscheibe für entsprechende Attacken. In einem knappen, anonymen Schreiben vom Juni 1924 wurde Sierra vorgeworfen, sich nicht genügend zu engagieren und zu wenig mit den Zielen der Organisation zu identifizieren. Aus diesem Grund solle sie ihr Amt niederlegen. Unterzeichnet war der maschinengeschriebene Brief lediglich von „einer Gruppe zahlreicher Mitglieder“.[69] Höchstwahrscheinlich handelte es sich in der Hauptsache um Vertreterinnen der mittlerweile den gesamten CNDI dominierenden Gruppe philo-faschistischer, katholischer Aristokratinnen.[70] Dagegen distanzierte sich die liberal gesonnene, langjährige Vorsitzende der toskanischen Sektion, Elena French Cini, unverzüglich von dem Vorfall und drückte in einem Brief an Nina Sierra ihr Bedauern darüber aus. Diese antwortete mit unüberhörbarer Verbitterung:

„Jeder denkt mit dem Gehirn, das er besitzt, und jene Damen erachten lediglich diejenige Arbeit als nützlich, die sie selbst tun. Sie sind nicht fähig dazu, die Relevanz der Propaganda des geschriebenen und gesprochenen Worts zu begreifen. Ich erinnere mich daran, wie vor vielen Jahren Signora Majno auf Kosten der Unione Femminile mehrere tausend [Exemplare] meines Vortrags über den Feminismus in Mailand drucken ließ, ihn überall verteilte und sagte, sie halte ihn für eine wertvolle Propaganda. Ebenso nützlich könnte mein letzter Vortrag über den Frauen- und Mädchenhandel sein, wenn da nicht die heutigen Umstände wären, die seine Verbreitung verhindern. Da Sie es bedauern würden, wenn ich meinen Austritt erklärte, werde ich dies nicht tun, sondern einfach mein Mandat verfallen lassen und mich auch von der Federazione zurückziehen, ohne Skandale, um nicht das Spiel jener Damen mitzuspielen.[71]

Sierras Anspielung auf „die heutigen Umstände“ war offensichtlich als Kritik am ideologischen Kurs des CNDI und gleichzeitig an der von Mussolini betriebenen Einschränkung der Meinungsfreiheit zu verstehen, die durch die Abschaffung der Pressefreiheit im Juli 1924 weiter reduziert wurde.[72] Der Rücktritt der Schriftstellerin, auf den die anonyme Kampagne abgezielt hatte, war nicht mehr aufzuhalten. Am 3. Juli 1924 erklärte die Akteurin, sie stelle sich aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr zur Wahl; im Oktober 1925 gab sie offiziell ihr Ausscheiden bekannt.[73]

Das Ereignis gibt einen deutlichen Hinweis auf die bereits fortgeschrittene faschistische Durchdringung des CNDI, gegen die noch verbliebene demokratische Kräfte machtlos waren. Insbesondere linksliberale und sozialistische Tendenzen wurden konsequent ausgeschaltet. Der Aktion gegen die dem Sozialismus nahestehende Feministin Nina Sierra lagen in erster Linie politische Motive zugrunde, die im Zusammenhang mit der Verfolgung von Regimegegnern nach der Ermordung Matteottis besondere Brisanz erhielten. Gleichzeitig ist nicht ausgeschlossen, dass in der „anonymen Gruppe“ auch antijüdische Einstellungen vorhanden waren, die in der weltlichen Jüdin Nina Sierra eine Bedrohung für die ideologische Orientierung der Organisation sahen.

Die Anpassung der großen nationalen Frauenvereinigung an das faschistische Regime und das Schwinden ihres laizistischen Ideals wirkten sich auf die Handlungsspielräume von Feministinnen jüdischer Herkunft generell negativ aus, da sie sich seit Jahrzehnten mehrheitlich unter dem Vorzeichen des Laizismus in der Frauenbewegung engagiert hatten. Die Ausgrenzung weltlicher, insbesondere antifaschistischer Protagonistinnen war damit vorgezeichnet. Gina Lombroso ging 1930 mit ihrem Ehemann, dem Historiker und Antifaschisten Guglielmo Ferrero (1871–1942), ins Genfer Exil.[74] Amelia Rosselli fand sich bereits vor der Ermordung ihrer Söhne Carlo und Nello aufgrund ihrer regimekritischen Haltung zusehends existentiell bedroht. Zusammen mit ihren Schwiegertöchtern Marion Cave (1896–1949), Maria Todesco (1905–1998) und ihren Enkelkindern floh sie 1937 zunächst in die Schweiz, ging von da aus nach England und schließlich in die USA.[75]

VI. Antifaschismus, Feminismus, Zionismus: die Entstehung des jüdischen Frauenbunds

Angesichts der faschistischen Einkreisung gewann die innerjüdische Sphäre auch für nicht-religiöse Jüdinnen seit Mitte der 1920er Jahre an Bedeutung. Sie wurde zu einem Fluchtraum in einer feindlich gesinnten Umwelt. Die Entstehung des ersten jüdischen Frauenbunds in Italien im Jahr 1927, der ADEI,[76] war das Ergebnis zweier parallel ablaufender Entwicklungen: Zum einen führte die fortschreitende faschistische Unterwanderung der noch bestehenden Frauenvereinigungen zur Marginalisierung von politisch linksstehenden Akteurinnen wie Nina Sierra. Ihre Handlungsspielräume wurden kleiner, der Kampf für politische Gleichberechtigung entwickelte sich zu einem aussichtslosen Unterfangen. Auch die Annäherung des einst dezidiert laizistischen CNDI an die dominierende katholische Kultur des faschistischen Italien erschwerte nun die lange Zeit eher unproblematische Integration jüdischer Mitglieder in die große nationale Frauenorganisation.

Gleichzeitig entfalteten jüdische Kulturzirkel und zionistische Gruppierungen insbesondere zwischen 1923 und 1928 eine intensive Aktivität in Italien, die auch unter jüdisch-weltlichen Akteurinnen ein verstärktes Interesse am Judentum und an zionistischen Ideen entfachten. Vor allem der jüdische Jugendkongress von Livorno im November 1924 bewirkte einen beachtenswerten Aufschwung des italienischen Zionismus, der sich von seiner vorwiegend philanthropischen Tendenz zu lösen begann. Verantwortlich für diese veränderte Form der jüdischen Selbstreflexion war nicht zuletzt die Dominanz des Katholizismus in der Gesellschaft und die fortschreitende Annäherung zwischen Faschismus und katholischer Kirche.[77] Die Diskussionen des jüdischen Jugendkongresses spiegelten jedoch nicht nur die unterschiedlichen Tendenzen des zeitgenössischen Zionismus wider, sondern wurden aufgrund der Präsenz von Amelia Rossellis Sohn Nello auch zum zentralen Anhaltspunkt eines jüdischen Antifaschismus. Anknüpfend an die säkulare und dennoch jüdisch-bewusste Erziehung durch seine Mutter Amelia betonte der Historiker die für ihn mit dem Judentum untrennbar verbundenen ethischen Werte von Gerechtigkeit, Freiheit und sozialer Verantwortung, die zu einem gesellschaftspolitischen Engagement im Hier und Jetzt – konkret zum Widerstand gegen die faschistische Diktatur – verpflichteten.[78]

Die Sozialarbeiterin Berta Cammeo Bernstein (1866–1928), Gründerin des jüdischen Frauenbunds, stand bezeichnenderweise an der Schnittstelle beider Entwicklungen: der zunehmenden Marginalisierung und Verfolgung linker beziehungsweise antifaschistischer Aktivistinnen und Aktivisten sowie der Revitalisierung jüdisch-religiöser und jüdisch-zionistischer Identitäten. Die gebürtige Florentinerin, die nach der Heirat mit dem Textilunternehmer Arturo Bernstein nach Mailand gezogen war und dort begonnen hatte, sich für die UFN und deren Asilo Mariuccia, einem Heim für prostitutionsgefährdete Mädchen, sowie das Komitee gegen den Frauen- und Mädchenhandel zu engagieren, hatte verhältnismäßig spät Zugang zum Judentum und zum Zionismus gefunden.[79]

Die Entstehung der ersten jüdischen Frauenorganisation Italiens ist mit Berta Cammeo Bernsteins Biografie untrennbar verbunden. Sie gehörte zum inneren Kreis der langjährigen UFN-Vorsitzenden Ersilia Majno (1859–1933), deren Salon bis in die 1920er Jahre hinein bedeutende Protagonistinnen und Protagonisten des italienischen Sozialismus wie Filippo Turati und Anna Kuliscioff frequentierten.[80] Sowohl die dem Faschismus entgegenstehende politische Orientierung als auch die Nähe zum praktischen Feminismus der UFN im Sinne von Sozialarbeit, Bildungsprojekten und Hilfe zur Selbsthilfe gesellschaftlich benachteiligter Frauen waren wegweisend für Cammeo Bernstein. Dasselbe galt für ihre Töchter Elda Bernstein Majno und Marta Bernstein Navarra, die ebenfalls an führender Stelle in der Vereinigung jüdischer Frauen tätig wurden. Die Ursprünge der ADEI lagen zweifellos in der charakteristischen Verbindung von Antifaschismus, Feminismus und Zionismus, die sich Mitte der 1920er Jahre um Berta Cammeo Bernstein in Mailand herausbildete.[81]

Seit Herbst 1925 begann sie, potenzielle Mitglieder zu kontaktieren und erste Treffen in ihrem Haus zu organisieren. Mithilfe der damals 28-jährigen Zionistin Gabriella Falco Ravenna (1897–1983), deren Vater Felice Ravenna zu jener Zeit Vize-Präsident des Consorzio delle Comunità israelitiche italiane war, baute Cammeo Bernstein allmählich den inneren Kreis der ADEI auf.[82] Die Ausarbeitung der Satzung übernahm Gabriella Falco Ravennas Ehemann, der prominente Jurist Mario Falco (1884–1943). Materielle Unterstützung, Sozialarbeit sowie Bildungs- und Erziehungsprojekte in Italien wie in Palästina sollten die Grundpfeiler der Aktivitäten bilden. Am 23. Mai 1927 erfolgte die offizielle Gründungsversammlung in Mailand.[83]

In einer Zeit, in der regimekritische Aktivistinnen aus dem CNDI herausgedrängt wurden und Mussolini jede Art von Verband per Gesetz unter polizeiliche Kontrolle gestellt hatte,[84] war die Neugründung einer von der faschistischen Partei und den Fasci Femminili unabhängigen Frauenorganisation durchaus bemerkenswert. Das Unterfangen gelang deshalb, weil Berta Cammeo Bernstein bewusst den philanthropischen Charakter der neuen Vereinigung unterstrich, ohne politische Ansprüche zu formulieren. Nicht von ungefähr traten zahlreiche Anhängerinnen der UFN im Laufe der Zeit der jüdischen Frauenvereinigung bei, da sie ihnen bis in die 1930er Jahre hinein eine relativ geschützte Sphäre für die Umsetzung sozialer Projekte und intellektuellen Austausch bot, ohne einen offenen Konflikt mit den faschistischen Behörden und der politischen Polizei heraufzubeschwören.[85] Eine explizit jüdische, philanthropische Institution wie die ADEI entzog sich weitgehend dem Vorwurf, Teil der „jüdisch-freimaurerischen Verschwörung“ zu sein, der bereits vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs immer wieder gegen die säkulare Frauenbewegung erhoben worden war.

Wenn auch die zionistische Ausrichtung der Organisation vor dem Hintergrund faschistischer Polemik und Repression so weit wie möglich verschleiert wurde, war unter den Gründerinnen der ADEI, insbesondere in der bedeutenden Mailänder Gruppe, zweifellos ein zionistisches Selbstverständnis vorhanden. Die Tatsache, dass die Vereinigung zwischen 1927 und 1937 in ganz Italien einen rasanten Mitgliederanstieg zu verzeichnen hatte – von 117 auf 1.334 Frauen, die in 23 lokalen Sektionen organisiert waren –,[86] hatte jedoch in erster Linie mit der immer offensichtlicheren gesellschaftlichen Marginalisierung jüdischer Frauen in Mussolinis Italien zu tun. Aufgrund der Lateranverträge von 1929 wurde der Katholizismus zur einzigen geltenden Religion des italienischen Staats erklärt. Das Judentum fiel unter die sogenannten geduldeten Kulte.[87] Das Prinzip der Laizität, das für das ausgeprägte Engagement jüdischer Feministinnen in den weltlichen Organisationen der italienischen Frauenbewegung seit der Jahrhundertwende wegweisend gewesen war, existierte nicht mehr.

Die lokalen Gruppen der ADEI entfernten sich häufig weit von den Idealen der Mailänder Pionierinnen. 1935 wurde die ADEI der Union der jüdischen Gemeinden Italiens eingegliedert. In den 1930er Jahren waren die Zentrale wie die örtlichen Sektionen darauf bedacht, gute Beziehungen zum faschistischen Regime zu pflegen, wobei sich in den Reihen der ADEI auch Frauen fanden, die Sympathien für den Faschismus hegten.[88] Erst 1938 schlug die Situation um. Der jüdische Frauenbund konnte seinen Mitgliedern, ob faschistischer oder antifaschistischer Tendenz, keinen Fluchtraum mehr bieten. Nicht wenige Mitglieder wählten die konkrete zionistische Option und wanderten nach Palästina aus.

VII. Die gewaltsame Auflösung der Unione Femminile Nazionale

Mit den Rassengesetzen wurden 1938 aus allen noch verbliebenen Institutionen der italienischen Frauenbewegung die letzten jüdischen Mitglieder vertrieben. Auch das Florentiner Lyceum, eine internationale, 1908 nach englischem Vorbild entstandene kulturelle Organisation für Frauen, forderte alle seine jüdischen Mitarbeiterinnen, darunter Laura Orvieto, zum Verlassen der Vereinigung auf.[89]

Der im Klima von Emanzipation und Laizismus von jüdischen Frauen mitgegründeten und maßgeblich geformten Mailänder UFN stand nun das definitive Ende bevor. Zu lange hatte aus faschistischer Sicht die sozialistisch orientierte, von jüdischen Aktivistinnen maßgeblich beeinflusste UFN unter dem Deckmantel der Wohlfahrt ihre Existenz im faschistischen Staat retten können. Erschwerend kam hinzu, dass sich im Vorstand kein einziges Mitglied des PNF befand. Der entscheidende Schritt zur Auflösung der Organisation ging bezeichnenderweise von der Parteiführung aus. Anfang Dezember 1938 wandte sich der Vize-Sekretär Adelchi Serena an das Innenministerium mit dem Hinweis, dass die „UFN Mailand weiterhin Aktivitäten durchführt, die eine Einmischung und einen Anachronismus vor allem auf dem Gebiet der von den Fasci Femminili koordinierten Wohlfahrt für junge Arbeiterinnen darstellen“. Man solle daher die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um sie aufzulösen.[90] So wurde binnen weniger Wochen der bedeutendsten Organisation der frühen italienischen Frauenbewegung ein jähes, gewaltsames Ende bereitet: Am 14. Dezember 1938 ordnete das Innenministerium an, die UFN zu schließen. Daraufhin erließ die Mailänder Präfektur am 31. Januar 1939 ein Dekret, dem zufolge die Zentrale der UFN aufgelöst und ihr Vermögen zu konfiszieren sei.[91] Die Liquidierung der Organisation wurde vom zuständigen Notar Edoardo Messere in einem mehr als 70 Seiten umfassenden Bericht an die Mailänder Präfektur penibel dokumentiert.[92]

Nina Rignano Sullam, die sich bereits im Sommer 1938 gegen den Willen ihrer Kolleginnen aus der UFN zurückgezogen hatte, um deren Existenz nicht zu gefährden,hielt sich zum Zeitpunkt der Räumung allein in Ligurien auf. Sie erfuhr durch eine Mailänder Bekannte von dem desaströsen Vorfall.[93] Ihre Trauer über das Ende der UFN, den Inbegriff ihres Ideals von Frauenemanzipation und sozialer Gerechtigkeit, geht aus einem Brief hervor, den sie im Februar 1939 an ihre Weggefährtin Maria Giovanardi sandte. Zwischen den Zeilen findet sich Kritik am Vorgehen der faschistischen Behörden; diese hätten die humanitären Werte der Frauenvereinigung missachtet, derer sich Rignano Sullam in einem letzten kämpferischen Ausruf zu vergewissern suchte:

„Da ist der große Schmerz über [...] die Gleichgültigkeit, vielleicht das Unverständnis gegenüber vielen Anstrengungen, großem Enthusiasmus [...] Glauben an Ideale, die wohl missverstanden worden sind [...]. In jedem Fall, liebe [Maria], wie schön und gut ist es gewesen, mutig bis zum letzten Moment die Arbeit fortzusetzen und in vorderster Linie zu sterben!“[94]

Die Mitgründerin und wichtigste Protagonistin der UFN kehrte bis zu ihrem Tod 1945 nicht mehr dauerhaft nach Mailand zurück. Die Rassengesetze hatten sie nicht nur aus der italienischen Gesellschaft hinausgedrängt, sondern auch die Institution und Netzwerke zerstört, die ihr Leben maßgeblich bestimmt hatten. Bei der Räumung des Hauses wurden etliche Objekte, Register und Aufzeichnungen vernichtet. Nach Abschluss der Liquidierung bemächtigte sich der örtliche Fascio des Gebäudes, um es als Nachtasyl und Arbeitsamt zu nutzen. Alle noch verbliebenen Aktivitäten der UFN, insbesondere im Bereich der Unterstützung von Arbeiterinnen, wurden gestoppt.[95]

VIII. Auf Leben und Tod

Nach dem gewaltsamen Ende der UFN in Mailand war die ADEI die einzige Organisation in Italien, die jüdischen Frauen noch offenstand. Spätestens seit Beginn der 1940er Jahre war jedoch auch der jüdische Frauenbund in seiner Existenz zusehends gefährdet. Angesichts von Weltkrieg und Holocaust verschärfte auch die faschistische Regierung ihre judenfeindlichen Maßnahmen. Seit Juni 1940 wurden italienische Juden, die als Gefahr für das Regime galten, sowie ausländische Juden, deren Heimatländer eine antijüdische Politik verfolgten, interniert.[96] Im Mai 1942, wenige Monate nach der berüchtigten Wannsee-Konferenz, wurden bestimmte Gruppen italienischer Juden zum Arbeitseinsatz für die Kriegswirtschaft gezwungen. Nur ein Jahr später entstanden regelrechte Internierungs- und Arbeitslager für italienische Juden, die bislang verschont geblieben waren.[97]

Der jüdische Frauenbund, der sich bisher als eher unpolitischer Verband verstanden und Konflikte mit der faschistischen Regierung bewusst vermieden hatte, entwickelte in diesem Kontext antifaschistische Tendenzen. Höchstwahrscheinlich verbreiteten sich gegen Ende 1942 aufgrund des engen Kontakts ihrer Mitglieder zu ausländischen jüdischen Internierten Nachrichten über die Judenvernichtung in Osteuropa auch in der ADEI.[98] Die römische Sektion der ADEI fiel den Behörden im Frühjahr 1941 negativ auf. Am 23. Mai teilte die politische Polizei unter Bezug auf eine „vertrauliche Quelle“ dem Innenministerium mit, dass die Frauenvereinigung

„heimlich Propaganda für den Zionismus macht, die bekannte Bewegung antinationalistischer, antifaschistischer und ausgesprochen internationalistischer Politik zum Wiederaufbau Palästinas und eines jüdischen Staats unter englischer Souveränität [...]. [Die Vereinigung] hält Vorträge über die zionistische Politik, die in offenem Widerspruch zu den Richtlinien des Regimes stehen. Hinzugefügt sei, dass die Vereinigung ein Hilfskomitee für ausländische Juden betreibt, die die Regierung in politische Verbannung und in Konzentrationslager gebracht hat.“[99]

Die seit langem in faschistischen Kreisen kursierenden, von Mussolini selbst geförderten Vorurteile gegen den Zionismus hatten mit dem Kriegsgegner Großbritannien sowie der gleichzeitigen Radikalisierung der faschistischen Judenpolitik zusätzlichen Rückhalt bekommen. Als zionistische und daher aus Sicht des Faschismus gefährliche Vereinigung geriet so auch die ADEI einmal mehr ins Blickfeld der Behörden. Zumindest der römischen Sektion war es seit Sommer 1941 nahezu unmöglich, unbeobachtete Zusammenkünfte zu organisieren.[100]

Trotz antisemitischer Anfeindung und intensiver polizeilicher Beobachtung arbeitete die ADEI noch über zwei Jahre lang, unterstützte im Rahmen der verbliebenen Möglichkeiten mittellose jüdische Familien und organisierte Weiterbildungskurse für Frauen, die sich kurz vor der Auswanderung befanden.[101] Die deutsche Besetzung Italiens im Sommer 1943 und die Entstehung der Republik von Salò jedoch bereiteten der jüdischen Frauenvereinigung ein gewaltsames Ende. Seit dem 8. September mussten auch die Juden in Italien um ihr Leben fürchten.[102] Wie alle Juden, die sich nicht in den von den Alliierten befreiten Gebieten Süditaliens befanden, begannen auch die Mitglieder der ADEI, zusammen mit ihren Familien, um das Überleben zu kämpfen.[103]

Die oft tragischen Schicksale jüdischer Feministinnen sind Teil der Geschichte der Shoah in Italien. Während Berta Cammeo Bernsteins Tochter Marta die Flucht in die Schweiz gelang[104] und die letzte Vorsitzende des jüdischen Frauenbunds, Gabriella Falco Ravenna, bei einem befreundeten Juristen in Rom Zuflucht fand,[105] wurde eine der Pionierinnen der ADEI, die mittlerweile 68-jährige Philologin Augusta Jarach, im Februar 1944 nach Auschwitz deportiert und sofort nach ihrer Ankunft umgebracht.[106] Flucht, Untergrund und Deportation bestimmten auch die Schicksale der letzten jüdischen Mitglieder der Mailänder UFN und des Florentiner Lyceums. Nina Rignano Sullam, die ihre italienische Heimat nicht hatte verlassen wollen, starb einsam 1945. Die Antifaschistin Gina Lombroso verschied 1944 im Genfer Exil, ohne Italien jemals wiedergesehen zu haben.[107]

IX. Unvollkommene Emanzipation

Die wechselvolle Geschichte italienisch-jüdischer Protagonistinnen im Zeitalter der Weltkriege stellt sich als die Geschichte einer unvollkommenen Emanzipation dar. Obwohl der Einfluss jüdischer Akteurinnen auf die konzeptionelle wie institutionelle Entwicklung und transnationale Vernetzung der frühen italienischen Frauenbewegung wegweisend und nachhaltig war, verlief ihre gesellschaftliche Integration keineswegs unproblematisch. Die Erfahrungen, Erinnerungen und Diskurse italienisch-jüdischer Feministinnen zwischen emanzipatorischem Aufbruch und antisemitischer Verfolgung spiegeln beispielhaft die Ambitionen, Errungenschaften und Rückschläge jüdischer Frauen im Engagement für die italienische Nation wider. Die Judenemanzipation des 19. Jahrhunderts hatte ihnen im Gegensatz zu jüdischen Männern nicht die ersehnte staatsbürgerliche Gleichstellung gebracht, doch konnte ihr Engagement für die Emanzipation von Frauen weitreichende Erfolge für deren soziale, kulturelle und juristische Situation verzeichnen. Reformen des Bildungssystems, die Professionalisierung von Sozialarbeit sowie die Verbesserung der rechtlichen Lage arbeitender Frauen und Mütter gingen vielfach auf Initiativen jüdischer Protagonistinnen zurück. Der Zugang von Frauen zu (fast) allen Berufen und die Abschaffung der ehelichen Bedrängung durch die Legge Sacchi von 1919 bildeten einen Meilenstein auf dem Weg zu weiblicher Selbstbestimmung und zur Befreiung von patriarchalischen Familienstrukturen. Das Wahlrecht jedoch blieb den Italienerinnen nach dem Ende des Ersten Weltkriegs versagt. Jüdische Feministinnen beteiligten sich bis weit ins 20. Jahrhundert hinein an dem fortwährenden Kampf für die politische Partizipation von Frauen in Italien.

Gleichzeitig war die Geschichte italienischer Jüdinnen von sozialer wie kultureller Marginalisierung und antisemitischer Anfeindung geprägt, die sich während des Ersten Weltkriegs verstärkte und seit Beginn der faschistischen Herrschaft kontinuierlich radikalisierte. Im Gegensatz zur politischen Kultur des liberalen Italien, in der Antisemitismus keine bedeutende Rolle spielte, boten die von der katholischen Kirche und den organisierten Katholikinnen dominierten Sittendiskurse sowie Sphären wie Erziehung und Schulwesen durchaus Anhaltspunkte für die Verbreitung antijüdischen Gedankenguts. Nach der Machtübernahme Mussolinis begann sich die Judenfeindschaft in der italienischen Politik und Gesellschaft qualitativ und quantitativ zu verändern.

Dass die faschistische Rassengesetzgebung nicht das jähe, unvorhergesehene Ende einer idyllischen Integration, sondern den Kulminationspunkt einer langfristigen Entwicklung bildete, lässt sich am Beispiel der Geschichte jüdischer Akteurinnen in ihren Beziehungen zur nichtjüdischen italienischen Mehrheitsgesellschaft eindrücklich demonstrieren. Regimekonforme Frauenvereinigungen marginalisierten jüdische Frauen bereits seit den 1920er Jahren, während Jüdinnen sich 1927 in der zionistischen und in ihren Mailänder Ursprüngen dezidiert antifaschistischen ADEI eine vorerst geschützte Sphäre schufen. Ihr Engagement in der zunehmend faschisierten Frauenbewegung wurde parallel zur fortschreitenden Annäherung zwischen Faschismus und katholischer Kirche problematisch; es endete im Zuge der Rassengesetze mit der Vertreibung aller noch verbliebenen Jüdinnen aus den weltlichen Frauenorganisationen und der zeitgleichen Auflösung der UFN. Zahlreiche jüdische Akteurinnen emigrierten, gingen nach 1943 in den Untergrund oder wurden deportiert.

Laura Orvieto und Paola Lombroso gehören zu den wenigen überlebenden italienisch-jüdischen Feministinnen, die in der Nachkriegszeit ihr soziales und kulturelles Engagement wieder aufnahmen. Auch ihre Freundschaft mit Amelia Rosselli, die 1946 aus dem amerikanischen Exil nach Florenz zurückkehrte, konnte den Abgrund der Shoah überbrücken. Die vormals weitgespannten nationalen wie transnationalen Netzwerke der Akteurinnen jedoch waren durch Faschismus, Krieg und Völkermord unwiderruflich zerrissen. Die jüdischen Protagonistinnen der italienischen Frauenbewegung gerieten nach 1945 weitgehend in Vergessenheit. Ihre Errungenschaften wie pädagogische Innovation, gesellschaftliche Reform und moderne Sozialarbeit blieben in der Frauenbewegung dennoch lebendig. Sie bildeten das kulturelle Erbe der Pionierinnen, die die Emanzipation als Frauen und Jüdinnen zu Lebzeiten nicht hatten erfahren dürfen.

Published Online: 2021-01-01
Published in Print: 2020-12-25

© 2021 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

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