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Judd Devermont/Catherine Chiang: Innocent Bystanders. Why the U.S.-China Trade War Hurts African Economies. Washington, D.C.: CSIS, Mai 2019

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Published/Copyright: September 7, 2019

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Devermont Judd Chiang Catherine Innocent Bystanders. Why the U.S.-China Trade War Hurts African Economies Washington, D.C. CSIS Mai 2019


Judd Devermont, Direktor des Afrikaprogramms des Center for Strategic & International Studies (CSIS) und Catherine Chiang, Programmkoordinatorin bei CSIS beschäftigen sich in ihrer kurzen Studie mit den Auswirkungen des Handelskriegs zwischen den USA und China auf die Volkswirtschaften Afrikas. Die Länder Subsahara-Afrikas geraten ökonomisch immer stärker unter Druck als Folge des Handelskriegs zwischen Washington und Beijing. Obwohl die afrikanischen Staaten nicht das Ziel im Handelsstreit sind, haben die U.S.-Zölle zu einem Rückgang der Rohstoffpreise, zum Verfall lokaler Währungen und zu sinkenden Börsenkursen an den örtlichen Handelsplätzen geführt. Gleichzeitig geht die Nachfrage für Rohstoffe auch von chinesischer Seite zurück, da bedingt durch den Handelsstreit mit Washington weniger Waren in China produziert werden. Das afrikanische Exportvolumen nach China könnte somit noch weiter sinken. Besonders die Ökonomien Südsudans und Angolas sind durch diese Negativentwicklung verwundbar, da der Rohstoffexport nach China über ein Viertel der gesamten Exporte der beiden Staaten ausmacht. Um von dem Handelsstreit möglicherweise profitieren zu können, seien die produzierenden Gewerbe der Staaten Subsahara-Afrikas zu wenig entwickelt. Die Möglichkeit im produzierenden Sektor neue Aufträge, die aus China abgezogen werden zu gewinnen, werde eher von besser entwickelten Ökonomien in Asien und Südamerika genutzt. Experten der Afrikanischen Entwicklungsbank prognostizieren daher einen Rückgang des BIP um 2,5 Prozent in rohstoffintensiven Ländern<fnote> Als rohstoffintensives Land gilt eine Volkswirtschaft, wenn mindestens 25 % aller Exporte aus nicht-erneuerbaren Rohstoffen bestehen. </fnote> und einen Rückgang um 1,9 Prozent für die ölexportierenden Staaten Afrikas bis 2021. Auf diese Weise gefährdeten die U.S.-Zölle zentrale Ziele der amerikanischen Afrikapolitik. Die Förderung ökonomischer Eigenständigkeit, die Vergrößerung des Handels- und Investitionsvolumens zwischen den USA und Afrika sowie die Eindämmung des chinesischen Einflusses auf dem afrikanischen Kontinent werden durch den Zollstreit unterminiert.

Beijing, so die Analyse, nutze den Zollstreit mit Washington dazu, seinen Einfluss auf die Staaten Subsahara-Afrikas noch weiter zu festigen und gleichzeitig die USA vor Ort zu diskreditieren. Die chinesischen Botschafter in Südafrika und Nigeria, den beiden größten Volkswirtschaften des Kontinents, veröffentlichten Berichte und offizielle Statements in denen die schädlichen Auswirkungen des U.S.-Zölle auf die Ökonomien vor Ort verurteilt werden. Dieses Vorgehen Beijings fügt sich nahtlos in die chinesische Strategie ein, sich als idealer Entwicklungspartner für Afrika in Szene zu setzen – oftmals auf Kosten der USA. Bisher hat Washington auf diese Entwicklung in Afrika nicht reagiert, obwohl Beijing seinen Einfluss nutzt, um eine sino-afrikanische Koalition für eine multipolare Welt aufzubauen.

Die Autoren der Studie formulieren aber auch einige Vorschläge, wie Washington die Auswirkungen des Handelskriegs auf die afrikanischen Staaten abmildern kann. Die amerikanische Afrikapolitik solle sich auf die eigenen Stärken konzentrieren und die eigene Handels- und Investitionsstrategie stärken. Gleichzeitig solle Washington der von China angefachten Anti-U.S.-Rhetorik direkt begegnen, indem man die eigenen Stärken auf dem wirtschaftlichen Sektor hervorhebt. Die Vereinigten Staaten sollten zudem die Strafzölle gegen China in einen anderen Kontext bringen, zum Beispiel als Strafe für schädliches Verhalten Chinas im Bereich der Wirtschaftsspionage. Auf diese Weise könnte die Akzeptanz für Zölle und deren schädliche Auswirkungen auf unbeteiligte Drittstaaten erhöht werden. Somit würde Washington auch nicht die Deutungshoheit im Handelskonflikt gänzlich an China verlieren. Die Studie weist zudem darauf hin, dass der momentan von der U.S.-Regierung propagierte Protektionismus schädlich für die Bemühungen ist, eine den gesamten afrikanischen Kontinent umfassende Freihandelszone (CFTA) zu etablieren. Die Einführung der CFTA wäre ein entscheidender Schritt in Richtung ökonomischer Selbständigkeit für die afrikanischen Staaten.

Die Studie beleuchtet einen Aspekt des Handelskriegs zwischen Washington und Beijing, der allzu oft vernachlässigt wird. Die präzise Aufstellung der Risiken einer fehlgeleiteten protektionistischen Politik Washingtons ist besonders lesenswert. Die Gefährdung der Errungenschaften einer jahrzehntelangen Entwicklungspolitik gegenüber Subsahara-Afrika, die eine Verbesserung der Lebensverhältnisse herbeiführen und somit auch zu politischer Stabilität beitragen soll, ist mehr als fahrlässig. Der strategische Vorteil, den Beijing aus der Situation gewinnt ist eine weitere, nicht zu unterschätzende Gefahr für das regelbasierte internationale System.

https://www.csis.org/analysis/innocent-bystanders-why-us-china-trade-war-hurts-african-economies

Published Online: 2019-09-07
Published in Print: 2019-09-01

© 2019 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

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