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Nietzsche on Objects

  • Justin Remhof
Published/Copyright: November 24, 2015

Abstract

Nietzsche was persistently concerned with what an object is and how different views of objects lead to different views of facts, causality, personhood, substance, truth, mathematics and logic, and even nihilism. Yet his treatment of objects is incredibly puzzling. In many passages, he assumes that objects such as trees and leaves, tables and chairs, and dogs and cats are just ordinary entities of experience. In other places, he reports that objects do not exist. Elsewhere he claims that objects exist, but as mere bundles of forces. And sometimes he proposes that we bring all objects into existence. Nietzsche’s writings, then, appear to support various secondary readings, which are jointly inconsistent. My chief aim is to present and defend the reading that Nietzsche embraces constructivism about objects, the neo-Kantian view that all objects are socially constructed. I first explain this view and argue that all non-constructivist readings are not supported by Nietzsche’s texts. I then present Nietzsche’s object constructivism, reconstruct his argument for the position, and defend it from an internal objection. I finish by suggesting that Nietzsche might have embraced such a radical conception of objects because it plays a crucial role in overcoming nihilism.

Zusammenfassung

Nietzsche befasste sich ständig damit, was ein Objekt ist und wie verschiedene Sichten auf Objekte zu verschiedenen Sichten auf Tatsachen, Kausalität, Persönlichkeit, Substanz, Wahrheit, Mathematik und Logik und sogar auf den Nihilismus fuhren. Doch seine Behandlung der Objekt-Frage ist unglaublich verwirrend. In vielen Passagen nimmt er an, dass Objekte wie Bäume und Blätter, Tische und Stuhle, Hunde und Katzen schlicht gewöhnliche Erfahrungsgegebenheiten sind. An anderen Stellen sagt er, dass Objekte nicht existieren. An wieder anderen Stellen behauptet er, dass Objekte existieren, aber nur als Bündel von Kräften. Und manchmal schlagt er vor, dass wir es sind, die alle Objekte zur Existenz bringen. So scheinen Nietzsches Schriften unterschiedliche Interpretationen zu stutzen, die miteinander unvereinbar sind. Mein Hauptziel ist, die Lesart zu bieten und zu verteidigen, nach der Nietzsche sich in Sachen Objekte den Konstruktivismus zu eigen macht, die neokantianische Sicht, dass alle Objekte sozial konstruiert sind. Zunächst erläutere ich diese Sicht und zeige, dass alle nicht-konstruktivistischen Lesarten keinen Rückhalt in Nietzsches Texten haben. Dann lege ich Nietzsches Objekt-Konstruktivismus dar, rekonstruiere seine Argumentation dafür und verteidige sie gegen einen internen Einwand. Ich schließe mit dem Vorschlag, dass Nietzsche sich eine so radikale Konzeption der Objekte zu eigen gemacht haben konnte, weil sie eine Schlüsselrolle in der Überwindung des Nihilismus spielt.

Online erschienen: 2015-11-24
Erschienen im Druck: 2015-11-27

© 2015 by Walter de Gruyter Berlin/Boston

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  1. Titelei
  2. Inhalt
  3. Verzeichnis der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
  4. Editorial
  5. Kontroverse zum Thema „Was heißt und wie kann man ,Werte schaffen‘?“
  6. 0.0 Einleitung
  7. 0.1–0.9 Selbstvorstellung der Teilnehmer(innen) der Kontroverse
  8. 1. Runde
  9. 1.1 Die Selbstüberschätzung des Philosophen und der Philosophie
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  11. 1.3 How hard is it to create values?
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  14. 1.6 Nietzsche’s Highest Value (Affirmation of Life) and its Limits
  15. 1.7 What we can learn from Plants about the Creation of Values
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  17. 1.9 On Creating Values
  18. 2. Runde
  19. 2.1 Die Vorzüge der Kritik und die Falle des Dekonstruktivismus
  20. 2.2 Aufwertung und Abwertung. Nietzsches Gegenhegemonie
  21. 2.3 What is it like to recognize values? (The hard problem of value 2)
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  23. 2.5 Nietzsches Ästhetik des Schaffens im Zeichen von Schwangerschaft und „Erfindlichkeit“
  24. 2.6 Why Nietzsche Opposes the Creation of Values
  25. 2.7 Are Values of Social or Individual Origin? And what is the Purpose of Values?
  26. 2.8 Normative Implikationen der Moralkritik. Kritische Bemerkungen zu Versuchen, Nietzsche als Metaethiker zu lesen
  27. 2.9 Defending the Creation of Values
  28. 3. Runde
  29. 3.2 Angriff als Verteidigung. Nietzsches Revolutionen
  30. 3.3 What Mary didn’t know about values (The hard problem of value 3)
  31. 3.4 Wie politische Interessen meinungsgesteuerte Werte werden. Nietzsches Kritik an massenmedialer Wertevermittlung im Kontext zeitgenössischer und aktueller Stimmen
  32. 3.9 Some Relevant Distinctions for Understanding the Creation of Values
  33. Abhandlungen
  34. Le rôle de Bacon et de Newton dans l’élaboration de la méthode de Nietzsche
  35. Die Moral eines freien Geistes
  36. What Zarathustra Whispers
  37. Nietzsche’s Science of Love
  38. Nietzsche on Objects
  39. Nietzsche, Selfhood, and the Limitations of the Transcendental Reading
  40. „Du solltest das Perspektivische in jeder Werthschätzung begreifen lernen“. Zum Problem des Perspektivischen in der Vorrede zu Menschliches, Allzumenschliches I
  41. Die Spuren von Nietzsches Schrei ben. Arbeit mit der KGW IX
  42. Orientierung an der Zeit. Logik, Paradoxie und Theorie nach Nietzsche und Luhmann
  43. Diskussion
  44. Contesting Nietzsche’s Agon. On Christa Davis Acampora’s Contesting Nietzsche
  45. Abhandlung zur Geschichte und Edition von Nietzsches Werken
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  47. Beiträge zur Quellenforschung
  48. Editorial
  49. Nachweise
  50. Nachweis aus Plutarch, Ueber die gemeinen Begriffe. Wider die Stoiker (1861)
  51. Nachweise aus Jacob Bernays, Die Dialoge des Aristoteles in ihrem Verhältniss zu seinen übrigen Werken (1863)
  52. Nachweise aus Emil Heitz, Die verlorenen Schriften des Aristoteles (1865)
  53. Nachweise aus Erwin Rohde, Afterphilologie (1872)
  54. Abhandlung zur Rezeptionsforschung
  55. Friedrich Nietzsche and Jakob Wassermann: Brothers in Spirit?
  56. Bericht
  57. Die gegenwärtige Nietzsche-Forschung in China. Die straussianische Lesart im Fokus
  58. Miszelle
  59. Ritschl als Kollege Nietzsches in Basel? Ein Brief Friedrich Ritschls an Wilhelm Vischer-Bilfinger
  60. Rezensionen
  61. Neuerscheinungen der biographischen Nietzsche-Forschung
  62. Neuerscheinungen zu Nietzsches Denken des Politischen
  63. Furcht, Gewalt und Bejahung eines ausgesetzten Lebens
  64. Nietzsche und Benjamin als Sternbild
  65. Siglen
  66. Register
  67. Hinweise zur Gestaltung von Manuskripten für die Nietzsche-Studien
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