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Grundlagen und Konturen der Studien des deutsch-chinesischen Austauschs (SDCA) als Weiterentwicklung interkultureller Regionalstudien

  • Marcus Hernig

    Prof. Dr. Marcus Hernig ist Professor für deutsch-chinesische Austauschstudien und Berater für strategische Entwicklung des Sino-German Colleges an der University of Shanghai for Science and Technology (USST). Er arbeitet seit Jahren als Forscher, Korrespondent und Publizist zu Themen des Ost-West-Austausches, unter anderem der Geschichte und gegenwärtigen Entwicklung der neuen Seidenstraße. Zudem lehrt Hernig seit mehr als zehn Jahren Chinakompetenz in Deutschland und China, u. a. am Chinesisch-Deutschen Hochschulkolleg der Tongji-Universität Shanghai. Seine Dissertation China und die interkulturelle Germanistik (2000) war die erste empirische Forschungsarbeit über interkulturelle Lehr- und Forschungsansätze der chinesischen Germanistik.

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Published/Copyright: February 8, 2024

Zusammenfassung

Ausgehend von Michel Foucaults Kritik an gesellschaftlichen Diskursen plädiert der folgende Aufsatz dafür, Studien des Austausches zwischen Deutschland und China in den Mittelpunkt interkultureller Studien zwischen Deutschland und China zu stellen. Anlass ist die zunehmende Einseitigkeit von Diskursen über die jeweils eigene Kultur und ihre problematische Geschlossenheit, die kaum Leerstellen für offene Kommunikation ermöglicht. Ansätze aus TransArea-Studies und historischen Untersuchungen zur Akkulturation, zur Wirkung von Persönlichkeiten des deutsch-chinesischen Austausches oder Geschichten von Ergebnissen deutsch-chinesischer Kooperation bieten zahlreiche Chancen, offene und mit Foucault somit „ereignishafte“ Kommunikation zwischen Deutschland und China wieder lebendig werden zu lassen. Zu zeigen, wie diese Ansätze und Inhalte für ‚Studien des deutsch-chinesischen Austauschs (SDCA)‘ wirksam werden können, ist das Ziel des Aufsatzes.

Abstract

Based on Michel Foucault’s criticism of social discourses, the following essay argues to focus on studies of exchange at the center of intercultural studies between China and Germany. The main criticism lies in the increasing one-sidedness of discourses about one’s own culture and their problematic closed nature, which leaves hardly any gaps for open communication. Approaches from Trans-Area Studies and historical studies on acculturation, the influence of personalities of German-Chinese exchange or stories of the outcomes of German-Chinese co-operation offer numerous opportunities to revive open and, in Foucault’s words, “eventful” communication between Germany and China. The aim of the article is to demonstrate the effectiveness of these approaches and their relevance to the Study of Sino-German Exchange (SDCA).

1 Warum deutsch-chinesischen Austausch lehren und studieren?

1.1 Das doppelte Problem des deutsch-chinesischen Diskurses

Ich möchte mit einer These und einem Appell zugleich beginnen. Die These lautet: Der deutsch-chinesische Austausch leidet an einseitigen, starr geordneten Diskursen, denen mit Michel Foucault (1974: 10) „Ereignishaftigkeit“ fehlt. Daher droht uns zunehmend „Sprachlosigkeit“, obwohl wir weiter miteinander reden. Der Appell lautet kurz und knapp: Diese Krise des deutsch-chinesischen Diskurses muss bekämpft werden. Mit neuen Lehr- und Forschungsinhalten, die ich vorläufig als Studien zum deutsch-chinesischen Austausch (SDCA) 中德交流学 bezeichne. Von ersten Überlegungen dazu handelt der vorliegende Beitrag.

Deutsche und Chinesen reden viel über-, wenig miteinander. Das liegt nicht allein daran, dass die COVID-19-Pandemie physische Begegnungen zwischen 2020 und 2023 mehr oder weniger unmöglich machte und die technische Weiterentwicklung zur Online-Gesellschaft allein kein ausreichender Ersatz für dieses Defizit ist. Sie ist ausgesprochen notwendig, aber leider nicht hinreichend.

Das Problem besteht auch nicht darin, dass selbst nach dem ‚Ende‘ der Pandemie einstige chinesische Europa- und Deutschlandreisende nun lieber im Lande selbst unterwegs sind – und Deutschland nur so lange wie nötig aufsuchen. Grund des Problems ist auch nicht allein, dass Politiker von „De-Coupling“ und „De-Risking“ sprechen und damit meinen, Risiken zu minimieren, welche die allzu groß gewordene gegenseitige wirtschaftliche Abhängigkeit mitgebracht hat. Auch der vierte Grund reicht nicht aus: Man hat in den Jahrzehnten der Reform und Öffnung zwar einiges für den kultur- und bildungsbezogenen Austausch zwischen China und Deutschland getan, aber am Ende war man auf beiden Seiten doch viel zu sehr den Verlockungen wirtschaftlicher Beziehungen erlegen. Auch Grund Nummer fünf ist nur ein zusätzlicher Faktor: Betrieben wurde der deutsch-chinesische Austausch zwischen kleinen Minderheiten – den interkulturellen Eliten, wenn man so möchte. Wirkliche Breiten- und Tiefenbildung über den jeweils Anderen konnte nie zu einer wirklichen Strategie werden, trotz altbekannter und mantraartig wiederholter Rufe nach mehr „Chinakompetenz in Deutschland“ und trotz der Rekordmilliarden wirtschaftlicher Transaktionen. Auch Goethe- und Konfuzius-Institute haben sich nicht als wirksame Instrumente erwiesen, die gegenseitige Softpower zu verstärken.

Das wirkliche Problem liegt in Wahrheit im deutsch-chinesischen Diskurs selbst begründet. Nach Foucault (1974) laufen Diskurse nach einer bestimmten Ordnung ab: Sprechende und Hörende sind die beiden Rollen eines solchen Diskurses. Foucault kritisierte, dass unter gewissen Voraussetzungen diese nicht austauschbar seien (vgl. Foucault 1974: 27). Innerhalb von „Diskursgesellschaften“ sind die Subjekte in ihren Rollen festgelegt: Die einen sprechen nur. So bilden sich Monologe. Die anderen werden auf ihre Rolle als Zuhörer festgelegt. Da diese Rolle passiv ist, eignen sich diese „Zuhörer“ die Redeinhalte der Sprechenden an. Deutschland und China sind solche geordneten „Diskursgesellschaften“. Sie werden geführt von einer Minderheit der Sprechenden, die „die Produktion des Diskurses zugleich kontrollieren, selektieren, organisieren und kanalisieren […]“ (Foucault 1974: 10–11).

Foucaults Analyse ist erschreckend aktuell. Sie besitzt einen zeitlos-universalen Anspruch, denn sie ist nicht beschränkt auf eine bestimmte Zeit, eine bestimmte Kultur, eine bestimmte Gesellschaft. Doch sie lässt sich sehr gut auf bestehende Einzelgesellschaften anwenden: In Deutschland trifft sie auf einen Diskurs, innerhalb dessen die politische Führung des Landes von „unseren europäischen Werten“ spricht. Gesucht werden Wertepartner, mit denen man gemeinsam Zukunft gestalten möchte. Stärker als noch vor einem Jahrzehnt soll sich eine begrenzte Diskursgesellschaft Europa bilden, eng verwandt und vereint mit jener jenseits des Atlantiks in den USA. Der Krieg zwischen dem europäischen Staat Ukraine und dem europäisch-asiatischen Hybridgebilde Russland hat den interkulturellen Diskurs zu einem entschieden einseitig geführten gemacht – und dabei Deutschland auf der politischen Landkarte von einer Stellung mitten in Europa wieder stark nach Westen verschoben. Der Blick hat sich vom Osten abgewendet; und als ‚diskursverwandt‘ gelten nur noch Gesellschaften, die zumindest an der Oberfläche ähnliche Wertestrukturen aufzuweisen scheinen: Japan, Südkorea, vielleicht noch Indien.

Politik benötigt Werte und damit Leitlinien, damit das Kollektiv, für das sie handelt, Orientierungsrichtungen erhält. So gesehen sind Werte von „enormer Bedeutung“, wie Wurthmann (2021) für politische und soziale Systeme ausführt. Werteorientierung führt schnell zur Nähe bestimmter Gruppen oder Gesellschaften zueinander. Häufig geht es dabei auch um die Versicherung, wo man selbst steht, und um Abgrenzung von den ‚Anderen‘. Provoziert durch Russlands Einmarsch in die Ukraine stehen Werte wie Freiheit und Demokratie auf politischer Ebene in Deutschland besonders im Mittelpunkt. Gesellschaftliche Kollektive wie Frankreich oder die Vereinigten Staaten von Amerika betrachtet man als Partner, mit denen man diese Werte teilt. Europas Einigung dient nicht zuletzt als Prozess zum Finden gemeinsamer Werte, auf die alle Mitglieder des Staatenbundes setzen. Das ist sinnvoll, um mehr Einigkeit zu erzielen, umgekehrt besteht aber die akute Gefahr, dass andere Werte ausgelassen, übersehen oder ausgeblendet werden. So werden allein Diskurse aufrechterhalten oder ausgebaut, wenn sich die Partner innerhalb einer auf bestimmte Weise definierten und eingegrenzten Wertegemeinschaft befinden. Jenseits dieser Gemeinschaften droht der Totalausfall.

Damit liegt für das Funktionieren des deutsch-chinesischen Diskurses auf deutscher Seite bereits ein doppeltes Problem vor. Das erste besteht in der gefährlichen Festlegung der Rollen Sprechender und Hörender in der deutschen Gesellschaft. Der politische Diskursanteil der Sprechenden hat parteiübergreifend die Rolle Chinas als „Systemrivale“ und von „europäischen Werten“ entfernte Gesellschaft festgelegt. Diese europäischen Werte sind in Titel I, Artikel 2 des Vertrags von Lissabon genannt. Sie beinhalten u. a. Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und Wahrung der Menschenrechte. Zu Recht haben diese Werte einen universalen Charakter, sie sind aber sicherlich nicht vollständig und gleichzeitig unscharf, denn ihnen liegt ein großer, oft kulturabhängiger semantischer Raum zu Grunde. Ein Franzose legt den Freiheitsbegriff möglicherweise anders aus als ein Deutscher, der diesen mit dem hier fehlenden Begriff der Sicherheit paart: Freiheit kann da enden, wo Unsicherheit ins Spiel kommt und Unsicherheit selbst kann auch oft Voraussetzung zu wahrer Freiheit sein. Möglicherweise wäre der Wert Sicherheit mit Vertretern anderer europäischer Staaten ebenso konsensfähig und könnte zu einem „europäischen Wert“ erhoben werden. Plötzlich entdeckt man so Parallelen zu chinesischen und asiatischen Wertvorstellungen, denn ‚安全‘ ist ein Nationalstaaten umgreifender Wert Ostasiens, den vermeintliche ‚Systemrivalen‘ wie China und Japan miteinander teilen. Im Entdecken überraschender Übereinstimmungen liegt die Chance: Findet jetzt ein neuer Diskurs statt, entsteht plötzlich die Spannung des Ereignishaften. Im Ereignis selbst wagen die neuen Diskurspartner, die normiert scheinende Kategorisierung „europäischer Werte“ zu hinterfragen – unter Beteiligung von Nichteuropäern. Medial kontrollierte Auseinandersetzung mit Werten vermeidet solche Entdeckungen.

Eine dritte Kraft ist die sogenannte Chinaexpertise, deren Vertreterinnen und Vertreter in den letzten Jahren ebenfalls deutlich an Zahl zugenommen haben. Damit wird gerade in Deutschland eine Kulturtradition bemüht, die gern dem Experten, dem fachlichen Spezialisten eine besondere Deutungshoheit einräumt. Die zu Medienstars avancierten Virologinnen und Virologen der Coronazeit sind dafür treffende Beispiele aus jüngster Vergangenheit. Aus diesem Dreibund aus Politik, Medien und – neupolitisch korrekt geschrieben – Expert:Innen entsteht ein machtvolles Konglomerat aus Sprechenden, die sich in Deutschland über den Hörenden – den Bürgerinnen und Bürgern – klar positioniert haben. Diese vertikale Top-Down-Struktur zwischen politischer, medialer und wissenschaftlicher Elite und den Bürgerinnen und Bürgern sind nach Foucault festgelegt: Die Hörenden haben kaum eine Chance, selbst zu Sprechenden zu werden.

Mit dem verstärkten Festlegen auf eine westliche Wertegemeinschaft engt sich der Kreis passender Diskurspartner weiter ein. Zwar hat die während der Legislaturperiode 2021 und 2025 amtierende Regierung Deutschlands klar und ausdrücklich signalisiert, die Zusammenarbeit mit China, „insbesondere als unverzichtbarer Akteur für die Lösung zentraler Herausforderungen“ (Chinastrategie 2023: 10) fortzuführen, doch es steht zu befürchten, dass Chancen zur Zusammenarbeit weniger aktiv gesucht und stattdessen höchstens passiv genutzt werden (Chinastrategie 2023: 10). Die Regierung des 20. Deutschen Bundestags spricht von „unseren Werten und Interessen“ (Chinastrategie 2023: 12). Es muss bezweifelt werden, dass der neue Diskurs von jener von Foucault eingeforderten offenen Ereignishaftigkeit geprägt ist, wenn ein solcher wirklich in tiefem Sinne erkenntnisfördernd sein soll.

Wie gestaltet nun China seine Diskurse? In China spielen – nicht zuletzt als Folge der pandemischen Isolation verbunden mit einem stark gestiegenen Selbstbewusstsein – „unsere Geschichten“ im öffentlichen Diskurs eine deutlicher denn je artikulierte Rolle. China solle der Welt – und damit auch Deutschland – „seine Geschichten gut erzählen“ betonte Präsident Xi Jinping bereits 2021. Nun ist „Geschichten erzählen“ grundsätzlich interessant. Geschichten können gute Grundlagen für neue Diskurse bieten. Geschichten erzählen gehört zu den ältesten Formen menschlicher Kommunikation. Noch bis zum Beginn der 2000er Jahren zogen Geschichtenerzähler (shuoshu yiren) durch China und erzählten der ländlichen Bevölkerung Stoffe aus Chinas reicher Literatur, Volkssagen oder klassischen Theaterstücken. Sie hatten ihre Zuhörer, die teilweise weite Wege zurücklegten, um den Erzählungen aus ferner Vergangenheit zu lauschen. Solche Geschichten bereicherten damalige innerchinesische Diskurse – und enthalten möglicherweise auch heute noch Stoff, der genügend Spannendes enthält, um interkulturell transportiert zu werden.

China hat eine Menge Stoff, den es erzählen kann. Wer sich lange mit China beschäftigt hat, der versteht auch den deutlich gewachsenen und weiterwachsenden Anspruch, den aus dem ‚Westen‘ herüber transportierten Weltsichten eine eigene entgegenzustellen. Auch in Indien und anderen verstärkt ‚selbst-bewussten‘ Gesellschaften entstehen zwischen der Tradition plötzlich entdeckter jahrtausendalter Geschichte und erfolgreichen Mondladungen neue und eigene Weltsichten, gänzlich ohne die Hilfe des Westens. Indiens Staatchef Narendra Modi schlug 2023 sogar vor, den „kolonial begründeten“ Namen Indien durch ‚Bharat‘ zu ersetzen.

Wenn die jeweilige Weltsicht in einen offenen Dialog mit anderen eingebunden ist und nicht innerhalb einer Diskursgesellschaft stecken bleibt, dann taugt sie als Thema eines interkulturell angelegten Diskurses. Tut sie es nicht, dann erhält sie schnell den Beigeschmack von neuem Nationalismus. Auch in China mangelt es am offenen Dialog nach außen – und der Auseinandersetzung damit. Der chinesische Think Tank Center for China and Globalization (CCG) warnte, dass die neuen Geschichten aus China bisher nur innerhalb der chinesischen Gesellschaft top-down erzählt würden. Solche Geschichten aber eigneten sich nicht, so urteilten Kommunikationsforscher wie Chu Yin oder Shou Huisheng, um sie fruchtbar für einen offenen Diskurs mit dem Ausland werden zu lassen: Sie kritisierten die geläufigen Muster innerchinesischer Diskurse über die eigene Kultur, die oft nur einem oberflächlichen Populismus dienten und top-down-orientiert seien (Cai 2021). Mit Chu und Shou sind „chinesische Geschichten“ nach gängigen Vorstellungen in China genau jene Formen von Diskursen, die mit Foucault keinerlei Ereignishaftigkeit entfalten können.

1.2 Themen des Austausches können aus bestehenden Diskursen erschlossen werden

Chinas Geschichten unterliegen zudem oft dem Problem ihres eigenen Reizes. Letzterer besteht darin, dass eine so lange kontinuierliche Kulturgeschichte wie die chinesische eine große Zahl interessanter Geschichten hervorgebracht hat, die aufgeschlossene westliche – auch deutsche – Geister wie Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) zu lesen wussten. Er sog begehrlich Chinas Geschichten aus der Erzählung des Jesuitenpaters Claudio Filippo Grimaldi auf, um daraus Empfehlungen für eine umfassende Verbesserung des politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zustands Europas in seiner Zeit abzuleiten. Dazu bedurfte es keinerlei Propaganda oder sonstiger Anstrengungen eines kaiserlichen Beamten des damaligen chinesischen Herrschers Kangxi (1654–1722), sondern lediglich des echten Interesses Europas an chinesischen Geschichten. Doch die Gegenwart lässt gerade offene Neugier auf China vermissen. Umso wichtiger wäre es herauszufinden, für welche Themen Europa überhaupt empfänglich ist, wenn es um China geht. Das erfordert eine genaue Analyse europäischer und im konkreten Falle deutscher Diskurse.

Hier liegt eine große Aufgabe für die chinesische Germanistik und interkulturelle Deutschlandforschung unserer Zeit. Kennt man die Themen, die die deutsche Gesellschaft bewegen, ist es viel leichter, daran passende chinesische Geschichten anzudocken, die dialogfähig und damit ereignishaft sind. Das Erzählen entsprechender chinesischer Geschichten lässt die Blase der eigenen Diskursgesellschaft zerplatzen, anstatt sie weiter aufzublähen. Das von Chu und Shou benannte Problem der Zielgruppenproblematik aktueller chinesischer Diskurse, die mit großem zeitlichen und finanziellen Aufwand verlustreich über die ‚Blase‘ vergrößernde Konfuzius-Institute oder andere Einrichtungen ins Ausland transportiert werden sollen, könnte so gelöst werden.

1.3 Der Austausch als ein Akt offener Kommunikation

Der problemorientierten Betrachtung von Diskursen und übergeordneter Gesellschaften in Deutschland und China, die diese bestimmen, folgt nun die Auseinandersetzung mit dem Begriff Austausch. Austausch ist Kommunikation. Communicare bedeutet im Lateinischen „sich umeinander sorgen“. In der chinesischen Übersetzung wird sowohl für Austausch wie für Kommunikation der Begriff jiaoliu (交流) verwendet. Das Schriftzeichen jiao (交) steht dabei für „Beziehung“ und liu (流) ist der „Strom des Wassers“ – also der „Fluss“ im engeren Sinne. Austausch im Sinne von jiaoliu ist das „Fließen einer Beziehung“ – und zwar in beide Richtungen. Gerade der chinesische Austauschbegriff erinnert an das Fließen von Strom, wenn zwei gegensätzlich geladene elektrische Pole in Spannung zueinander gesetzt werden. Der Grundgedanke liegt auch der chinesischen Philosophie des Taoismus zu Grunde, der zwei gegensätzliche Pole oder Kräfte, yin, das Dunkle, und yang, das Helle, als Grundlage von Bewegung, Sein und Leben versteht. Diese Kräfte verharren niemals in statischer Isolation oder in gegenseitiger Abstoßung, sondern sie sind dem Naturgesetz gegenseitiger Anziehung unterworfen, um Neues hervorzubringen. Sie können mit Paul Watzlawick „nicht nicht miteinander kommunizieren“ (Watzlawick/Beavin/Jackson 2016: 58). Watzlawick hat bereits die Unausweichlichkeit des Kommunizierens betont – die chinesische Auffassung vom Fluss der Kräfte zwischen zwei Polen bekräftigt die postulierte Naturgesetzlichkeit der Kommunikation.

Gepaart mit der semantischen Kraft des communicare, des Umeinander Sorgens, erhält der interkulturelle Austausch die angestrebte Ereignishaftigkeit: Der Austausch mit dem Gegenüber befindet sich nicht nur im Fluss, sondern es kümmert einen auch, was der andere denkt und fühlt und wie er handelt. Die Kommunizierenden sind nicht gleichgültig gegeneinander.

Dieses unbedingte, fließende Kommunizieren zwischen Individuen, die sich umeinander sorgen, kann auch zwischen und innerhalb größerer Einheiten wirken: in und zwischen Gruppen, Familien, Nationen und Kulturen. Im chinesischen Denken ist deutlich zu erkennen, dass Staaten nach chinesischer Vorstellung aus menschlichen Gruppen zusammengesetzt sind. Ein Staat ist nach chinesischer Auffassung die Familie eines Landes oder guojia. Die Familie als interdependentes Gebilde ist die Ur-Idee des chinesischen Staates, aus dem er millionenfach zusammengesetzt ist. Damit sind auch andere staatliche Gebilde wie der deutsche aus solchen familiären Zellen zusammengesetzt. Familien aber treten leichter in Beziehung zueinander als abstrakte Gebilde wie es der europäische Begriff der Nation darstellt. So gedacht werden staatliche Gebilde fassbarer, Austausch wird im Sinne von communicare möglich.

1.4 Warum Studien zum deutsch-chinesischen Austausch?

Nicht nur der bloße Reiz der Ereignishaftigkeit, sondern auch die Notwendigkeit, sich zu vergegenwärtigen, dass es gerade das Ereignishafte ist, das Austausch ermöglicht, erfordert es, sich mit der Vielzahl dieser Ereignisse zu beschäftigen, die im Laufe der Geschichte zwischen China und Europa im Allgemeinen und zwischen China und Deutschland im Besonderen geschehen sind. Sie sind es, die der Beschäftigung mit dem jeweils anderen über die reine Erweiterung des Wissens über deutsche Kultur, Geschichte, Politik, Wirtschaft aus chinesischer Sicht gerade ihren unmittelbar erfahrbaren Sinn verleihen. Studien dieser Art verdeutlichen dem, der sich mit ihren Inhalten beschäftigt und/oder diese wiederum lehrt, dass interkulturelle Beziehungen in ihrem Kern durch eine Kette von Ereignissen im Foucaultschen Sinne geprägt sind, deren Kenntnis oder besser Nachvollziehbarkeit und sogar Erlebbarkeit eine unmittelbare Bereicherung darstellt. Doch welche Inhaltsfelder sind das, und wie lassen sie sich nun in das Fach Deutschlandstudien einordnen?

2 Von Area Studies zu TransArea- und Austauschstudien

2.1 Arbeitsfelder interkultureller Regionalstudien

Deutschland- und Chinastudien sind zwei bestimmte Formen von Area Studies oder Regionalwissenschaften. Sie haben sich im universitären Fächerkanon längst etabliert. Anfangs historisch-philologisch ausgerichtet sind sie als Sinologie in Deutschland oder als Germanistik in China seit dem 20. Jahrhundert fester Bestandteil des Bildungsangebots beider Länder. Ausgelöst durch die Einführung der Area Studies konnten sich in Deutschland chinabezogene Regionalwissenschaften etablieren. Chinas Germanistik konnte um Deutschlandstudien erweitert werden. Beispiele dafür waren die Regionalwissenschaften Ostasien an der Universität zu Köln, die breit angelegte Chinalehre und -forschung an der Ruhr-Universität Bochum oder auch die Studien zur Bundesrepublik Deutschland an der Tongji-Universität Shanghai.

Der Autor dieser Zeilen hat sich schon Ende der 1990er Jahre mit einer möglichen Erweiterung der chinesischen Germanistik zu einer interkulturellen beschäftigt (Hernig 2000). Der interkulturell arbeitende Germanist Bernd Thum (1985: 335) legte bereits in den 1980er Jahren eine Art Themenmatrix von Arbeitsfeldern einer Germanistik so an, dass der Austausch zwischen Ausgangs- und Zielkultur, in unserem Fall also China und Deutschland, in dieser Matrix des Faches thematisiert wird.

Tab. 1:

Die sechs Arbeitsfelder interkultureller Germanistik nach Thum (1985:335)

Arbeitsfeld Austauschbeziehungen:

Sowohl in Gegenwart als auch in der Vergangenheit ist der sprachliche, literarische und kulturelle Austausch zwischen den fremd- und deutschsprachigen Kulturen zu untersuchen und zu vermitteln.

Arbeitsfeld „differentiae specificae“ der didaktischen Zielsetzungen:

Die kulturspezifischen und damit unterschiedlichen didaktischen Zielsetzungen einzelner Länder in der Vermittlung von deutschsprachigen Literatur(en) und Kultur(en) sind zu erschließen.

Arbeitsfeld interkulturelle Kommunikation:

Eine weitere Aufgabe der interkulturellen Germanistik besteht in der Definition, Erforschung und Vermittlungsmethodik der interkulturellen Kommunikation „unter besonderer Berücksichtigung“ einer „fremdkulturellen Hermeneutik“.

Arbeitsfeld Vergleich und Transfer:

Die unterschiedlichen Kulturen, in denen Germanistik betrieben wird, sollen nicht nur hinsichtlich ihrer sprachlichen, literarischen und kulturellen Ausprägungen verglichen werden, sondern mithilfe „von Verfahren der Beschreibung des Fremden“ sind Methoden zu entwickeln, um Wissenskompetenz sowohl in der fremden (deutschsprachigen) wie auch in der eigenen Kultur zu erlangen.

Arbeitsfeld Vielfalt deutschsprachiger Kulturen:

Dieses sechste Arbeitsfeld setzt sich mit den sprachlichen, literarischen und kulturellen Unterschieden zwischen und innerhalb der deutschsprachigen Kulturen, z. B. Deutschlands, der Schweiz und Österreichs, auseinander.

Im Kontext dieser Zeilen interessiert das erste Arbeitsfeld, nämlich „Austauschbeziehungen“. Eine reine Konzentration auf „sprachlichen, literarischen und kulturellen Austausch“ würde dem Anspruch eines Faches Deutsch-chinesischer Austausch nicht gerecht. Dieses Fach müsste möglichst die gesamte Bandbreite der Diskurse umfassen. Notwendig dafür ist ein weitreichendes Verständnis des Begriffes cultura, wie ihn bereits Bolten (2007) und darauf aufbauend dann Papageorgiou (2015: 39) beschrieben haben: Papageorgiou bringt mit Bolten Kultur in ihrer vielfachen, polysemantischen Dimension mit dem „Pflegen von Beziehungen“ in Verbindung, was sehr gut zu dem hier zugrunde gelegten Begriff von communicare als Austausch passt. Es geht um die Pflege „zwischenmenschlicher Beziehungen“, die Pflege von Seele, Körper und Geist, die Pflege der Erde und des Bodens sowie die Pflege transzendenter Beziehungen.

2.2 Die vier Dimensionen des Begriffs Kultur und der deutsch-chinesische Austausch

Sehr schnell ergibt sich aus diesen vier Dimensionen von Kultur ein erweiterter Kulturbegriff. Er formt die theoretische Grundlage außenpolitischer Beziehungen als interkultureller Akt: die Pflege des Zwischenmenschlichen, der civitas und der urbanitas, schließt so Phänomene der Zivilisation, der Gesellschaft, der Städte und auch der Politik ein. Die Pflege von Seele, Körper und Geist verweist auf Formen von Kunst, Musik oder Literatur. Die Pflege der Erde und des Bodens ist unschwer erkennbar die Grundlage aller Formen von wirtschaftlicher Kultur einer Region, eines Landes, eines Staates. Das Transzendente als vierte Dimension lässt vielfältige Möglichkeiten theistischer Bezüge zu, wie sie sich zwischen den westlichen und östlichen Enden des gemeinsamen eurasischen Kontinents herausgebildet haben.

In diesen vier Dimensionen stecken nun zahlreiche Einzelthemen und noch mehr Einzelereignisse interkultureller Begegnungen, die wiederum Teile eines diachron angelegten deutsch-chinesischen Austauschs sind. Wir können mithilfe dieser vier Dimensionen von Kultur sogar einen Kanon wichtiger Begegnungen aus Zivilisation und Politik, aus Kunst, Musik, Literatur, Wirtschaft oder auch geistig-religiös-philosophischer Ereignisse generieren, den wir den Themenkanon des deutsch-chinesischen Austauschs nennen könnten. Die auffällig intensive Rezeption deutscher klassischer Musik in China und in anderen ostasiatischen Gesellschaften Japans oder Koreas ist dabei genauso interessant wie die intensive Rezeption der tao- oder daoistischen Philosophie in der deutschen Literatur und Philosophie des frühen 20. Jahrhunderts: von Karl Jaspers über Hermann Hesse zu Bertolt Brecht.

Bezieht man Themen aller vier Dimensionen in den Studien- und Lehrkanon des Faches ein und sucht zu jeder Dimension explizite Ereignisse tatsächlich erfolgter Begegnungen – das wäre die historische Methode – dann erweitern sich Deutschland- oder Chinastudien als Area Studies zu Studien von ereignishaften Begegnungen. Studierende und Lehrende bemerken anhand dieser interkulturellen Akte, dass die Gegenstände ihres Faches sie so unmittelbar etwas angehen und es sich sogar lohnt, dieses ‚davon betroffen sein‘ als Ergebnis von Lehre und Forschung einer breiteren Öffentlichkeit zu vermitteln.

2.3 TransArea Studies als Austauschstudien

Besonders interessant ist die Bedeutung, die der Literaturwissenschaftler Ottmar Ette der Wirkung des Ereignishaften im Sinne Michel Foucaults beimisst: Ette prägte den Begriff der Trans Area Studies, mit dem er die isolierte Betrachtung kultureller Einzelphänomene innerhalb der Area Studies zu überwinden gedachte. Kulturelle Inhalte der Trans Area sind grenzübergreifend. Sie sind damit Gemeingut zweier oder mehrerer Kulturen. Sie sind kulturübergreifend ‚ereignishaft.‘ Sie begründen oder sind Folge eng verflochtener Beziehungen, sie generieren Verwandtschaft von Kulturen durch den gemeinsam geteilten Inhalt. In China wurde das Humboldt-Zentrum für transdisziplinäre Studien geschaffen, das den Kulturen und Disziplinen übergreifenden Forschungsansatz Alexander von Humboldts zum ‚Weltverstehen‘ auch in China etablieren möchte.[1]

Was die chinesisch-deutschen Beziehungen betrifft, so lassen sich hier viele Inhalte finden, die bereits Eingang in eine deutsch-chinesische Trans Area gefunden haben: Da ist zum Beispiel auf wirtschaftlicher Seite Volkswagen ein hoch interessanter Trans Area-Inhalt, der sich seit 1985 zu einem gemeinsamen deutsch-chinesischen Phänomen entwickelt hat. Nicht zuletzt gefördert durch Lee Wenpos äußerst treffende Übersetzung der Markenbezeichnung Volkswagen ins Chinesische als dazhong che konnten sich Autos von Volkswagen über rund vier Jahrzehnte als ein markantes materielles Kulturelement des chinesischen Alltagslebens etablieren, insbesondere der Stadt Shanghai. Doch noch mehr: Was einst als ‚Entwicklungshilfe‘ und Jedermannsauto für den in den 1980ern noch bescheidenen chinesischen Automobilmarkt gedacht war, erfüllt nun seinerseits ähnliche Effekte auf dem deutschen Automobilmarkt, da Chinas deutlich weiter vorangeschrittene E-Mobilität seit neuestem den E-Volkswagen zu einem Reimport nach Deutschland macht. So entwickelte sich eine Automobilmarkte, die seit den 1950er Jahren die bundesdeutsche Gesellschaft mitprägte, zu einem deutsch-chinesischen Trans Area-Phänomen, das einen Ansatzpunkt für wirtschaftlich motivierte Trans Area-Studies zwischen Deutschland und China bieten kann. Weitere Beispiele können leicht gefunden werden.

Zu einem Trans Area-Phänomen der Musik haben sich klassische Komponisten wie Johann Sebastian Bach oder Ludwig van Beethoven in China oder in Japan längst entwickelt: als selbstverständlicher Inhalt von Chorwettbewerben in China (Hangzhou), als Festival einer japanischen Präfektur (Tokushima) oder als weltgrößtes Orgelkonzert in Osakas Konzerthaus „Izumi Hall“.

Das sind nur einige wenige Beispiele dafür, welche deutschen Phänomene als Bestandteile zweier von vier der genannten Dimensionen von Kultur eine transnationale, transkulturelle und auch transkontinentale Wirkung erzeugt haben. Diese Trans Area-Phänomene verdeutlichen besonders eindringlich, wie sehr oberflächliche Selbstverständlichkeiten einer genaueren Beachtung durch die Austauschforschung bedürfen.

Vergleichende Regionalstudien (Comparative Area Studies, CAS) thematisieren nicht den Austausch an sich oder den gewachsenen Gemeinbesitz bestimmter Themen und Inhalte, die sich aus diesem Austauschprozess ergeben, sondern im Wesentlichen den Vergleich bestimmter Phänomene in bestimmten Regionen. Solche Studien könnten beispielsweise untersuchen, was civitas, die „bürgerliche Zivilisation“, in Europa bedeutet und wie sie sich vom Zivilisationsbegriff der sinisch-konfuzianischen Welt Ostasiens (wenming) unterscheidet. Damit liegen die beiden großen Herausforderungen vergleichender Regionalstudien bei der Definition eines operablen Vergleichsmoments (tertium comparationis) und in der Definition, was genau die jeweilige area oder Region eigentlich umfasst, die man vergleichen möchte. Pepinsky (2020: 23) wirft ein, dass die analytische Kraft, die Regionen wirklich für den Vergleich besitzen, oftmals zu diffus für konkrete Ergebnisse ist: Regionen sind schwer zu definieren. Auch im Falle der Region Europa stößt man an ähnliche Inkongruenzen wie in der Region Ostasien oder noch ausgeprägter in Südostasien, da sich Teile der Region durch ihre nationalen Eigenheiten oft zu sehr voneinander unterscheiden. Daher möchte ich dafür plädieren, dass Arbeitsfeld Vergleich und Transfer von und in Regionen, welches interkulturell arbeitende Germanisten in den 1980er und 1990er Jahren so benannten und das immer wieder zu einem komparativen Desiderat des Faches erkoren wurde, zugunsten der Untersuchung von tatsächlich ereignishaften Austauschmomenten, ihren Akteuren und den sich daraus ergebenden Ergebnissen und gemeinsam geteilten Werten und Inhalten zurückzustellen. Die besser geeignete Form der Area Studies für den Gegenstandsbereich des deutsch-chinesischen Austauschs sind daher die von Ottmar Ette aus der vergleichenden Literaturwissenschaft Lateinamerikas heraus entwickelten Trans Area Studies.

3 Konturen von Studien des deutsch-chinesischen Austausches SDCA (中德交流学)

In Hernig (2000: 482) habe ich früh skizziert, dass Felder wie interkulturelle Kommunikation, Kulturvergleich und mit Einschränkung Interdisziplinarität schon vor Jahrzehnten innerhalb der chinesischen Auseinandersetzung mit Inhalten aus der deutschsprachigen Welt, oder weniger abstrakt formuliert, innerhalb der Germanistik in China ein starkes Interesse gefunden haben. Darin hat sich bis heute nichts Grundlegendes geändert. Neu im Vergleich zu damals ist der Austauschprozess, der sich in mehr als zwei Jahrzehnten zwischen den beiden Kulturen Deutschland und China vollzogen hat. Er ist vor allem ökonomisch motiviert gewesen, hat nebenher aber in vergangenen Jahrzehnten viel an Bildungs-, Kultur- und Wissenschaftsaustausch bis zu den Feldern Politik und Recht hervorgebracht. Gleichzeitig sollte der hohe Grad dieser ökonomischen Verflechtung zwischen Deutschland und China in diachroner wie in synchroner Perspektive den Blick frei machen auf tiefer liegende und vielschichtige Austauschereignisse.

3.1 Die vier Formen des interkulturellen Prozesses nach Bitterli

Der Schweizer Historiker Urs Bitterli klassifizierte in den 1980er Jahren unterschiedliche Formen des interkulturellen Austauschs, wie er sich aus der Expansion Europas in die Welt und dem nicht selten erzwungenen Austausch mit der Welt entwickelte. Bitterli beschreibt den interkulturellen Entwicklungsprozess in vier Dimensionen (vgl. Bitterli 1986):

  1. Kulturkontakt

  2. Kulturbeziehung

  3. Kulturzusammenstoß

  4. Akkulturation

Als europäische Seefahrer vom Schlage eines Christoph Kolumbus oder James Cook erstmals auf die indigenen Völker Amerikas oder Austronesiens stießen, Händler der Seidenstraße wie Marco Polo oder die Jesuitengelehrten Europas chinesische Handelspartner, Beamte oder auch Vertreter des einfachen Volkes trafen, entstanden erste Kulturkontakte, die noch recht kurz und in ihrer Wirkung neutral ausfielen. Verfestigten sich diese später oder auch unmittelbar zu längerfristigen Aufenthalten, an die bestimmte Inhalte geknüpft waren, welche diese Aufenthalte charakterisierten (Handel, wissenschaftlicher Austausch, Forschung, administrative Funktionen), dann entstanden aus diesen Kulturkontakten Kulturbeziehungen, die auch heute noch den politischen, ökonomischen oder auch kulturellen Austausch in vielfältiger Form prägen.

Die Geschichte des Austausches, die Bitterli (1986) am Beispiel der europäischen ‚Eroberung‘ Amerikas beschreibt, enthält als dritte Kategorie den Kulturzusammenstoß, der in Kriege und Vernichtung mündete. Die vierte und letzte Kategorie Bitterlis ist die Akkulturation. Hierbei findet eine Integration von Personen aus einer Kultur K1 in eine vorherrschende Kultur K2 statt. Typische Prozesse historischer Akkulturation sind Einwanderungen in bestimmte Kulturräume, die Einwandernde dazu brachten, ihre angestammte Sprache, Kleidungs- und sogar Essgewohnheiten einschließlich vorhandener Tabus zu Gunsten der in K2 vorherrschenden Standards aufzugeben. Diese Prozesse sind langfristiger Natur. Sie entwickeln sich über Generationen und können sehr unterschiedliche Ergebnisse hinsichtlich ihrer Beziehung zur K2 aufweisen. Berry (1997:10) benennt diese genauer. Nach seinen Ausführungen kann Akkulturation folgende vier Formen annehmen:

  1. Assimilation

  2. Separation

  3. Integration

  4. Marginalisierung

Individuen, die sich in eine neue K2-Umgebung assimilieren oder assimilieren müssen, tun dies oft unter kompletter Aufgabe ihrer K1-Merkmale. Das Gegenteil erfolgt, wenn Einwanderer in eine Gesellschaft sich von der aufnehmenden K2 isolieren und ihre angestammten kulturellen Gewohnheiten in der neuen Umgebung weiter pflegen. Dann ist der Zustand von Separation gegeben, was zu kulturellen Enklaven führt, die selbst den Erwerb der umgebenden K2-Sprache ablehnen. Kulturkonflikt ist die häufige Folge von Separationsprozessen innerhalb einer K2. Die Chinatowns (tangrenjie) in verschiedenen Großstädten der Welt sind Beispiele für solche Separationen chinesischstämmiger Einwanderer in fremdkultureller Umgebung. Sie sind in Deutschland allerdings kaum von Bedeutung, wichtiger schon in den europäischen Nachbarländern Niederlande oder Großbritannien.

Integration ist die politisch oft gewollte Form von Assimilation: Angestrebt ist die Annahme der kulturellen Normen der K2 bei gleichzeitiger Beibehaltung kultureller Besonderheiten der K1. Bikulturalität wäre die ausgewogenste Form dieses Integrationsprozesses, ohne dass der zu Integrierende dabei in die Dimension des Kulturkonflikts zurückfällt. Eine vierte, seltenere Form des Akkulturationsprozesses sieht John W. Berry in der Marginalisierung. Sie tritt auf, wenn Einwanderung in eine K2 dazu führt, dass sowohl die Kultur derselben wie auch die Eigenkultur K1 zurückgewiesen werden.

Wie aber lassen sich nun Phänomene beschreiben, die zwei Kulturen gleichermaßen teilen? Wie solche, die mittlerweile zu Standards in einer, mehreren oder gar allen Kulturen geworden sind? Beispiele solcher Phänomene sind Musikstile, Kleidermode und sprachliche Importe, die weder der K1 noch der K2 entstammen, aber gleichermaßen vorhanden sind. Die Schmelztiegel-Kultur der Vereinigten Staaten von Amerika in Form von Rap, Jeans oder anglophonem Slang wird zeitgleich oder nur leicht zeitversetzt in die deutsche oder chinesische Kultur aufgenommen. Andere Phänomene haben ihren Ursprung entweder in der K1 oder in der K2, werden dann aber den jeweiligen kulturellen Standards der anderen Kultur angepasst. Ein umstrittenes Beispiel ist die Videoplattform Tiktok, chinesisch Douyin, der chinesischen Firma Bytedance. Ihre Nutzung wie auch ihre Inhalte unterscheiden sich in einer deutschen und in einer chinesischen Umgebung deutlich voneinander.

Austauschprozesse zwischen Trägern entsprechender kultureller Merkmale können weiter zur Ausformung von globalkulturellen Phänomenen werden, die immer weiter Verbreitung finden. Davon sind auch deutsch- wie chinesischsprachige Kulturen betroffen, trotz ihrer per se großen kulturellen Distanz. Das oben beschriebene Trans Area-Modell kann hier interessante und vielleicht überraschende Erkenntnisse liefern: Chinesisch-deutsche transregionale Studien (Trans Area Studies) sind geeignet, von Deutschen und Chinesen geteilte Inhalte zu entwickeln und mit ihrer kulturellen Vorprägung zu amalgamieren, aufzuspüren und genauer zu beschreiben.

3.2 Die Operationalisierung des kulturellen Austauschs für SDCA

Studien des Deutsch-Chinesischen Austausches (SDCA) können den interkulturellen Austauschprozess in seinen dargelegten Dimensionen mit einer Vielzahl von Ereignissen füllen. Damit man aber mit einem Begriff arbeiten und diesen gar zur Grundlage einer neuen Disziplin, einer neuen Ausprägung eines akademischen Faches machen kann, muss man ihn operabel machen. Das geht nur mit einer Auflistung dessen, was Austausch tatsächlich an Ereignissen lieferte, liefert oder künftig liefern kann. Damit verbunden ist, dass sich Studien zum deutsch-chinesischen Austausch (zhongde jiaoliu xue 中德交流学) zwischen Geschichts- und Zukunftswissenschaften bewegen. Die historische X-Achse wäre dann die horizontale, zeitliche oder auch diachrone Ausrichtung solcher Studieninhalte. Sie könnte als erste oder auch historisch orientierte Arbeitsrichtung festgehalten werden. Die ersten Punkte entlang dieser Achse ließen sich bei den frühesten Austauschereignissen setzen: Einer davon könnte die Zeit des Adam Schall von Bell (1591–1666) mit seinen Begegnungen, Lehren, Chancen und Problemen im Reich der Mitte sein. Weitere Punkte entlang der historischen X-Achse setzten sich fort bei den ersten deutschen Kaufleuten in Shanghai gleich nach Ende des ersten Opiumkrieges 1842 (Illustrirte Zeitung 1843) über die preußische Ostasienmission des Grafen zu Eulenburg 1859–1862, den Expeditionen Ferdinand von Richthofens (1868–72) und der Preußen in den Folgejahrzehnten. Sie könnte den politischen Austausch zwischen Qing-China und dem Deutschen Kaiserreich in den Fokus rücken und zwar nicht nur in den oft untersuchten 17 Jahren deutscher Kolonialzeit in Tsingtau (Qingdao), sondern auch anhand des spezifischen Verhältnisses, das Chinas führender Staatsmann jener Zeit, Li Hongzhang, zu Deutschland aufbaute.

Das 20. Jahrhundert liefert verstärkt Themen des wirtschaftlichen, militärischen, aber auch kulturellen Austausches, was gerade mit der starken Beachtung Chinas seitens einflussreicher deutscher Philosophen und Schriftsteller verbunden ist, aber auch mit der Etablierung eines ersten deutschen Instituts in Peking noch zu Zeiten des Nationalsozialismus.

Im 21. Jahrhundert treten seit den 2000er Jahren zahlreiche Ereignisse wirtschaftlicher Erfolge wie auch Krisen in den Vordergrund, flankiert von Ereignissen des politischen, des Bildungs- und des kulturellen Sektors, von denen ich nicht wenige selbst erlebt habe. Die Corona-Pandemie 2020–2022 unterbrach die bis dahin fortschreitende Verdichtung von Ereignissen abrupt, und so beginnen sich diese erst seit 2023 wieder zu mehren.

Im 20. Jahrhundert haben sich die entlang der X-Achse gesetzten Punkte so stark verdichtet, dass Kategorisierungen und eine immer stärkere Erweiterung in die Höhe erforderlich geworden ist, wodurch sich die thematisch verschiedenen Punkte entlang einer gedachten Y-Achse synchron immer stärker zeitgleich übereinander anordnen. Je stärker wir in die Gegenwart, also entlang der X-Achse nach rechts schreiten, desto detaillierter können verschiedene Austauschereignisse, auch als Teile von persönlichen Biografien der Untersuchenden gefunden werden. Vielleicht gibt es einst einen besessenen Literaten, einen Walter Kempowski (1929–2007) oder Peter Kurzeck (1943–2013) des deutsch-chinesischen Austausches, der alles erfassen und festhalten möchte, was sich innerhalb eines Zeitabschnitts um ihn herum und in ihm selbst ereignet hat. Die Anzahl der möglichen Ereignisse zumindest bis 2019 wäre erstaunlich.

Aufschlussreich und wissenschaftlich systematischer gestalten sich SDCA, wenn sie sich an den in Abschnitt 3.1 gelisteten Dimensionen Bitterlis (1986) und Berrys (1997) orientieren. Die Ereignisse könnten hinsichtlich ihrer interkulturellen Dimension zwischen Kulturkontakt und den verschiedenen Formen von Assimilation nach Berry klassifiziert werden. Dabei ist gerade auch der transkulturelle Prozess und das transkulturelle Ereignis von besonderem Interesse – Inhalte einschließlich von Werten, die beide Kulturen überschreitend miteinander teilen. So können SDCA auch zu der politisch und gesellschaftlich hochrelevanten Frage unserer Zeit beitragen, wie viele trennende Werte nämlich zwischen beiden Kulturen liegen und wie viele gemeinsame Werte sie miteinander teilen. Aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang auch, wie viele dieser gemeinsamen Werte durch transkontinentale Austauschprozesse zwischen dem westlichen und dem östlichen Rand des eurasischen Doppelkontinents entstanden sind oder autochthone Entwicklungen darstellen, die am Ende zu einem ähnlichen Wertekodex führen.

Besonders anschauliche Gegenstände von Austauschstudien, die in der Lehre und in der Forschung spannende lesens-, hörens- und sehenswerte Narrative ausbilden, sind Biografien von Persönlichkeiten. Über sie wird und wurde zum Teil umfangreich, zum Teil weniger umfangreich geforscht. Einige wenige öfter zitierte und beachtete Persönlichkeiten habe ich namentlich bereits genannt. Andere sind kaum beachtet, obwohl sie ihr Leben bi- und interkulturell gelebt haben. Wer beginnt, sich in der Geschichte des deutsch-chinesischen Austausches umzusehen, wird bald neue, spannende Figuren entdecken, deren Geschichten spannend sind. Persönlichkeiten mit bikulturellem deutsch-chinesischem Hintergrund wird die Zukunft noch vermehrt hervorbringen.

Ein anderer, aber nicht minder interessanter Arbeitsbereich ist das Feld der Technik und der Naturwissenschaften. Hier fand zwischen China und Deutschland gerade in den vergangenen Jahrzehnten viel Austausch statt. Wissens- und technikhistorisch interessierte Ingenieure, Ingenieurinnen und Naturwissenschaftler und Naturwissenschaftlerinnen könnten für diesen Arbeitsbereich interessante Beiträge leisten. Die Geschichte der Brennstoffzellenentwicklung etwa, die ein wichtiger Teil des technischen Austausches zwischen deutscher Wirtschaft und chinesischen Hochschulen darstellt, wäre eine dieser Geschichten, die gerade vor dem Hintergrund aktueller Wasserstoffdiskussionen für die Zukunft unserer Energieversorgung eine bedeutende Rolle spielen kann.

4 Schluss

Ich begann mit Michel Foucault und der Forderung nach Ereignishaftigkeit innerhalb von Diskursgesellschaften. Der deutsch-chinesische Austausch beginnt als Diskurs, in dem Ereignisse erzählt werden. Diese müssen auf beidseitiges Interesse stoßen, damit der Diskurs auch ereignishaft genug ist und damit letztendlich am Leben bleibt. Allein dem Anderen Geschichten aus dem eigenen Blickwinkel zu erzählen und dabei zu übersehen, ob diese den erwählten Gegenüber überhaupt interessieren, oder dabei dessen Blickwinkel gänzlich ignorieren, ist nutzlos. Am Ende lohnen sich weder Zeit, Geld und Mühen dafür. Wenn also Kommunikation, wie zuvor ausgeführt, keine Einbahnstraße ist, sondern notwendigerweise eine sich um den jeweils anderen wirklich kümmernde Zweibahnstraße in beide Richtungen, bei der Strom im Sinne des polar gedachten Begriffes jiaoliu fließt, dann ist das Fundament für eine Vielzahl von Inhalten des deutsch-chinesischen Austausches gelegt. Das reicht bis zu transkulturellen Prozessen und der Untersuchung verschiedener Formen von Akkulturation in westlichen (deutschen, europäischen) wie östlichen (chinesischen) Gesellschaften. Gerade Akkulturationsprozesse sind im Rahmen deutsch-chinesischer Studien noch wenig und kaum systematisch beachtet worden. Sie erweitern die Bandbreite des Möglichen beträchtlich.

Die Konturen möglicher Studien des Deutsch-Chinesischen Austausches (SDCA) habe ich in diesem Beitrag skizziert. Vorhandenes zu sichten, nebeneinander zu stellen und so wieder zur Grundlage neuer Themenfelder und Objekte zu machen ist die wichtigste Aufgabe, die vor uns liegt. Diese Überlegungen sind nicht allein auf die deutsch-chinesische Dimension beschränkt. Andere kulturelle Paarungen können in die dargelegten Dimensionen interkulturellen Austausches eingefügt werden und so neue interkulturelle Inhalte von Regionalstudien bilden. Die Größe der Austauschpaare kann ebenfalls skaliert werden. Damit werden Studien des euro-chinesischen Austausches genauso denkbar wie deutsch-asiatische Studien, doch lassen solche durchaus reizvollen Erweiterungen den Gegenstand schnell zu groß und damit unscharf werden. Vorerst jedoch ist das deutsch-chinesische Feld im Koordinatensystem von Geschichte und jeweiliger Gegenwart umfassend genug.

Über den Autor / die Autorin

Prof. Dr. Marcus Hernig

Prof. Dr. Marcus Hernig ist Professor für deutsch-chinesische Austauschstudien und Berater für strategische Entwicklung des Sino-German Colleges an der University of Shanghai for Science and Technology (USST). Er arbeitet seit Jahren als Forscher, Korrespondent und Publizist zu Themen des Ost-West-Austausches, unter anderem der Geschichte und gegenwärtigen Entwicklung der neuen Seidenstraße. Zudem lehrt Hernig seit mehr als zehn Jahren Chinakompetenz in Deutschland und China, u. a. am Chinesisch-Deutschen Hochschulkolleg der Tongji-Universität Shanghai. Seine Dissertation China und die interkulturelle Germanistik (2000) war die erste empirische Forschungsarbeit über interkulturelle Lehr- und Forschungsansätze der chinesischen Germanistik.

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Online erschienen: 2024-02-08
Erschienen im Druck: 2024-11-11

© 2024 bei den Autoren, publiziert von Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

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Downloaded on 11.9.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/ifdck-2023-0021/html
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