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„Innerlich frischer und wachstumsfähiger Nachwuchs“

Aby Warburg, Edgar Breitenbach und die Netzwerke zu Beginn einer Bibliothekskarriere in der späten Weimarer Republik
  • Anna Bohn

    Humboldt-Universität zu Berlin, Lehrbeauftragte am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft, Unter den Linden 6, D-10099 Berlin Germany

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Veröffentlicht/Copyright: 14. August 2020

Zusammenfassung

Edgar Breitenbach war von 1953 bis 1955 als Vertreter der Library of Congress beratend für den Bau der Amerika-Gedenkbibliothek in Berlin tätig. Als einer der Volontäre des ersten Jahrgangs des neu begründeten bibliothekswissenschaftlichen Ausbildungswegs an der Friedrich-Wilhelms-Universität und der Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin im Studienjahr 1928/1929 gelangte er auf einen Berufsweg, auf dem er zu einem Wegbereiter neuer Entwicklungen wurde. Der Beitrag untersucht, welche Rolle sein engagierter Förderer Aby Warburg sowie Netzwerke und Empfehlungsschreiben von Bibliotheksdirektoren für den Beginn der Bibliothekskarriere Edgar Breitenbachs in der ausgehenden Weimarer Republik spielten. Zur Rekonstruktion der bibliothekarischen Entwicklungen dienen Erinnerungen, Korrespondenzen und Personalakten aus der Staatsbibliothek zu Berlin, dem Institut für Stadtgeschichte Frankfurt, der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, der New York Public Library, der Smithsonian Institution, Archives of American Art, Washington D.C. und dem Warburg Institute London. Am Rande gestreift werden die Karrieren zweier Volontärinnen, Katharina Meyer und Gisela von Busse, die gemeinsam mit Breitenbach 1929 an der Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin ihre Prüfung absolvierten.

Abstract

From 1953 to 1955, in his capacity as a representative of the Library of Congress, Edgar Breitenbach advised on the construction of the American Memorial Library (Amerika Gedenkbibliothek – Berliner Zentralbibliothek) in Berlin. As a trainee librarian from the first cohort enrolled in the newly established library science course at Friedrich-Wilhelms-Universität and the Prussian State Library in Berlin during the academic year 1928/1929, he was to embark on a career during which he was at the forefront of new developments in the field. This article examines the role played by Breitenbach’s enthusiastic patron, Aby Warburg, as well as by networks and letters of recommendation, at the outset of his library career towards the end of the Weimar Republic. Developments in the field are reconstructed using memoirs, correspondence, and personnel records from the Berlin State Library, the Institute for the History of Frankfurt, the State and University Library in Göttingen, the New York Public Library, the Smithsonian Institution – Archives of American Arts, Washington D.C. and the Warburg Institute in London. The article also touches on the careers of two further trainee librarians, Katharina Meyer and Gisela von Busse, who sat their final exam alongside Breitenbach at the Prussian State Library in Berlin in 1929.

1 Einführung: Beginn einer Bibliothekskarriere – Aby Warburg und Edgar Breitenbach

Der Kunsthistoriker und Bibliothekar Dr. Edgar Breitenbach gilt als „Geburtshelfer“ der Amerika-Gedenkbibliothek in Berlin. Das Konzept der nach dem Vorbild einer US-amerikanischen Public Library 1954 in Berlin eröffneten Bibliothek erläuterte Breitenbach 1954 in einem Artikel für die Zeitschrift Libri. Für diesen neuen Typ von Bibliothek sei ein neuer Typ Bibliothekar erforderlich: „What the American Memorial Library is trying to produce is a type of librarian who has the practical virtues of the ‚Volksbibliothekar‘ of being eager to help the public, combined with the special subject knowledge of a ‚Wissenschaftliche Bibliothekar‘.“[1] Wie bildete sich dieses Konzept des neuen Typs Bibliothekar aus? Inwiefern prägte Breitenbachs eigener Werdegang seine Vorstellung des bibliothekarischen Berufs? Breitenbach kehrte nach dem Zweiten Weltkrieg als Emigrant und US-amerikanischer Staatsbürger mit der US-Armee zeitweise nach Deutschland zurück. Nach zwischenzeitlicher Funktion als einer der Monuments Men für die Restitution von Raubkunst war er ab Anfang der 1950er-Jahre in der Kulturabteilung der Alliierten Hohen Kommission für den Wiederaufbau der deutschen Bibliotheken zuständig. Als Vertreter der Library of Congress beim Senat von Berlin fungierte er von 1953 bis 1955 als Berater für den Aufbau der Amerika-Gedenkbibliothek. Breitenbach kehrte damit quasi zu seinen Wurzeln zurück. Er hatte in der Weimarer Republik als einer der Volontäre des ersten Jahrgangs den neu begründeten bibliothekswissenschaftlichen Ausbildungsweg an der Friedrich-Wilhelms-Universität und der Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin im Studienjahr 1928/1929 absolviert und war danach bis 1933 im wissenschaftlichen Bibliotheksdienst tätig gewesen. Dass Breitenbach zur bibliothekarischen Ausbildung in Berlin überhaupt zugelassen wurde, verdankte er dem persönlichen Einsatz seines Mentors Aby Warburg, des Gründers und Leiters der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg (KBW) in Hamburg.

Edgar Breitenbach wurde am 26. Juni 1903 in Hamburg geboren und besuchte von 1909 bis 1921 die Oberrealschule auf der Uhlenhorst in Hamburg. Danach studierte er von 1921 bis 1922 in München Kunstgeschichte, Germanistik und Nordische Philologie. Als Breitenbach ab 1922 sein Studium in Hamburg fortsetzte,[2] war im ersten Jahr nach der Revolution 1918, die Hamburgische Universität 1919 durch einen Beschluss der demokratisch gewählten Bürgerschaft gegründet worden. Die „Freie und Hansestadt Hamburg“ mit ihrem Hafen als Tor zur Welt des Handels zeigte sich in den 1920er-Jahren auch von ihrem kulturellen Klima her als weltoffen. Als Student der Kunstgeschichte fand Breitenbach in Hamburg eine dynamische lebendige Kunstszene vor, die der Moderne aufgeschlossen gegenüberstand. Zu den prägenden Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zählten die Kunsthistoriker Gustav Pauli, Direktor der Hamburger Kunsthalle, und Max Sauerlandt, Direktor des Museums für Kunst und Gewerbe, sowie der Architekt und Stadtplaner Fritz Schumacher, der als Oberbaudirektor der Hansestadt wirkte. Der Kunsthistoriker und Kulturwissenschaftler Aby Warburg hatte den Aufbau der Universität Hamburg unterstützt und war bereits 1912, Jahre vor der Eröffnung der Universität, vom Hamburger Senat zum Professor ehrenhalber ernannt worden. Warburg, der Erstgeborene der wohlhabenden Bankiersfamilie Warburg, gründete die Kulturwissenschaftliche Bibliothek in Hamburg als Privatbibliothek; seine Familie finanzierte die Bibliothek und sein Wirken als Mäzen. Er arbeitete eng mit Wissenschaftlern unterschiedlicher Fachbereiche der neu gegründeten Hamburgischen Universität zusammen, darunter mit dem Philosophen Ernst Cassirer und mit den Kunsthistorikern Gustav Pauli und Erwin Panofsky. Warburg leitete die Kulturwissenschaftliche Bibliothek in enger Zusammenarbeit mit dem Kunsthistoriker Fritz Saxl und der Kunsthistorikerin und Philosophin Gertrud Bing. Mit ihren rasant wachsenden reichen kunst- und geistesgeschichtlichen Beständen, den Veranstaltungen und Publikationsreihen Vorträge und Studien der Bibliothek Warburg, entwickelte sich die Bibliothek in den 1920er-Jahren zu einem Zentrum intellektuellen Lebens in Hamburg und erwarb sich einen Status als neue geistes- und kulturwissenschaftliche Bibliothek und Forschungseinrichtung.

In der Zeit, als der Neubau der Warburg-Bibliothek errichtet wurde und Edgar Breitenbach bei Erwin Panofsky promovierte, besuchte er im Wintersemester 1925/1926 Aby Warburgs Übungen. Nach der Übung übersandte er Warburg am 6. April 1926 seinen Referatsbericht und dankte ihm für die Betreuung: „Wir haben ohne Ausnahme das Besondere Ihrer Übungsabende innerhalb des Universitätsbetriebes empfunden und uns oft darüber ausgesprochen (...) Aber neben dem, was Sie uns stofflich vermittelten, haben wir nicht geringere Bewunderung gehabt für die pädagogische Arbeit, die Sie zu dieser Zeitspanne an uns wandten. Wir empfanden Ihre persönliche Beschäftigung mit uns, die kein Opfer an Zeit scheute, immer wieder als eine beinahe unfassbare Bevorzugung und jedenfalls ganz unverdient. Und dies trotzdem und umso mehr, als doch viele von uns in so ungezwungenen, durchaus persönlichen Beziehungen zu unsern näheren Dozenten stehen, wie es sicher nicht häufig der Fall ist.“[3] Die persönlichen Beziehungen zu den „näheren Dozenten“ wie zu Breitenbachs Doktorvater Erwin Panofsky ergaben sich schon daraus, dass der Kreis der Studierenden an der neu gegründeten Universität recht klein und überschaubar war, so berichtete Breitenbach rückblickend, sie seien seinerzeit bei Panofsky nicht mehr als ein Dutzend Studenten gewesen.[4] Mit Breitenbach zusammen studierten damals u. a. Heinrich Brauer und Ludwig Heinrich Heydenreich.[5]

Mehr noch als sein Doktorvater Erwin Panofsky scheint Aby Warburg sich als Mentor für Breitenbach eingesetzt zu haben, und dies nicht nur pädagogisch, sondern auch finanziell. Warburg bot einigen ausgewählten Doktoranden wie Breitenbach und Heydenreich die studentische Mitarbeit in der kulturwissenschaftlichen Bibliothek an. So arbeitete Breitenbach als Student mit, den Umzug der Bibliothek vom privaten Wohnhaus Warburg in den für die Bibliothek errichteten Neubau zu organisieren und unter der Leitung von Fritz Saxl das System der Katalogisierung einzuführen.[6] Von der „pädagogischen Arbeit“ und Förderung, die Warburg Breitenbach angedeihen ließ, zeugen neben der überlieferten Korrespondenz auch Eintragungen im Tagebuch der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg.[7] Von August 1926 bis Oktober 1929 führte Aby Warburg gemeinsam mit seinen Mitarbeitern Fritz Saxl und Gertrud Bing ein institutionelles Tagebuch. Es dokumentiert während der ersten Jahre der Bibliothek Warburg in dem neuen Gebäude bis zum Tod Aby Warburgs detailliert die Geschehnisse des Alltagslebens und des Arbeitsalltags einer Bibliothek, die sich in den 1920er-Jahren von einer Privatbibliothek zu einem international vernetzten Forschungsinstitut und einer öffentlich zugänglichen Kultureinrichtung entwickelte. Das Tagebuch der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek ist damit nicht nur ein herausragend interessantes Zeugnis der Alltagsgeschichte einer Bibliothek, sondern gibt Einblick in den regen wissenschaftlichen Austausch und die vielfältigen Kontakte mit Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland, in die „Warburg-Kreise“[8] und Personen des umfangreichen Netzwerks, welches die Bibliothek als Institution und die Personen, die in ihr agierten, bildeten. Eine dieser Personen war der Doktorand der Kunstgeschichte Edgar Breitenbach.

Am 21. Januar 1927 wurde Edgar Breitenbach bei Panofsky mit einer typengeschichtlichen Studie zum Heilspiegel Speculum humanae salvationis (Bewertung summa cum laude) promoviert.[9] Aby Warburg, Fritz Saxl und Gertrud Bing erörterten in dieser Zeit die Möglichkeit, Breitenbach als Mitarbeiter weiter zu beschäftigen, so notiert Gertrud Bing am 14. Februar 1927 in das Tagebuch der KBW: „Wenn Breitenbach (vielleicht probeweise) in den Betrieb eingestellt werden soll, könnte man ihm zunächst einmal das gesamte Bildmaterial, Photos und Diapositive, zur Ordnung und Katalogisierung übergeben.“[10] Bei dem zu ordnenden Bildmaterial handelte es sich u. a. um Materialien für den Bilderatlas Mnemosyne.[11]

Ab März 1927 arbeitete Breitenbach als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter mit zwei Stunden täglich an der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg. Bereits zu diesem Zeitpunkt schmiedete Aby Warburg Pläne, ihn als Bibliothekar in der Handschriftenabteilung der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg zu etablieren. Die Beziehungen der neu gegründeten Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg zu der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg gestalteten sich allerdings in den Jahren des Neubaus der KBW nicht konfliktfrei, z. B. in der Frage der Ausleihe von Inkunabeln und dem Wunsch der Bibliothek Warburg, an den Leihverkehr angeschlossen zu werden. Das Verhältnis des Direktors der Staats- und Universitätsbibliothek Gustav Wahl zur Kulturwissenschaftlichen Bibliothek und ihren leitenden Mitarbeitern scheint nicht ungetrübt und nicht frei von Konkurrenzdenken gegenüber der Newcomer-Bibliothek gewesen zu sein.[12]

Aby Warburg traf die Entscheidung zu der bibliothekswissenschaftlichen Ausbildung Breitenbachs mit dem Ziel, ihn später in der Handschriftenabteilung der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg zu etablieren. Breitenbach erfüllte jedoch die formalen Voraussetzungen nicht, da er kein Staatsexamen vorweisen konnte. Rückblickend erläuterte er die Entscheidung für das Bibliotheks-Volontariat in einem Oral-History-Interview: „Warburg decided to – he wanted me to become the manuscript man at the state library in Hamburg. For that purpose you had to have a library degree. In order to get a library degree you actually ought to have – or should have had in those days – passed the state examination. Which I didn’t have. Then in case you weren’t taken you had something to fall back on because the state examination was the one which entitled one to go into high school teaching. For high school teaching you did not necessarily have to have a Ph.D. but you had to have the state examination. In other words, you did not necessarily have to be a creative scholar but you had to have a broad knowledge of the field. So Warburg because of his connections with the Prussian Minister of Cultural Affairs in those days managed to get a waiver for me. And so I was able to start my library training in spite of the fact that I didn’t have that particular examination.“[13]

Für die Zulassung Breitenbachs zum Volontariat spielten die Verbindungen Aby Warburgs eine zentrale Rolle. Fritz Saxl hatte Edgar Breitenbach am 4. März 1927 die Voraussetzungen für eine Karriere als Bibliothekar der Handschriftenabteilung erläutert und ihm „vorgeschlagen, sich zum Handschriften-Bibliothekar der Hamburger Staatsbibliothek auszubilden, das heißt 1.) ein oder zwei Jahre Volontär 2.) Staatsexamen als Oberlehrer 3.) Bibliothekars-Examen.“[14] Am 8. März 1927 notiert Aby Warburg in das Tagebuch der Bibliothek „Breitenbach wegen Volontariats bei der Staatsbibliothek da“.[15] Bereits am Tag darauf, dem 9. März 1927, bespricht Warburg die Sache mit Breitenbachs Doktorvater: „Mit Panofsky über Breitenbach gesprochen. Würde es für richtiger halten, wenn Breitenbach erst zu Jacobs (Freiburg) ginge, um in technisch ausgebildeteren Zustand als Inventarisator hier angenommen zu werden. Panofsky will diesbezüglich an Jacobs schreiben.“[16] Erwin Panofsky schickte am folgenden Tag sein Empfehlungsschreiben an die Universitätsbibliothek Freiburg im Breisgau:

„Sehr verehrter Herr Direktor Jacobs!

Verzeihen Sie, wenn ich Ihnen mit einer Anfrage beschwerlich falle. Vor kurzem hat hier Herr Edgar Breitenbach, Schüler von mir, Warburg und dem Germanisten Borchling[17] sein Doktor-Examen mit dem Prädikat „Ausgezeichnet“ (summa cum laude) bestanden, auf Grund seiner Arbeit über das Speculum Humanae Salvationis, die einstimmig als ‚vorzüglich‘ (opus eximium) prädiziert wurde. Es ist in der Tat eine, für eine Erstlingsschrift ganz erstaunliche Leistung, die zu den bisher bekannten Handschriften 60 neue hinzufügt, und, was das Wichtigste ist, die bisher ganz unklare typengeschichtliche Entwicklung innerhalb dieses so wichtigen Bilderkreises klarlegt, gewissermaßen als ein Gegenstück und sicher nicht ein schlechteres, zu der Biblia Pauperum von Cornell.[18]

Der Wunsch des Herrn Breitenbach geht nun dahin, sich der bibliothekarischen Laufbahn zu widmen und zwar mit dem Ziel, später, wenn möglich, die Handschriften der hiesigen Staats- und Universitätsbibliothek gründlich durchzuarbeiten, und sowohl Warburg (der ebenfalls zu jeder Auskunft über Herrn Breitenbach bereit ist) als auch ich haben diesen Entschluß sehr begrüßt, weil es ja empfindlich an Leuten mangelt, die mit kunstgeschichtlicher Schulung, ausgesprochen handschriftenkundliche und ikonographische Interessen vereinen. Wir sind aber nun beide der Meinung, dass es Herrn Breitenbach von grösstem Vorteil wäre, wenn er seine Volontärzeit, oder wenigstens einen grösseren Teil derselben unter Ihrer Obhut in Freiburg absolvieren könnte, um erst dann nach Hamburg zurückzukehren. Wir wären Ihnen zu aufrichtigstem Dank verpflichtet, wenn Sie, sehr verehrter Herr Direktor, zur Erfüllung dieses unseres Wunsches in der Lage wären. Wir sind überzeugt, dass Sie gegebenenfalls eine positive Entscheidung in keiner Weise zu bedauern haben würden.

Vielleicht darf ich zum Schluss noch die Bitte aussprechen, mich möglichst bald von dieser Entscheidung unterrichten zu wollen; denn für den Fall, dass Sie prinzipiell nicht abgeneigt wären, würde Herr Breitenbach, der nach dem so glücklich bestandenen Examen eine Italien-Reise zu unternehmen beabsichtigt, sich auf der Hinfahrt oder auf der Rückreise persönlich bei Ihnen vorstellen können.“[19]

Der Bibliothekar und klassische Philologe Emil Jacobs hatte, bevor er die Leitung der Universitätsbibliothek Freiburg im Breisgau 1912 übernahm, zuvor in der Handschriftenabteilung der Königlichen Bibliothek in Berlin gearbeitet.[20] Er galt als ausgewiesener Experte für Handschriftenkunde und hatte umfangreich dazu publiziert.[21] Breitenbach, der Jacobs zu Rate zog, informierte zuerst Panofsky und danach Warburg in einem Schreiben aus Palermo vom 9. April 1927, Jacobs habe ihm davon abgeraten, das Volontariat an der Universitätsbibliothek Freiburg zu absolvieren, aber nahegelegt, stattdessen das Gesuch in München oder Göttingen einzureichen.[22]

Da ungewiss war, ob und an welcher Bibliothek Breitenbach als Volontär angenommen werden könne, ordnete Gertrud Bing am 7. Mai 1927 an, er werde „für diese Zwischenzeit mit der Fertigstellung der Diapositiv-Ordnung, des Kataloges hierzu, und der Neuordnung der Photographien beauftragt.“[23] Warburg blieb weiterhin rührig, um das Volontariat für Breitenbach zu organisieren. Da ergab es sich überaus günstig, dass am 10. April 1927 eine Besuchergruppe des Niedersächsischen Bibliothekartags die Kulturwissenschaftliche Bibliothek Warburg besuchte, an ihrer Spitze der Direktor der Universitätsbibliothek Göttingen Prof. Dr. Richard Fick.[24] Die Führung und das speziell für diesen Besuch im großen Saal auf drei Bilderwänden präsentierte Material zum Bibliothekartag verfehlten nicht den erwünschten Eindruck bei den Besuchern. Warburg notierte in das Tagebuch der KBW: „Fick von Göttingen dankte ganz überschwänglich. Immerhin: es teilte allen das Gefühl mit, daß Bücher auch eine Herzensangelegenheit des Kopfes sein können.“[25] Für den Buchmenschen Warburg war die Anerkennung der etablierten wissenschaftlichen Bibliothekswelt für seine Bibliotheksgründung enorm wichtig. Am 10. Mai 1927 schickte Warburg aus Karlsbad ein Empfehlungsschreiben für Breitenbach an den Direktor der Universitätsbibliothek Göttingen Professor Richard Fick:

„Hochverehrter Herr Professor!

Wollen Sie freundlichst gestatten, dass ich – vertraulich – an Sie eine Anfrage richte: Vor Kurzem hat in Hamburg ein junger Hamburger Edgar Breitenbach sein Doktor-Examen mit höchster Auszeichnung bestanden. – Er ist uns, Professor Panofsky, Professor Saxl und mir als ein Mann bekannt geworden, der mit einem ungewöhnlichen Ernst eine ebenso ungewöhnlich ausgebreitete Kenntnis der mittelalterlichen Buchkunst besitzt und einen sehr feinsinnigen, vielleicht etwas zu zaghaften Sinn für alles künstlerisch wissenschaftliche an den Tag gelegt hat.-

Dr. Breitenbach möchte sich nun der Bibliotheks-Karriere widmen und deshalb ist es zurzeit sein grosser Wunsch, den ich sehr gerne zu dem Meinigen mache, an Ihrer Bibliothek als Volontär eintreten zu dürfen.- Dabei ist zu bemerken, dass, wie die Verhältnisse liegen, er nicht darauf Anspruch machen würde, in die preussische Bibliothekenlaufbahn übernommen zu werden, sondern anderweitig – die Sachlage ist noch nicht geklärt – nachher sich der Bibliothekslaufbahn zuwenden würde.

Sollten Sie ihm auf dieser Grundlage eine Fortbildungsmöglichkeit gewähren können, so wäre ich Ihnen zu besonderem Danke verpflichtet.“[26]

Bereits vier Tage später befürwortete Richard Fick die Bewerbung Breitenbachs für das Volontariat ausdrücklich und lud Warburg für 1928 zum Bibliothekartag nach Göttingen ein. Er werde, die Bewerbung „nachdrücklichst befürwortend nach Berlin weitergeben. Solche von Ihnen empfohlene Leute können wir in unserem Fach gerade brauchen.“[27] Warburg verband die Anerkennung seiner Bibliothek eng mit der Frage, wie er seinen Protegé platzieren konnte, für dessen Förderung er eine innere Verpflichtung fühlte, wie er in seinem Antwortschreiben an Fick formulierte: „Auf diese Weise wird mir die stellenweise schwere Verantwortung gegenüber dem Nachwuchs von der berufensten Seite her kollegialisch wesentlich erleichtert, was mich in dem Glauben stärkt, das wir in meiner Bibliothek auf dem rechten Wege sind.“[28] Warburg war daran gelegen, der Bibliothek Warburg „die richtige Stellung innerhalb der ‚Großen des Fachs‘ zu schaffen“.[29]

Am 28. Juni 1927 stattete Warburg ganz im Sinne seines Plans, Breitenbach in der Handschriftenabteilung zu etablieren, dem Direktor der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Gustav Wahl einen Besuch ab, um „gutes Wetter für Breitenbach zu machen; nach einiger Zeit gelang es mir die Wolken von der Stirn des leicht hoheitsvoll auf Annäherungskult warten[den] Zeus zu glätten und er versprach Mitte August Breitenbach zu empfangen, den er schließlich sehr gerne für die Handschriftenabteilung verwenden würde. Sieht also alles vortrefflich aus, weswegen ich Enttäuschungen entgegensehe.“[30] Die ironische Skepsis Warburgs sollte sich in Bezug auf Gustav Wahl noch bewahrheiten.

Richard Fick nahm in seinem Schreiben vom 1. August 1927 an Hugo Andres Krüss, den Vorsitzenden des Preußischen Beirats für Bibliotheksangelegenheiten und Generaldirektor der Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin, Breitenbach in die Liste der fünf von ihm empfohlenen Kandidaten mit folgender Begründung auf: „Für die Annahme von Dr. Breitenbach hat sich der Hamburger Professor und Leiter der dortigen Kulturbibliothek Warburg mit großer Wärme in wiederholten Schreiben an mich eingesetzt. Das dem Bewerber fehlende Staatsexamen sollte m. E. in diesem Fall keinen Grund abgeben, seinem Gesuche nicht zu entsprechen, da abgesehen von Professor Warburgs Urteil auch die mit dem Prädikat ‚vorzüglich‘ bewertete Dissertation an seiner wissenschaftlichen Befähigung wohl keinen Zweifel lässt. Persönlich kenne ich Dr. Breitenbach nicht, doch bin ich überzeugt, dass Herr Professor Warburg sich nicht so nachdrücklich für ihn verwendet hätte, wenn es sich nicht um einen in jeder Hinsicht einwandfreien und vielversprechenden jungen Gelehrten handelte.“[31] Die wissenschaftlichen Leistungen, insbesondere die mit summa cum laude bewertete Dissertation sollte, so die Empfehlung Ficks, das Manko des fehlenden Staatsexamens ausgleichen. Warburgs Referenz bürgte für die Qualität des Kandidaten.

Neben Breitenbach empfahl Fick weitere vier Kandidaten für das Volontariat, darunter auch Dr. Gisela von Busse, geboren am 30. August 1899 in Berlin-Lichterfelde. Gisela von Busse hatte Philosophie, Germanistik und Geschichte in Göttingen, München und Heidelberg studiert, war 1926 promoviert worden,[32] 1927 hatte sie das Staatsexamen abgelegt und war ab Juni 1927 als freiwillige Hilfsarbeiterin in der Universitätsbibliothek Göttingen tätig. Fick schrieb in seiner Empfehlung über die Kandidatin: „Fräulein Dr. Gisela von Busse ist mir aus ihrer Teilnahme an meiner ‚Einführung in das anglo-amerikanische Bibliothekswesen‘ näher bekannt, auch ist sie mir von den Professoren Brandi und Schmalenbach als eine wissenschaftlich über dem Durchschnitt stehende Persönlichkeit bezeichnet worden. Ich würde es auch mit Rücksicht auf ihren bescheidenen und ernsten Charakter mit besonderer Freude begrüßen, wenn ihrem Gesuch stattgegeben werden könnte. Der noch fehlende Nachweis standesgemäßen Unterhalts wird demnächst nachgeliefert werden.“[33] Ihr Gesuch auf Zulassung zur bibliothekswissenschaftlichen Ausbildung wurde vom zuständigen Preußischen Ministerium mit Schreiben vom 23. Dezember 1927 mit dem Hinweis abgelehnt: „Die von dem Direktor der vormals Königlichen und Provinzialbibliothek Hannover abgegebene Erklärung kann als ausreichende Zusicherung für die spätere Unterbringung des Fräulein Dr. von Busse nicht anerkannt werden.“[34]

Karl Brandi, Professor für mittlere und neuere Geschichte an der Universität Göttingen und ehemaliger Leiter der preußischen Archivschule in Marburg, verwandte sich daraufhin für Gisela von Busse und schrieb am 13. Januar 1928 an den Generaldirektor der Preußischen Staatsbibliothek Geheimrat Krüss, um ihn dazu zu bewegen, sich beim Ministerium für die Zulassung der Kandidatin als Volontärin einzusetzen:

„Darf ich mit einigen Zeilen noch einmal Ihre Aufmerksamkeit auf das Gesuch der Fräulein Dr. v. Busse lenken, die sich bemüht, zum bibliothekarischen Vorbereitungsdienst zugelassen zu werden. Ich habe das vollste Verständnis für den von den Anstellungsmöglichkeiten bedingten numerus clausus sowohl bei der preussischen Archivverwaltung, wie für den Bibliotheksdienst. Aber es liegt doch unzweifelhaft ein gewisses öffentliches Interesse vor, darüber hinaus tüchtige vorgebildete wissenschaftliche Beamte auch für die zahlreichen kommunalen Archive und Bibliotheken zu gewinnen. Die Versorgung dieser Stellen lediglich mit den durchgefallenen Anwärtern hat in jeder Hinsicht etwas Missliches. Und wenn die Bewerber ausdrücklich auf Unterhaltungszuschuss und auf Anstellungsansprüche verzichten, so scheint mir das schon genügend stark im Sinne der Abschreckung zu wirken. Ich glaube allmählich eine gewisse Erfahrung, z. B. aus den Bewerbungsschriften für die Leitung der Provinzialbibliothek und anderen Fällen gewonnen zu haben, auch aus der Zeit, da ich noch in Marburg die preussische Archivschule leitete, um das Bedürfnis nach einer gewissen Überschusswirtschaft in bezug auf gut vorgebildete Anwärter vertreten zu dürfen. Andererseits kann ich aus denselben Gründen beurteilen, dass Stadt und Kommunalbibliotheken nicht in der Lage sind absolut bindende Verpflichtungen für spätere Anstellungen zu übernehmen, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil sie bei dringendem Bedürfnis zu sofortiger Berufung schreiten, die zukünftigen Bedürfnisse aber weder absolut sicher übersehen, noch auch angesichts der zuständigen Vertretungen vorweg befriedigen können. Wenn in dem Falle des Fräulein von Busse die Hannoversche Bibliothek mit der Möglichkeit ihrer späteren Einstellung rechnet, so entspricht das den mir bekannten Tatsachen. Weiter zu gehen, kann nur in seltenen Fällen ein Direktor verantworten. Ich erlaube mir Ihnen diese allgemeinen Erwägungen vorzutragen mit der Bitte, entweder mit Fräulein v. Busse doch eine Ausnahme zu machen, oder dem System selbst eine leichte Ausweitung zu geben; ich glaube ernstlich, dass das im öffentlichen Interesse liegt.“[35]

Hugo Andres Krüss war als Generaldirektor der Preußischen Staatsbibliothek zugleich der Vorsitzende des Beirats für Bibliotheksangelegenheiten. Er war zwar über die Annahme der Volontäre nicht entscheidungsbefugt, konnte jedoch auf den Entscheidungsprozess Einfluss nehmen. An der Aufnahme von Volontärinnen zeigte er wenig Interesse.[36] In seiner Argumentation hatte Karl Brandi allerdings einen wichtigen Punkt angesprochen: Der Bedarf nach wissenschaftlichem Personal lag höher als die Zahl der ausgebildeten Volontäre, da nicht nur die staatlichen, sondern auch kommunale Bibliotheken einen wissenschaftlich und bibliotheksfachlich qualifizierten Nachwuchs benötigten. Krüss folgte zu einem gewissen Grad der Argumentation Brandis: „Wenn Sie der Auffassung sind, dass die Preussische Bibliotheksverwaltung sich nicht nur um den Nachwuchs der unmittelbar staatlichen Bibliotheken kümmern sollte, sondern Rücksicht nehmen müsste auch auf die sachgemäße Ergänzung des Personals der übrigen wissenschaftlichen Bibliotheken, so stimme ich Ihnen darin vollkommen bei.“ Krüss wies darauf hin, dass der Verein Deutscher Bibliothekare sich mit dem gleichen Anliegen an das Ministerium gewandt habe und er in dem Zusammenhang befürworte, dass in der neuen Ausbildungs- und Prüfungsordnung für Volontäre Entsprechendes vorgesehen werde. Im Falle des Antrags der Kandidatin Dr. Gisela von Busse riet er, sich mit einem erneuten Schreiben direkt an das Ministerium bzw. an den Ministerialdirektor Dr. Richter persönlich zu wenden. Das Ministerium erteilte schließlich den Rat, die Kandidatin solle sich bei der Provinzialbibliothek zu Hannover als Volontärin bewerben; so wurde Gisela von Busse schließlich zum Volontariat zugelassen.

Im Falle der beantragten Zulassung des Kandidaten Edgar Breitenbach schickte Aby Warburg am 9. August 1927 ein Schreiben an den Vorsitzenden des Preußischen Beirats für Bibliotheksangelegenheiten, Geheimrat Professor Dr. Krüss, um Breitenbach für das Volontariat zu empfehlen und damit dem Anliegen Nachdruck zu verleihen:

„Hochverehrter Herr Generaldirektor,

Obwohl ich leider noch nicht die Ehre habe, Ihnen persönlich bekannt zu sein, erlaube ich mir doch, den dringenden Wunsch eines jungen Hamburger Gelehrten, in die Universitätsbibliothek in Göttingen als Volontär eintreten zu können, angelegentlich zu befürworten.

Herr Dr. Breitenbach hat vorkurzem summa cum laude an der hiesigen Universität (bei Professor Panofsky) mit einer ganz vorzüglichen Arbeit über das speculum humanae salvationis promoviert und ist auch mir und meinem Bibliothekar Professor Saxl als ein überlegend guter wissenschaftlicher Arbeiter bekannt. Er ist getragen von einer in der heutigen Generation seltenen Vereinigung von allgemeinem Enthusiasmus und ausdauernder Liebe zu genauer philosophisch-historischer Kleinarbeit und wird seinen Eifer sicherlich mit allem Nachdruck innerhalb des Bibliotheksbetriebes zu bestätigen wissen. Herr Bibliotheksdirektor Professor Dr. Fick, der anlässlich des Niedersächsischen Bibliothekarstags die Güte hatte an einer Besichtigung meiner Bibliothek teilzunehmen, sieht wie mir scheint, eine gewisse Schwierigkeit darin, dass Herr Dr. Br. das Staatsexamen nicht besitzt; da er aber sich ausdrücklich verpflichten wird, keinen Anspruch auf Übernahme in den Preussischen Staatsdienst zu erheben, so sehe ich keinen wesentlichen Grund dagegen, ihm das Beneficium der praktischen staatlichen Ausbildung zu Teil werden zu lassen, da er hier in Hamburg auch ohne das Staatsexamen als eine m. E. sehr erwünschte Kraft in den Bibliotheksbetrieb übernommen werden könnte. Da Sie die Hamburgischen Verhältnisse kennen und gewiss mit mir wünschen, dass wir einen innerlich frischen und wachstumsfähigen Nachwuchs in unsere Bibliotheksleitung hineinbekommen – ein Wunsch, in dem ich mich mit Herrn Direktor Wahl einig weiss – so wäre ich Ihnen nach jeder Richtung hin ausserordentlich verbunden, wenn Sie die Erfüllung des Wunsches von Herrn Dr. Br. ermöglichen könnten.“[37]

Warburg schloss mit der Hoffnung, Krüss baldmöglichst seine Bibliothek zeigen zu dürfen. Mit dem Hinweis „da Sie die Hamburgischen Verhältnisse kennen“ appellierte Warburg an den Hanseaten Krüss. Hugo Andres Krüss war 1879 als Spross einer traditionsreichen Hamburger Familie geboren worden, die das Familienunternehmen für Feinmechanik und Optik „Andres Krüss Optisches Institut“ betrieb. Nach seinem Studium der Physik und Promotion in Jena hatte Krüss 1904 die Weltausstellung in St. Louis mit vorbereitet und im Deutschen Pavillon die Abteilung „Wissenschaftliche Instrumente in Mechanik und Optik“ geleitet. Aufgrund seiner organisatorischen Fähigkeiten hatte Friedrich Althoff den jungen Wissenschaftler an das Preußische Kultusministerium nach Berlin geholt, wo dieser eine Karriere als Ministerialbeamter durchlief bis er 1925 als Generaldirektor der Preußischen Staatsbibliothek berufen wurde. Krüss war ohne eine bibliothekarische Ausbildung absolviert zu haben, zum Generaldirektor berufen worden. Mit seiner Formulierung, Krüss würde gewiss mit ihm wünschen, „dass wir einen innerlich frischen und wachstumsfähigen Nachwuchs in unsere Bibliotheksleitung hineinbekommen – ein Wunsch, in dem ich mich mit Herrn Direktor Wahl einig weiss“, suggerierte Warburg sein Einvernehmen mit dem Direktor der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Gustav Wahl in dem Wunsch, den Kandidaten Breitenbach für eine Stellung in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg zu etablieren. Die Einigkeit zwischen Warburg und Wahl sollte allerdings keinen Bestand haben, wie noch zu zeigen sein wird.

Da das Schreiben Warburgs an den Vorsitzenden des Preußischen Beirats für Bibliotheksangelegenheiten mehrere Wochen ohne Antwort geblieben war, wandte sich Warburg am 12. September 1927 direkt an Carl Heinrich Becker, Minister des Preußischen Ministeriums für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, um eine Sondergenehmigung für seinen Protegé Breitenbach zu erwirken:

Hochverehrte Excellenz,

Ein junger Hamburgischer Kunsthistoriker, der bei Professor Panofsky mit einer vortrefflichen Arbeit über das Speculum humanae salvationis s.c.l. promoviert hat, möchte sich der Bibliothekskarriere widmen in der berechtigten Idee, seine auf Handschriftenkunde gerichtete Aufmerksamkeit später als Beamter in den Dienst der Hamburgischen Staatsbibliothek zu stellen, die gerade einen solchen Beamten – wie das der Direktor der Staats- und Universitätsbibliothek jederzeit bestätigen wird – nach dem Abgang der Professoren Burg[38] und Schwalm[39] besonders nötig hat, wenn sie mit ihren Schätzen betriebsfähig in den Kreislauf der deutschen Bibliotheken einmünden will. Zu diesem Zweck möchte Herr Dr. Breitenbach gern als Volontär bei der Göttinger Universitätsbibliothek eintreten, die für ihn nicht nur durch ihre Schätze, sondern vor allem durch die Art, wie unter der Leitung von Geheimrat Fick gearbeitet wird, eine ideale Stätte weiterer Ausbildung sein würde. Sein diesbezügliches Gesuch hat bei Herrn Direktor Fick, der die Güte hatte vor eini[g]er Zeit meine Bibliothek zu besichtigen, freundliche Aufnah[m]e gefunden und ich hoffe, dass dasselbe bei dem Herrn Generaldirektor Krüss der Fall sein wird, dem ich schon vorlängerer Zeit deswegen geschrieben habe, wenn ich auch bis dahin ohne Antwort geblieben bin. Die einzige Schwierigkeit liegt darin, dass Dr. Breitenbach kein Staatsexamen hat, was wohl für Preussen, aber nicht für den Eintritt in den hamburgischen Bibliotheksdienst eine Schwierigkeit bedeuten würde. Da Herr Dr. Breitenbach ausdrücklich erklärt hat, dass er auf die Uebernahme in den preussischen Staatsdienst verzichte, so sehe ich keinen Grund, weshalb man diesen eifrigen, ernsthaften und recht schon kenntnisreichen Gelehrten Schwierigkeiten machen sollte, seine Kraft in den Dienst der Verbesserung des deutschen Bibliothekswesens zu stellen, das schon so einen viel zu schwachen Nachwuchs an wirklich tauglichen Kräften aufweist.

Bei dem lebhaften Interesse, das ich bei Eurer Excellenz für Hamburgs Kulturzustände voraussetzen darf, hoffe ich meine Bitte um Fürsprache an geeigneter Stelle nicht umsonst vorzutragen.

Mit der Bitte, diese Behelligung, die ich nicht vorgetragen hätte, wenn nicht das bisherige Ausbleiben der Entscheidung die Lebensdispositionen von Dr. Breitenbach erschwerte, in wohlwollender kollegialer Gesinnung aufnehmen zu wollen

Bin ich

In verehrungsvoller Ergebenheit“[40]

Der Orientalist Becker bekleidete das Amt des Preußischen Kultusministers von 1925–1930. Er kannte die Situation der Hamburger Kultur ausnehmend gut, da er 1908 auf den neu geschaffenen Lehrstuhl für Geschichte und Kultur des Vorderen Orients am Hamburgischen Kolonialinstitut berufen worden und an den Plänen des Kultursenators Werner von Melle zur Gründung der Universität Hamburg beteiligt gewesen war. Bereits zu dieser Zeit standen Aby Warburg und C.H. Becker in kollegialem wissenschaftlichem Austausch, wovon die private Korrespondenz mit Warburg im Nachlass Beckers Zeugnis ablegt.[41] Eine Verbindung zu Becker gab es auch über dessen ehemaligen Assistenten, den Orientalisten Hellmut Ritter, der von 1919 bis 1926 als Professor an der Universität Hamburg lehrte. Ritter arbeitete mit der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg zusammen, so wurde sein Vortrag „Picatrix: ein arabisches Handbuch hellenistischer Magie“ in Band I der Reihe Vorträge der Bibliothek Warburg veröffentlicht,[42] 1933 erschien die von Ritter besorgte Ausgabe des arabischen Textes in den Studien der Bibliothek Warburg (Band XII).

Tatsächlich gelang es Warburg schließlich, eine Sondergenehmigung des Preußischen Kultusministers zu erwirken, die Breitenbach gestattete, ohne Staatsexamen die Ausbildung als Volontär zu absolvieren.[43] Von einer Einigkeit mit dem Direktor der Hamburger Universitätsbibliothek Gustav Wahl konnte allerdings einige Monate später nicht mehr die Rede sein.

2 „durch den Eintritt in Ihre ruhmvolle Institution zu einem stilgemäßen Verhalten moralisch verpflichtet“ – Göttingen 1928

Zum Januar 1928 trat Breitenbach das Volontariat in Göttingen an. Warburg begleitete weiterhin den Weg Breitenbachs mit Empfehlungsschreiben. So schickte er am 7. Januar 1928 gleich zwei Empfehlungsschreiben nach Göttingen, eines an den Direktor Richard Fick sowie eines den Bibliotheksrat Max Arnim. An Fick schrieb er: „In diesen Tagen wird unser Dr. Breitenbach bei Ihnen als Volontär angetreten sein, was ich für ihn als großes Glück ansehe. Ich bin aber auch sicher, dass dieser intelligente, sehr strebsame und kenntnisreiche junge Mensch sich durch den Eintritt in Ihre ruhmvolle Institution zu einem stilgemäßen Verhalten moralisch verpflichtet fühlen wird. Im Interesse unseres Schützlings möchte ich nur noch die Bitte aussprechen, daß Sie ihn, obgleich er Volontär ist, gerade so selbstverständlich zur Pünktlichkeit anhalten, wie die anderen Beamten.“[44] Am selben Tag schrieb Warburg an den Bibliotheksrat Max Arnim: „Ich erlaube mir, Ihnen diesen jungen strebsamen und kenntnisreichen Mann zu empfehlen und hoffe, dass er dieser Empfehlung durch pünktliche Pflichterfüllung Ehre machen wird.“[45]

Warburg verfolgte für seine Schützlinge das ‚Prinzip fördern und fordern‘. Um Anerkennung für seine Bibliothek bemüht und in dem Wissen, dass diese Bibliothek als Privatbibliothek weitaus unbürokratischer als staatliche Bibliotheken agieren konnte, legte er Wert darauf, dass in „seiner“ Bibliothek Regeln und formale Vorgaben eingehalten wurden, darunter z. B. pünktliches Erscheinen und sorgfältige ordnungsgemäße Abrechnung von Dienstreisen. So sah er sich mehr als einmal veranlasst, auf Breitenbach pädagogisch einzuwirken und ihn zur Einhaltung von Regeln zu ermahnen, so z. B. im Juli 1927: „Dr. Breitenbach gestern auf seine unstatthafte Escapade aufmerksam gemacht; die Construction des Ueberstunden Arbeitstages sei zur Erlangung eines Freitages nicht nötig gewesen. Da er der einzige sei, den ich bisher durch Empfehlung „indossiert“ habe, müßte ich von ihm dasselbe desperado-Pflichtgefühl verlangen wie von uns dreien.“[46]

Warburgs Empfehlungsschreiben nach Göttingen sind als halbe Warnung zu lesen, bei Breitenbach auf Disziplin zu achten, können aber auch als väterlich-fürsorglichen Hinweis interpretiert werden, einem noch etwas ungeschliffenen Juwel pädagogische Fürsorge angedeihen zu lassen, um ihn zu voller Strahlkraft auszubilden. Breitenbach selbst konnte nicht umhin, angesichts der in Göttingen herrschenden Personalsituation gewahr zu werden, dass die Referenz Warburgs für den Antritt des Volontariats eine Bevorzugung und ein Privileg bedeutete. Er erstattete bereits wenige Tage nach Beginn des Volontariats ausführlich Bericht über die Arbeitssituation an der Universitätsbibliothek Göttingen: „Es ist mindestens doppelt so viel Personal vorhanden als in unserer U.B., jedoch arbeitet die Hälfte der Leute gratis und wartet auf Anstellung und sei es auch nur als planmässiger Volontär. Einer von diesen hat bspw. 2 Jahre lang freiwillige Hilfsarbeit geleistet, bevor ihm seine Arbeit auf die Volontärzeit angerechnet wurde. Woraus man sieht, wie gross in meinem Falle der Einfluss unseres Prof.[essors] war.“[47]

Das Privileg des Volontariats scheint Breitenbach nicht vor einer herablassenden Haltung gegenüber den übertragenen Aufgaben geschützt zu haben, so berichtet Breitenbach aus Göttingen nach Hamburg: „Was meine Arbeit betrifft, so ist sie – wie voraus zu sehen war – von anheimelnder Belanglosigkeit. Allmorgendlich bekomme ich einen Haufen Zettel zum Signieren, von diesen machen die Schwierigeren – etwa ein Zehntel – Spass, die andern nur Mühe. Gegen Mittag soll ich im Grunde planmässig auf ‚Station‘. Aber davor drück ich mich meistens, da es sich hierbei vorläufig um die Ortsausleihe handelt und ich solch offenes Kundengeschäft nicht gerne mag. Nachmittags bin ich, von einem Tage abgesehen, frei für unsere lichtvollere Arbeit, für die die technischen Bedingungen hier denkbar günstig sind.“[48] Der Volontär zeigte einige Geringschätzung für ihm übertragene Aufgaben wie das Signieren oder den Benutzungsdienst in der Ortausleihe, den er erfolgreich zu umgehen suchte. Nachmittags fuhr Breitenbach fort, für die Warburg-Bibliothek zu arbeiten, was er als „unsere lichtvollere Arbeit“ bezeichnete. Er recherchierte für Fritz Saxl für dessen geplante Reise nach Frankreich in den Katalogen französischer Bibliotheken illustrierte Handschriften und versprach, in wöchentlichen Abständen die Ergebnisse nach Hamburg zu übersenden.

Am 8. Februar 1928 erstattete Breitenbach Bericht an Aby Warburg. „[I]m Grunde [ist] meine Aufgabe hier, wie der ganze Beruf, von erstaunlicher Ungeistigkeit; [...] Für mich wären die Dienststunden unerträglich, wenn ich nicht wie früher an den freien Nachmittagen an den Problemen Ihres Institutes mitarbeiten könnte. Zwei bis drei Stunden bleiben täglich in der Regel dafür frei“[49] In seinem Antwortschreiben bot ihm Aby Warburg daraufhin an, den Zuschuss zu seinem Unterhalt in Höhe des Betrags, den die Preußische Regierung den Volontären üblicherweise gewährte und auf den Breitenbach verzichtet hatte, zu unternehmen: „ich [...] hoffe, dass Sie darin die Fortsetzung meines Versuches sehen, Ihnen eine tüchtige Ausbildung, um die Sie viele beneiden werden, zu erleichtern.“[50] Breitenbach war sich bewusst, dass er sich dank der Empfehlung Warburgs im Vergleich zu vielen anderen Kollegen an der Universitätsbibliothek Göttingen in mehrerer Hinsicht in einer privilegierten Stellung befand. Dies nicht allein aus dem Grund, da er quasi ohne Wartezeit das Volontariat hatte antreten können, sondern auch aufgrund der Tatsache, dass Warburg sein Volontariat ab Februar 1928 pro Semester mit 300 Mark, d. h. mit 50 Mark monatlich, finanzierte, während andere Kollegen ohne Gehalt auf eine vage Aussicht hin in der Bibliothek arbeiteten, später ein Volontariat beginnen und die geleistete Arbeitszeit anrechnen lassen zu können.

Dr. Gisela von Busse war zu dieser Zeit in Göttingen als freiwillige Hilfsarbeiterin beschäftigt. So machte Breitenbach aller Wahrscheinlichkeit nach zwischen Januar und Juni 1928 in Göttingen ihre Bekanntschaft, bevor beide am 1. Oktober 1928 an der Preußischen Staatsbibliothek die Ausbildung fortsetzten.

In Göttingen nahm Breitenbach im Rahmen seines Volontariats an paläografisch-diplomatischen Übungen von Professor Brandi teil, unter Anleitung von Professor Hessel widmete er sich Inkunabelstudien und paläografischen Übungen, bei Professor Fick besuchte er bibliografische Übungen zur vergleichenden Volks- und Märchenkunde und zur Geschichte der Sprachwissenschaft.[51]

Am 10. Mai 1928 schrieb Breitenbach an Saxl: „Der Stumpfsinn der bibliothekarischen Tätigkeit hemmt so furchtbar die Unternehmungslust. Das wirkt sich psychisch und physisch in einer fast dauernden starken Mattigkeit aus. Ich mache noch immer die gleiche Arbeit wie am ersten Tage, immer nur signieren. Die Schuld daran trägt das System, nicht eigentlich die in Frage kommenden Instanzen. Dieser Zustand würde mich indessen wenig stören, wenn nur irgendeine Idee diese Tätigkeit heben würde. Man arbeitet auf dieser Station recht unrationell und mechanisch, wie wohl auf allen d[eu]tsch[e]n. Bibl[iotheken]. Dabei könnte es ohne Schwierigkeit geändert werden, dadurch dass man den Benutzer – vor allem denjenigen, der dauernd viel Literatur braucht – zum Selbstsignieren veranlasste, also in gewissem Sinne das Londoner System einführte. Durch Garantie einer beschleunigten Erledigung solcher Bestellungen würde man das wohl erreichen können. Auf diese Weise würden Kräfte frei zu bibliographischen Hilfeleistungen für die Benutzer und die Tätigkeit hätte plötzlich einen Sinn, um den es sich lohnte.“[52] Breitenbach gelang es jedoch nicht, den Direktor mit seinen Vorschlägen zur Änderung von Geschäftsgängen zu überzeugen.

Privilegiert war Breitenbach in Göttingen auch insofern, als er die Arbeit für die Kulturwissenschaftliche Bibliothek Warburg an Nachmittagen fast täglich stundenweise auch in Göttingen fortsetzen konnte. Zudem erhielt er ab August 1928 – mit einem Reisestipendium Warburgs versehen – Sonderurlaub, um für mehrere Wochen nach Paris zu reisen und für Fritz Saxl an der Nationalbibliothek illustrierte Handschriften zu recherchieren. Breitenbach schrieb dazu rückblickend 1933: „In dieser Zeit stellte ich an der Pariser Nationalbibliothek und im Britischen Museum die illustrierten astrologischen Handschriften zusammen für ein Verzeichnis, das später von dem jetzigen Leiter der Warburg-Bibliothek, F. Saxl, in den Sitzungsberichten der Heidelberger Akademie veröffentlicht worden ist.“[53]

Aby Warburg förderte die Internationalität seiner Mitarbeiter gezielt und finanzierte deren Recherche-Reisen zu Bibliotheken des europäischen Auslands. Breitenbachs Antrag auf Arbeitsurlaub für die im Auftrag der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg unternommenen Recherchereise vom 6. August bis 25. September 1928 nach Paris wurde vom Preußischen Ministerium bewilligt. Der Direktor der Universitätsbibliothek Göttingen hatte das Gesuch befürwortet „als die von ihm an den Pariser Bibliotheken vorzunehmenden Arbeiten auch seiner bibliothekarischen Ausbildung in hohem Masse zugute kommen werden.“[54]

In seinem Zeugnis bescheinigte ihm Fick, er habe „in die hauptsächlichsten Zweige des wissenschaftlichen Bibliotheksdienstes einen Einblick erhalten“ und „seiner vielseitigen Begabung entsprechend [...] auch dem Bibliothekswesen Interesse und Verständnis entgegengebracht.“[55]

3 „Wer den Wahl hat, hat die Qual“ – Hamburg 1928

Die im Archiv des Warburg Institute London erhaltene Korrespondenz dokumentiert, dass es zwischen Ende Juni und Anfang Juli 1928 in der Frage der möglichen späteren Anstellung Breitenbachs in der Handschriftenabteilung der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg zu einem offenen Konflikt zwischen Warburg und dem Direktor der Hamburger Universitätsbibliothek Gustav Wahl kam. Im Sommer 1928 reiste Breitenbach nach Hamburg und suchte das Gespräch mit Warburg, um die beruflichen Perspektiven zu besprechen. Dieser notierte am 28. Juni 1928 in das Tagebuch der KBW: „Mit Breitenbach beraten: bei Wahl anfragen und Motivierung für Handlungen erbitten. Könnte Bearbeitung der Handschriften zugesagt werden falls er einfach als Privat Dozent Hilfsarbeiten thun [sic] könne.“[56]

Am 30. Juni 1928 erhielt Warburg erst Besuch von Professor Wahl, dann von Edgar Breitenbach. Warburg notierte daraufhin in das Tagebuch: „Wer den Wahl hat, hat die Qual. Ein pompöses, dünkelhaftes Schaustück seiner eigenen tiefempfundenen und ach so mißverstandenen Tüchtigkeit, aber energetisch zu regen Initiativen und Käufen capabel. (Archiv Dehmel, Liliencron (Falke (nebbich) soll folgen).“[57]

In Warburgs zähem Ringen mit Wahl um eine mögliche Anstellung Breitenbachs als Bibliotheksrat in der Staats- und Universitätsbibliothek trat neben dem offensichtlichen Konkurrenzverhältnis der Bibliotheksleiter in Sachen Neubau, Erwerbungen und Etat auch die Unverträglichkeit der Charaktere offen zutage. Als Wahl im Gespräch die Fortschritte seiner Bibliothek „gegenüber dem Regime von Münzel“ (seinem Vorgänger) herausstrich und seine eigenen Erfolge bei der Erhöhung des Etats der Staatsbibliothek betonte, konterte Warburg: „darf ich hierzu bemerken, dass mein Institut einen um viele Tausend höheren Etat hat?“.[58] Als einen Erfolg konnte Warburg die Zusage Wahls verbuchen, am 2. Juli ein Gespräch mit Breitenbach zu führen. Am Tag darauf verfasste Breitenbach einen schriftlichen Bericht für Warburg, Bing und Saxl über die Unterredung, die zweieinhalb Stunden dauerte. Demzufolge habe Wahl im Verlauf des Gesprächs nach den Bedingungen gefragt, unter denen Breitenbach als Volontär in Göttingen angenommen worden wäre. „Zu meinem Erstaunen jedoch erregte sich Prof. Wahl über die ministerielle Verfügung höchst, da er – gestützt auf seine guten Informationen über die preußischen Zulassungsgepflogenheiten – fürchtete, seine damalige Bereitwilligkeit, mich später ev[entuell] einzustellen, wäre ohne sein Wissen dazu benutzt, mir die preuss.[ische] Volontärstellung zu verschaffen.“[59]

Wahl schrieb einige Tage nach dem Gespräch mit Breitenbach indigniert an Warburg.

„Es wäre mir erwünscht gewesen, wenn ich an der Formulierung der das Staatsexamen Dr. Breitenbach’s und seine etwaige spätere Verknüpfung mit der Hamburger Staats- und Universitätsbibliothek betreffenden Erklärungen, soweit sie die meiner Leitung unterstellte Bibliothek betreffen, beteiligt worden wäre. Dann hätte sich gewiss ein Ausgleich finden lassen für die Diskrepanz zwischen der Angabe in Ihrem Brief an Generaldirektor Krüß am 9. August 1927, dass Dr. Breitenbach „hier in Hamburg auch ohne das Staatsexamen... übernommen werden könnte“ und meiner – durchaus entgegengesetzten – Grundeinstellung zu dieser Frage [...].Was die Erklärung der möglichen Uebernahme von Dr. Breitenbach an die Staats- und Universitätsbibliothek betrifft, die Sie am 29. August vr. Jrs. an Direktor Prof. Fick als meine Stellungnahme weitergegeben haben, so bestätige ich Ihnen als meine Auffassung, dass diese Mitteilung nicht als eine Begründung einer Anwartschaft von Dr. Breitenbach auf Eintritt in den hamburgischen Staatsbibliotheksdienst benutzt und gedeutet werden kann und darf. Das auszusprechen, ist schon deshalb nötig, weil diese Erklärung s. Zt. von mir unter einer falschen Voraussetzung abgegeben worden ist, nämlich der, dass Dr. Breitenbach bezüglich der klassischen Sprachen über die Kenntnisse des Gymnasialabiturienten verfüge. Erst seit meiner Unterredung mit Dr. Breitenbach am 2. Juli ds. Js. weiss ich es, dass er der Kenntnis der griechischen Sprache, Literatur, usw. ermangelt, dass er überhaupt keine humanistische Gymnasialbildung genossen hat.“[60]

Wahl gab zwar zu, seinerzeit gegenüber Warburg eine spätere Anstellung Breitenbachs in der Handschriftenabteilung in Aussicht gestellt zu haben. Nun sah er aber die Bedingungen für eine Anstellung als nicht erfüllt an, insbesondere sei die Tatsache, dass Breitenbach kein humanistisches Gymnasium besucht und daher kein Graecum vorweisen könne, aus seiner Sicht ein gravierender Hinderungsgrund. Wahl führte weiter aus, die „völlige Vertrautheit mit den antiken Sprachen und Literaturen, ebenso auch mit der griechischen Palaeographie, ist nach meiner Meinung unerläßlich für den Bearbeiter eines Handschriftenverzeichnisses einer an Handschriften so reichen Bibliothek wie der unsrigen, deren Papyrussammlung zudem zum grössten Teil aus griechischen Papyri besteht. Sie ist es auch dann, wenn die Anstellung nur auf Zeit, nur im losen Hilfsarbeiterverhältnis und nur zu dem einen Zweck der Handschriftenbeschreibung erfolgt. Dank seiner Intelligenz wird es Dr. Breitenbach gewiss bei Fleiss und Ausdauer gelingen, die Voraussetzungen zu erfüllen, die für ein erfolgreiches Wirken im wissenschaftlichen Bibliotheksdienst erforderlich sind. Liegen einst alle diese Voraussetzungen vor, dann wird er vor anderen Bewerbern den Vorzug Ihrer Empfehlung voraus haben.“[61] Tatsächlich legte die 1928 erlassene Ordnung für die Annahme, Ausbildung und Prüfung der Anwärter für den wissenschaftlichen Bibliotheksdienst den Nachweis des Griechischen und Lateinischen vor der Zulassung zum Volontärdienst fest; als gleichwertig zum Nachweis des Staatsexamens wurden indessen Habilitationsleistungen anerkannt.[62]

Wahl wies auch drauf hin, dass die Verzeichnung der Handschriften nicht die oberste Priorität für ihn habe: „unter den mancherlei Dingen, die unserer ehrwürdigen und stolzen Staatsbibliothek not tun, steht die Herstellung von gedruckten Handschriftenkatalogen in vorderster Reihe. Aber sie steht nicht an erster Stelle. An erster Stelle steht – in der historischen Situation, in der die Bibliothek sich jetzt befindet, da sie nicht mehr nur der Kräftespeicher für die Stadtbevölkerung, sondern das Zentralorgan der gesamten universitas litterarum ist, der Neubau.“ Den dringenden Bedarf eines Neubaus beschrieb Wahl weiter in blumigen Worten: „Uns fehlt ferner der Lebensraum, den wir zum Atmen brauchen. Eingezwängt und eingeschachtelt vegetieren wir nur.“ Angesichts eines solch wortreichen Widerstands war das Vorhaben Warburgs, Breitenbach nach Abschluss des Volontariats in der Handschriftenabteilung der Staats- und Universitätsbibliothek zu etablieren, als wenig aussichtsreich anzusehen; Warburg ließ sich in seinem Plänen jedoch keineswegs beirren.

Der Ausbildungsweg des Volontariats sah vor, dass sich an den praktischen Teil der Ausbildung in Göttingen ein Aufenthalt an der Preußischen Staatsbibliothek Berlin und der Friedrich-Wilhelm-Universität anschließen sollte. Zum 1. Oktober 1928 wurde Breitenbach daher zu seiner weiteren Ausbildung an die Preußische Staatsbibliothek zu Berlin überwiesen.[63]

4 „das Beneficium der praktischen staatlichen Ausbildung“ – Berlin 1928/1929

Als Breitenbach ab 1. Oktober 1928 sein Volontariat an der Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin fortsetzte, nahm das neu begründete Bibliothekswissenschaftliche Institut an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin im Wintersemester 1928/29 unter der Direktion Fritz Milkaus seine Tätigkeit auf. Grundlage bildete die 1928 neu erlassene „Ordnung für die Annahme, Ausbildung und Prüfung der Anwärter für den wissenschaftlichen Bibliotheksdienst“.[64] Die neue Ordnung sah vor, das zweite Ausbildungsjahr verpflichtend am Bibliothekswissenschaftlichen Institut und an der Preußischen Staatsbibliothek zu absolvieren. Breitenbach war also Volontär im ersten Jahrgang des neuen Studiengangs, ebenso wie Dr. Gisela von Busse. In Berlin lernte Breitenbach den Generaldirektor der Preußischen Staatsbibliothek Hugo Andres Krüss persönlich kennen. Breitenbach äußerte Jahrzehnte später in seinen Erinnerungen über diese Begegnung: „Krüss kam vom Ministerium, [...] ein sehr weltgewandter Mann der gleich gut Englisch und Französisch sprach und bei internationalen Treffen das Publikum in jeder dieser drei Sprachen mit gleicher Leichtigkeit ansprechen konnte. Er war ein Mann, für den ich großen Respekt empfand, er war aber beileibe kein Bibliothekar.“[65] Breitenbach hatte mit Krüss neben der hanseatischen Herkunft ein Interesse an internationaler Zusammenarbeit gemeinsam. Krüss bewegte sich, wie Breitenbach bemerkte, sicher und gewandt auf internationalem Parkett. Sein besonderes Interesse galt der Arbeit des Völkersbundes.[66] Ab 1927 war Krüss in der fünf Jahre zuvor geschaffenen „Völkerbundkommission für Geistige Zusammenarbeit“ zunächst als Stellvertreter Albert Einsteins tätig.[67] Deutschland hatte erst wenige Jahre zuvor, 1926, dank der Verständigungspolitik von Außenminister Gustav Stresemann die Mitgliedschaft mit ständigem Sitz im Völkerbundrat antreten können. Krüss enagagierte sich nicht nur für den Völkerbund, sondern auch für die internationale Zusammenarbeit der Bibliotheken.

Als Breitenbach in der ersten Jahreshälfte 1929 in der Preußischen Staatsbibliothek volontierte, war Krüss mit Vorbereitungen für den Weltkongress des Bibliothekswesens und der Bibliografie befasst, der vom 15.–30. Juni 1929 in Rom, Florenz und Venedig stattfinden sollte. Breitenbach erhielt den Auftrag, die Ausstellung der Preußischen Staatsbibliothek für den Weltkongress vorzubereiten. Wenige Wochen vor dem Kongress, am 16. Mai 1929, schrieb Krüss an Warburg von seiner Absicht, Breitenbach zum ersten Internationalen Kongreß für Bibliothekswesen und Bibliografie in Rom und Venedig mitnehmen zu wollen, „da er in unserem Kreise besonders geschätzt ist und er uns bei den Vorarbeiten für den Kongreß besonders wertvolle Hilfe geleistet hat“,[68] und fragte an, ob Warburg die Reise finanzieren würde.

Warburg erreichte das Schreiben erst am 31. Mai auf der Rückreise von Neapel. Er antwortete umgehend: „Meinen verbindlichsten Dank erlaube ich mir dadurch auszusprechen dass ich Ihnen mitteile, dass ich der K.B.W. Anweisung gegeben habe, Herrn Dr. Breitenbach 500 M. zu überweisen, damit er den Kongress in Italien mitmachen kann.“[69] Warburg, der ja auch bereits Breitenbachs Volontariat mit einem Zuschuss finanzierte, gab umgehend Anweisung, 500 Mark an Breitenbach zu überweisen, um ihm die Teilnahme am Kongress zu ermöglichen. Das war das Zehnfache des Betrags, den er Breitenbach bereits als monatlichen Zuschuss zum Volontariat gewährte. Warburg war zu dem Zeitpunkt auch angesichts der näher rückenden Abschlussprüfung noch immer bestrebt, Breitenbach als Mitarbeiter in der Handschriftenabteilung der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg zu etablieren, daher kam er in seinem Schreiben an Krüss vom 31. Mai 1929 nochmals auf die Angelegenheit zu sprechen: „Ich bin ein Freund des früh verstorbenen Münzel und sehe, dass der jetzige Direktor eine märchenhafte Begabung für das Unwesentliche hat, so z. B. merkt er gar nicht, was er an Herrn Breitenbach haben würde, der den ganz unerhörten Zustand der Handschriften-Abteilung sicher und liebevoll in Ordnung bringen würde. Ich werde wohl noch einmal in dieser Angelegenheit um ihren hamburgischen kollegialen Beistand bitten müssen.“[70]

Mit dem früheren Direktor der Stadtbibliothek Hamburg Robert Münzel hatte sich Warburg gemeinsam in diversen Gremien und Gesellschaften engagiert, darunter in der „Gesellschaft der Bücherfreunde zu Hamburg“. Nach Münzels Tod 1917 im Alter von 58 Jahren wurde Warburg gemäß dessen testamentarischer Bestimmung als sein Nachlassverwalter eingesetzt.[71] Der Stadtbibliothek Hamburg – 1921 umbenannt in Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg – fühlte sich Aby Warburg lebenslang verpflichtet. Er hatte bereits 1904 für den Fall seines Todes Vorkehrungen getroffen, seine Bibliothek sollte entweder an die Stadtbibliothek Hamburg oder an das Deutsche Kunsthistorische Institut in Florenz fallen.[72] Dies mag erklären, warum sich Warburg so beharrlich in die Personalpolitik der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg einmischte und in seinem Schreiben an Krüss massive Kritik an dem „unerhörten Zustand der Handschriften-Abteilung“ unter Münzels Nachfolger, dem „jetzigen Direktor“ übte – ohne den Namen Gustav Wahl explizit zu nennen. Warburg appellierte erneut an den Hanseaten Krüss und erbat dessen „hamburgischen kollegialen Beistand“.

Was Warburg zu diesem Zeitpunkt (noch) nicht wusste, war, dass Krüss bereits Anstrengungen unternommen hat, Breitenbach an der Stadtbibliothek Frankfurt eine Stelle zu verschaffen. Krüss war offensichtlich über die Probleme im Bilde, die einer Anstellung Breitenbachs an der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg entgegenstanden und in der Person des dortigen Direktors Gustav Wahl begründet lagen.

Noch vor seiner Abreise nach Italien zum Internationalen Bibliothekskongress schickte Krüss am 28. Mai 1929 ein Schreiben an den Direktor der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt Richard Oehler, in welchem er Breitenbach zur Anstellung in der Bibliothek Frankfurt empfahl. Breitenbach sei zum Herbst 1929 zur bibliothekarischen Fachprüfung zugelassen, die er ohne Zweifel bestehen werde: „Dr. Breitenbach ist eine sehr sympathische Persönlichkeit; an allen Stellen, mit denen er in Berührung gekommen ist, erfreut er sich eines begründeten Ansehens, sodaß mit Bestimmtheit anzunehmen ist, daß er in seinem Beruf etwas Tüchtiges leisten wird. Seine Fähigkeit, praktische Aufgaben zweckmäßig in Angriff zu nehmen und durchzuführen, hat er insbesondere bewiesen bei der Vorbereitung der Ausstellung der Staatsbibliothek für die Internationale Bibliotheks-Ausstellung in Rom.“[73] Krüss empfahl Breitenbach für die Bibliothekarstelle in Frankfurt und gab seinem Bedauern Ausdruck, dass ihm die Möglichkeit fehle, ihn dem preußischen Staatsdienst zu erhalten.

Breitenbach dankte seinem Förderer Warburg in einem Schreiben aus Berlin vom 5. Juni 1929 für die Finanzierung der Reise zum Internationalen Bibliothekskongress und teilte ihm gleichzeitig mit, er habe sich bereits an der Stadtbibliothek Frankfurt am Main beworben:

„Vor etwa einer Woche habe ich auf Veranlassung des Generaldirektors ein Gesuch zur Erlangung eines vakanten Bibliotheksratsposten an der Stadtbibliothek Frankfurt eingereicht. Die Angelegenheit kam so plötzlich, buchstäblich von einem zum andern Tag – mittags Nachricht von Krüss, abends Unterredung mit dem Frankf.[urter] Direktor, am nächsten Morgen Absendung der Papiere –, dass ich keine Möglichkeit hatte, Sie vorher um Ihre Zustimmung und ihren Rat zu bitten. [...] Ich habe Dir. Oehler wie auch dem Gen.-Dir. ausdrücklich betont, dass ich in keiner Weise meinen Plan, an die Hss.-Inventarisierung in Hamburg zu kommen, aufgebe. Was mich an dem Posten reizt, ist der Umstand, dass es z.Zt. an keiner dtschn Bibliothek soviel zu lernen gibt, wie in Frankfurt; denn dort ist die Bibliothek, die die zweitgrößte preussische werden wird nach dem Zusammenschluss verschiedener kleinerer, erst im Bilden begriffen. Sie erhält nächstens ihr eigenes, neues Gebäude und wird dann, was innere und äußere Einrichtung anbelangt, die modernste sein, die wir haben. – Sind somit die Möglichkeiten, organisatorisch zu lernen, ausserordentlich grosse, so schliesst dieser Umstand keineswegs die Arbeiten mit wissenschaftlichen Problemen aus. Im Gegenteil, Oehler legt Wert darauf, dass seine Bibliothekare Verbindung mit der Universität erlangen, sei es durch die Dozentur, sei es durch Abhalten von Kursen. Zudem hat er mir persönlich die Inventarisierung der Hss. in Aussicht gestellt. Ich hoffe sehr, dass in Anbetracht dieser Fakten mein Schritt ihre nachträgliche Billigung finden wird.“[74]

Oehler sah – im Unterschied zu Gustav Wahl – kein Problem in der Vereinbarung wissenschaftlicher Tätigkeit mit der Verzeichnung von Handschriften, was Breitenbachs Interessen entsprach.

Über die Reise zum Kongress nach Rom führte Krüss ein Tagebuch. Am 14. Juni 1929 nahm er in Rom an einer Versammlung teil, die in die Annalen der internationalen Bibliotheksgeschichte eingehen sollte als die Versammlung, bei der die Namensgebung der IFLA als International Federation of Library Associations, bzw. deutsch „Internationaler Verband der Bibliotheksvereine“ beschlossen wurde. Hugo Andres Krüss, war neben Isak Collijn, dem Reichsbibliothekar und Leiter der Königlichen Bibliothek zu Stockholm sowie dem Direktor der Schweizerischen Nationalbibliothek in Bern Marcel Godet einer der wesentlich an der Gründung der IFLA beteiligten Akteure.[75]

Am 26. Juni 1929 berichtete Breitenbach aus San Marino an Aby Warburg: „Der Kongress ist in seinem römischen Teil jetzt zu Ende. [...] Es sind eine Menge Resolutionen gefasst worden“.[76] Über die Ergebnisse des Kongresses war dieser Bericht eher im Vagen gehalten. „Wenn in Venedig die Resolutionen gedruckt vorliegen, wird man vielleicht etwas klarer sehen können.“[77] Eine der auf der Vollversammlung am 29. Juni in Venedig beschlossenen Resolutionen zielte auf die Professionalisierung des bibliothekarischen Berufs und sah vor, dass bibliothekarische Fachschulen eingerichtet werden sollten, wo diese noch nicht vorhanden waren; der Besuch solcher Bibliothekarschulen oder ähnlicher Institute sollte für Anwärter für den bibliothekarischen Beruf obligatorisch sein.[78]

5 „sodaß mit Bestimmtheit anzunehmen ist, daß er in seinem Beruf etwas Tüchtiges leisten wird“ – Frankfurt a. M. 1929

Dank der Empfehlung des Generaldirektors der Preußischen Staatsbibliothek Krüss wurde Breitenbach bereits ab 1. August 1929 an die Stadtbibliothek Frankfurt am Main berufen – zwei Monate vor der bibliothekarischen Abschlussprüfung. Diese schloss er am 23. September 1929 in Berlin mit dem Prädikat „gut“ ab. Er stattete nach bestandenem Examen der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg in Hamburg einen Besuch ab. Aby Warburg veranlasste Breitenbach „sich mit Visitenkarte ‚Bibliotheksrat‘ bei Wahl vorzustellen: möge er blau und grün werden.“[79]

Gertrud Bing hielt Breitenbachs Eindrücke seiner neuen Wirkungsstätte Frankfurt am 25. September 1929 fest:

„Breitenbach meldet sich nach bestandenem Examen und zweimonatiger Probezeit in Frankfurt. Neuer Generaldirektor Oehler (Bücher-Reparationsstelle in Löwen, Deutsche Bücherei Leipzig, Staats und Universitäts Bibliothek Breslau, dann Frankfurt) Nietscheaner [sic], Übermensch, Jugendbewegung, Liebhaber weltmännischen Auftretens, Sinn für Bibliotheksdienst als Seelsorge – offenbar umgänglicher Vorgesetzter. Neues Bibliotheksgebäude von Frankfurt abgelehnt, wenn Preußen sich nicht daran beteiligt – Preußen aber desinteressiert. Infolgedessen phantastische Zustände: 25.000 Bücher in wüsten Haufen am Boden liegend, in denen am Abend die Beamten mit Stalllaternen oder offnen Kerzen umherwandeln, wenn sie etwas suchen wollen. Generaldirektortitel völlig unsinnig, da an Zusammenlegung der 3 Bibliotheken einstweilen garnicht zu denken und da Senckenbergische und Rotschildtsche Bibliothek ganz unberührt nebenher weiterbestehen. Stadtbibliothek aber schönste Bestände. Breitenbach soll den zum Druck vorgesehenen Zentralkatalog machen, anstelle des Romanisten Leo[80], der mit seinem Personal nicht umzugehen weiß.“[81]

Richard Oehler, der Generaldirektor der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main, war ein Cousin Friedrich Nietzsches und Herausgeber der Werke Nietzsches. Vor seiner Berufung nach Frankfurt war er 1920 bis 1925 als Staatskommissar für die Wiederherstellung der Universitätsbibliothek Löwen bestellt worden, da Deutschland gemäß der Verpflichtungen des Versailler Vertrags für den Wiederaufbau der Universitätsbibliothek zu sorgen hatte. Danach war Oehler Direktor der Universitätsbibliothek Breslau. Die Berufung zum Direktor der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main 1927 war mit einer Honorarprofessur an der Universität verbunden.

Frankfurt war wie Hamburg eine junge Universitätsstadt. Die Stadtbibliothek Frankfurt besaß bedeutende Handschriften und Inkunabeln, allerdings waren diese in desolatem Zustand gelagert, wie Breitenbach sich Jahrzehnte später erinnerte: „The city library in Frankfurt was interesting, yes. It had great treasures, Carolingian manuscripts and all. It was in a crowded, miserable building. It was somewhat like the Library of Congress now. There were thousands of volumes lying on the floor for which there was no shelving space. The charwomen used the room where the manuscripts and incunabila were kept as a broom closet. It was one of my first assignments to get those damned brooms out of there.“[82] Breitenbach arbeitete ab 1929 nicht nur daran, die Handschriften und Inkunabeln von der Besenkammer in eine bessere geeignete Aufbewahrung zu überführen. Am 1.11.1929 wurde Breitenbach zum städtischen Beamten ernannt.[83] Er war ab Ende November 1929 als Leiter der Katalogisierung tätig, hatte die Leitung des Zentralkatalogs der Frankfurter wissenschaftlichen Bibliotheken, der Studenten-Bücherei der Universität und der Katalog-Abteilung und der Ausleihe der Stadtbibliothek inne und leitete eine Abteilung von 20 Personen. Er war dort u. a. „zuständig für die Umstellung des Drucks des Zentralkatalogs vom Buchdruck auf das für diesen Zweck noch nicht erprobte Adrema-Verfahren“, ein Verfahren der mechanisierten Dokumentation, bei dem Adressiermaschinen zum Einsatz gelangten. Zudem verantwortete er das „Umdisponieren der gesamten Bücherbestände innerhalb des bis dahin als überfüllt geltenden Gebäudes der Stadtbibliothek“ mit dem Ziel, Stellraum für die nächsten Jahre zu gewinnen.[84]

Gertrud Bing zog angesichts der Berichte Breitenbachs einen Vergleich zwischen der beruflichen Situation des Bibliotheksrats Breitenbach und der Volontärinnen Dr. Kathi Meyer und Dr. Gisela von Busse, die sie auch persönlich kennengelernt hatte: „Breitenbach bekommt als Bibliotheks-Rat nach Doktor- und Bibliothekarsexamen Mark 340!! Mit ihm zusammen hat Dr. Kathi Meyer[85] von der Bibliothek Paul Hirsch ihr Examen gemacht. Arbeitet 2 Tage in der Woche dort – bekommt dafür 200 Mark im Monat – und kann trotz ausgesprochener Tüchtigkeit, Kenntnissen und organisatorischen Fähigkeiten keine staatliche oder halbstaatliche Anstellung finden. Ebenso ein Frl. von Busse, die ich als Volontärin in Göttingen kennen gelernt habe. Im Falle Meyer hat allerdings Kirchner etwas intrigiert, der zu all seinen andern liebenswerten Eigenschaften auch Antisemit ist, was den Charakterstarken aber nicht hinderte, jetzt den Direktorsposten an der Rothschildt-Bibliothek anzunehmen.“[86]

Joachim Kirchner war zum 1. November 1928 als Leiter der Rothschild’schen Bibliothek berufen worden. Die Freiherrlich Carl von Rothschild‘sche öffentliche Bibliothek war 1928 von der Stadt Frankfurt am Main übernommen und als selbständige Abteilung der Stadtbibliothek angegliedert worden. Leitidee der Rothschild‘schen Bibliothek war ursprünglich die „Free Public Library“ aus England gewesen, die allen Bevölkerungsschichten mit kostenlosen Angeboten zur Weiterbildung zur Verfügung stehen sollte. Von den beiden oben genannten Volontärinnen Dr. Kathi Meyer und Dr. Gisela von Busse, die gemeinsam mit Breitenbach ihre Ausbildung erfolgreich abschlossen, hatte Kathi Meyer die weitaus größten Schwierigkeiten bei der Suche nach einer Anstellung.

Die Personalakten Edgar Breitenbachs, Joachim Kirchners, Kathi Meyers und Richard Oehlers sind im Institut für Stadtgeschichte Frankfurt archiviert. Katharina Gertrud Meyer, 1892 in Berlin geboren, studierte ab 1911 Musikwissenschaft an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin und promovierte als eine der ersten Frauen in der Musikwissenschaft. Ihre von Professor Johannes Wolf betreute Dissertation wurde jedoch in Berlin zunächst 1915 von Professor Hermann Kretzschmar abgelehnt. Ihr Biograf Joseph Josephson sieht die Gründe dafür im Konservatismus und Antisemitismus: „To be both female and Jewish was to bear a double burden.“[87] Mit Unterstützung von Wolf reichte Meyer ihre Dissertation bei Professor Hugo Riemann an der Universität Leipzig ein, der sie annahm und ihr 1916 den Abschluss der Promotion ermöglichte.[88] Als ihre Dissertation 1917 im Verlag Breitkopf & Härtel unter dem Titel Der chorische Gesang der Frauen als Buch erschien, war Kathi Meyer 25 Jahre alt. Ab 1922 fand sie eine Teilzeitstelle in der Musikbibliothek des Frankfurter Industriellen Paul Hirsch, einer Privatbibliothek. Wie enorm tüchtig sie in diesen Jahren war, zeigt die Liste ihrer Publikationen.[89] Kathi Meyers Pläne einer wissenschaftlichen Karriere und Habilitation scheiterten jedoch. Aby Warburg schrieb ihr am 16. Dezember 1926, er bedaure außerordentlich, dass er ihr in der Angelegenheit ihrer Habilitation nicht helfen könne.[90] Als Meyer realisieren musste, dass ihr als Jüdin und Frau der Weg zu einer akademischen Karriere in Deutschland versperrt blieb, folgte sie dem Rat des Münchner Professors für Kirchengeschichte Georg Pfeilschifter, ein Volontariat an der Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin zu absolvieren,[91] dort war Johannes Wolf ab 1915 Leiter der Musikabteilung. Bereits 1927 arbeitete Kathi Meyer an der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt[92] an der Ordnung der Musiksammlung und Katalogisierung der gedruckten Musikalien. Eine staatliche Anstellung an der Stadtbibliothek Frankfurt a. M. blieb Meyer jedoch versperrt, obgleich sie dort reichlich Arbeit vorgefunden hatte, denn die städtischen Sammlungen bargen, wie sie 1931 in ihrem Beitrag „Musikalische Bibliotheksfragen“ im Zentralblatt für Bibliothekswesen berichtete, etliche musikalische Schätze, dazu kleinere musikalische Nachlässe in der Rothschild’schen Bibliothek sowie den – ungeordneten – Nachlass des Mankskopf‘schen Musikhistorischen Museums.[93]

Breitenbach indessen löste die ihm an der Stadtbibliothek Frankfurt übertragenen Aufgaben mit seinem ausgeprägten Sinn für das Praktische und pragmatischem Zupacken erfolgreich.

6 „es hilft aber alles nichts, er muß fort“ – 1933

Am 28. Juni 1933 richtete der Direktor der Frankfurter Bibliotheken Richard Oehler eine Anfrage an Professor Dr. Lehmann-Haupt von der Columbia-University in New York, um einen jungen Mann für eine bibliothekarische Beschäftigung in den USA zu empfehlen, den er selbst kurz zuvor entlassen hatte:

„Ein junger Bibliothekar der Stadtbibliothek in Frankfurt a. M. muss jetzt zufolge der Bestimmungen des neuen Beamtengesetzes aus dem Bibliotheksdienst ausscheiden, weil er nicht rein arischer Abkunft ist. Sein Vater, der gestorben ist, als er 8 Jahre alt war, ist jüdischer Konfession gewesen. Die Mutter ist rein germanisch und christlicher Konfession, desgl. ist der junge Mann christlich. Er ist absolut nach der Mutter geschlagen; niemand würde nur entfernt vermuten nach seinem Aussehen und seiner Art, dass er jüdischer Herkunft ist. Es hilft aber alles nichts, er muss fort, weil auch keine der entgegenstehenden Bestimmungen, d. h. Anstellung bereits am 1. August 1914 oder Teilnahme als Frontkämpfer am Krieg, für ihn zutreffen Dazu ist er zu jung. Er steht jetzt im 30. Lebensjahr.

Dieser Fall ist als ein tragischer zu bezeichnen, nicht nur von menschlichen sondern auch von unseren amtlichen Gesichtspunkten aus; denn der junge Mann ist aussergewöhnlich tüchtig. Wir möchten alle, dass er irgendwie dem Bibliotheksberuf erhalten bleibt, wenn auch nicht in Deutschland, so doch im Ausland. [...] Gibt es nicht bei Ihnen oder sonst irgendwo in Amerika eine Möglichkeit, den jungen Mann bibliothekarisch zu beschäftigen? Er würde in der Lage sein, auch einige Zeit ohne Bezahlung zu arbeiten, wenn er nur allmählich dann in eine feste Position käme.“[94]

Der junge außergewöhnlich tüchtige Mann, für den Oehler eine bibliothekarische Beschäftigung in den USA zu vermitteln suchte, war Edgar Breitenbach. Die Formulierungen Oehlers lassen seine antisemitische Grundhaltung vermuten („niemand würde nur entfernt vermuten nach seinem Aussehen und seiner Art, dass er jüdischer Herkunft ist“). Oehler war überzeugter Nationalsozialist und seit 1. Mai 1933 Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer 2.393.316). Gleichzeitig war es ihm wohl peinlich, einen seiner tüchtigsten Mitarbeiter entlassen zu müssen.[95] Der Adressat des Schreibens Hellmut Lehmann-Haupt hatte 1927 in Frankfurt in Kunstgeschichte zu frühen Buchillustrationen promoviert. Er war 1929 in die USA übergesiedelt und arbeitete ab 1930 als Kurator in der Abteilung für seltene Bücher an der Bibliothek der Columbia University in New York. Lehmann-Haupt wandte sich daraufhin am 25. Juli 1933 an das Not-Komitee, das 1933 in New York von US-amerikanischen Wissenschaftlern zur Hilfe für exilierte deutsche Wissenschaftler eingerichtet worden war und zunächst unter dem Titel „Emergency Committee in Aid of Displaced German Scholars“ firmierte, bevor es in „The Emergency Committee in Aid of Displaced Foreign Scholars“ umbenannt wurde. In den Archiven des Komitees, die im Bestand der New York Public Library aufbewahrt werden, wird Edgar Breitenbach unter den Personen geführt, die kein Stipendium erhielten.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde am 7. April 1933 das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums erlassen. Bereits am 28. März 1933 hatte der kommissarische Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt und Nationalsozialist Friedrich Krebs verfügt, alle jüdischen Angestellten und Beamten aus dem Amt zu entfernen.[96] Auch der Bibliothekar und Leiter der Hebraica- und Judaica-Sammlung der Frankfurter Stadt- und Universitätsbibliothek, Prof. Dr. Aron Freimann, wurde im März 1933 im Alter von 62 Jahren von Krebs aus dem Dienst entlassen,[97] nachdem er 35 Jahre lang die Hebraica- und Judaica-Sammlung zu einer der bedeutendsten Spezialsammlungen in Europa ausgebaut hatte. Im April 1933 ernannte Krebs Joachim Kirchner zum Beauftragten der Säuberung der städtischen Schüler-, Lehrer- und Volksbüchereien. Auf Betreiben Kirchners wurde die Rothschild‘sche Bibliothek die erste Frankfurter Bibliothek, in der „undeutsches Schrifttum“ nur noch bei Nachweis eines wissenschaftlichen Zwecks ausgeliehen wurde.[98]

Aus dem als Anlage zum Schreiben Richard Oehlers nach New York geschickten Lebenslauf geht hervor, dass Breitenbach 1933 für das von Joachim Kirchner gemeinsam mit Karl Löffler herausgegebene Lexikon des Gesamten Buchwesens, das in den Jahren 1935 bis 1937 in drei Bänden im Verlag Hirseman in Leipzig erschien, Beiträge zur Geschichte der Bibliotheken der Neuzeit verfasste.[99] Der Herausgeber Joachim Kirchner war bereits im Februar 1933 in die NSDAP eingetreten. Jahre zuvor hatte er als Antisemit, wie Gertrud Bing 1929 berichtete, bereits die Anstellung Kathi Meyers an der Stadtbibliothek Frankfurt verhindert. Breitenbach scheint auch nach seiner Entlassung für das von Kirchner herausgegebene Lexikon als Verfasser mitgearbeitet zu haben; in dem Lexikon finden sich zahlreiche mit dem Kürzel „Br“ für Breitenbach gekennzeichnete Artikel. Doch mit Breitenbachs Entlassung 1933 erfuhr seine überaus hoffnungsvoll begonnene Bibliothekskarriere in Deutschland einen jähen Bruch. Erst 1937 gelang Breitenbach die Ausreise in die USA.

7 Conclusio

Die Karriere Breitenbachs erscheint von der Unwahrscheinlichkeit her gesehen, eine Bibliothekskarriere ohne Erfüllung formaler Voraussetzungen zu starten, bis hin zu seiner Rückkehr als Emigrant und seinem Engagement für den Wiederaufbau des Bibliothekswesens im Deutschland der Nachkriegszeit als außergewöhnlich. Für den Einstieg Breitenbachs in die Bibliothekskarriere spielten Netzwerke und Empfehlungsschreiben eine entscheidende Rolle. Dieser Karriereweg erlaubt Aufschluss über die Professionalisierung des bibliothekarischen Berufs und die Rolle internationaler Kooperation bei der Weiterentwicklung des Bibliothekswesens. Die Liste der Personen, die seine Karriere ermöglichten, liest sich wie ein Who’s who der Bibliothekslandschaft in der ausgehenden Weimarer Republik.[100] Dass es gelang, führende Persönlichkeiten dazu zu bewegen, ihren Einfluss geltend zu machen, daran hat Aby Warburg als Mentor und Förderer wesentlichen Anteil. Dank der Protektion einiger überaus einflussreicher männlicher Bibliotheksdirektoren verlief Breitenbachs Weg bis 1933 weitaus erfolgreicher als der Weg der Volontärinnen Busse und Meyer.

Im Vergleich zu Breitenbach gestaltete sich für die beiden Volontärinnen Kathi Meyer und Gisela von Busse der Einstieg in den höheren Bibliotheksdienst ungleich schwieriger bzw. gelang nicht.[101] Gisela von Busse wurde nach ihrem Volontariat nach ihrer bibliothekswissenschaftlichen Prüfung jahrelang lediglich als außerordentliche wissenschaftliche Hilfsarbeiterin beschäftigt, zunächst für den Bibliotheksausschuss der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft. Nach Übergang der bibliothekarischen Aufgaben der Deutschen Forschungsgemeinschaft in die Staatsbibliothek leitete sie ab 1934 selbständig die Zentraleinkaufsstelle für ausländische Literatur für die deutschen Bibliotheken und war Vertreterin des Geschäftsführers der Reichstauschstelle. Erst zum Mai 1943 – mehr als 13 Jahre nach Abschluss der Prüfung – wurde sie in das Beamtenverhältnis übernommen und zur Bibliotheksrätin befördert.

Kathi Meyer-Baer emigrierte gemeinsam mit ihrem Mann über Frankreich 1940 in die USA. Sie wurde zwar zeitweise durch ein Stipendium des Emergency Committee in Aid of Displaced Foreign Scholars[102] unterstützt, konnte jedoch zeitlebens keine gesicherte Anstellung als wissenschaftliche Bibliothekarin finden.[103]

Förmliche Empfehlungsschreiben waren für den Werdegang Breitenbachs entscheidende Wegbereiter. Aby Warburgs beharrliches Engagement und seine finanzielle Unterstützung ermöglichten Breitenbach, die bibliothekswissenschaftliche Ausbildung zu absolvieren. Warburg förderte seine internationale Orientierung und bewirkte die Vernetzung mit den internationalen Forschungs- und Bibliotheksinstitutionen u. a. durch großzügige Finanzierung von Konferenz- und Recherchereisen ins Ausland.

Gleichzeitig suchte Warburg seiner aufstrebenden Kulturwissenschaftlichen Bibliothek, ein ‚Newcomer‘ unter den altehrwürdigen Institutionen der deutschen Bibliothekswesens, die Anerkennung als ernstzunehmende Einrichtung und gleichwertigen Partner in der bibliothekarischen Fachwelt zu verschaffen. Warburg gelang es, seine Kulturwissenschaftliche Bibliothek nicht nur innerhalb der Bibliotheks-Gemeinschaft, sondern auch in der wissenschaftlichen Community und der Hamburger Öffentlichkeit erfolgreich zu situieren.

Am 26. Oktober 1929 starb Aby Warburg. Noch kurz zuvor hatte er mit Breitenbach korrespondiert und ihm Nachweise über dessen Tätigkeit für die Kulturwissenschaftliche Bibliothek geschickt.[104] Der Nationalsozialismus setzte der Entwicklung der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg in Hamburg ein abruptes Ende. Zwar steht das Gebäude der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek noch in der Heilwigstr. 116 in Hamburg, die Bibliothek selbst wurde jedoch 1933 nach London verschifft und ist als Warburg Institute heute Teil der School of Advanced Study der University of London.

Edgar Breitenbach kehrte nach Jahren der Emigration 1945 in das kriegszerstörte Deutschland zurück.[105] Bei seiner Ankunft in Frankfurt fand er Ruinen vor: „Von meiner alten Stadtbibliothek, wo ich als junger Rat 1929 begonnen hatte, stand nur noch die klassizistische Fassade aufrecht, das Gebäude dahinter lag in Asche. Was es noch an bibliothekarischem Leben gab, spielte sich in der Rothschildschen Bibliothek ab, die wie ein Wunder den Krieg unbeschädigt überdauert hatte. Dort sah ich auch den prächtigen Hanns W. Eppelsheimer wieder, ein Wiedersehen, das nach der niederschmetternden Erfahrung des Tages dazu half, das Gleichgewicht wiederzugewinnen.“[106] Von Oktober bis Dezember 1945 hatte Breitenbach Zeit, sich in Berlin umzusehen. In der Staatsbibliothek, die nun in der sowjetisch besetzten Zone lag, traf er alte Freunde und Kollegen, die sich einige Zeit später in den Westen absetzten. Im Vorhof der Bibliothek zeigte man ihm die Stelle, wo man den Generaldirektor Krüss begraben hatte, der sich am 27. April 1945 in der teilzerstörten Bibliothek das Leben genommen hatte. Die Kuppel des Lesesaals war eingestürzt und formte einen riesigen Schutthaufen.[107]

Im Deutschland der Nachkriegsjahre konnte Breitenbach an Kontakte aus seiner Volontärszeit anknüpfen. Er traf dort auch wieder auf Gisela von Busse, die sich wie Breitenbach für den Wiederaufbau der Bibliotheken engagierte und später das Bibliotheksreferat der Deutschen Forschungsgemeinschaft leitete.[108] 1953 kehrte er in offizieller Mission als Berater für den Bau der AmerikaGedenkbibliothek nach Berlin zurück und brachte sein Fachwissen als Kunsthistoriker in den Aufbau der Abteilung Kunst ein. Er verstand sich stets als Praktiker und schrieb rückblickend 1976: „Da mir reines, verwaltungsmäßig Über-den-Dingen-Schweben wenig zusagt, und ich glaube, daß man praktische Bibliotheksarbeit leisten muß, um die Dinge in den Griff zu bekommen, so baute ich eine der Abteilungen, die Kunstabteilung, selber auf. Mein Mitarbeiter war die ausgezeichnete Grete Hesse, die die Abteilung noch heute leitet“.[109] So besteht in der Person und im Wirken Breitenbachs eine direkte Verbindung von der Hamburger kunsthistorischen Schule und der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg sowie von den Reformbestrebungen der Weimarer Republik im beruflichen Feld des Bibliothekswesens bis zur Amerika-Gedenkbibliothek im West-Berlin der Nachkriegszeit.

Breitenbach verwirklichte sein Konzept der Amerika-Gedenkbibliothek als einer Public Library nach US-amerikanischem Vorbild. Vorangegangen waren Anfang der 1950er-Jahre Gespräche mit Walter Mevissen auf Reisen durch die (Volks-)Bibliotheken im Nachkriegsdeutschland sowie auf den monatelangen Studienreisen zu den größten US-amerikanischen Public Libraries und Gespräche mit Charles Mohrhardt, dem Stellvertretenden Direktor der Detroit Public Library.[110] Dabei brachte Breitenbach seine eigenen Erfahrungen im Bibliothekswesen aus der Zeit der Weimarer Republik mit ein.

Bereits Anfang 1928 scheint Breitenbach mit Gertrud Bing das Berufsbild des Bibliothekars diskutiert zu haben, denn Bing notiert in das Tagebuch der KBW „Sehr richtig finde ich Breitenbachs Einwand, daß die Bibliotheks Wissenschaft [sic] nicht autonom werden dürfe. Der beste Bibliothekar wird immer der sein, der quasi seine eigenen Bücher anschafft, d. h. dem eine intensive Hinwendung auf ein bestimmtes Problem und wenigstens eine spezielle Wissenschaft den Blick für das Buch schärft.“[111] Wenig später entdeckt sie Parallelen zwischen dem Berufsbild des Bibliothekars der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg mit dem der US-amerikanischen Public Library: „Die Bibliothek nimmt in Amerika die Stellung der Schule bei uns ein, weil das Buch als Mittel der Selbstbildung höher geschätzt wird als die heteronome Haltung der Schule.“[112] Bing bezieht sich auf den Beitrag „Die Stellung der Public Library im Bildungswesen der Vereinigten Staaten von Amerika“ von Adolf Jürgens. Über die Public Library in den USA schreibt Jürgens, sie bilde „das wichtigste Mittel der Selbsterziehung im Gegensatz zu der mehr autoritären Haltung der Schule [...]. Von der politisch einsichtigen Schicht des Landes wird die Bibliotheksbewegung auch gefördert, weil sie als das wichtigste Mittel der Erziehung der Masse zum Bürgersinn erkannt ist“.[113] Die Bibliothekare der American Library Association seien von Missionsgeist beseelt, „eine freie Vereinigung von Idealisten, Vorkämpfern der Volkserziehung durch das Buch“.[114] Die US-amerikanische Public Library und ihr Berufsbild des Bibliothekars repräsentierte für die Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg demnach bereits 1928 ein Ideal.

Im Deutschland der frühen 1950er-Jahre wurde die Public Library im Zuge der US-amerikanischen Politik der Re-Education und Demokratisierung zum Vorbild für den Wiederaufbau des Bibliothekswesens und für die Transformation von der Volksbibliothek zur Öffentlichen Bibliothek. Edgar Breitenbach setzte sich persönlich dafür ein, dass der von den USA zum Gedenken an die Luftbrücke und das Ende der Berlin-Blockade finanzierte Bibliotheksbau in West-Berlin als Public Library konzipiert wurde.[115] Die 1954 eröffnete „Amerika-Gedenkbibliothek – Berliner Zentralbibliothek“ sollte als größte öffentliche Bibliothek Berlins eng mit allen Organisationen kooperieren, die an demokratischer Erziehung interessiert sind.[116]

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Hinweis

Die Anfrage des Projektteams zum 90. Jubiläum des Instituts für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin vom 14. Juni 2018 gab den Anstoß zu diesem Beitrag und führte auf eine Entdeckungsreise in die Archive. Im Warburg Institute London traf ich Prof. Dr. Elizabeth Sears und danke ihr herzlich für die großzügige Bereitstellung ihres Transkripts der Akte Edgar Breitenbach, Emergency Committee in Aid of Displaced Foreign Scholars, New York Public Library. Für die Übersetzung des Titels und Abstracts ins Englische danke ich Dr. Hannah Mowat.


Über den Autor / die Autorin

Dr. Anna Bohn

Humboldt-Universität zu Berlin, Lehrbeauftragte am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft, Unter den Linden 6, D-10099 Berlin Germany

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Wieder, Joachim (2012): An outline of IFLA’s History. In: IFLA’s First Fifty Years. Achievement and challenge in International Librarianship, hg. v. Willem Roelf Henderikus Koops und Joachim Wieder. Berlin u. a.: De Gruyter Saur (IFLA Publications 10). Verfügbar unter https://www.degruyter.com/viewbooktoc/product/65729.Suche in Google Scholar

Wuttke, Dieter (Hrsg.) (2001): Erwin Panofsky. Korrespondenz 1910 bis 1968. Eine kommentierte Auswahl in fünf Bänden. Band I. Wiesbaden: Harrassowitz.Suche in Google Scholar

Online erschienen: 2020-08-14
Erschienen im Druck: 2020-07-29

© 2020 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Artikel in diesem Heft

  1. Frontmatter
  2. Frontmatter
  3. Inhaltsfahne
  4. Editorial
  5. BIBLIOTHEK – Forschung und Praxis und Open Access
  6. Elmar Mittler zum 80. Geburtstag
  7. Wir gratulieren: Paul Kaegbein zum 95.
  8. Zukunftsgestalter 2020
  9. Video-Streaming in Bibliotheken – vom Pilotprojekt zum internationalen Publikum
  10. Das SLUB TextLab: Offene Werkstatt für analoge und digitale Textarbeit
  11. „Wie entsteht eigentlich Zukunft?“
  12. “To begin, at the beginning [...]“
  13. (Digitale) Medienkompetenz in der Stadtbibliothek Kreuztal – Ein Blick in das Projekt „Wissen, Können, Machen“
  14. Open Access im Blick! Mehr Sichtbarkeit von Open-Access-Publikationen in der Bibliothek – Projekt visOA
  15. Corona-Krise
  16. Community-building without a Building: Can Libraries Resume Their Place as the Academic Hearts of their Campuses?
  17. Neue Entwicklungen
  18. Aktuelle Entwicklungen an den österreichischen Bibliotheken 2019
  19. Infrastrukturentwicklung für digitale Editionen am Beispiel der Universität Zürich: Herausforderungen, Erfahrungen und Perspektiven
  20. Geschäftsprozesse im Fachreferat
  21. OCR-D kompakt: Ergebnisse und Stand der Forschung in der Förderinitiative
  22. Weitere Beiträge
  23. „Lust ja, aber keine Zeit!“: Publikationsverhalten von Bibliothekaren und Informationswissenschaftlern
  24. Kinder über das Vorlesen für naturwissenschaftlich-technische Themen begeistern
  25. „Innerlich frischer und wachstumsfähiger Nachwuchs“
  26. Meinung
  27. Der Kosmos eines dritten Ortes
  28. Diskussion
  29. Artikelbearbeitungsgebühren im Spiegel von Forschung und Praxis
  30. Bibliografische Übersichten
  31. Zeitungen in Bibliotheken
  32. Rezensionen
  33. Johannes Frimmel: Das Geschäft mit der Unzucht. Die Verlage und der Kampf gegen Pornographie im Kaiserreich und in der Weimarer Republik. (Buchwissenschaftliche Beiträge; Band 99). Wiesbaden: Harrassowitz Verlag. VIII, 366 Seiten: 18 Abbildungen, fest gebunden. ISSN 0724-7001; ISBN 978-3-447-11269-7. 78,– €
  34. Annelen Ottermann: Die Mainzer Karmelitenbibliothek: Spurensuche – Spurensicherung – Spurendeutung. 2., überarb. Aufl. Berlin: Logos, 2018. 1020 S. (Berliner Arbeiten zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft: Band 27). Auch als E-Book: https://ebookcentral.proquest.com/lib/gbv/detail.action?docID=5520804
Heruntergeladen am 12.9.2025 von https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/bfp-2020-0026/html
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